zudem mehr und mehr Abhandlungen, die den sich abzeichnenden Brüsseler Superstaat aufs Korn nehmen. Auswahlweise ist auf die Schriften von Henryk M. Broder, Hans Magnus Enzensberger und Karl Albrecht Schachtschneider hinzuweisen.
Die ehemalige österreichische Bundespräsidentenkandidatin und FPÖ-Europaabgeordnete, Barbara Rosenkranz, fügt diesen Publikationen eine weitere kritische hinzu. Sie ist eine politische Praktikerin, die nicht zuletzt ihre persönlichen Erfahrungen in der vorliegenden, im Essay-Ton gehaltenen Veröffentlichung verarbeitet. Folgerichtig finden sich etliche Ausflüge in die Politik- wie Kulturgeschichte: Die Lucretia-Überlieferung wird ebenso in Erinnerung gerufen wie der Prometheus-Mythos und die Zeitenwende der Französischen Revolution. Von den frühen Europapolitikern werden Jean Monnet, ein Vertreter des Zentralismus, und Charles de Gaulle herausgestellt.
Die Erörterungen über die noch andauernde Krise Europas bringen als naheliegendes Ergebnis, daß die europäische Unifizierung politischen Erwägungen geschuldet ist. Besonders begrüßenswert: daß die Verfasserin den Widerspruch zwischen »mehr Eu-ropa« und »mehr Demokratie« deutlich betont. Andere Standpunkte bleiben mitunter vage. Was hält die Verfasserin, die ja zum antiklerikalen Flügel der FPÖ gerechnet wird, vom christlichen Abendland? Immerhin verteidigt sie den italienischen Politiker und Gelehrten Rocco Buttiglione, der sich für rechtliche Toleranz gegenüber Homosexuellen ausgesprochen hat, ohne moralische Vorbehalte aufzugeben.
In ihrem Schlußplädoyer sieht die Autorin den inneren Frieden wie auch fundamentale Freiheitsrechte durch die reale EU bedroht. Hätte sie ihr Buch etwas später auf den Markt gebracht, wäre es sinnvoll gewesen, den Gesinnungsterror zu brandmarken, der sich infolge des von der Mehrheit des EU-Parlaments angenommenen Berichts der österreichischen Abgeordneten Ulrike Lunacek zur Privilegierung von sexuellen Minderheiten wohl verbreiten wird. Die Zukunft Europas ist eher düster. Die Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken, sind gering – auch für Rosenkranz.
Barbara Rosenkranz: Wie das Projekt EU Europa zerstört: Eine überzeugte Europäerin rechnet ab …, Graz: Ares 2014. 143 S., 14.95 €