Mehr Europa? – “Wie das Projekt EU Europa zerstört” von Barbara Rosenkranz

von Felix Dirsch - Rezension aus Sezession 59 / April 2014

Seit Beginn der Euro-Krise ist eine größere Zahl von euro-skeptischen Studien erschienen,...

zudem mehr und mehr Abhand­lun­gen, die den sich abzeich­nen­den Brüs­se­ler Super­staat aufs Korn neh­men. Aus­wahl­wei­se ist auf die Schrif­ten von Hen­ryk M. Bro­der, Hans Magnus Enzens­ber­ger und Karl Albrecht Schacht­schnei­der hinzuweisen.

Die ehe­ma­li­ge öster­rei­chi­sche Bun­des­prä­si­den­ten­kan­di­da­tin und FPÖ-Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te, Bar­ba­ra Rosen­kranz, fügt die­sen Publi­ka­tio­nen eine wei­te­re kri­ti­sche hin­zu. Sie ist eine poli­ti­sche Prak­ti­ke­rin, die nicht zuletzt ihre per­sön­li­chen Erfah­run­gen in der vor­lie­gen­den, im Essay-Ton gehal­te­nen Ver­öf­fent­li­chung ver­ar­bei­tet. Fol­ge­rich­tig fin­den sich etli­che Aus­flü­ge in die Poli­tik- wie Kul­tur­ge­schich­te: Die Lucre­tia-Über­lie­fe­rung wird eben­so in Erin­ne­rung geru­fen wie der Pro­me­theus-Mythos und die Zei­ten­wen­de der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on. Von den frü­hen Euro­pa­po­li­ti­kern wer­den Jean Mon­net, ein Ver­tre­ter des Zen­tra­lis­mus, und Charles de Gaul­le herausgestellt.

Die Erör­te­run­gen über die noch andau­ern­de Kri­se Euro­pas brin­gen als nahe­lie­gen­des Ergeb­nis, daß die euro­päi­sche Uni­fi­zie­rung poli­ti­schen Erwä­gun­gen geschul­det ist. Beson­ders begrü­ßens­wert: daß die Ver­fas­se­rin den Wider­spruch zwi­schen »mehr Eu-ropa« und »mehr Demo­kra­tie« deut­lich betont. Ande­re Stand­punk­te blei­ben mit­un­ter vage. Was hält die Ver­fas­se­rin, die ja zum anti­kle­ri­ka­len Flü­gel der FPÖ gerech­net wird, vom christ­li­chen Abend­land? Immer­hin ver­tei­digt sie den ita­lie­ni­schen Poli­ti­ker und Gelehr­ten Roc­co But­tig­li­o­ne, der sich für recht­li­che Tole­ranz gegen­über Homo­se­xu­el­len aus­ge­spro­chen hat, ohne mora­li­sche Vor­be­hal­te aufzugeben.

In ihrem Schluß­plä­doy­er sieht die Autorin den inne­ren Frie­den wie auch fun­da­men­ta­le Frei­heits­rech­te durch die rea­le EU bedroht. Hät­te sie ihr Buch etwas spä­ter auf den Markt gebracht, wäre es sinn­voll gewe­sen, den Gesin­nungs­ter­ror zu brand­mar­ken, der sich infol­ge des von der Mehr­heit des EU-Par­la­ments ange­nom­me­nen Berichts der öster­rei­chi­schen Abge­ord­ne­ten Ulri­ke Lunacek zur Pri­vi­le­gie­rung von sexu­el­len Min­der­hei­ten wohl ver­brei­ten wird. Die Zukunft Euro­pas ist eher düs­ter. Die Mög­lich­kei­ten, dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, sind gering – auch für Rosenkranz.

Bar­ba­ra Rosen­kranz: Wie das Pro­jekt EU Euro­pa zer­stört: Eine über­zeug­te Euro­päe­rin rech­net ab …, Graz: Ares 2014. 143 S., 14.95 €

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