Das war’s. Diesmal mit Wahl-o-mat, gymnasialem Literaturunterricht, dem Holocaust-Mahnmal und Kannibalen

20. 5. 2014 - Neuigkeiten aus Klasse acht:

1. Zur Wahl stehen als Literatur (!) für den Deutsch(!)unterricht der Gymnasial(!)klasse diese beiden Bücher:...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Coming 2 get you von Simon Pack­ham und Chat­room-Fal­le von Helen Vrees­wi­jk. Es gewinnt Coming…, es hat rund hun­dert Sei­ten weni­ger. Sie nen­nen es Demokratie.

2. Der nächs­te Klas­sen­aus­flug – im Juli – geht in einen Indoor-Klet­ter­park. Man spricht von einem „Event“. Nach dem Geklet­te­re, vul­go Rum­ge­hän­ge, geht es zum Shop­pen in den soge­nann­ten Saa­le­park­cen­ter. Sie nen­nen es Wandertag.

21.5. 2014

Abend­brot­ge­spräch unter drei Kin­dern, die alle­samt deut­lich von der Voll­jäh­rig­keit ent­fernt sind. Das flei­ßi­ge Kind : „Ich hab grad Wahlomat gemacht. Dem­nach soll ich die Bay­ern­par­tei wäh­len, im Ernst.“

Das ehr­gei­zig-jäh­zor­ni­ge Kind: „Wahlomat? Gibt’s wie­der? Gut, will ich auch machen! Darf ich mal ins Internet?“

Das über­le­ge­ne Kind: „Och, du Klein­kind! Es langt, wenn du dich da in unge­fähr hun­dert Jah­ren drum küm­merst. Was weißt du eigent­lich wirk­lich von Politik?“

Das ehr­gei­zig-jäh­zor­ni­ge Kind (sehr laut, rotes Gesicht): „Viel­leicht mehr als du!! Und hun­dert­pro­zen­tig mehr als…. als die Frau X, die Frau Y und… und der Herr Z! (Namen aus der wohnört­li­chen Umge­bung fal­len.) Aber logisch: Am liebs­ten wärst du die Köni­gin von Deutsch­land! SCHON KLAR!“

Die Über­le­ge­ne: „ Naja. Las­sen wir das. Bei mir war´s übri­gens wie immer. Wit­zig. Hab von denen ansons­ten noch nie was gehört. Hän­gen die eigent­lich mit denen in USA zusammen? “

Also gut, mach ich eben auch den Wahlomat. Eben­falls wie immer, aller­dings ein ande­res Ergeb­nis als bei den Kin­dern. (Wun­de­re mich, woher mei­ne Kin­der Kennt­nis­se über Agrar­sub­ven­tio­nen und das Frei­han­dels­ab­kom­men haben. )  Mein Ergeb­nis ist irrele­vant. Wird nicht beher­zigt. Wit­zig ist, daß die nied­rigs­te Zustim­mungs­quo­te sich bei uns drei Fami­li­en­mit­glie­dern deckt. Es ist die SPD.  Selbst KPD und MLPD schnei­den bes­ser ab.

22. 5. 2014

In eigen­ar­ti­ger Wei­se betrof­fen macht Thors­ten Schmitz‘ Arti­kel „Kaputt“ in der Süd­deut­schen Zei­tung. Ein Meis­ter­stück. Daß das groß­di­men­sio­nier­te Ber­li­ner Holo­caust­mahn­mal Ris­se bekom­men hat, war schon län­ger bekannt. Auch, daß zwi­schen den Ste­len immer wie­der zahl­rei­che Kon­do­me ent­sorgt wer­den müs­sen. Aber das eine der 2711 Ste­len (die 4000 von Archi­tekt Eisen­mann geplan­ten sei­en Hel­mut Kohl „zuviel“ gewe­sen) am spä­ten Abend des 23.12. 2010 in einer Nacht-und-Nebel-Akti­on (als irrepa­ra­bel) ent­fernt wor­den ist? Als man Lea Rosh nun

von der feh­len­den Ste­le erzählt, ist sie fas­sungs­los: „Was?“, sagt sie „davon weiß ich ja gar nichts.“

Ver­spro­chen war bau­lei­ter­seits, daß die Beton­ste­len, die das Leid der im Drit­ten Reich ver­folg­ten Juden ver­sinn­bild­li­chen sollten,

„1000 Jah­re hal­ten“.  Nun ist das so eine Sache, wenn in Ber­lin mit tau­send­jäh­ri­ger Halt­bar­keit gewor­ben wird.

Das 27,4 Mil­lio­nen Euro teu­re Mal brö­ckelt. Inzwi­schen wur­den fast 50 Ste­len stäh­lern gegür­tet. Lea Rosh fin­det die Stahl­gür­tel auch nicht toll, mil­dert aber ab:

„Die Man­schet­ten fin­de ich gar nicht so schlimm, die sind ja Ton in Ton“.

Die ver­ant­wort­li­che Stif­tung hin­ge­gen ent­wirft ein Horrorszenario:

„Ein jun­ger Besu­cher hüpft von Ste­le zu Ste­le, eine bricht, der Jugend­li­che stürzt, schlägt mit dem Kopf auf die schar­fen Kanten.“

Nicht aus­zu­den­ken! Man stel­le sich die Schlag­zei­le vor! Die bedenk­li­chen Ris­se im Holo­caust­ge­denk­ste­len­be­ton rüh­ren ver­mut­lich aus ihrer Hohl­heit, heißt es. „Man hat eben ver­sucht, Geld ein­zu­spa­ren.“ Dabei sei

“der Beton an sich erst­klas­sig, der ver­dich­tet sich selbst wie Honig.“

23.5. 2014

Kürz­lich war ich in der Ver­le­gen­heit, in einem kind­li­chen „Freun­de­buch“ mei­nen „Lieb­lings­schau­spie­ler“ ein­zu­tra­gen. War nicht schwie­rig: Devid Strie­sow. Der Kino­film, in dem die­ser wirk­lich begna­de­te Dar­stel­ler seit die­ser Woche reüs­siert heißt Zeit der Kan­ni­ba­len. Die Note Zwei plus, die ich dem Film von Johan­nes Naber geben will, speist sich aus meh­re­ren glat­ten Ein­sen (gar mit Stern­chen) und ein paar Dreien.

Man­ches ist über­zo­gen und thea­tra­lisch, und selbst wenn der thea­tra­li­sche Effekt gewollt ist: Nicht immer wird aus der bewuß­ten Über­zeich­nung ein tref­fen­des Bild. Außer­dem ist der gie­ri­ge, skru­pel­lo­se Kapi­ta­list als Typ eine über­ra­schungs­freie Figur.  Und: es ist ein epi­go­na­les Stück. Daß die Figur des Invest­ment­be­ra­ters, die Strie­sow hier spielt, eine Fort­fol­ge sei­ner Rol­le in Yel­la ist, macht nichts. Chris­ti­an Pet­zolds Yel­la ist einer der bes­ten Fil­me überhaupt!

Aber die­se Art von Kapi­ta­lis­mus­kri­tik und kam­mer­spiel­ar­ti­ger Selbst­zer­flei­schung hat man ziem­lich genau so schon häu­fig gese­hen. Vor allem hät­te ich erwar­tet, daß im Abspann Jonas Lüscher gedankt wird, des­sen groß­ar­ti­ge Novel­le Früh­ling der Bar­ba­ren wie eine Vor­la­ge zum Film wirkt. Vie­les ist wie abge­kup­fert: der abge­schie­de­ne Raum, in dem die Hand­lung spielt, die aal­glat­ten, teils sport­lich gestähl­ten, super­fit­ten Finanz­mak­ler, die Skru­pel­lo­sig­keit, der Hedo­nis­mus, die außer­ehe­li­chen Sex­ge­schich­ten, und über­deut­lich die­se Poin­te: Als gera­de die wil­des­te Freu­den­par­ty am Lau­fen ist, kommt es wie ein Bom­ben­schlag – alle Kre­dit­kar­ten sind plötz­lich gesperrt. Die Gro­ße Geld­ma­schi­ne hat sich verhakt.

Wie bei Lüscher geht es auch bei Naber sofort ans Ein­ge­mach­te, sprich, ans Leben: Der Kan­ni­ba­le (bei Lüscher: der Bar­bar) beginnt sein Werk. Dabei hat­te man die­se Kräf­te zuvor ignoriert.

Im Kan­ni­ba­len-Film (wie auch bei Lüscher) gibt es zahl­rei­che groß­ar­ti­ge Sequen­zen. Die drei Bera­ter im Film sah­nen ab, sägen ab, ver­nich­ten Exis­ten­zen, pro­fi­tie­ren auf Kos­ten ande­rer. Sie hocken aus­schließ­lich in Hotel­zim­mern, welt­weit, hier in Indi­en, in Nige­ria. Daß drau­ßen vor der Tür die Höl­le los ist, inter­es­siert sie nicht. Die bei­den Män­ner weit­ge­hend grund­bö­se, zu ihnen gesellt sich das Grü­ne Gewis­sen, Bian­ca, Frau und Kon­kur­ren­tin, zuvor für eine men­schen­recht­lich enga­gier­te NGO tätig: Sie pre­digt den Her­ren das, was Strie­sow ali­as Öllers „Moral­im­pe­ria­lis­mus“ nennt: Frau­en­rech­te, Men­schen­wür­de, Gleich­heit. Alle sind sie befan­gen in ihrem Jar­gon, die Moral- wie die Finanzprofiteure.

Öllers (der mal einen eigen­ar­ti­gen und unbe­ant­wor­te­ten Vor­schlag zum Holo­caust-Gedenk­wett­be­werb ein­ge­reicht hat­te) erwirt­schaf­tet neben­bei auch sexu­el­le Dienst­leis­tun­gen von den jewei­li­gen Zim­mer­mäd­chen und kom­men­tiert die immer wie­der zu hören­den, immer nähe­re kom­men­den Bom­ben­ein­schlä­ge von drau­ßen zynisch: Klar, das ist der Islam. Der bombt sich vor­an. Wenn die Chris­ten mal wenigs­tens die Pius-Brü­der vor­schi­cken wür­den! „Die haben wenigs­tens noch Eier in den Hosen!“

Als das letz­te Stünd­lein schlägt, kau­ern die drei Impe­ria­lis­ten unter­schied­li­cher Cou­leur zusam­men im Bett­ver­steck und bedau­ern dies: Daß kei­ner ein Gebet kennt. Und die deut­sche Bot­schaft ist nicht erreich­bar. Gibt es die über­haupt – eine Deut­sche Bot­schaft? Im Film macht sie jeden­falls eine tod­brin­gen­de Pause.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (22)

Marcus Junge

25. Mai 2014 08:47

"Heute hingegen in der Jungen Freiheit ein Interview mit einem AfD-Frontmann namens Henkel gelesen."

Haha, ich les die AfD-Propaganda der JF schon lange nicht mehr wirklich, die ist so unterirdisch, wie in den Jahren davor die Hoffnungsträger aus CSU/CDU/FDP, die bei der JF stand (die Miesere, Karl Theodor zu Schmalz-Haargel, Gau-ckler, Gauweiler, ...), weil ich seit Gründung der AfD immer geschrieben hab, das die unwählbar sind, was auch jeder wissen konnte, der auch nur beim Gründungsparteitag aufpaßte.

Sie wolle "eine Alt-CDU sein, so wie einst in den 80'ern bei Birne" (weil man sich ja unmöglich erinnern kann, welche Verbrechen Birne da getätigt hat, die bis (oder erst) heute ihre Wirkung zeigen), sie verehren die großen Deutschen, also die Vaterlandsverrätertypen der BRD, angefangen bei "Adenauer, zu Schmidt! und Kohl", keine Abkehr vom Euro, nur einige Doktörchenspiele bitte, EU ist eigentlich Supi, später dann der Eiertanz um jene, die gegen die Islamisierung sind, die Aufnahmeverbote für alle, die vorher in falschen Parteien waren (also nationale oder gegen die Umvolkung stehende), bis hin zu den Distanzierungen vom "rechten" Block im großen Sowjet zu Brüssel.

Wer da ernsthaft immer noch von "Alternative" fabuliert, der schläft wieder tief und fest und ist eine erstklassige Systemstütze, so wie die AfD halt.

Schnarchnasen, euer (unser) Geld ist so oder so weg, das Kind ist 2010 final im Brunnen ersoffen. Die AfD kann es nicht retten. Außerdem ist der Euro ein Symptom, nicht die Krankheit. Heilung werden die "Wunder"tinktürchen der AfD ganz sicher nicht bringen, nur sedieren, wie bisher Mutti oder Sigi oder Empörungskröte. Aber das wollt ihr ja nicht hören oder glauben.

Steffen

25. Mai 2014 10:46

Ja Frau K., es sind schon geradezu peinliche Lektüreerfahrungen, denen man sich auch am Gymnasium stellen muss. Bei uns waren es in der achten oder neunten Klasse bspw. "Speed" von Maureen Stewart oder "Die Einbahnstraße" von Klaus Kordon. Beide in primitivster Sprache mit ebenso primitiven Inhalt - aber!: in eben jenem neunten Schuljahr hielt ich auch einen Vortrag über Conrads "Herz der Finsternis" - mit einer kleinen Rezension, Inhaltsübersicht, Personenkonstellation und auch einer umfangreichen Interpretation und Vorlesepassage. Insgesamt summierte sich der Vortrag auf die vollen fünfundvierzig Minuten einer Unterrichtsstunde. Mir wurde dieser Umstand auch erst wieder in Erinnerung gerufen, als ich an einem der verregneten Tage der letzten Woche alte Schulunterlagen aussortierte. Als ich mir meine Aufzeichnungen zum Buch und zum Vortrag ansah und die Interpretation las, fühlte ich selbst eine gewisse Peinlichkeit, die wohl die Lehrerin damals beschlichen haben muss, als sie den Vortrag hörte. Ist es also gut, sich mit eben solchem Stoff zu beschäftigen, selbst wenn man ihn fehlinterpretiert? Eine Interpretation unterliegt ja ohnehin dem aktuellen Geisteszustand und Erfahrungsschatz. Oder ist es überhaupt der eigentliche Sinn? Sich letztlich mit einem Buch auseinander zu setzen und in unregelmäßigen Abständen immer wieder zu diesem Buch zurück zu finden, um es neu zu entdecken, neu zu interpretieren und was als feste Größe oder unumstößliche Weisheit gesetzt wurde, völlig zu revidieren?

Carsten

25. Mai 2014 10:58

"Öch vörspröche Ihnen, Frau Rosch, der Betonk hält tausönd Jahre!!"

Hahaha, eine großartige Realsatire!! Zum Brüllen lustig!

Der Wahl-o-mat ist ein unterhaltsames Gesellschaftsspiel für Freunde und Familie. Ich spiele das immer wieder gerne. Bei mir kommt jedesmal REP raus, aber gewählt hab' ich die noch nie.

Marcus Junge

25. Mai 2014 13:30

Carsten

Und warum? Weil das System Ihnen eingeredet hat, das wären Nazis? Weil der VS da in den 90'ern seine Leute wirken ließ oder die Medien so objektiv und fair berichteten? Bitte nicht, "weil das Personal zu unterirdisch war / ist", verglichen mit den Politclowns des Systems, sind es Lichtgestalten, selbst wenn nur ein Kerzlein brennt.

Carsten

25. Mai 2014 19:00

Marcus Junge,

ach Quatsch "Nazis" und "System". Wenn man eine Partei wählt, erwartet man doch eine gewisse Erfolgschance. Und vor allem eine gewisse Relevanz der Wahl an sich. Da bleibe ich lieber im Bett.

Ist Raskolnikow eigentlich im Urlaub? Doch hoffentlich nicht krank!

C.Céline

25. Mai 2014 19:57

trifft sicherlich nicht bei Ihnen zu... aber...Ich als Kletterer "rumhänger" kann nur sagen: den fetten Stadtkindern tut es mal gut in acht metern Höhe zu schwitzen...

Kositza: Die Frage ist: Gibt es ein wahres Klettern im falschen? Im Juli in eine vorgefertigte (nebenbei hochpreisige) Eventhalle zu fahren, naja...Ich hätte sie mit dem Fahrrad um den Geiseltalsee gescheucht, oder mit Rollschuhen, oder wie man das heute nennt. Mit den "fetten Stadtkindern" ist es eh komisch. Ich halte das für ein Gerücht. Ich seh hin und wieder ein Pummelchen, es überwiegen aber Normalen und die Dünnen. (Ist bei zugewanderten Kindern anders, die gibts hier aber nicht.)

Nordlaender

25. Mai 2014 21:34

@ Carsten

"Wenn man eine Partei wählt, erwartet man doch eine gewisse Erfolgschance."

Gegen Rechts, gegen den "populus" (Volk), für "Zuwanderung", für EUropa, für den EUro, für "Integration" stimmen und damit für Henkel (Af"D"), dessen Sohn übrigens mal vor einer Stuttgarter Diskothek bereichert worden ist, das kann ein Reaktionär eben einfach nicht. Leib, Seele, Herz und Gemüt, alles sträubt sich da.
Die Morgenröte der Scham verglühte das ganze Antlitz, wenn man so einen unappetitlichen Verrat beginge.

Unke

25. Mai 2014 23:04

Carsten,
dito.
Die Fragen sind zwar vom kommunistischen bpp und entsprechend ausgewählt + suggestiv formuliert, aber die Leute können ja lesen (naja, ob sie es denn auch tun, bzw., wie Lichtmesz sagen würde, sinnentnehmend lesen ist wieder was anderes).
Mit der AfD (dessen Chef Lucke sich das durch die Teilbeurlaubung entgangene Professorengehalt von der Partei zahlen lässt) habe ich meinen Frieden gemacht: bei gerade mal 7% ist sie eine quantité négligable, da wäre es zuviel der Liebesmüh sich an ihr abzuarbeiten. Ob da so ein Strebertyp wie Henkel (hat ebenso wie Lucke in seinem Leben nie nennenswerte ökonomische bzw. persönliche Risiken eingegangen, war immer braver Hierarch) mit seiner arroganten Art Binsenweisheiten zum Besten gibt - geschenkt. Was soll man von Figuren halten die sogar zu feige sind offen mit der UKIP (von der BNP redet ja gar keiner) zu sympathisieren?
Die FAZ schaltet nach Monaten der Hetze heute auf Verständigung. Union und FDP müssten auf die AfD zugehen. Nicht wirklich überraschend. Gleichzeitig wird man seitens des Establishments sich als Reserve gerne die Antifa in der Hinterhand halten - man braucht sie vielleicht noch.
Also alles sehr vorhersehbar.
Es ist schon deprimierend zu sehen, dass in Deutschland die Leute mit Abstand am wenigsten den Hintern hochbekommen. In Italien gibt mindestens eine breite Protestbewegung, in Frankreich, in UK sowieso, in Belgien, sogar in Holland... nur die Dummdeutschen schaffen es nicht einmal das Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen.

Nordlaender

26. Mai 2014 00:05

@ Kositza

"Gibt es ein wahres Klettern im falschen"

Der Sache mal auf den Wiesengrund gegangen: Es bringt rein gar nichts, wenn wir die Hans-Güntherchens "Justin" taufen und die Inges "Chantal". Eine gar zu schlichte Tarnung, die die Wahrheit nicht verscheuchen kann. Uns stehen sehr harte Zeiten bevor.

Thomas Wawerka

26. Mai 2014 09:26

Hauptsache, die Gesinnung stimmt, was? Wie bei den Linken ... ts! Seriöse politische Arbeit verlangt Kompromisse. Lucke macht das richtig.

Kositza:Wichtig:Der hat angefangen mit der "Gesinnung"! Aber ok, ich hab gestern auf einigen der fünf Wahlzettel auch AfD angekreuzt. Typisch frau halt: hab geguckt, wer hat hier den sympathischsten Beruf. Die Gesichter warn ja nicht abgebildet.

Nordlaender

26. Mai 2014 10:19

@ Thomas Wawerka

"Hauptsache, die Gesinnung stimmt, was?"

Pfui, wer hat denn aber auch so etwas? Wäre ja fast schon ein Ideologie, ein solcher welcher.

KW

26. Mai 2014 13:24

Ich habe bei dem Interview mit Henkel immeran Satire gedacht. Er will sich für den chinesischen Bürgerrechtler Ai Weiwei einsetzen. Dazu kommt das hier, die Mittelscicht zu fördern, ist löblich, aber sperrangelweit offene Grenzen, nee, nicht mit mir! Die AfD ist für mich eine Abteilung der Merkel CDU. Bißchen Kosmetik ja, aber keine Wurzelbehandlung. Ohne die sitzen immer wieder dieselben Gestalten im Hintergrund.

https://ef-magazin.de/2014/05/23/5368-interview-spannungsfeld-zwischen-grosskapital-und-politik

Revolte

26. Mai 2014 16:32

Was soll uns dieses "populistisch" vor dem "rechts-" eigentlich signalisieren?
Sind das Parteien, die dem Wahlvieh nach dem Maul reden und dann einen diametralen Kurs einschlagen? In dem Falle wären alle Altparteien "populistisch".
Oder sind es aber Parteien, die mit den allerorten gefürchteten "einfachen Lösungen" aufwarten? Was ist denn an einfachen Lösungen so falsch, dass der Hühnerstall darüber ein ums andre Mal so in Aufruhr gerät? Und ist "die Tore auf für die ganze Welt" etwa keine einfache Lösung? Die eigene Ethnie ans Messer zu liefern für die heilige Trinität Humanismus, Toleranz und Weltfrieden? Oder "Banken verstaatlichen" und "Reiche enteignen" und schon geht's allen gut? Sieht so komplexe Ökonomie aus?

Aber davon abgesehen war die gestrige Wahl eine schallende Ohrfeige für das versammelte, korrumpierte EU-Pack. Allerdings sitzen in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Holland, Dänemark und GB schon seit Jahren "Rechtspopulisten" in den Parlamenten - hat sich dadurch irgendetwas merklich verändert?

Langer

26. Mai 2014 18:03

Frau Kositza: Die Kommentare hier sind ja zensiert, das heisst, dass sie erst freigeschaltet werden muessen. Nun gehe ich davon aus, dass immer wieder Leute mit anderen politischen Ansichten zur Seite finden, sich provoziert fuehlen und entsprechendes schreiben - vielleicht waere die Art der Antwort, dieser Versuch des Konterns und sein Niveau den Versuch einer Analyse und einen Artikel wert? :)

Kositza: Nö, da irren Sie sich weitgehend. Hier schaltet zwar jeder Autor meist jene Kommentare frei, die seine eigenen Artikel betreffen, ich selbst aber hätte direkt ein schlechtes Gewissen, wenn ich "Konter" unterdrücken würde. Was ich (meist) "zensiere": Kommentare, die eine "jüdische Weltverschwörung" o.ä. in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellen, grob Unanständiges (unter der sog. Gürtellinie; ist selten) und gelegentlich auch (für mein Empfinden) allzu groß angelegtes Lob, manchmal auch Sachen, die mir unsinnig vorkommen und wo mir der Bezug fehlt.

Nordlaender

26. Mai 2014 18:33

@ Revolte

"Was ist denn an einfachen Lösungen so falsch"

Das ist doch aber genauso bekannt wie die Tatsache, daß die Sowieso keine homogene Gruppe sind.
Ganz einfach: Wo etwas komplex ist, da muß differenziert werden. Die Menschen sollten dort abgeholt werden, wo sie sich gerade befinden, aber doch bitte nicht die Stammtische.

"schon seit Jahren „Rechtspopulisten“ in den Parlamenten – hat sich dadurch irgendetwas merklich verändert?"

Na, einen tranquilierenden Effekt hat es doch allemal. Uljanow wies darauf hin mal, daß eine Bewegung allein eh nichts bringe, wenn man nicht auch die Gegenbewegung mit seinen Leuten besetzt hat. Wer weiß, vielleicht sind es alles ja nicht die rechten Rechten?

Thomas Wawerka

26. Mai 2014 20:10

@ Nordländer:
Ich habe doch selbst hier irgendwo mal geschrieben, dass ich Ideologie für nichts per se Verdächtiges halte ... Forrest Gump als der einzige unideologische Mensch, der heilige Narr und so. Ich halte es nur nicht für richtig, im politischen Kampf die Gesinnung zum Lackmustest zu machen. Dann bleibt am Ende nur die Fundamentalopposition à la Grillo, und das ist falsch: Wer Politik macht, soll gestalten. Dazu gehört nun mal die Suche nach Schnittmengen, vulgo: der Kompromiss. Hat Herr Kubitschek aber an anderer Stelle besser ausgeführt als ich ("die Anmaßung" und "das Angemessene").

@ Frau Kositza:
Ich bitte um Verzeihung, falls Sie sich angegangen fühlten. Es war mit einem Augenzwinkern gedacht (ick trau mir bloß nich hier emoticons zu verwenden ...). Übrigens: Ich habe nicht AfD gewählt. Luckes klares Bekenntnis "Ich bin Atlantiker!" habe ich als Bejahung oder doch zumindest Duldung der us-amerikanischen Politik verstanden (NSA, TTIP etc. pp.), und dergleichen möchte ich nicht unterstützen, auch wenn ich die von der AfD beabsichtigte Reform der EU unterstütze. - Und was das "typisch frau" betrifft ... na, da kokettieren Sie aber ... ;-)

Nordlaender

26. Mai 2014 20:42

@ Thomas Wawerka

"Ich habe doch selbst hier irgendwo mal geschrieben, dass ich Ideologie für nichts per se Verdächtiges halte"

Stimmt, ja, jetzt entsinne ich mich. Wenn sich diese Erkenntnis noch weiter verbreitet, dann sind wir zumindest einmal vor politischer Inkontinenz gefeit. Das wäre ein ganz enormer Schritt nach vorne.

"Wer Politik macht, soll gestalten. Dazu gehört nun mal die Suche nach Schnittmengen, vulgo: der Kompromiss."

Grundsätzlich stimme ich dem zu. Es wird Krieg gegen uns geführt und Strategie ist alles. Ich konzediere gerne, daß ich eine klammheimliche Freude mitempfände, falls Henkel oder Lucke es tatsächlich bewirken sollten, daß sie ein Nachdenken anstoßen, daß dann die Zahl der EUropahasser vergrößert.
Ich glaube nur, daß gerade die Hoffnung die Sklaverei noch befördert. Nehmen Sie mich als Bösmenschen einfach nicht so ernst. Ich kann Ihre Position voll und ganz nachvollziehen. In Sachen Af"D" kann ich mich nun einmal nicht frei entscheiden. Alle Fasern meines Leibes weigern sich halt, solche Globalisten, um mal einen EUphemismus zu gebrauchen, mit meiner Stimme zu unterstützen.

Langer

27. Mai 2014 14:22

Kositza: Nö, da irren Sie sich weitgehend. Hier schaltet zwar jeder Autor meist jene Kommentare frei, die seine eigenen Artikel betreffen, ich selbst aber hätte direkt ein schlechtes Gewissen, wenn ich „Konter“ unterdrücken würde. Was ich (meist) „zensiere“: Kommentare, die eine „jüdische Weltverschwörung“ o.ä. in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellen, grob Unanständiges (unter der sog. Gürtellinie; ist selten) und gelegentlich auch (für mein Empfinden) allzu groß angelegtes Lob, manchmal auch Sachen, die mir unsinnig vorkommen und wo mir der Bezug fehlt.

Ich muss gerade ueberlegen, ob ich die Linke nicht noch ein ganzes Stueck mehr ueberschaetze, als ich bisher dachte...

Waldschrat

28. Mai 2014 09:49

Die Ratlosigkeit bzw. Uneinigkeit gegenüber der AfD unter den hiesigen Kommentatoren liegt doch nicht zuletzt daran, daß man sich hier zumeist darin einig ist, was man nicht haben will, aber wenn es darum geht, konkrete Gegenpositionen zu beziehen, herrscht entweder Schweigen im Walde oder, was ich vor allem vermute, enorme "Meinungsvielfalt".

Daran krankt doch alles, was sich als rechts, konservativ, reaktionär oder national in Deutschland bezeichnet, mindestens seit der Weimarer Republik. Das haben uns die Linken voraus: Die unterscheiden sich vielleicht in den favorisierten Mitteln und Wegen, aber das Ziel ist doch klar. Bei uns nicht. Ganz und gar nicht. Manchmal glaube ich, das "rechte Milieu" ist eigentlich nur ein großes Mißverständnis.

Anna

28. Mai 2014 10:00

Ich weiß auch von einem Professor für Bau, der schon zu Beginn des Denkmalbaus nicht freiwillig dort herumlaufend "gedenken" wollte.

... Der Betonqualität wegen.

KW

29. Mai 2014 09:03

AfD? Ganz klar nein, Lucke meint, Atlantiker zu sein, Henkel ist bei Amnesty international und alle wollen Einwanderung und leichte kosmetische OPs beim Geld. Sie setzen den Spaten nicht an der Wurzel an, sondern wollen die Giftpflanze BRD nur ein wenig beschneiden.

Thomas Wawerka

29. Mai 2014 09:19

Lucke führte in "Hart aber fair" aus, dass man in der Politik Institutionen zu kritisieren habe, Zustände, Verhältnisse, Gesetze etc., aber nicht Menschen (sinngemäß). So sieht für mich seriöse und saubere Politik aus. Man muss Politik mit den Leuten machen, nicht gegen sie.
@ Waldschrat: Dass es so viele verschiedene Meinungen gibt ist doch keine Krankheit, sondern nur natürlich. Wir wehren uns doch immer gegen die große Gleichschaltung durch die political correctness. Das ist es doch, was die Linken zusammenhält - und was die anderen den Linken voraushaben, ist Freiheit.

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