Wie dick ist Bertha wirklich?

Seltsam: Passend, wenige Wochen vor der Europa-Wahl, mehrten sich die Jubelmeldungen, und nun – nach der Europa-Wahl – herrscht scheinbar Panik, und EZB und Co. zünden die nächste Stufe des geldpolitischen Experiments namens Euro.

So haben Irland und Por­tu­gal den Euro-Ret­tungs­schirm ver­las­sen, und als nai­ver Nach­rich­ten­kon­su­ment hät­te man nun ver­mu­ten kön­nen, die­se Län­der hät­ten ihre Schul­den an die übri­gen Euro-Län­der zurück­ge­zahlt. Doch weit gefehlt. Gemeint ist näm­lich, daß die wei­te­re Ver­schul­dung wie­der ganz nor­mal am inter­na­tio­na­len Kapi­tal­markt erfol­gen soll.

Dort ist aber schon lan­ge nichts mehr nor­mal, denn prak­tisch alle gro­ße Noten­ban­ken haben mas­siv am Kapi­tal­markt ein­ge­grif­fen, um die Zin­sen zu senken.

Bevor sie ihre monat­li­chen Käu­fe zu redu­zie­ren begann, kauf­te die US-ame­ri­ka­ni­sche Noten­bank „Fed“ für monat­lich 85 Mrd. US-Dol­lar vor­nehm­lich ame­ri­ka­ni­sche Staats­an­lei­hen, also über 1000 Mrd. Dol­lar p.a. im Rah­men des soge­nann­ten quan­ti­ta­ti­ve easing-Pro­gramms. Die euro­päi­sche Zen­tral­bank EZB ging sub­ti­ler vor und ver­such­te mit­tels Kre­dit­ver­ga­be an Geschäfts­ban­ken zu Mini­zin­sen einen ver­gleich­ba­ren Effekt zu erzie­len, ohne aber offen gegen das Ver­bot der Staats­fi­nan­zie­rung zu ver­sto­ßen. „Super Mario“ Draghi präg­te dafür den Begriff der „dicken Ber­tha“, um Wil­len und Fähig­keit der EZB zu illus­trie­ren, mit der ame­ri­ka­ni­schen „Bazoo­ka“ gleichzuziehen.

Der Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis die­ser Ope­ra­ti­on ist das Null­ge­wich­tungs­pri­vi­leg für Staats­an­lei­hen der Euro-Län­der. Das bedeu­tet, daß Geschäfts­ban­ken für Euro-Staats­an­lei­hen kei­ner­lei Risi­ko­puf­fer in Form von Eigen­ka­pi­tal vor­hal­ten müs­sen. Ja, Sie haben rich­tig gele­sen: Grie­chi­sche Staats­an­lei­hen gel­ten ban­ken­re­gu­lie­rungs­tech­nisch als risikofrei!?

Im Ergeb­nis füh­ren bei­de Vor­ge­hens­wei­sen zum glei­chen Ergeb­nis, denn die­se zusätz­li­che Nach­fra­ge treibt die Anlei­he­kur­se und senkt dadurch die Zin­sen, sodaß sich die Staa­ten immer güns­ti­ger ver­schul­den können.

Die Moti­ve sind viel­fäl­tig, aber wesent­lich sind die erhoff­ten Aus­wir­kun­gen auf Staats­haus­hal­te und Bank­bi­lan­zen. Da die euro­päi­sche Finanz­kri­se mitt­ler­wei­le als eine Staats­schul­den­kri­se wahr­ge­nom­men wird, mil­dern die sin­ken­den Zin­sen den Druck auf die Staats­haus­hal­te. Das hat­ten wir vor fünf­zehn Jah­ren aber schon ein­mal, als vor der Euro-Ein­füh­rung die Zin­sen der „Süd­kur­ve“ mas­siv san­ken. Daß das gespar­te Geld dies­mal sinn­vol­ler ein­ge­setzt wird, darf man bezweifeln.

Zinsen-1996-14

Quel­le: Cesifo-Gruppe

Im übri­gen zeigt die Gra­fik auch, daß die Finanz­märk­te die No-Bail-Out-Klau­sel damals nicht ernst­nah­men, denn daß von Grie­chen­land bis Deutsch­land alle Euro-Län­der gleich hohe Zin­sen bezah­len, ist natür­lich nur erklär­lich, wenn in allen Fäl­len letzt­lich der glei­che Schuld­ner dahin­ter­steht. Erst im Zuge der Kri­se brach zeit­wei­se Rea­lis­mus aus.

Der zwei­te wesent­li­che Aspekt der EZB-Poli­tik ist, daß die Ban­ken durch die­se Kon­stel­la­ti­on die Zins­dif­fe­renz zwi­schen Staats­an­lei­hen und EZB-Refi­nan­zie­rung ein­strei­chen. Selbst weni­ge Pro­zent, mul­ti­pli­ziert mit den Hun­der­ten von Mil­li­ar­den Euro Staats­an­lei­hen in Ban­ken­hand erge­ben einen hüb­schen Ertrag, der das Eigen­ka­pi­tal der Ban­ken stär­ken soll.

Es zeigt sich also die alte Sym­bio­se von Poli­tik und Finanz­ka­pi­tal und die Gei­sel­nah­me euro­päi­scher Staats­haus­hal­te durch Groß­ban­ken hat sich dadurch sogar ver­schlim­mert. Wenn es näm­lich zu einem nen­nens­wer­ten Schul­den­schnitt bei Staats­an­lei­hen käme oder durch Weg­fall der Bürg­schaf­ten und Kre­dit­ga­ran­tien die Anlei­he­kur­se sän­ken, wäre das Eigen­ka­pi­tal der Ban­ken schlag­ar­tig auf­ge­zehrt und sie somit pleite.

Wie die Kapi­tal­erhö­hun­gen, bei­spiels­wei­se der Deut­schen Bank, jedoch zei­gen, sind selbst die­se hoch­pro­fi­ta­blen Geschäf­te kei­nes­falls hin­rei­chend, um die kom­men­den Eigen­ka­pi­tal­an­for­de­run­gen zu erfül­len. Ban­ken sind also vor Wahl zwi­schen (wei­te­ren) vor allem bei ihren Aktio­nä­ren sehr unpo­pu­lä­ren Kapi­tal­erhö­hun­gen und redu­zier­ter Kre­dit­ver­ga­be gestellt, denn Kre­di­te an Per­so­nen und Unter­neh­men sind sehr wohl mit risi­ko­an­ge­mes­se­nen Eigen­ka­pi­tal­puf­fern zu versehen.

Da es Poli­ti­ker und Ban­ken­re­gu­lie­rer sind, die von Ban­ken eine ver­ant­wor­tungs­vol­le Kre­dit­ver­ga­be ver­lan­gen, um wei­te­re Finanz­kri­sen zu ver­hin­dern, darf man sich schon wun­dern, wenn die glei­chen Poli­ti­ker nun die feh­len­de Kre­dit­ver­ga­be an den Pri­vat­sek­tor bemän­geln. Aber so sind sie halt, unse­re Poli­ti­ker. Haupt­sa­che sie selbst tra­gen kei­ne Ver­ant­wor­tung und haben einen pas­sen­den Sün­den­bock zur Hand. Die Mär von der Zäh­mung der Finanz­märk­te durch die Poli­tik ist kaum mehr als Theaterdonner.

Aber erst beim drit­ten Aspekt die­ses geld­po­li­ti­schen Expe­ri­ments der Noten­ban­ken kommt das ins Spiel, was die meis­ten von uns vor­ran­gig inter­es­sie­ren dürf­te, die rea­le Wirt­schaft näm­lich. Die Zin­sen lang­fris­ti­ger Staats­an­lei­hen haben als Grad­mes­ser für pri­va­te Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen erheb­li­che Bedeu­tung, da sie den risi­ko­frei­en Ertrag abbil­den, soge­nann­te Oppor­tu­ni­täts­kos­ten. Jede ande­re Inves­ti­ti­on ist dem­ge­gen­über risi­ko­be­haf­tet, sodaß sie höher ren­tie­ren muß, um wirt­schaft­lich sinn­voll zu sein.

Sin­ken also Zin­sen, und damit die Oppor­tu­ni­täts­kos­ten, wer­den Inves­ti­tio­nen inter­es­sant, die zuvor aus öko­no­mi­scher Ratio nicht getä­tigt wur­den. Die sin­ken­de Ren­ta­bi­li­täts­schwel­le soll­te daher zu höhe­rem Inves­ti­ti­ons­vo­lu­men, Wirt­schafts­wachs­tum und stei­gen­der Beschäf­ti­gung führen.

Transmissionsriemen defekt: fehlende private Kreditaufnahme

Wie das sehr über­schau­ba­re Wachs­tum in den Kri­sen­län­dern zeigt, funk­tio­niert das aber nicht. Die Zin­sen allei­ne sind es offen­bar nicht, es fehlt ein Glied in der Ket­te und das ist die Kre­dit­ver­ga­be an Haus­hal­te und Unternehmen.

Fol­gen­de Gra­fik zeigt die jähr­li­che Ver­än­de­rung in Pro­zent der Kre­dit­men­ge im Euro-Raum, auf­ge­schlüs­selt nach Haus­hal­ten (rot), Unter­neh­men (grün) und gesam­tem Pri­vat­sek­tor (blau).

kreditmengen euroraum 2000-2014
Quel­le: Fede­ral Reser­ve Bank of St. Lou­is, FRED-Datenbank

Wir sehen zwei aus­ge­spro­che­ne zykli­sche Höhe­punk­te, näm­lich unmit­tel­bar nach Ein­füh­rung des Euros als Buch­geld 1999 und in den Boom-Jah­ren unmit­tel­bar vor Aus­bruch der Finanz- und Wirt­schafts­kri­se stark mit teils über 10% p.a. Danach brach das Wachs­tum jedoch ein und ist seit Ende 2012 negativ.

Und genau hier sol­len die nega­ti­ven Ein­la­ge­zin­sen für Bank­gut­ha­ben bei der EZB anset­zen, indem sie für Ban­ken einen Anreiz set­zen, „ihr Geld“ lie­ber zu ver­lei­hen als es bei der EZB zu par­ken. An ande­re Ban­ken wol­len sie ohne­hin nicht ver­lei­hen, da das Miß­trau­en wei­ter­hin hoch ist.

Dabei gibt es jedoch zwei ent­schei­den­de Pro­ble­me. Ers­tens ist der Zins der Ban­ken­re­fi­nan­zie­rung, der soeben von 0,25% auf 0,15% gesenkt wur­de, wenig rele­vant für Kre­dit­ent­schei­dung an Unter­neh­men und Pri­vat­per­so­nen, deren Ver­zin­sung in jedem Fall meh­re­re Pro­zent beträgt. Es zählt viel­mehr die Boni­tät des Kre­dit­neh­mers. Zwei­tens setzt jede erfolg­rei­che Sti­mu­lie­rung der Kre­dit­ver­ga­be eine ent­spre­chen­de Nach­fra­ge sol­ven­ter Kre­dit­neh­mer voraus.

Salopp for­mu­liert: Die­je­ni­gen, die Kre­dit wol­len, bekom­men kei­nen und die­je­ni­gen, die Kre­dit bekom­men wür­den, wol­len keinen.

Wo bleibt die große Inflation?

Die oben beschrie­be­ne impli­zi­te (EZB) oder expli­zi­te (FED) Finan­zie­rung der Staats­schul­den durch Noten­ban­ken hat in der Ver­gan­gen­heit stets zu Infla­ti­on geführt. Daher war­nen vie­le bereits seit Jah­ren vor der unwei­ger­lich auf­zie­hen­den Infla­ti­on, aber bis­her hat sie sich nicht gezeigt. War­um nicht?

Infla­ti­on und Defla­ti­on sind eng ver­knüpft mit dem Men­gen­ver­hält­nis von Geld zu Gütern. Steigt die Geld­men­ge stär­ker als die Güter­men­ge, bewirkt das lang­fris­tig ten­den­zi­ell stei­gen­de Prei­se. Umge­kehrt führt eine rela­tiv sin­ken­de Geld­men­ge auch zu sin­ken­den Preis, weil Geld im Ver­gleich zu Gütern knap­per, also wert­vol­ler wird. Um ein all­ge­mein stei­gen­des Preis­ni­veau zu errei­chen, bedarf es also zwin­gend des Geldmengenwachstums.

In unse­rer Finanz­ord­nung erfolgt Geld­schöp­fung durch Kre­dit­ver­ga­be der Ban­ken. Die­se Kre­di­te wer­den den Kon­ten der Kre­dit­neh­mer gut­ge­schrie­ben und wer­den als Sicht­ein­la­ge (=kurz­fris­tig ver­füg­bar) defi­ni­ti­ons­ge­mäß Geld, wäh­rend die Ban­ken lang­fris­ti­ge For­de­run­gen dage­gen buchen.

Grund­sätz­lich kön­nen auch Noten­ban­ken Geld schöp­fen und das tut die FED mas­siv, indem sie direkt Staats­an­lei­hen kauft. Die EZB hat in der Ver­gan­gen­heit jedoch stets auf die „Ste­ri­li­sie­rung“ ihrer Kre­di­te an Ban­ken geach­tet, sodaß die­se nicht unmit­tel­bar die Geld­men­ge erhöhten.

Das zeigt sich in der zuletzt gegen­sätz­li­chen Ent­wick­lung der Bilanz­sum­men der Notenbanken.

zentralbank bilanzsummen
Quel­le: Fede­ral Reser­ve Bank of St. Lou­is, FRED-Datenbank

Daher fin­den sich die gerin­gen bzw. nega­ti­ven Wachs­tums­ra­ten der Kre­dit­ver­ga­be im Euro-Raum auch in der Geld­men­gen­ent­wick­lung wie­der. Unten­ste­hen­de Gra­fik zeigt die abso­lu­te Geld­men­ge M3 des Euro-Raums (blaue Linie) und die jähr­li­chen Wachs­tums­ra­ten (graue Säulen).

geldmenge 99-14Quel­le: Bundesbank

Allei­ne die­ses über­schau­ba­re Wachs­tum der Geld­men­ge begrenzt das Inflationspotential.

Nie­mand nimmt einen Kre­dit auf, um das Geld nicht aus­zu­ge­ben. Soll hei­ßen, daß pri­va­te Kre­dit­auf­nah­me prak­tisch immer als Nach­fra­ge in rea­len Güter­märk­ten wirk­sam wird, sei es inves­tiv oder kon­sum­tiv. Ver­bleibt die Geld­schöp­fung der Zen­tral­ban­ken aber im Ban­ken­sys­tem oder den Finanz­märk­ten, bleibt die­se rea­le Nach­fra­ge aus. Und aus die­sem Grund erle­ben wir der­zeit noch kei­ne Infla­ti­on an den Güter­märk­ten. Auf den Finanz­märk­ten der (Sach-)Vermögenswerte haben sich fast alle Anla­ge­klas­sen in den letz­ten Jah­ren sehr gut ent­wi­ckelt, wir haben es also mit einer Ver­mö­gens­wert­in­fla­ti­on zu tun.

Solan­ge die rea­le Nach­fra­ge nied­rig bleibt, wird der gerin­ge Preis­druck anhal­ten, denn für nach­hal­ti­ge Infla­ti­on ist die Preis-Lohn-Spi­ra­le wesent­lich, das heißt, eine Auf­wärts­spi­ra­le stei­gen­der Prei­se, die stei­gen­de Löh­ne nach sich zieht usw.

Wer hat Angst vor Deflation?

Der­zeit gras­siert die Angst vor Defla­ti­on und die unkon­ven­tio­nel­len Maß­nah­men der EZB wur­den wesent­lich dahin­ge­hend inter­pre­tiert, denn offi­zi­ell sieht die EZB Defla­ti­on als unwahr­schein­lich an. Woher stammt die Angst vor Deflation?

Im Grun­de müß­te eine mil­de Defla­ti­on der Nor­mal­zu­stand einer Wirt­schaft sein, weil die Pro­duk­ti­vi­tät durch stän­di­ge Ver­bes­se­run­gen stei­gen soll­te und bei Abwe­sen­heit exter­ner Preis­ef­fek­te die­se Effi­zi­enz­stei­ge­rung zu sin­ken­den Prei­sen füh­ren soll­te. Zwar ist grund­sätz­lich rich­tig, daß sin­ken­de Prei­se einen Anreiz zu tem­po­rä­rem Kon­sum­ver­zicht schaf­fen, aber wenn die­ser Anreiz allei­ne stün­de, wür­de kein Note­book oder Mobil­te­le­phon je ver­kauft werden.

In einer Defla­ti­on gibt es jedoch zwei ganz gro­ße Ver­lie­rer, näm­lich den Staat und die Ban­ken als die größ­ten Schuld­ner und Pro­fi­teu­re der Infla­ti­on. Auf Euro-Wahrheit.de sind die Zusam­men­hän­ge ver­tie­fend dargestellt.

In einer Defla­ti­on, also bei sin­ken­den Prei­sen, wer­den Schul­den real immer höher, da sie aus nomi­nal sin­ken­den Ein­kom­men bedient wer­den müs­sen. Für alle Per­so­nen und Insti­tu­tio­nen, die sich durch den infla­tio­nä­ren Nor­mal­zu­stand in über­mä­ßi­ge Ver­schul­dung locken lie­ßen, kann das ver­hee­rend sein.

Aber die­je­ni­gen, die nicht oder maß­voll ver­schul­det sind, kön­nen durch­aus pro­fi­tie­ren, schließ­lich steigt die Kauf­kraft ihrer Ein­kom­men und Geld­ver­mö­gen. Und gera­de die klei­nen Spa­rer haben ihr Erspar­tes oft­mals in Geld­ver­mö­gen oder ver­gleich­ba­ren Anla­gen, wie etwa Lebens­ver­si­che­run­gen ange­legt. In der aktu­el­len „finan­zi­el­len Repres­si­on“ wer­den die­se real ent­wer­tet, in einer Defla­ti­on wür­den die Spar­sa­men auto­ma­tisch belohnt. Auch die Umver­tei­lungs­ef­fek­te von unten nach oben, die durch den Can­til­lon-Effekt beschrie­ben wer­den, enden in einer Defla­ti­on, sodaß die „klei­nen Leu­te“ rela­tiv gese­hen pro­fi­tie­ren kön­nen. In einem infla­tio­nä­ren Umfeld sind näm­lich Staat und Ban­ken deut­lich pri­vi­le­giert, da sie mit neu­em Geld (Steu­ern auf nomi­nal stei­gen­de Prei­se und Ein­kom­men aus Geld­schöp­fung) zu alten Prei­sen ein­kau­fen kön­nen, wäh­rend die meis­ten von uns mit altem Geld (Ein­kom­men, die der Preis­ent­wick­lung nur ver­zö­gert fol­gen) schon die neu­en, infla­tio­nier­ten Prei­se bezah­len müssen.

Den­noch gibt es einen ulti­ma­ti­ven Grund zur Abwehr einer Defla­ti­on, denn in unse­rem heu­ti­gen Geld­sys­tem sind wir alle de fac­to ver­schul­det. Unser Geld an sich sind Schul­den und ist daher zu ver­zin­sen – sie­he oben. Wenn Geld­men­ge X im Jah­re 0 zinstra­gend ist, muß im Jah­re 1 X+Zins bezahlt wer­den. Wür­de die Geld­men­ge nicht wach­sen, wür­de daher ein gna­den­lo­ser Ver­tei­lungs­kampf begin­nen, bei dem zwin­gend etli­che auf der Stre­cke blie­ben. Eine über Wachs­tum und Zins hin­aus stei­gen­de Geld­men­ge, also eine ten­den­zi­ell stets infla­tio­nä­re Ent­wick­lung, mil­dert den Lei­dens­druck, ohne jedoch die zugrun­de­lie­gen­den Pro­ble­me zu adressieren.

Es haben sich daher gan­ze Gesell­schaf­ten mit per­ma­nent erhöh­ter Infla­ti­on arran­giert und ent­spre­chend dra­ma­tisch sind die Aus­wir­kun­gen, wenn das auf ein­mal nicht mehr funk­tio­niert. Und wie bru­tal eine Defla­ti­on mit inne­rer Abwer­tung, also nomi­nal sin­ken­den Löh­nen und Prei­sen dann zuschla­gen kann, ist den Län­dern der Süd­kur­ve und ins­be­son­de­re Grie­chen­land zu besichtigen.

Wie weiter?

Auch wenn es sich in Deutsch­land auf­grund einer gewis­sen Son­der­kon­junk­tur und vor allem der für unse­re Ver­hält­nis­se zu nied­ri­gen Zin­sen anders anfüh­len mag, haben wir es in Euro­pa und ten­den­zi­ell der gesam­ten ent­wi­ckel­ten Welt mit einer rea­len Wachs­tums­kri­se zu tun. Vor allem die exor­bi­tan­te Arbeits­lo­sig­keit in den euro­päi­schen Süd­län­dern zeigt das.

Solan­ge die rea­le Nach­fra­ge nied­rig bleibt, wird sich das durch Finan­zal­che­mie allei­ne nicht kurie­ren las­sen. Gleich­zei­tig sind den Staats­haus­hal­ten enge Gren­zen gesetzt, sodaß für die meis­ten Län­der Kon­junk­tur­pro­gram­me unbe­zahl­bar sind, weil sie die Ver­schul­dung wei­ter erhö­hen würden.

Wahr­schein­lich bedarf es eines exter­nen oder orches­trier­ten Schocks, um die­se Zurück­hal­tung zu been­den. Gera­de Ukrai­ne-Kri­se und Auf­zie­hen eines neu­en, hof­fent­lich nur kal­ten Krie­ges bie­ten dazu eine her­vor­ra­gen­de Gele­gen­heit. Rüs­tungs­pro­gram­me und ande­re Staats­aus­ga­ben in die­sem Bereich haben näm­lich den gro­ßen Charme, daß sie die pri­va­te Nach­fra­ge nicht ver­zer­ren (z.B. Vor­zieh­ef­fek­te beim Auto­kauf durch die Abwrack­prä­mie) und auch nicht als Über­ka­pa­zi­tä­ten auf die Märk­te zurück­kom­men können.

Sei­en wir also gespannt, wel­che Aus­re­den die Poli­tik erfin­det, um das ver­meint­li­che Austeri­täts­dik­tat abzu­le­gen oder wei­ter an der Steu­er­schrau­be dre­hen zu kön­nen. Im Zeit­al­ter rekord­ho­her und wei­ter stei­gen­der Steu­er­ein­nah­men ist ein „Schlag­loch-Soli“ eine Zumu­tung. Es wird nicht die letz­te sein.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (17)

Oppermann, Ralf

25. Juni 2014 12:31

Im Ganzen erscheint mir der Artikel gut verständlich und einleuchtend. Allein einen Satz [auf der dritten Seite] begreife ich nicht : „Die EZB hat in der Vergangenheit jedoch stets auf die ,Sterilisierung‘ ihrer Kredite an Banken geachtet, sodaß diese nicht unmittelbar die Geldmenge erhöhten.“ Will die EZB denn nicht gerade mit Hilfe der Ausgabe von – in den Geld – Ware – Geld – Kreislauf hineingeleiteten - Krediten die Geldmenge vergrößern, um die Inflationsrate zu erhöhen bzw. der Deflation entgegenzuwirken? So heißt es im Artikel [auf der vierten Seite]: „Derzeit grassiert die Angst vor Deflation und die unkonventionellen Maßnahmen der EZB wurden wesentlich dahingehend interpretiert...“ Sie erreichten ihr Ziel jedoch nicht, denn [s. die dritte Seite]: „Es zählt...die Bonität des Kreditnehmers. ...jede erfolgreiche Stimulierung der Kreditvergabe [setzt] eine entsprechende Nachfrage solventer Kreditnehmer voraus. Salopp formuliert: Diejenigen, die Kredit wollen, bekommen keinen und diejenigen, die Kredit bekommen würden, wollen keinen.“ – Den Text dieser Zitate verstehe ich so, daß entgegen der Absicht der EZB die Geldmengenvergrößerung mit darauf erfolgender Erhöhung der Inflationsrate (auf 2%) nicht gelungen ist. Inwiefern handelt es sich dann aber um eine gewollte „Sterilisierung“, „sodaß diese (sc. die EZB-Kredite) nicht unmittelbar die Geldmenge erhöhten“?

Inselbauer

25. Juni 2014 13:06

Hervorragender Artikel. Toll, dass es so was hier gibt.

Stephan

25. Juni 2014 14:00

Es gibt kaum noch einen Artikel auf der Sezession, den ich nicht lese. Sie sind durchweg hervorragend.

Ein Fremder aus Elea

25. Juni 2014 14:10

Herr Oppermann,

unter'm Strich bedeutet das alles einfach, daß weltweit nur die FED Geld schöpfen darf. Andere Währungen, wie der Euro, müssen durch Dollar abgesichert werden.

Der Rest betrifft die Frage, wie die amerikanische Geldschöpfung global verteilt wird.

Langer

25. Juni 2014 18:08

Ich will niemanden entmutigen, aber: Wenn man die Finanz-Verhaeltnisse nicht ein ganzes Stueck deutlicher (d.h.: grundlegender) darstellt, werden hier wohl einige nicht viel verstehen.

Schon die Frage: Was ist denn die Grundeinheit in diesem Spiel? Mir erscheint Marktwirtschaft wie ein Pyramidenschema: Irgendwann kommt der Punkt, an dem nicht "mehr rauszuholen" ist.

Martin

25. Juni 2014 21:28

@Oppermann und Fremder aus Elea:
Sterilisierung bedeutet, dass die EZB vor dem Ankauf der Anleihen von betroffenen Staaten bspw. verlangt, einen Antrag beim ESM zu stellen. Sie müssen sich darin zu bestimmten wirtschafts- und finanzpolitischen Reformmaßnahmen verpflichten. Das ist jedoch keine Sterilisierung i. e. S.
Sterilisierung i. e. S. meint, dass die Notenbank nicht nur Wertpapiere kauft, wodurch sich die Liquidität der Märkte erhöht. Sie führt gleichzeitig an anderer Stelle des Marktes umgekehrte Transaktionen durch. Das heißt, sie verkauft Papiere, um dadurch die ursprünglich geschaffene Liquidität wieder "aufzusaugen". Dadurch, dass die EZB zur gleichen Zeit kauft und verkauft, bleibt ihre Bilanzsumme unverändert.
Mehr dazu hier.

@Langer: Lassen Sie Herrn Lichert doch noch ein wenig Futter für kommende Beiträge. Er wird uns bestimmt noch Alternativen zum herrschenden Geldsystem aufzeigen.

Pohler

25. Juni 2014 23:43

@Langer: Zielführender wäre es wirklich, eine Erklärung von Wirtschaft mit einer anderen "Grundeinheit" zu beginnen. Wie wäre es mit der Arbeit? Das ist klassische Nationalökonomie und kein marxistisches Hirngespinst, um den Klassenkampf zu rechtfertigen. Geld und seine Einrichtung folgen in einer nachgelagerten Ebene. Im Verein für Staatspolitik sollte man eigentlich wissen, dass die "Staatswissenschaft" in ihrer disziplinären Mehrdimensionalität Geld nicht an die erste Stelle einer Analyse der (ja, immer noch!) Güterwirtschaft stellen kann.

Michael Schlenger

26. Juni 2014 00:18

Sehr solide Betrachtung, Herr Lichert!

Für Fachleute in der Sache korrekt und durchaus nicht neu, aber hier vielleicht etwas herausfordernd im Sinne von: „Das nötige Verständnis muss ich mir erst erarbeiten“. Schadet aber einem sich sonst gern überlegen dünkenden Geist keineswegs.

Letztlich ist die Botschaft: Das Problem der dauerhaft nicht tragbaren Staatsschulden ist nicht gelöst, sondern nur in die Zukunft verschoben. Die EZB kauft den hochverschuldeten Ländern im Süden des Euroraums mit ihren Niedrigzinsen Zeit. Spanien etwa kann sich dank der Zinspolitik der EZB und den Stützungsversprechen des Herrn Draghi Geld zu historischen Niedrigzinsen leihen. Frankreich und Italien auch.

Nutzen müssen die Länder diese Atempause selbst doch davon ist bislang wenig zu sehen. Figuren wie Hollande, der lieber nachts zu seiner angeblichen Maitresse ausschwärmt, und der xte jugendliche Hoffnungsträger in Rom namens Renzi (vormals immerhin Bürgermeister) werden das Ruder jedenfalls nicht herumreißen. Denn das hieße, sich mit der starken Lobby der Staatsprofiteure anzulegen, die auf Kosten der am Markt tätigen Mittelschicht ihr parasitäres Dasein genießen.

Das "starke" Deutschland spielt dabei nur eine Rolle, nämlich die des Kreditgebers der letzten Instanz. Nur so ist der Euro-Rettungs-Bluff von Herrn Drahgi einigermaßen glaubwürdig: Egal, was passiert, Deutschland wird jedes Programm zur „Rettung“ des Euro-Währungssystems abnicken, auch wenn es gegen Gesetze und heilige Prinzipien der Ordnungspolitik verstößt . Deutsche Interessen gibt es dabei nicht, allenfalls dasjenige, im Reigen der globalen Bankrotteure und Rechtsbeuger nicht negativ aufzufallen.

Weder ist das Zinsniveau der EZB angemessen für die rundlaufende deutsche Wirtschaft, noch entspricht die großzügige Interpretation des EZB-Mandats deutschem Rechtsempfinden. In der Bundesbank jedenfalls dürften die meisten Fachleute mit der geballten Faust in der Tasche herumlaufen. Demnächst wird Deutschland sogar im maßgeblichen EZB-Rat turnusmäßig nicht vertreten sein, denn das Rotationsprinzip will es so.

Langer Rede kurzer Sinn: An diesem Geschehen ist klar abzulesen, wie autonom Deutschland tatsächlich ist – als Staat jedenfalls gar nicht. Es bleibt aber jedem überlassen, sein heimliches Deutschland zu pflegen und es damit durch die Zeiten zu retten. Alles andere halte ich für utopisch.

Michael Schlenger

Thomas Wawerka

26. Juni 2014 11:10

"Das ist klassische Nationalökonomie und kein marxistisches Hirngespinst, um den Klassenkampf zu rechtfertigen."

Vielleicht wärs Zeit für eine "rechte Relektüre" Marxens, anstatt ihn einfach den Marxisten zu überlassen.

Heinrich Brück

26. Juni 2014 12:42

Wieso müssen Staaten Zinsen zahlen? Staatsbanken gründen. Dem
Steuerzahler nicht auch noch Zinsen aufbürden. Solche Politiker
braucht kein Mensch.

Stevanovic

26. Juni 2014 16:12

Draghis Bertha ist eine Waffe aus der Zeit der Nationalwährungen. Wurden Drachmen gedruckt, blieben die in Griechenland, ebenso frische Lira in Italien. Frische Euros dagegen können dank der Freiheit des Kapitalverkehrs in jedes Land der Eurozone transferiert und investiert werden. Wenn also tatsächlich frische Euros von griechischen Banken vergeben werden, warum sollte ein Investor in ein unsicheres Geschäft in Griechenland investieren (wenn es sicher wäre, hätte er den Kredit ja schon bekommen), das eine überschaubare Rendite bei hohen Zinsen abwirft (Risikoaufschlag der Bank, denn das Geld wird ja nicht per Kelle verteilt)? Dh letztlich werden die Kröten nach Norden wandern und zB in Deutschland am Immobilienmarkt zur Blasenbildung (die bis jetzt halbwegs vermieden wurde) beitragen. Es ist wichtig zu verstehen, dass zu keinem Zeitpunkt wirklich mehr Geld im südländischen Kreislauf sein wird. Die Vorstellung, Deutschland würde Südländer alimentieren, ist falsch. Richtig ist, dass der deutsche Steuerzahler Spekulationsblasen in Deutschland alimentiert, für deren Platzen er auch noch bezahlen wird. Wegen des heterogenen Euroraumes hat das Anwerfen der Geldpresse ganz andere Ergebnisse, als zu Zeiten der Nationalbanken. Für Deutschland hat die Dicke Bertha einen zu hohen Rückstoß, für die Südländer ist sie eine Wasserpistole.
Selbst Eurobonds wären sinnvoller (da transparenter) gewesen. Da sie aber das Ende der Strukturreformen bedeutet hätten, Strukturreformen ohne Investitionen nicht möglich sind und wir eben kein Mittel mehr haben, Geld gezielt einzusetzen, drehen wir uns bei der Hilfe für die Südländer (die ich für Richtig halte) permanent im Kreis. Die Griechen werden den Hilfs-Euro niemals sehen, aber das wird der Euro sein, den wir beim Hauskauf überbieten müssen. Hm, klingt nicht clever.

Pohler

26. Juni 2014 23:44

Leider scheint hier kaum jemand (außer etwa T. Wawerka, wobei Marx zwar Wichtiges geleistet hat, aber nicht zu überschätzen ist) über das Spiel am Black-Jack-Tisch hinauszukommen, wenn es um Volkswirtschaft geht. Ich fordere ein Eingreifen der Staatswissenschaft (!), nicht eine Vereinnahmung durch das Unternehmertum! Hat der Verein für Staatspolitik eigentlich eine ökonomische Leitmaxime? Und wenn ja: reicht sie über eine nationale Denkweise hinaus? Traut sie sich etwa zu, eine (mitteleuropäisch-)internationale zu sein? Oder wäre das wieder zu marxistisch? Ersetzen Sie das "international" mit "imperial", gefällt es Ihnen dann besser?

Waldgänger aus Schwaben

27. Juni 2014 07:56

Ein hervorragender Artikel.
Die politischen Aspekte kommen vielleicht etwas zu kurz.

Hat die EZB erst einmal Staatsanleihen eines Staates in nennenswertem Umfang gekauft ist dieser Staat erpressbar. Die EZB kann diese Anleihen verkaufen oder auch nur damit drohen keine weitere Anleihen eines Staates zu kaufen, damit steigen dann die Zinsen, die dieser Staat für neue Anleihen zahlen muss. Staaten, die in einer grenzwertigen ökonomischen Lage sind, können so unter dem ESM Schirm gezwungen werden.

Natürlich darf die EZB keinen Einfluss auf Staaten nehmen und ihnen wirtschaftliche oder politische Massnahmen vorschreiben, aber wenn sie die Macht dazu hat, wird sie es tun. Alles andere zu glauben, wäre lebensfremd.

So wächst der EZB die Rolle eines Machtzentrums zu, welches nicht demokratisch legitimiert ist. Die EZB als Politbüro des Zentralkomitees der EU.

Die EZB hat übrigens auch angedeutet, Unternehmensanleihen zu kaufen:

Quantitative Lockerung kann nicht nur Staatsanleihen beinhalten, sondern auch Kredite aus dem Privatsektor. Wir werden darüber reden, wenn die Zeit dafür reif ist.

Damit kann die EZB neben Staaten auch Unternehmen und damit dern Heimatstataten steuern.

Ein Fremder aus Elea

27. Juni 2014 10:18

Pohler,

der Stolz der Exporteure übersetzt sich nur in ihrer Phantasie in imperiale Macht. Letzten Endes entscheidet das Militär.

Die Vereinigten Staaten halten die Ozeane offen und dafür lassen sie sich via Welthandelsorganisation bezahlen.

China beweist, daß sich ein Industrieland in einer Generation machen läßt.

Das alles ist natürlich schrecklich unübersichtlich, wenn man imperial denkt. Aber alles, was das heißt ist, daß letztlich keine imperialen Absichten verfolgt werden, sondern ganz was anderes.

Karl

28. Juni 2014 14:22

@ Pohler

", wobei Marx zwar Wichtiges geleistet hat, aber nicht zu überschätzen ist)

Was bitte hatte Marx "Wichtiges " geleistet? Mir fallen zwar noch einige Scharlatane seiner Abstammung entsprechend ein, er aber hat wohl den grössten Schaden angerichtet. Also, was haben wir ihm positives zu verdanken?

Harald de Azania

28. Juni 2014 19:56

Mon cher amis,

1. Der Artikel ist erstklassig und nuechtern, vor allem kein Geweiere!

2. Wer verkompliziert, will tarnen (und taeuschen) >> la obscurite tue!! ( siehe CS!!)

3. Niedrig- und Niedrigstzinsen sind das grosse Gift, ob bei Staaten oder bei Privaten.

4. Nur realistische d.h. von politischen Entscheidungen unabhaengige Zinssaetze ermoeglichen serioeses wirtschaften >> wer billig Geld bekommt, setzt seine Konsum- oder Investitionsentscheidungen nicht richtig!.

5. "Quantitative easing" oder sonstige dunkle Tricks der Dunkelmaenner helfen nur rein bilanzmaessig das System aufrecht zu erhalten, dieses "Geld" ist rein scheinbar; daher keine Inflationsgefahr so paradox das klingt.

6. Der "Subventionsstaat-Banken"-Komplex betreibt seit Jahren phantasievollen aber dennoch irrealen Raubbau in der Scheinwelt der Bilanzen und Budgets. Das schaedigt nur wenn wir > die Buerger der realen Welt - es zulassen.

7. Nicht mitspielen und total verweigern ist die beste Opposition.

8. Der "absaugende " Staat muss auf "Nulldiaet" gesetzt werden. "Ka Geld, ka Musi".

9. Ehrliche Insolvenzen,so schockierend auf den ersten Blick, sind Faessern ohne Boden vorzuziehen.

10. Daher: Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende!

11. Industrie kommt von industria,ae = Fleiss. Die heutige traege Gesellschaft muss wieder eine fleissige Gesellschaft werden.

12. Niedrigste Steuern (nicht mehr als 5 % Umsatzsteuer und 10% Einkommens- bzw Koerperschaftsteuer>> bitte: Steuersatz sollte bei nicht mehr als 1 % anfangen!), kompletter Abbau aller, ja aller Subventionen und Sozialleistungen fuehren zu >> ja einem grimmigen ersten Jahr aber dann koennte es losgehen >>siehe Hong Kong seit Jahrzehnten.

13. Schaffung von dauernden Wohlstand funktioniert nur nach dem Motto: marschieren oder krepieren! Alles andere ist wirtschaftspolitische Romantik!

14. Moeglichkeit der Realisisierung dieser Vorschlaege: ziemlich gleich "Null", ohne einen Sulla geht es nicht, aber wo ist dieser?

HdA

Frankstein

30. Juni 2014 07:24

Harald de Azania, zu kurz gedacht. Alleine der Vergleich mit der Dicken Berta zeigt doch eine Phantom-Diskussion. Die Dicke wurde gegen belgische und französische Sperrforts entwickelt, das ist doch nicht ernsthaft die Strategie der EZB? Zumal es die Sperrforts nicht mehr gibt. Im Gegenteil ist Belgien und Frankreich offen für alles und nicht mehr ganz dicht. Einzig der erneute Einsatz gegen Sewastopol ist denkbar. Der Vergleich ist nur stimmig, wenn er das Primat des Militärs unterstellt. Wie auch hier schon mehrfach betont, ist die Finanzwirtschaft der Wegbereiter der Militärherrschaft. Wer diesen Zusammenhang verleugnet - wie Deutschland heute -, wird weder bei der globalen Landverteilung, noch bei der Ressourcensicherung noch beim Handel ernstgenommen. Insoweit ist auch Staatsverschuldung nur eine Binnen-Chimäre. Sie gibt es nur dann, wenn Binnenwerte den ausufernden Binnen- und Butenverpflichtungen gegengerechnet werden. Das Geldsystem war von Anbeginn auf Raub und Eroberung ausgelegt. Nichts anders ist die Gold- und Silberbindung. Die reichsten Staaten der Vergangenheit waren die mit den geringsten Edelmetallvorkommen. Wenn Gold und Silber, Land und Patente nicht mehr geraubt werden dürfen, hat das System seinen Sinn verloren. Das ist die wahre Finanzkrise. Aller andere ist Mäkelei am Leichnam. Es ist real völlig egal, ob Deutschland 5 Billionen oder 50 Billionen Dollar Schulden hat, sie sind eh' nicht begleichbar. Die Weltschulden sollen sich auf 800 Billionen beziffern, sie könnten auch 800 Trillionen betragen. Kein Staat der Welt wird sie begleichen. Ist man erst völlig ruiniert, dann lebt's sich völlig ungeniert. Die Verschuldungsdebatte ist auch nur im unbegrenzten Außenverhältnis möglich, im Binnenverhältnis könnte sie gar nicht entstehen. Hier sorgt die Gemeinschaft für den notwendigen Ausgleich. Die Debatte vertuscht die wahren Ursachen, zu enge europäische und internationale Verflechtungen, ein Netzwerk von Freunden, Auflösung der Gemeinschaft, Austausch der Bevölkerung, Entfall von Staatsgrenzen und Alimentierung der kranken Regionen. Der "absaugende" Staat ist im Gegenteil zu stärken, dazu dienen u.a. niedrige Zinsen. Da die Staatsquote mittlerweile über 50 % und die gesamte Abgabenquote nahe 75% beträgt, muss der Bürger sich weiter verschulden. Niedrige Zinsen sind dabei hilfreich.
Entweder machen wir so weiter, bis die Schulden galaktische Dimensionen erreichen, oder wir kehren zurück zum ursprünglichen System oder wir erfinden ein ganz neues System. Diese Schuldendiskussion erinnert mich immer an den üblichen Leichenschmaus, wo die Vorzüge des Toten noch einmal Erwähnung finden.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.