Hans Becker von Sothen ist tot – ein Nachruf

Kurz vor Mittag erhielt ich aus Graz die Nachricht, daß der Verlagsleiter des Ares-Verlags, Hans Becker von Sothen,

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

plötz­lich und völ­lig über­ra­schend einem Herz­in­farkt erle­gen sei. Ich hat­te von Sothen vor zwan­zig Jah­ren ken­nen­ge­lernt, er arbei­te­te damals für die Jun­ge Frei­heit als eben­so gemäch­li­cher wie akri­bi­scher Schlußlektor.

Sein Schreib­tisch war stets eine geo­lo­gi­sche For­ma­ti­on aus papie­re­nen Abla­ge­run­gen, Gesprä­che mit ihm gli­chen lang­sa­men Ball­wech­seln, sei­ne aus­ge­such­te und zu sei­nem Namen pas­sen­de Höf­lich­keit erin­ner­te an phleg­ma­ti­schen Adel. All dies sorg­te dafür, daß ihn eine Atmo­sphä­re der Ver­geb­lich­keit umgab.

Die­ses habi­tu­el­le, mit kon­ser­va­ti­vem Welt­wis­sen voll­ge­stopf­te Schei­tern konn­te einen jun­gen Heiß­sporn zum Spott ver­lei­ten – den min­des­tens an der Hälf­te des Lebens ange­lang­ten Ver­le­ger macht es ver­le­gen, daß er je so dach­te. Denn: Hans war ein Reak­tio­när, war jemand, dem Ver­än­de­run­gen stö­rend und uner­heb­lich erschie­nen und der revo­lu­tio­nä­res Theo­re­ti­sie­ren als Aus­weis völ­li­ger Unrei­fe abtat. Was bit­te wür­de sich ändern, wenn man bloß woll­te? Gott war fern, der Zeit­geist nicht bei uns, die in jeder Hin­sicht Mäch­ti­ge­ren skru­pel­los und “das Volk” zufrieden.

So sah er das, und was ihm blieb, war die Frei­heit, The­men und Per­sön­lich­kei­ten nach­zu­gra­ben, die er ver­schüt­tet wähn­te. So hielt er es bei der Jun­gen Frei­heit, so hielt er es als Redak­teur und Resort­lei­ter beim Ost­preu­ßen­blatt und so hilet er es, als er Cas­par v. Schreck-Not­zings “För­der­stif­tung für kon­ser­va­ti­ve Bil­dung und For­schung” betreu­te und eine maß­geb­li­che Arbeit über Hans Zeh­rer vor­leg­te. Zuletzt fand er im 2004 gegrün­de­ten Ares-Ver­lag ein Wir­kungs­feld nach sei­nem Geschmack. Hans hat dort ein poli­tisch-his­to­ri­sches Pro­gramm auf­ge­baut und betreut und selbst die Arbeit Bild-Legen­den. Fotos machen Poli­tik publi­ziert – eine ent­lar­ven­de Doku­men­ta­ti­on von Geschichts­fäl­schun­gen und ‑klit­te­run­gen mit­tels Bildmontage.

Für Sezes­si­on griff Hans Becker von Sothen für einen Auf­satz über die Zivil­ge­sell­schaft zur Feder. Wir wer­den ihn nicht vergessen.

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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