Der Bericht sei sehr eingehend und gehe ins Detail. Erwähnt seien auch ungeheure Geldforderungen der russischen Regierung, die in einer geheimen Sitzung der Duma oder einer Kommission zu Kriegsrüstungen bewilligt worden seien.
[Anmerkung des Staatssekretärs des Auswärtigen Jagow: „Wenn die Nachricht von Petersburg nach Rom und von dort nach Athen gegangen ist, muß sie jedenfalls schon etwas älteren Datums sein.“]
(Literatur zur Vorgeschichte des I. Weltkriegs und zur Kriegsschuldfrage finden Sie im Bücherschrank I. Weltkrieg.)
Wien, den 10. Juli 1914 [im Auswärtigen Amt eingegangen am 11. Juli] – Der Botschafter in Wien Tschirschky an das Auswärtige Amt
[Wiedergabe eines Gespräches des k.u.k. Außenministers Grafen Berchtold mit Kaiser Franz Joseph. Der Kaiser habe] geäußert, er sei ganz unserer Ansicht, daß man jetzt zu einem Entschluß* kommen müsse, um den unleidlichen Zuständen Serbien gegenüber ein Ende zu machen. Über die Tragweite eines solchen Entschlusses, fügte Graf Berchtold hinzu, sei sich S. M. völlig klar.
Der Minister hat hierauf dem Kaiser Kenntnis gegeben von den zwei Modalitäten, die in bezug auf das nächste Vorgehen gegen Serbien hier in Frage stünden. S. M. hätten gemeint, es ließe sich vielleicht dieser Gegensatz überbrücken. Im ganzen hätten aber S.M. eher der Ansicht zugeneigt, daß konkrete Forderungen an Serbien zu stellen sein** würden. Er, der Minister, wolle auch die Vorteile eines solchen Vorgehens nicht verkennen. Es würde damit das Odium der Überrumpelung Serbiens, das auf die Monarchie fallen würde, vermieden und Serbien ins Unrecht gesetzt werden. Auch würde dieses Vorgehen sowohl Rumänien als auch England eine wenigstens neutrale Haltung wesentlich erleichtern. Die Formulierung geeigneter Forderungen gegenüber Serbien bildet gegenwärtig hier die Hauptsorge***, und Graf Berchtold sagte, er würde gern wissen, wie man in Berlin darüber denke. Er meinte, man könne u.a. verlangen, daß in Belgrad ein Organ der österreichisch-ungarischen Regierung eingesetzt werde, eventuell auch die Auflösung von Vereinen und Entlassung einiger kompromittierter Offiziere. (…) Sollten die Serben alle gestellten Forderungen annehmen, so wäre das eine Lösung, die ihm „sehr unsympathisch“ wäre, und er sinne noch darüber nach, welche Forderungen man stellen könne, die Serbien eine Annahme völlig unmöglich**** machen würden.
Der Minister klagte schließlich wieder über die Haltung des Grafen Tisza, die ihm ein energisches Vorgehen gegen Serbien erschwere. Graf Tisza behaupte, man müsse „gentleman like“ vorgehen, das sei aber, wenn es sich um so wichtige Staatsinteressen handele und besonders einem Gegner wie Serbien gegenüber schwerlich angebracht.*****
(…)
Der Kriegsminister wird morgen auf Urlaub gehen, auch Freiherr Conrad von Hötzendorf Wien zeitweilig verlassen. Es geschieht dies, wie Graf Berchtold mir sagte, absichtlich, um jeder Beunruhigung vorzubeugen.******
[Randbemerkungen von Hand Kaiser Wilhelms II.:
* „da S. M. pro Memoria etwa 14 Tage alt ist, so dauert das sehr lang! Das ist doch eigentlich zur Begründung des Entschlusses selbst entworfen!
** „aber sehr! und unzweideutig!“
*** „dazu haben sie genug Zeit gehabt“
**** „den Sandschack [Sandschak Novi Pazar, damals von Serbien besetzte ehemalige osmanische Lanschaft im heutigen Grenzgebiet zwischen Serbien, Bosnien, Montenegro und dem Kosovo; Anm. d. Red.] räumen! dann ist der Krakehl sofort da! den muß Österreich unbedingt sofort wiederhaben, um die Einigung Serbiens und Montenegros und das Erreichen des Meeres seitens der Serben zu verhindern!“
***** „Mördern gegenüber nach dem, was vorgefallen ist! Blödsinn!“
****** „kindisch!“
Unter dem Text vermerkt der Kaiser: „ungefähr wie zur Zeit der Schlesischen Kriege! ‚Ich bin gegen die Kriegsräthe und Berathungen, sintemalen die timidere Parthey allemal die Oberhand hat’ Frd. d. Gr.“]
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London, den 9. Juli 1914 [im Auswärtigen Amt eingegangen am 11. Juli] – Der Botschafter in London Lichnowsky an den Reichskanzler
[Sir Edward Grey] sagte, er habe seinen damaligen Worten auch heute nichts hinzuzufügen und könne nur wiederholen, daß geheime Abmachungen zwischen Großbritannien einerseits und Frankreich und Rußland andererseits, welche Großbritannien im Falle eines europäischen Krieges Verpflichtungen auferlegten, nicht bestünden. (…) Die Regierung habe gewissermaßen dem Parlament gegenüber die Verpflichtung übernommen, sich in keine geheimen Verbindlichkeiten einzulassen. Auf keinen Fall werde bei festländischen Verwickelungen die britische Regierung auf seiten des Angreifenden zu finden sein.
Da er mich aber nicht habe irreführen wollen (…) habe er gleich hinzugefügt, daß nichtsdestoweniger seine Beziehungen zu den genannten Mächten nichts von ihrer früheren Innigkeit verloren hätten. Wenn auch also keine Abmachungen bestünden, die irgendwelche Verpflichtungen auferlegten, so wolle er doch nicht in Abrede stellen, daß von Zeit zu Zeit Unterhaltungen (…) zwischen den beiderseitigen Marine- oder Militärbehörden stattgefunden hätten, und zwar die erste schon im Jahre 1906, dann während der Marokkokrisis, als man hier geglaubt habe, wie er lachend hinzufügte, daß wir die Franzosen angreifen wollten. Aber auch diese Unterhaltungen, von denen er meist nichts Näheres gewußt habe, hätten durchaus keine aggressive Spitze, da die englische Politik nach wie vor auf Erhaltung des Friedens gerichtet sei und in eine sehr peinliche Lage käme, wenn ein europäischer Krieg ausbräche.
Ich wiederholte dem Minister ungefähr dasselbe, was ich ihm schon neulich gesagt hatte, und gab ihm dann zu verstehen, daß es wünschenswert wäre, daß solche militärischen Konversationen auf ein Mindestmaß beschränkt blieben, da sie sonst leicht zu unerwünschten Folgen führen könnten.
Seit unserer letzten Unterhaltung, fügte Sir Edward hinzu, habe er sich über die Stimmung, die in Rußland uns gegenüber bestehe, eingehend erkundigt und keinen Grund zu einer beunruhigenden Auffassung gefunden; er schien auch bereit zu sein, falls wir es wünschten, in irgendeiner Form auf die Haltung Rußlands einzuwirken. (…)
Im allgemeinen war der Minister in durchaus zuversichtlicher Stimmung und erklärte in heiterem Tone, keinen Grund zu haben zu einer pessimistischen Auffassung der Lage.
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Berlin, den 11. Juli 1914 – Der Staatsekretär des Auswärtigen, Jagow, an den Botschafter in Wien, Tschirschky [Telegramm]
Zur Formulierung der Forderungen an Serbien können wir keinerlei Stellung nehmen, da dies Österreichs Sache ist. Uns erscheint es nur erwünscht, daß Wien genügend Material sammelt, um zu beweisen, daß in Serbien eine großserbische Agitation besteht, welche Monarchie gefährdet, damit öffentliche Meinung Europas soweit als möglich vom guten Recht Österreichs überzeugt wird. Dies Material wäre am besten – nicht getrennt, sondern einheitlich – kurz vor Stellung der Forderungen bzw. des Ultimatums an Serbien zu publizieren.
Wien, den 8. Juli 1914 [im Auswärtigen Amt am 10. Juli eingegangen] - Der Botschafter in Wien v. Tschirschky an den Reichskanzler
[Wiedergabe eines Gesprächs mit einem Zeitungskorrespondenten] (…) Er sei telephonisch auf die [russische; Anm. d. Red.] Botschaft zitiert worden (…) [Es] sei noch bemerkt worden, daß Rußland einer Beeinträchtigung der politischen Selbständigkeit Serbiens nicht ruhig werde zusehen können. Auf die Frage des Korrespondenten, ob [seine Zeitung] auch diese Bemerkung bringen solle, sei ihm verneinend geantwortet worden. [Randnotiz von Kaiser Wilhelm II.: “aha!”]
Wie mir der Korrespondent weiter sagte, habe er (…) seinen Einfluß dahin geltend gemacht, damit die [Zeitung] nicht in das während der Balkankrise beliebte Gejammere über etwaige russische Angriffspläne verfalle. Der heutige Morgenartikel des Blattes war gemäßigt gehalten. (…)
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[Der im vorstehenden Text erwähnte Zeitungsartikel lautete:] “Wie uns von besonderer Seite mitgeteilt wird, sind in Rußland alle Kreise einig in der Verurteilung des Attentats von Sarajevo. Die vielfach in der österreichisch-ungarischen Presse veröffentlichte Anschauung, als ob Rußland dagegen protestieren würde, wenn Österreich-Ungarn von Serbien eine Untersuchung in Belgrad verlangte, entbehrt jeglicher Begründung. Das monarchische Prinzip hat im Zarenreiche so starke Geltung, daß es ganz natürlich erscheint, daß Rußland einen solchen Schritt Österreich-Ungarns nie mißbilligen würde.”
Belgrad, den 6. Juli 1914 [im Auswärtigen Amt am 9. Juli eingegangen] – Der Gesandte in Belgrad v. Griesinger an den Reichskanzler
Die schicksalsvollen Ereignisse der vergangenen Wochen haben die allgemeine Aufmerksamkeit in so hohem Maße auf die Wirksamkeit der sogenannten „Narodna Odbrana“ (wörtlich übersetzt Volkswehr) hingelenkt, daß eine zusammenfassende Übersicht ihrer Entstehung, Organisation, Ziele und Mittel im gegenwärtigen Zeitpunkt von besonderem Interesse sein dürfte.
Das Jahr 1908, wo Serbien sich gegen die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch die Nachbarmonarchie wild aufbäumte, aber dann, von Rußland im Stich gelassen, sich mit der Einverleibung dieser „echt serbischen Länder“ in Österreich-Ungarn abfinden uns sogar vor aller Welt erklären mußte, hierdurch „nicht beleidigt zu sein“, hatte der serbischen Volksseele eine nicht vernarbende Wunde geschlagen. (…) Die Politiker aller Parteien sahen die Zukunft des Landes auf das Äußerste gefährdet; sie waren überzeugt, daß Serbien sich nur mit Einsatz aller Kräfte der Umklammerung durch den übermächtigen Gegner erwehren könne. Damals begannen die radikalen Regierungen in Serbien sich ernstlich für einen Entscheidungskampf vorzubereiten und eine Rüstungsanleihe nach der anderen aufzunehmen. Im Zusammenhang damit trat die Idee der Narodna Odbrana in die Erscheinung.
Sie war gedacht als ein patriotisch-nationalistischer Geheimbund, der nicht bloß das Königreich Serbien, sondern sämtliche Länder mit serbischen Bevölkerungselementen umfassen sollte und bestimmt, das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Stammeseinheit zu entwickeln und zu kräftigen und auf dem so vorbereiteten Boden an der realen Durchführung dieser Vereinigung mit allen Mitteln zu arbeiten. (…)
So begann die Narodna Odbrana mit der systematischen Verhetzung und Fanatisierung der Jugend, namentlich der Schuljugend. (…) [G]roßserbische Blätter gibt es in Sarajevo, Fiume, Agram die Fülle.
Ihren Zielen entsprechend wendete die Narodna Odbrana ferner dem Bandenwesen in der Türkei ihre besondere Aufmerksamkeit zu. (…) Auf ihre Bearbeitung der Jugend ist es mit zurückzuführen, wenn fast täglich Schüler aus den Gymnasien und Studenten von der Universität verschwanden, um als Freischärler in Mazedonien aufzutauchen, oder wenn junge Offiziere aus der Armee austraten und, mit falschen Pässen versehen, nach Altserbien [gemeint sein dürften Metochien und das Kosovo; Anm. d. Red.] gingen. Frägt man, was aus diesen (…) jetzt, nach beendetem Krieg und erobertem Mazedonien geworden ist, so ist die Antwort: ein Teil ist vom Staat bei den verschiedensten Betrieben (…) untergebracht, wo sie meistens kleine Sinekuren inne haben; ein anderer Teil strolcht arbeitsscheu, und wahrscheinlich von der Narodna Odbrana unterstützt, umher, auf eine Gelegenheit lauernd, wieder seine wilden Instinkte zu betätigen. (…)
(…) Der Staat selbst, wenn er gleich, um Verantwortlichkeiten zu vermeiden, darauf halten muß, daß die Narodna Odbrana ihren privaten Charakter bewahre, beschränkt sich indes keineswegs auf die Rolle eines passiven Zuschauers. Unter harmlosen Titeln sind in das Staatsbudget gewisse Positionen aufgenommen, die der Narodna Odbrana zugute kommen. Bezüglich der Anschaffung von Flinten für Schüler, von Revolvern für Freischärler ist es notorisch, daß der Staat sie geliefert hat. Charakteristisch ist, daß als Zentralstelle für die Verausgabung von Staatsmitteln für solche Zwecke und die Abrechnung weder das Ministerium des Äußern, noch das Kriegsministerium, sondern dasjenige für Kultus und Unterricht mitwirkt.
Mag daher die serbische Regierung noch so sehr ihren Abscheu und ihre Entrüstung über die in Sarajevo begangene Bluttat kundgeben, mag sie noch so sehr ihre Unschuld beteuern (…), eines kann sie nicht ableugnen. Sie hat die Atmosphäre geschaffen, in der solche Explosionen des blinden Fanatismus allein möglich sind. In ihrem Lande und unter den Augen ihrer Behörden sind die Elemente groß gezogen worden, die Serbien vor der ganzen gesitteten Welt bloßgestellt und auf eine Stufe wieder herabgedrückt haben, wie der verabscheuungswürdige Königsmord des Jahres 1903.
[Zusatz des Kaisers unter dem Text: “sehr gut”, kursiv = Hervorhebungen durch Kaiser Wilhelm II., fett = im Original unterstrichen; Anm. d. Red.]
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London, den 6. Juli 1914 [im Auswärtigen Amt am 9. Juli eingegangen] – Der Botschafter in London Lichnowsky an den Reichskanzler
Geheim!
Ich besuchte heute nachmittag Sir Edward Grey und nahm dabei Gelegenheit, die gesamte europäische Lage mit ihm in vertraulichem Tone zu besprechen.
(…) ich glaubte, daß es sich schon jetzt empfehlen würde, die Möglichkeit einer Verschärfung der Beziehungen zwischen Wien und Belgrad ins Auge zu fassen, damit er, Sir Edward, rechtzeitig in der Lage sei, seinen Einfluß in Petersburg dahin gelten zu machen, daß von dort auf Serbien im Sinne der Nachgiebigkeit gegenüber den österreichischen Forderungen gewirkt werde.
(…) Er versprach mir, auch über diese Frage mit uns in Fühlung zu bleiben, enthielt sich aber vorläufig einer bestimmten Meinungsäußerung.
Sodann erwähnte ich unter Bezugnahme auf unsere letzte Unterhaltung, daß die gewaltigen Rüstungen Rußlands und gewisse andere Anzeichen, wie der Bau strategischer Bahnen, nach meinen letzten persönlichen Eindrücken in Berlin nicht verfehlt hätten, dort ein gewisses Unbehagen hervorzurufen. (…) Da wir aber überzeugt wären, daß wir uns mit der britischen Politik in dem Wunsche begegneten, den Frieden zu erhalten und die Gruppen einander zu nähern, so glaubte ich, durch eine Aussprache mit ihm den beiderseitigen Zwecken zu dienen.
Sir Edward wiederholte mir ungefähr dasselbe, was er mir erst kürzlich gesagt hatte, nämlich, daß ihm keiner Anzeichen einer deutschfeindlichen Stimmung in St. Petersburg bekannt seien. Noch weniger glaube er an kriegerische Absichten Rußlands, er wolle aber der Frage erneut seine Aufmerksamkeit zuwenden und mit mir gelegentlich darauf zurück kommen, da auch er den Wunsch hege, über alle Fragen der auswärtigen Politik mit uns in Fühlung zu bleiben.
Zum Schlusse sagte ich, er müsse mir gestatten, (…) ein etwas heikles Thema in vertraulicher Weise zu berühren. Wir wüßten aus seinen Erklärungen, daß geheime Abmachungen politischer Natur zwischen England und Rußland nicht bestünden. Wir hätten selbstverständlich nicht den geringsten Anlaß, an der Richtigkeit seiner Worte zu zweifeln, bedauerten aber um so mehr, daß immer wieder Gerüchte auftauchten, welche von einer Flottenverständigung zu berichten wüßten, die ein beiderseitiges Zusammenwirken gegen uns im Kriegsfalle bezwecke. (…)
Sir Edward entgegnete, ohne auf die von mir berührte Frage eines Flottenübereinkommens näher einzugehen, daß er mir bereits vor kurzem gesagt habe, daß kein neues oder geheimes Übereinkommen bestünde, daß aber die Beziehungen zu den Verbandsgenossen nichtsdestoweniger eine sehr intimen Charakter trügen. Aus seiner Zurückhaltung und der Bemerkung, daß er mit mir noch einmal auf die Angelegenheit zurückkommen wolle, konnte ich entnehmen, daß er sich die ganze Frage reiflich überlegen will, ehe er mir gegenüber zu meiner Anregung Stellung nimmt. Auf jeden Fall hat er eine Fühlungnahme der beiden Marinen für den Fall eines gemeinsamen Krieges nicht direkt in Abrede gestellt.
Wien, den 8. Juli 1914 [am selben Tag in Berlin eingetroffen] – Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt
Geheim!
(…) Es haben sich (…) in bezug auf das Vorgehen gegen Serbien zwei Strömungen geltend gemacht. Die eine, diejenige des Grafen Berchtold und des Auswärtigen Ministeriums, will den Anlaß des Vorgehens direkt aus der durch die gesamte serbische Politik und deren in dem letzten Attentat gipfelnden Wühlereien gegenüber der Monarchie geschaffenen Lage herleiten, während die andere (…) es für erforderlich hält, zunächst konkrete Forderungen an Serbien zu stellen. (…) Graf Berchtold meinte, er würde seinem Kaiser, falls sich dieser der Ansicht anschließen sollte, daß zunächst Forderungen an Serbien zu stellen seien, jedenfalls raten, die Forderungen so einzurichten, daß deren Annahme ausgeschlossen erscheint.
Graf Berchtold bermerkte noch ganz geheim, daß nach Frhr. Conrad von Hötzendorf [Generalstabschef; maßgeblicher Stratege der österreichisch-ungarischen Armee im Weltkrieg; Anm. d. Red.] 16 Tage für die Mobilmachung gerechnet werden müßten. (…)