… der schon einmal einen “Mussolini-Wein” aus Predappio oder vom Garda-See mitgebracht hat. In vielen Städten sind noch faschistische Denkmäler und Symbole erhalten, und werden gewöhnlich sogar von der Bilderstürmerei der immer noch sehr präsenten radikalen Linken verschont.
Dennoch gilt natürlich der Mythos von der Resistenza und der Geburt der Republik aus antifaschistischem Geist als grundlegend und verbindlich. An diesem Mythos wird inzwischen jedoch seit einigen Jahren von Historikerseite nachhaltig gekratzt, und der (erneute) Rechtsruck durch Berlusconi & Co befördert diese Entwicklung auch auf gesellschaftlicher Ebene. Dirk Schümer schrieb dazu bereits letztes Jahr in der FAZ:
Der roten Limonade des Kommunismus sind die Italiener gründlich überdrüssig; die Genossen schafften es bei den Wahlen nicht einmal ins Parlament. Die historische Allianz der Resistenza, die von den Katholiken bis zu den Stalinisten reichte, ist damit erstmals obsolet, weil die Linke zwar als Verlierer der Wahlen, aber ohne totalitären Anhang dasteht.
Ein Symptom für diesen Trend ist der große Erfolg der Bücher des Journalisten Giampaolo Pansa, vor allem seines Bestsellers “Il sangue dei vinti” (Das Blut der Besiegten), einer romanhaft dramatisierten, aber faktengesättigten Studie über die Opfer der bisher stark vernachlässigten Verliererseite des italienischen Bürgerkriegs von 1943–45. Pansa selbst ist weder ein “Rechter” noch ein gelernter Historiker; er versucht jedoch aus einer Außenseiterposition heraus eine ähnliche Vorreiterrolle wie der spanische Autor Pio Moa einzunehmen, dessen Studien über die Mitschuld der Republikaner am Ausbruch und den Exzessen des Spanischen Bürgerkriegs unter anderem von dem renommierten Stanley Payne gepriesen wurden.
Pansa hat jedenfalls offenbar einen Publikumsnerv getroffen, und nun wurde sein Buch aufwendig verfilmt. In einer Hauptrolle ist Altstar Michele Placido zu sehen, Regie führte interessanterweise ein langjähriger Mitarbeiter des Kultregisseurs Dario Argento, Michele Soavi, der sich bisher mit Horrorfilmen einen Namen gemacht hat, und dessen Werk laut italienischer Wikipedia von Quentin Tarantino gepriesen wurde. Zur Zeit läuft der Film in Italien im Kino, und wurde, wie vorauszusehen, “kontrovers” aufgenommen und von den Linken mit dem üblichen Hohn überhäuft. Ob er jemals in Deutschland zu sehen sein wird, ist fraglich. Den Trailer kann man sich auf youtube ansehen:
[youtube:https://www.youtube.com/watch?v=3dpJMGcDHiw]
Produziert wurde “Il sangue dei vinti” vom staatlichen Fernsehen, das bereits 2005 den Zweiteiler “Il cuore nel pozzo” (Das Herz in der Höhle) über die sogenannten Foibe-Massaker ausstrahlte. Dieser Film fiel allerdings ziemlich einseitig und platt aus (im Gegensatz zu deutschen Produktionen hatten die Macher keinerlei Hemmungen, die Täter so finster und die Opfer so unschuldig wie möglich zu zeichnen.)
Ein weiteres Ärgernis für die Anhänger der Legende von der Santa Resistenza war die US-Produktion “The Miracle of Sant’Anna” des afroamerikanischen Regisseurs Spike Lee. Einem Bericht der SZ von letztem Oktober kann man zwischen den Zeilen entnehmen, was für naive Geschichtsbilder da von der italienischen Linken verbissen verteidigt werden.
Der Film spielt im Sommer 1944, als im toskanischen Bergdorf Sant’Anna di Stazzema bei einer sogenannten Säuberungsaktion der 16. SS-Panzergrenadier-Division “Reichsführer SS” 560 Frauen, Kinder und Greise auf grauenhafte Weise umgebracht und teilweise verbrannt wurden. (…)
Nun stellt der Film das Massaker als Vergeltungsaktion der Deutschen bei der Suche nach einer Widerstandsgruppe dar. Der Veteranenverband der Partisanen (ANPI) sprach von “historischer Fälschung”. So sei der Angriff auf Sant’Anna im Film durch den Verrat eines Partisanen ermöglicht worden.
Missverständliche Aussagen von Spike Lee, dass die Widerstandskämpfer von den Italienern nicht geliebt worden seien, heizten die Debatte zusätzlich an. Sprecher des ANPI zeigten sich in einem Artikel im Corriere della Sera “entrüstet”.