Äpfel vom Baum wirft (man sieht das lächelnd und schneidet hier und da noch ein gutes Stückchen heraus), liegen auf dem Schreibtisch die ersten Antaios-Kladden für Notate bereit – für Lesefrüchte, Eindrücke, Gedankenblitze. Wer soll derlei in Zukunft aufbewahren? Vier Gesichter samt Motto stehen zur Wahl:
Ernst Jünger scheint – das zeigen mir erste Verkaufszahlen – derjenige zu sein, mit dessen käferumrahmtem Pour-le-Merite-Bild man sich am liebsten zeigt. Auch ist das Motto interessant, aber nicht so überspannt wie das, was mir vorschwebte (das unvermeidliche Leiden an Temperaturerhöhungen). Kositza setzte sich durch: “Es gibt Lektüren, die Impfungen gleichen”. Jedes dieser Notizbücher ist 11cm breit und 17cm hoch, hat 96 linierte Innenseiten, ist mit festem Umschlag gebunden und kostet 5.50 €.
Dann: Gottfried Benn. Sein “Habe Mangel an Versöhnung!” stand konkurrenzlos fest, wie bei jedem der vier Notizbücher hat Kositza auf der Rückseite die Herkunft des Zizates beschrieben und in einen kurzen biographischen Abriß eingebettet. Ein Hin und Her gabs mit dem Bild: Ich wollte die Zigarette unbedingt mit drauf haben, die mittlerweile panisch eingeforderte Lufthygiene nicht nur in geschlossenen, sondern in geradezu böigen Bereichen (jüngst auf einem Schiffsdeck!) ist atemberaubend.
Mit Feuerwehrmann Montag hat gerechnet, wer von der Idee der Notizbücher wußte: Er ist im Wortsinn einer jener Waldgänger, die wir für eine Zukunfts- und Auswegsfigur halten. “Ein Buch im Haus nebenan ist wie ein scharfgeladenes Gewehr” stand auf den Postkarten, die wir vor Jahren drucken ließen. Für das graphische Konzept der Kladden war das zu unhandlich. “Wir haben nie richtig gebrannt” paßt indes mindestens ebenso gut: Dieser kurze Satz markiert die endgültige Loslösung Montags aus der Welt derer, die glücklich, normiert, entmündigt und analphabetisiert vor sich hin leben… Hier also ist Montags Kladde.
Zuletzt Sophie Scholl: Überrascht über diese Wahl kann nur sein, wer uns nicht kennt. Das Motto ist vielleicht das schönste unter den vieren, es ist ein Vers aus dem wundervollen bündischen Lied “Schließ Aug und Ohr”. Der Text stammt von dem Germanisten und George-Schüler Friedrich Gundolf, die Geschwister Scholl zählten es zu ihren liebsten Liedern. “Keine Kompromisse” schreibt Kositza auf der Rückseite über Sophie Scholl.
Wer alle vier Bändchen besitzen (oder verschenken) möchte, kann das ermäßigte Paket erwerben. Ich selbst führe seit gestern “Benn” (für Fundstücke zum Untergang des Abendlandes) und Montag (für Lese- und Gesprächsfrüchte) in der Tasche, Kositza die “Scholl”, Lehnert erhält seine Lieferung morgen.