Die Betreiber des jungen Unternehmens, das sich vornehmlich gegen die moderne Konsum- und Wegwerfgesellschaft richtet, sind wie selbstverständlich politisch links einzuordnen. Denn von den vielen Deutungsschlachten, die von der deutschen Rechten in den letzten Jahrzehnten verloren wurden, wiegt der vorherrschende Alleinanspruch des linken Milieus auf Themen und Begriffe wie Umwelt, Natur und Ökologie nachträglich wohlmöglich am schwersten, und tritt gleichzeitig so erdrückend zu Tage. Dabei sind jene Themen und Begrifflichkeiten, die von der politischen Linken seit ’68 als Vehikel für marxistische Gesellschaftsideen genutzt werden, durch ihre unbedingte und unabdingbare Verbindung mit dem Wert der Heimat, ja auch dem biologisch-völkischen Erbe, ursprünglich und genuin rechts zu verorten.
Über den Verlust jener Deutungshoheit wurde in den letzten Jahren durchaus diskutiert. Viele Rechte haben erkannt, dass die Landnahme, die schleppende und mühselige Wiedergewinnung der Natur- und Umweltthemen, nicht nur eine Option unter vielen darstellt, sondern ihr elementare Wichtigkeit innewohnt. Denn nachdem mit Herbert Gruhl, August Haußleiter und Baldur Springmann in den 1980er-Jahren drei dezidiert Nationale den Machtkampf in der jungen grünen Bewegung, aus der u.a. die heutige Partei Bündnis 90/Die Grünen hervorging, verloren hatten, gingen die Themen für das rechte Milieu endgültig verschütt.
Die grüne Bewegung in Deutschland wird seither von der gleichnamigen Partei sowie zahlreichen Vereinen, Initiativen und NGOs beansprucht und dominiert, die Umwelt und Natur in linkes Hoheitsgebiet verlagert haben. Damit einher geht nicht nur der gesellschaftliche Konsens, dass die Natur immer links stehe, sondern auch die unweigerliche Assoziationskette grün gleich Hippie gleich weltfremd. Betrachtet man jedoch die Thesen Gruhls, Springmanns oder Haußleiters en detail, so ist offenkundig, wie eklatant sich diese von vielen Agitationen der heutigen Umweltbewegung unterscheiden. Gruhl, seine Mitstreiter und auch weitere alternative Köpfe, etwa Henning Eichberg, lieferten mit ihren Schriften ein Fundament, auf das die heutige Rechte zurückgreifen kann. Doch ein stetiger Rückgriff auf das bereits Erschlossene, so wie es mit der Konservativen Revolution viel zu oft geschieht, reicht bei weitem nicht aus. Eine neue rechtsökologische Radikalität ist gefragt.
Mit der Ausgabe 56 unter dem Titel „Heimatboden“ (vergriffen) lieferte die Sezession eine überfällige Grundlagenbetrachtung, die rechtsalternative Strömungen darstellte und ein intellektuelles Fundament für eine Übertragung in die Sphären des Politischen bereitete. Dem rechtsintellektuellen Anspruch der Publikation folgend, wurde hier freilich kein direkter, missionarischer Aufruf zu einer radikalen ökologischen Reform und Landnahme von rechts artikuliert. Doch es sind jene rechtsökologischen Maximalforderungen, die es dieser Tage zu formulieren gilt.
Als die Grünen vergangenes Jahr einen bundesweiten „Veggie Day“ für öffentliche Kantinen forderten, formulierten diese damit eine Vorstoß, der eigentlich von rechts hätte kommen müssen. Stattdessen reagierte sich in den Weiten des Internets ein konservativer „Shitstorm“ ab, der einen Einblick in das Natur- und Umweltverständnis des konservativen Milieus in Deutschland ermöglichte. Denn der Vorstoß der Grünen erzeugte eine Welle der Empörung und Ablehnung, die weitestgehend damit begründet wurde, daß dem Vorschlag ein Ökofaschismus innewohne, der den Bürger entmündige und seiner Freiheit beraube. Die Forderung nach einem starken Staat im Sinne Carl Schmitts, der viele Konservative in anderen Lebensbereichen uneingeschränkt folgen, wurde hier vom eigenen Milieu karikiert.
Dabei ist der Vorstoß der Grünen lediglich als Minimalforderung zu betrachten. Würden wir Rechten tatsächlich eine sinnvolle, ökologische Renaissance vorformulieren wollen, so müßte eine viel radikalere Forderung in Welt gesetzt werden. Etwa jene, daß die deutsche, und schlußendlich auch die europäische Wirtschaft sich mittels „Décroissance“ (nachhaltige Wachstumsrücknahme) vom Wachstumszwang befreien müsse. Alain de Benoist oder Henning Eichberg haben hierzu bereits häufig und tiefgehend publiziert (siehe hier).
Verbunden werden muß diese Forderung nach einer nachhaltigen Wachstumsrücknahme zwangsläufig auch mit radikalen ökologischen Forderungen. Denn sicher ist, daß eine solch radikaler wirtschaftlicher Umbruch zunächst Verzicht bedeutet: Verzicht auf eine unbegrenzte und allgegenwärtige Produktpalette, die ständige Verfügbarkeit von importierten Waren und auch die Bewußtwerdung, daß die Befriedigung von Bedürfnissen – plakativ gesprochen – nur nach getaner Arbeit eines jeden möglich ist.
Diese Verhältnisse stießen die moderne Gesellschaft vor den Kopf, würden alles über den Haufen werfen, was die Nachkriegswelt als Fortschritt definiert. Es wäre ein Neustart, ein Einschlagen auf den großen roten Buzzer, auf dem fett „Restart“ steht. Doch was befreit den Westen sonst aus seiner Lethargie? Was haben wir für eine Wahl, diese Zombiewüsten der Nachkriegszeit aufzubrechen? Wir müssen zurück zum Ursprung. Geistig, kulturell, wirtschaftlich, und vor allem seelisch. Die „technischen Siege haben das Gefüge der Natur gesprengt. Der Titanismus mündet jetzt unmittelbar ins Verhängnis. Die Tragik unserer gegenwärtigen Endzeit liegt darin, daß gerade die stolzen Triumphe und Siege das unvermeidliche Ende der Menschenzeit ankündigen“, prognostizierte Herbert Gruhl, sollte der Mensch nicht zu seiner natürlichen Umwelt zurückfinden (nähere Informationen zu Gruhls Leben und Werk hier).
Zugrund liegt die feige konservative Bürgerlichkeit, das gemachte Nest, der in jedem von uns verankerte, entartete Liberalismus der Moderne. Wir huldigen Mohler, haben aber Maschke, Sander und Benoist vergessen. Wo sind unsere Überlegungen zum Sozialismus und Reichsgedanken geblieben? Wir kritisieren Symptome, streiten über Parteien und Mechanismen, doch gehen nicht mehr an die Wurzel. Den Mut, wirklich harsche Kritik zu äußern, das Grundlegende ohne Rücksicht anzugreifen, haben wir verloren. Doch wir müssen zurück. Zurück zu den Gedanken, die uns ermöglichen, alternative Gesellschaftsmodelle zu erarbeiten, Systeme zu entwickeln, über die sich die moderne Republik nicht nur oberflächlich empört.
Eine „Décroissance“, die Rückkehr zum Ursprünglichen, ja eine ökologisch-völkische Renaissance ist es, die wir allzu bürgerlich Gewordenen vertreten müssen. Wem der lediglich ein- oder zweimalige Verzehr von Fleisch pro Woche schon ein zu großes Opfer ist, der ist ohnehin für eine politische Rechte nutzlos. Die Kapitalismus- und Konsumkritik der Linken ist dieser Tage nicht mehr als eine bloße Fassade. Denn keine Strömung wurde vom Wohlstandssystem der Bundesrepublik so sehr eingegliedert und zersetzt, wie die ehemalige Neue Linke. Die Ideale der ’68er sind längst vergessen.
Umwelt ist längst kein ernsthaftes Thema mehr. Und hier offenbart sich genau jene Lücke, die eine neue Rechte füllen muss. Gesunde, wohlbedachte Kapitalismuskritik mit eigenen Lösungsmodellen – auch fernab der parlamentarischen Demokratie – müssen her. Ein wirtschaftlich weitestgehend autarkes Europa vielleicht? Ein organisches Weltbild zu reaktivieren, das der mechanistischen Ideologie von heute entgegensteht, muss die Aufgabe einer wirklich neuen Rechten sein. Die Übertragung der Naturgesetze in die Welt der Politik und die Rückkehr zu einem gesunden Verhältnis zu unserer Umwelt sind die Ziele, die wir verfolgen müssen. Wer, wenn nicht wir?
Langer
Was wuerde denn passieren, naehme man die 100 Joghurtsorten aus dem Supermarktregal? Was wuerde denn passieren, wenn es ploetzlich nicht mehr die endlose materielle Verzweigung (Dekadenz?) als kurz-, mittel- und langfristiges Ziel fuer den Durchschnittsdeuschen gaebe? In welches Loch muesste er fallen?
Ich bejahe die Grundidee. Denn dann stuende ploetzlich (wieder) eine geistige Weiterentwicklung zur Option. Eine soziale, moechte ich sagen, und wir wuerden uns nicht mehr mit dem Firlefanz beschaeftigen, der uns an den Armen klebt, sondern mit dem Arm und dem Rest selber.
Aber: Wer von den Herren Konsumenten ist dazu befaehigt? Man sollte sich darueber im klaren sein, dass diese Lebensweise nicht fuer alle eine Option darstellt. Fuer das einfache Volk stellt der Konsumerismus eine Art Sublimation ihrer niederen Triebbeduerfnisse dar. Das wuerde zu wieder rauheren Zeiten fuehren und die ewige Frage nach dem Umgang mit diesen rauhen Menschen heraufbeschwoeren (Beschaeftigung oder Abschaffung).
Das geile an der Natur ist jedenfalls: Sie ist inhaerent rechts! Insofern sie konsequent, fordernd und absolut ist.