zum Thema “Millionen auf der Flucht – Und wer darf nach Deutschland?”. Mit dabei waren außerdem Armin Laschet (CDU, sachlich abgeklärt), Rupert Neudeck (Grünhelme-Gründer, rührend gutherzig bis naiv), Luise Amtsberg (GRÜNE, linkstheoretischer Gegenpol) und Peter-Kilian Rausch (der in Bautzen aus seinem Hotel ein Asylantenheim gemacht hat, moralische Nervensäge).
Höcke hat sich – dies vorweg – wacker geschlagen und ein paar Begriffe und Erklärungsmuster geliefert, die man sonst im Fernsehen nicht zu hören bekommt. Hier die wichtigsten Punkte:
+ Höcke hat mit Fakten und Zahlen aufgewartet und damit den Konsens unterlaufen, Deutschland stöhne über gerade einmal 20 000 Flüchtlinge aus Syrien. Tatsächlich gab es im vergangenen Jahr 113000 Asylanträge bei einer Anerkennungsquote von knapp über einem Prozent, und in diesem Jahr rechnet man mit 200000 Anträgen.
+ Höcke hat die Soforthilfe vor Ort geschieden vom Langzeitproblem der offenen Grenzen, den humanitären Akt also von der Frage nach der auf Dauer angelegten Einwanderung getrennt.
+ Höcke hat den wichtigen Ansatz von kultureller Nähe und kultureller Distanz ins Spiel gebracht: es ist natürlich richtig, Flüchtlinge aus Syrien oder aus dem Irak in der Türkei oder in anderen angrenzenden Staaten unterzubringen und sie nicht zu “entorten”. denn: Diese Flucht soll immer nur eine auf Zeit sein, kein endgültiger Abschied.
+ Höcke hat zurecht den Vergleich einer Integration dieser Flüchtlingsströme mit der Integration der 13 Millionen vertriebenen Ostdeutschen in Mittel- und Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg zurückgewiesen: Diese Vertriebenen waren Deutsche, keine kulturfernen Gruppen, und selbst ihre Integration war nach 1945 eine schwierige, sehr harte Aufgabe, die noch im Hungerwinter 46/47 Zigtausende das Leben gekostet hat.
+ Höcke hat auf die überfremdeten Problembezirke in den großen Städten hingewiesen, hat die Kriminalität und die Überforderung der Sicherheitsbehörden angesprochen und darauf hingewiesen, daß man in solchen Fragen in Generationen zu denken habe.
+ Höcke hat moralische Fragen (“Würden Sie eine syrische Familie aufnehmen?”) (“Waren Sie je in einem Asylantenheim?”) so beantwortet, daß die alles andere als unparteiische Moderatorin nicht nachstochern konnte und auch der Bautzener Asyl-Hotelier ins Leere stieß (“Waren Sie je in einem Asylantenheim?”). Hier wäre die ein oder andere Rückfrage gut gewesen, ein wenig Angriffslust. Mich würde beispielsweise interessieren, was der Bautzener Hotelier pro Kopf vom Staat für die Unterbringung überwiesen bekommt. Sein 4‑Sterne-Hotel hätte er sicherlich nicht zu einer Asylunterkunft umbauen lassen, wenn es ausgebucht gewesen wäre. Herr Rausch aus Bautzen kam unhinterfragt als moralische Instanz davon, das ist schade.
Insgesamt: politisches Format und Schlagfertigkeit aus Thüringen.
Buchhinweise:
Ansturm auf Europa. Ist das Asylrecht noch zeitgemäß? (IfS-Studie, 5 €).
Deutsche Opfer, fremde Täter (nur noch wenige Exemplare, 19 €).
Karl Eduard
Da ich mir den Genuss des Staats- und anderen Fernsehens seit Jahren versage, kann ich nur sagen: schön. Andererseits soll aber, lt. ARD - Meinungsumfrage, die Mehrheit der Befragten mehr Flüchtlinge wollen. Natürlich nicht in der eigenen Wohnung. Freuen wir uns darauf.