Zahlreiche Reiter verließen die Stadt – 15. IfS-Sommerakademie

umschlag_62.inddvon Philip Stein

Zahlreiche Reiter verließen die Stadt. Das Rittergut Schnellroda als Ziel, folgten auch dieses Jahr wieder Teilnehmer aus Deutschland und Österreich dem Aufruf des Instituts für Staatspolitik, geistiges Rüstzeug zu erwerben. Hier mein Bericht:

Die 15. IfS-Som­mer­aka­de­mie ver­sam­mel­te unter dem Schlag­wort der „Kul­tur­kri­tik“ eine hand­ver­le­se­ne, äußerst hete­ro­ge­ne Aus­wahl an Refe­ren­ten, die das brei­te, ja flie­ßen­de the­ma­ti­sche Feld im Rah­men eines Wochen­en­des dar­zu­stel­len ver­moch­ten. Rund 50 Teil­neh­mer unter­schied­li­cher poli­ti­scher Cou­leur wur­den von Dr. Erik Leh­nert mit eini­gen ein­lei­ten­den Wor­ten auf das kul­tur­kri­ti­sche Pro­gramm vorbereitet.

Neben Mar­tin Licht­mesz, Dr. Frank Lis­son, Dr. Micha­el Rie­ger und eini­gen wei­te­ren Refe­ren­ten war es zunächst Dr. Baal Mül­ler ver­gönnt, mit einem Vor­trag zu Lud­wig Kla­ges und Theo­dor Les­sing die Aka­de­mie zu eröff­nen. In gewohn­ter, unnach­ahm­li­cher Baal-Manier wur­de der „Der Geist als Wider­sa­cher von See­le und Erde“ im Sin­ne Kla­ges’ und Les­sings the­ma­ti­siert – ein lebens­phi­lo­so­phi­scher Zugriff, der mit der „moder­nen“ Zivi­li­sa­ti­on in radi­ka­ler Wei­se auf Kriegs­fuß steht. Mit Micha­el Rie­ger folg­te ein Refe­rent, der die kul­tur­kri­ti­sche Tra­di­ti­ons­li­nie der Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on bis in die Gegen­wart nach­zeich­ne­te, und dabei unter ande­rem an öko­lo­gi­sche Kul­tur­kri­tik sei­tens Wil­helm Röp­kes und Her­bert Gruhls anknüpf­te. Rie­ger zeig­te auf, wie stark etwa die Posi­tio­nen Röp­kes und Gruhls vom Geist der kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­tio­nä­re beein­flusst wur­den. Die anschlie­ßen­de, kon­tro­ver­se Dis­kus­si­on ver­deut­lich­te, daß rech­te Öko­lo­gie defi­ni­tiv ein grund­le­gen­des The­ma ist, über wel­ches zukünf­tig noch gespro­chen wer­den muß.

Nach­dem das Refe­rat „Kri­sis und Kri­tik. For­ma­ti­on und Defor­ma­ti­on gegen­wär­ti­ger Kul­tur“ einen kri­ti­schen Blick auf die der­zeit vor­herr­schen­de west­li­che Unkul­tur warf, unter­such­te Mar­tin Licht­mesz „Meta­po­li­ti­sches in der Pop­kul­tur“. Bei­de Refe­ra­te beding­ten sich in soweit, als das Licht­mesz durch aus­ge­wähl­te Bei­spie­le visu­ell ver­deut­lich­te, wie die inter­na­tio­na­le „Medi­en­ma­fia“ in den letz­ten Jahr­zehn­ten zur kul­tur­zer­set­zen­den Ree­du­ca­ti­on der Euro­pä­er bei­getra­gen hat, ja sie sogar maß­geb­lich bestimm­te. Das pas­sen­de Fall­bei­spiel Con­chi­ta Wurst ver­folg­te die Teil­neh­mer dank Licht­mesz’ visu­el­ler Vor- und Aus­füh­run­gen das kom­plet­te Wochen­en­de und wur­de prak­tisch zum erschre­cken­den, wie­der­keh­ren­den Mantra.

Frank Lis­son und der öster­rei­chi­sche Maler Cle­mens Maria Fuchs such­ten wie­der­um ande­re, sub­ti­le­re Zugän­ge zur Kul­tur­kri­tik. Fuchs beschrieb hier­bei die klas­si­sche Male­rei als einen kul­tur­kri­ti­schen Gegen­satz zu den zeit­ge­nös­si­schen Kunst­for­men, deren zer­set­zen­den Sie­ges­zug er bereits mit Pablo Picas­so her­auf­zie­hen sieht. Das Für und Wider der Nost­al­gie abwä­gend, erklär­te Lis­son im nach­fol­gen­den Vor­trag, daß die moder­ne Mas­sen- und Kon­sum­ge­sell­schaft maß­geb­lich ein Pro­dukt der Ent­wur­ze­lung des Men­schen aus sei­ner Hei­mat und Geschich­te sei. Nur durch die gebets­müh­len­ar­ti­ge Ver­teu­fe­lung der eige­nen Geschich­te und Iden­ti­tät sei die der­zei­ti­ge, his­to­risch ein­zig­ar­ti­ge Situa­ti­on der deut­schen Kul­tur und Gesell­schaft ent­stan­den. Mar­tin Heid­eg­gers „Schwar­ze Hef­te“ wur­den abschlie­ßend von Erik Leh­nert vor­ge­stellt. Heid­eg­ger selbst habe zwar nie von Kul­tur­kri­tik gespro­chen, sei jedoch ein unab­ding­ba­rer Bestand­teil der rech­ten Kulturkritik.

Neben dem ange­setz­ten The­ma war es doch vor allem der Abschied Dr. Karl­heinz Weiß­manns vom IfS, des­sen Klä­rung die Teil­neh­mer in Schnell­ro­da inter­es­sier­te. Götz Kubit­schek und Erik Leh­nert nah­men hier­zu Stel­lung und beant­wor­te­ten alle auf­kom­men­den Fra­gen mit spür­ba­rer Ehr­lich­keit und unter Ver­weis auf die Bedeu­tung Weiß­manns in der mit sei­nem Weg­gang abge­schlos­se­nen, ers­ten Ära des Instituts.

Daß eine zwei­te Ära ein­ge­läu­tet sei, wur­de augen­schein­lich: Die Teil­neh­mer tag­ten in einem neu­en, gro­ßen Vor­trags­raum und hat­ten die Gele­gen­heit, einen Blick in das neue Buch­la­ger des Ver­lags zu wer­fen. Auch wur­de im Vor­trags­raum die IfS-Aus­stel­lung “Die Kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on in Deutsch­land” prä­sen­tiert, und ein hal­bes Dut­zend älte­rer Hörer folg­te der Ein­la­dung des Insti­tuts zu einem spon­ta­nen, sonn­täg­li­chen Besuch der Akademie.

Die fol­gen­den IfS-Aka­de­mien haben also einen gesi­cher­ten Platz für die Zukunft. Die neu­en Räum­lich­kei­ten paß­ten per­fekt zur Stim­mung auf dem Rit­ter­gut. Die hete­ro­ge­nen Teil­neh­mer, vom inter­es­sier­ten AfD­ler bis zum akti­vis­ti­schen Jugend­li­chen, fan­den zusam­men und über­spran­gen den von man­cher­orts her­bei­ge­wünsch­ten, tren­nen­den Gra­ben mit Leichtigkeit.

Libe­ral? Kon­ser­va­tiv? Rechts? Debat­te ohne Distan­zie­rung war mög­lich! Es wur­de für jeden Anwe­sen­den spür­bar, wes­halb die­se IfS-Aka­de­mien einen beson­de­ren Wert haben. Sie ver­sam­meln eine Grup­pe, die sich ganz selbst­ver­ständ­lich zusam­men­fin­det, ohne sich zu verbergen.

Das The­men­heft “Kul­tur­kri­tik” der Sezes­si­on ist übri­gens soeben erschie­nen und kann erwor­ben werden.

IfS Winterakademie

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Kommentare (1)

Nils Wegner

7. Oktober 2014 17:06

Was dazu unbedingt noch zu sagen ist: Das neue Heft der Sezession kann mühelos für sich allein stehen, besonders durch die passende Klammer von Pro- und Epilog; gleichwohl stellt sie auch durch ergänzende und flankierende Beiträge für die Teilnehmer eine optimale Ergänzung zur themengleichen Akademie dar.

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