Die Presse berichtete:
Abgeordnete der Grünen haben am Donnerstagvormittag für einige Minuten den Eingang zu türkischen Botschaft in Wien symbolisch blockiert. Sie forderten VP-Außenminister Sebastian Kurz dazu auf, Druck auf die Türkei zur Öffnung seiner Grenzen für kurdische Kämpfer zu machen. Kurdische Milizen kämpfen derzeit in der syrischen Grenzstadt Kobane verzweifelt gegen die Terrormiliz IS, erhalten aber wegen der türkischen Vorbehalte gegenüber der verbotenen PKK-Partei und ihrer Ableger keinen Nachschub über die Türkei.
“Peter Pilz und seine Kollegen wollen Präsident Erdogan zum Eingreifen in Kobanê drängen“, schrieb der Standard:
“Wir wollen, dass die EU Erdogan zwingt, die Blockade von Kobanê aufzugeben”, schreibt Pilz dazu in seinem Facebook-Profil. “Die Kurden in Syrien sind der bedrängteste Teil der globalen Anti-Terror-Allianz. Erdogan muss sich jetzt entscheiden, auf welcher Seite er steht.”
Im Klartext heißt das ja nichts anderes als: „Starker Mann, komm und laß die Kavallerie los, wir brauchen Soldaten, die Krieg führen, um die Barbaren aufzuhalten.“ Wobei ich mir nicht sicher bin, bis zu welchem Konkretionsgrad derlei in die Köpfe der Grünen gesickert ist, die im eigenen Land so gerne die pazifistischen Engel spielen und notorischerweise das Militär als Institution zu diskreditieren und schwächen versuchen, wie nur irgend möglich, um es geistig wie materiell zu entwaffnen.
Und der gute Peter Pilz, ein Veteran der Friedensbewegung, steht hier an vorderster Front (von Österreich gestellte Söldnerpolizeitruppen für internationale Einsätze findet er OK. Die könnte man dann in Zukunft ja gleich losschicken, ohne bei Erdogan um Hilfe betteln zu müssen.). Aber „Save Kobanê“ ist nichts anderes, als ein Eingeständnis, daß man ohne eigene Wehrkraft einem entschlossenen Aggressor ausgeliefert ist, und einen solchen wird es potenziell immer geben.
Das erinnert mich an eine Anekdote, die ich irgendwo einmal gelesen habe: links-antikolonialistische westliche Journalisten geraten Mitte der Sechzigerjahre in ein heiß umkämpftes Gebiet im Belgisch-Kongo. Bald sind sie von mordlüsternen lumumbistischen Rebellen eingekesselt, die die Anwesenheit von Bleichgesichtern nicht allzu “differenziert” betrachten. Ab einem bestimmten Zeitpunkt beteten sie nur mehr, die als “Faschisten” beschimpften belgischen Fallschirmspringer oder französischen Söldner mögen endlich kommen und sie retten.
Ähnliche Assoziationen hatte ich auch angesichts Alice Schwarzers aktueller Polemik wider die „verdammte Verlogenheit“ und „bodenlose Dreistigkeit“, mit der „die Welt“ dem Vormarsch der IS-Truppen in Syrien und Irak begegnet:
Die Welt sieht zu, wie die kurdische Grenzstadt Kobane von den Söldnern des selbsternannten „Islamischen Staat“ erobert und die Menschen massakriert werden (Die Männer werden enthauptet, die Mädchen und Frauen als „Sexsklavinnen“ erbeutet). Von oben werfen die Amerikaner Bomben, die auch Zivilisten treffen, vorzugsweise auf die vom IS eroberten Öl-Raffinerien; und über die Grenze gucken die türkischen Soldaten in ihren Panzern zu.
Die Türken bleiben untätig, nicht nur, weil sie wenig Interesse haben, die Kurden zu stärken. Sie seien insgeheim „Komplizen des IS“:
Obama erwartet nun von den Türken, dass sie einmarschieren, die eigenen Jungs möchte er in diese Hölle nicht schicken. Und Merkel wirft der Türkei „Untätigkeit gegen den IS“ vor. Was im besten Fall naiv ist. Die türkischen Soldaten sollen den islamistischen Killern in die Arme fallen? Warum sollten sie? Schließlich besorgen die Dschihadisten gerade das Geschäft des bekennenden Gottesstaatlers Erdogan.
Erdogan war es, der die Dschihadisten seit 2011 von der Türkei aus über die Grenze nach Syrien ziehen ließ. Und noch am Montag dieser Woche entließ er laut Time im Austausch gegen gefangene türkische Soldaten 180 Dschihadisten aus türkischen Gefängnissen. Die eilten flugs ihren Brüdern vor Kobane zur Hilfe. (…)
Und noch haben die IS-Söldner und die Erdogan-Regierung dieselben Gegner: die Kurden und das Assad-Regime. Die Kurden – und hier speziell die militante PKK, die als „Terrororganisation“ auch in Europa verboten ist – sind mit ihrem Begehren nach einem autonomen Kurden-Staat der Türkei schon lange ein Dorn im Auge. Der Sturz von Baschar al-Assad wäre ein Fest für Erdogan. Der wäre dann nicht nur der starke Mann in seinem Land, sondern in der ganzen Region. Hofft er.
Sie fürchtet einen Sieg des radikalen Islams im Nahen Osten, weil er unweigerlich auch in den Westen ausstrahlen würde:
Man muss kein Prophet sein, sondern die Sache nur nüchtern betrachten, um vorauszusagen: Jetzt wird Assad sich nicht mehr lange halten können, der Siegeszug der Islamisten im Nahen Osten ist unaufhaltsam. Das Morgenland, vor hundert Jahren von den einstigen Kolonialherren recht willkürlich zugeschnitten, wird nun erneut neu aufgeteilt werden: dieses Mal unter Islamisten. Was die gesamte Weltordnung erschüttern wird und ausstrahlen auch auf bisher – relativ gesehen – gemäßigte islamische Staaten wie die Türkei. Was wiederum ausstrahlen wird auf die islamistischen Communitys im Westen. Mitten unter uns.
“Mitten unter uns”: Alice erkennt völlig richtig, daß die islamischen Populationen in Europa als Kanäle und Transmitter der islamischen Welt überhaupt dienen. Verlagert diese ihr Gewicht in Richtung noch mehr Extremismus und Fundamentalismus, wird sich das auch in unseren Breitengraden bemerkbar machen. Der blanke Horror, den Schwarzer vor den Gotteskriegern des IS und seinen Unterstützern sowie offenbar vor dem Islam generell hat, ist auch Entsetzen angesichts ihres alten Erzfeindes, der Männerherrschaft und des „Patriarchats“ in seiner militantesten, selbstherrlichsten, unnachgiebigsten und von der Aufklärung am wenigsten angekränkelten Form. Schwarzers “Islamophobie” hängt direkt mit ihrer “Androphobie” zusammen.
Aber was sind die Gründe für diesen pervertierten Männlichkeitswahn? Denn es ist ja unübersehbar, dass diese waffenrasselnde Aufrüstung auch und vielleicht vor allem eine Reaktion auf die Emanzipation der Frauen ist: die Rekonstruktion von Männlichkeit in Zeiten, in denen marodierende junge Männer in Kairo wie Berlin arbeitslos sind und verunsichert.
“Söhne und Weltmacht”! Schlag nach bei Gunnar Heinsohn… Alice weiter:
Diese Männer machen sich zum Herrn über Leben und Tod. Sie zwingen emanzipierte Männer auf die Knie und Frauen unter den Schleier, bis zur Unsichtbarkeit. Und das in den von Islamisten unterwanderten muslimischen Communitys in Europa ebenso wie in den islamistisch beherrschten Ländern.
„Warum wir alle zittern müssen“ ist der Artikel überschrieben. Kein Zweifel: Alice Schwarzer „zittert“. Alice Schwarzer hat Angst. Angst vor einer Art SS des „Männlichkeitswahns“, die nun auch über Europa herfallen und seine schöne “emanzipierte” Ordnung und sein „Gleichstellungs“-Tralala hinwegfegen könnte. Daß sie und ihre ideologischen Verbündeten diesen “Männlichkeitswahn” – oder was sie dafür halten – in unseren Gefilden weitgehend heruntergedimmt haben, hält sie für eine große „emanzipatorische“ Errungenschaft. „Frauenrechte“, „Gleichberechtigung“ und Feminisierung bzw. geschlechtliche Neutralisierung der Männer sind die Waffen, um die tollen Hunde zu kastrieren:
Darum möchte ich an dieser Stelle nur daran erinnern: Es geht nicht nur um den westlichen Feminismus, sondern auch um die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – nicht zuletzt unter dem Einfluss des Westens bzw. der Sowjetunion – mit Siebenmeilenstiefeln fortgeschrittenen Frauenrechte in Ländern wie Iran, Ägypten, Tunesien oder Syrien. Nicht zufällig wurde in all diesen Ländern die Emanzipation der Frauen brutal gestoppt. Genau an diesem Punkt müsste gegengehalten werden. Viel effektiver als mit Bomben bekämpft man den IS und seine bärtigen Brüder mit der Bildung und Gleichberechtigung der Frauen! Darauf könnten auch unsere Länder mit ihrer Entwicklungs- und Außenpolitik einwirken. Wenn sie nur wollten.
Na klar, Alice – während nun die Schlacht tobt, die Massaker an der Tagesordnung stehen und die kurdischen Männer (und ein paar beherzte “Amazonen”) darum kämpfen, daß ihre Frauen und Töchter nicht verschleppt werden, gibt es nichts Wichtigeres und gar „Effektiveres“ als „Bildung und Gleichberechtigung“ in den Irak, nach Syrien, Afghanistan, die Türkei, Saudi-Arabien und so weiter zu exportieren. Genausogut könnte man sagen: Wenn das Dach brennt, entwerfen wir erstmal eine Versicherungspolice und verteilen sie an alle Bewohner. Aber die Vereinten Nationen können ja gern versuchen, ein paar Bildungsbomben und alte Emma-Hefte auf die IS-Truppen herabregnen zu lassen, um sie in ihrer Kampfmoral zu schwächen. Dadurch wird Kobâne gewiß ganz besonders effektiv vor der Einnahme und Plünderung gerettet.
Wenn die „Frauenrechte“ nun tatsächlich so einen immensen Siegeszug in arabisch-islamischen Ländern hinter sich haben, und angeblich die „effektivste“ Waffe gegen die „bärtigen Brüder“ sind, wie kommt es dann, daß sie bei deren erstem entschlossenen Ansturm mit Waffengewalt und Fanatismus als Treibstoff einstürzen wie Kartenhäuser? Und wenn Obamas Boys den Kopf nicht hinhalten sollen, und Erdogan keine Soldaten opfern will, um Kurden zu retten, wer soll es tun? Wenn der IS gestoppt werden soll, muß jemand bereit sein zu töten und zu sterben. Irgendeiner muß “in die Hölle geschickt werden”, und das sind momentan die, die als Angegriffene keine andere Wahl haben, weil die Hölle zu ihnen gekommen ist. Aber ohne Truppenunterstützung haben sie wenig Chancen, durchzuhalten. „Was für eine verdammte Verlogenheit! Und was für eine bodenlose Dreistigkeit!“ kräht und jammert die gute alte Alice, und drückt sich dreist und verlogen um die simple Tatsache herum, daß bewaffnete Männer nur durch andere bewaffnete Männer gestoppt werden können.
Wenn ihr das nicht paßt, dann bleibt nur noch die Möglichkeit, auf Drohneneinsätze zurückzugreifen. Paar Knöpfchen, die man auch mit lackierten Fingerspitzen drücken kann, und der IS ist niedergebombt, never mind die paar tausend zerquetschten Zivilisten als Kollateralschäden, so sieht eben „humane“ (“emanzipierte”?) Kriegsführung im Zeitalter der „humanitären“ Einsätze aus. Hauptsache, die Drecksarbeit des Tötens wird irgendwie erledigt. Besser, ein paar anonyme Maschinen mit Massenvernichtungskapazität übernehmen das, als daß, GöttIn bewahre, der „Männlichkeitswahn“ wieder sein häßliches bärtiges Haupt erhebt.
Man muß schon ein Herz aus Stein haben, um die Panik, die Gestalten wie Schwarzer nun befällt, nicht mit einer gewissen makabren Genugtuung zu sehen. Jahrzehntelang haben sie und ihresgleichen nichts anderes getan, als die Abwehrkräfte des Westens zu schwächen, und nun wundern sie sich, warum sich die islamische Infektion so ausbreiten kann.
Ja, Alice! Du und Deinesgleichen, ihr wart großartige Planierraupen für die „bärtigen Brüder“! Wer wird euch beschützen, wenn sie eines Tages tatsächlich vor eurer Tür stehen? Ob die „emanzipierten Männer“ dazu noch in der Lage sein werden, ist fraglich; ihr habt sie ja schon vorher „in die Knie gezwungen“. Und hey: dazu muß man kein Prophet sein, sondern die Sache nur nüchtern betrachten.
Ich schließe mit Michael Klonovsky:
Mit einer gewissen Vorfreude erwartet man den Tag, an welchem unsere Schwulen, Lesben und Feministinnen zum Endkampf gegen die muslimischen Machos antreten.
Trouver
bravo.