mit den skrupulösen, frechen, verlogenen Abschieden, Absagen, Ausreden. Ich meine: ein kaplaken pro Jahr, falls das ausreicht. Man bekommt zu den ewigen grundsätzlichen auch noch ein paar Selbstzweifel: Vielleicht sind wir die Tauben, die den überlauten Gong nicht haben tönen hören. Vielleicht ist das, was wir hier tun, wirklich völlig unverständlich und, auf gut hessisch „neben der Kapp“. Vielleicht plagt das Gros der Mitbürger ganz andere Probleme als die, die wir sehen.
Heute höre ich beim (natürlich skrupelbehafteten) Entfernen der Spinnweben und Spinnen in der Küche im Deutschlandradio ein einstündiges, von der Moderatorin einfühlsam gestaltetes Gespräch mit Nivedita Prasad, einer „Berliner Professorin für Menschenrechte“. Sie organisiert den studentischen Widerstand gegen den Widerstand gegen die Asylantenunterkunft in Berlin Hellersdorf, und sie versteht sich als Feministin of colour.
Ich habe einige Insidereinblicke in den Roman Hirnhunde von „Raoul Thalheim“, aber diesen nicht: Ist die Figur der migrationssensiblen Dozentin Feli Fischer-Sembene (Effeffess) direkt dieser Nivedita Prasad nachempfunden? Oder gibt es deren viele? Wie die „Effeffess“ im Roman spricht Frau Prasad von „Roma und Sinti“ statt wie üblich von „Sinti und Roma“, und sie tut es sicher auch in enthierarchisierender Absicht, also, um „Denkgewohnheiten durcheinanderzubringen.“
Als die übernette Moderatorin „Feministinnen of colour“ frohgemut und empathisch mit „farbige, bunte Feministinnen“ übersetzt, reagiert Frau Prasad, die ein „Problem“ mit weißen Feminismus hat, genauso angepiekt wie die antirassisistische Koryphäe Effeffess im Roman. „Of colour“, so beschied sie streng, sei ein politischer Begriff, der keinesfalls auf die Hautfarbe der Kämpferinnen für die gute Sache verweise! Genauso empfindlich reagiert Frau Prasad, wo sie nach ihren „indischen Wurzeln“ befragt wird. Als spiele das – die Herkunft – irgendeine Rolle!
Während ich also denke: Dieses Langinterview ist doch „neben der Kapp“ und muß doch eine völlig unverständliche Ideologie wiedergeben für das gros der Hörer, denke ich zugleich: Nein, i c h liege völlig daneben. Gerade weil ich denke, daß die für mein Ohr abstrusen Empfindlichkeiten dieser professoringewordenen Sozialarbeiterin Quatsch mit Soße sind. Immerhin lausche ich ja keinem linksextremistischem, radikalfeministischem Spartensender, oder?
23. Oktober 2014
Die Tochter hat im Unterricht mal wieder so einen Film gesehen. Falls ich den Inhalt richtig zusammenfasse: Eine Tasche steht am Bahnsteig. Fokus auf die Tasche, zunächst kein Besitzer zu sehen. Dann kommt ein Dunkelhäutiger mit seinem kleinen Sohn. Sie nehmen die Tasche. Kommt ein Polizist und fragt streng nach dem Inhalt der Tasche. Proviant, sagt der Dunkelhäutige. Der Polizist bleibt mißtrauisch. Dann steigen Vater und Sohn in den Zug. Natürlich mit gültiger Fahrkarte. Ein weißer, böse (Tochter: „teuflisch“) ausschauender Mitreisender hingegen stellt sich bei der Fahrkartenfrage stumm. Der Dunkelhäutige reagiert fix und sagt: Der gehört zu uns, ich hab für ihn mitbezahlt. Etwas später rastet der Weiße aus, schmeißt das Spielzeug des kleinen Jungen aus dem Zug und schreit so etwas wie: Euch hab ich besonders satt, ihr seid unser Untergang. Er jagt die beiden aus dem Zug. Danach explodiert der Zug – der böse Weiße war ein Selbstmordattentäter.
Wiedermal so ein Film, direkt aus dem Leben gegriffen. Das übergeordnete Thema heißt „Fremd sein, anders sein.“
24. Oktober 2014
Just diese Woche, passend zum Schul(ungs)filmchen, hat die Bundeszentrale für politische Bildung drei neue Flugblätter herausgegeben, in denen kurz& bündig gelehrt wird, wie man sich gegen diskriminerende Äußerungen im Alltag zu Wehr setzt. Die kostenlos bestellbaren „Flyer“ heißen „Homophobie begegnen“, „Rassismus begegnen“ und „Antisemitismus begegnen“. Im Flyer „Rassismus begegnen“ werden mehrere Institutionen genannt, an die sich Lehrer, Vereinsleute und andere „Multiplikatoren“ wenden können, wenn sie Hilfe oder eine Schulung wünschen. Die Seminare, die dort angeboten werden (Slogan „Sei mutig!“) sind bebildert mit diesen Lehrertypen mit Schal, wie sie frohlachend solidarische und mutige Kreisseile mit Händchenhalten betreiben. Ich wette, aus genau solchen Mutrunden stammen solche Filmvorführungsideen.
Wie begegnet man also Rassismus? Beispielsweise auf die Parole „Ausländer sind krimineller als Nichtdeutsche“? Im BpB- Flyer steht: 22,9% der Tatverdächtigen seinen zwar Nichtdeutsche – also Leute ohne deutschen Paß. Der Neudeutsche Ali ist hier also nicht miteingerechnet . Aber, so heißt das Gegenargument: Es werden damit nur Verdächtige gezählt und keine Verurteilten. Über Verurteilte gibt es keine Statistik nach deutsch/nichtdeutsch. Zweitens: „Als ausländisch wahrgenommene Personen“ werden häufiger verdächtigt. Allerdings gibt es auch hierfür keine Statistik.
Und wie begegnet man der rassistischen Parole, „Die Ausländer nehmen uns Arbeitsplätze weg“? So: „Ausländerinnen und Ausländer schaffen in Deutschland Arbeitsplätze. Sie stärken die Kaufkraft und sichern Arbeitsplätze.“ Und: „Mit Ironie: ich wußte gar nicht, daß Sie früher einen Döner-Imbiß betrieben haben.“ Daß dieses Argument nahelegt, daß arbeitende Ausländer hier vor allem in der Dönerindustrie (und nicht als Ingenieure, Professoren etc.) tätig sind – bedenklich! Nächstes Argument, uralt: „Müllentsorgung oder der Pflegebereich wären ohne eingewanderte Pflegekräfte nicht aufrechtzuerhalten.“ Salopp übersetzt: Freu dich doch, daß es noch Leute gibt, den wir für den Dreckskram einspannen können.
Der “rassistischen” Parole „Das deutsche Volk wird durch die Ausländer überfremdet“? Erstens: „Es gibt keine feststehenden, biologisch und kulturell definierten Staatsvölker (…) Nord- und Süddeutsche hatten noch im 18. Jh. sehr wenig gemeinsam. Heute fühlt sich kein Münchener durch einen (!) Kieler überfremdet.“ Mir fällt spontan das Stichwort „Schwaben in Berlin“ ein.
Und: „2010 lebten in Deutschland ca. 7,15 Millionen Ausländer und Ausländerinnen. Das entspricht einer Quote von 8,7%.“ Das ist deshalb ein bißchen lustig, weil bei Drucklegung erstens die (seit Jahren stetig steigende) „Quote“ von 2013 bekannt gewesen sein dürfte, die auf über 7, 6 Millionen lautet (und die in sämtlichen westdeutschen Großstädten weit höher ist), und geflissentlich wurde (es geht doch um kulturelle Überfremdung?) die Migrationshintergrundsquote außer Acht gelassen, die bei 20% liegt – ländliches und östliches BRD-Gebiet mit deutlich geringerer Quote miteingerechnet. Letztes Argument: „Diese Menschen sind für den Erhalt und Ausbau des gesamten sozialen und kulturellen Lebens von großer Bedeutung und zahlen beachtliche Steuern.“
Nordlaender
https://www.youtube.com/watch?v=ZCNtVRHfN-g
Irgendwie nicht. Of colour klingt zwar nett, aber dann doch lieber eine ganz normale Avon-Beraterin. Und wenn es unbedingt sein muß, eher drei Stunden auf einer Tagung von dieser unsäglichen Tupper-Sekte absitzen, als lediglich eine bei einem Vortrag der Heinrich-Böllstiftung.
Wie man unsere Kindern in Sachen "Wirtschaft" indoktriniert, das bringt mich richtig auf die Palme.
Im Wirtschaftsraum A wohnen zehn Millionen Personen. In einem Jahr werden dort 25000 Plastikpellen von Hans-Wolfshaut umgesetzt
Im Wirtschaftsraum B wohnen drei Millionen Personen. In einem Jahr werden dort 3750 Plastikpellen von Hans-Wolfshaut verkauft.
Begründe nun, warum Du zu Deiner Erkenntnis gelangst, daß der Wirtschaftsraum B droht, zu einem Entwicklungsland, wenn nicht gar zu einem Schurkenstaat abzusinken.