PEGIDA, markentechnisch betrachtet

von Lutz Meyer

Hans Domizlaff (1892 - 1971) gilt als Begründer moderner Markentechnik; in den 1920er Jahren war er prägend...

für Reemts­ma (Ern­te 23), Sie­mens und die Deut­sche Gram­mo­phon tätig. Domizlaff war sich der Bedeu­tung des kon­se­quent gedach­ten Mar­ken­ge­dan­kens auch für poli­ti­sche Bewe­gun­gen früh bewußt. Immer­hin bekann­te Goeb­bels, er ken­ne Die Pro­pa­gan­da­mit­tel der Staats­idee von Domizlaff aus­wen­dig – was die­sem vor allem in der Nach­kriegs­zeit nicht unbe­dingt Sym­pa­thien einbrachte.

Domizlaff wur­de aber nicht nur von der Poli­tik ver­ein­nahmt, er war selbst immer auch ein poli­ti­scher Kopf und mach­te sich in den 1950er Jah­ren (Es geht um Deutsch­land oder auch Die See­le des Staa­tes) recht eigen­wil­li­ge Gedanken.

Das von ihm gegrün­de­te Ham­bur­ger Insti­tut für Mar­ken­tech­nik bestand bis zu sei­nem Tode 1971, doch schon in den Jah­ren davor wirk­te Domizlaff wie ein Fos­sil in der Welt der moder­nen Wer­bung. Wozu an ihn erin­nern? Ist er als Per­son auch weit­ge­hend ver­ges­sen, wir­ken die grund­le­gen­den Gedan­ken der Mar­ken­tech­nik bis in die Gegen­wart nach, wenn­gleich man heu­te lie­ber von „Brand Plan­ning“ spricht und längst nicht mehr nur über Plakat‑, Fernseh‑, Kino- und Rund­funk­wer­bung nach­denkt, son­dern über Web 2.0 und Web 3.0 spricht, also vor allem über Social Media und auto­ma­tisch gene­rier­tes Daten­sam­meln. Der Kern­ge­dan­ke der Mar­ken­tech­nik – die ent­schei­den­de Bedeu­tung der Gewin­nung des öffent­li­chen Ver­trau­ens für den Erfolg einer Mar­ke – hat an Aktua­li­tät nichts ein­ge­büßt. Er gilt nach wie vor für Kon­su­men­ten­mar­ken wie für poli­ti­sche Mar­ken, poli­ti­sche Ideen.

Über Ideen sag­te Domizlaff ein­mal, deren Herr­schaft und Raub­tier­ar­tig­keit sei­en unbe­strit­ten. Mit einer gewis­sen Raub­tier­ar­tig­keit reagie­ren auch poli­ti­sche Ideen und Mar­ken, wenn ihnen eine ande­re Idee den Herr­schafts­an­spruch strei­tig machen will. Betrach­ten wir den Bereich der poli­ti­schen Ideen durch die Bril­le des Mar­ken­tech­ni­kers: Wir sehen kei­ner­lei Idea­lis­mus, kei­ner­lei poli­ti­sche Roman­tik, kei­ne heh­ren Wer­te mehr, son­dern nüch­tern kal­ku­lier­te Mar­ken­ideen, die um Markt­an­tei­le, um Akzep­tanz kämp­fen. Die Mar­ken defi­nie­ren ihren Mar­ken­kern, beset­zen die damit ver­bun­de­ne Begriff­lich­keit und sen­den ihre Kern­bot­schaf­ten. Wie der Kon­su­ment eine Kauf­ent­schei­dung trifft, so trifft der Wäh­ler sei­ne Wahl­ent­schei­dung. Der Markt wird hier wie dort stets mit gro­ßer Wach­sam­keit und einer gewis­sen Ner­vo­si­tät beob­ach­tet. Erscheint der Markt­an­teil oder gar der Mar­ken­kern durch Wett­be­wer­ber bedroht (ins­be­son­de­re New­co­mer wer­den mit Arg­wohn betrach­tet), wird man mit Mit­teln der Mar­ken­tech­nik gegen­zu­steu­ern ver­su­chen. Da der New­co­mer meist nicht über die Finanz­kraft ver­fügt, hier mit­zu­hal­ten, muß er zu ande­ren Metho­den grei­fen: Vira­les Mar­ke­ting, Gue­rill­amar­ke­ting und Pro­test bie­ten sich an.

Schaut man sich poli­ti­sche Pro­test­be­we­gun­gen an, die den Markt­gi­gan­ten Markt­an­tei­le weg­neh­men wol­len, stellt sich die Fra­ge nach ihren Erfolgs­aus­sich­ten. Es sind vor allem zwei Aspek­te zu betrach­ten: Wie steht es ers­tens um ihr Poten­ti­al zur Gewin­nung des öffent­li­chen Ver­trau­ens und wie zwei­tens um ihre Raub­tier­ar­tig­keit? Ein Schoß­hünd­chen wird es schwer haben, sich unter Wöl­fen zu behaup­ten. Und woher soll das Ver­trau­en der Öffent­lich­keit kom­men? Natür­lich kommt es auch auf den jewei­li­gen Markt und sei­nen Bedin­gun­gen an. Wäh­rend in Län­dern wie Weiß­ruß­land oder der Ukrai­ne spon­ta­ne oder gesteu­er­te Pro­test­be­we­gun­gen star­ke Reak­tio­nen des Staa­tes her­vor­rie­fen und in Hong­kong der­zeit die Regen­schirm-Revo­lu­ti­on die Staats­macht her­aus­for­dert, reagie­ren in den west­li­chen Demo­kra­tien die den Markt bestim­men­den Mar­ken zwar leicht gereizt, aber ins­ge­samt noch zurück­hal­tend auf Unmuts­re­gun­gen. In Deutsch­land sto­ßen eta­blier­te lin­ke Pro­test­be­we­gun­gen auf Dul­dung oder gar Wohl­wol­len des Staa­tes – mar­ken­tech­nisch betrach­tet könn­te man ver­mu­ten, daß die markt­be­stim­men­de Staats­mar­ke sich im Zuge einer Art Diver­si­fi­ka­ti­ons­stra­te­gie ein paar neue Pro­duk­te zuge­legt hat (also eher „Pro­test“ in Anfüh­rungs­zei­chen als ech­ter Pro­test), um den Wett­be­werb schein­bar span­nen­der zu gestal­ten, wäh­rend fak­tisch der Wett­be­werb nur stär­ker gehegt wird und ech­te Wett­be­wer­ber vom Markt fern­ge­hal­ten werden.

Wie steht es dage­gen mar­ken­tech­nisch um die ers­ten Ansät­ze einer eher bür­ger­li­chen, rech­ten Pro­test­be­we­gung, die von der AfD (mehr Par­tei als Bewe­gung) über die „Dres­de­ner Patrio­ten Euro­pas gegen die Isla­mi­sie­rung des Abend­lands“ (PEGIDA) bis hin­ein in die Sze­ne der „Hoo­li­gans gegen Sala­fis­ten“ (HoGe­Sa) reicht? Was sieht der Mar­ken­tech­ni­ker, wenn er küh­len Blicks die bei­den Zen­tral­aspek­te Raub­tier­ar­tig­keit und Gewin­nung des öffent­li­chen Ver­trau­ens in Anschlag bringt? Gibt es Anzei­chen einer Mar­ken­bil­dung? Wenn ja – sind die­se Anzei­chen wirk­lich massenkompatibel?

Im poli­ti­schen Bereich gilt: ohne Mas­se kei­ne Mar­ke. Die Mas­se, so Domizlaff, habe ein gutes Gespür für die Geschlos­sen­heit, für die Kom­po­si­ti­ons­har­mo­nie einer Mar­ke – fehlt es hier­an, fehlt es an allem, die Mas­se wird eine als unhar­mo­nisch, als unstim­mig emp­fun­de­ne Mar­ke nie­mals zu ihrer Mar­ke machen. Wie also sieht es aus mit den Slo­gans, den Sym­bo­len, dem Gesamt­ein­druck? Die iden­ti­tä­re Bewe­gung etwa mit dem gel­ben Lamb­da blieb als poli­ti­sche Mar­ke bis­her erfolg­los, weil das gelie­fer­te Mate­ri­al offen­bar nicht zur Ver­füh­rung taug­te und kein Ver­trau­en gewann. Es ist unrund, unhar­mo­nisch, wobei außer Fra­ge steht, daß man es die­ser Mar­ke auf­grund ihrer poli­tisch rech­ten Ver­or­tung extrem schwer macht.

Macht PEGIDA es bes­ser? Noch sind die Kon­tu­ren unklar, die Wort­bild­mar­ke wirkt kom­plex, über­la­den und sper­rig. Ist es Zeit, etwas am Auf­tritt zu ändern? Es steht eini­ges auf dem Spiel – springt der Fun­ke nicht über, wäre wie­der eine Chan­ce ver­tan. Was wür­de der Mar­ken­tech­ni­ker raten?

pegida-2

Die Kon­tu­ren einer poli­ti­schen Mar­ke PEGIDA sind der­zeit stark durch die Men­ta­li­tät der Dres­de­ner Bür­ger bestimmt: Man demons­triert eigent­lich gar nicht, man unter­nimmt Abend­spa­zier­gän­ge – unauf­ge­regt, im Wesens­kern gemüt­lich, aber den­noch mit star­ker Prä­senz. Das Han­dyleuch­ten unter­streicht die Nor­ma­li­tät. Es ist nicht so roman­tisch wie die Ker­zen­lich­ter­ket­te, nicht so mar­tia­lisch wie der Fackel­zug. Zu sehen sind ganz nor­ma­le Men­schen, die gera­de von der Arbeit kom­men und mal eben gut­ge­launt spa­zie­ren gehen. Das schafft Ver­trau­en. Doch ist das Auf­tre­ten auf­fäl­lig genug, die Bot­schaft stark genug? Nun ist gera­de die­se Harm­lo­sig­keit, die­se beton­te Unauf­fäl­lig­keit para­do­xer­wei­se das auf­fäl­ligs­te Merk­mal – und das, obwohl das Ideen­po­ten­zi­al für die domi­nan­te Staats­mar­ke alles ande­re als harm­los ist. Para­dox – aber genau hier liegt die Stärke!

So betrach­tet paßt sogar die selbst­ge­bas­tel­te Wort­bild­mar­ke. Es ist authen­tisch. Wür­de man eine Agen­tur beauf­tra­gen, einen Namen zu fin­den, ein Logo zu ent­wer­fen, eine Medi­enstra­te­gie aus­zu­ar­bei­ten und einen Slo­gan zu ent­wi­ckeln, ent­stün­de mit Sicher­heit etwas Gefäl­li­ge­res, Moder­ne­res, Pro­fes­sio­nel­le­res, Schi­cke­res – und zugleich sehr Aus­tausch­ba­res. Ver­gleicht man die Wort­bild­mar­ke PEGIDA mit dem Logo der AfD, bekommt man eine Ahnung davon, was Design anrich­ten kann. Wo die Wort­bild­mar­ke PEGIDA sper­rig aber echt wirkt, riecht das AfD-Logo nach Kal­kül. Der Rat des Mar­ken­tech­ni­kers fällt daher, ganz im Sin­ne der Mar­ke PEGIDA, bewußt harm­los aus: Wei­ter­ma­chen, wach­sen – aber im Mar­ken­kern genau das blei­ben, was man ist – nor­mal, unauf­ge­regt, selbst­be­stimmt und mit kla­ren Zie­len. Die geleb­te Harm­lo­sig­keit des Auf­tre­tens (nicht der Ideen) schafft Ver­trau­en, dient der Fes­ti­gung der Mar­ke und bie­tet zugleich einen gewis­sen Schutz. Und wie sag­te doch Domizlaff? Rich­tig: „Die schöns­te Rekla­me ist immer noch die­je­ni­ge, die man sich erspa­ren kann.“

sie­he auch www.hans-domizlaff-archiv.de

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Kommentare (29)

Disobbedisco

25. November 2014 16:25

Die identitäre Bewegung etwa mit dem gelben Lambda blieb als politische Marke bisher erfolglos, weil das gelieferte Material offenbar nicht zur Verführung taugte und kein Vertrauen gewann. Es ist unrund, unharmonisch, wobei außer Frage steht, daß man es dieser Marke aufgrund ihrer politisch rechten Verortung extrem schwer macht.

Das mag für die BRD (noch) gelten, trifft aber nicht auf die Bewegung in Österreich (insb. Wien) und Frankreich zu.

Luise Werner

25. November 2014 17:51

Ich halte die Mitglieder der IB für prädestiniert, sich vor den pegida-Karren zu spannen, und in ausgewählten Städten/Brennpunkten eine Demo nach Dresdner Vorbild anzumelden, publik zu machen, um zu sehen, was passiert. Nicht überall wird etwas passieren, aber für den Funken könnte gesorgt werden. Das IB-Label muss da gar nicht in den Vordergrund ...

Gustav Grambauer

25. November 2014 18:22

In Deutschland hatten die Nazis die Welle der melodischen Silben-Abkürzungs-Marken wie Hanomag, Mitropa und Degewo mit NSDAP, NSKK, NSFK usw. gebrochen gehabt. (Es wäre einer tieferen Untersuchung wert, warum erstere in Rußland nie aus der Mode gekommen sind, von Tscheka, Gulag und Komsomol über Sovpribointorg bis hin zu - heute - Rosneft usw.)

Nach dem Krieg kam in der Politik die Flut der Drei-Buchstaben-Marken über uns, wobei kurz darauf in der DDR durchweg zur Abgrenzung ein vierter Buchstabe angehängt werden mußte: aus der NDP wurde die NDPD, aus der LDP die LDPD usw. Ja, auch so wird das Massen(unter)bewußtsein gesteuert.

Der Zeitgeist dreht sich, dies fällt mir vor allem am Wechsel des Schönheitsideals, weg von den androgynen gesundheitstotalitären Nerds wieder hin zum Barock

https://www.20min.ch/entertainment/story/31487409

und am radikalen Bruch mit der Italo-Küche bzw. der Hinwendung zur den Ketogenen auf.

Ein seismographiosches Signal, daß die Jungs von PEGIDA und HOGESA am Puls der neunen Zeit dran sind.

- G. G.

Der Gutmensch

25. November 2014 19:38

„Nun ist gerade diese Harmlosigkeit, diese betonte Unauffälligkeit paradoxerweise das auffälligste Merkmal – und das, obwohl das Ideenpotenzial für die dominante Staatsmarke alles andere als harmlos ist.“
Diese Aussage erscheint mir paradox. Welcher Staat (zur Erinnerung: international definiert durch Staatsgewalt, Staatsvolk und Staatsgebiet) könnte denn ein originäres Interesse an ungeregelter Zuwanderung haben? Die Ideen der Pegida auf ihren Kern reduziert - nämlich die höfliche Bitte, keine ungeregelte Zuwanderung zuzulassen – können also den wohlverstandenen Interessen des deutschen Staates überhaupt nicht widersprechen; selbst wenn man mal davon ausgeht, dass im Hintergrund Europa Pate steht. Ein Widerspruch lässt sich höchstens im Hinblick auf das derzeitige Staatsmarketing (nicht: die Staatsmarke Deutschland als solche) ausmachen, das im übrigen ja kaum etwas auslässt, via „breiten Bündnissen“, die nicht mal ein gemeinsames Logo benötigen, noch kräftig Öl in das Feuer der Bürger zu gießen. Es stellt sich m. E. also weniger die Frage nach dem Erfolg der Marke „Pegida“; ungleich interessanter wären Informationen darüber, wer aus welchen Interessen heraus eigentlich das derzeitige Kamikaze-Marketing unseres Staates steuert? Aber leider, leider – darüber kann man von außen nur spekulieren und dann heißt es wieder: Verschwörung!!

kolkrabe

25. November 2014 20:27

Gutmensch meint: „Es stellt sich m. E. also weniger die Frage nach dem Erfolg der Marke „Pegida“; ungleich interessanter wären Informationen darüber, wer aus welchen Interessen heraus eigentlich das derzeitige Kamikaze-Marketing unseres Staates steuert?“

Beide Fragen sind berechtigt, zielen allerdings in unterschiedliche Richtungen. Das Staatsmarketing dient der Machtsicherung und der Machterweiterung. Hier haben wir es jedoch mit einer in die Jahre gekommenen Marke zu tun, deren Vertrauensfundament bröckelt. Der Rumpf des Staatsschiffs ist vom Bohrwurm zerfressen, die Segel sind zerfetzt, die Takelage ist nur noch in Fragmenten vorhanden, die Masten wanken – wir sehen eine Marke in der Krise, der Steuermann ist längst im Suff über Bord gegangen, das Staatsschiff wurde zum Geisterschiff. Die Frage nach einer Verschwörung erübrigt sich da.

Was PEGIDA betrifft und andere bürgerliche/rechte Bewegungen: hier beginnen sich Markenbegriffe überhaupt erst abzuzeichnen. Wie stellt die Bewegung sich dar, wie versteht sie sich selbst? Welchen von außen kommenden Faktoren beeinflussen das Bild? Welches Bild entsteht aus alledem in der Öffentlichkeit? Kann daraus Markenvertrauen entstehen? Das allein wäre die Basis für weiteren Erfolg. Deshalb ist die Frage wichtig.

Ein Marketing im Sinne einer bewussten Markeninszenierung gibt es bei der PEGIDA derzeit offensichtlich nicht. Die Marke – auch das war eine wichtige Erkenntnis von Domizlaff – entsteht nicht am grünen Tisch. Gemacht wird sie von den Menschen, die mit ihr leben.

Interessant wäre für die Zukunft die Frage nach einer aussagekräftigen Symbolik. Auch diese Symbolik muss der Bewegung entwachsen, sie darf ihr nicht verpasst werden. Beim gelben Lambda der IB musste ich von Anfang an eher an eine Designermarke denken, da war mehr Ästhetizismus als Authentizität. Das Authentische braucht einfach Zeit zum Wachsen.

Der Gutmensch

25. November 2014 21:17

Kolkrabe, Kolkrabe - ich werd brav sein und nicht spekulieren, versprochen. Aber soviel Defätismus: "Der Rumpf des Staatsschiffs ist vom Bohrwurm zerfressen, die Segel sind zerfetzt, die Takelage ist nur noch in Fragmenten vorhanden, die Masten wanken - wir sehen eine Marke in der Krise, der Steuermann ist längst im Suff über Bord gegangen, das Staatsschiff wurde zum Geisterschiff." tut auch im November nicht not, wer soll denn das aushalten? Draußen ist es kalt und nass und finster!! Trinken Sie einen Glühwein und werden Sie ein klein wenig fröhlicher, ich bitte Sie ... Das werde ich jetzt auch tun. Prost.

Bernhard

25. November 2014 21:38

Die Identitären haben ein vorzügliches Logo und ansprechende Parolen. Deren Inhalte sind positiv und konsensfähig. Leider haben sie es noch nicht so richtig rüberbringen können und mangels Masse und origineller Ideen fehlt der Schwung. Das kann aber noch kommen, während die Massendemos mangels erkennbaren Fortschritts Strohfeuer bleiben werden. Massendemos bewirken nur was, wenn sie immer größer werden und einen Umsturz bewirken.

Was ist eigentlich mit BPE oder der GDL? Und was mit den INFIDELS? Schafft es überhaupt eine der neuen Organisationen zu mehr als einem Schattendasein?

Was wir brauchen sind kadergeführte Massenorganisationen, die das auf breiter Basis auf allen Ebenen umsetzen, was von rechten Intellektuellen über revisionistische Historiker bis zu Naturwissenschaftlern in überreichem Maße und höchster Qualität publiziert wurde und wird.

Christian Bode

25. November 2014 21:51

Außerhalb von Dresden und bürgerlichen Konservativen ist PEGIDA meiner Meinung nach ziemlich unbekannt. Ich sehe nicht mehr Potenzial als irgendwelche Pro-Bewegungen, die angeblich immer noch existieren. Farblich bewegt man sich mit Schwarz, Weiß und Rot auf bekanntem und weit verbreitetem Feld, die Gestaltung kann man authentisch nennen, oder auch einfach unausgereift. An dieser Stelle die visuelle Darstellung der AFD heranzuziehen, kann nur als Negativ-Beispiel gewinnbringend sein. Diese Discounter-Ästhetik ist ein Seitenhieb, den ich noch immer nicht verkraftet habe...

Und wie verzweifelt muss man sein, um seine Hoffnung auf die HoGeSa zu setzen? Ja, gebrannte Jungs lassen sich nicht so leicht einschüchtern und diese gigantische Einschüchterungs- und Ermattungskultur (Kultur hier eher als Antikultur) ist die große Krankheit unserer 'One World' aus deren Raster niemand fallen will, der etwas auf sich hält und in dieser Welt etwas erreichen will. Aber mit Kategorie C gegen den Gottesstaat? Lieber Kultur als gar keine, würde ich sagen...

Urwinkel

25. November 2014 23:57

Ein interessanter, schlüssig-flüssig verfasster Artikel. Das ist ein Thema das mich oft umtreibt.

Das angezeigte PEGIDA-Banner ist, wie schon richtig bemerkt wurde, nicht so knallig einprägsam wie das Lambda der IB. Dennoch lohnt es sich unter der Prämisse der Werbewirksamkeit genauer hinzusehen:

1. Was hier soeben farblich als "rot" bezeichnet wurde ist kein rot (im Sinne von aufreizendem alarmrot). Alles andere sind Abstufungen, aber kein "rot". Also rosarot oder umgekehrt ins bläulich kippende Töne.

2. Die links im Bild stilisierte Figur samt Geste ist dem viral-bekannten Antifa-Logo (Hakenkreuz demonstrativ in den Mülleimer werfend) entlehnt. Der feine aber offensichtliche Unterschied ist, das die PEGIDA-Figur aufrecht steht, aufmerksam, ruhig, und rund gezeichnet und den vermeintlichen Blick nach vorn gerichtet, während er politisch aufgeladene Symbole und Feindbilder scheinbar beiläufig und unbeachtet, wie nervende Werbepost, routinert in den Mülleimer rieseln läßt. Das Antifa-Männchen als Äquivalent betrachtet zeigt sich eine halbe Umdrehung nach rechts gerichtet. Dem Betrachter also von der linken Seite. Dazu der Rücken gekrümmt und mit unharmonisch stilisierten spitzen Armgliedern (jedes Kind lernt: Gabel, Messer, Schere, Licht...). Diese Figur wirkt alles in allem agressiv. Fehlt nur noch der wütende Tritt nach dem Mülleimer der allen Inhalt wieder durcheinanderwirbelt damit das Männchen murmeltierhaftig wieder was zum einsammeln hat.

3. und damit zur obigen Bemerkung von "Der Gutmensch", der es 'paradox' fand, daß: "... gerade diese Harmlosigkeit, diese betonte Unauffälligkeit paradoxerweise das auffälligste Merkmal – und das, obwohl das Ideenpotenzial für die dominante Staatsmarke alles andere als harmlos ist.“ (Zitat aus dem Artikel). Die Betonung liegt meinem Verständnis nach auf "Ideenpotenzial". Dieses Potential (Randbemerkung: ich schreibe das Wort schon immer mit "t" statt "z") ist der Vorteil eines jeden Werbemachers. Alles weitere dazu hat der Autor des Eingangsartikels anschaulich skizziert. Der Kolkrabe hat dazu noch weiterführende Anstöße gegeben.
..

Ich musste übrigens spontan an das Titelbild der Sezession Nr. 41 denken (Jahrgang 2011). Symbolisch noch kompromissloser als das PEGIDA-Männchen. Farblich aber identisch. Eins meiner Lieblingshefte.

Realist

26. November 2014 00:15

Afd, HoGeSa, Pegida und IB sind markentechnisch alle Totalausfälle - man muß es einfach so deutlich sagen, da gibt es wahrlich nichts zu beschönigen.

An dieser Stelle die visuelle Darstellung der AFD heranzuziehen, kann nur als Negativ-Beispiel gewinnbringend sein. Diese Discounter-Ästhetik ist ein Seitenhieb, den ich noch immer nicht verkraftet habe

Treffer, versenkt. Nicht mal das große F kriegen die alleine hin. Wer in einen Bundeswahlkampf zieht, kann nicht mal eben einen Praktikanten für ein paar Stunden in Gimp ein Logo zurechtfummeln lassen. Unverzeilicher Fehler.

"Hooligans gegen Salafisten" hat mich beim ersten Hören sofort an "Aliens vs Predator" erinnert. Der Normalbürger kann ja fast gar nicht anders als zu denken "bloß nicht da reingeraten". Und stilisierte Bilder eines vermummten Glatzkopfes mit Pitbull-Physiognomie machen es auch nicht besser.

Für Pegida empfehle ich den Forte-Test. Kann ich an einen Produktnamen stimmig "forte" anhängen, und habe kein Arzneimittel am Start - ab in den Müll damit. "Pegida forte" würde ich mir spontan auf schmerzende Füße schmieren wollen. Paßt natürlich zum Spazierengehen. Und ausgeschrieben wird es auch nicht besser. "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes." Dem stelle ich das Anliegen der "gesundheitsbewußten Freierabendskater gegen die Okkupierung des Straßenlandes" entgegen. Wer darf jetzt Montag abend auf die Straße?

Abgesehen davon, haben HoGeSa und Pegida natürlich beide eine Kardinalsünde begangen - man trägt den Feind nicht im eigenen Namen.

Und die Identitären? Das Lambda auf dem Schild der Spartiaten ist ein knackiges Logo, rein optisch. Nur können sich erstens so ein reines Bildlogo nur eine Handvoll weltbekannter Marken wirklich leisten (Apple, Nike, Mercedes), und zweitens ist der Kontext so plump, billig und abgedroschen, daß er ausser für ein paar Jugendliche mit Vorliebe für blutige Sandalenfime wohl allen anderen eher peinlich ist. Wer möchte denn schon mit Hollywood-Pseudonazi-Ästhetik die Heimat retten? Die Aktionen der Identitären waren ja bis jetzt auch eher lächerlich als kriegerisch (zumindest in Deutschland).

Das gilt übrigens auch für das aus "300" geliehene "Ahu" der Hooligans. Wenn ich eine Masse grimmig aussehender Männer die Faust erheben sehe und ein aus tiefen Kehlen gebrülltes "Ahu, Ahu, Ahu" höre, dann rechne ich auch damit, daß in den nächsten Minuten einer bemitleidenswerten gegnerischen Streitmacht, mit Verlaub, ganz gewaltig der Arsch aufgerissen wird. Als Antwort auf eine "Ihr seid alle Helden" Dahinsalbaderei eines Stürzenbergers bringt's mich doch eher zum schmunzeln.

Just my 2 cents.

Urwinkel

26. November 2014 00:21

Nachtrag: 4. Zur affirmativen Wirkung der Abkürzung "PEGIDA". Als der Name zuerst auftauchte, fragte ich mich spontan "Bitte , was für eine PEDIA?" Irgendeine neue Enzyklopädie?" Der Name wirkt auf den ersten Blick etwas sperrig. Musste erst dreimal lesen. Kennt man aber erst einmal die Bedeutung der Abkürzung, gewöhnt man sich schnell daran. Also nicht beirren lassen von dieser, meiner letzten Einlassung zum Thema.

Paule

26. November 2014 06:49

Hallo meine Herren,
warum bleibt ihr an der Oberfläche?
Eine politische Marke wird von der Masse gemacht die sie ergreift.
Also entspricht eine Marke auch dem Charakter der Masse, oder?
Die Frage nach der Entwicklung einer Marke kann also auch nur beantwortet werden wenn man die „Masse“ in ihren Eigenarten, ihren Erfahrungen und ihren Handlungsmöglichkeiten begreift.
Ein paar Stichworte zu den Dresdnern:
Eigenarten: schlau, listig, immer ein Spässchen, aber in der Sache eisenhart
Erfahrungen: sie wissen wie es sich in einer Stadt lebt die eine kulturell homogene Bevölkerung hat. Es gab einen Witz in Dresden zur DDR-Zeit. Ein Deutscher geht um 12:00 Mittags einkaufen weil dann in Polen und Tschechien die Nationalhymne gespielt wird und man als Deutscher endlich bedient wird....
Handlungsmöglichkeiten: Und sie haben die Erfahrung dass sich Wiederstand lohnt wenn er wie oben ist (Eigenarten). Auch Leipziger sind Sachsen.

Um es mit Marx zu sagen (auch den kennen die Dresdner ganz gut) Eine Idee wird zur materiellen Macht wenn sie die Massen erfasst.
Und ist eine Marke nicht genau das, eine Idee die von den Massen aufgegriffen wird?

Eine Bemerkung zum Staatschiff:
Ein Schiff zeigt in seinen Äußeren nichts anderes al den Charakter, Absichten und Fähigkeiten seines Kapitäns.
Das sich die Mannschaft das gefallen läßt liegt meisten daran das sie es nichts Anderes kennt bzw. nicht weiß das es etwas Besseres geben kann. Kurz das sie keine Idee von etwas Besseren hat.
Wenn man ein Schiff also verbessern will reicht es nicht nur die Führung auszutauschen, sonders man muß der Mannschaft eine Idee von etwas besseren geben.

Idee von etwas besser fehlen in unserer Zeit leider generell.
Warum? Ich denke das die Intellektuellen entweder Ideen anhängen zu denen sie kein (deutsches) Volk mehr benötigen oder weil sie keine Idee mehr haben?????
Oder liege ich falsch?
Mit freundlichen Grüßen Paule

Gustav Grambauer

26. November 2014 08:55

Bei den Nazis gab es den HJ- oder BDM-Heimabend. Später in der DDR wimmelte es von Heimen: Ferienheimen, Kurheimen, Gästeheimen, Kinderheimen, Feierabendheimen usw. - "Vertragsarbeiter" bekamen "Unterkünfte" zugewiesen.

In der "BRD" gesteht man - außer den Senioren, aber auch die Geronto-Branche ist im ideologischen Umbruch hin zum "Lifelong Learning" (ergo zur permanenten Revolution) - nur den Asylanten den Begriff "Heim" zu.

"Heim" kommt von "Heimat".

Bei aller Knackigkeit: "Nein zum Heim" heißt für mich auch: nein zu "Nein zum Heim", denn ich spreche grundsätzlich nur von "Asylantenunterkünften".

- G. G.

kolkrabe

26. November 2014 09:18

Lieber Gutmensch,

das mit dem Glühwein war ein trefflicher Vorschlag, bin gerade erst wieder wach geworden. Im Übrigen bin ich auch ohne flüssige Stimmungsaufheller ein im Kern fröhlicher Mensch - aber mehr im Sinne von Nietzsches "fröhlicher Wissenschaft", die ja bekanntlich fröhlich-destruktive Züge hat, wenn es darum geht, unbrauchbar gewordene Überzeugungen und Institutionen abzuräumen (nun spekulieren Sie mir bitte nicht, ob ich wie Nietzsche die Syphilis haben könnte).

Die Staatswrack-Metapher nehmen Sie mir bitte auch nicht weiter übel, ich bin als Kind der Küste dem Maritimen halt immer noch sehr verbunden - auch und gerade im November. Ich hatte einfach nur den fluchbeladenen fliegenden Holländer vor Augen.

Zur Markenthematik generell (Urwinkel, Paule, Realist): Es könnte sich lohnen, einmal sehr grundsätzlich über das Eigenmarketing von Protestbewegungen nachzudenken - linker wie rechter. Zur Symbolforschung hat Karlheinz Weißmann Nützliches verfasst ("Kleine Schriften zur politischen Symbolkunde" und "Deutsche Zeichen").

Arkanthus

26. November 2014 09:52

@Realist

Hauptsache "realistisch" und gewitzt abserviert, bravo ! Leute wie Sie sind keine Macher, sondern Spielball der Wogen der Geschichte. Nicht die Pegidas mit dem albernen Namen, nein, das ist fellachenhaft !

Über solche Oberflächlichkeiten wie Namen werden Sie jede Widerstandsform ins Bodenlose abkanzeln, bis es kein Bier zu kaufen mehr zu kaufen gibt. Und dann werden Sie leise packen.

Rumpelstilzchen

26. November 2014 10:05

@Realist

Danke Realist für Ihre klare und schonungslose Analyse.
Danke für den Hinweis mit dem forte Test. Auch ich dachte zuerst an ein Arzneimittel.
Auch, daß man den Feind nicht im eigenen Namen trägt, ist einleuchtend.

Die Pegida-Bewegung irriert zunächst die Presse. Die Medien stecken in einer doppelten Krise:
1. durch Internetkonkurrenz ist ihr Wirtschaftsmodell in eine Krise geraten,
2. ihr Deutungsanspruch wird debattiert, die Presse steckt in einer Glaubwürdigkeitskrise.
Die Rede von Frank Steinmeier zu den Medien ist m.E. ein "must read" für jeden Journalisten:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/lead-awards-steinmeier-betont-wert-der-presse-13266886.html

Die Pegida Bewegung ist durchaus so etwas wie eine Fünfte Gewalt . Vor allem in den Leserbriefspalten der MSM wird die Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und Bericht über Wirklichkeiten immer wieder herausgestellt.
Noch nimmt die Presse die fünfte Gewalt nicht für voll. Sie erlaubt sich sogar, sie völlig zu ignorieren. Von der letzten Montagsdemo in Dresden war z.B. In der FAZ nichts zu lesen !
Zeit für die nächste Zündstufe : Pegida forte am nächsten Montag !

2. Man trägt den Feind nicht im eigenen Namen. Da ist die Frage, ob es über den positiven Wert der Meinungsfreiheit und Verfassungswerte hinaus noch eine andere Antwort auf die Islamisierung gibt.
Wenn der Islam die Antithese zum Christentum ist, dann wäre das Christentum die Antwort auf den Islam:

https://www.freiewelt.net/interview/der-islam-ist-die-antithese-zum-christentum-10047235/

In einer säkularen und pluralen Gesellschaft ist eine übergreifende christliche Positionierung ( derzeit) nicht denkbar. In einer Zeitung wurde berichtet, daß, als auf der Pegida Demo Forderungen nach christlichen Werten erhoben wurden, Buh-Rufe erschallten.
Die weitere Entwicklung bleibt also abzuwarten.
Deshalb: auf ein Pegida forte am nächsten Montag.

Der Gutmensch

26. November 2014 10:39

Lieber Kolkrabe,

keine Sorge, Sie haben die rechten Worte gewählt! Auf dem Totenschiff wurde bekanntlich gezecht, was das Zeug hielt. Als Gutmensch bin ich da natürlich mittenmang! Aber insgeheim darf ich doch drauf hoffen, dass jemand einen raffinierten Plan ersinnt, der uns allesamt wieder auf heimatlichen Boden führt, wo wir Gutmenschen dann unseren Frieden finden können. - Übrigens ist die Sonne aufgegangen und ich muss wieder stille sein und Ihnen das Ruder überlassen.

Der Gutmensch.

frederick

26. November 2014 11:05

Zu Gustav Grambauer: Stuka, Degussa (Degesch), Napola usw.

Rumpelstilzchen

26. November 2014 13:27

Ergänzung: die FAZ berichtet doch, wenn auch mit einem Tag Verspätung:
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/die-anti-asylbewerber-proteste-gewinnen-an-zulauf-13286097.html

Die Pegida erhält gar den Namen "Spezialeinheit Abendland" .
Vielleicht sind die bei der FAZ realistischer als der Realist.
Daß Pegida eine heilsame Medizin ist, zeigen die Leserbriefe.

Hartwig

26. November 2014 13:54

Marketingexperten waren wohl nicht bei der Namensschöpfung beteiligt. Ich versetze mich allerdings gerade in die Leute, die in Dresden etwas auf die Beine stellen und erste Erfolge haben. Diese Namensanalyse halte ich für deplatziert! Die Intention des Artikels von Lutz Meyer erschließt sich mir nicht. Und dort, wo er noch ausgewogen ist, sind einige Kommentare einfach nur Klugscheißerei.

Realist

26. November 2014 14:33

@Arkanthus

Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, daß dieser Artikel "Pegida markentechnisch betrachtet" heißt.

Betrachten wir den Bereich der politischen Ideen durch die Brille des Markentechnikers: Wir sehen keinerlei Idealismus, keinerlei politische Romantik, keine hehren Werte mehr, sondern nüchtern kalkulierte Markenideen, die um Marktanteile, um Akzeptanz kämpfen.

Genau das, und nichts anderes habe ich getan.

Nehmen Sie bitte auch zur Kenntnis, wie ich mich an anderer Stelle inhaltlich zu Pegida und HoGeSa geäußert habe.

Dankeschön.

Th.R.

26. November 2014 14:42

Die Redner bzw. Anmelder der jetzt überall im Land stattfindenen Demonstrationen müßten mMn unterstützt werden. Es wäre nützlich, ihnen eine Art Handreiche bzw. eine Art Argumentesammlung zur Verfügung zu stellen.

Man müßte einmal herangehen und alle Punkte, die für den ganzen Unmut stehen, systematisch zusammentragen und jeden einzelnen Punkt mehr oder weniger stark, je nach Relevanz, ausarbeiten. Eine Faktensammlung, die einfach und schlüssig gehalten ist. Damit Klarheit in die Sache reinkommt und um den Durchblick zu wahren. Und damit jeder weiß, worum es eigentlich geht.

Sozusagen eine Art Anklageschrift/Schwarzbuch gegen die Politik der Etablierten einerseits, und eine Verteidigungsschrift für das Volk andererseits.

Damit dann auch jedem Redner bzw. Demoanmelder die Möglichkeit gegeben ist, auf solche Argumentationshilfen zugreifen zu können.

Also Arbeitsteilung: die einen arbeiten die Inhalte, Motive, Sichtweisen und Forderungen inhaltlich grob aus. Und andere, in der Redekunst Geübte, transportieren diese Inhalte bei den Demonstrationen in einer für die Masse geeigneten Form ins Volk.

frederick

26. November 2014 15:31

zu Gustav Grambauer: Stuka, Napola, Degussa (Degesch), OSAF, Gestapo, Stalag, Wabo (Wasserbombe) sind nur ein paar "melodische Silben-Abkürzungs-Marken".

Arkanthus

26. November 2014 16:12

@Realist

Namen und Symbole, Fahnen etc. sind aber nach meiner Beobachtung nicht das Entscheidende am Anfang. Die erfolgreichste Bewegung der französischen Revolution wurde nach einem Kloster benannt, in dem sie tagte. Das Symbol und die Fahne dieser Revolution waren einfach die Stadtfarben von Paris, die dem Königsweiß angegliedert wurden. Wo war da der große metapolitische Symbolismus ? Das war alles im Fluß, hat sich zufällig herauskristallisiert. Selbst das Christenkreuz ist nicht "erdacht" worden, sondern hat sich als Symbol etabliert.

*Pegida forte* hat jedenfalls das Zeug zur Marke ! Die Menschen sind heute weniger pathetisch, mehr ironisch. Da haben Sie also unbewußt einen Treffer gelandet ;)

Stil-Blüte

26. November 2014 16:14

Zu der Farbgebung von PEGIDA Klassisch, traditionell.

In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich alle Lobbiisten, etablierten Parteien, Nichtregierungsorganisationen, von der UNO über Greenpeace bis AfD dafür entschieden, bei Auftritten, Präsentationen, als Hintergrundfabe Bläulich zu wählen. Das geht meistens so weit, daß sogar die Männer nicht mehr weiße, sondern (hell-)blaue Hemden und Binder tragen.

Im Showbuisness ist das blaue Licht als magisches, vielversprechendes, geheimnisvolles Licht, aber auch als Licht der Ferne, Kälte, Leere immer präsent.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da die großen Parteien CDU, CSU, SPD schwarze Buchstaben auf weißem Grund verwendet haben. Dem ist das Bläuliche gewichen.

PEGIDA knüpft an Tradition an.

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

26. November 2014 18:36

Also Freunde, ich stehe kurz davor, mich ob Eures Defaitismus' mit Grausen abzuwenden.

Solange Politik verkauft werden muss wie Waschmittel, wird sich sowieso nichts ändern. Solange wird Spenglers Wort gelten, nach der Demokratie die Herrschaft des Geldes ist.

Ist aber die Stunde da für einen neuen historischen Aufbruch, und es deuten einige Zeichen darauf hin, wird dieser nicht kommen wie ein neuer Schoko-Riegel oder ein energy drink. Gewiss nicht.

Wäre denn der Sozialismus nicht zusammengebrochen, hätte er das richtige Logo gehabt, wären die Revolten gegen ihn erfolglos geblieben, hätten sie das falsche Logo gewählt?

Der neue historischen Aufbruch wird sich sein Logo und seinen Markenkern wohl suchen.

Das erfolgreichste Logo aller Zeiten ist das Kreuz: In hoc signo vinces
Jeder Logo-designer hätte ob dieser Wahl die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen.

polymetis

26. November 2014 21:43

Bin am Montag 9 Std im Bus nach Dresden gesessen, um mir mal selbst ein Bild von der PEGIDA zu machen. Dort überwiegend junge Menschen mit durchaus frischen, offenen Gesichtern. Natürlich auch Holzköpfe dabei, meine Frau sagte, aber gerade die waren in den Abendnachrichten. Am Dienstag dann weitere 7 Std im Bus zurück. Fix und fertig, mals sehen, ob ich das wiederhole.

Neubauer

28. November 2014 17:55

Eine kleine Anmerkung zu der Analyse von realist. Habe das mit Interesse gelesen und stimme zu. Aber die Kritik, daß man den Feind nicht im Namen trägt, kann ich nicht teilen. Es ist doch so, daß die Islamisierung rundweg geleugnet wird. Entsprechende Zitate werden immer mit den abwiegelnden und ironisierenden Adjektiven "angebliche", "vermeintliche" usw. versehen. Da halte ich es im Gegenzug gerade für geboten und eine gute Idee, das groß in den Namen zu nehmen.
Generell muß ich sagen, daß ich mehr als überrascht war, wie eine solche Idee quasi aus dem Nichts entsteht. Das Ganze erinnert schon an 89.

Frank

1. Dezember 2014 11:58

Für mich ist das Staats- und Gesellschaftsgebilde weniger mit einem abgetakelten Seelenverkäufer vergleichbar, sondern vielmehr mit einem einstmals harmlosen Wirtstier, dessen sich ein bösartiger Virus mit der Zeit immer mehr bemächtigt hat und der schon längst das Gehirn befallen hat. So wurde aus der guten, alten Bundesrepublik mit ihrem Meinungspluralismus ein linker Gesinnungsstaat; alle seine Nerven, Muskelfasern und Gehirnzellen sind gänzlich okkupiert vom Virus und nur noch darauf programmiert, dessen Willen auszuführen. Eigentlich schade, denn von der Idee her ist dieser Staat gar nicht übel, er wurde nur von den falschen Leuten gekapert.
Gegen den allmächtigen Virus helfen auch keine Wadenwickel in Form zaghafter Reförmchen mehr ; da muss ein Breitband-Antibiotikum her: Pediga fortissimo sozusagen.
Natürlich ist überall für den, der genau hinsieht, schon ein bürgerlich-konservativer Wertewandel erkennbar, der sich allmählich Bahn bricht. Ich lese das z.B. an den Geburtsanzeigen ab, wo die Zeiten "progressiver" Namensgebung immer mehr zu Ende gehen.

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