erlebte die Stadt im Breisgau ihren ersten Luftangriff. Allerdings waren an diesem Tag noch keine alliierten “Luftgangster” für die Toten (22 Kinder) verantwortlich, wie Joseph Goebbels meinte, sondern das friendly fire dreier von der Route abgekommener deutscher Jagdbomber.
Im Herbst 1943 gab es leichtere Bombardements der US Air Force, im April 1944 galt Freiburg als Ausweichziel für Ludwigshafen. Statt dessen visierten die US-Luftstreitkräfte irrtümlich das schweizerische Schaffhausen an, warfen fast 400 Spreng- und Brandbomben ab und töteten 40 Menschen. Der damalige amerikanische Präsident, Franklin D. Roosevelt, mußte sich bei der neutralen Schweiz entschuldigen und leistete 40 Millionen Franken Entschädigung.
Am 27. November flogen indes R.A.F.-Bomber ihrerseits Angriffe auf Freiburg. Die Stadt verfügte zwar über “keine nennenswerte Industrie”, so Jörg Friedrich in seinem Standardwerk zum Bombenkrieg, wurde aber aufgrund ihrer Lage an einer Eisenbahn-Transportroute sowie der Bauweise als geeignet für Flächenbombardements befunden. Man vermutete zudem Truppenverschiebungen im gesamten südwestdeutschen Raum über das Breisgau.
Die britischen Bomberstaffeln setzten sich aus 342 Lancaster-Maschinen zusammen. Sie warfen innerhalb von nur 25 Minuten insgesamt 1.457 Tonnen Spreng- und 266 Tonnen Brand- und Markierungsbomben auf die Innenstadt ab. Besonders verheerend wirkten Zeitzünderbomben. 2797 Menschen starben, 9600 wurden verletzt.
Außerdem wurde der malerische Kern Freiburgs fast vollständig zerstört – und mit ihm zahlreiche historische Bauwerke, darunter die Franziskanerklosterkirche St. Martin (gebaut 1262), der Basler Hof (1494/96), das Alte Rathaus (1557/59), das Sickinger Palais (1769/73) sowie das Stadttheater (1905/10).
Literaturhinweise:
Günter Zemella: Warum mußten Deutschlands Städte sterben? Eine chronologische Dokumentation des Luftkrieges gegen Deutschland 1940–1945, 648 S., 24.90 € – hier bestellen
Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945, 589 S., 10.95 € – hier bestellen
Jörg Friedrich: Brandstätten. Der Anblick des Bombenkriegs, 240 S., 25 € – hier bestellen
Daniel
Die 22 toten Kinder des "Friendly Fire"-Angriffs 1940 rühren von einem tragischen Volltreffer auf einen vollbesetzten Spielplatz im Stadtteil Stühlinger.
Der Angriff vom 27. November 1944 ist hier in Freiburg noch in lebendiger Erinnerung; am vergangenen Sonntag gab es einen großen Gedenkgottesdienst im Freiburger Münster, das ja, mitten in der Zerstörungsschneise liegend, nahezu unversehrt blieb. Diese verlief, gezogen vom besten "Städteeinäscherungsinstrument" der RAF, der Bomber Group No. 5, vom Schloßberg über die Altstadt nach Westen Richtung Stühlinger, dort nach Norden drehend bis zum Neuen Messegelände. Die Kaiser-Joseph-Straße zwischen Martinstor und Siegesdenkmal war nahezu eingeebnet, der alte Bertholdsbrunnnen war zerstört, ebenso die Universität, "dem Katheder Erasmus von Rotterdams", wie Jörg Friedrich schreibt, von der nicht mehr viel stand.
Zu den Gründen für den Angriff schreibt Friedrich:
Auf Lastwagen stationierte Oboe-Sender sicherten Freiburg die präziseste Zielanpeilung, deren Bomber Command fähig war. Außerdem schien (...) Vollmond."