Nicht viel Neues in diesem Großbericht. Man äugt: „Leute wie Gauland oder Lucke“ gäben der Jungen Freiheit „selbstverständlich Interviews“, anders als Politiker anderer Parteien, die „Distanz zu dem Blatt“ halten, weil sie „es jenseits des politischen Comments“ sehen.
Es heißt weiter, daß „Zeitung und Partei eine Symbiose eingegangen“ seien. „In Büro der AfD im Potsdamer Landtags-Schloss liegt die Junge Freiheit auf den Schreibtischen, andere Blätter [gemeint wohl : Zeitungen, E.K.] sieht man kaum.“ Und : „Bei der nationalkonservativen Wochenzeitung würde sich niemand Sorgen machen, wenn man sie rechts nennt.“ Das kann nur heißen: Der SZ-Autor ist selbst ein Vorgestriger! Denn ich behaupte: Niemand in der JF würde nicht wenigstens von heftigstem Magengrimmen ergriffen, wenn man sein „Blatt“ rechts (ohne Anführungszeichen) nennte.
Passend dazu ist mir Herbert Grönemeyers neuster skeptopatriotischer Hit „Unser Land“ zu Gehör gekommen. Klingt ein wenig wie ein notdürftig gereimtes Werbeliedchen zum “Blatt”. Superhinreißend find ich das wippende Klatschpublikum. Unser Land, unsere Bürger. Ich kann kaum weggucken!
Lang, breit – wir verliern uns in Gleichgültigkeit
Stumpf, platt – wir bügeln alle Kratzer glatt
Schwarz, rot – stimulierend wie Knäckebrot
27.11. 2014
Es heißt, man brauche sich keine Mühe zu machen mit der Spinnenentfernung. Jedes Haus habe ein Spinnensoll, und das Soll werde nicht überschritten. Entfernst du vier, kommen vier neue. Ich glaub das nicht. Unsere Fenster verdunkeln sich jedenfalls, wenn ich mal zwei Wochen lang müßig bin und mich nicht als Rausschmeißerin oder Killerin betätige.
Ob die Spinnenregel auch für Säugetiere gilt? Just an dem Tag, als wir unsere Ziegen an Leute mit mehr Freizeit abgegeben haben, stellte sich eine gepflegte, behalsbandete, sehr große, schmusige, getigerte Katze ein. Sie öffnet Türen, steigt durch gekippte Fenster. Länger als zwei Stunden ist sie nicht draußen zu halten. Wir haben bekanntlich viele Hauseingänge. Nun ist es so, daß unsere Familie aus vier Katzenfreunden und fünf strikten Katzengegnern besteht, und daß in diesem Punkt bei uns Demokratie herrscht. Also können wir sie nicht behalten. Irgendwo (ziemlich sicher: JF) hatte ich grad gelesen, daß der Intellektuelle zur Katze tendiert, wohingegen der hierarchisch orientierte Konservative den „unterwürfigen“ Hund bevorzugt. Wir sind also summa summarum ein konservativ-intellektueller Haushalt mit leichtem konservativem Übergewicht.
Ebenfalls in der JF, namentlich in Karlheinz Weißmanns Kolumne, hatte ich mal das Verdikt des NS-affinen Schriftstellers Will Vesper gelesen, daß „Katzen die Juden unter den Tieren“ seien. Vesper schoß auf sie und ließ auf sie schießen. Ein Unmensch!- sag ich, als Katzenfreundin.
Braucht jemand eine Katze? Unter unseren Lesern?
Und das ist völlig verrückt: Just heute war es so, daß die abendliche Vorlesehalbstunde für die Kleinen eines Buches ermangelte. Frerk, du Zwerg hatten wir gestern ausgelesen. Ich griff im Mädchenzimmer nach einem hübsch illustrierten Buch, das mir unbekannt vorkam, Des Wiesenmännchens Brautfahrt von Else Wenz-Vietor. Die Dame hat das (wie sich lesend herausstellte, teils recht blutrünstige Geschichten) nur (sehr fein) illustriert. Geschrieben hat es wer? Will Vesper. Gibt´s so was? (Ja. U.a. bei amazon. Man wundert sich über gar nichts mehr.)
28.11.2014
Größer als meine Liebe zu herrenlosen Tieren ist allerdings meine Leidenschaft für herrenlose (alte) Häuser. Vergangene Woche kam der Jubiläumskatalog („The 200th auction“) der Sächsischen Grundstücksauktion hier an. In einem solchen Katalog hatten wir vor 12 Jahren das Rittergut Schnellroda entdeckt. Was da verfällt, an Geschichte, an Substanz, hier in Mitteldeutschland – es rührt mein Herz an! Ich schmökere so gern in diesen Katalogen, stelle mir vor, ich suchte ein Haus, und fände dieses hier in Taucha, jenes in Gera oder das in Naumburg… In meiner Freizeit besuche ich mit den Kindern zum Vergnügen leerstehende alte Häuser. Bei uns gibt es dergleichen ja wie Sand am Meer. Das ist meist ein bißchen illegal und für die Kinder mitunter gruselig. Es ist traumhaft, es ist ein Schwelgen. Wozu Neubauten?
29. 11. 2014
Zu meinem Kinderkrippenkommentar von vergangener Woche hatte Leser „Jack“ diese bekannte Anekdote aufgeschrieben:
Mir fällt da eine Geschichte ein:
Ein kleiner Junge sieht, wir seine Grosseltern nicht am Esstisch sitzen, sondern in der Küche mit einem Holzlöffel essen. Er fragt seinen Vater danach, dieser antwortet, dass die dort säßen, weil sie alt wären. Kurze Zeit danach findet der Vater seinen kleinen Sohn an einem Holzstück schnitzend.
Auf die Frage, was er dort fertige sagte der Sohn „ich schnitze einen Holzlöffel für Dich, von dem du essen kannst, wenn du alt bist.“
Das ist es. So ist es. Allen Arbeitssklaven & Karrieremenschen mit „hervorragend gedeihenden“ Krippenkindern sei dieses Lied geschenkt:
Das Video (ich hab dieses ausgewählt, weil der Text hier nachvollziehbar reproduziert wird) zählt viereinhalb Millionen Aufrufe. Andere youtube-Filmchen zum Lied The Cats in der Cradle zählen gut doppelt so viel. Frage mich: Wann schauen sich diese unglaublichen Menschenmassen dieses Lied an? Als Kind? Als Erwachsener? Als reuiger Rentner, wenn der Löffel fertig geschnitzt ist?
Langer
Kommt darauf an - welche
RasseSorte denn?Nichts gegen die gemeine Hauskatze. Aber wenn man weiss, dass es so etwas wie Russisch Blau gibt, dann will man als Hochintellektueller doch lieber so einen Panther, oder?