Sehr geehrte Frau Janosch,
Wir trafen uns vor ein paar Stunden auf der PEGIDA-Demonstration in Dresden, auf welcher Sie beigefügten Flugblatt verteilten. Ihr Erscheinen und Einsatz hat mich so tief beeindruckt – und natürlich auch zum weiteren Nachdenken gebracht, daß ich Ihnen gleich schreiben möchte.
Während der Demonstration habe ich Sie danach gefragt, welche Behauptungen die PEGIDA-Demonstrationen denn aufstellen, die die Menschen kritisch hinterfragen sollen. Natürlich war diese Frage dazu gedacht, Sie auf der Veranstaltung zu provozieren und bloßzustellen. Ich bedaure, daß mir dies nötig erschien. Denn Sie haben eine Courage aufgebracht – von Mut mag ich nicht sprechen, denn auf diesen Demos droht Ihnen, wie Sie selbst erleben durften keinerlei Gefahr von Teilnehmern – welche ich von niemand Anderem gesehen habe.
Sie haben sich nicht in in die Reihen der skandierenden Gegendemonstranten verirrt und versteckt, Sie haben sich zu der Demo gestellt, sind auf Menschen zugegangen und haben das Gespräch gesucht. Davor habe ich die größte Hochachtung und möchte Ihnen aus ganzem Herzen dafür danken. Wie Sie habe ich kein Mitglied der Dresdner oder sächsischen Politik handeln sehen, keinen Journalist, keine Kirche, nicht einmal Bundeskanzlerin oder Bundespräsident.
Was ich wirklich mutig fand, war Ihre Antwort auf meine Frage, woher Sie sich denn ueber die Behauptungen der PEGIDA informieren: Sie sind auf die Presse angewiesen. Diese Antwort ist deshalb so mutig, weil sie ein Eingeständnis vor sich (also Ihnen) selbst darstellt. Und genau hier werden sich zu Ihrer großen Überraschung Schnittmengen zwischen PEGIDA-Besuchern und Ihnen finden. Wie ich Ihnen selbst sagte, war ich heute in Dresden, um zu erfahren, wie PEGIDA sich selbst sieht und was die… Bewegung will und antreibt.
Was ich vorfand, war etwas Diffuses. Jeder der Teilnehmer, dem ich so zuhörte, war auf der Demo aufgrund des diffusen Eindrucks, daß sehr vieles nicht mehr stimmt in unserem Land und Europa – und es keine andere Möglichkeit für ihn gibt, diesem Eindruck Ausdruck zu verleihen. Die PEGIDA-Besucher eint ein diffuses Zusammengehörigkeitsgefuehl und der Eindruck, das Gleiche zu kritisieren und zu wollen, ohne so recht benennen zu koennen, WAS ihn denn mit dem Nebenmann eint und was man gemeinsam will.
Auch für Sie war es diffus: Sie treibt eine diffuse Angst und Besorgnis vor PEGIDA, die Befürchtung, es mit Asylfeinden und Rassisten zu tun zu haben. Ohne genau zu wissen, worum es bei den Demos geht – wie auch, wissen es die Demonstrierenden doch selber nicht. Und genau hier liegt der Schlüssel, warum nur Menschen wie Sie den sozialen Frieden bewahren können: nur wenn man unvoreingenommen aufeinander zugeht und herausfindet, mit wem man eigentlich spricht und worum es dem Gegenüber geht, kann man Annäherung, einen gesellschaftlich tragbaren Konsens erzeugen.
Genau dies aber geschieht nicht: einzelne PEGIDA-Läufer ergehen sich in Furcht vor dem Alibaba und seine vierzig Räubern sowie dem Verhöhnen der Antifa, während so ziemlich jede etablierte Institution PEGIDA oder überhaupt kritische Bewegungen als den rassistischen Feind betrachtet, mit dem man nicht reden darf.
Was soll dabei herauskommen, wenn Teile der Gesellschaft nicht mehr miteinander reden, obwohl sie sich nicht kennen, ja, diese Teile der Gesellschaft auch innerhalb ihrer eigenen Subkultur keine Diskussion über Ausrichtung führen (können)?
Genau aus diesem Grunde möchte ich Sie bitten, auch nächstes Mal wieder zu erscheinen, ob mit Flugblatt odere ohne – hauptsächlich aber nicht, um Ihre Botschaft zu verbreiten, sondern um zuzuhören. Ihr Flugzettel hat nämlich einen wichtigen Schlüsselsatz : “bitte hinterfragen Sie deren Behauptungen”.
Nichts könnte richtiger sein. Hinterfragen ist immer wichtig – aber nicht nur der Behauptungen des ‘Gegners’ sondern auch die vermeintlich Eigenen. Denn ich glaube, Sie können heute, den Transparenten, Gesprächen und Sprüchen nach nicht mit dem Eindruck nach Hause gegangen sein, sich unter 15.000 Rassisten oder Gegnern von Asyl befunden zu haben. Allein die wohl mitlaufenden kemalistischen Tuerken sollten da zu denken geben, auch die eigentlichen Themen, die auf Transparenten zu lesen waren – wie z. B. die Ablehnung der Rußlandpolitik.
Hinterfragen aber bedeutet, sich Sichtweisen verschiedener Quellen anzusehen. Darum empfehle ich Ihnen, neben etablierten Medien wie der FAZ, dem Spiegel, der Süddeutschen, der Welt und dem öffentlich rechtlichen Rundfunk auch andere frei zugängliche , dabei gern tendenziöse Quellen zu nutzen, bspw. Junge Freiheit, Sezession, EF-Magazin, Achse des Guten, Russia Today, Al Jazeera …
Weiterhin finden Sie in Kopie dieser eMail die Redaktionsadressen zweier dieser Quellen, als auch die Kontaktadressen der AfD in Sachsen und einer AfD-Landtagsabgeordneten in Thüringen. Warum dies? Nun, ich denke, vielen Menschen – insbesondere auch der migrationskritischen Szene – wäre mit einem offenen, nicht von Haß, sondern gegenseitiger Achtung geleitete Dialog mit Menschen wie Ihnen – im Sinne eines Podiums bspw. – sehr geholfen.
Und auch Ihre Ängste würden weniger diffus, ja, gelindert. Vielleicht kontaktiert man Sie ja einmal. Kontaktadressen von PEGIDA-Organisatoren liegen mir keine vor, aber sicher den Personen hinter den eMail-Adressen in Kopie. Denn ich denke, auch mit diesen sollten Sie reden, wiewohl die Organisatoren vielleicht nicht einmal mehr den Geist der PEGIDA widerspiegeln.
Mit freundlichem Gruß verbleibend und vorgreifend eine schönen vierten Advent wünschend, …
mario
Der Verweis auf das "relativ sichere" "Urlaubsland" Tunesien, der ja auch gerne bei PI auftaucht, ist ja ganz nett, auf die Dauer aber irrelevant. Die Anzahl der Asylanträge aus diesem Land geht in Deutschland gegen null. Wenn man sich die aktuelle Übersicht zu den Asylanträgen im November 2014 ansieht, machen die Anträge aus den "Top 10" fast 80 % der Gesamtanträge aus, und Tunesien zählt nicht zu diesen "Top 10". Viel wichtiger wäre meiner Meinung nach ein ganz klarer Fokus auf den offensichtlich nur auf Betrug ausgerichteten Zustrom aus Europa, der zu fast 100 % aus "Roma" besteht und auch zu fast 100 % aus Ländern kommt, in denen den meisten Antragsstellern wohl nicht mehr "droht" als die Bestreitung des eigenen Lebensunterhalts. Im November wurden Anträge von 22.075 Personen gestellt, die europäischen Länder in den Top 10 machen hiervon über 35 % aus (7968 Anträge aus Serbien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Albanien) und es werden jeden Monat mehr (z.B. für Serbien als größtes Land 40 % Plus zwischen Oktober und November, für Albanien über 120 % Plus). Man sollte den Zusammenhang zwischen diesem offensichtlichen Missbrauch und den Einschränkungen, die die normale Bevölkerung dadurch zu erleiden hat, klar und konsequent thematisieren.
https://www.bamf.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2014/20141208-0036-pressemitteilung-bmi-asylzahlen-november.html