Kevin MacDonald und die jüdische Gruppenstrategie

55pdf der Druckfassung aus Sezession 55 / August 2013

von Andreas Vonderach

Die Bücher des an der Kalifornischen Staatsuniversität in Long Beach lehrenden Psychologen Kevin MacDonald (geb. 1944) über das Judentum als gruppenevolutionäre Strategie sind seit geraumer Zeit ein Geheimtip nicht nur in rechten Kreisen. Gleichzeitig haben sie ihm, unter anderem von seiten der mächtigen Anti-Defamation League, den Vorwurf des Antisemitismus eingebracht.

Dem klei­nen Liber­gra­phix Ver­lag ist es zu ver­dan­ken, daß inzwi­schen sei­ne als Tri­lo­gie gewer­te­ten Bücher, A Peo­p­le That Shall Dwell Alo­ne (1994, dt. 2012: Der jüdi­sche Son­der­weg. Der Juda­is­mus als evo­lu­tio­nä­re Grup­pen­stra­te­gie?), Sepa­ra­ti­on and its Dis­con­tents (1998, dt. 2011: Abson­de­rung und ihr Unbe­ha­gen) und The Cul­tu­re of Cri­tique (1998, dt. 2013: Die Kul­tur der Kri­tik), auch auf deutsch vor­lie­gen bezie­hungs­wei­se ihr Erschei­nen noch für die­ses Jahr ange­kün­digt ist. Außer­dem gibt es im sel­ben Ver­lag einen Sam­mel­band mit Auf­sät­zen von Kevin Mac­Do­nald, die sei­ne Gedan­ken in kon­zen­trier­ter Form wie­der­ge­ben (Kul­tur­um­sturz, Grö­ditz bei Rie­sa: Liber­gra­phix 2012).

Mac­Do­nald legt sei­ner Ana­ly­se des Juden­tums das theo­re­ti­sche Modell der Sozio­bio­lo­gie zugrun­de. Die­se ist eine seit den sech­zi­ger Jah­ren vor allem von dem ame­ri­ka­ni­schen Bio­lo­gen Edward O. Wil­son ent­wi­ckel­te Theo­rie, wonach das Ver­hal­ten von Men­schen (und Tie­ren) auf dem »Ego­is­mus der Gene« beruht. Das heißt, die Men­schen sind dar­auf pro­gram­miert, zum Über­le­ben der eige­nen Gene, zu deren Trä­gern auch die eige­nen Ver­wand­ten gehö­ren (soge­nann­te Ver­wand­ten­se­lek­ti­on), bei­zu­tra­gen, weil nur die­je­ni­gen Men­schen über­leb­ten und zu unse­ren Vor­fah­ren wur­den, die sich auf die­se Wei­se gene­tisch durch­setz­ten. Die Grup­pen­se­lek­ti­on ist eine Über­le­bens­stra­te­gie, in der das Über­le­ben der Gene vor allem von der Grup­pe abhängt. Kul­tu­rel­le Fak­to­ren wie Wer­te und sozia­le Kon­troll­me­cha­nis­men stüt­zen dabei die Ver­wand­ten­se­lek­ti­on zusätz­lich ab.

Mac­Do­nalds Grund­the­se besagt, daß sich das Juden­tum als ein Kom­plex von ideo­lo­gi­schen Struk­tu­ren und Ver­hal­tens­wei­sen defi­nie­ren läßt, die zur Her­aus­kris­tal­li­sie­rung fol­gen­der Merk­ma­le geführt haben: 1. Die Abgren­zung des jüdi­schen Gen­pools von den Völ­kern, unter denen die Juden leben. 2. Der Kon­kur­renz­kampf mit die­sen Völ­kern um Res­sour­cen. 3. Ein hohes Maß an Koope­ra­ti­on und Altru­is­mus der Juden unter­ein­an­der. Und 4. Euge­ni­sche Bestre­bun­gen zur Zeu­gung intel­li­gen­ter Kin­der, ver­bun­den mit einem hohem Maß an Inves­ti­ti­on in diese.

Anders als ein nahe­lie­gen­des Miß­ver­ständ­nis unter­stellt, sieht Mac­Do­nald in der jüdi­schen Grup­pen­stra­te­gie nicht den Aus­druck einer spe­zi­fisch jüdi­schen gene­ti­schen Ver­an­la­gung, son­dern nur eine his­to­ri­sche Aus­prä­gung einer all­ge­mein mensch­li­chen Ten­denz zum Gruppen­egoismus. Wie nicht zuletzt jüdi­sche Gene­ti­ker immer wie­der bestä­ti­gen, sind die Juden auch heu­te noch eine gene­tisch gut cha­rak­te­ri­sier­te Grup­pe, die sich von den nicht­jü­di­schen Völ­kern deut­lich unter­schei­det und deren Eigen­schaf­ten auf einen nah­öst­li­chen Ursprung ver­wei­sen. Was Mac­Do­nald über die Juden sagt, gilt in ers­ter Linie für die asch­ke­na­si­schen Juden, in gerin­ge­rem Maß für die Sephar­dim und gar nicht für die ori­en­ta­li­schen Juden. Letz­te­re haben die von ihm beschrie­be­ne Stra­te­gie ent­we­der gar nicht ent­wi­ckelt oder nicht auf­recht­erhal­ten können.

Das Juden­tum ist bekannt­lich eine betont dies­sei­ti­ge Reli­gi­on, in der vom Jen­seits kaum die Rede ist. »Was in der jüdi­schen Reli­gi­on wirk­lich zählt, ist nicht die Unsterb­lich­keit des indi­vi­du­el­len Juden, son­dern jene des jüdi­schen Vol­kes«, schreibt der jüdi­sche His­to­ri­ker Salo W. Baron.

Es gab stren­ge Vor­schrif­ten gegen die Ver­mi­schung mit Nicht­ju­den. Nach­kom­men von Misch­ehen wur­den aus­ge­grenzt und als min­der­wer­tig erach­tet. Damit ver­bun­den war eine Dop­pel­mo­ral. »Ethi­sche Nor­men gal­ten nur für Ange­hö­ri­ge der eige­nen Gemein­schaft«, zitiert Mac­Do­nald den israe­li­schen His­to­ri­ker Jacob Katz. Das Über­vor­tei­len von Nicht­ju­den war erlaubt und fand nur dort sei­ne Gren­ze, wo es auf die Gemein­schaft zurück­fal­len konn­te. Die im Juden­tum vor­aus­ge­sag­te Bekeh­rung aller ande­ren Völ­ker am Ende der Geschich­te bedeu­tet nicht, daß sie zu Juden wer­den, son­dern daß sie fort­an die Herr­schaft Isra­els anerkennen.

Dem stand eine star­ke Soli­da­ri­tät inner­halb der Gemein­schaft gegen­über. Die Pflicht, ande­ren Juden zu hel­fen, hat­te einen außer­or­dent­lich hohen Stel­len­wert, zu dem es in der nicht­jü­di­schen Gesell­schaft kei­ne Par­al­le­le gibt. Anders als in man­chen Büchern behaup­tet, war das Juden­tum auch schon in der Anti­ke eine geschlos­se­ne Gesellschaft.

Es gab zu allen Zei­ten inner­halb des Juden­tums eine aus­ge­präg­te sozia­le Hier­ar­chie nach dem Grad der Ras­sen­rein­heit. An der Spit­ze stan­den die erb­li­chen Pries­ter­kas­ten der Koh­anim und Levi­ten sowie die Rab­bi­ner, am Ende alle Juden, an deren rein jüdi­scher Her­kunft irgend­wel­che Zwei­fel bestan­den. Der Rab­bi Hiy­ya schrieb im 2. Jahr­hun­dert: »Ver­traue kei­nem Pro­se­ly­ten, ehe nicht vier­und­zwan­zig Gene­ra­tio­nen ver­gan­gen sind, denn das ihm eige­ne Böse steckt immer noch in ihm«.

Der sozia­le Auf­stieg inner­halb des Juden­tums war an eine lan­ge Lehr­zeit der hei­li­gen Schrif­ten gebun­den, die anders als in ande­ren Kul­tu­ren nicht nur aus Aus­wen­dig­ler­nen bestand, son­dern auch in deren Aus­le­gung und in kom­pli­zier­ten intel­lek­tu­el­len Dis­pu­ten. Schon in der Anti­ke waren die Juden das ein­zi­ge Volk, das sich bemüh­te, allen sei­nen Kin­dern eine Schul­bil­dung zuteil wer­den zu las­sen. Da auch im Juden­tum die sozi­al Erfolg­rei­chen mehr Kin­der in die Welt set­zen konn­ten als die Geschei­ter­ten – letz­te­re sag­ten sich oft ganz vom Juden­tum los –, führ­te dies zu einer Selek­ti­on hin auf eine hohe, vor allem ver­ba­le Intel­li­genz. Der IQ der asch­ke­na­si­schen Juden liegt im Mit­tel gut zehn Punk­te über dem der nicht­jü­di­schen Euro­pä­er. Die Kor­re­la­ti­on zwi­schen ver­ba­ler und räum­lich-visu­el­ler Intel­li­genz, die sonst bei 0,7 liegt, ist dabei aber nur halb so hoch. Mit der extre­men Schu­lung und Selek­ti­on auf Intel­li­genz schon zu Zei­ten, als die meis­ten Men­schen noch Analpha­be­ten waren, ver­bes­ser­ten die Juden ihre Posi­ti­on im Kon­kur­renz­kampf mit den Mehrheitsvölkern.

Die hohe Intel­li­genz der Juden ermög­lich­te den sozia­len und öko­no­mi­schen Erfolg auch in einer feind­se­li­gen Umge­bung. Die Auf­he­bung der sozia­len Son­der­stel­lung in der Auf­klä­rung wur­de zunächst eher als exis­ten­ti­el­le Bedro­hung der jüdi­schen Gemein­schaft denn als Befrei­ung erlebt. Bald jedoch ermög­lich­te die Eman­zi­pa­ti­on den Juden in den west­li­chen Län­dern, in die öko­no­mi­sche und intel­lek­tu­el­le Eli­te auf­zu­stei­gen. So waren die Juden in Deutsch­land vor 1933 bei einem Bevöl­ke­rungs­an­teil von nur einem Pro­zent mit 25 Pro­zent unter den Jura- und Medi­zin­stu­den­ten ver­tre­ten. Und in Ame­ri­ka stell­ten die Juden 1968 20 Pro­zent des Lehr­kör­pers an den ame­ri­ka­ni­schen Eli­te­uni­ver­si­tä­ten und waren ins­be­son­de­re in den Sozi­al­wis­sen­schaf­ten extrem über­re­prä­sen­tiert. Ent­spre­chend wur­den beson­ders die mit den Juden kon­kur­rie­ren­den Tei­le der nicht­jü­di­schen Gesell­schaft zum Trä­ger des Anti­se­mi­tis­mus. Anders als ande­re eth­ni­sche Min­der­hei­ten wei­ger­ten sich die Juden stets erfolg­reich, ihre eige­ne eth­ni­sche Iden­ti­tät auf­zu­ge­ben und in den Mehr­heits­völ­kern auf­zu­ge­hen, und nah­men dafür auch gro­ße Opfer in Kauf.

Auch das moder­ne Reform­ju­den­tum hält – natür­lich völ­lig legi­tim – am Über­le­ben des jüdi­schen Vol­kes fest, was nun jedoch mit des­sen mora­li­scher Über­le­gen­heit und der Vor­bild­funk­ti­on der Juden für die übri­ge Mensch­heit begrün­det wird. Ein Haupt­the­ma in den Syn­ago­gen auch des libe­ra­len Juden­tums sind die Lei­den des jüdi­schen Vol­kes in der Geschich­te und die Bedro­hung durch die nicht­jü­di­sche Umwelt. In der För­de­rung des Kos­mo­po­li­tis­mus durch jüdi­sche Intel­lek­tu­el­le sieht Mac­Do­nald vor allem ein Mit­tel zur Schwä­chung der Mehr­heits­völ­ker. Auch säku­la­re Juden hei­ra­ten oft noch inner­halb der jüdi­schen Gemein­schaft. Trotz­dem gibt es in jüngs­ter Zeit in den west­li­chen Län­dern eine wach­sen­de Zahl von Misch­ehen und Über­trit­ten zum Juden­tum, eine Ent­wick­lung, die tat­säch­lich die Exis­tenz des jüdi­schen Vol­kes in der west­li­chen Dia­spo­ra in Fra­ge stellt.

Mac­Do­nald spitzt sei­ne The­sen sehr zu, bis­wei­len zu sehr. Wenn er die jüdi­sche Reli­gi­on kol­lek­ti­vis­tisch nennt, ist das sicher rich­tig. Aller­dings sind nach den Unter­su­chun­gen von Geert Hof­stede die Israe­lis heu­te eben­so indi­vi­dua­lis­tisch ein­ge­stellt wie die Bür­ger der west­li­chen Län­der, und nicht kol­lek­ti­vis­tisch wie die Ange­hö­ri­gen außer­eu­ro­päi­scher Kul­tu­ren. Auch die Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen im moder­nen Juden­tum wer­den von Mac­Do­nald nicht aus­rei­chend gewürdigt.

Es han­delt sich bei Mac­Do­nalds Wer­ken um einen wich­ti­gen Bei­trag sowohl zur Geschich­te des Juden­tums als auch zur Sozio­bio­lo­gie des Eth­no­zen­tris­mus. Man kann sich des Ein­drucks nicht erweh­ren, daß die übli­chen Dar­stel­lun­gen des Juden­tums, was den jüdi­schen Eth­no­zen­tris­mus und den tra­di­tio­nel­len Haß auf die Gojim, die Nicht­ju­den, betrifft, stark geschönt sind. Die umfang­rei­chen Lite­ra­tur­an­ga­ben erschlie­ßen dem Leser die nur schwer auf­find­ba­re Lite­ra­tur zur Evo­lu­ti­ons­bio­lo­gie des Eth­no­zen­tris­mus und zur inne­ren Geschich­te des Judentums.

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