die Geschichte aber der Wissenschaft überlassen. Ein Blick in die Gegenwart genügt, um an dieser Selbstbeschreibung einige Zweifel aufkommen zu lassen:
Geschichtspolitik, die mit politischen Absichten verbundene Darstellung der Geschichte, war wohl noch nie so omnipräsent und noch nie so staatlich dominiert wie heutzutage. Ob es sich dabei um Straßenumbenennungen, die Ausgangslage am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, die Abschaffung des Geschichtsunterrichts oder die Frage, wer die Parole „Wir sind das Volk!“ im Munde führen darf, handelt – immer geht es darum, ein bestimmtes Geschichtsbild durchzusetzen. Dieses Bild der Vergangenheit dient dazu, die Gegenwart zu legitimieren – was nichts anderes bedeutet als die Selbstabschaffung Deutschlands.
Um dieses weite Feld der Geschichtspolitik abzustecken, haben wir Referenten aus verschiedenen Fachgebieten eingeladen. Den Schwerpunkt bilden die Historiker, die das Konstrukt der Wehrmachtsverbrechen (Klaus Hammel), die ideologischen Ursprünge der Umerziehung der Deutschen (Mario Kandil) und den Umgang der DDR mit ihrem preußisch-deutschen Erbe (Jan von Flocken) untersuchen. Dem Paradigma des Historikerstreits, der die Weichen für eine alternativlose Geschichtspolitik stellte, widmet sich der Soziologe Friedrich Pohlmann. Als mediale Verstärker kommen Literatur (Michael Rieger) und Film (Martin Lichtmesz) zu ihrem Recht. Abschließend begebe ich mich auf die Spur eines ziemlich einzigartiges Phänomens, der des Schuldstolzes.
Wir haben diesmal wieder 50 Teilnehmerplätze. Sieben Vorträge, Film, Diskussionen, Sport: Wenn Sie 35 Jahre oder jünger sind, können und sollten Sie teilnehmen! Die 15. Winterakademie findet vom 27. bis 29. März 2015 in Schnellroda statt. Wer Geld verdient, bezahlt für zwei Übernachtungen, Vollpension und alle Vorträge 80,00 €, alle anderen bezahlen 35,00 €. Wer teilnehmen möchte, sollte sich schnell anmelden, auch wenn es bis dahin noch zehn Wochen sind. Erfahrungsgemäß sind die Akademien schnell ausgebucht. Tagungsfolge und Anmeldebogen gibt es hier.