es sei eine “Erlösung für Dresden”, daß sich die Pegida-Bewegung nun endlich selbst zerlegt, und “wahrscheinlich der öffentliche Zenit dieser Demonstrationen überschritten ist”.
Illustriert wird der Bericht der Süddeutschen Zeitung mit einem liebevoll ausgewählten Foto, auf dem Kathrin Oertel wie Klaus Kinski als “Nosferatu” aussieht, getroffen von den Sonnenstrahlen, die sie sogleich in Staub zerfallen lassen werden. Die Message: der Spuk ist vorüber. Von einer solchen Rettung hat Erich Honecker wohl nur träumen können; aber seine Nachfolger an der deutschen Staatspitze sitzen offenbar doch fester im Sattel als er. Vor allem aber haben sie die Methoden der Machtausübung und der Oppositionskontrolle erheblich verbessert.
Kurz zuvor hatte Gabriel noch ein bißchen den “guten Polizisten” gespielt, sich als subtil herablassender Pegida-Versteher inszeniert, der sich ansatzweise anschickte, “die Ängste der Menschen ernstzunehmen”, wofür er von der auch auf dieser Seite hochgeschätzten Spiegel-Edelfeder Georg Diez , heftig gerügt wurde. Es bringe ja nichts, mit diesen und über diese Lebewesen zu sprechen, dergleichen “verstört” vielmehr jenen “Teil der Bevölkerung”
… deren Sorgen niemand hört – und Sorgen muss man hier im Gegensatz zu den irrationalen Islamisierungs-“Sorgen” mal ohne Anführungszeichen schreiben, denn es sind reale Sorgen, die zu tun haben mit Heizung, Miete, Armut, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus, Umwelt, Gerechtigkeit – die Liste ist lang.
Das Verwerfliche von Pegida ist ja gerade, dass sie dort diffuse Probleme unter dem einfachsten und gemeinsten und gefährlichsten Nenner zusammenfassen: Angst, verbunden mit Nationalismus, völkischem Denken, Fremdenfeindlichkeit.
Sie brauchen grobe Bilder, um ihre grobe Weltsicht mit selbstgezimmerten Wahrheiten zu unterfüttern: Es ist unklar, was Sigmar Gabriels Rolle in diesem Spiel wäre.
Wir brauchen es kaum zu rekapitulieren: die Pegida-Teilnehmer und ihre Organisatoren wurden nun seit Wochen ohne Unterbrechung von den Medien und Politikern in dieser Weise beschimpft – als Dummköpfe, Ungebildete, Angstneurotiker, Problemhalluzinierer, Geistesgestörte, Fremdenhasser, Nazis, rundum also Schweine, die es nicht wert sind, daß man ihnen auch nur Aufmerksamkeit schenkt.
Wer dies, ohne es zu ahnen, jeden Tag zu hören bekommt, und dann auch noch mit Gesicht und Namen als Vollschwein und Schande der Nation hingestellt wird, dem werden irgendwann die Nerven reißen – erst recht, wenn er nicht erwartet hat, was auf ihn zukommt.
Man hat diese Leute aber nicht nur entehrt und als sozial wertlos hingestellt, man hat auch zugelassen, daß sie dem üblichen Terror der Antifa ausgesetzt und darüberhinaus ihre Existenzgrundlagen angegriffen wurden. So ganz nebenbei lesen wir Informationen dieser Art in die Berichte eingestreut. So in der Süddeutschen Zeitung:
Noch ein Rücktritt im Vorstand des Pegida-Vereins: Sprecherin Kathrin Oertel hat sich zurückgezogen. Pegida-Gründer Lutz Bachmann bestätigte der Süddeutschen Zeitung Oertels Rückzug. Die Sprecherin sei zurückgetreten, weil sie aus Antifa-Kreisen massiv bedroht worden sei. Es müsse kommende Woche ein neuer Vorstand gewählt werden. Weder Frau Oertel noch er stünden dafür zur Verfügung, sagte Bachmann zur SZ. “Ich bin auch froh, dass ich da draußen bin, ich will gar nicht mehr.”
Auf der Facebook-Seite von Pegida stand ursprünglich zu lesen:
So Freunde, die Medien überschlagen sich ja mit diversen Meldungen. Fakt ist, Kathrin hat vorerst Ihr Amt als Pressesprecherin niedergelegt. Dies ist massiven Anfeindungen, Drohungen und beruflichen Nachteilen geschuldet. Sie hat sich aufgeopfert für unsere Sache, wenn aber nachts schon irgendwelche Fotografen und andere komische Gestalten um Ihr Haus schleichen, da kann man es der stärksten Frau nicht übel nehmen, wenn sie eine Auszeit braucht.
Thomas Tallacker hat mit seiner Firma durch den Verlust etlicher öffentlicher Aufträge ebenfalls massive Probleme und zieht sich auch zurück.
Die Junge Freiheit berichtet:
Neben Exner verließen die Sprecherin Kathrin Oertel, Franz Ingo Friedmann, der ehemalige CDU-Stadtrat von Meißen Thomas Tallacker, Bernd-Volker Lincke und Rene Jahn die zwölfköpfige Organisationsgruppe. Ein weiterer Grund sei, daß einige von ihnen „immer stärkere berufliche Probleme“ bekommen hätten.
Im selben Atemzug heißt es:
Eine Meldung auf der Facebook-Seite von Pegida, wonach Oertel nur wegen „massiven Anfeindungen, Drohungen und beruflichen Nachteilen“ zurückgetreten sei, wies Exner als „falsch und unwahr“ entschieden zurück.
Jener Achim Exner ließ auch verlauten:
Die Hälfte des Organisationsteams von Pegida ist zurückgetreten. „Bislang hat sich Pegida auf die bürgerliche Mitte konzentriert, derzeit gibt es jedoch eine Tendenz zum rechten Rand, die wir nicht mittragen können“, sagte Mitorganisator Achim Exner der JUNGEN FREIHEIT.
Ähnliches hat man schon die Woche zuvor von Pegida-Seite in Bezug auf Legida gehört, von denen man sich mitten im Getümmel gar mit der Androhung von rechtlichen Schritten zu distanzieren suchte. Nun hat auch Oertel betont, daß die Spaltung nicht aufgrund persönlichen Drucks geschehen sei, sondern rein inhaltliche Ursachen hätte:
Die Darstellung auf der Facebook-Seite von Pegida, Vorstandsmitglieder hätten sich vor allem wegen persönlichen und beruflichen Nachteilen aufgrund ihres Engagements zurückgezogen, wies Oertel ausdrücklich zurück. Anlaß für den Austritt seien maßgeblich inhaltliche Differenzen gewesen. „Wir grenzen uns klar von rechtsextremen Tendenzen ab“, heißt es in der Mitteilung.
Das Ergebnis soll offenbar eine Art “Pegida light” sein. Laut Spiegel:
Dabei wird klar: Um die angebliche Islamisierung, die Pegida ihren Namen gab, geht es den Leuten um Oertel immer weniger. Sie betonen andere Anliegen, wollen für “unsere Ziele wie die Durchsetzung der direkten Demokratie auf Bundesebene” kämpfen.
Damit wäre das schicksalentscheidende Thema der verfehlten Zuwanderungspolitik vom Tisch geblasen, und wieder darf überall die Lüge von der “vermeintlichen” Islamisierung ohne Widerspruch verbreitet werden. Und wie gesagt: die Gabriels der Buntenrepublik fühlen sich nun ganz “erlöst”, denn sie wissen, daß genau in diesem Punkt der Protest von Pegida seine größte Berechtigung hat, daß hier der Finger auf der Wunde liegt und daß sie gerade hier die größte Schuld auf sich gelastet haben.
Der Erfolg kann sich sehen lassen: Die Pegida-Führung ist geköpft, gespalten, und teilkastriert, während sie zugleich Legida in den Rücken gefallen ist, indem sie sich in die Reihe jener gestellt hat, die Legida im rechten Eck entsorgen wollen. Es kommt immer irgendwann, wie das Amen im Gebet: die Distanzierung von jemandem, der wirklich oder angeblich noch “rechter” ist als man selbst, um den linken Tonangebern zu gefallen, die das Koordinatensystem penetrant zu ihren Gunsten verschieben, indes in der Regel wenig Mitleid mit den Anbiederern zeigen. Same old story!
Mit den Seitenhieben und Attacken auf Legida haben die Pegidas direkt der “Lügenpresse” Schützenhilfe geleistet; diese hat sich schließlich ordentlich ins Zeug gelegt, um Legida in ein möglichst finsteres Licht zu setzen, sie als den böseren Bruder von Pegida zu stilisieren, der “die Maske fallen läßt”, etwa indem gemeldet wurde, Demonstranten hätten Journalisten und Reporter angespuckt und attackiert. Um unter Beweis zu stellen, daß sie solch eine grundlose, ungerechte Behandlung nicht verdient hat, hat die Presse anschließend die weitaus heftigere und allein zahlenmäßig schwerer ins Gewicht fallende Aggression der Antifanten gegen die Demonstranten heruntergespielt oder gar verschwiegen – wie bei allen anderen Pegida-Ablegern übrigens auch.
Mithin hätte Pegida gerade im Falle Legida eine Steilvorlage gehabt, zum Gegenangriff überzugehen, und die überbordende Aggression der Linksradikalen gegen Polizei und Demonstranten anzuprangern, und den Vertretern des “breiten Bündnisses” und den Aposteln von “Toleranz und Vielfalt” die Frage vorlegen sollen, warum sie neben allem bestmenschlichen Gesäusel bereit sind, diese Gewalt und diesen Haß zu dulden.
Ich glaube jedenfalls Oertel und Co. kein Wort, wenn sie herunterspielen wollen, daß der wochenlange Druck, der auf sie ausgeübt wurde, keine Rolle in ihrem aktuellen Vorgehen gespielt haben. Ihr Verhalten zeigt deutlich, daß sie dem Widerstand nicht mehr gewachsen waren, und die Vermutung liegt nahe, daß sie sich nun reinzuwaschen versuchen. Sie scheinen auf einen Deal eingegangen zu sein, um endlich aus dem Hexenkessel entrinnen – was menschlich gesehen absolut verständlich ist. Und wer weiß, was sich hier hinter den Kulissen abgespielt hat!
Das Dauerbefeuer hat seine Wirkung gezeigt: Medienhetze, Politikerschelte, Zerstörung des öffentlichen Images und des sozialen Hinterlands, Bedrohungen an Leib und Leben, plus die Gewalt der pathologisch selbstgerechten Sturmtruppen auf der Straße haben mal wieder trefflich zusammen gespielt.
Der erste große Knacks kam wohl nach der angeblichen Mordandrohung gegen Pegida, die am 18.01. bekannt gegeben wurde. Daraufhin zeigte sich bei Oertel und Bachmann ein deutliches Kuschel- und Anlehnungsbedürfnis – sie brachen ihre Strategie der Nicht-Kommunikation mit den Medien und ließen sich in der Show von Günther Jauch vorführen. Dort wurden sie vergleichsweise milde behandelt, aber sie es zeigte sich, daß den beiden das geistige und rhetorische Rüstzeug fehlte, um gegen die Berufsschwafler zu bestehen.
Wie zu erwarten war, hatte die Hetze aber trotzdem kein Ende. Bachmann und Oertel waren weiterhin die Schweine, Teufel und Flaschen der Nation. Im Falle von Bachmann wurden ein blöder Hitler-Witz, der sofort als ein solcher erkennbar ist, sowie ein paar Facebook-Ausfälle (die ich nebenbei gesagt, schon mehrfach fast wörtlich von linken Sozialarbeitern zu Hören bekommen habe) zum Anlaß genommen, um eine wüste Ad-hominem-Kampagne loszutreten. Während die Charakterschwächen von Bachmann leider offensichtlich zutage liegen, wurde die Affäre zu einem Elefanten aufgeblasen.
Dabei wurde wieder einmal geheuchelt wie blöd, vor allem was den Anspruch auf die flötengegangene “bürgerliche Seriosität” Bachmanns betrifft. Wer bereit ist, die Sturmtruppen der Antifa als nützliche Werkzeuge zu bedienen, und die Menschen über Folgen und Ausmaß der Masseneinwanderung zu belügen, soll lieber den Mund halten. Dieser Kommentar, der auf pi-news erschienen ist, faßt die Sache sehr gut zusammen. Bachmann, der ja offenbar Talent zum Rumprollen hat, hätte lieber Akif Pirincci channeln sollen, und antworten, daß es ihm “scheißegal sei, ob man ihn einen Nazi schimpft oder eine Klobürste“ – die Sache bleibt berechtigt, und damit basta.
Leider sind Pegida auch hier eingeknickt, und der weitere Verlauf der Affäre zeigt, daß jeder Einknickser, ob aus Anstand, Skrupel oder Angst, in solchen Fällen stets der Anfang vom Ende ist. Man will nicht begreifen, daß auf der anderen Seite niemand sitzt, der noch das Recht hätte, Zugeständnisse zu verlangen oder sich als moralischer Richter aufzuspielen. Und wenn man ihm aus Schwäche den kleinen Finger reicht, zieht er einen über den Tisch.
Wie soll es weitergehen? Noch ist Protest- und Mobilisationspotenzial vorhanden. Hier müßten sich Leute an die Spitze setzen, die aushalten, was Oertel und Bachmann gebrochen hat. Das Ungeheuer, gegen das sie antreten, ist allerdings eine tausendköpfige Hydra, die keinerlei Skrupel kennt.
Hans Meier
1. Was würde eigentlich passieren, wenn mal jemand nach der Nazifizierung NICHT abtritt?
Wenn Bachmann gesagt hätte: "Na ja, das mit dem Bärtchen war ein dummer Scherz, so ähnlich wie bei Prinz Harry. Ansonsten, dass ich über Asylbewerber, die sich zu einem großen Teil ohne Berechtigung und zu unserem Nachteil bei uns aufhalten, ausfällig geworden bin, ist unerfreulich - ich sehe aber Politiker und Presse nicht als Moralrichter, da sie sich erlaubt haben, mich und meine Mitdemonstranten, freie Bürger dieses Landes, als "Mischpoke", "Schande" und "Rattenfänger" zu titulieren. Ich werde zurücktreten, wenn Maas, Özdemir usw. zurücktreten. Vielleicht."
Kann nur ein Gott den Terror aushalten und ihn so zerbrechen?
2. Ich weiß nicht, ob wirklich ein "Orga-Team" nötig ist. Kann nicht eine freie Bürgerbewegung automatisch regelmäßig demonstrieren und mal dieser, mal jener meldet die Demo bei der Behörde an?
Die Exponierung ist die Schwachstelle im Protest, das wissen die Deutschenhasser und deshalb konzentrieren sie ja das Feuer auf diese Stelle, um eine Leitung zu verhindern. In einer Gesellschaft, in der institutionalisierte Volkshasser vernetzt am Werke sind, muss man ihnen so entgegentreten, dass sie ihre Macht nicht mehr so leicht ausspielen können. Durch die amorphe Protestmasse.
Unter den Losungen: "Wir sind das Volk!", "Keine Gewalt!", "Das ist unser Land!"
Immer positiv auftreten.
https://www.aeinstein.org/wp-content/uploads/2013/10/FDTD_German.pdf