Ist doch toll, was die machen! — Nein, Partei ist Partei. Immer die gleichen Mechanismen. Wirst sehen! — Aber lies mal, was die Petry hier sagt! Goldrichtig! Tolle Frau! Und der Gauland! Ich find das mutig! — Partei ist immer Filz. Du hast falsche Hoffnungen. — Vielleicht. Aber die haben doch tolle Leute! — Fragt sich, ob die toll sind oder nur so tun — usw.
Im September 2014 hatte die AfD eine großformatige Anzeige in der Jungen Freiheit geschaltet „Jetzt Mitglied werden!“ Ich: „Schau! Von wegen, die halten peinlichen Abstand! Die werben um Leute wie uns!“ Natürlich fühlte ich mich persönlich angesprochen. Seit 1992 habe ich regelmäßig für die Junge Freiheit geschrieben, hunderte Artikel. Ich fühlte mich hundertprozentig als Teil der Kerngruppe dieser Annonce, bin außerdem Trägerin des Gerhard-Löwenthal-Preises für Journalisten, die JF hat ihn mir 2008 verliehen. Ich stellte wenige Tage nach Erscheinen der JF-AfD-Anzeige meinen Antrag online, gerichtet an meinen Kreisverband.
Zweiter Akt: Vom AfD-Kreisverband Halle-Saalekreis erhielt ich einige Einladungen zum Stammtisch, jeweils am frühen Abend – ungünstig für jemanden mit vielen kleinen Kindern. Dabei wär ich gern mal hingegangen. Mein Antrag war mir ernst, hatte aber keine Priorität; es hatte Zeit. Als ich im Dezember einmal nachhakte, wie es mit meinem Antrag aussähe, hieß es, es sei niemals einer eingegangen. Zu diesem Zeitpunkt wartete Kubitschek schon geschlagene acht Monate auf eine Reaktion: Er hatte am 1. April einen Antrag gestellt. Lag’s am Datum?
Dritter Akt: Ich habe das Buch Vater, Mutter, Staat von Rainer Stadler gelesen, Redakteur beim Magazin der Süddeutschen Zeitung. Ein hervorragendes Buch, sehr skeptisch gegen den neuen deutschen Krippenwahn. Ich habe es für die Februar-Ausgabe der Sezession rezensiert. Stadler hat unter anderem den jeweils Zuständigen der Parteien schriftlich sehr eindringliche Fragen vorgelegt bezüglich ihrer Haltung zur frühkindlichen Fremdbetreuung. Er präsentierte die Antworten im Wortlaut und zeigte sich sehr unzufrieden. Niemand habe deutlich Stellung genommen gegen eine Politik, die das Kindeswohl in staatliche Hände legen will. Stadler schrieb, „nur die kleine ÖDP“ zeige hier ein erfreuliches Profil.
Was mir fehlte: Die AfD. Sie – und ihre Positionen zu Fragen der Familienpolitik – kam gar nicht vor. Dabei hätten die sicher bessere Antworten, oder? Ich wandte mich schriftlich an Frauke Petry. Ob Sie Interesse hätte, mir für unser blog die Fragen zu beantworten? Oder, wenn nicht sie (aus Zeitmangel?), dann ein Parteikollege, der mit diesen Themen betraut sei? Keine Antwort, Wochen nicht. Ich hakte auf anderen AfD-Kanälen nach. Im Januar 2015 die Antwort einer Sekretärin: Nein, man wolle/könne sich nicht äußern.
Vierter Akt: Im Postfach fand sich am 5. 2. 2015 unerwartet eine mail:
Wir begrüßen Sie herzlich in der Partei “Alternative für Deutschland”.
Wir brauchen Menschen wie Sie, die sich zusammen mit der AfD für die Zukunft Deutschlands engagieren.
Ihre persönliche AfD-ID-Nr. lautet: 10593229. Damit stehen Ihnen von jetzt an viele Möglichkeiten zur Mitarbeit in der AfD offen.
Der große Erfolg der AfD bei den Europawahlen und der Einzug in viele kommunale Parlamente zeigt, dass wir immer mehr Anerkennung bei den Bürgern finden.
Wir freuen uns deshalb, dass Sie künftig bei der Alternative für Deutschland mitwirken und für unser Programm werben wollen. Gemeinsam werden wir die deutsche Politik verändern.Freundliche Grüße
Alternative für Deutschland
– Mitgliederbetreuung -
www.alternativefuer.de
[email protected]
Und in der Briefpost lag ein hübsches Mitgliedskärtchen. Kubitschek erhielt auch eines.
Fünfter Akt: Mail vom 16. 2. 2015 (wortgleich auch an Kubitschek):
Ich möchte Sie informieren, dass gemäß § 4 III der im Januar 2015 verabschiedeten Bundessatzung der Alternative für Deutschland Ihre Mitgliedschaft in der Alternative für Deutschland erst nach Ablauf der einmonatigen Widerspruchsfrist beginnt.
Der möglicherweise bereits erfolgte Versand Ihres Mitgliederausweises geschah irrtümlich, da die Regelung über den Erwerb der Mitgliedschaft neu ist und daher von den Landesverbänden in der Praxis erst verinnerlicht werden muss.
Ich bitte um Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Georg Pazderski
Bundesgeschäftsführer
Sechster Akt: Mail vom 17. 2. 2015 (wortgleich auch an Kubitschek):
Der Bundesvorstand der Alternative für Deutschland hat in der Bundesvorstandstelefonkonferenz vom 17.02.2015 beschlossen, Ihren Antrage auf Mitgliedschaft in der Alternative für Deutschland abzulehnen (AfD-Bundessatzung § 4 (3)). Die Herren Poggenburg und Kassner wurden ebenfalls mit dieser E‑Mail über den heutigen Beschluss des Bundesvorstandes informiert.
Den Ihnen aus Versehen bereits übersandten Mitgliedsausweis, [sic!] bitte ich an die Bundesgeschäftsstelle der AfD zurückzusenden (Schillstraße 9, 10785 Berlin), respektive Herrn Poggenburg oder Herrn Kassner, [sic!] auszuhändigen.Mit freundlichen Grüßen
Georg Pazderski
Bundesgeschäftsführer
Ich habe Herrn Pazderski umgehend gebeten, mir den Grund dafür zu nennen, daß meine Aufnahme rückgängig gemacht wurde. Bis dato erhielt ich keine Antwort.
Es hat doch sicher AfD-Mitglieder im Kreise unserer Leser? Mögen die mal nachhaken? Ich bitte darum: [email protected].
der letzte Deutsche
Die Art und Weise, wie die AfD mit Anträgen auf Mitgliedschaft umgeht,
sollte einem doch sehr zu denken geben,
Ich wuerde die Familie Kositza/Kubitschek bitten, uns, die Leserschaft,
auf dem Laufenden zu halten.
Sollte die AfD glauben, aus fadenscheinigen Gründen auf Ihre Mitglied-
schaft verzichten zu wollen/können, ist dies ja letztlich für jeden einzel-
nen von uns (Lesern der SEZESSION) vermutlich Grund genug, unser
Verhältnis zu dieser Partei (bis hin zum Wahlverhalten) zu überprüfen.
Mich persönlich würde es sehr enttäuschen, daß man auch in der AfD
Personen von der Parteimitarbeit ausschließen möchte, die ihre Fähig-
keiten, Politik zu verstehen und dieses Verständnis auch entsprechend
zu artikulieren, bereits hinreichend unter Beweis gestellt haben.