Wer bereichert hier eigentlich wen? – Die neue IfS-Studie

Wer aufmerksam liest und hört, dem wird nicht entgangen sein, daß das Gerede von der "Bereicherung" Deutschlands durch den Zustrom aus drei von vier Himmelsrichtungen seit etwa fünf Jahren ziemlich aus der Mode gekommen ist. Woran mag das liegen?

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Und woher kommt der rhe­to­ri­sche Schwenk hin zur – inzwi­schen poli­tisch und medi­al stramm ein­ge­hal­te­nen – Sprach­re­ge­lung, bei den Hin­zu­kömm­lin­gen han­de­le es sich vor­ran­gig um Flücht­lin­ge von irgend­wo­her, die zumeist trau­ma­ti­siert sei­en (was ihnen auch sogleich ver­min­der­te Schuld­fä­hig­keit attes­tiert, soll­ten sie in der Bun­des­re­pu­blik eher halb­sei­de­nen Lebens­un­ter­hal­ten nach­ge­hen) und unser aller Unter­stüt­zung benö­tig­ten? Dahin­ter könn­te ste­cken, daß eine Berei­che­rung, die den Namen ver­dient, irgend­wo quan­ti­fi­zier­bar sein müß­te und die ent­spre­chen­de Bilanz viel­leicht nicht ganz posi­tiv aus­fie­le. Wäh­rend poli­tisch Ver­ant­wort­li­che und Leit­me­di­en sich also damit begnü­gen, dem Kind ein­fach einen ande­ren Namen zu geben, hat das Insti­tut für Staats­po­li­tik nun das hei­ße Eisen ange­packt und mit der Stu­die “Der Berei­che­rungs­my­thos. Die Kos­ten der Ein­wan­de­rung nach Deutsch­land” eine, im bes­ten Wort­sin­ne, poli­ti­sche Lage­ana­ly­se vorgelegt.

Ver­ant­wort­lich für die Bro­schü­re zeich­net aber­mals die – offen­sicht­lich schwer beschäf­tig­te – “Arbeits­grup­pe 3: Zuwan­de­rung und Inte­gra­ti­on” des Insti­tuts. Die­ser ist im Ver­lauf des ver­gan­ge­nen Jah­res bereits die Stu­die “Ansturm auf Euro­pa” sowie jüngst eine aktua­li­sier­te Auf­la­ge von “Ist der Islam unser Feind?” ent­sprun­gen, doch waren die Aus­ma­ße des immer wei­ter anschwel­len­den Zustroms ins­be­son­de­re aus Syri­en zu deren Abfas­sungs­zeit offen­bar noch nicht absehbar.

Die Stu­die hat den Selbst­an­spruch, einen Grund­stein für die bis­lang gänz­lich feh­len­de, soli­de Aus­wer­tung finan­zi­el­ler bzw. wirt­schaft­li­cher Aus­wir­kun­gen der Zuwan­de­rung zu legen. So wer­den nach einer abglei­chen­den Vor­stel­lung der Ent­wick­lun­gen des Aus­län­der­zu­stro­mes in den letz­ten Jah­ren ins­be­son­de­re auch die vor­ran­gi­gen Anrei­ze für eine – ob lega­le oder ille­ga­le – Ein­rei­se in die Bun­des­re­pu­blik samt ent­spre­chen­der Geset­zes­la­ge vor­ge­stellt. Hier­bei sticht ein­mal mehr ins Auge, daß an der Ver­zagt­heit und Lau­heit von Ent­schei­dungs­trä­gern auf Lan­des­ebe­ne, die gericht­lich ver­füg­te Abschie­bun­gen aus Angst um ihr Renom­mee schlicht nicht durch­füh­ren las­sen, bereits eine mas­si­ve Bruch­li­nie verläuft.

In der Fol­ge wird auf der Mikroebe­ne das Para­de­bei­spiel Ber­lin (Stich­wor­te: Haupt­mann-Schu­le, Gör­lit­zer Park…) unter­sucht; auch bereits län­ger vor­lie­gen­de, doch hier­zu­lan­de unge­hört ver­hall­te Stu­di­en zum Pro­blem kom­men von Hein­sohn über Cald­well bis hin zu Thi­lo Sar­ra­zin zu Wort. Umso ver­nich­ten­der fällt denn auch der Urteils­spruch über die jüngs­te Ber­tels­mann-Stu­die aus, die ein­mal mehr krampf­haft ver­such­te, irgend­wie den fis­ka­li­schen Bonus aus der Zuwan­de­rung her­aus­zu­kit­zeln: Hier war – erwar­tungs­ge­mäß – nicht wis­sen­schaft­lich, son­dern strikt ideo­lo­gisch gear­bei­tet worden.

Es kann denn ange­sichts der abschlie­ßen­den bei­spiel­haf­ten Anfüh­rung von Kos­ten­bei­spie­len auch nicht ver­wun­dern, wie die IfS-Stu­die zu ihrem pro­vo­kan­ten Titel gelangt ist. Bei der genau­en und strikt an den offi­zi­el­len Zah­len der jewei­li­gen Bun­des­äm­ter ori­en­tier­ten Ana­ly­se des­sen, was den Bür­gern die­ses Lan­des als in ihrem urei­gens­ten Sin­ne lie­gend ver­kauft wird, kann es nur ein kon­se­quen­tes Fazit geben: Die soge­nann­te “Berei­che­rung” ist ein Mythos, war es von Anfang an und wird es bleiben.

Die Stu­die wir seit heu­te aus­ge­lie­fert, umfaßt 44 Sei­ten und ist hier zu bestel­len.

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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Kommentare (7)

Unke

23. Februar 2015 10:44

bisher gänzlich fehlende, solide Auswertung finanzieller bzw. wirtschaftlicher Auswirkungen der Zuwanderung

Das ist so wohl nicht ganz richtig. Hans-Werner Sinn hat schon 1995 ("Ist Deutschland noch zu retten?") die Rechnung aufgemacht, dass die typische türkische Familie in einer Generation Nettotransferleistungen in Höhe von 400.000 DM erhält. Udo Ulfkotte hat vor ca. 2 Jahren die Aufwendungen für Ausländer seit 1990 auf 1 Billion Euro geschätzt. 1 Billion klingt reißerisch, dürfte aber hinkommen. Dazu die Transfers von West nach Ost (100-200 Mrd. p.a.), dazu die Verschenkerei an UNO an EU (zweistellig jedes Jahr), dazu die Transfers von Männern an Frauen...
Got Libertarianism?

Wegner:
Doch, das ist sehr wohl richtig. Leuchtet auch ein, wenn man nachvollzogen hat, wie Sinn in der Studie eingeordnet und neben die anderen ignorierten Warner gestellt wird.

KW

23. Februar 2015 14:44

Ich danke Ihnen für die aufklärenden Worte über Bertelsmann, von da kommen weder ernstzunehmende Studien noch ist das eine Stiftung.

Marcus Junge

23. Februar 2015 15:24

Unke

"Udo Ulfkotte hat vor ca. 2 Jahren die Aufwendungen für Ausländer seit 1990 auf 1 Billion Euro geschätzt."

Na es war schon vor etwas mehr als 2 Jahren, eher geht sind es um etwa 6 Jahre und er bezog sich auf einen Artikel der FAZ aus dem Jahr 2007, wo die Zahl stand und nahm als Vergleichswert eine spätere, ähnliche Berechnung durch ein niederländisches Institut, NYFA (oder so was in der Richtung war der Name - das Gedächtnis nach 6 Jahren, bitte Nachsicht walten lassen), die zu entsprechenden Zahlen für die Niederlande kamen, die er dann auf die BRD hoch und auf den entsprechenden Zeitraum umrechnete, was die 1 Billion bestätigte.

Ansonsten kann man noch den Spiegel 1973 nehmen: "Hilfe die Türken kommen", da hatte man auch schon die Kosten der Fachkraftbereicherung ermittelt. Die Kosten pro Schatz und Talent liegen erstaunlicherweise genau in dem Rahmen, den die Billion vorgibt.

gert friedrich

23. Februar 2015 16:36

Deutschland wird sich darauf einrichten müssen ein Vielvölkerstaat wie die USA,Brasilien oder Indonesien zu werden.
Mit einer straffen Regierung kann man diese Staaten durchaus kommod regieren.
Die Amis sind es seit 200 Jahrenb gewohnt,daß die Bevölkerungsstruktur immer wieder verändert wird.
Und wenn es Probleme gibt, gilt:If you loot we`ll shoot.

Karolus Franzus

24. Februar 2015 01:31

1. Niemand wandert irgendwo ein, um das Zielland zu bereichern.
2. Lange Zeit wurde das Wort "bereichern" ja metaphorisch verwendet. Wir würden quasi "kulturell" bereichert. Nun hat man versucht, es im Wortsinn, ökonomisch, zu verwenden. Stete Wiederholung soll auch hier neues Denken ("richtiges Denken") schaffen und schließlich die Realität umformen.
3. Man muss bei jedem Auftauchen dieses Heuchelwortes zur Attacke schreiten:
"Was bedeutet das eigentlich, dass wir 'bereichert' werden? Sind wir etwa so bedürftig? Sind wir armselig, irgendwie minderwertig, oder was? Ist das nicht ein sehr rassistisches Denken, das uns selbst abwertet?"

Verunsichert sie, wo ihr sie trefft! Erhebt das Wort! Ermutigt die noch Schweigenden!

KW

24. Februar 2015 11:06

Karolus Franzus, völlig richtig, nehmt unseren Feinden die Deutungshoheit über unsere Sprache.

https://jungefreiheit.de/kolumne/2015/der-leninismus-in-unserer-sprache/

birne helene

24. Februar 2015 19:55

Es geht um die Kosten der Einwanderung. Sicherlich nicht unwichtig. Geht es auch um die ethnischen Kosten?
Letztlich sind die diese Argumentationen Hilfskonstrukte. Was wäre, wenn die Kostenfrage auf einmal positiv beantwortet werden würde? Auch dann wären die Fremden nicht erwünscht, keinesfalls in diesen Massen.

Ohne Positionierung eines Standespunkt, der das zu erhaltende und zu fördernde Volkssubstrat als Kernpunkt mitberücksichtigt jenseits ökonomisierender und kulturalischer Erwägungen, meinetwegen aus taktischen Gründen nicht betont, ist eine rechte, neurechte oder volksbezogene Politik nicht möglich.

THESE:
Ein sezessionistischer Standpunkt ist entweder ein wie oben angedeuteter volksbezogener Standpunkt oder er ist eben kein sezessionistischer.

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