Als PEGIDA-Versteher bei der Lega Nord in Rom – ein Bericht

Es ist sinnvoll, sich vor jeder weiteren Beschäftigung mit der italienischen Parteipolitik folgenden Sachverhalt vor Augen ...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Es ist sinn­voll, sich vor jeder wei­te­ren Beschäf­ti­gung mit der ita­lie­ni­schen Par­tei­po­li­tik fol­gen­den Sach­ver­halt vor Augen zu füh­ren: Seit 1946 haben in Rom 63 Kabi­net­te unter 27 Minis­ter­prä­si­den­ten zu regie­ren ver­sucht. Die Epo­che Ber­lus­co­ni war mit über 2200 Amts­ta­gen für ita­lie­ni­sche Ver­hält­nis­se extrem sta­bil. Aber auch über ihr schweb­te ein gewis­ser Unernst:

Die Poli­tik scheint vor allem etwas Insze­nier­tes zu sein. Sie berührt das vita­le meta­po­li­ti­sche Leben nicht wirklich.

Wo waren wir also wirk­lich, Ellen und ich? Rein for­mal: als PEGI­DA-Ver­ste­her auf Ein­la­dung der Lega Nord zu Gast bei einem Kon­greß, auf dem es um die “Iden­ti­tät” als zen­tra­le poli­ti­sche Fra­ge­stel­lung der Zukunft ging. Außer­dem: zu Gast auf einer rie­si­gen Demons­tra­ti­on der Lega auf der Piaz­za del Popolo.

Die ertrag­reichs­ten Begeg­nun­gen und Gesprä­che fan­den aber außer­halb der gro­ßen Par­tei­ver­an­stal­tun­gen statt, in einem meta­po­li­ti­schen Milieu, das Ver­zah­nun­gen in alle Rich­tun­gen hat: in die Par­tei sowie­so, aber auch zu regio­na­len, iden­ti­tä­ren Grup­pen, zu Quer­front­ver­la­gen, Akti­vis­ten, zur Casa­Pound und eben auch ins Ausland.

Am Frei­tag­abend etwa, wir tra­fen uns mit rund drei­ßig Intel­lek­tu­el­len in einem – aus­ge­rech­net! – bay­ri­schen Restau­rant. Die Wurst­ber­ge waren absurd, aber inmit­ten die­ses Abge­sangs auf die deut­sche Küche war das im Gegen­satz zu Deutsch­land unver­krampf­te Selbst­be­wußt­sein der Run­de zu spü­ren: Man steht hier nicht am Ran­de, im Abseits oder unter schwe­rem sozia­lem Druck, wenn man sich geis­tig und von der Sym­bol­spra­che her rechts gibt.

Jen­seits von Phra­se und Flos­kel ist gleich das ers­te Gespräch: Loren­zo Fon­ta­na sitzt für die Lega im Euro­pa­par­la­ment – ein ruhi­ger, gebil­de­ter, katho­lisch vor­kon­zi­li­ar gläu­bi­ger Mann, der sich für die PEGIDA inter­es­siert und den Unter­schied der poli­ti­schen Aus­gangs­be­din­gun­gen in Deutsch­land und Ita­li­en zu begrei­fen versucht.

Die­se grund­sätz­li­chen Ant­wor­ten muß­ten wir im Ver­lauf der Gesprä­che oft wiederholen:

  • Längst nicht das gan­ze deut­sche Volk steht hin­ter der Poli­tik Mer­kels. In Ita­li­en wird das aber so dar­ge­stellt und angenommen.
  • Die PEGIDA ist kei­ne Par­tei, son­dern eine Bewe­gung mit fla­chen Strukturen.
  • Sie ist kein Auf­marsch radi­ka­ler Rech­ter, son­dern ein fried­li­ches Pro­test­bünd­nis, das dem Kon­ser­va­tis­mus des Dresd­ner Bür­ger­tums auf den Leib geschnei­dert ist.
  • Die PEGIDA star­te­te als Pro­test­bünd­nis gegen die Isla­mi­sie­rung und mein­te damit von Anfang an den radi­ka­len, poli­ti­schen Islam, nicht aber die Welt­re­li­gi­on an sich. Mitt­ler­wei­le ist aber an der PEGIDA etwas ganz ande­res deut­lich gewor­den: die Distanz der poli­ti­schen Klas­se zum Volk und die Distanz der Gesell­schafts­expe­ri­men­te (Gen­der, Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus, poli­ti­cal cor­rect­ness) zu dem, was das Volk für nor­mal und sei­ner Zukunft zuträg­lich hält.
  • Zuletzt, und das sorg­te bei Loren­zo Fon­ta­na und jedem ande­ren Gesprächs­part­ner für ungläu­bi­ges Nach­ha­ken: Kei­ne ein­zi­ge gro­ße deut­sche Zei­tung und kei­ne ein­zi­ger Sen­der ste­hen auf der Sei­te der PEGIDA, und so sei aus dem Wort “Lügen­pres­se” mitt­ler­wei­le ein Syn­onym für die Distanz zwi­schen media­ler Klas­se und Volk geworden.

Für die etwas bes­ser über die Situa­ti­on in Deutsch­land infor­mier­ten Gesprächs­part­ner kam noch eine wei­te­re Des­il­lu­sio­nie­rung dazu:

  • Die AfD kann kei­nes­falls als die par­tei­po­li­ti­sche Ver­tre­tung der PEGIDA gel­ten, obwohl sie das gera­de­zu natür­li­cher­wei­se sein müß­te. Ein anfäng­li­ches Zögern ist mitt­ler­wei­le in eine kla­re Abgren­zung umge­schla­gen, es gibt kei­nen Spit­zen­po­li­ti­ker inner­halb der AfD, der die PEGIDA öffent­lich gegen die Angrif­fe aus Poli­tik und Medi­en in Schutz nimmt.
  • Grund dafür ist die inter­na­li­sier­te poli­ti­sche Hygie­ne nach rechts.

Die ange­führ­ten Punk­te bil­de­ten den Kern eines Vor­trags, den ich im Rah­men eines Kon­gres­ses am Sams­tag hielt. Dort war auch der Andrang an Jour­na­lis­ten groß, ich gab Inter­views, eines davon hat La Repubbli­ca in einem Film­be­richt hier bereits ver­öf­fent­licht.

Mein Vor­trag führ­te inhalt­lich natür­lich weit über die­se Situa­ti­ons­be­schrei­bung der PEGIDA hin­aus: Er mün­de­te in der Über­zeu­gung, daß die Fra­ge nach der Iden­ti­tät die ent­schei­den­de poli­ti­sche Fra­ge der kom­men­den Jah­re wer­den dürf­te, und zwar mit einer dop­pel­ten Frontstellung:

  1. Nach innen gerich­tet ist die Fra­ge nach der Bin­dungs­kraft des Libe­ra­lis­mus ame­ri­ka­ni­scher Prä­gung zu stel­len. Die Iden­ti­tät der Deut­schen, der Ita­lie­ner usf. kann sich auf kei­nen Fall mit der Rol­le begnü­gen, den “klei­nen Ame­ri­ka­ner” zu spie­len oder sei­ne Kari­ka­tur abzu­ge­ben. Es kom­me viel­mehr auf ent­schie­de­ne Geg­ner­schaft zu fol­gen­den Fehl­ent­wick­lun­gen an: Glo­ba­li­sie­rung im Sin­ne einer Her­aus­lö­sung des Ein­zel­nen aus sei­nen Bin­dun­gen; Abwer­tung des Men­schen zu einem kon­sum- und kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hi­gen Roh­stoff; Über­nah­me der ame­ri­ka­ni­schen Anma­ßung, die gan­ze Welt müs­se west­lich werden.
  2. Nach außen gerich­tet ist Front zu machen gegen die Über­frem­dung: Sie for­dert in ihrer Wucht einen iden­ti­tä­ren Wider­stand, zu dem die geschwäch­ten euro­päi­schen Natio­nen der­zeit nicht in der Lage sind. Sie folgt außer­dem ideo­lo­gisch genau jener los­ge­lös­ten Indi­vi­dua­li­sie­rung, die oben skiz­ziert ist. Den aus allen Bin­dun­gen gelös­ten Ein­wan­de­rer zu sei­ner Ent­fal­tung zu brin­gen, ist das Pro­jekt einer blin­den Lin­ken, die damit selt­sa­mer­wei­se dem von ihr doch so vehe­ment abge­lehn­ten Ame­ri­ka­nis­mus auf den Leim kriecht.

Es war für Kositza und mich ver­blüf­fend, daß die ande­ren Refe­ren­ten die­ses Pro­blem genau erkann­ten und die­sel­be Stoß­rich­tung ver­folg­ten. Genannt sei­en hier Phil­ip­pe Var­don vom Bloc Iden­ti­taire aus Frank­reich, Sebas­tia­no Capu­to, der die Jugend­zei­tung Intel­let­tua­le Dis­si­den­te her­aus­gibt, Loren­zo Vitel­li (Ver­le­ger des Cir­co­lo Proudhon) oder auch der ful­mi­nant spre­chen­de ita­lie­ni­sche Jour­na­list Pietran­ge­lo But­ta­fu­o­co: Sie alle beton­ten, daß die Fra­ge nach der Iden­ti­tät die anti­ame­ri­ka­ni­sche Gemein­sam­keit zwi­schen links und rechts her­aus­schä­len und die künst­li­che Geg­ner­schaft bei­der Lager auf­he­ben könnte.

Für die Ita­lie­ner ist schwer zu ver­ste­hen, daß man sich in Deutsch­land so sehr scheut, zunächst ein­mal jeden mög­li­chen Mit­strei­ter ein­zu­bin­den – zumal in einer so frü­hen Pha­se des poli­ti­schen Auf­bruchs: Der poten­ti­el­len und tat­säch­li­chen Geg­ner der AfD, der PEGIDA und aller ande­ren kon­ser­va­ti­ven Initia­ti­ven sind so vie­le, daß die­ser Druck zusam­men­schwei­ßen müß­te – tat­säch­lich aber trennt.

Für uns ist das kal­ter Kaf­fee und trau­ri­ge Rea­li­tät. Für Deutsch­land bleibt ein­mal mehr zu ver­mer­ken, daß selbst jene kon­ser­va­ti­ven Vor­den­ker, die sich seit je Fern­seh­sen­der und Groß­ver­an­stal­tun­gen her­bei­wün­schen, um end­lich, end­lich “die Mas­sen zu agi­tie­ren”, die PEGIDA bereits wie­der ver­paßt haben: Nicht fein genug? Nicht hygie­nisch genug? Noch nicht der siche­re Sie­ger? Fra­gen über Fra­gen, die am Ende nur eines bewei­sen: Das Estab­lish­ment dik­tiert die Hand­lungs­spiel­räu­me noch immer, weil die deut­sche Gegen­auf­klä­rung Teil des Estab­lish­ments sein möch­te – trotz aller mar­ki­gen Sprüche.

Vor sol­chen Pro­ble­men ste­hen die Ita­lie­ner nicht. Das ist der see­li­sche, herz­er­fri­schen­de Ertrag der Rei­se. Der intel­lek­tu­el­le Ertrag wird nun son­diert, wir haben gro­ße Lust, an dem ein oder ande­ren inter­na­tio­na­len Pro­jekt mit­zu­ar­bei­ten. Der­lei Pro­jek­te hal­ten näm­lich auch in Ita­li­en deut­lich län­ger als poli­ti­sche Bünd­nis­se und Arran­ge­ments, und mit der ein oder ande­ren Über­set­zung haben wir ja bereits gute Erfah­run­gen gemacht.

Heu­te Abend wer­de ich dann übri­gens in Dres­den aus Rom berich­ten. Auf nach Dresden!

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (24)

Nihil

2. März 2015 12:17

Erfreulich, dass die deutsche "Neue Rechte" auch zunehmend europäisch wird, genau das was die „Nouvelle Droite“ für mich immer so interessant gemacht hat.

Juliane R.

2. März 2015 12:34

Vielen Dank für den ausführlichen und anschaulichen Bericht.
Das macht ein wenig Hoffnung.

Gegenwind

2. März 2015 13:38

Guten Tag Herr Kubitschek,

vielen Dank für Ihren ausführlichen Bericht.

interessant wieviel Eindrücke Sie vom vergangenen Wochenende geschildert haben. Ich freue mich sehr auf Ihre heutige Rede. Man darf also auf die Resonanz der Zuhörer gespannt sein.

Meine Erwartungen sind durch und durch positiv.

Ich wünschen Ihnen und Ihrer Familie heute Abend eine gute Anreise.

Bis dahin...

Noah

2. März 2015 13:43

1978 erschien der Band "Nationale Identität" von Henning Eichberg. Dort wurden folgende Thesen zugespitzt: 1. Wer von den Völkern nicht sprechen will, soll von den Menschen schweigen. 2. Der Hauptwiderspruch der nationalen Frage liegt nicht in der Abgrenzung zwischen Volk und Volk, sondern im Widerspruch zwischen Identität und Entfremdung. 3. Die nationale Bewegung hat eine linke Geschichte. Sie schließt demokratischen und sozialistischen Republikanismus nicht au, sondern bedingt ihn...

Michaela

2. März 2015 13:57

Als sehr "frühes" AfD-Mitglied bin ich mittlerweile ernüchtert von der Partei-Realität. Es hätte etwas Großes und Gutes mit dem 'Mut zur Wahrheit' werden können, nun wird das Ergebnis - wenn überhaupt dauerhaft - nur Klein-Klein, denn nach meiner Meinung entsprechen die Ziele der AfD-Parteifunktionäre wie der AfD-Abgeordneten in Brüssel, Ländern und Kommunen dem, was Kubitschek so klar beschreibt mit "... , weil die deutsche Gegenaufklärung Teil des Establishments sein möchte – ..."

Vor einiger Zeit schaute ich mir das Video über den Auftritt einiger britischer Männer im Rathaus zu Rotherham an (sie verlangten Aufklärung über den Skandal mit den 1400 missbrauchten Mädchen), und beim Zusehen wurde mir schlagartig klar, dass, wenn ich klar und unmissverständlich zu meinen politischen Einstellungen "rechts, konservativ, nationalgesinnt usw." (bitte aussuchen ;-) !) stehen will, ich auch hinnehmen muss, eine Menge meiner Beziehungen zu (ehemaligen) Kollegen aus den öffentlich-rechtlichen Medien, Freunden und Bekannten einzubüßen.

Ja, das sind Verluste, die hingenommen und bewältigt werden müssen. Eben Trauerarbeit, aber selbst ausgesucht! Und dazu sind - siehe obiges Zitat - viele aus unserer politischen Ecke - noch - nicht bereit.

Monika

2. März 2015 14:39

Die Frage nach der Identität Europas ist die entscheidende politische Frage der kommenden Jahre.

Im Zusammenhang mit dieser Frage möchte ich auf die recht eigenwillige Position des italienischen Wissenschaftsphilosophen Marcello Pera hinweisen. Marcello Pera bezeichnet sich selbst als säkularen Liberalen, macht allerdings auf die Grenzen des politischen Liberalismus aufmerksam.
Er schreibt:

Ich übernehme die antiliberalen Positionen nicht, die für zahlreiche Faschisten, Nationalsozialisten, Kommunisten eine verhängnisvolle intellektuelle und politische Übung gewesen sind, und auch nicht die, die sich zahlreiche Konservative zu eigen gemacht haben, und ich verwerfe sie sogar - auch wenn ich der Auffassung bin, daß der Konservatismus in einem Punkt recht hat, den der Liberalismus vernachlässigt, und zwar aus Mangel an Selbstreflexion: nämlich in dem der Verteidigung der Fundamente der eigenen Tradition.

Insbesondere teile ich den Einwand nicht, daß der Liberalismus eine Lehre sei, die auf dem Individualismus, dem Egoismus, dem Hedonismus gründe und daß er sich für die Tugenden und das Gemeinwohl nicht interessiere.

Mein Einwand lautet, daß er ( der Liberalismus) den Glauben an seine eigenen Fundamente verloren und die Verbindung gekappt hat, die historisch und begrifflich zwischen Liberalismus und Christentum besteht.

Für den, den es interessiert:

Marcello Pari, Warum wir uns Christen nennen müssen, Plädoyer eines Liberalen

Walter

2. März 2015 14:50

@Nihil: Welchen Mehrwert sehen sie in die zunehmenden Europäisierung der neuen Rechten bzw. was erhoffen sie sich langfristig davon?

Martin

2. März 2015 15:25

Außerdem: zu Gast auf einer riesigen Demonstration der Lega auf der Piazza del Popolo.

Wie läuft den so etwas in Italien ab? Kommen da viele Menschen, gibt es störende Gegendemonstranten, große Polizeieinsätze wie in Deutschland? Wie - wenn sie überhaupt darüber etwas bringen - berichten wohl die dortigen Medien?

Carl Sand

2. März 2015 15:43

@Walter

"Welchen Mehrwert sehen sie in die zunehmenden Europäisierung der neuen Rechten bzw. was erhoffen sie sich langfristig davon"?

Ganz einfach.

Falls wir Deutschen noch einmal versuchen sollten Widerstand zu leisten

und falls wir dabei die Ersten oder die Lautesten sein sollten

machen sie uns fertig.

Endgültig.

Carl Sand

2. März 2015 15:56

Das Photo finde ich nicht recht gelungen. Entweder "fanatisches in die Ferne starren" im heldischen Halbprofil oder halbes Lächeln. Nicht diese Düstermiene, die "Konservative" wohl mit Seriösität verwechseln.

Kositza: Ganz im Ernst hab ich jetzt nicht verstanden, welches Photo Sie meinen. Ihres, ja? Wo? Interessiert mich echt.

birne helene

2. März 2015 16:50

Betzüglich AfD:
"Es hätte etwas Großes und Gutes mit dem ‚Mut zur Wahrheit‘ werden können, nun wird das Ergebnis – wenn überhaupt dauerhaft – nur Klein-Klein,..."

Es etwas Großes werden können-aus rechter Sicht? Mit Lucke? Wie?

JensN.

2. März 2015 17:32

"Für die Italiener ist schwer zu verstehen, daß man sich in Deutschland so sehr scheut, zunächst einmal jeden möglichen Mitstreiter einzubinden – zumal in einer so frühen Phase des politischen Aufbruchs: Der potentiellen und tatsächlichen Gegner der AfD, der PEGIDA und aller anderen konservativen Initiativen sind so viele, daß dieser Druck zusammenschweißen müßte – tatsächlich aber trennt."

Ich habe von Beginn an der AfD nicht getraut. Ausser einigen wenigen wie Björn Höcke, ist diese Partei eine Ansammlung von Glücksrittern, gescheiterten CDU- Karrieristen und ehemaligen Wirtschaftsfunktionären wie Olaf Henkel. Solche Leute WOLLEN nicht nur Teil des Etablishments sein, sie SIND es schon immer gewesen. Rückgratlosigkeit und skrupelloser Ehrgeiz sind die Kernelemente dieser Sorte Mensch, deren einziges Ziel darin besteht, an die parlamentarischen Fleischtöpfe zu kommen und nicht um eine wirkliche Alternative zu sein. Vor knapp zwei Jahren gab es auf dem hiesigen Blog von Manfred Kleine- Hartlage einen Artikel der sich "AfD-Funktionärin preist Bereicherung durch Vielfalt" nannte. Spätestens da wäre bei mir der Groschen gefallen, wenn ich nicht von vornherein skeptisch gewesen wäre. Lachaft!

Und die, die sich aus taktischen Gründen abgrenzen, sollten sich mal das unrühmliche Beispiel der Republikaner ansehen. Nach dem Parteitag von Ruhstorf 1990 bei dem die Abgrenzung gegen "Extremisten" beschlossen wurde, begann der Niedergang der Partei. Zum einen, weil zahlreiche Aktivisten - nicht Karteileichen - die Partei verließen, oder ausgeschlossen wurden. Zum anderen wurde sie als Sammelbecken von Distanzierern, Umfallern und Spiessern angesehen und zwar innerhalb und ausserhalb des "nationalen Lagers." Innerhalb der unsäglichen Schlierer- Ära ist die ehemals größte deutsche Rechtspartei zu einem politisierten Karnevalsverein verkommen, zu einem Geisterschiff, welches maximal noch auf regionaler Ebene sichtbar wird. "Nazis" blieben sie in den Augen des politischen und medialen Gegners natürlich trotzdem, wenn auch als weichgespülte...

Zurück zu AfD. Es hätte vielleicht sogar was werden können, mit einer richtigen Alternative. Doch seit dem Bremer Parteitag, auf dem die alleinige Führung Luckes zum Jahresende hin beschlossen wurde, ist der Zug abgefahren. Eine Art blaurote FDP mit konservativen Spurenelementen.

Bernhard

2. März 2015 18:28

Vergessen wir nicht, daß es auch in den USA Gleichgesinnte gibt:

Von Counter Currents Publishing bis zum Occidental Observer, mit Leuten wie Kevin MacDonald, Greg Johnson, Richard Spencer, Jared Taylor.

Es geht nicht nur um Europa, es geht um das Überleben aller Weißen. Wir werden bald überall eine Minderheit sein. Da steht mir der "White Nationalist" in den USA genauso so nahe, wie die europäischen Kameraden.

d.u.e.

2. März 2015 20:31

Sehr geehrter Herr Kubitschek,

dank Internet konnte man die Veranstaltung in Rom verfolgen.

Die italienischen Medien sind nicht die Deutschen, gerade deshalb war Ihre Reise nach Rom ein Erfolg auf ganzer Linie. Darüber und Ihren Bericht freue ich mich sehr, er macht Hoffnung.

Nemo Obligatur

2. März 2015 20:38

Reisen bildet, und die gegenseitige kulturelle Befruchtung der Nationen war schon immer eine große Stärke Europas.

Vielen Dank für den Bericht, Herr Kubitschek und weiterhin gutes Gelingen der pan-europäischen Vernetzung! Das sieht mir zukunftsträchtig aus. Selbst wenn nicht für heute oder morgen, dann doch spätestens für Übermorgen. Nach dem unvermeidlichen Ende der europäischen Schuldenkrise und der damit verbundenen gewittrigen Reinigung der fiskalischen Großwetterlage (es wird wohl auf eine Teilenteignung der europäischen Bürger hinauslaufen), wird wieder der Blick auf das gemeinsame Erbe frei, ohne Politromantik im Stil der Resolutionen der Neobrüsseler Nomenklatura.

Max Meier

2. März 2015 22:13

Carl Sand

Das scheint tatsächlich ein tieferer Grund für die Ängstlichkeit und Zurückhaltung der Bürgerlichen, Konservativen und Patrioten in Deutschland, v.a. im Westen.

Man hat es in den Knochen.
Die Gebildeten kennen Karthago.

Daher wird die Hauptrolle Frankreich und Italien zufallen, wir können gerade im Schlepptau mitgehen. Ein materieller Widerstand ist schon mangels Jugend nicht möglich, es geht eher um das Vorkämpfen zur demographischen Wende, alles andere ist Nebensache.)
PEGIDA aber ist ein Hoffnungszeichen eines deutschen Identitätskerns, der für uns alle leuchtet.
Danke dafür!
Also beharrlich weiter.

Kaliyuga

2. März 2015 22:19

L’ha fatto bene, tenente!

Per chi lo volesse guardare, ecco il video degli interventi della manifestazione:

https://www.youtube.com/watch?v=Xbq4s3y6R6g

Die Lebendigkeit der Ansprachen (trotz niederziehender Wirtschaftslage), auch der Blick auf manches eingefangene Gesicht, übertrage sich auf die Deutschen ähnlichen Geblüts!

Das Wesen unserer Völker kann nicht in nichts zergehen.

Um die Not zu wenden, dennoch Abschied von falsch verstandener Freiheit, Besinnung auf das Hohe und das Heiligende des Opfers (das ein Gottgesandter und von je Gottgewordener auf die Erde gebracht hat), auf das Eigentliche der wesentlichen Kategorien: jeder Mann ein Mann, jede Frau eine Frau, geläutert von hedonistischer Dekadenz, nüchtern und innig füreinander, wie der Bauer, der einst keine Gespielin, sondern eine Frau und Mutter seiner Kinder suchte!

W. Wagner

2. März 2015 22:40

@martin
Das italienische Fernsehn berichtete bis heute - auch scherzhaft - über die Demo in Rom, und Götz Kubitschek war kurz auf der Bühne mit sichtbar.

ulex

3. März 2015 00:18

Immerhin können die Schreiberlinge aus Italalien den Namen Kubitschek richtig schreiben - was die Praktikaten in der Onlineredaktion der Dresdner Mopo leider nicht zustande bringen... Ups, das anfängliche Kubicek ist mittlerweile korrigiert und der ganze Absatz in

" Lutz Bachmann kündigt als weiteren Sprecher den Publizisten Götz Kubitschek (44) an und erklärt, dass dieser schon mal vor 65.000 Leuten gesprochen hat: "Da wollen wir auch hin!" Kubitschek: "Es sind gute, mutige Leute, die montags durch Dresden spazieren. Macht weiter so!" Kubitschek hat übrigens sieben Kinder."

geändert, das las sich anfangs noch völlig verquerer...

Trouver

3. März 2015 00:45

Wir haben eine multinationale Alternative zu den USA - sie heisst nun Schweiz.

Dort finden sich sowohl deutsche, als auch italienische Patrioten widerspruchslos zusammen. Sei das auch eine Werbung fuer die SVP - wir solltene ja etwas mehr Schweiz wagen in der Europaischen Union.

Ein Fremder aus Elea

3. März 2015 01:02

Für die Italiener ist schwer zu verstehen, daß man sich in Deutschland so sehr scheut, zunächst einmal jeden möglichen Mitstreiter einzubinden – zumal in einer so frühen Phase des politischen Aufbruchs: Der potentiellen und tatsächlichen Gegner der AfD, der PEGIDA und aller anderen konservativen Initiativen sind so viele, daß dieser Druck zusammenschweißen müßte – tatsächlich aber trennt.

Die Italiener sind eher bereit, im Gegenüber einen Gegner zu erkennen.

Die Weigerung der Deutschen, das zu tun, wäre eine Stärke, wenn sie nicht so unselbständig wären, daß sie, wenn man ihnen ein Bild von einem weiß-goldenen Kleid zeigt, welches im Original allerdings blau-schwarz ist, anfangen, von optischen Täuschungen und der Subjektivität des Farbempfindens zu fabulieren, anstatt darauf hinzuweisen, daß es mächtig viele Witzbolde auf der Welt gibt und verdammt schlechte automatische Helligkeitskorrekturen bei manchen Photokameras.

Es ist gut, an seine Mitmenschen zu glauben, aber man muß auch ein Mindestmaß der Qualitäten, an welche man glaubt, öffentlich zeigen.

Himmler hat ja was in seiner Posener Rede an die SS-Führer über die Anständigkeit des deutschen Volkes gesagt, nachdem die Berufskriminellen einmal entfernt waren - es hat ihn scheinbar selbst überrascht.

Und heute überrascht die Menschen, daß ihre heißgeliebte Elektronik eigenmächtig die Wirklichkeit verzerrt - und nicht sie selbst. Aber...

"Ein Computer (oder eine Photokamera) tut nicht, was man von ihm will, sondern was man ihm sagt." (Bildaufhellung nach Verfahren xy, egal, ob man nun weiß, daß man es ihm sagt oder nicht.)

Das wird alles noch viel toller, wenn künstliche Intelligenz weitere Verbreitung findet. Immerhin wissen wir jetzt schon, an welcher Stelle wir die Schuld suchen werden, an unserer subjektiven Wahrnehmung physikalisch eindeutig bestimmbarer Wellenlängen und -amplituden!

Verwundert es vor dem Hintergrund, wenn niemand ein Problem darin erkennt, wenn Gewissensfreiheit in den Krieg führt?

Können nicht in jedem Krieg beide Parteien denselben vor ihrem Gewissen verantworten? Gäbe es sonst überhaupt Krieg, wenn eine Partei es nicht könnte?

Hola! Meine Feinde haben auch ein Gewissen. Und trotzdem sind sie meine Feinde.

Aber wenn es ihnen ihr Gewissen befiehlt, lasse ich sie tun, was sie wollen?

Man kann diese Entscheidung treffen, aber dann richtig, so daß man wenigstens selbst weiß, was man tut, nämlich sich von der menschlichen Natur, welche Gott ja schließlich auch geschaffen hat, abhängig machen, und zwar als vollständiger Pazifist, wie die Mennoniten, wenn man bestohlen wird, selbst den Gürtel enger schnallen und so weiter. Damit hat man letztlich noch bessere Chancen als mit diesem halbherzigen Gemurkse, weil der Andere versteht, daß es in SEINER Verantwortung liegt, wie sich das Zusammenleben gestaltet.

Das Problem dieses Ansatzes ist allerdings, daß er echte Religiösität, echte Demut vor Gottes Schöpfung, hier dem menschlichen Herzen, verlangt, und zwar von so gut wie jedem einzelnen Gesellschaftsmitglied - andernfalls ist dieser Pazifismus wenig wert, da es nicht mehr als eine kleine Minderheit braucht, um eine Gruppe aggressiv zu machen.

Gewissensfreiheit macht nur Sinn im Rahmen der Trennung von Staat und Kirche, als eine Grenze, welche der Staat nicht überschreitet, unter der Voraussetzung, daß umgekehrt auch die Religion ihre Grenzen nicht überschreitet.

Das alles ist höchst speziell und wird für allgemein gehalten. Das Denken geht ständig von Dichotomien aus, welche es gar nicht gibt, sondern welche sich einzig der Phantasielosigkeit der Denkenden verdanken.

Entweder Gewissensfreiheit oder totalitärer Gesinnungsstaat...

...unter bestimmten Voraussetzungen, ja...

(Dann nämlich, wenn man alle übrigen Alternativen ausschließt, hier die Möglichkeit, Grenzen zu ziehen, welche das vorherrschende Gewissen vorgibt: "Das darfst du, aber das darfst du nicht!")

Freiheit wird erlaubt, wo sie nicht erlaubt wird, ist sie verboten, und wer sie erlaubt, muß es nicht nur mögen, sondern auch können.

Diesen ganzen Mist kann man mit knappen Sätzen in der Luft zerreißen.

Amerika verspricht die vollständige Freiheit, und tut es ziemlich konsequent, einzig, daß Freiheit ohne Gemeinsamkeiten wertlos ist: Wer in den Dschungel geht und unter Affen lebt, ist sicherlich frei...

Es geht aber gar nicht um die Architektur des Staates, Amerika ist weniger Modell oder Utopie als schlicht das Angebot an die Menschen der Welt, ihr Leben darauf zu verwenden, daß Paradies noch zu Lebzeiten zu sehen. Daher die Zeitlosigkeit, daß es nichts Altes gibt, was kümmern die Versuche der Anderen? Sie haben ja auch nur für sich selbst gesucht...

Wenn man mit sechs Eimern Milch in den Kälberstall kommt... da ist was los!

Verschlag, Gitter, Trog.

Die einen auf der einen Seite des Gitters, die anderen auf der anderen.

Das System ist nicht fruchtbar, es sammelt, vervielfältigt und präsentiert. Es nimmt, was ihm zum Trotz wächst, und richtet damit seine Zeitlosigkeit ein.

Aber dadurch wird es stärker und stärker und weniger und weniger wächst, immer mehr stellen sich in den Verschlag und warten darauf, daß der Trog gefüllt wird. Und so erstarrt es.

Und auch wenn der Amerikanismus mal einen Ableger auf der anderen Seite des Atlantiks entwickelt: Den Menschen wird etwas durch ihn geboten, er hält die Schlüssel zu einem wie auch immer gearteten Wunderland in der Hand: "Nur hier! Greift zu! Macht mit!"

Rummelplatz, nachdem die Arbeit durch ist, der Actionpark am Ende.

Wo man die letzten Wünsche ausleben kann, wo nichts in eine bessere Zukunft weist.

Das ist Amerika.

Distelherz

3. März 2015 04:28

@Walter

Abgesehen von Carl Sands Begründung, die ich für richtig halte, sollte man sich einer Sache bewußt werden:

Angesichts der vielfältigen Schrecken, die auf Europa zurollen, sind innereuropäische Differenzen einfach mal hintenan zu stellen. Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, daß selbst unter Rechten und Nationalisten (zu letzteren zähle ich mich selbst nicht) der gesamteuropäische Gedanke aus guten Gründen weitgehend akzeptiert ist, wenn auch selbstverständlich nicht in Form der real existierenden EU.

Wenn wir uns weiterhin untereinander mißtrauen und schließlich zerfleischen, schaufeln wir unser eigenes Grab. Man erinnere sich daran, daß erst der selbstzerstörerische "europäische Bürgerkrieg" 1914-18 den Weg zu unserer heutigen Misere geebnet hat.

Yael

3. März 2015 09:42

Sehr geehrter Herr Kubitschek,
endlich haben die Italiener die Wahrheit über PEGIDA und uns erfahren. Meine zahlreichen Freunde im Ausland können es auch nicht glauben, was hier gelogen und betrogen wird. Leider war ich gestern auf keinem Spaziergang. Dresden wurde ja vorsichtshalber schon mal nicht mehr übertragen...Ich warte heute auf Ihre Rede, grüße Sie und Ihre Gattin sehr herzlich (nicht vergessen auch Grüße an die kleinen Kubitscheks). Und bitte weiter aufklären. Sie sind dazu kompetent !
Yael

Götz Kubitschek

3. März 2015 09:43

badeschluß.
gruß! kubitschek

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