Der Lapsus war schnell korrigiert. Also: dieser Lapsus. Ich weiß immer noch nicht, ob ich AfD-Mitglied bin, und wenn ja, warum? Sie sehen, es herrscht eine gewisses Wirrwarr. In den vergangenen Wochen seit der fragwürdigen Zurückweisung meiner Mitgliedschaft – nach wie vor ohne Antwort von Seiten der Geschäftsführung, zu der sie freilich nicht verpflichtet ist, die man selbst aber für eine Sache der Gradlinigkeit hielte – höre ich es munkeln, murren und murmeln.
AfD-Chef Bernd Lucke hatte am 26.2. an die Parteimitglieder und- förderer folgendes geschrieben:
„(… ) Gleichzeitig ist die AfD aber keine Partei beliebiger Meinungen. Wir haben Grundwerte, Programme und politische Leitlinien. Wer diese bejaht, ist uns willkommen, egal ob er sich als Konservativer, Liberaler oder Sozialdemokrat fühlt oder einfach nur als politisch engagierter Bürger. Aber wer mit zentralen Punkten unserer Programmatik nicht übereinstimmt, muss sich eine andere Partei suchen. Auch das müssen wir klar sagen: Nicht jeder gehört zu uns. Nach links und nach rechts gibt es Grenzen, die wir nicht überschreiten dürfen (…)“
Ich selbst fühle mich von der (hier von mir fett hervorgehobenen) Einschränkung nicht betroffen. Vielleicht hat Lucke ja ganz andere Leute gemeint?
Eine der wirklich fast zahllosen Abschriften von Briefen aus der Parteibasis an den AfD-Bundesvorstand, die mich erreichten, beinhaltet die sachliche Frage, warum ich (und Kubitschek) als Mitglieder ausgeschlossen werden sollten. Im Gegensatz zu vielen anderen Briefen einfacher Mitglieder, die bis heute unbeantwortet blieben, kam hier die Antwort aus der AfD-Bundesgeschäftsstelle prompt. Ich zitiere in Auszügen:
„…Ich glaube auch nicht, dass mit der Nichtaufnahme eine Art Zeichen gesetzt werden sollte. Fakt ist aber, dass die AfD sich gegen Angriffe wehren muß. Und dies vor allem im Vorfeld. Wenn wir eine konservative Alternative darstellen möchten, so wissen wir aus eigener Erfahrung, welcher mediale Wind uns deswegen entgegenweht. Diesen erst gar nicht aufkommen zu lassen, ist nur durch Behutsamkiet zu erlangen. Jegliche Nahrung für die sogenannte Faschismuskeule sollte daher unterbunden werden. Dass weder Herr Kubitschek, noch Frau Kositza in diesem Feld stehen, wissen wir beide, wird aber von der Presse aus strategischen Gründen natürlich nicht wahrgenommen (…).“
So weit dies.
Dann aber erreichte uns auch diese zusammenfassende Wiedergabe einer Konferenz des Vorstands:
„Es entspräche dem Leitfaden der AfD, dass wir eine Zuwanderung nach Deutschland bejahten. Schon bei den Vorträgen in Bremen sei auf den dramatischen Bevölkerungsrückgang verwiesen worden und dessen Auswirkung auf die Sozialsysteme. Aus Artikeln, Vorträgen und Reden des Herrn Kubitschek würde deutlich, dass er eine Zuwanderung generell ablehne, und den Ausländeranteil durch Rückführung nichtintegrierter Zuwanderer reduzieren möchte. Dabei spreche er auch von staatlichem Druck bis hin zu einer Segregationspolitik. Dies sei nicht vereinbar mit den AfD-Wertevorstellungen. Herr Kubitschek möge sich eine Partei suchen, die seinen Gedanken entspreche. Die AfD solle solchen Leuten wie ihm keine Plattform geben.
Der BuVo verweist auf Videos auf Youtube, die Herrn Kubitschek bei Auftritten bei Pegida und Legida zeige. Besonders wird hier auf seine Kleidung verwiesen, nämlich: schwarzes Hemd und braune Uniformjacke. Dies sei eine bewusste Anspielung auf die faschistischen Bewegungen im Europa der 20er und 30er Jahre.
Zum schwarzen Bundestrainerhemd und der aus Schweden stammenden grün-grauen Jacke erspare ich mir den Kommentar. Ich frage mich aber, was es an meiner Bekleidung auszusetzen gäbe? Oder gilt hier der Grundsatz der Sippenhaftung?
Durchgedrungen ist auch, wer im Rahmen einer Bundesvorstandskonferenz gegen unsere Aufnahme gestimmt hat: Es schlackern einem die Ohren, denn auch Frauke Petrys Name wurde genannt, neben – erwartbar – Luckes. Konrad Adam soll sich enthalten haben.
Zuletzt hat mir ein AfD-Mitglied einen SMS-Wechsel mit Lucke gezeigt. Lucke, spröde auf das Unverständnis über die abgelehnte Mitgliedschaft eingehend:
„Lesen Sie sich mal die Positionen dieser Leute [gemeint: wir] durch.“
Ja- welche und inwiefern? Wäre unsere (erstens: Kubitscheks, zweitens: meine) Mitgliedschaft „strategisch unklug“ oder doch grundsätzlich unerwünscht? Wenn nein, wieso? Und warum von Sachsen aus gesehen? Meine Verwirrung bleibt.
Thomas Wawerka
Schöne Alliteration.
Aber ansonsten doch kein Aufreger: Die Basis hat offensichtlich nichts gegen Ihre Mitgliedschaft, die Führung muss lavieren. Es ist eben eine Partei. Als solche muss sie zwangsläufig taktieren. Ich fragte Sie damals, warum sie sich selber als "rechts" bezeichnen - es ist eben immer noch ein Ausschlusskriterium. Stellen Sie sich vor, Sie wollten bei der Bürgerschaftswahl in Bremen einziehen. Klar wären da k.u.k. ein strategisches Hindernis.
Ich hoffe, Sie schaffen es trotzdem, die Opposition halbwegs einig zu halten! Meine guten Wünsche (und Gebete) begleiten Sie!