eines Hans-Olaf Henkel aus dem letzten Jahr zu reagieren. Der hatte, nachdem er von der Stubenreinheit der Mitglieder überzeugt war, in der AfD mitgemacht, um sich dann wenig später wahlweise über unaufgeklärte Ossis und angebliche Verschwörungstheoretiker zu mokieren. Seine Warnung vor einem Rechtsruck der Partei ging mit dem unverhohlenen Selbstlob einher, er habe die Partei im Westen überhaupt wählbar gemacht.
Nun haben die zwei Landesvorsitzenden aus Thüringen und Sachsen-Anhalt, Björn Höcke und André Poggenburg, auf diese Zumutungen mit der “Erfurter Resolution” reagiert. Auch wenn der Name Henkel (und auch der Luckes) an keiner Stelle fällt, dürfte doch jedem klar sein, wogegen sich die Unterscheidung eines alternativen von einem etablierten Flügel richtet – wenn man sich selbst als alternativ zum etablierten Parteiensystem versteht: Henkel ist ein alter Fahrensmann der FDP, Lucke war rund 30 Jahre lang CDU-Mitglied.
Die Reaktionen der beiden Angesprochenen sind allerdings sehr unterschiedlich. Während Lucke die Resolution als Nebensächlichkeit abtut und betont, daß es in der AfD keine Flügel gebe (die Initiatoren der Erklärung empfänden sich nur als ein solcher), belegen Henkels (wiederholte) Ausfälle das Gegenteil. Gegenüber der Jungen Freiheit beklagt er die „dauernden Querschüsse aus dem Osten“, unterstellt den Initiatoren, eine „sektiererische Rechtsaußenpartei“ zu wollen und legt ihnen den Parteiaustritt nahe.
Bezeichnend ist, daß Henkel nicht mit einem Wort auf den Inhalt der “Erfurter Resolution” eingeht, sondern sich über die dahintersteckende Agenda in Vermutungen ergeht, die CDU-SPD-FDP-GRÜNE-Politiker nicht schärfer hätten vorbringen können. Damit bestätigt Henkel die Befürchtungen, die zur “Erfurter Resolution” geführt haben. Man muß ihm für die deutlichen Worte dankbar sein, die so nur von getroffenen Hunden stammen können.
Andere bleiben erstaunlich still. Von Frauke Petry, die als Ossi-Frau noch immer als Korrektiv zu Lucke gehandelt wird, vernimmt man gar nichts. Sie hat den stellvertretenden Parteivorsitz fest im Blick und ihren Generalsekretär Uwe Wurlitzer vorgeschickt, der die sächsischen AfD-Mitglieder in einem Rundbrief vor überstürzten Reaktionen warnt: Die Mitglieder mögen doch die „demokratisch abgestimmte“ Resolution (zur Resolution) des Landesverbandes dazu abwarten.
Mit anderen Worten: Man möchte sich erst einmal nach allen Seiten absichern. Und ganz sicher will man es sich nicht mit Lucke verderben. Denn keiner möchte in die bundesrepublikanische Parteiengeschichte als derjenige eingehen, der Lucke dazu gebracht hat, seine oft wiederholte Drohung, sich vom Parteivorsitz zurückzuziehen, wahr zu machen.
Aber ausgerechnet in der Jungen Freiheit (12/2015, Seite 15) gibt Karlheinz Weißmann der AfD die mahnenden Worte mit auf den Weg: „Die Alternative wird kaum als Alternative funktionieren, wenn ihre Spitze sich den Snobismus der Altparteien gönnt, das heißt immer ein gutes Stück weiter links als die Basis steht.“
Joachim
Ein gravierender Fehler der Initiatoren besteht in der bekundeten Absicht, die Namen der Unterzeichner komplett öffentlich zu machen.
Wer kann sich das leisten? Ein großer Teil der Mitglieder ist inkognito in der Partei. Sie müssen in der Anonymität bleiben, weil sie sonst ihren Job oder ihre Kunden verlieren oder andere Nachteile befürchten müssen. Sie wollen auch nicht öffentlich als Antifa-Ziele erkannt werden.
So wird die Zahl der öffentlichen Unterstützer relativ klein bleiben. Eine erfolgreiche Rebellion bedarf ganz anderer Maßnahmen.
Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um die begrüßenswerte Initiative voran zu bringen.