Das Heerlager der Heiligen (Werkstatt 2): komplementäre Lektüre

Ich habe Das Heerlager der Heiligen (links das neue Cover, meine Neuübersetzung wird ja deutlich umfangreicher als gedacht)...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

zum ers­ten Mal vor zehn Jah­ren gele­sen. Schon damals wies Lorenz Jäger in der FAZ auf die “pro­phe­ti­sche” Kraft des Romans hin. Das gilt heu­te mehr als je zuvor; was wir in den letz­ten bei­den Jahr­zehn­ten an Immi­gra­ti­ons­strö­men erlebt haben war nur eine Vor­hut, und was wir jetzt erle­ben, ist erst der Anfang.

Vor allem die Reak­tio­nen der west­li­chen Poli­ti­ker, Kir­chen, NGOs, Jour­na­lis­ten hat Ras­pail der­art tref­fend kari­kiert, daß die Wirk­lich­keit inzwi­schen das Buch zu imi­tie­ren scheint. Wohl­ge­merkt ist das “Heer­la­ger” vor allem eine Sati­re, die häu­fig zum Mit­tel der Über­spit­zung und Über­trei­bung greift.

Auch ist die Hand­lung als Para­bel und nicht als rea­lis­ti­sche Schil­de­rung zu ver­ste­hen. Die “Arma­da der letz­ten Chan­ce”, eine Mil­li­on ver­hun­gern­der Inder, die auf Euro­pa zusteu­ern und dort mit einer mes­sia­ni­schen Inbrunst erwar­tet wer­den, ist eine Meta­pher für einen Vor­gang, der im Roman zwei Mona­te dau­ert, der sich aber in Wirk­lich­keit über Jahr­zehn­te erstreckt. Die “Inder” sind sym­bo­li­sche “Stand-Ins” für die ver­arm­ten Men­schen­flu­ten aus der “Drit­ten Welt” schlechthin.

Ein beson­de­rer Reiz des Romans liegt in dem Umstand, daß er ein Gesche­hen der heu­ti­gen Zeit schil­dert, als wür­de es in den Sieb­zi­ger Jah­ren statt­fin­den. Wir befin­den uns in einer Welt, in der die Mas­sen­me­di­en zwar eine enor­me Rol­le spie­len, in der aber das Radio noch eine wich­ti­ge­re Funk­ti­on hat als das Fern­se­hen und in der es kein Inter­net gibt – eine tech­ni­sche Ent­wick­lung, die unser all­täg­li­ches Leben erheb­lich beein­flußt hat.

Auch die auf­tre­ten­den Per­so­nen sind unzwei­fel­haft Per­so­nal unge­fähr aus der Ent­ste­hungs­zeit des Buches, 1973: die links-liber­tä­ren Intel­lek­tu­el­len, die Pop­stars, die Fern­seh- und Radio­mo­de­ra­to­ren, die post-gaul­lis­ti­schen Poli­ti­ker etwa. Häu­fig wird Bezug auf damals recht aktu­el­le poli­ti­sche Ereig­nis­se genom­men. Das natio­na­le Trau­ma des Abstiegs Frank­reichs als Kolo­ni­al­macht ist stark prä­sent: immer­hin lag das Ende des Alge­ri­en­kriegs erst gute zehn Jah­re zurück.

Das bedeu­tet, daß die Pro­phe­tie Ras­pails für heu­ti­ge Leser einem gewis­sen Ver­frem­dungs­ef­fekt unter­liegt. Ähn­lich erin­nert die Atmo­sphä­re in Orwells “1984” eher an die Nach­kriegs­zeit der Vier­zi­ger und das tota­li­tä­re Jahr­zehnt der Drei­ßi­ger Jah­re. Oft meint man, die Gesich­ter, Fri­su­ren, Klei­der, Autos und Schnurr­bär­te die­ser Zeit vor sich zu sehen. Ras­pail hat sei­ne Zeit “zur Kennt­lich­keit ent­stellt”, mit einem maka­ber-gro­tes­ken Humor, vol­ler Fan­ta­sie und Iro­nie.  Man­che Sze­nen aus dem geschil­der­ten Huma­ni­täts­kar­ne­val wir­ken, als kämen sie direkt aus einem Felli­ni-Film. Der Humor hat mich teil­wei­se an René Gos­cin­ny erin­nert, frei­lich um einen ordent­li­chen Zacken böser und abgründiger.

Man erkennt dabei deut­lich die Lini­en des Zer­falls, die von 1968 bis heu­te füh­ren. Das Voka­bu­lar hat sich geän­dert, aber bestimm­te Men­ta­li­tä­ten und Ideen sind gleich geblie­ben. In mei­ner Neu­be­ar­bei­tung habe ich die Spra­che der Prot­ago­nis­ten stel­len­wei­se vor­sich­tig der heu­ti­gen ange­gli­chen. Die “bien-pens­ants”, gegen die schon ein Ber­na­nos in den Drei­ßi­ger Jah­ren pole­mi­sier­te, sind im wesent­li­chen die “poli­tisch Kor­rek­ten” von heu­te, und als sol­che habe ich sie bezeich­net, wenn es paß­te. Die “bel­les con­sci­en­ces” (die “schö­nen” bzw. “guten Gewis­sen”) bei Ras­pail fir­mie­ren in mei­ner Fas­sung als “Gut­men­schen” oder “Moral­apos­tel”.

Inge­samt fällt auf, daß sich selbst die übels­ten Dem­ago­gen bei Ras­pail immer noch schö­ner, gewähl­ter und auch pathe­ti­scher aus­drü­cken als ihre heu­ti­gen Pen­dants; die Infan­ti­li­sie­rung und Vul­ga­ri­sie­rung der heu­ti­gen poli­ti­schen Spra­che konn­te nicht ein­mal er sich vor­stel­len. Wobei ich nicht beur­tei­len kann, ob die Lage in Frank­reich heu­te eben­so schlimm ist wie im “bun­ten” Deutschland.

Ras­pail schil­dert eine kin­disch, leicht­fer­tig und sen­ti­men­tal gewor­de­ne “Spaß­ge­sell­schaft”, die nicht mehr fähig ist, den “Ernst­fall” zu den­ken und dadurch ihr Ende besie­gelt. Sie ist aber auch zer­fres­sen von Sinn­ent­lee­rung, Müdig­keit, Neu­ro­sen und Selbst­haß. Wie Gün­ter Maschke 1997 in einem Inter­view sag­te: “Die Genuß­sucht wird mit Zer­knir­schung bezahlt”. Vor allem aber sieht der Autor in ihr eine deka­den­te Form der Reli­gio­si­tät am Werk, die sich selbst nicht als sol­che erkennt.

Das ist ein ganz wich­ti­ger Punkt. Man kann den Wahn­sinn, der den Wes­ten etwa in Form von Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus, “Gen­der”-, und Selb­st­ab­schaf­fungs­po­li­tik befal­len hat, nur dann ver­ste­hen, wenn man ihn als pseu­do­re­li­giö­ses Phä­no­men begreift – ein Grund, wes­halb ratio­na­le Argu­men­te dage­gen ohn­mäch­tig sind. Ras­pail loka­li­siert an der Wur­zel die­ser Ent­wick­lung eine Mischung aus Res­sen­ti­ment, Regres­si­on und einem säku­la­ri­sier­ten, uto­pi­schen Messianismus.

Die­ser Gedan­ke hat mein eige­nes Buch “Kann nur ein Gott uns ret­ten?” enorm beeinflußt.

Beson­ders böse zeich­net Ras­pail die Rol­le der Kir­chen. Sowohl die katho­li­sche als auch die evan­ge­li­sche Kir­che bil­den in sei­nem Buch die Speer­spit­zen links­ra­di­ka­ler Zer­set­zung und west­li­cher Selbst­auf­ga­be. Ras­pail schrieb unter dem unmit­tel­ba­ren Ein­druck des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils; in der spä­ter revi­dier­ten Erst­aus­ga­be des Romans ist sogar von einem fik­ti­ven drit­ten Kon­zil die Rede, das den Links­ruck der Kir­chen voll­endet hat. Der vor­kon­zi­lia­re Katho­lik Ras­pail sieht dar­in unmiß­ver­ständ­lich eine anti­christ­li­che Ten­denz, im wei­te­ren eben­so wie im enge­ren, escha­to­lo­gi­schen Sinn.

Einer der ein­drucks­volls­ten Aspek­te des Romans ist die Dar­stel­lung der zer­rüt­ten­den Wir­kung der Mas­sen­kul­tur und der tota­len Gehirn­wä­sche und Gefühls­ma­ni­pu­la­ti­on, zu der sie imstan­de ist. Die Mas­se und ihre auf­lö­sen­de, alle Kul­tur und Ver­nunft zer­stö­ren­de Macht ist über­haupt ein zen­tra­les The­ma in “Heer­la­ger der Hei­li­gen”; ja, man möch­te fast glau­ben, daß Ras­pail Canet­tis “Mas­se und Macht” gründ­lich stu­diert hat.

So erscheint auch nicht die Ein­wan­de­rung als Pro­blem per se: die gro­ße, ste­tig wach­sen­de Zahl der Ein­wan­de­rer es, die eine über­be­an­spruch­te Zivi­li­sa­ti­on zum Kol­laps bringt. Aller­dings kommt die ungleich grö­ße­re Gefahr durch die Ver­we­sung von innen, und das zeigt der Autor ganz unmiß­ver­ständ­lich und mit his­to­ri­schem Weit­blick dras­tisch auf.

Wenn wir schon bei Quer­ve­wei­sen sind: natür­lich gibt es auch star­ke, zum Teil ver­blüf­fen­de Bezü­ge zwi­schen dem “Heer­la­ger der Hei­li­gen” und Michel Hou­el­le­becqs aktu­el­len Roman “Unter­wer­fung”. Thors­ten Hinz bemerk­te in der Jun­gen Frei­heit zu Recht, daß man die Roma­ne Ras­pails und Hou­el­le­becqs “kom­ple­men­tär” lesen müs­se, um die Kri­se der heu­ti­gen Zeit zu verstehen.

Bei­de haben die fort­schrei­ten­de Krank­heit Euro­pas am klars­ten erkannt und am gründ­lichs­ten beschrie­ben – jeder auf sei­ne Wei­se. Man muß sie als Kom­ple­men­tär-Autoren lesen und verstehen. (…)

Hou­el­le­becqs Modell wird des­halb erst durch die Kom­ple­men­tär-Lek­tü­re Jean Ras­pails voll­stän­dig. Im „Heer­la­ger“ bil­det eine Hun­gers­not in Indi­en den Auf­takt für den Marsch der Mil­lio­nen nach Euro­pa. Die Heer­scha­ren, die in Süd­frank­reich an Land gehen, sind reli­gi­ös und poli­tisch lei­den­schafts­los. Sie treibt die Hoff­nung auf ein bes­se­res Leben. Die vom Huma­ni­ta­ris­mus ergrif­fe­nen Euro­pä­er ver­fü­gen über kei­ne mora­li­sche Wider­stands­li­nie, an der sie sich der Men­schen­la­wi­ne ent­ge­gen­stel­len könn­ten, die schließ­lich alle und alles unter sich begräbt. Bei Hou­el­le­becq ist es das geis­tig-mora­li­sche Vaku­um des moder­nen Euro­pa, das die Erobe­rer ansaugt. Bei Ras­pail offen­bart der äuße­re Druck die inne­re Schwä­che des alten Kontinents.

Übri­gens hat sich Ras­pail in einem Inter­view sehr posi­tiv über Hou­el­le­becq geäußert:

Die fran­zö­si­sche Zivi­li­sa­ti­on muß durch die Lite­ra­tur ver­mit­telt wer­den. Die Mas­sen­me­di­en kön­nen das nicht leis­ten. Ich glau­be in die­ser Hin­sicht an die Bedeu­tung des Romans. Abhand­lun­gen zu allen mög­li­chen The­men wer­den andau­ernd geschrie­ben. Kein Poli­ti­ker, der nicht Tin­te pinkelt.Die roman­haf­te Form aber ist eine Wei­se, die Din­ge weni­ger didak­tisch, dafür umso frei­er zur Spra­che zu brin­gen. Die Gat­tung des Romans ist auch zum Zweck der Selbst­bil­dung und der Unter­hal­tung geschaf­fen wor­den. Heu­te ste­hen Autoren wie Fran­çois Tail­lan­dier oder Michel Hou­el­le­becq für die­se Kraft des Romans. Sie hilft einem auch, über die Din­ge zu spre­chen, wenn man ent­mu­tigt ist.

Nach­le­sen kann man dies in dem Kapla­ken­bänd­chen “Der letz­te Fran­zo­se”, einer Samm­lung von klei­ne­ren Tex­ten, die einen guten Ein­blick in die Werk­statt des Meis­ters bie­ten. Der Band ent­hält auch den ful­mi­nan­ten Essay “Big Other”, den Ras­pail 2011 anläß­lich der fran­zö­si­schen Neu­auf­la­ge des “Heer­la­gers” schrieb – die übri­gens ein viel­dis­ku­tier­ter Best­sel­ler war. Hof­fen wir, daß das Buch in Deutsch­land auch zum Roman unse­rer Zeit und unse­rer Kata­stro­phe wird. Das Heer­la­ger der Hei­li­gen in mei­ner Neu­über­set­zung: Hier vor­be­stel­len!

 

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (48)

Meier Pirmin

18. Mai 2015 12:19

Auf die Lektüre neugierig machen die Hinweise auf Orwell, Bernanos, Fellini und zumal Canetti, natürlich der Hinweis, dass M.L. das Werk selber übersetzt hat. Das kann wichtiger sein, mehr bringen, als dem Bedürfnis, einen eigenen Roman zu schreiben, nachzugeben. Hoffe, dass die Lektüre nicht ähnlich enttäuscht wie Houellebecq, dem es klar nicht gelungen zu sein scheint, sich in die Liga der 1000 besten Texte der abendländischen Epoche hineinzuschreiben. Sollte Jean Raspail ebenfalls enttäuschen, was ich wegen Lichtmesz eher nicht annehme, kann man zum Thema "Multikulti" immer noch die "Verlobung von Santo Domingo" von Kleist wieder mal lesen. Diese Geschichte hat einen tiefen Zusammenhang mit Kleists Inhaftierung als angeblicher Spion in einer Festung im Französischen Jura an der Schweizer Grenze, wo auch Haitis schwarzer Revolutionär Toussaint Louverture inhaftiert war und dort schon aus klimatischen Gründen zu einem traurigen Ende kam. Kleist ist der politisch am wenigsten korrekte unter allen deutschen Klassikern.

Gustav Grambauer

18. Mai 2015 12:40

Belegexemplar an die City of MAN nicht vergessen, Ordnungssinn als Sekundärtugend, Sie verstehen ...!!!

- G. G.

Andreas Walter

18. Mai 2015 13:31

Ich nenne sie manchmal auch die Gutgläubigen oder die Naiven. Denn so etwas gibt's tatsächlich auch, selbst wenn man sich das als Skeptiker nur schlecht vorstellen kann, oder wenn man von geschliffenerem Geist ist.

Das die Kirche sich dem Wandel der Zeiten anpasst, anpassen muss ist auch klar. Das gerade unterscheidet, scheidet sie ja von Gott selbst wie auch jeden Menschen. Der materielle Aspekt ihrer Existenz, der sogar bis auf die Ebene der Sprache hinuntergeht. Denn auch wenn viele glauben, Sprache wäre bereits ein Produkt, ein Aspekt des Geistes ist das Wort eben noch nicht das Ding oder die Sache, der Vorgang oder der Gedanke selbst. Darum gibt es ja auch soviel Worte, manchmal sogar für die gleiche oder beinahe gleiche Sache, und dazu dann auch noch in unterschiedlichen Sprachen und Dialekten. Jeder Mensch denkt etwas anderes, wenn er sich einen "Sonnenuntergang" vorstellen soll.

Was das Fehlen einer moralischen Widerstandslinie betrifft, bin ich mir allerdings noch nicht so sicher. Habe mir erst gestern Berichte über Gewaltverbrechen an deutschen Flüchtlingen nach dem Krieg durchgelesen, die genauso dem Bürgerkrieg in Liberia entsprungen sein könnten. Friede und Moral sind daher weitaus zerbrechlichere Dinge, als so mancher sich das noch gegenwärtig bei uns vorstellen kann.

Gibt es daher überhaupt so etwas wie eine bewusste moralische Widerstandslinie, oder existiert sie nur als Verdrängung der man sich wenn überhaupt nur kurz während der 20 Uhr Nachrichten widmet? Moralisch kann daher diese Widerstandslinie so oder so nicht sein, doch muss sie das überhaupt? Ist sie doch jetzt auch nicht, sondern nur verdrängte Unmoral. Wer sich selbst und damit die Doppelnatur des Menschen kennt weiß daher, kann sich schon grob ausmalen, was in Zukunft auf uns zukommt.

https://www.youtube.com/watch?v=zmrkTi3EHqk

Magnus Göller

18. Mai 2015 15:25

Wieso eine sprachliche Anpassung, nach gerade mal ein paar Jahrzehnten? Ist Werktreue, wie inzwischen bei Lindgren und Preußler (da gab es noch Negerkönige und solche Sachen, die man nicht mehr sagen soll), etwa nichts mehr wert? Wird der Leser vom Übersetzer für so dumm gehalten, dass er die Begriffe nach so kurzer Zeit schon nicht mehr in Beziehung setzen kann?

M.L.: Jetzt aber mal halblang. Die Übersetzung ist so "werkgetreu" wie nur irgend möglich, und wir kauen jeden Satz zehnmal durch. Außerdem hat Raspail selbst den Text bei der Neuauflage 1985 gegenüber den 70er Jahren erheblich "aktualisiert", darum denke ich, daß wir uns getrost ein paar kleinere Freiheiten erlauben können, um das vom Autor Gemeinte zu verstärken. Vieles ist außerdem für deutsche Leser ohne Fußnoten schlichtweg unverständlich oder kann ohnehin nicht wortwörtlich übersetzt werden oder hat keine zeitgenössischen Pendants im Deutschen (in Bezug auf die 70er Jahre). Und das bei einem Text, der noch dazu recht zeitnah ist (und sein will) und nicht hundert oder mehr Jahre alt. Der Leser braucht also den Übersetzer bitteschön nicht für so "dumm" zu halten, daß er ihm unterstellt, hier rumgepfuscht zu haben. Mit den "Negerkönigen" usw. ist das nicht zu vergleichen, weil die politische Unkorrektheit des Romans bei uns in keiner Weise abgemildert wird.

Ich habe eben nochmal den Quijote auf Englisch gelesen, in einer grandiosen Übersetzung aus der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, und ich hatte nicht den Eindruck, dass da was fehlte.

M.L.: Haben Sie das spanische Original aus dem 17. Jahrhundert auch zum Vergleich gelesen?

Martin Lichtmesz

18. Mai 2015 16:11

@ Meier Pirmin

Na, an mir wird es nicht liegen, ob Sie enttäuscht sind oder nicht, denn es ist ja nicht mein Werk. Zu Canetti: ich kann mir freilich schwer vorstellen, daß Raspail "Masse und Macht" tatsächlich gelesen hat, aber seine Darstellung des Ungetüms "Masse" würden hervorragend zu Canettis Beispielen und Ausführungen passen. Eine weitere Parallele, die man sich anschauen könnte, wären bestimmte Motive bei Lovecraft...

Der Hinweis auf Kleist ist ausgezeichnet!

Magnus Göller

18. Mai 2015 16:22

@ Martin Lichtmesz

Ich habe den Quijote zuerst in der Übersetzung von Ludwig Tieck gelesen, dann, beim Studium in Salamanca, in der genauesten Originalausgabe, jetzt auf Englisch. Italienisch wird wohl als nächstes folgen (die Übersetzung von Gamba ist frei im Netz und schon auf meinem neuen E-Leser), dann voraussichtlich Französisch. Oder erst nochmal das Original.
In der Tat habe ich das Original nicht direkt vergleichend neben die englische Übersetzung gelegt, da ich schlicht lesen und denken wollte, einfach vertraut, das Gefühl stimmte, der Mann passte Syntax und Prosodie für mich der überaus schwierigen Aufgabe gemäß herausragend an, nicht eigentlich sprachwissenschaftlich arbeiten.
Ich bitte Sie auch, sich ob meines Einwandes nicht zu sehr angegriffen zu fühlen; ich bin in Übersetzungsdingen, je besser der Text, um desto mehr noch, eben ein ziemlich unverbesserlicher Erzkonservativer. (Auch, wenn ich selber übersetze. Das brachte mir durchaus schon mehr oder weniger berechtigte Kritik ein.) "Moderne" Übersetzungen von Klassikern lese ich praktisch prinzipiell nicht.
Sie werden, so wie ich Sie über Ihr Schreiben kenne, sicherlich sehr gewissenhaft gearbeitet haben.

M.L.: Na, glauben Sie mir wenigstens, daß die Entscheidungen nichts mit einer Unterschätzung des Lesers oder gar einem Zensurversuch wie bei den Negerkönigen zu tun haben, sondern wohlüberlegt sind. Ihr Einwand ist sicher berechtigt - dergleichen ist immer eine Gratwanderung. Wo es sich aufgedrängt hat, habe ich leichte Anpassungen vorgenommen, manchmal mußte ich aber auch wiederstehen, um das Original nicht zu verfälschen. Raspails Roman ist auch ein wenig wie Kubricks "Clockwork Orange" eine Version der 70er Jahre, die eben doch wieder nicht die 70er Jahre ist, das läßt gewisse Freiheiten... Ich bin selber allerdings nicht ganz so konservativ in der Hinsicht, mir gefiel zum Beispiel die vielgeschmähte Raoul Schrott-Übersetzung der Ilias insgesamt sehr gut. Oder was Alexander Nitzberg mit "Meister und Margarita" gegenüber früheren Übersetzungen gemacht hat, finde ich grandios - wobei ich kein Russisch kann (und auch kein Altgriechisch.)

Magnus Göller

18. Mai 2015 17:08

@ Martin Lichtmesz

Vielleicht sollte ich auch einmal ein paar Vorurteile abbauen lesen gehen.

Martin Lichtmesz

18. Mai 2015 19:12

@ Magnus Göller

Ich werde über Ihren Einwand noch nachdenken...

Andreas Walter

18. Mai 2015 19:22

Ich hätte ja sooo gerne schon mal eine Leseprobe, ruhig auch von einer etwas krasseren Stelle. Ein kleiner Dialog, ein kurzer Abschnitt, der einem eventuell die Schuhe auszieht, von den Socken haut? Allerdings bin ich was die dunkle Seite, die Abgründe und Finsternis des Menschen betrifft nicht mehr so leicht zu beeindrucken, habe sie dazu wohl selbst schon zu oft und zu tief erlebt und ergründet.

Ausserdem möchte ich mal meine Bewunderung für Ihre Arbeit aussprechen, Herr Lichtmesz. Ich weiß, dass sie kein Mensch sind der so eine Aufgabe auf die leichte Schulter nimmt. Denn auch ihr Humor, den Sie zweifelsohne haben, schliesst ja Ak­ku­ra­tes­se und Verantwortungsgefühl nicht aus, sondern ist eher ein Zeichen von Intelligenz, Allgemeinbildung und eben manchmal auch noch umfangreicher Spezialkenntnisse, durch die sich dann letztendlich erst die Spreu vom Weizen trennt. Denn wer stellt schon der Allgemeinheit solche üblicherweise als Herrschaftswissen deklarierten Informationen zur Verfügung, dazu gehört auch schon eine ordentliche Portion Mut und Nächstenliebe dazu. Es ist eben mehr als gerade nur eine Herausforderung an Ihren Intellekt, obwohl ich auch das gut nachvollziehen kann, die Freude und Genugtuung, die man allein schon dabei empfindet. Beim selbstvergessenem Machen. Und natürlich wir es nie so perfekt, wie man es sich wünscht. Mit der Zeit aber, mit etwas Abstand bemerkt man jedoch dann manchmal, was man da eigentlich gestemmt, auf die Beine gestellt hat. Auf diesen, Ihren Stolz den Sie dann empfinden werden freue ich mich schon jetzt. Schritt für Schritt.

Harald de Azania

18. Mai 2015 19:33

Verehrter ML,

"die Infantilisierung und Vulgarisierung der heutigen politischen Sprache" Excellent, magnifique, tres bien >> da kann man nur mehr mit einer 'fussilade' antworten!

Gruende ?

Da habe ich meine Theorie ( aus dem Buch, das gerade der spinnerte HdeA schreibt) in Englisch, zum Uebersetzen bin ich zu faul :-) dialogisiere gerade mit einer excellenten Flasche sueafrikanischen Weiszweines... :-) Soviel 'Mulit-kulit' musz sein ....

- as a child they must have been successful in their obstinate phase and have terrorised their ( weak) parents,
- then discovering that they can overcome with their will nearly everything they start to command ( Rabbaeeeeee!) and everybody and are mollified according to the rule:” the loudest squeaking hinge gets oiled first”
- So they learn that they can make a living without being themselves really productive and that they can live fine from third party contributions ( the big 1st lessons for wannabee achieving socialists!)
- up into the “protected workshop” financed by taxpayers money,
- away from any calculating, responsible, rational thinking. If something goes wrong it is the class enemy, then deformation of progressive thinking, sabotage, climate change .. whatever but never you. A rational, emotional self analysis of the own personality never takes place. Why ? That’s useless, because it is perfect …
-there they discover that the universe has to revolve around them without if and then. They are the centre and the prime cause of all ( it all was to be done by the great non-existing God evolved out of them and then evolved around them),
- They put themselves into the state of permanently annoyed, insulted, discriminated whatever. From that sub-position everything else and everybody else is viciously attacked ,
- all that turns into introducing into the others a feeling of guilt and moral inferiority,
- it is a pure power game and aims at sub missing the other, nothing else. These people cannot live without humiliating others just for the sake for it,
-with all that comes intellectual and emotional autism and solipsism. No rational discussion allowed. No exchange of ideas. Only rabies theologici and systematic moralistic and criminal destruction of the intellectual adversary.
- as society is still as such awful and bad and racist and unequal and exploitive total destructive models are devised by the notorious intellectual under-achiever,,
- groups in their totality are declared immoral in itself ( very helpful later then real extinction starts …)or burdened with a big guilt, whatever and every claim again is valid and therefore the business of material restitution rides in,
- the high priests of organized guilt and compensation ride in and demand their share,
- it is “ a slavish companion of alien force and alien decision” ( Carl Schmitt) .
- first vampiristic sucking and then complain that the victim does not react positively,
- cultural nihilism in its end is propagating genocide through national suicide,
- they are fascinated with everything destructive, abortion, euthanasia, mercy killing, cultural ugliness and meanness. The more primitive, the lower the better.
- Finally they are happy to rule over a mass of fellachs with some high-intellectual and obscene rich rulers, of course all of them humanity loving progressives, , all of them in fact spiritually impotent and also only serving as slaves but not with the influence of domestics "

Ende des Zitates. Ich weisz, wie Ernst Juenger sagte, wer sich selbst zitiert, begibt sich unter jedes Niveau aber ich nehme heroisch dieses Opfer auf mich 'der sache wegen".

HdeA

Ein gebürtiger Hesse

18. Mai 2015 19:55

In der Tat: die Entscheidung, einen Begriff (wie etwa "bien-pensants") in der Übersetzung in die Sphäre des Heute zu überführen (so daß aus ihm die "politisch Korrekten" werden), ist eine Gratwanderung. Freilich hat es den einen im Frankreich von 1973 als feste Größe nicht gegeben, den anderen 42 Jahre später sehr wohl. Da beide nicht auf die gleiche Weise beim Leser hinterlegt sind, gibt es also ein Gefälle. Aber möchte man (als Übersetzer) denn etwa nicht, daß der Text zündet - im Heute? Und an einigen Punkten vielleicht sogar etwas mehr, als es das Original seinerzeit getan hat? Natürlich möchte man das. Und zwar, weil man das Allerbeste für den übersetzten Text an sich wie auch für seine Lektüre im Heute herausholen will. Man möchte ja wohin mit ihm und wünscht sich, daß er an den richtigen Stellen beißt. Dazu muß man manchmal etwas herzhafter hinlangen und gewisse Akzente setzen. Daß Monsieur Raspail vermutlich nichts dagegen hätte - schon weil die Zeit seine Schreckensvision eingeholt hat und den Leser praktisch um 5 nach 12 abholt -, dürfte gebongt sein.

Sagt Goethe nicht irgendwo sinngemäß: Wenn ich eine Übersetzung mache und mir sicher bin, daß ich eine Stelle besser verstehe als der Autor, verändere ich sie um ihrer selbst willen ..?

Magnus Göller

18. Mai 2015 20:56

@ Ein gebürtiger Hesse

Ein guter Übersetzer mag man manches möchten, muss aber eben dieses Möchten streng im Zaume halten.

Arminus Arndt

18. Mai 2015 21:00

Mal halblang bitte - Geht´s hier um den heiligen Gral oder einen Übersetzung der Bibel nach neuen Urtextfunden?

Es ist ein Buch, ein Roman und wenn dieses noch so visionär ist, bleibt es ein Buch und jeder Übersetzer hat hier auch künstlerische Freiheiten, nicht umsonst erzeugt jede Übersetzung ein Urheberrecht genau an dieser Übersetzung und nicht an einer anderen Übersetzung.

Im Übrigen habe ich das Buch schon bestellt und freue mich auf die Lektüre.

Martin Lichtmesz

18. Mai 2015 21:01

Das alles ist freilich auch immer vom Kontext abhängig - wann z.B. mit "bien-pensants" "politisch Korrekte" gemeint sind.

Wobei es vielleicht reizvoll wäre, komplett einen Siebziger Jahre-Jargon zu benutzen. Was wären denn die Pendants für z.B. "politisch korrekt", "Gutmenschen" oder "Weltoffenheit" im Jahre Sölle & Böll? Hat jemand Ideen?

Martin Lichtmesz

18. Mai 2015 21:04

Das ist schon wichtig: daß Raspail darauf abgezielt hat, daß man einen bestimmten Sound und Jargon wiedererkennt... und der klang auf französisch anders als auf deutsch, und 1973 anders als heute - obwohl die Kontinuitäten zum Teil immer noch stark sind.

Langer

18. Mai 2015 21:32

Wobei es vielleicht reizvoll wäre, komplett einen Siebziger Jahre-Jargon zu benutzen. Was wären denn die Pendants für z.B. „politisch korrekt“, „Gutmenschen“ oder „Weltoffenheit“ im Jahre Sölle & Böll? Hat jemand Ideen?

Optimisten?

Arminius Arndt

18. Mai 2015 21:45

bien-pensants könnten anno 73 (aus dem Blickwinkel Deutschland ebenfalls noch 70er) noch die notorischen "Spießer" und "Michel" gewesen sein (Polit-Korrekte sind ja irgendwie die Streber-Nachtwächter von heute). "Spießer" - Ein Begriff, der in Deutschland ja auch so seine ganz eigene Geschichte hat. Wie wurden die denn in der ersten Übersetzung genannt?

Martin Lichtmesz

18. Mai 2015 21:58

Wie wurden die denn in der ersten Übersetzung genannt?

M.L.: Gar nicht, das fiel komplett unter den Tisch. Es kommt auch nur einmal vor... und nur in der 1985er, nicht der 1973er Fassung. Damit werden ausdrücklich die Linken bezeichnet...

Bernhard

18. Mai 2015 21:59

"Progressive" nicht zu vergessen!

M.L.: Ja, die kommen sowieso in Massen vor.

Herbert

18. Mai 2015 22:02

Werkstreue ist so eine Sache. Einer der meist gefeierten Autoren der Konservativen hat seine Stahlgewitter ein gefühltes dutzendmal umgeschrieben und da ging es nicht immer nur um ein paar Begriffsanpassungen.

Wie wäre es, den Autor selbst zu fragen, wie frei man Anpassungen vornehmen soll/darf? Oder interessiert ihn das wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr? Oder interessiert es den Übersetzer nicht, was der Autor von der Übersetzung hält?

M.L.:Der Autor ist völlig damit einverstanden, was wir machen. Und nein, es ist uns nicht egal, was er denkt.

Ich bin auf alle Fälle gespannt auf die neue Version.

Zum Thema linksverdrehte Kirchen kam mir gleich der Spruch in den Sinn:

Die Beimischung einiger Tropfen Christentums zu einer linken Gesinnung verwandelt einen Trottel in einen perfekten Trottel.

(Davila)

Scheint auf alle Fälle so oder so eine schlechte Kombination zu sein.

Kaliyuga

18. Mai 2015 22:58

Dank‘ Ihnen, Herr Lichtmesz, für den Einblick in Ihre verdiente Arbeit. Über-setz-ung? Übersetzung. Vor einigen Wochen schrieb ich einem Mailänder Freund, Familienvater (und verglühenden Casanova) eine solche zur großartigen „Begegnung“ Ihres Landsmanns Trakl ins Italienische. Gepackt hat’s ihn wie’s mich gepackt hat.

Die Fluten der Immigration: Nun endlich, nach so langen Jahren des Verfalls hören die Mehreren den Knall der Kanone, die freilich längst abgefeuert ist und sich zum Einschlag anschickt. Neulich militärische Parolen vor einer Bar im mittleren Norden des capoluogo di regione: Turro sei gefallen, Gorla auch, wann werden sie, die Immigranten, hier, in unserem Viertel stehen? so ein Handwerker, Jahrgang 45. Gerade will eine der allerletzten Schönen mit Stil aus dem Lokal treten und sie unschuldsnah anscherzend legen wir ihr einen roten Teppich aus.

Einige Wochen später, ein Land und hunderte Kilometer weiter im Norden, Kleinstadt am großen Fluß. Als ob die Schmelzwasser, die er stündlich stärker von den Bergen herabführt, noch von einer anderen Flut künden. Ein gut gekleideter Langhaariger baut in einer Passage still und verbohrt in sich selbst aus Tonnen, Balken und Tuch ein Floß, auf dem Segel in dicken schwarzen Lettern plackend zeitgenössisch linke Leitparolen wie „Armut“ und „Menschenrechte“. Am Samstagmorgen dann stehen vier junge muslimische Männer sehr ruhig und in sich gefestigt in weißen Gewändern wie selbstverständlich vor einem Marienbrunnen und missionieren dort.

Einen halben Tag später auf dem LED-ökologisch beleuchteten Nachbarplatz von Smartphones gebannter, auf Bänken abhängender und schwätzender aftergrowth aus vieler Herren Länder, aufgestylt und neoprimatenaffin, testosteron- und östrogengeladen, kaum ein Wort Deutsch.

Am Ende: „Sprachlosigkeit“ und „Impotenz“ als Leitparabeln. Aber auch: Jakobus 5/16 – 18.

Wilhelm II.

18. Mai 2015 23:08

@ML

Das neue Cover gefällt, wenn auch mir persönlich die prägnante Farbe (Aubergine???) des ersten Entwurfs fehlt. Warum wurde diese verworfen?

Ansonsten bleibt mir nur zu betonen, wie wichtig Ihre Arbeit rund um das Werk von Raspail ist. Seine Bücher (z.B. Sieben Reiter) sind von epochaler Kraft und ich persönlich wünsche mir mehr davon...

Gustav Grambauer

18. Mai 2015 23:47

"Hat jemand Ideen?"

Also ich würde mich wundern, wenn im Original nicht irgendwo "gesellschaftskritisch" vorkäme ("kritisch-..." sowieso mit jedwedem Bezug).

Zudem waren die 68er Cleverles, sie wußten, daß sie an die Geldtöpfe herankommen, wenn sie nur den wie das Karnickel vor der Schlange vor ihnen hockenden Spießer mit dem Begifff "...-Arbeit" genügend einseifen. So entstanden die "Sozialarbeit", die "Friedensarbeit", die "Umweltarbeit" usw., Begriffe, deren Verwendung zuvor Anlaß zur Einweisung in die Psychiatrie gewesen wäre. Die Kafkaeske fällt heute keinem mehr auf, inzwischen nennt man die Huren "Sexarbeiter*_Innen", strategisch nicht nur auf den Fiskus sondern auch darauf zielend, den "Flüchtlingen" den Puff-Besuch aus Steuermitteln zu bezahlen (und den "Gefangenen" die Nutte aufgrund psychotheraueutischer Diagnose von den Krankenkassen).

"Bewußtsein" dürfte auch nicht fehlen. Es war die Zeit, als geistig Umnachtete solches sogar den Universitäten gebracht haben!!! Konstantin Wecker ist heute noch der Meinung, er wäre der Einzige in ganz Bayern gewesen, Maximilianeaner Stauß hin oder her, der damals "politisches Bewußtsein" gehabt hätte.

Hat Raspail nicht auch an "emanzipatorisch" seine Freude gehabt?! Und erst noch an "Betroffene" sowie "Betroffenheit", "Betroffenheit" und nochmals "Betroffenheit"?!

Und wenn es irgendwo heißt "social", dann übersetzen Sie mit dem unvergleichlichen "sozio-..." , mit dem Göttinger und andere "Studis" in daheim vom Traktor weg aufgenötigten "Diskursen" ihre Eltern belegt haben.

Das muß man erst mal "bewältigen"!!!

- G. G.

Gustav Grambauer

19. Mai 2015 00:06

Nachtrag:

Kürzen Sie auch ab wo es nur geht: es gibt seit 1968 keine Universität mehr (nur noch eine "Uni"), keine Information (nur noch eine "Info") usw.

- G. G.

Frederick van Portshoven

19. Mai 2015 12:18

Vorschläge habe ich keine zu unterbreiten. Seitdem ich im November 2013 Die Verteidigung des Eigenen gelesen habe, war in der Folge jede Ihrer Publikationen, Herr Lichtmesz, ein Blindkauf - und bislang wurde ich nicht enttäuscht. Entsprechend entspannt fiebere ich Ihrer Übersetzung des Heerlagers entgegen.

Ferner hoffe ich, daß die Neuübersetzung auch über die Grenzen der hier mitlesenden Stammkundschaft hinaus breiteren Anklang finden wird. Als Weihnachtsgeschenk für Freunde und Verwandte sollte es allemal in Betracht gezogen werden.

Aristoteles

19. Mai 2015 12:29

Vierzig Jahre nach Raspail:
"Gestatten Sie mir ... den Hinweis" auf den Coudenhove-Kalergi-Vertreter der Gegenwart Joschka Fischer in der Konrad-Adenauer-Stiftung und "gestatten Sie mir, dass ich das ganz offen hier sage", "die Welt verändert sich dramatisch", und "gestatten Sie mir diesen kleinen Ausflug in die PROPHEZEIUNG":

https://www.youtube.com/watch?v=tz8vM2cQrJo

Und überhaupt: "Europa gründet auf der Idee der Integration",
und "wir müssen ... bereit sein, Souveränitätsrechte zu übertragen",
und "die größte Illusion allerdings [...] ist [die], dass wir in Zukunft weiter auf die Parallelität von Nationalstaat und Europäischer Union setzen können"
"und wenn man sich die demographische Entwicklung anschaut, brauchen wir mehr Einwanderung" ...

ene

19. Mai 2015 12:37

@ bien-pensant:

ein "Umfeld" wäre auch: Gutgläubige, Moralapostel, Tugendprediger

Karl Martell

19. Mai 2015 13:03

Man stelle sich vor, dieses Szenario wäre vom Autor nicht in den 70er Jahren, sondern in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, also vor aller kulturmarxistischen Zersetzung der Nationen, angesiedelt worden. Was wäre realistisch gewesen?

– Solange die Schiffe noch auf See gewesen wären, wäre es für eine disziplinierte Marine kein Problem gewesen, sie dort abzuriegeln und ihnen das Einlaufen in einen Hafen zu verwehren. Der Landungsversuch wäre als das eingeordnet worden, was er ist: ein kriegerischer Akt des Herkunftslandes.

– Falls die Immigranten doch an Land gekommen wären, hätte man sie in ein Lager oder ein provisorisches Ghetto gewiesen, denn es wäre niemandem unter den Einheimischen in den Sinn gekommen, ihnen Zugang zu ihrem Land zu geben. Dort wären sie vielleicht elend verreckt, aber es hätte wohl niemanden groß gestört. Nationale Geschlossenheit gehörte damals noch sehr stark zu den kulturellen Selbstverständlichkeiten.

Das Raspail die Streitkräfte “desertieren” läßt, ist ja auch nur dem Zwang geschuldet, das, was später passierte, gewissermaßen im Zeitraffer ablaufen zu lassen. In Wirklichkeit wurden die Armeen systematisch während etlicher Jahre von der politischen Führung untauglich zu ihrem eigentlichen Zweck (Landesverteidigung) gemacht und für andere Zwecke eingesetzt. Viele Soldaten sehen auch, dass die Armee mißbraucht wird, können sich aber als Staatsdiener nicht artikulieren.

Die schockierende Wirkung des Romans – und sein großer Nutzen für eine Rückbesinnung auf die Zeit vor dem Sieg des Kulturmarxismus – besteht gerade in dieser zeitlichen Raffung des Geschehens zu einer Zeit, da der Kulturmarxismus noch längst nicht so weit war, das Szenario wahr werden zu lassen. Die Kulturrevolution wäre wegen dieser Schockwirkung massiv zurückgewiesen worden, wenn sie nicht im Bummelzug-, sondern im Schnellzug-Tempo durchgeführt worden wäre.

Wir werden langsam gargekocht, wie der berühmte Frosch ..

Raspail schreibt in seiner Einführung zur französischen Ausgabe von 1985: “Denn der Westen ist leer, auch wenn er sich dessen noch nicht wirklich bewußt geworden ist. Eine außergewöhnlich erfindungsreiche Zivilisation, sicherlich diejenige, die fähig ist, den Herausforderungen des dritten Jahrtausends zu begegnen, hat keine Seele mehr. Auf jeder Ebene — Nationen, Rassen, Kulturen wie auch Individuen — ist es immer die Seele, die die entscheidenden Schlachten gewinnt. Es ist nur die Seele, die das Gewebe aus Gold und Messing bildet, aus dem die Schilde zur Rettung der Starken gemacht sind. Ich kann kaum eine Seele in uns ausmachen.”

“Um zu existieren, muß eine Gesellschaft sich gegen alles und jeden verteidigen, das oder der ihre Existenz bedrohen könnte. Die Unfähigkeit, sich gegen den Feind zu verteidigen, ist immer das Zeichen des nahenden Todes gewesen … Menschen können nur zusammen leben und handeln, wenn sie durch Gesetz und Brauch, Mythen und Legenden, Skulpturen und Lieder aneinander gebunden sind … Wo solch zugrundeliegende Orthodoxie fehlt, finden wir uns inmitten einer Ansammlung von Ghettos, nicht in einer Gesellschaft.”

— Frederick Wilhelmsen, Herausgeber von National Review in den frühen 1960ern.

Nordlaender

19. Mai 2015 14:02

@ Gustav Grambauer

Grausam, diese von unseren Kulturmarxisten verbrochene OP an unserer schönen deutschen Sprache.

Eine Doku über den Verfall, Sie haben hier ein Stück weit Trauerarbeit geleistet.

Magnus Göller

19. Mai 2015 14:22

Die begrifflichen Fragestellungen wirklich zu diskutieren bedürfte es hier einiger Schlüsseltextstellen; es geht ja auch um den Gesamtduktus, wie die Begriffe eingebettet sind.
Dass man ein Stück weit von der klassischen Übersetzerei weggeht, etwas adaptiver arbeitet, das halte ich zumal dann nicht von vornherein für schlecht, wenn das entweder in einem Prolog oder einem Anhange erläutert und überdies auch noch der Autor sein Einverständnis erklärt, dass sein Werk in der jeweiligen Übersetzung der Zeit angepasst werde.
Kritisch bleibt die Sache, wenn der Leser durch die erneuerten sprachlichen Elemente sozusagen immer wieder nach hüben und drüben durch die Zeiten geworfen wird; es hier, wenn man dessen sich verwagen will, richtig zu machen, auf dass die Sache rund bleibe, das ist eine überaus schwierige Kunst.
Wichtig und richtig ist es jedenfalls für unser Bewusstsein, solcherlei Fragen sich ernsthaft zu stellen; unsere deutschen Staatsschulen (ich weiß nicht, wie es in Österreich und in der Schweiz damit aussieht) haben außer im Lateinischunterricht (wohl auch im Griechischunterricht) das Thema Übersetzen besonders in den letzten zwanzig Jahren weitgehend verbannt. Man übt nur noch das irgendwie in der Fremdsprache seicht daherlabern, Übersetzen gilt als uninstruktiv und - wegen der auftretenden Schwierigkeiten in der Zielsprache - geradezu als rechtsextrem asozial (ich übertreibe nur ein bisschen; man sagt es nicht direkt, man übt dazu Gutmenschensprech mitohne Nazi; vor allem kenne ich das Schulwesen in Bayern und Baden-Württemberg; von sonstwo höre ich wenig Besseres). Das ist eine der Baustellen, die ich gleich wieder anständig einrichten werde, sobald mir das Bildungsministerium untersteht.

Aristoteles

19. Mai 2015 19:05

@Karl Martell

" “Um zu existieren, muß eine Gesellschaft sich gegen alles und jeden verteidigen, das oder der ihre Existenz bedrohen könnte. Die Unfähigkeit, sich gegen den Feind zu verteidigen, ist immer das Zeichen des nahenden Todes gewesen … Menschen können nur zusammen leben und handeln, wenn sie durch
Gesetz und Brauch,
Mythen und Legenden,
Skulpturen und Lieder
aneinander gebunden sind …
Wo solch zugrundeliegende Orthodoxie fehlt, finden wir uns inmitten einer Ansammlung von Ghettos, nicht in einer Gesellschaft.”

— Frederick Wilhelmsen, Herausgeber von National Review in den frühen 1960ern."

Der Feind ist sehr, sehr mächtig. Er hat es auf sehr subtile Weise geschafft, dem Volk den Lebensgeist zu nehmen.
Aber was heißt verzagen.
Im 19. Jahrhundert (Gebrüder Grimm und viele andere) wurde schon sehr viel VORarbeit geleistet. Damals noch aus einem gewissen Gefühl der Stärke heraus. Heute erst merken wir, wie tief, wie tief man sinken kann.
Doch liegt in jeder Not eine Chance. Krise heißt 'Ent-Scheidung'. Die Übriggebliebenen sollten begreifen, dass wir uns zusammenraufen müssen, um eine Selbstbesinnung zu erzeugen. Wir brauchen, ich wiederhole mich: Schriftgelehrte, die unser Volk in einer Bibel-artigen Form zusammenhalten, in einer Form, die viele mit einschließt und nach vielen Seiten offen ist, die aber dennoch strafft und bündelt und diejenigen ausschließt, denen das eigene Volk gleichgültig ist.
Heidentum und Christentum sind vereinbar.
Selbst im Alten Testament finden sich Paganismen.
Kluge Köpfe sind gefragt und - um es mal etwas paradox auszudrücken - indogermanische Rabbis für indogermanische Bücher, Lieder, Gesetze (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A1vam%C3%A1l). Es werden Einrichtungen entstehen, an denen derlei gelehrt und gelernt werden kann.

Bran

19. Mai 2015 20:11

Entschuldigung falls ich es überlesen haben sollte und es jemand schon erwähnte, aber die bon-penseurs sind meiner Meinung nach die "Gutmeinenden".

Th.R.

19. Mai 2015 21:37

Passend zum Thema eine aktuelle Äusserung von Katrin Göring-Eckardt, die damit einen der oberen Plätze in der neurechten Zitatesammlung von negativen Äusserungen linker Politiker beanspruchen darf.

Moderatorin: "Welche Nachricht würden sie denn jetzt nach Brüssel senden zu denen, die dort entscheiden?"

Göring-Eckardt: "Meine Nachricht wäre: Macht euch Gedanken darüber, wie die Menschen sicher hierher kommen können. Und dann macht euch Gedanken darüber, wie wir in Europa in Zukunft gemeinsam leben.

Das wird in der Tat ein anderes Europa sein. - Aber kein schlechteres. Davon bin ich wirklich überzeugt."

https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-85577.html

ab 00:03:36 min.

Hartwig

19. Mai 2015 21:58

@ Aristoteles

""Die Übriggebliebenen sollten begreifen, dass wir uns zusammenraufen müssen ...""

Wollte in diesem Sinne auf die Seite "ernstfall.org" von Thomas Schmidt verweisen. Diese Domain ist aber momentan verschwunden, tot.
Absicht? Versehen? Restriktion ??? Weiss jemand etwas?

Grundrauschen

20. Mai 2015 05:16

@ Aristoteles

Die Domain ist nicht verschwunden.

https://ernstfall.org/2015/03/19/in-eigener-sache-umbauarbeiten/

"Unser Netzauftritt wird in nächster Zeit grundlegend überarbeitet. In diesem Zusammenhang werden die bisher erschienenen Beiträge zeitweise entfernt."

peter789

20. Mai 2015 07:48

Das Bild ist einfach sensationell! :-)

Ich bin kein Rassist. Ich bin kein...

Karl Martell

20. Mai 2015 08:11

@ Aristoteles

"Heidentum und Christentum sind vereinbar."

Ich bin mir gar nicht sicher, ob das wirklich möglich ist, denn im Christentum ist viel von dem angelegt, was für die heutige Situation mitverantwortlich ist. Einigen heidnischen Denkern zufolge hat die jüdisch­christliche Rationalisierung der historischen Zeit die Projektion der eigenen völkischen Vergangenheit ver­eitelt und hat so wesentlich zur Desertifikation, dem Wachstum der Wüsten dieser Welt beigetragen.

Mir sagt eher das Denken von z.B. Tomislav Sunić zu:

Für den heidnischen Konservativen bedeutet das Bekenntnis der Verbundenheit mit dem Hei­dentum („Paganismus”) den Willen, Europas historische Ursprünge neu zu beleben sowie einige geheiligte Aspekte des in Europa vor dem Aufstieg des Christen­tums gelebten Lebens, wiederzuerwecken. In bezug auf die angebliche Überlegenheit bzw. Modernität des Juden-/Christentums gegenüber der Rückständigkeit des indogermanischen Polytheismus, könnte man hinzufü­gen, daß die jüdisch-christlichen Religionen, was Mo­dernität anbelangt, nicht weniger rückständig sind als die heidnischen. De Benoist unterstreicht diesen Ge­sichtspunkt wie folgt:

„War es einst ein groteskes Schauspiel, wenn christ­liche Missionare über die heidnischen Götzenbilder her­zogen, während sie in ihren eigenen Hokuspokus ver­liebt waren, so ist es nunmehr ein wenig lächerlich, wenn über die europäische Vergangenheit ausgerechnet jene herziehen, die niemals müde werden, die jüdisch-christ­liche Kontinuität zu preisen, und die uns auf das Vor­bild der allzeit modernen Gestalten des Abraham, Ja­kob, Isaak und anderer frühgeschichtlicher Beduinen verweisen.”

Marx, Moses und die Heiden in der Offenen Stadt
https://tomsunic.com/?p=308

Cosima van Tutte

20. Mai 2015 13:46

@ Karl Martell, heute, 8. 11 Uhr

Richtig. Ich stimme Ihnen uneingeschränkt zu. Jedoch – mit Verlaub – ich finde, Sie sind zu vorsichtig, Sie bleiben auf halber Strecke stehen.

Sie schreiben, „im Christentum ist viel von dem angelegt, was für die heutige Situation mitverantwortlich ist.“ Da haben Sie völlig recht. Nichts anderes meint ja doch auch Dávila, wenn er schreibt (s.o., Komm. v. Herbert): „Die Beimischung einiger Tropfen Christentums zu einer linken Gesinnung verwandelt einen Trottel in einen perfekten Trottel.“

Sie schreiben weiterhin: „Einigen heidnischen Denkern zufolge hat die jüdischchristliche Rationalisierung der historischen Zeit die Projektion der eigenen völkischen Vergangenheit vereitelt und hat so wesentlich zur Desertifikation, dem Wachstum der Wüsten dieser Welt beigetragen.“ Richtig. Wenn ich mich auf Deutschland beschränke und, einfach mal wahllos herausgegriffen, Personen wie Hildegard von Bingen, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue, den Wolkensteiner, Meister Aberlin von Lauf, Luther, Bach und Goethe, Mozart und Richard Wagner nenne – dann ist doch bereits bei oberflächlicher Betrachtung mehr als deutlich, daß es diese und andere Christenmenschen sowie vom Christentum Angeknabberten und Verunstalteten sind, die die Wüsten haben wachsen lassen. Sieht man’s ganz unvoreingenommen, dann kann man nur bedauernd feststellen, daß die deutsche und europäische Geschichte von Grund auf schiefgelaufen ist. Was hätte aus uns alles werden können, wenn wir Heiden geblieben wären. Nicht auszudenken.

Was bleibt zu tun? Ich gehe über Sie hinaus und schlage vor: Man sollte einen rigorosen Kahlschlag vornehmen. Man sollte die vielen Tintenkleckser, Kathedralenbauer, Grübelköpfe, Pinselschwinger, Liedermacher und Glockengießer, die zum abendländischen Ruin im allgemeinen und zum deutschen im besonderen beigetragen haben, einfach aus der Geschichte streichen mit all dem, was sie angerichtet haben. Ich bin ganz und gar überzeugt davon, daß Erkleckliches übrigbleibt, mit dem wir etwas besehen können. Vor allem, wenn wir das kostbare Reis des alten indogermanischen Paganismus obenaufpfropfen.

Übrigens, da hat doch mal einer den oben zitierten Aphorismus von Dávila folgendermaßen abgewandelt: „Die Beimischung einiger Tropfen Heidentums zu einer rechten Gesinnung verwandelt einen Konservativen in einen perfekten Trottel.“ Das ist natürlich Quatsch. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln.

Herbert

20. Mai 2015 15:04

Man sollte die vielen Tintenkleckser, Kathedralenbauer, Grübelköpfe, Pinselschwinger, Liedermacher und Glockengießer, die zum abendländischen Ruin im allgemeinen und zum deutschen im besonderen beigetragen haben, einfach aus der Geschichte streichen mit all dem, was sie angerichtet haben.

Also die abendländische Geschichte zu weiten Teilen vernichten. Das ist nicht ihr Ernst, oder?

anmerkung kubitschek:
ich hoffe immer, daß unsere leser auch jene ironie erkennen, die aufgrund ihrer fühlung zum ernst umso tiefer ätzt.

Das Heidentum und das Christentum ist wohl vereinbar. Davila sah im Katholizismus gar die Symbiose von beidem:

Nur der ist ein wahrer Katholik, der die Kathedrale seiner Seele über heidnischen Krypten errichtet.

Das Heidentum ist das andere Alte Testament der Kirche.

Ein katholisches Denken ruht nicht, ehe es nicht den Chor der Götter und Heroen um Christus gruppiert hat.

Es gäbe noch einige Zitate mehr zu dem Thema, aber ich will hier nicht den Kommentarbereich zuspamen. Aber ist geradezu Irrsinn, Davila als Autorität gegen das Christentum heranzuziehen. Es ging ihm wohl eher um die Pervertierung christlicher Gedanken durch die Linke.

Marc Thomas

20. Mai 2015 16:09

@ Cosi

Wie wäre es damit: Die von Ihnen genannten Geistesgrößen sind TROTZ des Christentums zu solcher Blüte gekommen. Ohne es wären sie noch größer geworden?
Und: Kulturchristliches Umfeld kann ohne Glaubenseifer positiv sanktionieren, unter Umständen das beabsichtigte Gegenteil bewirken.
Sogar mit zweierlei Stoßrichtung:
Im Einklang mit dem Christentum oder im Kampf gegen selbiges.

Aus völkischer Sicht hat Martell keineswegs Unrecht. Die Extrahierung des heidnisch-paganistischen Elementes ist schwierig geworden. Somit seine Verwertbarkeit und Weiterentwicklung.
Es darf auch über eine durch das Christentum als Dogma mit Absolutheitsanspruch (ähnlich den gängigen Totalitarismen; heute der Demokratismus) verhinderte andersgeartete Geistes- und Kulturgenese nachgedacht werden.
Der Ausbruch von Häretikern zu allen Zeiten steht dem nicht entgegen; kann sogar als Bestätigung gewertet werden.

Die Verwendung des Christlichen als gegenwärtige Kampfparole im Rückzugsraum heutiger Dissidenten, sollte nicht zu einer dogmatischen Haltung führen, in welcher diese anorganische und widernatürliche ursprünglich Gesellschaftslehre der Sklaven und Unzulänglichen, wie jede der drei orientalischen Buchreligionen, Wesenszüge und Wirkungen zugeschrieben bekommt, die sie vom Grundsatz gar nicht vermittelt.
Der linke Wertekanon, der Marxismus/Kommunismus, der Demokratismus und das (Ur-)Christentum verkörpern Geschwister, so wie auch die Aufklärung nichts als das Kind der Kirche und säkularisiertes Christentum darstellt.

Karl Martell

20. Mai 2015 17:34

@ Herbert

Davila sah im Katholizismus gar die Symbiose von beidem:

"Nur der ist ein wahrer Katholik, der die Kathedrale seiner Seele über heidnischen Krypten errichtet.

T. Sunic:

Man mag einwenden, der Katholizismus verfüge schließlich über eine eigene Form der Heiligkeit und zeichne sich – anders als andere jüdisch-christliche Glaubensrichtungen – durch eine eigene spirituelle Tran­szendenz aus. Es gibt jedoch Grund zu der Annahme, daß der katholische Heiligkeitsbegriff keine Existenz sui generis aufweist, sondern sich vielmehr auf die in­nige Verbindung des Christlichen mit dem Heidnischen als tragendes Element stützt. Das Christentum verdankt – wie Benoist ausführt – seine Darbietungsformen des Heiligen (geweihte Stätten, Pilgerfahrten, weihnachtli­che Festlichkeit und Heiligenbasilika) der unbändigen Unterströmung des heidnischen und polytheistischen Le­bensgefühls. Deshalb erscheint die heutige Wiederbe­lebung des Heidnischen weniger als eine normsetzende Religionsbewegung im christlichen Wortsinne denn als ein bestimmtes geistliches Instrumentarium, das im Gegensatz zur Religion der Juden und Christen steht. Infolgedessen könnte, wie einige heidnische Denker ausführen, die mögliche Verdrängung der monothe­istischen Weltsicht durch eine polytheistische nicht le­diglich die Wiederkehr der Götter, sondern vielmehr auch die Wiederkehr der großen Vielfalt gemeinschaft­licher Werte bedeuten.

Das Heidentum wurde meiner Meinung nach nur ausgenutzt, um das Christentum "schmackhaft" zu machen. Vereinbar sind sie daher wohl nur sehr oberflächlich.

Eveline

20. Mai 2015 17:41

@ Heiden und Christen Karl Martell

So laßt uns Tanzen. Eins zwei Schritt, der Walter der muß mit.
Tanzen mit dem Atem. Ganz wichtig: der Verstand hat jetzt Kurzurlaub.
Das holotrope Atmen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Holotropes_Atmen

Was nutzt das ganze Wissen, wenn das Gefühl für das Wirkliche nicht gefühlt werden kann?

Schauen Sie , wo es solche Atemgruppen gibt, und bemühen Sie sich dorthin.
Bitte.

Herbert

20. Mai 2015 18:04

@Kubitschek

Das fällt in der Tat manchmal schwer, vor allem wenn man nicht mit ihr rechnet und das Gegenüber nicht kennt. Bleibt die Frage, ob angesichts der ernsten Lage Ironie das richtige Mittel ist um sich in einer solchen Diskussion mitzuteilen. Aber jedem das Seine. In diesem Sinne: Ich habe verstanden und entschuldige mich für die "Überreaktion".

Capt.

20. Mai 2015 19:37

In keiner dieser Romane, mögen sie noch so scharfsinnig sein, wurde vorausgesehen das der heutige "Zeitgeist" von Menschen geprägt wird welche keine Zukunft haben, dh. keine Enkelkinder haben und auch nicht haben wollen. Der industrielle Kindesmord wird als Erfolg gefeiert, die mächtigste Frau Europas wird als "Mutti" verehrt obwohl an ihren Brüsten kein neues Leben je gesäugt hat. (Die Frage nach Abreibungen wird erst gar-nicht gestellt).
Kinderlose, Lesben und Schwule sind heute keine Randgruppen mehr sondern "Mainstream". In Politik, Kunst und Medien sind sie überproportional vertreten. Eine "Zukunft" wird es für sie nicht geben, das wissen sie, darum ist es für sie auch nicht wichtig ob wir untergehen oder nicht.

Nordlaender

21. Mai 2015 12:59

@ Th.R.

"Passend zum Thema eine aktuelle Äusserung von Katrin Göring-Eckardt, die damit einen der oberen Plätze in der neurechten Zitatesammlung von negativen Äusserungen linker Politiker beanspruchen darf."

GöringMinusEckardt ist Jungführerin ("young leader") der Atlantikbrücke. Was ist an diesem Verein und dessen NWO-Agenda jetzt eigentlich konkret "links"?

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Mitgliedern_der_Atlantik-Br%C3%BCcke

Aristoteles

21. Mai 2015 22:01

Ein Jude kann regelmäßig den Tanach, d.h. den Pentateuch, die Geschichtsbücher, die Propheten lesen (ohne das Neue Testament zu berücksichtigen).

Ein Jude kann regelmäßig den Tanach lesen und Jesus trotzdem als einen Juden betrachten und gewisse Stellen im Neuen Testament berücksichtigen.

Ein Christ kann regelmäßig das Neue Testament (und evtl. die Apokryphen) und das Alte Testament lesen.

Ein (indogermanischer) Christ kann regelmäßig das Neue Testament (und evtl. die Apokryphen) lesen, ohne die Edda oder das Alte Testament zu berücksichtigen (trotz der vielen Verweise im NT auf Stellen im Tanach), vgl. Marcion.

Ein Germane kann regelmäßig die Edda lesen, ohne das Neue Testament zu berücksichtigen.

Ein germanischer Christ kann regelmäßig das Neue Testament (und evtl. die Apokryphen) lesen und an Jesus als Galiläer glauben, ohne die Edda zu berücksichtigen.

Ein germanischer Christ kann regelmäßig das Neue Testament (und evtl. die Apokryphen) lesen und Jesus als Galiläer und nicht als Judäer betrachten und die Edda und Baldur und Hödur und Loki berücksichtigen.

Habe ich was vergessen ;-)

==> Ein germanischer Christ kann ebenso wie ein germanischer Nicht-Christ die Geschichtsbücher der Deutschen lesen.

==> Ein germanischer Christ kann ebenso wie ein germanischer Nicht-Christ die deutschen Gesetze einhalten.

==> Ein germanischer Christ kann wie ein germanischer Nicht-Christ auf deutsche Propheten hören.

==> Ein germanischer Christ kann Christ und Deutscher sein und universal denken, ohne der Universalreligion des Menschismus anzuhängen.

====> Eine verbindliche religiöse Schriftensammlung für die Deutschen ist möglich.

Hugo

24. Mai 2015 16:38

Was macht uns als Rechte denn aus? Was ist Rechts?
Gibt es ein solches "uns" denn überhaupt?
Ich "fühle" Stolz, wenn ich die Biographien eines Adolf Galland oder eines Walter Dornberger lese. Allein schon wie sich solche Männer schriftlich ausdrücken können, ist ein Genuß. Mein Vater war über drei Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft und wurde dort gut (!!) behandelt, meinen Onkel hätten die Briten fast verhungern lassen.
Deutsche Frauen laufen heute oft mit Tätowierungen durch die Gegend, dafür bekommen sie kaum noch Kinder. Im Fernsehen laufen keine Filme mit Heinz Rühmann mehr und auch kein "Studienprogramm Chemie", dem ich meinen beruflichen Erfolg verdanke, sondern "Germany's Next Topmodel" und grenzdebile Vorabendserien. Also schauen meine Kinder halt ausschließlich DVDs.
Die Kinder habe ich mit einer Polin. Konservativer als sie kann man kaum sein. Ich lehne Religion prinzipiell ab, noch nie ist daraus etwas gutes gewachsen. Wie soll ich mich da mit den Identitären anfreunden? Meine Frau ist "selbstverständlich" katholisch. Für Gauck schäme ich mich in Grund und Boden. Doch wahrscheinlich können wir froh sein, daß uns die Kolonialherren in Washington wenigstens die Illusion einer Eigenverwaltung lassen und wir nicht ausgerottet oder offen versklavt wurden.
Wenn ich mich hier umschaue, dann scheint "Rechts" etwas mit christlicher Religion zu tun zu haben? Dann bin ich nicht Rechts? Und manche hier lehnen selbst fundierten Anti-Amerikanismus ab. Da verläuft bei mir die Rote Linie. Niemals werde ich Besatzung und Befreiung verwechseln.
Und die Abstammung? Einfach mal bei 23andme die Gene befragen lassen, das schafft Klarheit.
Also, wo sind die Grenzen, die das "Rechts" nun tatsächlich ausmachen? Nur ein dumpfes Gefühl in der Magengrube? Was definiert die Sezession?
Nicht meine Regierung, ja, klar, aber warum genau nicht? Ich fühle mich belogen und von niemandem mehr vertreten. Gleichzeitig geht es mir wirtschaftlich gut.

Wenn ich den Finger in die Wunde legen sollte, dann wäre das die Nekrose bürgerlicher Freiheit und das gewaltsame Überstülpen einer fremden Ideologie, die niemand den ich kenne gutheißt und deren Quelle sich nicht greifen läßt. Die BRD 2015 fühlt sich an wie eine Zwangslobotomie am gesunden Körper. Oben wird geschnitten, etwas weiter unten wird gefüttert. Der Geschmack ist fade.

Martin Lichtmesz

29. Mai 2015 01:53

Badeschluß, Dank an Alle!

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