Bloggen unter Spannung

Als ich das ehrenvolle Angebot bekam, bei DEM Weblog des rechtsintellektuellen Lagers...

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

deut­scher Zun­ge mit­zu­wir­ken, setz­te ein für mich selbst über­ra­schend lan­ger Über­le­gungs­pro­zess ein. Vor weni­gen Jah­ren noch hät­te ich in jugend­li­chem Unge­stüm sofort begeis­tert zuge­sagt. Mitt­ler­wei­le haben sich eini­ge Din­ge ereig­net, die poli­ti­sches Schrei­ben und Tun für mich immer frag­wür­di­ger wer­den lie­ßen. Ich will in die­sem ers­ten Ein­trag, statt einer per­sön­li­chen Vor­stel­lung, erzäh­len, war­um ich die­se Chan­ce dann doch dan­kend wahr­ge­nom­men habe.

Eine Pflicht

Seit ich den­ken kann, ist mein Leben eine „poli­ti­sche“ Exis­tenz. Es war ein Wort von Bogis­lav von Sel­chow, das mich irgend­wann in frü­her Jugend wie ein Blitz traf und mich in eine Ver­pflich­tung gestellt hat, die bis heu­te andau­ert: „Wer, wenn der Feind im Lan­de ist, als Mann etwas ande­res, als den Schimpf zu rächen, reden, schrei­ben oder den­ken kann, begeht am Vater­lan­de ein Verbrechen.“
Die­ser Ein­schlag hat mein Leben, Den­ken und Schrei­ben in ein poli­ti­sches Fahr­was­ser gesto­ßen. Seit­dem kreist es in zahl­rei­chen Aktio­nen, Tex­ten, Irr- und Umwe­gen um die Fra­ge, wer oder was die­ser „Feind“ ist und wie er zu bekämp­fen sei.

Im Lau­fe mei­nes Weges bau­te sich eine gewis­se Span­nung zwi­schen Den­ken und Tat, zwi­schen der Exis­tenz als poli­ti­scher „Intel­lek­tu­el­ler“ und poli­ti­scher „Akti­vist“ auf, die im Moment ihren Zenit erreicht hat. Sie war es, die mir die Ent­schei­dung, für die Sezes­si­on zu schrei­ben, erst zur Fra­ge gemacht hat. Der Prag­ma­tis­mus, die Pro­pa­gan­da der Tat, die nor­ma­ti­ve Kraft des Fak­ti­schen, das Orga­ni­sie­ren von Aktio­nen, Erstel­len von Gra­fi­ken und Flug­blät­ter, das Ver­fas­sen von Reden, das Schmie­den poli­ti­scher Blö­cke – das alles ist eine geis­ti­ge Welt für sich, die im schärfs­ten Kon­trast zur Offen­heit, zur Varia­ti­on, zur Sen­si­bi­li­tät und Empa­thie steht, auf die jede ech­te geis­ti­ge Arbeit nicht ver­zich­ten kann. In der einen Welt kann und darf es kei­ne Dog­men und vor­ge­fer­tig­ten Ziel­be­stim­mun­gen geben, die ande­re lebt gera­de vom ideo­lo­gi­schen Abbruch der Refle­xi­on und der Verkürzung.

Blog­gen unter Spannung

Um die­sen Wider­spruch in ein kon­kre­tes Bild zu fas­sen: Der­zeit lie­gen auf mei­nem „Nacht­tisch“ ein DIY-Buch über „Poli­ti­cal Cam­paig­ning“ neben „Sein und Zeit“, ein Hand­buch zu Gra­fik und Design unter einem Kom­men­tar zu Georg Tra­kls Dich­tung. Immer noch bin ich mir nicht klar dar­über, ob die­se Exis­tenz zwi­schen zwei Wel­ten, die ein­an­der oft miß­trau­isch bis ver­ächt­lich gegen­über­ste­hen, über­haupt mög­lich ist. Ob sich die­se Span­nung nicht irgend­wann rächen und mich mit Gewalt in eine Schnei­se wer­fen wird.

Zudem, das muß dem Leser als caveat vor­an­ge­stellt wer­den, hat die­se „gespal­te­ne Exis­tenz“ mei­nen Stil geprägt. Die „lite­ra­ri­schen“ Ergüs­se mei­nes Den­kens waren bis­her nur auf anony­men Blogs in end­lo­sen theo­re­ti­schen Text­wän­den und sei­ten­lan­gen Kon­vo­lu­ten zu fin­den – oder als grel­le, knap­pe Paro­len auf Flug­blät­tern und Pla­ka­ten. Eine „apho­ris­ti­sche“ Form wie die­ser Blog, die zwi­schen der völ­li­gen Ver­knap­pung und dem ent­grenz­ten Umkrei­sen liegt, war mir bis­her fremd. Ob ich mich ihr annä­hern kann, wird sich im Ver­lauf mei­ner „Blog­ger-Geh­ver­su­che“ her­aus­stel­len, die der gedul­di­ge Leser hof­fent­lich mit etwas Nach­sicht in Hin­sicht auf Stil­fra­gen beglei­ten wird. Mei­ne Ein­trä­ge wer­den also wohl in einer gewis­sen Span­nung des Inhalts und der Form ste­hen und mög­li­cher­wei­se stu­fen­los zwi­schen die­sen bei­den Wel­ten hin- und herschnalzen.

Ums Gan­ze

Der Grund, war­um ich trotz die­ser Span­nung und all die­sen Über­le­gun­gen mit Freu­de und Begeis­te­rung an die­se neue Auf­ga­be gehe, liegt in einem zen­tra­len Punkt, der für mich wie ein Schar­nier zwi­schen Tun und Den­ken liegt. Es ist eine bren­nen­de Fra­ge, aus der eine Hoff­nung brennt.

Nichts ist mir mehr zuwi­der als ziel­lo­ser, rou­ti­nier­ter Akti­vis­mus, der „Ehren­dienst“, der ohne Stra­te­gie, ohne Wil­le zur Erobe­rung und kla­res Ziel vor sich hin treibt. Eben­so­we­nig ertra­ge ich das bie­nen­haf­te Anhäu­fen von Fak­ten, das archi­va­ri­sche Wüh­len und Lust­wan­deln im „Gar­ten des Wis­sens“ (Nietz­sche), die essay­is­ti­sche Gleich­gül­tig­keit eines lite­ra­ri­schen Betriebs, in dem jeder „sein The­ma“ fin­det. Mir ging und geht es immer „ums Gan­ze“, um die per­fekt insze­nier­te Akti­on im Rah­men einer ein­heit­li­chen poli­ti­schen Stra­te­gie, wel­che sich der theo­re­ti­schen Erkennt­nis fügt, die aus einer ech­ten Fra­ge nach Sinn und Wahr­heit erwächst.

Doch in die­ser For­de­rung liegt die Ein­sicht in ein Defi­zit. Der wah­re Antrieb auf und ums „Gan­ze“ kommt für mich aus einer tie­fen Rat­lo­sig­keit, einer unein­ge­schränk­ten geis­ti­gen Apo­rie, bezo­gen auf unse­re Zeit, unse­re poli­ti­sche Lage und unse­ren Unter­gang. Nir­gends wur­de mir die­se Rat­lo­sig­keit tie­fer bewusst als in einer Nacht in Verdun.

Ver­dun

Ich war gera­de mit eini­gen Freun­den am Heim­weg von einer Kon­fe­renz der „Gene­ra­ti­on Iden­ti­taire“. Mit mei­ner ers­ten poli­ti­schen Rede auf Fran­zö­sisch hat­te ich, wenn schon kei­ne spon­ta­nen Begeis­te­rungs­stür­me, so zumin­dest kei­ne diplo­ma­ti­sche Kri­se aus­ge­löst, war also guter Din­ge. Irgend­wo auf Höhe des Argon­ner Wal­des quit­tier­te plötz­lich unser stein­al­ter Citro­en mit einem lei­sen Röcheln sei­nen Dienst. Offen­bar woll­te er noch auf „Hei­mat­er­de“ aus die­ser Welt treten.

Für uns sehr uner­freu­lich, denn rasch muss­ten wir fest­stel­len, dass es um die inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit der Pan­nen­diens­te nicht gut bestellt ist. Wie auch immer – am Ende des Tages lan­de­ten wir, ohne Auto, Essen und leid­lich frus­triert – aus­ge­rech­net in Ver­dun. Die Hoff­nung auf ein Bier und einen Imbiß im War­men blieb uner­füllt. Wer meint, daß deut­sche Klein­städ­te abends „tot“ sind, hat noch nie die­se Stadt gesehen…

Halb klamm­ge­fro­ren began­nen wir schließ­lich, recht ziel­los durch die Stra­ßen zu wan­dern. Der Weg führ­te uns schließ­lich zu einem Denk­mal: Über­gro­ße, rei­ne, wei­ße Sta­tu­en gedach­ten des fran­zö­si­schen Arbei­ters und Krie­gers und sei­nes Bei­trags für den Sieg. Dem „ewi­gen Ruhm“ Frank­reichs und sei­ner Jugend wur­de gehul­digt. Alles strahl­te eine ein­ma­li­ge Sie­ges­freu­de und Selbst­herr­lich­keit aus.

War das das­sel­be Frank­reich, durch das wir tags davor mit dem Auto gefah­ren waren? Eine völ­lig über­frem­de­te, isla­mi­sier­te, gebro­che­ne, ver­blen­de­te Nati­on am Ran­de ihrer Selbstzerstörung?

Mit einem Schlag traf mich eine Erkennt­nis. Das Geheim­nis des Ver­falls, der „Feind“, der „im Lan­de ist“ – er ist grö­ßer und tie­fer. Kein bis­he­ri­ges Modell erklärt die epo­cha­le Wen­de zum Unter­gang, die Sie­ger und Besieg­te glei­cher­ma­ßen befal­len hat. Die Selb­st­ab­schaf­fung und der Gro­ße Aus­tausch der Völ­ker Euro­pas thront über allen alten his­to­ri­schen, natio­na­len und reli­giö­sen Konflikten.

Was wir heu­te erle­ben, sprengt alle Erklä­rungs­sche­mas. Es ist kei­ne „Ver­schwö­rung“ der „Fein­de“ unse­rer Hei­mat. Es ist aber auch kein „Win­ter der Kul­tur“, kein Dahin­schei­den in „spät­rö­mi­scher Deka­denz“. Bei vol­lem Bewusst­sein, lust­voll, im Wahn einer „höhe­ren Mis­si­on“ und Wahr­heit, zer­stö­ren wir uns selbst, obwohl wir alle tech­ni­schen und öko­no­mi­schen Mit­tel hät­ten, um unser Dasein zu sichern. Es ist eine geheim­nis­vol­le Krank­heit am Wil­len, ein mys­te­riö­ser Ent­zug des Lebens­sinns, der Euro­pa ereilt hat und jeden rein kul­tu­rel­len, öko­no­mi­schen, oder „orga­ni­schen“ Erklä­rungs­ver­such sprengt.

Es ist wie Ber­na­nos schrieb: „Die gegen­wär­ti­ge Unord­nung kann man kei­nes­wegs etwa mit jener ver­glei­chen, die die Welt nach dem Sturz des Römer­rei­ches ver­heer­te. Wir erle­ben nicht das natür­li­che Ster­ben einer gro­ßen mensch­li­chen Kul­tur, son­dern die Geburt einer unmensch­li­chen Kultur (…).“

Unser Unter­gang ist ein noch undurch­schau­tes Geheim­nis. Wir wis­sen noch gar nicht, was heu­te mit uns geschieht. Für mich steckt in die­ser Erkennt­nis der Nicht-Erkennt­nis auch ein ech­tes Ver­spre­chen und eine Hoff­nung: Eben­so ein­zig­ar­tig und neu wie die­ses sui­zi­da­le Fie­ber, eben­so schlag­ar­tig und radi­kal wie sein Auf­kom­men, könn­ten auch die Mög­lich­kei­ten einer spon­ta­nen Rege­ne­ra­ti­on und einer Wen­de sein.

Mein Den­ken und Tun hängt die­ser Hoff­nung und Suche an, und nur als „Log­buch­ein­trä­ge“ auf ihrer Fähr­te kann viel­leicht auch mei­ne „Blog­gen“ begrif­fen werden.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (56)

Meier Pirmin

12. Mai 2015 11:33

Der zitierte Satz von Bernanos ist schlicht grossartig:

„Die gegenwärtige Unordnung kann man keineswegs etwa mit jener vergleichen, die die Welt nach dem Sturz des Römerreiches verheerte. Wir erleben nicht das natürliche Sterben einer großen menschlichen Kultur, sondern die Geburt einer unmenschlichen Kultur (…).“

Dem darf man hinzufügen: Es gab schon vorher unmenschliche Kulturen. Die aztektische mit ihren Menschenopfern, die chinesische und die islamische gehören mit dazu, Karlheinz Deschner würde die christliche mitrechnen, das alte Aegypten und übrigens auch das Judentum des Alten Testamentes legten den Schwerpunkt nicht auf Humanität. Oder wie es Grillparzer für die letzten 200 Jahre formulierte: "Von der Humanität zur Nationalität zur Bestialität."

Unbeschadet von diesem allem scheint der neue Mitarbeiter, der immerhin seinen Ausführungen trotz Kulturpessimismus den Begriff "Hoffnung" beimengt, ein vielverprechender, nicht viel versprechender, Autor zu sein.

Enrico Fűßlein

12. Mai 2015 12:37

Sehr geehrter Herr Meier Pirmin,
Tiefenwirkung zerstört noch immer
der Gefűhllose durch seinen Beifall
oder eben mittels Kommentar.
Sie haben das Stűck nicht verstanden!

gert friedrich

12. Mai 2015 13:02

Was sollen diese sinnlosen Untergangsfantasien?
Die politische Rechte wird nie Erfolg haben,wenn sie immer nur jammert und hadert.
Da halte ich mich lieber an die Amis.
Looking for the new frontier.Anyting goes.

Magnus Göller

12. Mai 2015 13:03

Erst einmal wünsche ich dem neuen Blogger hier viele mutige und gut abgewogene Zeilen und Seiten.

Ansonsten will ich aber ein wesentliches (identitäres) Fragezeichen zu seinem ersten Beitrag setzen.

Martin Sellner schreibt:

"Es ist eine geheimnisvolle Krankheit am Willen, ein mysteriöser Entzug des Lebenssinns, der Europa ereilt hat und jeden rein kulturellen, ökonomischen, oder „organischen“ Erklärungsversuch sprengt."

Nein, dieser Transposition ins Mysteriöse mag ich nicht folgen.

Die Zerstörung der Identität, der Völker Europas erfolgt nachweislich entlang einer bestens geölten, oft von den Protagonisten ganz offen ausgesprochenen Agenda. Der Weg ist klar, und das Ziel wurde schon von Coudenhove-Kalergi klar definiert.

Da ist keine geheimnisvolle Krankheit am Willen. Sondern wird das ins Werk gesetzt, was bestimmte Leute unmissverständlich als ihr Handeln aus ganz konkretem Willen heraus bekundet haben und bekunden.

Die ethnische, kulturelle, geistige Zerstörung ist ohne Zweifel Programm.

Ein von Menschen ganz bewusst aufgelegtes Programm.

Es sei denn, wir wollten Außerirdische dafür verantwortlich machen, die Brzezinskis und Fischers und Broders und Augsteins wären allesamt (bei Augstein Junior mag das sogar noch angehen) völlig unbewusste Werkzeuge solcher oder diesen Planeten in schlimmer Weise überfallen habender numinoser, unserer Erkenntnisfähigkeit entzogener Mächte.

Identität, Echtheit, das heißt auch, den Dingen ins Gesicht zu sehen, eindeutige Machenschaften nicht in einen metareligiösen Raum hineinzuverklären.

Letzteres bedeutet Flucht.

emil

12. Mai 2015 13:17

Pirmin sagte:
"Es gab schon vorher unmenschliche Kulturen. Die aztektische mit ihren Menschenopfern, die chinesische und die islamische gehören mit dazu, Karlheinz Deschner würde die christliche mitrechnen, das alte Aegypten und übrigens auch das Judentum des Alten Testamentes legten den Schwerpunkt nicht auf Humanität."

Was bleibt dann über? Das römische Reich und das antike Griechenland?

Pirmin sagte:
„Von der Humanität zur Nationalität zur Bestialität.“

Wieso sollte sich Humanität und Nationalität ausschließen? Es kann sich ausschließen - aber es muss ja nicht, oder? Genauso wie sich Nationalität und Bestialität ausschließen kann - es sich aber, wie man zur Genüge weiß, nicht ausschließen muss.

Pirmin sagte:
"Unbeschadet von diesem allem scheint der neue Mitarbeiter [...] ein vielverprechender, nicht viel versprechender, Autor zu sein."

Das sehe ich auch so ;).

Martin sagte:
"Mittlerweile haben sich einige Dinge ereignet, die politisches Schreiben und Tun für mich immer fragwürdiger werden ließen."

Das klingt ja fast so als wäre Ernüchterung in die politische Aktivität eingekehrt. Ich hoffe doch nicht! Jetzt, wo sich nach langer Zeit sinnvoller Widerstand zu regen beginnt. Insbesondere durch die IB wird doch geradezu nachhaltig Neuland betreten, welches zuvor weder von Multikultis noch durch Nationalsozialisten eingenommen werden konnte.

Tassilo von Baiern

12. Mai 2015 13:29

Erst mal herzlichen Glückwunsch zur neuen Aufgabe!

Als Mitglied des Ablegers der IB in München, verfolge ich natürlich schon länger Ihr Wirken - allen voran, die stets sehenswerten Vlogs auf YouTube. Ich kann an dieser Stelle nur meinen größten Respekt aussprechen, vor der Hingabe und dem ganzen Herzblut den Sie in die Sache investieren!

Denn ich kann mir gut vorstellen, dass man sich oftmals im Kampf gegen die Windmühlen wähnt, bei der ganzen Apathie und Anteilslosigkeit in der Bevölkerung. Ich selbst teile auf meinem FB-Profil oftmals Beiträge und Bilder der IB, auch zur aktuellen Kampagne. Die Resonanz meines doch nicht unerheblich kleinen "Freundeskreises" tendiert hierauf meist gen NULL. Stattdessen werden lieber Katzenbilder geteilt... In Gesprächen mit entfernteren Bekannten oder Fremden, stoße ich zwar ziemlich häufig auf Zustimmung (nachdem durch meinen Vorstoß die Hemmungen gefallen sind), allerdings wird hier beinahe nie ein existenzielles Problem erkannt, von dem man auch (früher oder später) selbst betroffen ist und man deshalb -wie auch immer- aktiv wird. Zumal eine politische Betätigung auch immer eine Identifikation des Kulturträgers mit derselben voraussetzt, wozu der "in die (Konsum-)welt hineingeworfene" und wurzellose, moderne Mensch unfähig geworden ist.

Derzeit plant die EU im Niger ein Zentrum für Asylsuchende, bei dem die Afrikaner über Asyl und NEUANSIEDLUNG in Europa beraten werden sollen. Niger hat meines Wissens eine der höchsten Geburtenraten und somit ein schier unerschöpfliches Repertoire an Ersetzern. Es findet eine gezielte Siedlungs- und Zersetzungspolitik statt, aber niemanden scheint es zu interessieren..... Gleichzeitig wurden in Bremen wieder zu nahe 90% Umvolkungs-Parteien gewählt. Es wird kein Umdenken mehr stattfinden!
Klar, kann man die einseitige Berichterstattung hervorheben, aber letztlich kann man dies alles in Erfahrung bringen, wenn man will. Es ist einfach die schiere Anteilnahmslosigkeit, gepaart mit nie dagewesenem Wohlstand und Bequemlichkeit.

Revolutionen bzw. kurswandelnde Änderungen in der metapolitischen Matrix, vollziehen sich nur dann, wenn Blut auf den Straßen fließt und es unerträgliche Zustände sind. Ohne die Knechtschaft und die furchtbare Armut der Bevölkerung, wäre keine franz. Revolution (bzw. auch keine Oktoberrevolution 1917) möglich gewesen, genauso wie der NS ohne Reparationslast, Hyperinflation und prekäre Verhältnisse im Volke eher geringe Erfolgsaussichten gehabt hätte.

Solange jeder mit vollem Ranzen am Wochenende die Sau raus lassen kann, wird es keinen Wandel geben. Da kann man gemütlich auf dem Balkon zu einer Weinschorle über die Asylschwemme fachsimpeln, ehe man sich wieder der Frage zuwendet, wo denn der nächste Urlaub stattfinden soll.

Ich würde deshalb das Geheimnis des Verfalls deshalb nicht zu sehr mystifizieren. Ich kenne dieses Denkmal in Verdun nicht. Allerdings scheint es wohl ein Relikt aus besseren Tagen zu sein, welches heute wohl so nicht mehr gebaut werden würde.

LG aus München

areopagitos

12. Mai 2015 13:37

Wer sich für frühere Artikel aus der Feder von Martin Sellner interessiert, dem seien seine Leitartikel auf IG empfohlen:

Zum Beispiel:
Identitätsverlust und Unterwerfung
https://www.identitaere-generation.info/identitatsverlust-und-unterwerfung-1/

Integration und Selbsthass
https://www.identitaere-generation.info/integration-und-selbsthass-1/

Gegen Kollektivismus und Individualismus
https://www.identitaere-generation.info/gegen-kollektivismus-und-individualismus-1/

Kritik des liberalen Universalismus
https://www.identitaere-generation.info/kritik-des-liberalen-universalismus-1/

Nationalismus revisited
https://www.identitaere-generation.info/nationalismus-revisited/

Oder auch Artikel, die sich mit der Stil-Frage auseinandersetzen:

Das Smarties-Dogma
https://www.identitaere-generation.info/das-smarties-dogma-1/

Montag ist identitär
https://www.identitaere-generation.info/montag-ist-identitaer-teil-1/

Magnus Göller

12. Mai 2015 14:03

Ich will das oben Gesagte noch etwas erläutern.

Man hebt auf konservativer Seite gern darauf ab, mit Recht, dass der Mensch Schwächen habe, leicht verführbar sei, oft ängstlich, in der Herde zumal, mitunter ein Schaf.

Hier nun aber, da ganz Europa - vom Rest der Welt jetzt nicht zu reden - in seinem Geiste aufgelöst werden soll, da sei das ein unerklärlicher Schwächeanfall aller: eigentlich wisse keiner so recht, woher der rühre.

So kann man sich dann schön in sein metapolitisches Schneckenhaus zurückziehen, lamentierend philosophierend, eigentlich eitel und feige, indem man noch vor seinen Augen wegwischt, was man längst sieht, sehen musste, ganz konkrete Gegner, die vom Gewicht, der Macht her überwiegend nicht Abdullah oder Mehmet heißen.

Oh nein! Man rede doch lieber nicht von den Zirkeln, die eigentlich den Ton angeben. Man hat ja so wenig Handhabe. Noch nicht einmal immer lückenlose Beweise, wer mit wem in der Loge. Man will doch nicht als "Verschwörungstheoretiker" dastehen. Das wäre sehr peinlich.

Man setzt sich also eine Menge Tabus. Was heißt man setzt sich, man lässt exakt die weitestgehend gelten, die von genau jenen, von denen man kaum zu reden wagt, gesetzt sind.

Und weil man sich das nicht eingestehen will, man ist ja ein stolzer, aufrechter Rechter, gaukelt man sich vor, man tue das aus Klugheit.

Dabei traut man sich nur nicht, den hingeworfenen Handschuh, immer wider höhnisch hingeworfen, aufzunehmen.

So versteckt man sich denn dann hinter platoschwangeren Debatten, liest noch einmal seinen Dávila, schwelgt eigentlich im selbstbemitleideten Absterben, in der genau für solche Fälle gewünschten, da sichtbaren, damit der Agenda förderlichen Dekadenz.

Die Verschwörer sind da. Sie sind verschworen, gnadenlos. Und zu erheblichen Teilen kennt man sie, weiß, wer mit wem, wozu.

Wer das nicht zu benennen wagt, wird in seinem Elfenbeinturme irrelevant.

Er mag gar, andere mit seiner Weltabgewandtheit ansteckend, bestens im Plan, wie am Tavistock Institute ausgedacht und geschickt einerseits kujoniert, andererseits in diese Richtung gefüttert, schädlich wirken, da selbst andere verwirrend, entmutigend, ablenkend, selbstzersetzend.

Ein gebürtiger Hesse

12. Mai 2015 14:13

Die Erkenntnis einer Lage als Bild (das über die Augen das Gemüt erreicht), wie es sich in jener Verduner Nachtwanderung offenbart hat - es vermag, lieber Martin Sellner, auch Deinen Leser sehen zu lassen.

Das "echte Versprechen und die Hoffnung", die für Dich in "dieser Erkenntnis der Nicht-Erkenntnis" liegen, können die besten Garanten für den Gedeih Deines Schreibens sein.

"Welch ein Wunder, etwas zu geben, das man gar nicht hat!" (Bernanos, Tagebuch eines Landpfarrers)

Meine Glückwünsche zur Aufnahme an Bord.

Meyer

12. Mai 2015 15:33

Zum ersten Artikel auf Sezession meinen Glückwunsch!

Ihr Beitrag ist interessant zu lesen. An der aus meiner Sicht entscheidenden Stelle, kommen Sie allerdings mit einer steilen Behauptung um die Ecke! Diese Behauptung halte ich für fatal. Fatal, im eigentlichen Sinne. Sie scheint mir Schicksalsergebenheit zu fördern, das Sich-Fügen.

1. "Es ist keine „Verschwörung“ der „Feinde“ unserer Heimat."
- Nein? Wikileaks zum parallelen Fall Belgien? Selbstverständlich ist die Einwanderung konzertiert.

2. "Es ist aber auch kein „Winter der Kultur“, kein Dahinscheiden in „spätrömischer Dekadenz“. Bei vollem Bewusstsein, lustvoll, im Wahn einer „höheren Mission“ und Wahrheit, zerstören wir uns selbst, obwohl wir alle technischen und ökonomischen Mittel hätten, um unser Dasein zu sichern."
- Das hatten die Römer auch. Weder die Römer wurden, noch wir werden von mächtigeren oder zahlenmäßig überlegeneren überrannt. Es handelt sich um graduelle Unterschiede zwischen heute und damals.

3. "Es ist eine geheimnisvolle Krankheit am Willen, ein mysteriöser Entzug des Lebenssinns, der Europa ereilt hat und jeden rein kulturellen, ökonomischen, oder „organischen“ Erklärungsversuch sprengt."
- Geheimnisvoll? Naja. Aber unerklärlich? Sicher nicht. Wille ist in die Sprache der Biochemie übersetzbar: Androgene.
- "Krankheit am Willen" ist ebenfalls in der Sprache der Biochemie ausdrückbar: Aromatase. Der Zusammenhang zwischen Aromatese, Überfluß und Fettleibigkeit ist erklärlich und nicht sonderlich geheimnisvoll.
Alle historischen Imperien waren zu ihrem Höhepunkt Überflußgesellschaften durch wirtschaftliche Ausbeutung der Vasallen. Das Lykurgische Gesetz der Lakedaimonier bzw. Spartaner war die Summe aller Maßnahmen auf allen Ebenen zur Reduktion der Aromatase. Jede Armee ist eine Aromatasereduktionsinstitution - mit qualitativen Abstufungen. Aber keine Armee kann sich dauerhaft der Verweichlichung ihres Umfeldes völlig entziehen. Deswegen der neue Sporttest. Frauen bei der Armee dürften ihr übriges bewirken. Weibergesellschaft - Weiberarmee?

Fällt denn die Verweichlichung gleich Verweiblichung gleich Entmännlichung denn nicht auf? Und zwar überall!

Was ist dann nun die Folge aus DIESER Erklärung des Phänomens der allgemeinen Willenskrankheit? - Jeder hat die Entmännlichung oder Vermännlichung selbst im Griff! Damit ist jeder zuerst seine eigene Baustelle. Viele Baustellen ergeben eine neue Stadt.

Das mag nicht das "konservative" Minimum sein. Es ist DAS Minimum.

Erinnern Sie sich daran, daß das Leitsymbol der Identitären, das lakedaimonische Lambda, für einen Werdegang eines Mannes, nämlich eines Kriegers, steht. Die notwendige Identität zwischen Bürger und Krieger ist keine normative, sondern eine faktische. Und die war in Sparta lange Zeit nahezu perfekt kollektiv organisiert.
In Zeiten, in denen der Staat diese Aufgabe scheint zu vernachlässigen, wahrscheinlich nicht unabsichtlich, muß nun der Einzelne, der bereits die minimale Kraft der Einsicht besitzt, nun auch noch die minimale physische Kraft entwickeln, welche eine mentale Kraft zur Folge haben wird.

Härte oder Kuchenteig!

Schicksalsergebenheit? Ist eine hohes Gut. Doch das Beste ist zu geben! Da niemand das Schicksal kennt.

Belsøe

12. Mai 2015 15:44

Die Zerstörung der Identität, der Völker Europas erfolgt nachweislich entlang einer bestens geölten, oft von den Protagonisten ganz offen ausgesprochenen Agenda. Der Weg ist klar, und das Ziel wurde schon von Coudenhove-Kalergi klar definiert.

Ohne die Knechtschaft und die furchtbare Armut der Bevölkerung, wäre keine franz. Revolution (bzw. auch keine Oktoberrevolution 1917) möglich gewesen, genauso wie der NS ohne Reparationslast, Hyperinflation und prekäre Verhältnisse im Volke eher geringe Erfolgsaussichten gehabt hätte.

Zwei gegensätzliche Aspekte, die ganz typisch sind für den Spagat praktisch aller politischen Blöcke: die weltanschauliche Verschwörung, der die materielle Komponente bloss zu Diensten ist hüben, die materialistische Verschwörung die sich weltanschauliches Futter kauft drüben.

Ich neige eher zu letzterer Ansicht, da ich mir denke: wer kann eigentlich im Fall der Fälle wen verhindern oder machen, der Fischer die Finanzwirtschaft oder die Finanzwirtschaft den Fischer?

In billige Kapitalismuskritik muss man dabei mitnichten verfallen, die nüchterne Betrachtung der ganz realen Macht die sich in Fed, Börse und City gebildet und sich legislative Handlungsspielräume geschlagen hat, reicht aus. Die können ganze Staaten ruinieren, halbe Kontinente destabilisieren (derzeit Europa), und zwar nicht nur den eigenen. Kann Claudia Roth das, ganz konkret? Nö, Kalergi hin oder her.

Eine gewisse Rückkopplung mit weltanschaulichen und politischen Kräften ist natürlich absolut gegeben. Real Mächtige treffen legitimiert Mächtige zum beiderseitigen Nutzen, nichts Neues. Und speziell im heutigen Hegemonialreich lässt sich ökonomische und politische Macht praktisch nicht mehr trennen. Ich bleibe trotzdem dabei: finde es unwahrscheinlich, dass da Leute aus reiner Bosheit das Ende der Europäer planen, und nur zu diesem Zweck wie nebenbei aufwändige globale Ökonomiespielchen betreiben. Hingegen sehr wahrscheinlich dass der enorme nichtlegitimierte Machtblock der angelsächsischen Ökonomie schlichtweg halb anarchisch seine Wege sucht, findet und es entsprechend doktrinierte Entscheidungsträger und Gruppen gibt, deren Drall da eben besser zu passt als andere. Ist ja auch ein potenter Herrscher, der hohen Sold und viel Ruhm bieten kann. Bloss sollte man bei aller Maskerade, aller Käuflichkeit und aller ideologischen Rechtfertigungsoper nicht vergessen wer wem dient. Merkel hat ja auch gerade Skandal, wohl weil sie nicht hart genug mit Putin gebrochen hat.

Raskolnikow

12. Mai 2015 15:53

Wieder ein schöner Mensch,

im Dienst auf dem Rittergut. Es scheint mir kein geringes Zeichen zu sein, wie gutaussehend die Mannschaft hinter Kubitscheks Schlangenbanner ist. (Apropos: das neue Bild von Wegner wäre, malte es ein Priester auf Holz, eine zeitgenössische Ikone: psycho- und sym-pathisch zugleich! Man fragt sich, ob er gleich Dante auf Italienisch zitiert oder jemandem die Kehle duchschneidet ... Das ist Stil!) Als Verfechter der ausschließlichen Oberflächlichkeit und des verzögerten Effekts gefällt mir dieses Detail außerordentlich. Man betrachte nur einmal die gemeinen Visagen der anderen Feldostnummer! Oder die feisten Mondgesichter der Wohlstandskonservativen! Sehr aufschlußreich, oder?

Der schöne Mensch hat immer Recht! Deshalb passt der Neue auch gut zur bisherigen Besatzung. Vielleicht zieht mit ihm auch ein wenig mehr Technologie in die Kasematten, er scheint sich ja in den modernen Medien zu verbreiten wie ein zugedröhnter Gangsterrapper ...

Nichtsdestotrotz kann ich Sie, Sellner, natürlich nicht leiden. Wer in Ihrem Alter schon alles ins Ge-stell hängen muss, bis es sich nicht mehr be-wegt und wer die miese Sprachverge-waltigung dieses Stiesels nicht abscheulich finden mag, nun ja, den kann ich halt nicht leiden ... Ich hoffe, Sie schreiben hier schnell und viel, bevor Ihnen das Studium der Jurisprudenz und Ihre unselige Heideggeradoration jede Lebenskraft genommen haben! Also: viel Glück!

Ihren ersten Beitrag auf SiN werde ich mit einem Glas Cognac und einem feierlichen zweiten Wurf einer "Sein und Zeit"-Ausgabe an die gegenüberliegende Wand begehen. (In Ermangelung eines Cognac werde ich Wasser trinken und anstatt des Heidegger-Buches werfe ich Thackerays "Book of Snobs", ich bin auf Reisen, Verzeihung ...)

Ich hoffe, Sie schreiben ein wenig gegen diese rechte Bambi-Mentalität an: vor allem und jedem gleich verschreckt ins Gebüsch zu springen. Egal ob es die guten Moslems (Hezollah &c.) oder "die Russen" sind, alle machen den deutschen Rechten Angst; was sie natürlich nicht an größenwahnsinnigen Planspielen hindert ...

Vielleicht haben Sie, Sellner, als junger Identitärer ja die nötige zugedröhnte Lässigkeit, um ein paar der hiesigen traurigen Gestalten zu einem Gartenabenteuer oder zu Ladendiebstählen zu überreden. Ich habe es nicht vermocht. Denn zum political campaigning hat A. L. Schlageter schon alles gesagt. Da brauchen Sie nichts mehr zu lesen ... Dann treffen wir uns vielleicht doch noch alle mit unseren Fahrrädern und ziehen in Richtung Reichstag! (Wie die berühmten Radfahrer Collins, McGee und Tobin einst zur Cairo Gang gefahren sind!) Auf der Reise plündern wir Gärten, besichtigen Kirchen und rauben Bürgerstöchter, ach das wär schön ... Ich bring einen Kasten Malzbier, Storck Riesen und eine Decke mit!

Halten Sie durch
und geben Sie nichts
auf uns Kommentatoren;
wir sind ausnahmslos Idioten!

R.

Revolte

12. Mai 2015 15:59

Herzlich willkommen in der Gemeinde, Herr Sellner.
Auf ein gutes Gelingen und viele Stunden profunden Austausches.

Andreas Walter

12. Mai 2015 16:21

Es gibt kein Mysterium. Es gibt nur Dinge die verboten sind und unterdrückt werden und andere die erlaubt und sogar gefördert werden. Unerwünschte und gewünschte Dinge. Meine Gedanken sobald ausgesprochen oder auf Papier gebannt gehören zu den Unerwünschten und zu den Verbotenen, sobald ich sie zu vervielfältigen und verbreiten versuche. Einzig und allein meine Reichweite und damit Tragweite bestimmt darüber, wie massiv die Gegenmassnahmen daraufhin werden. Doch selbst diese kann man mit zunehmender Überwachung und Kontrolle der Kommunikationskanäle immer subtiler, unmerklicher gestalten. Am Ende dieser genialen wie auch perversen Totalüberwachung verstehe ich (das Individuum) einfach nur nicht, warum ich keinen der Arbeitsplätze bekomme, auf die ich mich bewerbe oder niemand für mich Arbeit hat, und damit Brot. Auf die Weise kann man Menschen sogar in die Depression (Subpression!) und sogar in den (Volks)Selbstmord treiben, oder zumindest in Isolation, Armut, Krankheit und dann dadurch Tod. Manchmal Frage ich mich sogar, ob meine Nachrichten euch überhaupt noch erreichen, wenn sie nicht veröffentlicht werden. Doch selbst dann, wen interessieren sie, wer nimmt davon Kenntnis in einer Welt, in der ja auch Alle in einer ständigen Konkurrenz um Aufmerksamkeit leben, Aufmerksamkeit und Medienpräsenz ja selbst ein Kapital, einen kapitalisierbaren Faktor, Brot darstellen. In der Medien- und Kommunikationsgesellschaft. Im Informations- und Desinformationszeitalter. Also Gegenwehr und Widerstand mit Waffengewalt, Terrorismus? Wunderbar, und schon ist er dann da, der ultimative Polizeistaat. Nazis? NSU? Islam? Darum geht es doch gar nicht. Was wäre nach C. G. Jung der Schatten von Freiheit, von grösstmöglicher Freiheit für alle?

Meier Pirmin

12. Mai 2015 16:21

@Emil & Enrico. Der Satz von Grillparzer aus dem Jahre 1849, aus der Ernüchterung über die 48er Revolution formuliert, lautete wörtlich: "Der Weg der neuen Bildung führt von der Humanität zur Nationalität zur Bestialität." Grillparzer, ein Kritiker Metternichs u n d der Liberalen und Nationalen von 1848, stand als österreichischer Konservativer der Wiener Schule rechts von den Rechten. Zu seinem Thema hat Heinrich Schuschnigg 1989 ein Buch veröffentlicht: " Von der Humanität zur Bestialität - eine Bilanz der Französischen Revolution". Der Satz von Grillparzer richtet sich also primär gegen das Gedankengut der Französischen Revolution, welche er aus dem Geist Habsburgs, aber auf höherem Niveau als die Prinzen, kritisierte.

Bismarck kritisierte übrigens im gleichen Grillparzerschen Sinn, dass dem "Nationalismus der Ludergeruch der Revolution" anhafte. Die Formulierung von Grillparzer geht jedoch auf den deutschen Gelehrten Karl August Evers (1779 - 1823) zurück, Schwager von Heinrich Zschokke, nach 1802 deutscher Lehrer an der Kantonsschule Aarau. Evers publizierte 1807 bei Sauerländer in Aarau das Buch: "Bildung - Von der Humanität zur Bestialität". 1999 nahm Jürgen Habermas Everts und Grillparzers Schlagworte auf in seiner missglückten Vorlesung "Humanität - Bestialität - Servilität", womit er zur Unterstützung von Joschka Fischer die deutsche Einmischung in den Jugoslawienkrieg rechtfertigen wollte. Immerhin sah Habermas im Geist von Grillparzer richtig, dass der Nationalismus nicht nur Habsburg-Oesterreich zerstört hatte und mithin den 1. Weltkrieg ausgelöst, sondern dass auch in Ex-Jugoslawien ein gefährlicher und mörderischer Nationalismus sein blutiges Haupt abermals erhob. Unter allen Kritikern des Nationalismus scheint mir aber Franz Grillparzer, für mich noch immer der grösste Dramatiker Oesterreichs und einer der tiefsinnigsten konservativen Denker aller Zeiten, bis heute einer der glaubwürdigsten. So sehr er Metternich wegen dessen zensurfreundlicher Kulturpolitik verabscheute, den Politiker Metternich fand Grillparzer in vielem klüger als diejenigen, die nachher kamen. Der philosophisch wohl bedeutendste Nationalismus-Kritiker vor 1848 war wohl - neben Goethe - Franz von Baader, der bayrische Oberstbergrat und lange vor Marx und Engels der Verfasser der wohl noch immer bedeutendsten Abhandlung über das Proletariat innerhalb der deutschen Geistesgeschichte.

Mein kritischer Beifall an die Adresse von Martin Sellner war übrigens keineswegs "gefühllos".

enickmar

12. Mai 2015 17:17

Daß hier in diesem Blog noch von einem "Mysterium" gesprochen wird erstaunt dann doch. Oder ist das eine Provokation ?

Some even believe we are part of a secret cabal working against the best interests of the United States, characterizing my family and me as 'internationalists' and of conspiring with others around the world to build a more integrated global political and economic structure — one world, if you will. If that is the charge, I stand guilty, and I am proud of it.

Schreibt Rockefeller selbst in seiner eigenen Biographie. Ich hab's zur Sicherheit in einer signierten US-Ausgabe nachgelesen. Ähnliche Ansagen lassen sich zu Hauf finden, sind keine Falschzitate, keine Verschwörungstheorie und sind jedem mit Leichtigkeit zugänglich.

Noch Fragen zum "Mysterium" ?

Karl Franken

12. Mai 2015 17:30

Auch meine Glückwünsche an Martin Sellner und gleichzeitig an die Sezession, einen solchen Mitarbeiter gewinnen zu können!
Chapeau vor Ihrer enormen Bildung und der Tiefgründigkeit Ihrer Gedanken, lieber Herr Sellner...

Ich kann mich wiederfinden in Ihrem ersten Blog.
"Tiefe Ratlosigkeit", "gespaltene Existenz". Oh ja, und wie ich Sie nachempfinden kann.

"Was wir heute erleben, sprengt alle Erklärungsschemas.....Es ist eine geheimnisvolle Krankheit am Willen, ein mysteriöser Entzug des Lebenssinns, der Europa ereilt hat..und jeden Erklärungsversuch sprengt."

Das "Geheimnis des Verfalls", das Ihnen bei Ihrem Besuch in Verdun in den Sinn kam: Ein ähnliches Erlebnis hatte ich vor einigen Jahren bei einem Besuch auf dem Loreley-Felsen. Dort war am höchsten Punkt in einen herausragenden Felsbrocken, vor dem Hintergrund des herrlichen Mittleren Rheintals ein Halbmond eingemeißelt. Welch eine Symbolkraft, welcher Anblick hätte mich mehr erschaudern lassen können?!

@Magnus Göller:
"Nein, dieser Transformation ins Mysteriöse mag ich nicht folgen.
Die Zerstörung der Identität, der Völker Europas erfolgt nachweislich entlang einer bestens geölten, oft von den Protagonisten ganz offen ausgesprochenen Agenda. Der Weg ist klar, und das Ziel wurde schon von Coudenhove-Kalergie definiert...Die ethnische, kulturelle, geistige Zerstörung ist ohne Zweifel Programm."

Ich gebe Ihnen da prinzipiell Recht, Herr Göller.
Wer kennt ihn nicht, den Ausspruch des oben genannten Trägers der höchsten "Auszeichnung" meiner Heimatstadt Aachen, des Karlspreises:

"Ziel ist die Schaffung der eurasisch-negroiden Mischrasse in Europa".

Es fällt schwer, nicht an Verschwörungen zu glauben, schaue ich mir nur einige Träger des Karlspreises an, beispielsweise Churchill oder der diesjährige kommende Träger, der ebenfalls aus meiner Heimatstadt stammende unsägliche EU-Apparatschik Martin Schulz. Allein die Liste der Karlspreisträger liest sich wie ein "Who is Who" der Völkerzerstörer Europas.

Und dennoch sind die von Sellner in seinem empfehlenswerten Vlog zum Thema Verschwörungstheorien vorgebrachten Argumente durchaus logisch und schlüssig.
Die Wahrheit, falls es sie gibt, liegt vermutlich irgendwo in der Mitte beider Thesen.

@Martin Sellner:
"Ebenso einzigartig und neu wie dieses suizidale Fieber, ebenso schlagartig und radikal wie sein Aufkommen, könnten auch die Möglichkeiten einer spontanen Regeneration und einer Wende sein. Mein Denken und Tun hängt dieser Hoffnung und Suche an." Dito.

Sie kennen sicherlich das Filmdrama "Harodim-Nichts als die Wahrheit?"
Schlüsselzitat des Films:
"Die zwei Seiten unserer Natur: Licht und Dunkel, Weisheit und Unwissenheit existieren nebeneinander. Das ist die Angst und gleichzeitig die größte Hoffnung der Menschheit."

In diesem Sinne:
Ihnen und uns allen weiterhin viel Mut, Kraft und Hoffnung für das, was da kommen wird!

Meier Pirmin

12. Mai 2015 18:35

Noch ausdrucksstark aus früheren Notizen Martin Sellners ein Gedicht von Stefan George, das eine Grundstimmung tiefer Ratlosigkeit kurz vor dessen Tod 1933 wiedergab. Die Hoffnungsträger von damals waren für den Dichter "nicht von der Wölfin gesäugt".

"Nova Apocalypsis

Endchrist endchrist du wurdest zum spott
Statt deiner kommt der fliegengott.

Larven aus faulenden hirnen gekrochen
Sind nun ins leben hereingebrochen

Breiten sich dreist über alle gassen:
»Das reich ist unser: wir kommen in massen.

Der geht noch aufrecht - reisset ihn um
Der hat noch ein antlitz - zerret es krumm!

Der schreitet noch - er schleiche und hinke
Der schaut noch - macht dass er schiele und zwinke!

Kein arm: wir brauchen nur taster und greifer
Kein blut: wir brauchen nur gallert und geifer.

Hinweg mit seelen und höhen und himmeln
Wir brauchen nur staub: wir die kriechen und wimmeln.«

STEFAN GEORGE

Martin Sellner

12. Mai 2015 18:47

Danke erstmal an alle für die vielen großartigen Kommentare. So eine Reaktion hab ich nicht erwartet. (na gut dank Verbreitung in den Sozialen Netzwerken in denen ich recht gut vernetzt bin hab ich ich sicher ein wenig dazu beigetragen.)
An der Qualität vieler Kommentare erlese ich sofort das es sich hier auch um ein erlesenes Publikum handelt, was meine Ehrfurcht noch etwas vergrößert und mich sogar davon abhält emoticons in meine Kommentare einzubauen.
Ich kann für den Moment, bis ich am späteren Abend Zeit finde auf einzelne Kommentare gesondert einzugehen, erstmal nur für das herzliche Willkommen danken!

Um meine literarische Glaubwürdigkeit zu beweisen mach ich das natürlich mit einem Nietzsche Zitat das (ungelogen) nicht gerade mal rasch ergooglet wurde:

"Kritik, einseitige und ungerechte ebensogut wie verständige, macht Dem, der sie übt, so viel Vergnügen, dass die Welt jedem Werk, jeder Handlung Dank schuldig ist, welche viel und Viele zur Kritik auffordert: denn hinter ihr her zieht sich ein blitzender Schweif von Freude, Witz, Selbstbewunderung, Stolz, Belehrung, Vorsatz zum Bessermachen."

Bernhard

12. Mai 2015 19:18

Finde ich gut, einen Identitären hier zu Wort kommen zu lassen. Gut, weil hier Theorie und Praxis zusammenfließen.

Schließlich: Jugend ist manchmal mehr wert, als die Überbildung der Alten.

Stephan

12. Mai 2015 19:18

Als junger Mann in Ihrem Alter ziehe ich meinen Hut vor Ihrem Mut.

Gustav Grambauer

12. Mai 2015 19:25

Martin Sellner

Ihr Begrüßungsfilm:

https://www.youtube.com/watch?v=IDxw7sDM8bw

Raskolnikow

"... und einem feierlichen zweiten Wurf einer "Sein und Zeit"-Ausgabe an die gegenüberliegende Wand ..."

In remake of raving beauty Metzgersverkäuferin??? ("Der schöne Mensch hat immer Recht!")

https://www.youtube.com/watch?v=hig2BpatjJw (bei 3:54)

"Ich bring einen Kasten Malzbier, Storck Riesen und eine Decke mit!"

Und ich bring Vielevielebuntesmarties mit!!! Vielleicht treffen wir unterwegs im ICE-Bord-Treff noch Matthias Horx!!!

- G. G.

Harald de Azania

12. Mai 2015 19:30

Verehrte identitaere Freunde,

Zuerst @ Raskolnikov: "Der schöne Mensch hat immer Recht! " Gilt das auch fuer Heidi Klum und sonstige Gehirnamputierte 'supermodels' ??

"Beauty is in the eye of the beholder". :-)

Zu MS: Zugegeben ,die Lage ist nicht wirklich erfreulich. Aber: "Dum spiro, spero".

Die Gegenkraefte werden immer interessanter und aktiver und strukturierter, sodasz schlussendlich Qualitaet ueber Quantitaet siegen wird.

Kulturnihilistische Pseudoelite + angeschwemmter A ...... uslaenderp ...... prekariat : Quantitaet. Wir/Ihr/ alle patriotischen Bewegungen/blogs/ etc etc : Qualitaet.

Den Umschlag von Quantitaet in Qualitaet gibt's nicht, auch eine der vielen Engel'schen irrlehren!

Ausserdem sind die anderen feig. Bitte: Der Kaiser ist nackt!

Kopf hoch & alles Gute/ HdeA

Weserlotse

12. Mai 2015 19:46

Da ist keine geheimnisvolle Krankheit am Willen. Sondern wird das ins Werk gesetzt, was bestimmte Leute unmissverständlich als ihr Handeln aus ganz konkretem Willen heraus bekundet haben und bekunden.

Die ethnische, kulturelle, geistige Zerstörung ist ohne Zweifel Programm.

Da mag etwas dran sein, Herr Göllner. Man bedenke, daß es in diesem Land möglich ist, das komplette staatliche Bildungssystem von der Einschulung bis zum Hochschulabschluß zu durchlaufen, ohne auch nur ein einziges Mal etwas Positives über Deutschland zu hören. Gleichwohl befriedigt mich diese Erklärung nur bedingt, denn sie erklärt nicht diesen Schwund an Willen zur Selbstbehauptung, der so weit um sich gegriffen hat, nicht diese vorauseilende Bereitschaft, an der eigenen Abschaffung mitzuwirken und sich dabei noch als guter Mensch zu fühlen. Das Volk scheint von einer Erkrankung des Immunsystems, gar von einer autoaggressiven Lust am eigenen Untergang befallen zu sein, und diesen Zustand beschreibt das Bild einer geheimnisvollen Krankheit gar nicht schlecht.

emil

12. Mai 2015 20:08

Meier Pirmin sagte:
"Der Satz von Grillparzer aus dem Jahre 1849, aus der Ernüchterung über die 48er Revolution formuliert, lautete wörtlich: „Der Weg der neuen Bildung führt von der Humanität zur Nationalität zur Bestialität.“"

Hat es damals also bereits eine Abkehr vom humboldtschen Bildungsideal gegeben? Ich meine gelesen zu haben, dass dem humboldtschen Bildungsideal - welches doch die Vervollkommnung des menschlichen Seins im Auge hatte - vorgeworfen wird, dass es trotz seiner idealistischen Erziehung und Bildungsvermittlung so etwas wie den Nationalsozialismus nicht verhindern konnte bzw. diesen sogar befördert hat. Mich hat dieser Umstand selbst immer ein wenig verwundert, da ich der Überzeugung war, dass wir uns erst seit ein paar Jahrzehnten in die Richtung eines humankapitalkonformen Ausbildungssystem bewegen und dabei die edlen Werte aus dem Auge verlieren, welche bis in die 60er Jahre noch berücksichtigt wurden.

Meier Pirmin sagte:
"Grillparzer, ein Kritiker Metternichs u n d der Liberalen und Nationalen [...]."

Hat sich Grillparzers Ablehnung dabei jedoch lediglich auf die Ablehnung von "Nationalismus" im Sinne eines "Nationalchauvinismus" beschränkt oder war Grillparzer nicht national im Sinne von unpatriotisch? Je nach Quelle hat man unter dem Begriff "Nationalismus" nämlich entweder einen Nationalchauvinismus oder einen landesweiten Patriotismus zu verstehen.

Ich bitte über die naiven/kindlichen Fragen Nachsicht walten zu lassen. In der Schule ist man meilenweit davon entfernt gewesen über solche Fragen zu diskutieren - und erst jetzt als Student hat man mehr Reife und Freiraum, um sich seine Bildung selbst zu gestalten. Vielen Dank daher im Übrigen für jede Auskunft!
Ich hätte auch nicht gedacht mich mal auch nur annähernd als konservativ oder rechts zu bezeichnen (dort haben für mich bisher immer die ÖVP und CDU Finanzstiefellecker dazugezählt), da ich mich aufgrund meiner wirtschaftspolitischen Einstellungen eher zu den Linken gezählt habe - eine Ansicht, die aufgrund von vielen linken gesellschaftspolitischen Missetaten jedoch große Risse bekommen hat.

Gernot

12. Mai 2015 20:48

Über den "Der Funke" kam ich zur Sezession. Vielen Dank, Martin!

Meier Pirmin

12. Mai 2015 21:17

@Emil. Grillparzer war natürlich, im nicht nationalen Sinn, ein kaisertreuer österreichischer Patriot. Dabei bedeutet "kaisertreu" bei ihm nicht billige Untertänigkeit, sondern sogar eine tiefe Skepsis gegenüber jeglichem Chauvinismus, Nationalismus und religiösem Fanatismus, was man besonders dem politisch tiefsinnigsten Drama der deutschen Literatur entnehmen kann, "Ein Bruderzwist im Hause Habsburg" von Grillparzer. Was die Eigenschaft "Treue zu Oesterreich-Ungarn" betrifft, war Grillparzer so patriotisch, wie es Ultrapatrioten und fanatische Nationalisten gar nie zustandebringen. Grillparzer war "rechts" in dem Sinne, wo in der französischen Revolution die freiheitsorientierten Königstreuen sassen, also ganz rechts im Parlament. Vielleicht kann man seine Haltung noch mit derjenigen von Edmund Burke vergleichen, welcher die Hinrichtung von Marie-Antoinette, notabene einer hochgebildeten Oesterreicherin, den französischen Revolutionären nie verziehen hat. (Die Anekdote, das Volk solle Kuchen essen, wenn es kein Brot habe, ist eine reine Verleumdung, bezogen auf die Oesterreicherin, und stammt aus einem Text von Rousseau von 1762, der nicht Marie-Antoinette meinte, welche 1785 in Ermenonville das damalige Grab von Rousseau aufsuchte.)

Zum Bildungebegriff von Grillparzer: dieser ist ähnlich wie der von Stifter, im Sinne von Humboldt human und humanistisch, religiös eher skeptisch, aber den Ueberlieferungen gegenüber ehrfurchtsvoll. Mit dem späteren Nationalsozialismus können Sie bei der frühen Kritik am Nationalismus nicht kommen. Es ging einerseits um die Kritik an einem Spaltpilz, der den Reichsgedanken bedrohte, andererseits, nach Franz von Baader, potenziert der Nationalismus die höchste Sünde des Individuums, den rücksichtslosen Egoismus, zur kollektiven Nationaltugend. Eine Perversion! Nationalismus als kollektiver Egoismus einer sog. Nationalität war also bei Grillparzer, Baader und Stifter eine Sünde. Unter Patriotismus verstand man ganz früher die Bindung an die Vaterstadt, patria, was beispielsweise in der Stadtrepublik Genf von Calvin bis Rousseau Tradition hatte. Genfer Patriotismus bedeutete also weder Hauptsolidarität mit Frankreich oder Savoyen noch mit der Schweiz, sondern eben zur Vaterstadt. Umgekehrt wäre gerade bei Grillparzer österreichischer Patriotismus dann pervertiert gewesen, wenn er zum Beispiel nur der deutschen Volksgruppe gegolten hätte. Das wäre ganz unhabsburgisch gewesen.

Ich habe Otto von Habsburg, wenn auch nicht direkt persönlich, in der Schweiz - nahe von seiner Stammburg in Brugg - noch leibhaftig kennengelernt, auf ihn und seinen Bruder einen Nachruf geschrieben in www.portal-der-erinnerung.de. Otto von Habsburg war nach meiner Einschätzung a)österreichischer Patriot b)deutscher Patriot c)europäischer Patriot, aber eher im Sinne des Europas der Kathedralen und nicht von Euromarkt und Euratom.

Ein grosser Europäer war meines Erachtens aus dem Hause Habsburg Kaiser Karl V. Er hätte sich wohl weder einen spanischen noch einen deutschen Patrioten genannt. Existentiell war hingegen die Abwehr der Türkengefahr, an die noch heute das Läuten von Kirchenglocken um 11 Uhr erinnert, Tradition seit 1454. Auch Erasmus von Rotterdam, der bedeutendste Humanist aller Zeiten und Pazifist, kritisierte kompromisslos Kriege unter Christen, anerkannte jedoch den Widerstand, auch den kriegerischen, gegen die Türken/Muslime, so weit es um die Verteidigung der eigenen Zivilisation ging. Erasmus, gestorben in Basel, war niederländischer Patriot. Seine letzten Worte, wiewohl er sonst nur lateinisch dachte, schrieb und sprach, waren "leeve God", lieber Gott. Zu seiner Zeit empfand sich freilich der einzige holländische Papst, Hadrian VI., noch als "deutscher Papst". Dies darf aber nicht im nationalistischen Sinn missverstanden werden.

Martin Sellner

12. Mai 2015 22:25

Danke sehr für die Auflistung. Die Qualität schwankt da aber etwas.

Martin Sellner

12. Mai 2015 22:27

Danke für das Lob, man tut was man kann (und manchmal auch weniger gut kann).
Ich hätte gern eine einfach Antwort auf dieses "Geheimnis des Verfalls", es mystifiziert sich für mich ganz von selbst.

Martin Sellner

12. Mai 2015 22:28

Nein, nein - keine Angst. Wir sind so aktiv, organisiert und zahlreich wie nie zuvor. Man geht halt etwas reflektierter an die Sache, das allerdings ist wahr.

Martin Sellner

12. Mai 2015 22:32

Danke für Lob und ausgesprochenen Wunsch. Ich wünsche mir das auch.
Ich muss zu dem (identitären) Fragezeichen allerdings etwas nachbohren. Woher kommen diese Verantwortlichen?
(Sie und ihre Verantwortung zu benennen ist ein wesentlicher Aspekt unserer derzeitigen Kampagne:
https://deraustausch.at/)
Die sind ja nicht vom Himmel gefallen. Sie sind auch nicht von "Siegermächten" eingesetzt, weil: die Siegermächte haben genau dieselben Probleme und dieselben Cliquen. Es ist eher wie ein Taumel, der eine ganze Völkerfamilie eine ganze Zivilisation befallen hat und dessen Träger und Vollstrecker eben diese Personen sind. Das Entschuldet sie nicht und sagt nicht, daß man nicht gegen sie vorgehen soll. Es zeigt aber dass der geistige Raum, indem diese Leute hervorgewachsen sind und ihre Agendas bilden vielleicht auch analysiert werden muss. Was ist Sinn, Ziel und Genealogie dieser "Agenda"?

Martin Sellner

12. Mai 2015 22:32

Klagt nicht, denkt!

Martin Sellner

12. Mai 2015 22:37

Herzlichen Dank und Danke auch für den Verweis auf den Vlog und den Film! Ich glaube die "Personalisierung" der Phänomene die uns heute umgeben zwar reizvoll und einfach ist aber uns am Kern der Sache vorbeiführt. Wir alle sind irgendwie Teil dieses Spiels geworden, es gibt hier kein echtes Zentrum, keine echten "Akteure" mehr. Das zeigt sich bereits in der Politik, die von "der Wirtschaft" kontrolliert wird, die wiederum von "Sachzwängen" kontrolliert wird.

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

12. Mai 2015 22:37

Besser zu schlafen, wie so ohne Genossen zu sein,
So zu harren, und was zu tun indes und zu sagen,
Weiß ich nicht, und wozu Dichter in dürftiger Zeit.
Aber sie sind, sagst du, wie des Weingotts heilige Priester,
Welche von Lande zu Land zogen in heiliger Nacht.

Hölderlin, Brod und Wein

Teilweise etwas manieristisch ("deutscher Zunge") dieser Text Sellners.
Aber ein starker Text.

Inhaltlich kann ich dem Autor zustimmen. Geschichte verstehen, oder zu meinen, sie zu verstehen, können nur die Späteren. Die Gegenwart ist stets ein Nebel und wir Wanderer im Sumpf.

Unter dieser Vorbemerkung möchte ich doch einige Gedanken zum Verständnis der Misere unseres Vaterlandes, die wir hier alle zu sehen glauben, beisteuern.


Erstens:

Blicken wir 50 Jahre zurück:
Die zahllosen Wunden aus denen unser Vaterland 1945 noch blutete, waren geschlossen. Ein jugendlich frisches Volk, erfolgreich im Aufbau, gesegnet mit Geburtenübeschuss, blickte optimistisch in die Zukunft. Alle Welt sprach vom Wirtschaftswunder. Glückliche Fügungen und fähige Staatsmänner hatten Deutschland und seinen Nachbarstaaten das Schicksal Koreas und Vietnams erspart, zum Schlachtfeld der Großmächte zu werden.

Was dann folgte, verstehen wir heute noch nicht. Es war wohl in den Tiefen der Zeit angelegt. Aber wann wurden die Ursachen gesetzt? Und wäre das Folgende abzuwenden gewesen?

Dass der Niedergang ab 1968 eine Folge einer angeblichen Umerziehung der Besatzer nach der Niederlage war, dafür spricht nichts, aber auch gar nichts. Man blicke auf die anderen Siegermächte, auf Schweden, aber auch auf Japan, auf Irland und Island.

Wir verstehen nicht, was geschehen ist. Noch weniger wissen wir, was nun zu tun wäre das Geschick zu wenden.

Es bleibt als vornehmste Aufgabe:
Zu harren, zu hoffen und zu beten.

Zweitens:

Ansonsten sehe für Patrioten, die im jugendlichem Eifer Taten vollbringen wollen, als Aufgabe, endlich mal diese Witzfigur, diesen Bettelsmann, der das Pferd zu Tode ritt, diesen durch unglückliche Umstände an die Macht Gekommenden, diesen verdammten Österreicher vergessen zu machen.

Die deutsche Geschichte lief nicht zwangsläufig auf Hitler zu. Und unsere Aufgabe ist es nicht, tausendjährige Sühne für ihn zu leisten.
Der größte Autobahnbauer aller Zeiten hätte auch anderswo auftreten können und ist anderswo aufgetreten. Ich nenne nur: Stalin, Mao, Pol Pot.
Dazu die Kongo-Greuel, die Brutalität der Kolonialherren - wer setzte zuerst Giftgas gegen Frauen und Kinder ein?
All dies zu nennen und damit endlich einen Schlussstrich unter die NS-Zeit zu ziehen. Dies ist wohl die Mühe der Edlen wert.

Drittens

Die interessanteste Figur der aktuellen Politik ist Lutz Bachmann.
Cum grano salis hoffe ich, dass ihm die Rolle eines deutschen Lech Walesa zufällt. Obwohl es dafür noch etwas früh erscheint.
Das comeback nach dem selbstironischen Hitler-Selfie , welches zusammen mit proletenhaften Äusserungen zu Asylbewerbern öffentlich wurde und jeden anderen vernichtet hätte wurde, weisen auf etwas Neues, auf etwas Kommendes hin.

Martin Sellner

12. Mai 2015 22:38

https://www.youtube.com/watch?v=xcv8OlQ6lbk

Andreas Walter

12. Mai 2015 22:42

Ja, war vielleicht ungerecht, mein Vorwurf. Sehe eben erst, dass Sie 26 und bisher mit studieren beschäftigt waren. Da bleibt nicht mehr viel Zeit auch noch die anderen Quellen zu sichten, von denen Ihnen ihre Professoren in der Regel nichts erzählen. Habe gestern erst wieder etwas erschreckendes über Harvard erfahren, was hier bei uns an den Universitäten nicht anders ist. Unter dem Gesichtspunkt kann ich Ihnen natürlich nur meinen tiefsten Respekt und meine Achtung aussprechen um nicht wie mein Vater mit mir fürchterlich mit Ihnen zu schimpfen angesichts von so viel Dummheit und Idealismus. Willkommen im Klub. :)

Resi Burgen

12. Mai 2015 22:45

Ich habe mir auf Youtube seinen Vlog 40 angeschaut. Er spricht ruhig und besonnen, er findet stets anschauliche Bilder um das Gesagte damit zu untermauern. Ja, er findet einfache und klare Worte. Ich finde,er ist ein charismatischer junger Mensch, der die junge Generation wachrütteln kann. Schließlich ist es auch deren Zukunft die hier verspielt wird.
Ich wünsche ihm, dass er mit Herzblut bei der Sache bleibt.
Liebe Grüße aus Schwaben

Martin Sellner

12. Mai 2015 23:00

Ich muss gestehen: die Raskolnikow-Kommentare habe ich manchmal vor den Einträgen und öfter sogar mit mehr Genuß gelesen. Dass jetzt mir einer gewidmet ist, schmeichelt mir (ganz abgesehen vom Inhalt) sehr. Gleichzeitig ärgert es mich, da er mich genau da packt, wo die Auslegung der Welt als rein ästhetisches Phänomen am schwersten zu überwinden ist trifft: bei der eigenen Eitelkeit. Da mir leider Ihr poetischer Muskel abgeht und ich ein wenig ratlos bin, wie ich mich zu diesem Feuerwerk verhalten soll, das da meinetwegen abgezündet wurde, will ich gestehen.
Auch Sie waren mir auf den ersten oberflächlichen Blick hin etwas unsympathisch. Ich neidete Ihnen in erster Linie Ihren Bartwuchs, der auf Erznahrung und machtvollen Metabolismus schließen lässt.
Zum Twitter, Posten und Vloggen (mein instragramm profil wurde gar nicht verlinkt, das war dann wohl doch zu verbloomt) pflege ich zu meiner Verteidigung vorzubringen, dass es sich nicht um ein Aufgehen im, sondern um eine Infiltration des Ge-stells handelt.
Die Antipathie gegen Heidegger hingegen finde ich richtig sympathisch. Ich bin sehr polemisch veranlagt und liebe es, je feiner die Differenz, desto größer das Vergnügen, über solche Dinge zu streiten. Ich muss hier sicher noch etwas Scheu und Ehrfurcht abbauen, aber fragen Sie mal rum: ich habe neige dann dazu, etwas unbequem zu werden.
Was meine Karriere, bürgerliches Leben, Seßhaftigkeit etc betrifft, kann ich auf jeden Fall eine Entwarnung geben. Meine Lebensplanung verliert sich immer noch am Ende auf irgendeiner brennenden Barrikade und nicht am Todtnauberg oder in einer Staatsbibliothek. Soweit mein Versuch originell und interessant zu antworten. Falls es nicht geklappt hat, kann ich immer noch etwas über Heidegger nachschieben.

Grüße!

PS: BITTE, schreiben Sie, was Sie wollen, aber nichts gegen unschuldige Bücher. Spenden Sie es lieber einem jungen identitären Aktivisten. Die lesen derzeit (fast) alle Heidegger.
PSS: Waren das damals New-Balance Sneakers, die Sie anhatten? Ich hab jetzt auch welche:

A photo posted by Martin Sellner (@martinsellner) on Apr 18, 2015 at 2:58am PDT

Superior

12. Mai 2015 23:27

Sehr schön, dass Martin Sellner hier Autor wird.

Ich lese seine Artikel immer mit Genuss und die auf der Sezession ebenfalls, praktischerweise lässt sich das nun miteinander verbinden.

Die Andeutung hier in den Kommentaren von wegen Sellner solle nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern was tun, sind allerdings eine Unverschämtheit. Ich kenne niemand der sich das Wort Aktivist dermassen verdient hat wie Sellner, ohne ihm wäre die IB nicht auf solchem gutem Wege wie sie es heute ist.

Wären die Sektionen überall derart aktiv wie in Wien würde bereits ein deutlicher Ruck durchs Land gehen. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden.

enickmar

13. Mai 2015 00:29

Man kann die aufgeklärte Anti-Verschwörungs-Diskussion ums “Mysterium” eigentlich relativ schnell und sinnvoll abkürzen.
Daß hier einflußreiche Eliten “Strippen ziehen” kann man wohl als offenkundig ansehen. Ob deren Antrieb nun letztlich Macht und Geld ihrer Familien, oder Religionen bzw. Ideologien sind und das eine lediglich für das andere eingesetzt wird oder beides Mittel und Zweck zugleich ist, ist insofern relativ unwichtig, als daß es jedenfalls die Kombination von beidem ist, die sich letzendlich auswirkt.
Es handeln schließlich nicht die Ideen selbst, sondern immer Menschen mit Macht. Es ist jedenfalls nicht der intellektuelle linksliberale Künstler, welcher mit Pressekonzernen, Großbanken, Konzernlobbyismus, Thinktanks und NGOs usw. den Politik und Zeitgeist bestimmt. Was von hier aus an profaner, gar archaischer Macht- und “Geldpolitik” ausgeübt wird, ist jedenfalls alles andere als ein feinsinniges metapolitisch-ideologisches “Mysterium”.

jak

13. Mai 2015 00:43

@ „https://deraustausch.at/“
Na hoffentlich lesen Bachmann und Co bei SiN mit. Meines erachtens bringt Camus' Parole vom „Großen Austausch“ das doch abstrakte Phänomen der Umvolkung genau auf den Punkt. Wenige Menschen können in Zahlen denken und schon gar nicht wenn es um exponentielle Prozesse geht. Da müssen Graphiken und Meme wie der „Große Austausch“ oder vorher „Lügenpresse“ u. dgl. her, so dass auch der Durchschnittsdeutsche überhaupt verstehen kann worum es geht. Die Drittweltinvasion (bei gleichzeitigem demographischem Kollaps der Deutschen) ist die zentrale Herrausforderung für unsere Zukunft. Wenn nicht zügig die Asylregelungen deutlich restriktiver ausgelegt und Wirtschaftsflüchtlinge konsequent abgeschoben werden kann man sich das ganze Direktedemokratiezeug usf. auch gleich schenken...

Rosenkranz

13. Mai 2015 07:01

Herzlich Willkommen Herr Sellner.

Schön finde ich, daß die Identitäre Bewegung auch die körperliche Ertüchtigung hochhält. Ermuntern Sie bitte ihre Leute in diesem Punkt nicht nachlässig zu sein.

Gustav Grambauer

13. Mai 2015 07:23

Martin Sellner, Raskolnikow

"Gleichzeitig ärgert es mich, da er mich genau da packt, wo die Auslegung der Welt als rein ästhetisches Phänomen am schwersten zu überwinden ist trifft: bei der eigenen Eitelkeit."

Ich rate zur Vorsicht. Aus einer Rezension zu einer Abrechnung mit dem Gewerkschaftsbonzen Tisch, einem Kindergartenkind bis ans Ende seines Lebens:

"Er sei ein Mensch mit unerschütterlichen Vorurteilen gewesen. Von den Leuten in seinem Umfeld habe er verlangt, dass sie "nicht zu klug und nicht zu häßlich waren." Er habe keine dicken Frauen gemocht. Bevor er eine Frau mit einer Funktion betraute, habe er sorgfältig ihr Foto studiert (S. 17). Manchmal hätten gute Mitarbeiter für sie vorgesehene Posten nicht erhalten, weil der Vorsitzende ihr Gesicht nicht mochte. Mit den Worten "Der sieht so schreckhaft aus." habe er bspw. im März 1988 einen Mann abgelehnt, der ein wirklich guter Leiter für den Feriendienst gewesen wäre (S. 104). Den Vorsitzenden der Gewerkschaft Wissenschaft habe Tisch gemocht, weil seine Kleidung immer korrekt und er seiner Ansicht nach "ein schöner Mann war." Bei Männern habe Tisch helle Anzüge bevorzugt, Frauen sollten nach Möglichkeit weiß tragen (S. 30). Im April 1983 habe Tisch zwei Gewerkschaftsvorsitzende ablösen lassen, weil ihre Ehefrauen für seinen Geschmack nicht modern genug gekleidet waren (S. 48). Er habe Luxus geliebt und auf Lob gehofft, wenn er Häuser mit selbigem ausstattete. Damit habe er 'das Trauma seiner Proletarierjugend bekämpft'."

Quelle: https://www.amazon.de/gp/cdp/member-reviews/A1R780BKPGVDAU?ie=UTF8&display=public&page=3&sort_by=MostRecentReview

"New-Balance Sneakers, ..."

"Der westliche Mensch verlor zuerst seine Kopfbedeckung, dann sein Schuhwerk."

Botho Strauß: "Herkunft", Hanser, 2015, Seite 124

- G. G.

Raskolnikow

13. Mai 2015 20:49

Sellner,

...schreiben Sie, was Sie wollen, aber nichts gegen unschuldige Bücher. ...

In Ermangelung unschuldiger Menschen verdient es kein menschengeschriebenes Buch unschuldig geheißen zu werden! Und ganz sicher werde ich nicht Heidegger verbreiten. Lassen Sie mal ein Konto hören, ich schicke Ihnen Moneten für Mocca (Damit löschen Wiener doch ihren Durst, oder?), Süßigkeiten und Boxausrüstung, wenn Sie mir versprechen, keine Heideggerdevotionalien dafür zu erwerben.

PSS: Waren das damals New-Balance Sneakers, die Sie anhatten? Ich hab jetzt auch welche:

Für den ambitionierten Dorfsnob giebt es nicht Geeigneteres, um über fremde Gartenzäune zu setzen! Wehe, Sie stehlen nicht wenigsten ein paar Blumen für ein hübsches Mädel mit dem Schuhwerk!

Mann, Grambauer,

hätte von Ihnen nicht erwartet, daß Sie sich von SPIEGEL-Autoren Ihre Garderobe vorschreiben lassen ...

In Liebe,

R.

Martin Sellner

13. Mai 2015 23:08

Ein paar letzte Anerkungen, dann widme ich mich den ersten richtigen Beiträgen:
1. Einem Wiener kommt nichts über die Lippen als eine Original Wiener Melange (und nur er kann das korrekt aussprechen) oder meinetwegen ein Cappucino (der wurde in Wien erfunden und heißt eigentlich "Kapuziner");
2. Leider schon zu spät, habe heute Abend GA27 erstanden (hab ich schon getwittert). Zahnschutz, Handschuhe etc. hab ich schon lang, ich trainiere in einem ambitionierten Selbstversuch mein Gehirn mit einer Mischung aus Boxen, Bier und Heideggerlektüre.
3. Die Schuhe werden schon noch einiges erleben mit mir. Waren bis dato schon in einem Kloster, auf einer Demo und auf linken Plakatständern.

Vor 2 Jahren hätte ich noch mit folgendem Zitat geschlossen:
"Der Freiheit schwärmen, durch die Wälder laufen,
Mit fester Stimme, klarem Falkenblick,
Den Schlapphut übermütig im Genick,
Und je nach Laune reimen oder raufen!"

Aber dafür bin ich jetzt zu alt, das ist mir zu gespreizt. Ich merke gerade, dass ich hier echt aufpassen muss, um nicht in Kommentarspalten endgültig zum okzidentalten Endzeit-Dandy zu mutieren. Werd gleich was politisches schreiben in dem Lenin vorkommt.

Gruß aus Wien

Disobbedisco

14. Mai 2015 00:25

Pure Vernunft darf niemals siegen.

gerdb

14. Mai 2015 10:49

Ich möchte melden, dass ich gerade PUMA Schuhe mit Goldborte trage.
Bald werden wir alle twittern.

Stil-Blüte

14. Mai 2015 11:11

@ Sellner

Wlillkommen hier in der Runde, lieber Sellner (das schreibt sich ohne Vornamen so, als wenn man sagte 'Großglockner'). Und Glückwunsch zum Vater-, Herrentag oder auch zu Christi Himmelfahrt.

Ich mag Ihren wohlwollenden Wiener Schmäh und und bedaure die 'Wiener Würstchen' nicht, die munden mir vorzüglich mit Bier. Gebe ich dann noch meinen Senf dazu, ist es mir egal wie sie serviert werden, am leibsten (schöner Verschreiber, nicht?) auf dem 'identitären' Pappteller. Wie ich auch alle jene nicht bevor-munde, die mir ihren Namen zum Ruhme einer Speise leihen, die ich mir dann kannibalisch einverleibe: Berliner, Kölsch, Frankfurter, Radeberger, Kameruner, Negerküsse, Hamburger (ha,ha), Zigeunerschnitzel. Aber noch lieber als das Zigeunerschnitzel esse ich 'Wiener Schnitzel'.

Merken Sie, ich habe mir soeben Ihr Video über die Genderitis (assoziiert Gastroenteritis) angesehen. Da fehlte mir ein wenig das Thema der sprachlichen Inquisition.

Sie legen mit Ihrer Mitteilungsfreude richtig los! Das machen eigentlich vor allem Kurzstreckenläufer. Bitte geraten Sie nicht außer Puste! Werden Sie Langstreckenläufer mit langem Atem.

Eine Bitte: Ihre prompten Antworten sind additiv geschaltet. Ist es Ihnen recht, wenn Sie den dazugehörigen Ansprechpartner mit @ angeben oder den Namen nennen? So kann man das Gespräch besser nachvollziehen.

Meier Pirmin

14. Mai 2015 12:34

"Identitär" ist eine politische Haltung, zu der man in einer bestimmten politischen Konstellation gelangen kann, mit einem nicht zu unterschätzenden Widerstandpotential. Grillparzer, Stifter, wohl auch noch Stefan Zweig, für den noch im Dezember 1933 im Insel-Almanach geworben wurde, spielten in einer anderen Liga. Wohl auch noch Otto Habsburg, der die Uebernahme des Präsidiums Ungarns abgelehnt zu haben scheint. In Ungarn, Oesterreich, Deutschland, auch in der Europäischen Union fehlt heute eine solche Stimme.

Karl der Franke

14. Mai 2015 19:45

@Waldgänger (e.B.) aus Schwaben:

Drittens

„Die interessanteste Figur der aktuellen Politik ist Lutz Bachmann.
Cum grano salis hoffe ich, dass ihm die Rolle eines deutschen Lech Walesa zufällt. Obwohl es dafür noch etwas früh erscheint.
Das comeback nach dem selbstironischen Hitler-Selfie , welches zusammen mit proletenhaften Äusserungen zu Asylbewerbern öffentlich wurde und jeden anderen vernichtet hätte, weisen auf etwas Neues, auf etwas Kommendes hin.“

Ja, in einem Punkt muß ich Ihnen uneingeschränkt Recht geben:
Herr Bachmann ist eine ganz außerordentlich interessante Persönlichkeit.
Wie Sie ganz richtig feststellen, hätte sein „kleiner Scherz“ mit Hitler-Selfie und Ungeziefer-Analogien jeden anderen Protagonisten des Patriotischen Lagers zweifelsohne vernichtet.
Die Tatsache, daß dies bei LB nicht so ist, er stattdessen wie ein Phoenix aus der Asche wiederaufstieg, deutet in der Tat auf etwas Neues, Kommendes hin.

Seinen ausgeprägten Sinn für Humor bewies er ja erst kürzlich wieder am 8. Mai in Torgau, wo er, anscheinend in bester Laune, mit stalinistischen Russen und als Rotarmisten verkleideten Kindern die Katjuscha sang und vermutlich auch die Wodkaflaschen hat kreisen lassen. Vor solch einer Frohnatur muß selbst ich mich als Rheinländer ehrfurchtsvoll verneigen….

Ihren Hinweis, er könne womöglich zukünftig die Rolle eines „deutschen Lech Walesa“ einnehmen, kann ich in der Tat nicht wörtlich nehmen....

Der stolze Pole, so denn er noch lebendig wäre, würde sich diesen Vergleich wohl auf das Schärfste verbitten. Er hätte sich vermutlich den Wodka eher über den Kopf geschüttet und sich anschließend aus Protest selbst verbrannt, als mit Neobolschewisten eine Party gefeiert!

Als was sich Lutz Bachmann also letztendlich entpuppt, als ein „deutscher Lech Walesa“ oder doch eher als ein „zweiter Werther“, läßt sich erst am Ende des Tages sagen.

Mit närrischen Grüßen und Alaaf us Oche!

KdF

F.N.K

15. Mai 2015 01:54

Auch wenn meine Holdeste mich grob beschimpfte, hab ich jetzt fast alle VLogs durch.... das passt für mich..... ich freu mich auf das Heerlager.... dank Lichtmesz.... aber der Gott hat mich trotz 12 Stunden Zugfahrt noch nicht gerettet... Im Messermagazin sind halt Bilder....
Bilder die auch in den Monologen vor der Schrankwand hängen bleiben...
Und sind ihre NB noch im UK geklebt... hab für die Firma mal gearbeitet... ewig her, da war ich noch Ironman...

Curt Sachs

15. Mai 2015 10:48

Raskolnikow hat es wieder einmal auf den Punkt gebracht:

Der schöne Mensch hat immer Recht!

Ähnlich schrieb schon Péladan:

Das körperliche Leiden ist eine Häßlichkeit, und das Häßliche ist die äußere Sünde.

Karl Martell

15. Mai 2015 12:34

@ Meier Pirmin

„Identitär“ ist eine politische Haltung, zu der man in einer bestimmten politischen Konstellation gelangen kann......"

Es ist ganz und gar nicht leicht, über Identität zu sprechen, denn, anders als viele Leute glauben (angefangen bei jenen, die Identität verteidigen wollen), ist Identität kein einfaches Konzept. Es ist vielmehr ein äußerst komplexes Thema.

Identität ist deswegen ein komplexes Thema, weil sie gerade in dem Moment zu einem Problem wird, sobald sie nicht länger als etwas Gegebenes gilt. In diesem Sinne ist Identität ein typisch modernes Thema. In traditionellen Gesellschaften kam nie jemand auf den Gedanken, seine Identität zu hinterfragen, da sie für alle selbstverständlich war. Daher unsere erste Feststellung: Die Identitätsfrage wird in dem Moment gestellt, in dem individuelle oder kollektive Identität bedroht oder bereits verschwunden ist. Dies ist heute der Fall und deshalb ist Identität ein so brennendes Thema geworden, sowohl auf politischer als auch auf ideologischer Ebene. Die Problematik der Identität im modernen und postmodernen Zeitalter ergibt sich angesichts der Tatsache, dass ihre Bezugspunkte verschwinden, und angesichts der Tatsache, dass niemand mehr wirklich weiß, was den Sinn des Lebens ausmacht.

Es kann kein bloßer Zufall sein, dass Identitäten im modernen Zeitalter problematisch wurden. Dies deutet darauf hin, dass die Moderne selbst eine Evolution antrieb, die direkt alle Identitäten beschädigte. Diese Evolution hat ihre Ursachen vor allem im Aufkommen des Individualismus, dessen Wurzeln zu Descartes und seinen Lehren zurückgehen, um das Mindeste zu sagen. In Descartes’ Lehre finden wir eine Erhöhung dieses Themas, die ihn dazu veranlasste, dem Individualismus eine ontologische Abgeschiedenheit zuzuordnen, durch die sich das Individuum, um zu überleben, von jeder Form der Gemeinschaft lösen müsse. Politischer Atomismus, der im 17. Jahrhundert erschien, vor allem mit den Gesellschaftsvertragstheorien von Grotius, Pufendorf, John Locke und anderen, war eine Folge davon.

Eine weitere Ursache dafür, warum das Thema Identität so komplex erscheint, liegt in der Tatsache begründet, dass Identität, sei sie individuell oder kollektiv, im Leben von Einzelnen oder Völkern nicht nur auf eine einzige Dimension reduziert werden kann. Identität ist nie eindimensional; sie ist multidimensional. Unsere Identität vereint angeborene Bestandteile mit jenen, die wir selbst wählen. Wir haben eine nationale Identität, eine linguistische Identität, eine politische Identität, eine kulturelle Identität, eine ethnische Identität, eine geschlechtliche Identität, eine berufliche Identität und so weiter.

All diese verschiedenen Aspekte definieren unsere objektive Identität. Aber die Erfahrung lehrt, dass Identität auch eine subjektive Dimension hat. Für gewöhnlich definieren wir uns, in dem wir auf jenen Aspekt unserer Identität verweisen, der als der wichtigste und entscheidendste erscheint, während andere Aspekte der Identität mehr oder weniger ignoriert werden. Identität ist untrennbar von dem, was für uns die größte Bedeutung hat. Sie drückt den Teil von uns selbst aus, den wir besonders wertschätzen und durch den wir uns selbst entwerfen.

Alain de Benoist.

https://ahnenreihe.wordpress.com/2015/05/08/die-identitatsfrage/

Karl Martell

15. Mai 2015 13:01

@ Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

"Dass der Niedergang ab 1968 eine Folge einer angeblichen Umerziehung der Besatzer nach der Niederlage war, dafür spricht nichts, aber auch gar nichts. Man blicke auf die anderen Siegermächte, auf Schweden, aber auch auf Japan, auf Irland und Island.

Wir verstehen nicht, was geschehen ist....."

Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat es nicht an Versuchen von Welteroberern gemangelt, sich die Erde untertan zu machen. Ob zum Zweck des Raubbaus an fremden Ländern zur Berei­cherung des eigenen, wie etwa das Römische Reich, ob im Zeichen des Kreuzes, ob durch die Rote Internationale im Zeichen des Sowjetsterns, oder durch die Goldene Internationale im Zeichen des Kapitalismus.

Doch seit der Implosion des Bolschewismus in den 90er Jahren hat das Amerikanische Imperium die Menschheit um eine Variante der Welteroberung bereichert, nämlich um das “Global Empire” des Materialismus pur. Diese materialistische Weltanschauung bedeutet, daß sämtliche Werte umgedeutet, alle bisherigen Wertvorstellungen abgeschafft werden.Die gesamte Welt, also alle Menschen, die Ideen, die Natur, die Materie, besteht nur aus “Dingen”, die keinen Wert an sich haben, sondern einen Preis. Alles, was einen Preis besitzt, ist käuflich, daher kaufbar und verkaufbar.

Die Weltherrschaftsträumer und Globalisierungsfetischisten zu New York und Washington sind offensichtlich schon so siegessicher, daß sie ihrem bedeutendsten Strategieplaner gestat­teten, die von ihm ausgearbeitete Kriegs- und Friedensstrategie zur Erringung der Weltherr­schaft zu veröffentlichen. Die Rede ist von Thomas P.M. Barnett, sein Buch trägt den Titel “The Pentagon’s New Map: War And Peace In The Twentyfirst Century (Des Pentagon Neue Landkarte: Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert) und erschien 2004 im Verlag Berkley Books, New York.

Die Globalisierung,” so definiert sie Barnett (S.122) “ist ein Zustand gegenseitig gesicherter Abhängigkeit. Um seine Wirtschaft und Gesellschaft zu globalisieren, muß man in Kauf neh­men, daß fortan die eigene Zukunft vorrangig von der Außenwelt beeinflußt und umgestaltet wird, die eigenen Traditionen in Vergessenheit geraten. Man wird in Kauf nehmen müssen, daß importierte Waren und Erzeugnisse den Inlandsmarkt überfluten und die eigenen Erzeu­ger in diesem Konkurrenzkampf sich entweder durchsetzen, oder verschwinden werden.

Wir Amerikaner leben in einer solchen multikulturellen Freihandelszone und genießen die absolute Freiheit, dahin zu gehen, wohin wir wollen, dort zu leben, wo wir wollen, und unser Leben zu gestalten, wie es uns paßt.”

“Die Neuen Spielregeln” heißt es S.270 “werden nicht mehr von Staaten festgelegt, sondern von der Globalisierung vorgegeben” und weiter auf S.198:

“Nur die Globalisierung kann Frie­den und Ausgewogenheit in der Welt herbeiführen. Als Voraussetzung für ihr reibungsloses Funktionieren, müssen vier dauerhafte und ungehinderte ‘Flows’ (Ströme, Flüsse) gewährlei­stet sein:

https://kulturstudio.wordpress.com/2014/02/09/der-letzte-akt-die-kriegserklarung-der-globalisierer-an-alle-volker-der-welt/

Ein Fremder aus Elea

17. Mai 2015 11:48

Der Mensch wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt unwichtiger und in Folge dessen wird jedes Jahrzehnt unmenschlicher als das vorherige.

Das ist doch völlig trivial. Erst im Krieg zu beobachten, dann in der Arbeitswelt. Heute zunehmend auch in der politischen Diskussion.

Langer

17. Mai 2015 21:51

Die Sezession heideggert nun?!
Sind ihr also am Ende doch alle Argumente ausgegangen?
Welch' Tragik! Welch' Verlust!

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.