vor und machten Fingerspiele. Die Alten soffen und dämpften die Stimmen nicht. Der Auftritt war also ein gutgemeinter Reinfall. Aber es wird keine Konsequenzen geben. So wars schon immer, und so wirds immer sein.
Auch ich habe einen gezwitschert. Ehrlich gesagt: sogar drei. Es waren drei Bier unter praller Sonne, ausgegeben von zwei voneinander unabhängigen Dorfgrößen. Die Biere kamen vom Fasse, waren schlecht gekühlt und diffundierten vielleicht aufgrunddessen direkt in den Blutkreislauf. Das Gesangsduo intonierte den “izibizi tiniwini honolulu strandbikini”, aber mir gefiels plötzlich, und ich wußte, obwohl ich noch nicht seit immer hier lebe: So wars hier immer, und so wirds hier immer sein.
Klar: Saufen ist Urlaub im Kopf, und es erstaunt mich immer wieder, wie nach zwei, drei Bier das Spröde und das Egozentrische abfallen, Fünfe immer gerade sind und jene Seligkeit Einzug hält, die mit dem Präfix Bier- eines der Schlüsselworte zum Verständnis der deutschen Seele ist. Man bildet spontan einen Verein, klärt offene Fragen im Handumdrehen und schlürft die Verführung jenes Ur-Kommunismus, den es nur am Stammtisch gibt: Übers Jahr gerechnet, gleichen sich die Runden wieder aus.
Ich bin mir sicher: Ich hätte mindestens nochmal die selbe Dosis zu mir genommen und die Gute-Nacht-Rituale mit den Kindern meiner Frau überlassen, wenn ich geahnt hätte, daß ich heute noch über diese 68-Diskussion würde stolpern müssen.
Nach der Lektüre kann ich nur ausrufen: Ihr Fischers, Ihr Dutschkes und Habermasens dieser Welt – gründet eine Religionsgemeinschaft! Vier, fünf überraschende Jünger kann ich Euch twittern, und sie werden die von Euch errichteten Tabuzonen und Herrschaftsmittel aus freien Stücken und mit ihrem eigenen Blog verteidigen.
Grundgütiger!