»Metapolitik und Parteipolitik« – Festvortrag Thor v. Waldsteins

Am 13. und 14. Juni dieses Jahres fand in Schnellroda der II. Staatspolitische Kongreß statt.

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Der Sams­tag­abend stand ganz im Zei­chen der Fei­er­lich­kei­ten zum 15jährigen Bestehen des Insti­tuts für Staats­po­li­tik, und es war an Dr. Thor v. Wald­stein, vor 150 Freun­den und Unter­stüt­zern des IfS den Fest­vor­trag zu hal­ten. Sei­ne Rede liegt nun als Film vor.

Pas­send zum meta­po­li­ti­schen Ansatz des Insti­tuts und ange­sichts aktu­el­ler real­po­li­ti­scher Ver­wer­fun­gen – fand doch der Staats­po­li­ti­sche Kon­greß am Wochen­en­de des ursprüng­lich geplan­ten AfD-Par­tei­tags statt – spür­te der Refe­rent der Mar­kungs­gren­ze zwi­schen »Meta­po­li­tik und Par­tei­po­li­tik« nach. In sei­ner Rede führ­te er dem Publi­kum den Cha­rak­ter die­ser Unter­schei­dung anhand eines Vier­schritts vor Augen:

  1. die theo­re­ti­sche Her­lei­tung, wonach – »Gramsci ange­he­id­eg­gert« – die Meta­po­li­tik das »jen­seits der rea­len Poli­tik Befind­li­che« bezeich­ne und das zur Legi­ti­ma­ti­on eines Staats unter den Bedin­gun­gen der Moder­ne unab­ding­ba­re Rin­gen um die »Luft­ho­heit über die Köp­fe« darstelle;
  2. die Bestands­auf­nah­me am Bei­spiel der Bun­des­re­pu­blik, für die die ver­schie­de­nen Pha­sen der Ree­du­ca­ti­on (von der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit über Frank­fur­ter Schu­le und 1968 bis hin zum Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus und der Gen­der-Ideo­lo­gie) meta­po­li­ti­sche Mei­len­stei­ne bildeten;
  3. eine Ana­ly­se der »par­tei­po­li­ti­schen Sack­gas­se«, wonach das poli­ti­sche Instru­ment der Par­tei für die poli­ti­sche Rech­te im »post­deut­schen Deutsch­land« – wie anhand des »Toten­schiffs« Repu­bli­ka­ner und des »Polit­z­om­bies« NPD klar ersicht­lich – »unter kei­nen Umstän­den die ers­te und schon gar nicht die allei­ni­ge Wahl« sein kön­ne, was vor allem die hys­te­ri­schen Reak­tio­nen auf eine »deut­sche Stimmergrei­fung« à la PEGIDA erwie­sen hätten;
  4. der Aus­blick auf die Chan­cen und Gren­zen meta­po­li­ti­scher Arbeit, die ange­sichts der vor­an­ge­gan­ge­nen »unver­zeih­li­chen Feh­ler« der deut­schen Rech­ten im Hin­blick auf inter­nes Distan­zie­rungs- und Denun­zia­ti­ons­trei­ben nur noch »mit einem gesun­den Man­gel an Kom­pro­miß­be­reit­schaft« vor­an­ge­bracht wer­den könne.

Es sei an die­ser Stel­le nicht zuviel ver­ra­ten; wer v. Wald­steins schar­fen und poin­ten­rei­chen Vor­trags­stil kennt, wird bereits wis­sen, wie sehens­wert der Mit­schnitt ist. Er fin­det sich im haus­ei­ge­nen “kanal schnell­ro­da” und darf ger­ne wei­ter­ver­brei­tet wer­den. Nun aber viel Spaß beim Anschau­en und ein auf­schluß­rei­ches Filmerlebnis!

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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Kommentare (32)

Pommes

28. Juli 2015 15:49

Vielen vielen Dank für diesen großartigen Vortrag. Ich bin aus dem Nicken nicht mehr heraus gekommen. Möge sich die Botschaft wie ein Lauffeuer verbreiten.

Wahrheitssucher

28. Juli 2015 17:02

Habe die ersten einleitenden Worte des Vortrages vernommen und konnte dann nicht umhin, ihn sofort bis zum Ende ohne Pause - fast wie in einem Atemzug - zu hören. Dank und höchste Anerkennung an den Vortragenden!
Möge er wirken wie ein Leuchtturm, der warnt und erhellt...

Ein gebürtiger Hesse

28. Juli 2015 19:22

Fantastisch intensiver Vortrag. Die einhellige, geradezu glühende Begeisterung, die er unter den 150 Zuhörern vor fünf Wochen hervorrief, verlängert sich, erneuert sich auch auf dieser Aufnahme. Zum Glück liefen die Geräte mit! Für manche Reden, Lektüren, Seh- oder Hörerlebnisse möchte man seine besten Kleider tragen, so wie früher die Leute am Sonntag. Dieser Vortrag ist so eine Gelegenheit. Besten Dank, Herr von Waldstein!

Eine Verbreitung in Schriftform wäre obendrein lohnend. Ich stelle mir vor, daß der Text, gehört wie gelesen, gerade für Neueinsteiger in der Szene wegweisend sein könnte.

MS

28. Juli 2015 19:37

Ausgezeichneter Vortrag und schönes Filmchen ! Herr von Waldsteins Gedankengänge scheinen mir derart grundlegend zu sein, daß ich mich frage, ob man seine Ausführungen in naher Zukunft nicht auch in gedruckter Form veröffentlichen könnte, z.B. als kaplaken-Bändchen ?

Zarathustra

28. Juli 2015 23:32

Großartiger Vortrag! Prägnant und pointiert formuliert, gut durchdacht und mit einem sympathisch altmodischen Witz vorgetragen. Eine Rarität heutzutage, für die ich sehr dankbar bin. Eine Veröffentlichung des Vortrags in Druckform würde ich ebenfalls sehr begrüßen.

kommentar kubitschek:
v. waldsteins vortrag wird in ausgeweiteter form als kaplaken-bändchen anfang oktober erscheinen.

Ulex

28. Juli 2015 23:36

Kurzer Hinweis: das Datum 20. Mai) im Anspann ist falsch. Kann man ja vielleicht noch austauschen / korrigieren.

kommentar kubitschek:
ja, ist uns heute auch aufgefallen. ist nicht kriegsentscheidend, daher bleibts stehen.

Heinz Obst

29. Juli 2015 01:46

@Ein gebürtiger Hesse

Ja, so war es! - Der Herr Dr. Dr. Thor von Waldstein sprach dem Auditorium aus der Seele.

Wieviele Dutzend Stunden an persönlicher Freizeit mag er wohl in das vorhergehende Quellenstudium und die Ausarbeitung seines fuminanten Vortrages investiert haben?

peter789

29. Juli 2015 10:38

Super Video!
Staubtrocken, hochinteressant, mit lustigen Passagen, sehr lehrreich.

Danke Sezession!

Carsten

29. Juli 2015 11:15

"kommentar kubitschek:
v. waldsteins vortrag wird in ausgeweiteter form als kaplaken-bändchen anfang oktober erscheinen."

Dann habe ich meine Weihnachtsgeschenke für politische Freunde und Feinde ja schon zusammen! :-)

Siddharta

29. Juli 2015 11:32

Ist der Liberalismus wirklich der aergste Feind unserer Zeit? Mir scheint eher, es sind zwei Feinde, welche noch dazu eine fatale Verbindung eingegangen sind: der Universalismus und der Altruismus.

Konservativer

29. Juli 2015 11:36

Dr. Dr. Thor von Waldstein überzeugt sowohl mit seiner Rede, mit dem Inhalt seiner Rede, als auch mit seiner Persönlichkeit.

Sachlich, dem Ernst der Lage angemessen, aber auch mit einer Prise unverzichtbarem Humor (in wohlgesetzten, trefflichen Spitzen) zerreißt er den Nebel, der über dem metapolitischen Terrain wabert, auf dem wir uns bewegen.

Beeindruckende Persönlichkeiten seines Kalibers sind es, die insbesondere den jungen Menschen auf Seiten der politischen Rechten einen zusätzlichen Motivationsschub geben. Ihnen, ungeachtet und abseits aller Querfrontentwicklungen, das berechtigte Gefühl vermitteln, sich politisch richtig positioniert zu haben.

Konservativer

29. Juli 2015 11:48

Einen Wunsch habe ich noch. Ich äußere ihn hier in der Hoffnung, daß er verwirklicht werden kann.

Ist es möglich, Persönlichkeiten wie Günter Maschke, Hans-Dietrich Sander und Thorsten Hinz für zukünftige Redebeiträge zu gewinnen?

Nordlaender

29. Juli 2015 12:06

@ Siddharta

"Mir scheint eher, es sind zwei Feinde, welche noch dazu eine fatale Verbindung eingegangen sind: der Universalismus und der Altruismus."

Sehe ich genauso. Ohne (Inter-)Subjektivität, das Streben eines Volkes zur Macht nebst dem Bewahren der Macht auf seinem Terrain, kann es nichts werden. Nennte dieses Gruppenegoismus, einem zarten, humanistisch Gesinnten, könnte man erklären, daß der Unterschied zwischen Gruppenegoismus und Gruppenaltruismus so groß ist wie der zwischen einer Semmel und einem Brötchen.

Zwischen gesundem Gruppenego/altruismus und der Krankheit zum Tode des Pathologischen Altruismus (VSA: "pathological altruism") sollte streng unterschieden werden.

https://www.amren.com/features/2012/07/pathological-altruism/

Hans

29. Juli 2015 12:39

Hervorragend! Thor v. Waldstein hat den theoretischen Begriff Metapolitik mit Leben erfüllt und ihn mir begreifbar gemacht. Danke!

Heinrich Brück

29. Juli 2015 13:00

Universalismus und Altruismus sind Bastarde des Pazifismus.
Um Pazifismus betreiben zu können, besonders im Denken, müssen die Dinge relativiert werden. Werden die Dinge relativiert, stimmt das Ergebnis nicht mehr.

Waldgänger

29. Juli 2015 13:07

Den Nebel zerrissen - mehr noch zerrissen als es als andere getan haben und tun,
@ Konservativer hat das gut ausgedrückt.

Reichsvogt

29. Juli 2015 13:09

Sehr guter, tiefschürfender und sauber gegliederter Vortrag! Der persönliche Einstieg mit dem Beispiel "Willy wählen" war sehr anschaulich. Sehr prägnate Zitatauswahl! Herrlich trockene, humorvolle und kämpferische Spitzen! Insgesamt grundlegend und daher freue ich mich auf die erweiterte Druckausgabe. Besonders in Erinnerung bleibt: Die meisten öffentlich mit viel Brimborium diskutierten "Probleme" sind Pseudoprobleme, die ablenken sollen von der drohenden Gefahr, daß die Deutschen zur Minderheit im eigenen Land werden. Zudem ein großartiger Schlußsatz: "Die Tugend fremdbstimmter Völker ist die Geduld bis zu dem Tag, an dem es nur noch eine Tugend gibt, nämlich diese Geduld zu verlieren." Danke!

Reiner Schöne

29. Juli 2015 19:00

Ein sehr guter Vortrag, spannend und vor allem tiefschürfend. Er hat gezeigt, daß es immer noch wichtig und richtig ist "Konservativer" zu sein. Das Beispiel mit dem Stöckchen zeigt, wie dünn die Linie zwischen eigener Meinung und der Möglichkeit ist, sich trotzdem zum Spielball der etablierten Parteien zu machen aber auch wie leicht es ist, ein Spiel zu spielen das man gar nicht will. Also aufpassen.
Danke

Frieda Helbig

29. Juli 2015 19:42

Man hätte keinen Besseren für diesen Festvortrag finden können.

Es war "live" noch viel intensiver.

Für mich persönlich die wichtigste Aussage: "Dieses System ist nicht reformierbar."

Nordlaender

29. Juli 2015 20:07

Botho Strauß beklagte mal den nicht mehr stattfindenden Aufprall - impact - des Wortes. Er ist womöglich DER Experte in Sachen Kommunikation überhaupt und seine Diagnose trifft es exakt.

Die Brillanz dieses Vortrages von Thor v. Waldstein hinterläßt einen Tiefeneinschlag und eignet sich vorzüglich, als Ausnahme von der Regel Straußens These zu untermauern.

@ Heinrich Brück

"Um Pazifismus betreiben zu können, besonders im Denken, müssen die Dinge relativiert werden. Werden die Dinge relativiert, stimmt das Ergebnis nicht mehr."

A priori muß der mannhafte Wille da sein, den Siegespokal nach Hause zu tragen (Subjektivismus). Der gesunde Impuls, noch vor dem Denken.
A posteriori, denkend, nachrationalisierend, könnte man dann immer noch sagen - quasi universalistisch, ethnopluralistisch -, daß das Spiel keinen Bock nicht macht, wenn keiner danach strebt, dem anderen den Pokal vor der Nase wegzureißen.

Heinz Obst

29. Juli 2015 21:25

@Frieda Helbig
Für mich persönlich die wichtigste Aussage:

„Dieses System ist nicht reformierbar.“

Das nicht reformierbare System ist, wie der Herr Dr. von Waldstein an anderer Stelle ausführte, "noch nicht am Ende".

Allem Anschein nach, dürfte es, bevor es im Orkus der Geschichte verschwindet, unsere in Jahrhunderten sowohl gewachsene, als auch von Generationen unserer Vorfahren opferreich erkämpfte, durch das römisch-katholische Christentum geprägte, europäisch, "weiße Welt" mitsamt all ihrer Annehmlichkeiten im materiellen Sinne, unwiderruflich umkrempeln und schließlich völlig ausradieren.

Wahrheitssucher

29. Juli 2015 23:09

Habe den Vortrag gerade ein zweites Mal zur Gänze gehört, immer mehr erschließt sich seine sprachliche und intelektuelle Brillanz.
Zur Standortbestimmung: Der Begriff "konservativ" taucht nach meiner Wahrnehmung nicht einmal auf, "rechts" in vielen Zusammenhängen umso mehr. Muß es nicht darum gehen, diesen Begriff zurück zu gewinnen, als gleichsam organische (vergleichbar den Körperteilen), unverzichtbare und notwenige Kategorie?

Th.R.

29. Juli 2015 23:12

Guter Vortrag, wirklich richtig gut.

Das Problemfeld "Metapolitik" endlich in den Focus gerückt, dessen Wesen herausgearbeitet und anschaulich verdeutlicht, warum diese Sache so bedeutend für die Wirkmächtigkeit einer jeden Idee ist, die Anspruch auf reale Macht anmeldet.

Metapolitik als (massenpsychologische) Vorsteuergröße für realen (politischen) Erfolg. Also die Summe aller vorpolitischen Faktoren, die auf eine bestimmte Idee eingenordert und einheitlich geführt werden müssen, um dauerhaften politischen Erfolg zu haben. Auf diesem Feld, und eigentlich nur auf diesem, werden die Weichen gestellt bzw. das Fundament gelegt, auf dem eine Idee ihre Herrschaft errichtet.

Metapolitik als bewußte, ziel- und planmäßige Gestaltung der Vorstellungswelt des Volkes, inhaltlich und in den einzelnen mannigfaltigen Gewichtungen. Metapolitik nicht nur als Aufgabe und Ziel, sondern auch als Summe von Methoden und Techniken, mit denen die Herrschaft über den Geist eines Volkes gewonnen, beibehalten und verteidigt werden kann.

In der weiteren Folge sollte man dieses Video immer mal wieder verlinken. Daneben auch die Kerngedanken in einer kürzeren Fassung zusammenstellen.

Und noch diese Anmerkung:

Metapolitik sollte wie eine eigene Disziplin behandelt werden, die sich von den anderen Themenfeldern der Rechten abgrenzt bzw. als ein eigenständiges "Sachgebiet" behandelt wird. Metapolitik soll nämlich die eigentliche Sache bzw. Idee der Rechten unterstützen und voranbringen, ist aber selbst nicht das eigentliche Endziel.

Metapolitik ist letztlich (psychologische) Technik, Methode, Handwerk, Grundlage. So wie beispielsweise die Mathematik die Hilfswissenschaft und Methodengrundlage des Physikers ist, ohne jedoch dessen eigentlichen Aufgabengegenstand zu bilden, so soll auch Metapolitik den Zweck einer Grundlagen schaffenden Hilfswissenschaft haben, um damit die eigentlichen Inhalte und Kernideen der Rechten zur Vorherrschaft über das Denken und Fühlen der Deutschen zu bringen.

Hier ist darum die Feststellung angebracht, dass sich das Aufgabenspektrum in der geistigen Rüstungsindustrie vergleichbar einem wissenschaftlichen Studienfach in verschiedene Teildisziplinen und einzelne Sachgebiete untergliedert. Eine solche Systematisierung des Stoffes kann nur hilfreich sein, denn wegen der Komplexität des vor uns liegenden Problemfeldes ist es, denke ich, wichtig, die Orientierungsfähigkeit zu wahren. Wenn nämlich alle Begriffe in einen großen Topf geworfen werden, wird irgendwann der Überblick verloren gehen. Gerade bei den "Neuen".

Frieda Helbig

29. Juli 2015 23:22

Ich denke trotzdem, daß es eine wichtige Erkenntnis ist. Man muß sich im Klaren sein, daß die Dinge grundsätzlich zu hinterfragen sind. Oder in GK Worten: "Es gibt keine Alternative im Etablierten".

Stil-Blüte

30. Juli 2015 03:01

Das war ein buchstäblich hervorragender Vortrag: Ernsthaft, nüchtern, präzise, diszipliniert, gründlich - der guten Sache verpflichtet. Großen Dank dem Vor-Tragenden Dr. v. Waldstein.

Provokation? Ja! Nur zu! Dem es gegeben ist, der sich vom Gegner nicht Schaden zufügen lässt, der auf gemeine und gemeingefährliche Reaktion gefaßt ist, die ihm nicht zu nahe gehen darf.

Ich möchte den Begriff 'Provokation' gerne erweitern. Es gibt heutzutage gegen den Zeitgeist auch eine Provokation, die sich nicht direkt, sondern indirekt, nicht laut, sondern still, nicht absichtlich, sondern unabsichtlich durch Lebensstil, Benehmen, Alltagsritualen, Ordnungssinn äußert. Daran zu denken, das zu pflegen und zu hegen, was nicht mehr selbstverständlich ist, das finde ich, sollte uns selbstverständlich sein. Ist gute Übung, althergebrachte Gewohnheiten mit alltäglichem Leben zu erfüllen. Man könnte all diese kleinen Dinge, die oft, wenn man sie praktiziert, freudige Verwunderung auslösen, einmal zusammenfassen, ein Kompendium des Verhaltens, um der All-inclusiv-Mentalität ein Schnippchen zu schlagen.
Es ist vielleicht nicht provokativ im Sinne der Meta-Politik, aber doch von recht nützlich für konservative Stabilität. Hat auch Wiedererkennungswert:
- Höflichkeitsformen anwenden
- angemessen bekleidet sein
- bewährte Regeln einhalten
- Denglisch/Anglizismen vermeiden
- Angebote rein sexueller Freizügigkeit meiden, z. B. dementsprechende Theateraufführungen verlassen bzw. gar nicht erst besuchen
- einheimische Lokalen besuchen, einheimische Gerichte kochen, verzehren, einheimische Produkte kaufen, verschenken
- einheimische (Volks-)Lieder singen; überhaupt die deutsche Musikkultur pflegen
- Gesellschaftstänze aktivieren; der Walzer bringt Schwung ins Leben
- das eigene Land bereisen
- die eigenen Kinder sind weg vom Fenster? Die Enkel! Die Enkel!
- Schreibschrift, Schönschrift pflegen
- wenn schon rauchen - dann mit Stil (siehe G.K. und E.K.)
- von früher erzählen, die Familiengeschichte, die Fotos
- keine Angst vor Kitsch, Trivialliteratur, Präziosen
- schräge, dem Auge, Ohr, Hirn wehtuende, nervende Kunst/Literatur/Filme
meiden
- Garten, Parks, Landschaftsgärten besuchen
- traditionelle Feiertage pflegen
- Ostdeutsche Nachbarschaften pflegen - Polen, Rußland

Und so weiter und so fort...

Eveline

30. Juli 2015 09:19

Also wie geschah es das die heutigen Parteien so unreformierbar geworden sind?
So stieg man auf die Metaebene, um Bewusstseinskontrolle über die deutschen Köpfe zu bekommen, sie selbstverständlich manipulierend eingriffen, um unserem Volk die Wurzeln abzuschlagen, es sie selber abschlagen ließen.
Die auf der grünen Wiese gebaute Partei, hat keine Chance, weil wir geistige Wesen sind. Und sie auf der grünen Wiese keine Kontrolle über das geistige Metafeld haben.

Dahinter liegt immer ein geistiger Kampf. Einfach zu sagen, wir wollen das deutsche Volk ausrotten, ist mir zu billig. Den Geist unseres Volkes deformieren wohl eher.
Welche Geister kämpfen denn nun miteinander? Über unsere Köpfe? Über unser Bewusstsein?

Ein Kampf um Sprache (Geist) ist es allemal. Um klare Aussprache contra hörendem Gefühl. Um den Klang der Rede, um die Melodie der Rede.... die obwohl falsche Worte benutzt, sie -wie Herr v. Waldstein referierte - zu Applaus führt. Die Talk Shows bitter bitter.
Zu hören (Analyse) und zu zuhören sind zwei Stiefel.

Vielen Dank fürs reinstellen.

Eveline

30. Juli 2015 09:27

.... Achso wieso sind die Parteien unreformierbar? Weil die Dummheit zwar einen Gegenpol die Klugheit hat, aber gerade dieser hart bekämpft wird.

Bernhard

30. Juli 2015 20:37

Wenn der Kaplakenband mit dem erweiterten Vortrag kommt, werde ich ihn gezielt bei der AfD vor Ort verteilen. Die können da noch viel lernen.

Gardeleutnant

31. Juli 2015 08:07

Bernhard,
die beim Staatspolitischen Kongreß zahlreich anwesenden AfD-Mitglieder machten nach dem Vortrag nicht alle* den Eindruck, aus demselben etwas gelernt zu haben. Dennoch wünsche ich guten Erfolg.

(* Markante Gegenbeispiele wie Herr Z. aus M. bestätigen die Regel.)

Dr. K

31. Juli 2015 22:40

Alles schön gesagt, mit Verve und Esprit formuliert.
Das Problem scheint mir nur zu sein, dass die Auflösung der Völker ganz in der Logik des modernen Kapitalismus liegt, der den Menschen eben nicht mehr als Angehörigen eines Volkes, sondern ganz abstrakt als Quantum Arbeitskraft und Kaufkraft-Potenzial definiert. Der Weltmarkt selber drängt insofern auf eine amorphe Masse volksloser Einzelner.
Vielleicht haben sich im 4. Jahrhundert AD ja auch ein paar gebildete römische Aristokraten auf einem mittelitalienischen Landgut versammelt und den Lauf der Dinge beklagt, so wie sich heute eine kleine rechtsintellektuelle Rest-Elite auf einem thüringischen Rittergut trifft. Aber wirkungsmächtig können beide nicht mehr werden, weil der selbstlaufende Malstrom der Geschichte als Flut "barbarischer" Migration nicht mehr aufzuhalten ist. So sympathisch sie auch sind. Dafür fehlt den heutigen Rest-Europäern die Kraft, der Wille, die Energie. Oder sehe ich das jetzt zu pessimistisch?

Heinz Obst

1. August 2015 06:06

@Gardeleutnant

... insbesondere die Frau aus Bayern mit ihrem "Slogans entwerfen und Werbeplakate kleben", sowie der ältere Herr mit seiner Aussage "man müsse den Lucke unterstützen, da die Partei ansonsten im Westen nicht gewählt werden würde", erweckten den Eindruck, vom Vortrag des Herrn Dr. von Waldstein wenig bis nichts verstanden zu haben.

Unke

1. August 2015 10:42

Die Chance dass die Zustimmung zum System weiter bröckelt erscheint mir gar nicht so schlecht; ist es doch so, dass auch dieses Regime nur solange gestützt wird, solange es den Regierten (scheinbare) Vorteile bietet.[1]
Die Demographie macht es der Nomenklatura schwer: mit 40+ sind insbes. bei der männlichen Bevölkerung ein Großteil der Illusionen verloren (mehr dazu gleich), so dass aus dieser (nicht nur)[2] „rechten“ Ecke wenig Unterstützung zu erwarten ist. Ein Blick in die Kommentarspalten der Online-Systemmedien reicht; folgerichtig wird dort die Kommentarfunktion häufig nicht mehr aktiviert. Der dezidiert männerfeindliche Zeitgeist („die menschliche Gesellschaft heißt, die männliche überwinden“ – Parteiprogramm einer großen „Volks“, d.h. Systempartei) schlägt schon längst in mannigfaltige Praxis um - und DAS kann das System nicht mehr leugnen. Somit gibt es z.B. eine große Zahl an Blogs, die -obwohl per se unpolitisch- das System regelmäßig hinterfragen (Beispiel).
.
Warum ist der Widerstand nicht bereits heute größer? Antwort: es ist die Einzelkindergeneration, die sich mit Hilfe des Ererbten den Lebensstandard leistet, der ihr dermaleinst versprochen wurde bzw. der ihnen vorschwebt(e). [3] Das wird allerdings in einer Generation auch Geschichte sein… Generell wird bereits heute von der Substanz gelebt (kennen wir doch irgendwoher!), und die wird irgendwann verbraucht sein.
Ein zweiter, nichtmaterieller Aspekt: (Insbesonders weiblichen) Einzelkindern fehlt die soziale Kontrolle durch Geschwister. Sie sind für das offizielle Narrativ viel empfänglicher.
Und trotzdem: das Unbehagen in der männlichen Bevölkerung ist da, bei allen Umerziehungsversuchen. Logisch – es fehlen dem System die Mittel, auch diese Gruppe adäquat zu bestechen. Also wird es zunehmend repressiv[4], auch das eine Entwicklung, die schon seit langem von mir prognostiziert wird (von wegen „liberal“ – der typische Denk- bzw. [mindestens] Formulierungsfehler, den auch v. Waldstein macht).
Die Lösung? Forcierung des Bevölkerungsaustauschs, also (wie immer) sich durch die normative Kraft des Faktischen des Widerspruchs entledigen. Das aus rechter Seite immer wieder postulierte „Handeln!“ – das System tut es längst; in seinem Sinne, versteht sich.

Aber noch einmal zurück zu den Männern: unser (gynozentrisches) System (auch Feminat genannt) hat diesen naturgemäß wenig zu bieten, und dort hat Aufklärungsarbeit gute Chancen auf fruchtbaren Boden zu fallen. Diverse Männerseiten (die bereits ihre eigenen Stars hervorgebracht haben) sind da ein guter Einstieg.
Dass –nicht zuletzt dem Frauenwahlrecht sei es „gedankt“- es ohne Frauen keine Veränderung geben kann ist auch klar. Aber irgendwo muss man schließlich anfangen.
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Etwas off topic wollte ich noch etwas zu den Flüchtlings“massen“ loswerden, die –einem Naturgesetz gleich- nun einmal auf uns einströmten und deren (zahlenmäßiger) Übermacht wir uns zu beugen hätten:
Ja nee is klar. Deswegen haben die englischen Kolionaltruppen vor Langemarck (101 Jahre ist das jetzt her) das Hasenpanier ergriffen, als deutsche Jungmänner (in preußischen Uniformen) auf sie zugestürmt kamen, richtig? Oder gab es da nicht etwas; also so etwas wie Maschinenwaffen? Technologie? Offenbar darf man letztere im Neuen Grünlinken Katechismus keinesfalls zur Sicherung/Verteidigung der Landesgrenzen einsetzen…
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Ach ja, noch was: warum einige im (lesenden) Publikum regelmäßig in Verzückung geraten, wenn jemand 2 gerade Sätze herausbringt und einen Sachverhalt folgerichtig darstellt wird mir ein Rätsel bleiben…

[1] Das ist noch so ein Grund, warum millionenweise Drittweltler importiert werden: die werden durch die kostenlose Rundumversorgung sozusagen automatisch zu Stützen des Systems!
[2] Grundlegende Ablehnung des offiziellen Narrativs bei „links“ und „rechts“ kann bei einigen Themen festgestellt werden (Ukraine-„Konflikt“; NSU); der Systemlump hat auch dafür gleich seine Schublade parat: „Querfront“.
[3] Hierzu könnte ich unzählige Beispiele anbringen. Vor ca. 1 Jahr im (am?) Prenzlauer Berg: „bin etwa vor Kurzem aus Heusenstamm hierher gezogen – und was soll ich sagen: mir hat diese Wohnung [Penthouse, umlaufende Galerie, Altbau] gleich gefallen, und da habe ich sie gekauft“
[4] Damit ist nicht nur die Kodifizierung der Political Correctness gemeint (der Bundesjustizminister, ein Lump allererster Kajüte, ist da fleißig dabei) sondern auch solche Dinge wie die Dämonisierung und Verfolgung sog. (deutscher) Rockerbanden – während arabische oder albanische Clans ungestört ihren „Geschäften“ nachgehen.

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