Eine rückwirkende Bestätigung bleibt dabei häufig nicht aus. Im Zusammenhang mit der nun von allen größeren Medien betriebenen Glorifizierung des Asylanten-“bewegten Manns” Til Schweiger zum prominenten Leithammel der “Refugees welcome”-Schafherde wurden jüngst einmal wieder die drei Homines von Frank Lisson aufgeschlagen.
Denn von Schweigers Facebookseite, von seinem trantütigen Kumpelfoto mit Sigmar Gabriel und den Einheitsmeinungssendungen, in denen er nun den großen Zampano der “Flüchtling”-sensiblen Empörung mimen darf, blinzelt uns ganz intensiv der letzte Mensch entgegen. Bar jeder Bindung und Besinnung, ohne Interesse an Kultur und ganz der Realitätsverweigerung verschrieben, mit unzähligen eifrigen und sich völlig im Recht wähnenden engagierten Knallchargen hinter sich.
Derartiges zu sehen (wenn man sich denn dazu überwinden kann) kann nur in der Frage münden, was es braucht, damit ein nicht ganz gehirngewaschener Mensch so vollkommen in einer Blase der Humanitätsduselei enden kann. Der Gedanke muß aufkeimen, daß die Entwicklung hin zu dieser xten Massenpsychose, die das deutsche Volk ergriffen hat, einer kulturellen Zwangsläufigkeit unterliegt. Immerhin bewegt man sich mit diesem Denkansatz ganz in der Spur etwa Spenglers und Evolas – durchaus also kein vermintes Terrain des Geistes.
Wenn angesichts dieser drängenden Fragen eine (Wieder-)Lektüre lohnt, dann ist das aus kulturphilosophischer Sicht definitiv die der drei Homines Frank Lissons. Tiefer schürfende Denkanstöße zum nicht nur gesellschaftlichen, sondern nachgerade allzumenschlichen Transformationsprozeß, in dem wir stecken, lassen sich weder in Zeitungen (man nehme nur die Welt: »Europa wird schwarz. So what?«…) noch in neunmalklugen Progreßbüchlein à la Schirrmacher finden. Man muß sich allerdings auf einige Herausforderungen – gerade in bezug auf das eigene Selbstverständnis – einlassen.
Wiewohl das bereits 2008 erschienene und in diesem Jahr neuaufgelegte Homo Absolutus. Nach den Kulturen den Gedankenkomplex Lissons quasi einrahmt, lohnt sich doch zum Beginn Homo Viator. Die Macht der Tendenzen von 2013. Der »wandernde Mensch« auf seinem Lebensweg strebt nicht nur unweigerlich einem Abschluß zu, sondern bewegt sich in unseren Tagen auf einem schmalen Grat zwischen den Epochen. Die Tendenzen sind die Scherwinde, die bei diesem Drahtseilakt auf ihn einwirken – ein Bild, dem Kubitschek im Gespräch mit dem Philosophen hier im Netztagebuch bereits nachspürte.
Wenn es dann darum geht, das Ineinandergreifen von Einzelnem und Umgebung zu analysieren, tritt der Homo Creator auf den Plan. Lissons Gedankengang über Das Wesen der Technik bewegt sich allerdings nicht etwa auf den Pfaden großer Technikkritiker wie Friedrich Georg Jünger. Vielmehr nimmt er die Technik als an sich kulturschaffend (und ebenso ‑abräumend) in den Blick; der Mensch steht heute mehr denn je im Spannungsfeld von Wirkung der Technik auf ihn und seiner eigenen Wirkung auf die Technik, was sich auch in scheinbar natürlich – oder einem Weltgeist folgenden – Prozessen äußern kann. Am Ende steht dann wie zum Anfang wieder der Typus des Homo Absolutus: Bereits jetzt ein aufkeimender Typus unserer Zeit, ist er in seiner Position des Danebenstehens durchaus teils Schößling eines heroischen Realismus – jenseits aller schönen Worte in die Post-Postmoderne geworfen und vom Murgang der Wohlfühlfreiheiten umströmt. Lisson zeichnet ihm einen Weg, dabei sauber zu bleiben.
Antaios bietet die Homines-Trilogie zum Paketpreis an.
Hier geht es zu Frank Lissons Autorenseite bei Antaios.
Marius
Vielen Dank für den Hinweis auf die in der öffentlichen Wahrnehmung und Würdigung deutlich zu kurz gekommenen Homines; es ist zu hoffen, dass auch verlagsseitig immer wieder und deutlich auf diese Bücher hingewiesen wird und sie entsprechend beworben werden.