sind nichts weiter als die logische Konsequenz aus 1) dem jenseits von Gut und Böse betriebenen Hineinpumpen von “Flüchtlingen” in die »entvölkerten Regionen« des Beitrittsgebiets, getreu der Vision eines »emotionalen Aufbau Ost« von Anetta “IM Victoria” Kahane, sowie 2) einer jede logische Grundlage entbehrenden Ballung derselben im Großraum Dresden/Sächsische Schweiz.
Das politmediale Geschrei, mit dem Äther und Druckpapier nun aufwarten, brauchte lediglich als Lückentext zum Einsetzen von Ortsnamen und Demonstrationsteilnehmern vorbereitet zu werden.
Nachdem auch hier im Netztagebuch vom etwas unglücklich benamsten Kommentator “Direkte Aktion” zur Hilfe, »Deutschland zu retten«, aufgefordert wurde, sich daraufhin eine große Debatte über das Für und Wider des Auf-die-Straße-Tragens von Dissidenz und Widerstand entspann und diese schlußendlich in persönliche Angriffe der Mitleser untereinander wie weiland das Thema AfD-Wahlkampf umschlug, ist es vielleicht an der Zeit, einige grundlegende Feststellungen zu treffen.
- Demonstrationen werden dieses Land nicht ändern. Das haben sie nie und werden sie auch nie. Ob man auf der Suche nach vermeintlichen Vorbildern auf der politischen Gegenseite (mal unter Auslassung der hochoffiziell steuerfinanzierten Antifa) nun das Asphaltgehampel der 1968er Weltverbesserer oder die Ostermärsche der 1980er Jahre bemüht: Die Vergleiche hinken. Abgesehen vom flauschig warmen Lichterkettenfühl einiger moralinübersäuerter Vorbildbürger (»Ein vages Gefühl des Unbehagens verbindet sich mit dem Wissen, auf der richtigen Seite zu stehen«, lt. Lukas Hammerstein) und ganz tollen Bildern für die tagesschau hat all die wohlfeile Empörung keinerlei dauernden Effekt gezeitigt. Die Universitäten sind erst jetzt, rund 40 Jahre nach all den Podiumsdiskussionen und Sit-ins, zu Sumpfgebieten aus induziertem Halbwissen und Gesinnungsprotektionismus geworden – und den NATO-Doppelbeschluß gab’s trotz lautem Geheule, auch wenn er im Schulunterricht mittlerweile als ähnlich kongenialer westlicher Schachzug verkauft wird wie seit jeher die Ablehnung der Stalinnoten von 1952.
- PEGIDA ist kein Gegenargument (genausowenig wie die Traditionslinie der Montagsdemonstrationen in der DDR, ohnehin ein denkbar krummer Vergleich). Der kurzzeitige Startvorteil, den eingefahrenen Rhythmus der Staffelstabübergabe verschiedener “zivilgesellschaftlicher” Akteure durcheinandergebracht zu haben, hat der Bürgerprotest schnell eingebüßt. Wiewohl der Grundgedanke und das Durchhaltevermögen beachtlich und anerkennenswert waren: Es war nur eine Frage der Zeit, bis die von Martin Lichtmesz im PEGIDA-Sonderheft der Sezession präzise herausgearbeiteten Zersetzungsmechanismen nach kurzem Warmlaufen – schließlich gab es seit den REPs der Wendezeit nicht mehr so viel zu tun – wieder mit gewohnter Zuverlässigkeit arbeiten würden, beschleunigt durch den Mahlstrom der Neuen Medien. Auch haben alle Hoffnungen auf eine mögliche Vorbildfunktion (was wiederum zu einer Propaganda der Tat übergeleitet hätte) der immensen Protestmärsche in Dresden nichts ausgetragen; umso bösartiger zeigt sich nun der rächende Arm des kurzzeitig schwankenden politisch-medialen Komplexes. Denn:
- Die Zentralisierung des Zuwanderereinfalls gerade in der Gegend um Dresden etc. ist eine ganz konkrete Vergeltung für die Anmaßung der dortigen Anwohner gegenüber dem Muttistaat. Eine andere Erklärung für das Ausmaß der aus jedem erdenklichen Blickwinkel widersinnigen Ansiedlung “traumatisierter” Allochthoner in einer Gegend, die ihnen allenfalls ob der Verheißung von Sonderurlaub oder schulfreien Tagen jubelnd die Tore öffnet, ist kaum noch vorstellbar. Faktisch haben es die Briten (wiederum pünktlich zur Wende) vorgemacht: Wo das Volk vom Bürgertum sozial abwärts stratifiziert – sowas gab es damals noch – der für sie vorgesehenen, d.h. sozialdemokratischen, “Vertretung” an der Wahlurne verweigert, haut man ihr die Neubevölkerung so lange links und rechts um die Ohren, bis sie sich schließlich wieder fügt oder aber das gesamte soziale Gefüge unaufhaltsam ins Rutschen gerät, was wiederum einzelnen kurz mal “populistisch” agierenden Protagonisten sogenannter Volksparteien erlaubt, den noch staatsgläubigen Rahm von der Milch des Stimmviehs abzuschöpfen.
- Legal ist nicht fundamental (auch, wenn wir damit quasi wieder bei 1. sind). »If voting changed anything, they’d make it illegal«, wie Emma Goldman so treffend sagte, und irgendwo ist das von einem amoralisch-machterhaltenden Standpunkt aus auch absolut nachvollziehbar – einen guten Teil seiner Verfolgung hatte etwa Carl Schmitt zu erleiden, weil er diese machiavellistische Grundkonstante sehr zum Ärger der jeweils gerade Herrschenden niedergeschrieben und eine Staatslehre darum gestrickt hatte.
- Noch viel mehr als für Wahlen, diesen (frei nach Klonovsky) modernistischen Voodooakt, gilt das aber für Demonstrationen, die in einer dem Verhältniswahlrecht folgenden Demokratie ohnehin nur noch den Charakter einer »Wir sind übrigens auch noch da«-Äußerung der Zetteleinwerfer haben. Wie man auf diese Art und Weise, oder meinethalben auch mit Sitzblockaden et al., wirklichen Widerstandsgeist ausdrücken will, ist mir schleierhaft; mich erinnert das stets ein wenig an die Zeilen »The last resort – arch enemy / I turn to you in desperation / To understand, to set me free / Because I know you feed on desolation« der mächtigen Puissance.
- Damit ist im Grunde die Frage »Was tun, wenn legal nichts mehr geht?« auch hinfällig, denn legal kann schon formaljuristisch nur sein, was nicht ergebnisoffen ist – festgeschrieben in einem Pappnasenparagraphen wie dem Art. 20 Abs. 4 GG. Die gebetsmühlenartige Wiederholung dieser rein theoretischen “gesetzlichen Ungesetzlichkeit” bezeugt nur, wie groß die Sehnsucht doch ist, das System irgendwie so zurechtzubiegen, daß man nur selbst darin in Frieden dahinexistieren kann: »not revolutionaries, but paleoconservatives who don’t want to change the system, but to make it work for them«, spießte Michael O’Meara einen der Gründe auf, warum Konservative immer verlieren.
- Es kann gut sein, daß eine klare Freund-Feind-Bestimmung (so not sie auch ist; Gessenharter wird sich freuen) unangenehme Resultate zeitigt. Wer sagt denn, daß die Abgrenzung des “Wir” vom “die Anderen” nicht ergibt, daß “wir” (wer auch immer das im konkreten Fall sein mag) noch deutlich weniger an der Zahl sind, als selbst pessimistische Schätzungen im Vorfeld erahnen ließen? Und sicher kann und wird dem entgegengehalten werden, daß man eben nicht so rigoros sein dürfe und “anschlußfähig” bleiben müsse – auch so etwas, das es im halbpolitischen Miasma um die AfD so oft gab und letztlich zu gar nichts, zumindest nichts Produktivem, geführt hat. Wer an alles und jeden “anschließen”, alles und jeden “erreichen” und da “abholen” will, wo es/er steht, betreibt nichts anderes als der paternalistische Umarmungsstaat. Kurzum: Wer sich nicht definiert, verschmiert.
Das aber sind im Augenblick nur ein paar umhertreibende Wolken über der Landschaft Sachsens, wo nun die von den südlichen Nachbarländern erleichtert über die Grenze gelassenen “Flüchtlinge” unterkommen sollen (die sich durchaus nicht, wie die Welt jammerte, »monatelang auf der Flucht« hätten befinden müssen, wenn ihnen Griechenland, Italien oder die Türkei “sicher” genug gewesen wären). Was in Heidenau und anderswo gespielt wird, gleicht in seinen katastrophalen Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft – oder was davon noch übrig ist – den Torsionsschwingungen der Brücke über die Tacoma Narrows im Jahre 1940; ihre Amplitude verläuft über Heidenau und Nauen bis nach Berlin.
Was also ist, und was kann werden? Die Eskalation wird kontinuierlich gesteigert; dazu tragen die reine Lage vor Ort sowie insbesondere die verzerrte Berichterstattung darüber bei. Der VICE etwa sieht man mangelnde Beherrschung der deutschen Sprache ja noch nach – es geht nicht ums »dürfen«, denn das ist längst gegeben, sondern ums »tun« bzw. »getan werden«.
Die Überschrift allerdings ist pures Internetgold –, während es beim wilden Gekreisch über eine ausnahmsweise vorsichtige Wortwahl der dpa schon anders liegt. Die vielen peppigen Bildchen, die schnell zur Hand waren (etwa bei der tagesschau), sprechen ebenso eine deutliche Sprache über die Bereitschaft für den medialen Ausnahmezustand, der ja immerhin der einzige ist, der Deutschland noch zugestanden wird.
Und bezieht man die eilfertigen Reaktionen der politischen Klasse – ebenso wie die ständig weiter treibende Pressemeute, bis hin zur den Verhältnissen gänzlich unangemessenen Wortmeldung der Kanzlerin, der ihr Vize schon halb den Schneid abgekauft hatte – in die Betrachtung mit ein, scheint es, als würde ob dieser willkommenen Gelegenheit schon einmal vorläufiger Wahlkampf betrieben. Denn es geht ja nicht um Flüchtlinge, »sondern Neubürger« – das gleichlautende Zitat Katrin Göring-Eckardts in diesem heute morgen gesendeten DLF-Interview fehlt seltsamerweise im Transkript.
Die, ebenso wie die “Biodeutschen”, müssen nun einmal gelegentlich daran erinnert werden, wie man sich zu entscheiden hat (weswegen etwa aus und über Tröglitz oder Vorra nach kurzem, weidlich ausgenutztem Trubel kein Pieps mehr zu hören ist). Gelegentliche Fehler in der Choreographie, wie der Antifaprotest gegen die Verlegung weiterer “Flüchtlinge” aus dem bunten Connewitz nach Heidenau, bleiben kaum aus, sind aber zu verschmerzen.
Wohin das Ganze geht? Wie hier bei Sezession im Netz schon öfters angemerkt wurde: Zynismus hin oder her, ein bundesdeutscher Breivik käme den Leichenfledderern in Plenarsälen und Redaktionsstuben mehr als gelegen. Dort scheint man schon sehnlich darauf zu warten; Bände sprach der ekstatische Tanz ums Goldene Kalb Khaled Bahray (dessen Name sich auch jetzt in Graffitiform mit einem dicken »R.I.P.« in Heidenau findet) vor der Enthüllung, daß dieser scheinbare Blutzeuge des Bevölkerungsaustauschs doch “nur” von einem Mitbewohner abgestochen worden war.Und jetzt? Fackeln und Mistgabeln können es ja nun nicht sein, auch wenn selbstgefällige Antideutsche (die hier im übrigen das tatsächliche »Pack« darstellen, um dieses zur Zeit strapazierte Wort auch mal zu verwenden; zur Springerpresse, die mit diesem Gelichter ins Bett steigt, siehe Benedikt Kaisers Artikel in der aktuellen Sezession), Bestmenschenterroristen und “irgendwas mit Medien”-Fabrizierer in ihrem bundesbürgerlich verkitschten Wohlfühlfuror laufend dazu ermuntern. Zwischen eilfertigem Kotau mit Refugees-Regenbogen-Fahne und der allumfassenden (Bürger-)Kriegserklärung müßte es theoretisch einen Mittelweg geben – denkt man. Wäre eine Abschottung Deutschlands, Europas das dringend gesuchte pharmakon?
Es kommt wohl darauf an, was man eigentlich will. Meine persönliche, große Befürchtung ist, daß bei einer (zwangsläufig nur vorübergehenden) Eindämmung des Einwandererzustroms im wahrsten Wortsinn der präsente Druck vom Kessel genommen wird: Dann werden die großen Verwaltungs- und Planspiele weitergespielt, an vielen kleinen Stellen entspannt sich vieles ein wenig, die Bürger vergessen wie immer rasant und schließlich wird ein großes »Seht ihr? War doch alles gar nicht so schlimm!« über allem zurückbleiben. So wie bei allen einschneidenden politischen Veränderungen. Andererseits scheut man als noch mit einem Anhauch des 20. Jahrhunderts versehener Erstweltler naturgemäß davor zurück, dem völligen Zerbröseln jeglicher verbliebenen Kultur und (institutionellen) Sicherheit das Wort zu reden – zumindest meistens, ich kenne genug Leute, die im Gegenteil mehr und mehr “Flüchtlinge” hereinwünschen, damit der Höllenritt endlich ein Ende haben möge.Denen, die sich für eigenes – vielleicht auch schmerzhaftes – Nachgrübeln zu fein sind, keine klaren Lösungen bieten zu können, gereicht Autoren hier bei SiN, in sozialen Netzwerken und sonstwo stets zum Tadel. Nun, damit muß man leben: Das ist deutlich besser, als sich in irgendetwas zu verrennen. Ob nun postapokalyptische Prepper-Phantasmen oder das Arrangement mit der Schariah, die ja immerhin “konservativ” sei – die Verzweiflung sitzt offensichtlich schon im Mark, wenn ich mir den Grad an Fanatismus betrachte, mit dem derartiges hier und anderswo teilweise vertreten wird.
Nichtsdestoweniger wäre es illusorisch, an dieser Stelle mit irgendwelchen neunmalklugen Ratschlägen auftrumpfen zu wollen. Daher bitte ich auch darum, das in etwaigen Kommentaren zu unterlassen, auch wenn sich dieser Ton bereits zu etablieren droht. Die grundlegende Frage ist nicht einmal mehr, wie wir leben wollen, sondern wie wir überhaupt gegenwärtig leben – in einem stählernen Gehäuse aus prasselnden Informations- und Phrasenströmen, denen man ungeachtet der Quelle nicht trauen kann, und hin- wie hergeworfen von politischen Rankünen, die mehrere Ebenen über unseren Häuptern ablaufen und von deren letztinstanzlicher Verderbtheit sich selbst die wenigen daran Interessierten wohl kaum einen Begriff machen. Ohne einen gewissen Rest eigener Integrität ist nicht nur keine irgendwie geartete Gegenbewegung auszuführen, sondern nicht einmal der Boden unter den eigenen Füßen zu halten. Wo aber liegt der Rest, und wie ist er zu bewahren, wenn man sich mit dem simplen Nichtkonsum der medialen Lethe nicht selbst ruhigzustellen vermag? Schaukeln wir also noch ein wenig und warten ab, welche Spitze-Tal-Werte uns noch blühen? Vielleicht bleibt es ja doch bei Puissance: »Stalking in the shadowlands / Always looking out for Number One …«
Inselbauer
Es tut mir leid, das hier so deutlich sagen zu müssen: Solange die Feigheit in der Sache NSU nicht überwunden und ernsthaft Aufklärung unternommen wird, werden diese Retorten-Propagandahammer ungebremst auf die Rechte einprasseln und jede Arbeit zunichte machen.
Es ist ja nicht so, dass man es bei euch nicht begriffen hätte.
Aber heiße Eisen nicht anfassen wollen und sich dann beklagen, das ist lächerlich.