so konnten wir am letzten Freitag alles in allem 110 junge Menschen aus Deutschland und Österreich in Schnellroda begrüßen. Der Bedarf ist damit noch keineswegs gedeckt: Auch diesmal mußten wir irgendwann die Anmeldelisten schließen.
Aber auch so war es eine organisatorische (und finanzielle) Herausforderung, diese Zahl unterzubringen, zu verpflegen und dennoch den eigenen, eher geschlossenen Charakter einer Akademie zu bewahren.
Diese Gratwanderung fand zudem noch unter dem etwas sperrigen Thema der „Machbarkeit“ statt, das als philosophischer Terminus aber genau das Feld absteckte, das viele junge Deutsche gerade bewegt: Gibt es für uns noch eine Zukunft? Oder wird Deutschland gerade unwiderruflich umgebaut? Ist diese Entwicklung „alternativlos“? Oder gibt es Handlungsspielräume, die uns offen stehen und die wir besetzen müssen?
Daß das Schicksal der Geschichtslosigkeit, das uns im Reich der Alternativlosigkeit blüht, kein schönes ist, zeigte Michael Riegers Gang durch die utopischen Entwürfe der europäischen Tradition, die sich bei genauerem Hinsehen oftmals als Dystopien entpuppten.
Es liegt in der Natur solcher Themen und Fragestellungen, daß die Antworten nicht mit mathematischer Genauigkeit gegeben werden können. In diesem Herantasten an die Möglichkeiten und dem Beurteilen der Lage waren sich Referenten und Teilnehmer meistens einig.
Wenn Martin Lichtmesz den Bereich des Religiösen gegen den Zugriff des Politischen verteidigte oder Götz Kubitschek die politische Mobilisierung rückgebunden in die Geschichte sehen wollte: Immer war deutlich, daß unseren Handeln nicht nur Grenzen gesetzt sind, sondern wir selbst für Maß und Form verantwortlich sind.
Der österreichische Publizist Michael Ley präsentierte eine Liste mit Maßnahmen, deren Ziel die Deislamisierung Europas ist. Die daran anschließende kontroverse Debatte machte deutlich, daß sich unter dem Dach des Instituts für Staatspolitik verschiedene Lösungsansätze diskutieren lassen, weil klar ist, daß dies alles auf der Grundlage eines ehrlichen Bemühens um die Zukunft Deutschlands stattfindet.
Eine Grenze des Machbaren kam immer wieder zur Sprache: der gegenwärtige Zeitgeist, der gerade dabei ist, alle Grenzen einzureißen. Wie man dem praktisch einhalten gebieten kann, verdeutliche Karl Albrecht Schachtschneider, in dem er den Kampf um die Geltung des Grundgesetzes angesichts der europäischen Integration schilderte. Auch hier gilt, daß nicht jeder Kampf mit einem Sieg enden kann, daß aber der Versuch, der Schleifung des Rechtsstaates etwas entgegenzusetzen, bereits aufhaltend wirkt.
Ähnlich praktisch antworteten Lutz Meyer und Martin Sellner auf die Frage der Machbarkeit. Während Meyer sich die Werbung vornahm und der Rechten empfahl, weniger auf Dystopien als auf die Liebe zum Bestehenden zu setzen, machte Sellner als Leiter der Identitären in Österreich deutlich, daß sich mit dem entsprechenden Willen zur Form und einem jugendlichen Sendungsbewußtsein durchaus eine Vorbildwirkung erzielen läßt, welche die Grenzen des Machbaren kreativ auszuloten weiß. Nicht zuletzt der Heidegger-Lektüre verdankt er sein Urteil, daß eine Geringschätzung des Geistigen, wie sie unter Konservativen nicht selten anzutreffen ist, in der jetzigen Situation völlig fehl am Platze ist.
Der Andrang auf der Sommerakademie stimmt da hoffnungsvoll.