Renaud Camus und Jean Raspail in der FAZ

Unsere Neuausgabe von Jean Raspails "Das Heerlager der Heiligen" schlägt weiterhin Wellen: Am Montag berichtete Achse des Guten über das "unheimlich prophetische" Buch, heute ist die FAZ an der Reihe:

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Lorenz Jäger, der das Buch schon vor fast genau zehn Jah­ren wie­der­ent­deckt hat, ver­weist in sei­ner Bespre­chung auf die “unge­mein star­ke sati­ri­sche Kraft in der Visi­on, die der euro­päi­sche Zer­falls­pro­zeß frei­setzt”; Ras­pails lite­ra­ri­sche Leis­tung gehe daher “über das Gro­tes­ke und Apo­ka­lyp­ti­sche weit hinaus”.

Dabei streift Jäger auch die aktu­el­le Lage: wäh­rend bei Ras­pail die Insti­tu­tio­nen zusam­men­bre­chen, sei “das deut­sche Wun­der (…) die – bis­lang noch – rela­ti­ve Sta­bi­li­tät der Ver­wal­tun­gen”, auch wenn es bereits “ver­nehm­lich knirscht”, ein “unan­ge­neh­mes Begleit­ge­räusch”, das ver­mut­lich “zuneh­men” wird.

Einen klei­nen Zei­ge­fin­ger erhebt er zum Schluß: “Aber eine apo­ka­lyp­ti­sche lite­ra­ri­sche Erfin­dung ist kein Rat­ge­ber­buch, auch nicht für die intel­lek­tu­el­le Rech­te.” Da kann ich ihn beru­hi­gen: als “Rat­ge­ber” soll man das “Heer­la­ger” gewiß nicht lesen – son­dern als sati­risch ver­frem­de­te Bril­le, durch die man vie­le Din­ge genau­er sehen kann, “zur Kennt­lich­keit ent­stellt” sozusagen.

Und genau das wird dazu füh­ren, was auch Jäger ver­mu­tet: “Das Heer­la­ger der Hei­li­gen dürf­te ein Kult­buch wer­den”, schreibt er zum Abschluß sei­ner heu­ti­gen Rezen­si­on. Hier kann man bestel­len und den Kult­sta­tus fes­ti­gen. Sodann:

Bereits letz­ten Frei­tag brach­te die FAZ einen aus­ge­zeich­ne­ten, aus­führ­li­chen Bericht über einen wei­te­ren (künf­ti­gen) Antai­os-Autor: der 1946 gebo­re­ne fran­zö­si­sche Lite­rat Renaud Camus hat den Begriff des “gro­ßen Aus­tauschs” geprägt, der zum Stich­wort einer gro­ßen Kam­pa­gne der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung wurde.

In Frank­reich ist er aus den Debat­ten nicht mehr weg­zu­den­ken (Michel Hou­el­le­becq erwähnt ihn en pas­sant in sei­nem Roman “Unter­wer­fung”), obwohl er sei­nen Mut teu­er mit einem Paria-Sta­tus bezah­len mußte.

“Le grand rem­pla­ce­ment“ (etwa: der gro­ße Bevöl­ke­rungs­aus­tausch) lau­tet das Schlag­wort, das Camus erfand und inzwi­schen in kei­ner Debat­te über die Ein­wan­de­rungs- und Flücht­lings­po­li­tik fehlt. Für die Lin­ke ist es ein Unwort. Doch auf der Rech­ten, bei den Repu­bli­ka­nern und im Front Natio­nal ist der Begriff (nicht der Autor) inzwi­schen salon­fä­hig. Dazu hat maß­geb­lich Eric Zemm­our bei­getra­gen, der fran­zö­si­sche Publi­zist, des­sen düs­te­re Ana­ly­se vom Selbst­mord Frank­reichs, „Le sui­ci­de fran­çais“, mehr als eine hal­be Mil­li­on Mal ver­kauft wur­de. Zemm­our hat die Idee vom „grand rem­pla­ce­ment“ popularisiert. (…)

Camus sieht sich als Teil einer gro­ßen Bewe­gung gegen die Uni­for­mie­rung der Welt. „Ich will nicht in einem Land ohne Geschich­te, ohne Gren­zen und ohne Kul­tur leben“, sagt er. In den acht­zi­ger Jah­ren war er Sti­pen­di­at in der Vil­la Medi­ci in Rom, und er sagt, noch heu­te füh­le er sich als ech­ter Euro­pä­er. (…) Camus schil­dert ver­bit­tert, wie er von den Medi­en und den Ver­lags­häu­sern geäch­tet wer­de, seit er 2012 zur Wahl Mari­ne Le Pens auf­rief. Doch dem­nächst, sagt er, soll „le grand rem­pla­ce­ment“ in deut­scher Spra­che herauskommen.

Die­se deut­sche Aus­ga­be wird natür­lich bei Antai­os erschei­nen – wo sonst? “Revol­te gegen den gro­ßen Aus­tausch” wird eine Aus­wahl von Schlüs­sel­tex­ten des Autors aus den Jah­ren 2010–2015 ver­sam­meln, man kann ab heu­te hier vor­be­stel­len. Die Über­set­zung über­neh­me wie­der­um ich, und ich kann jetzt schon sagen, daß es die­se Auf­sät­ze und Reden in sich haben: sie sind eben­so scharf­sin­nig wie dif­fe­ren­ziert, glei­cher­ma­ßen Kla­ge um Euro­pa wie Ankla­ge gegen sei­ne Zerstörer.

Camus ist des­we­gen geäch­tet, weil er eine Wahr­heit aus­spricht, die vor uns aller Augen liegt und die nie­mand ernst­haft bestrei­ten kann, die aber gera­de des­halb zum ver­min­ten Gelän­de erklärt wur­de. Sein Ver­dienst ist aller­dings noch grö­ßer: denn er zeigt in aller Deut­lich­keit den bös­ar­ti­gen Zynis­mus und den ver­bre­che­ri­schen Impe­tus hin­ter der Ideo­lo­gie des “rem­pla­cis­me” auf, der sich ger­ne eine mora­lis­ti­sche Mas­ke aufsetzt.

In mei­nem Buch “Kann nur ein Gott uns ret­ten?” habe ich eine sehr schö­ne und trau­ri­ge Stel­le aus Camus’ Tage­bü­chern zitiert – hier ist sie in vol­ler Länge:

Daß ich eines Tages von der Melan­cho­lie der His­to­rie befal­len sein wür­de, ist das letz­te, das ich als Kind befürch­tet hät­te. Wäre ich in einem glück­li­chen Land gebo­ren, einem Land, das eine glück­li­che Pha­se sei­ner Geschich­te erlebt, hät­te ich die­sen Umstand ver­mut­lich gar nicht wahr­ge­nom­men, geschwei­ge denn mich dar­über gefreut. Ich hät­te mir gesagt, daß es auf die indi­vi­du­el­len Schick­sa­le ankommt, daß das wich­tigs­te im Leben die Ent­fal­tung der eige­nen Talen­te und Ener­gien ist, daß die haupt­säch­li­che Auf­ga­be dar­in besteht, sein indi­vi­du­el­les Glück oder zumin­dest sein Schick­sal zu bestim­men. Eben­so hät­te ich wahr­schein­lich nicht vie­le Gedan­ken dar­auf ver­schwen­det, Fran­zo­se zu sein. Das liegt eigent­lich nicht in mei­ner Natur.

Ich bin so wenig wie nur mög­lich chau­vi­nis­tisch ver­an­lagt, und ich lie­be die Kunst und die Land­schaf­ten ande­rer Natio­nen eben­so wie die mei­ner eige­nen, und wenn man mir die Wahl gelas­sen hät­te, wäre ich ohne Zwei­fel lie­ber Eng­län­der gewe­sen, da mir das Tem­pe­ra­ment jen­seits des Ärmel­ka­nals näher liegt als das hie­si­ge. Und den­noch: wenn man ver­sucht, mich dar­an zu hin­dern, Fran­zo­se zu sein, wenn man beab­sich­tigt, mir eine Seins­form auf­zu­zwin­gen, die der­art kul­tur­los, ver­wäs­sert und trost­los ist, wie die heu­te uns beherr­schen­de, so weckt das in mir das Bewußt­sein eines wah­ren Seins und mein Ver­lan­gen nach ihm – sei es aus Stolz oder aus Wider­spruchs­geist, was oft das­sel­be ist. Und die­ses Ver­lan­gen kann nur ein melan­cho­li­sches sein, die­ses Bewußt­sein nur ein unglück­li­ches. Wie die Lie­be zur Land­schaft und die Lie­be zur Spra­che, so kann die Lie­be zu Frank­reich heut­zu­ta­ge nur mehr zu einer gro­ßen Trau­rig­keit führen.

Ich ver­ste­he nicht, wie man nicht dar­un­ter lei­den kann, Bür­ger eines Lan­des zu sein, das stirbt, das noch dazu so schmut­zig, so dumm, so nie­der­träch­tig stirbt. Zwei Kata­stro­phen sind zur sel­ben Zeit über mein Land her­ein­ge­bro­chen. Ers­tens die Nivel­lie­rung sei­ner Kul­tur durch einen sozia­len Ega­li­ta­ris­mus unter dem Vor­wand „die Mas­sen zu bil­den“ und der Dik­ta­tur des Klein­bür­ger­tums, zwei­tens die Auf­lö­sung eines Vol­kes auf sei­nem natio­na­len Ter­ri­to­ri­um zuguns­ten eines ande­ren oder meh­re­rer ande­rer Völ­ker. Ich weiß nicht, wel­che von bei­den mich am meis­ten belas­tet. In Wahr­heit ist die eine nicht von der ande­ren zu tren­nen. Eine bedingt die ande­re, eine läuft direkt dar­auf hin­aus, die ande­re zu vollenden.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (39)

masseltov

23. September 2015 11:07

chapeau, herr lichtmesz. qualität setzt sich eben doch durch.
p.s.: eine frage: was steht im orginal (französich) für ein
ausdruck, den sie mit "kohldampf" übersetzten?
(m.a. ein soziolektischer begriff aus der soldaten/arbeitersprache,
keineswegs aus dem fundus raspails...).

M.L.: Na, Raspail benutzt gerne ziemlich deftige Ausdrücke. Im Original steht: "Le professeur sentit un faim bien franche lui mordre l'estomac".

deutscheridentitärer

23. September 2015 11:33

Ein sehr sehr schönes Zitat am Ende Ihres Textes.

Ich leide ja massiv unter der Unfähigkeit meine Gedanken und Stimmungen für andere nachvollziehbar zu artikulieren, deshalb sind Ihre Artikel für mich immer eine große psychische Wohltat, das endlich das gesagt wird, was ich sagen wollte, aber eben wegen mangelnder Fähigkeit selber nicht sagen kann.

Ihre Genderpathologietexte waren diesbezüglich einmalig, mir ist es noch nie gelungen eine Debatte mit eine Genderanhänger zu gewinnen, stets landete ich in irgendeine Ecke gedrängt mit dem Gefühl ein ums andere mal versagt zu haben der offensichtlichen Wahrheit zum Sieg zu helfen.

Wie in einem Traum, in dem man einen Faustkampf führt und die eigenen Schläge einfach keinen Schaden anrichten können.

M.L.: Mit Genderdeppen zu diskutieren ist sinnlos, die haben entweder atrophierte Wahrnehmungsorgane oder verkrüppelte Seelen oder sind schlicht und einfach steinnageldumm.

Inselbauer

23. September 2015 11:43

Diese hervorragende Übersetzung ist vor allem auch ein Hieb gegen die Vorherrschaft des linksliberalen NATO-Miefs im deutschen Literaturbetrieb.
Von Herzen alles Gute und Glückwunsch zu diesem Erfolg!

Beteigeuze

23. September 2015 11:43

"das deutsche Wunder (…) die – bislang noch – relative Stabilität der Verwaltungen“
----------------------
So hat die Besatzung der Titanic wohl auch empfunden, nachdem der Eisberg nur gestreift wurde. Das Schiff setzt seine Fahrt fort, die Kapelle spielt weiter. Die Gäste gehen, wie gewohnt, essen.
Nur wenige bemerken zunächst das eindringende Wasser. Selbst unter denjenigen, die es frühzeitig bemerken, befinden sich nicht wenige, die die Situation für jederzeit beherrschbar halten.

Eine in der Geschichte häufig zu beobachtende Fehleinschätzung, geht unausgesprochen davon aus, daß Niedergangsprozesse linear verlaufen. In den Naturwissenschaften ist man eher gewohnt, das "Kippen" von stabilen Systemen, das "Umschlagen von Quantität in Qualität" (Hegel) in die Berechnung einzubeziehen.

Arminius Arndt

23. September 2015 11:48

Sehr schön! Das Buch (Camus) werde ich mir auch zulegen.

Übrigens: Ein Kommentator auf die Achse des Guten schrieb, dass Amazon H. d. H. boykottiere bzw. nicht vertreibe. So ganz stimmt das nicht, denn bei Amazon wird das Buch geführt und es ist über dort genannte Händler erhältlich, aber eben nur nicht direkt über Amazon, sprich, Amazon hat es nicht selber auf Lager. Auch gibt es direkt auf Amazon Kundenrezensionen zu dem Buch (5 Sterne!).

Aber mit daran verdienen will Amazon offenbar schon ... ;)

Wie auch immer, ich werde mir das Camus Buch direkt bei Antaios ordern.

H. M. Richter

23. September 2015 12:08

# 1 / masseltov

Zufälligerweise bin ich gestern über die - nicht zuletzt in der Soldatensprache häufig vorkommende Wendung - "Kohldampf schieben" gestolpert. Und zwar in Günthers "Die deutsche Gaunersprache und verwandte Geheim- und Berufssprachen" aus dem Jahre 1919.

Siehe a.a.O, S. 115, A. 34:
"So nahe nun hierbei auf den ersten Blick die Vorstellung eines dampfenden Kohlgerichts liegen mag, so scheint es sich doch wohl nur um eine Andeutschung aus irgendeinem Fremdwort zu handeln. Eine befriedigende Lösung der Herkunftsfrage ist bisher noch nicht gefunden worden.
__________________________________________

Im Übrigen hoffe ich sehr, daß das Heerlager, für dessen Neuübersetzung kürzlich noch erfolgreich um unterstützende Spenden geworben werden mußte, zu einem Verkaufserfolg wird, der zukünftige Projekte erleichtert !

Ein gebürtiger Hesse

23. September 2015 12:45

Ein weiteres Werk zur rechten Zeit - sehr gut!

Was Camus in dem beeindruckenden Tagebuch-Zitat über die "Melancholie der Historie" schreibt, ist vielleicht DAS verbindende Gefühls-Element aller patriotischen Widerstandsgeister, unser eigentlicher gemeinsamer Nenner. Wer diese Traurigkeit nicht erlebt, wer von ihr nicht beim erstbesten Gang durch unsere Städte befallen wird, hat bereits ein Loch in der Seele.

Und wenn die anmutigen "Brigandes" schon verlinkt werden, darf ihr "Antifa"-Lied nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=37Jlm4-Jc3Q

M.L.: Die schauen aus wie aus einem Louis-Feuillade-Serial...

Realist

23. September 2015 13:11

@Beteigeuze

Bezüglich der Titanic-Katastrophe muß ich Ihnen, auch auf die Gefahr hin, Haarspalterei zu betreiben, widersprechen.

Das Schiff fuhr nach der Kollision nicht weiter. Im Gegenteil wurden die Maschinen sofort gestoppt. Den Verantwortlichen auf der Titanic (Kapitän, Ingenieure) war schon nach sehr kurzer Zeit (ca. 20 min. nach der Kollision) klar, dass das Schiff verloren war. 30 min. nach der Kollision wurde bereits im SOS-Funkspruch ein Sinken über Bug angekündigt.

Was allerdings wahr ist, viele Passagiere ahnten lange nichts. Dieser Umstand allerdings macht den Vergleich noch valider. Die Verantwortlichen in der Politik müssen längst wissen, dass dieses Land gerade verloren geht. Und ja, Niedergangsprozesse verlaufen nciht linear. Das kann hier bald sehr schnell gehen und sehr häßlich werden.

Carsten

23. September 2015 14:20

Die Brigandes sind ja großartig! Auf YT gibt es noch mehr tolle Lieder von denen! Danke, danke für den Hinweis! DAS macht wieder Mut!

Waldgänger

23. September 2015 16:54

@ Beteigeuze

Sie schreiben:

Eine in der Geschichte häufig zu beobachtende Fehleinschätzung, geht unausgesprochen davon aus, daß Niedergangsprozesse linear verlaufen. In den Naturwissenschaften ist man eher gewohnt, das „Kippen“ von stabilen Systemen, das „Umschlagen von Quantität in Qualität“ (Hegel) in die Berechnung einzubeziehen.

Da haben Sie einen ganz wichtigen Punkt angesprochen!
Und naturwissenschaftlich gesehen sind die im menschlich-gesellschaftlichen Bereich ablaufenden Prozesse natürlich letztlich immer auch naturwissenschaftliche Prozesse.
Es gibt den Kipp-Punkt, ab dem der Prozess ungemein beschleunigt.
Naturwissenschaftliche Prozesse kennen das Merkmal der Selbstverstärkung, die das Tempo beschleunigt und Gegenkräfte bedeutungslos werden lässt.

Ähnlich ist es im geschichtlichen Bereich mit der plötzlichen Beschleunigung der Prozesse - etwa während der Französischen Revolution oder beim Zusammenbruch des weströmischen Reiches. Bis 410 n. Chr. war der Niedergang erkennbar, aber schien doch beherrschbar. Nach 410 waren die römischen Eliten nur noch Reagierende in einem immer rascher ablaufenden Szenario.
Nach 451 / 455 (Tod des Aetius; Vandalen in Rom) hörte auch das Reagieren auf und der galoppierende Niedergang endete in Agonie.

Getäuscht und eingelullt durch die Erfahrung von 60 Jahren Wohlstand, Sicherheit und Langsamkeit ist vielen das Bewusstsein dafür abhanden gekommen, dass natürlich vieles auch anders sein könnte, kann ...

Pommes

23. September 2015 17:44

Dr. Alexander Meschnig schrieb:

Kein demokratisch regiertes Land kann etwa Massenabschiebungen durchsetzen.

Ich denke am Ende des Abends werden wir keine Demokratie mehr haben. Da tun sich viele Chanzen auf.

Stein

23. September 2015 17:50

Meine Theorie des heutigen Tages (es bieten sich so viele Interpretationsmöglichkeiten an): Die Politik weiß natürlich schon längst, daß ihr die Kontrolle über die "Migration" entglitten ist, ja daß daraus eine veritable Invasion geworden ist. Sie könnte natürlich die Bundeswehr, Polizei und ggf. auch europäische Hilfe beanspruchen, um die Situation zu klären. Allerdings bedeutete dies den Ausnahmezustand und damit wohl den Verlust der politischen Macht. Stattdessen wurde ein Volkssturm der "Willkommenskultur" und "Integration" angezettelt, in der Hoffnung, dem Volk möge gelingen, worin die Politik versagt hat, nämlich die Einbindung und Entschärfung der Invasoren.

Monika

23. September 2015 18:14

Jetzt muß ich dumm fragen, lieber Herr Lichtmesz:
Ist Ihre neue Übersetzung aktuell in der FAZ besprochen oder meinen Sie die alte Besprechung ( 2005) von
Lorenz Jäger?

M.L.: Steht doch da: heute, die neue.

Im Vatican-Magazin ( ich glaube Juli) gibt es auch eine gute Besprechung des HEERLAGERS.
Michaela Wiegel, die Frankreich-Korrespondentin der FAZ ist mir mit ihren Beiträgen schon des Öfteren positiv aufgefallen. Etwa ihre Beschreibungen der Banlieus. Großer Journalismus.
Bestehen da Kontakte ?
Zur "Melancholie der Historie" eine Frage:
Ist dies ganz allgemein ein Thema "älterer Männer", ich denke etwa an Stefan Zweig (Die Welt von gestern) oder an Romano Guardini ( Briefe vom Comer See).
Oder hat Remplacement eine ganz neue Qualität ?
Diese Melancholie der Historie , sowie remplacement wären sicher auch ein Thema für die bildende Kunst.
Heimatverlust, Verlorenheit, Entfremdung, Auflösung, Verschwinden...
Da gibt es so viele Nuancen.
Noch eine Frage: Haben Sie schon daran gedacht " Kann nur ein Gott uns retten " ins Französische zu übersetzen ?

M.L.: Ich kann das nicht...

Aristoteles

23. September 2015 18:15

Assad im Interview bei RT (veröffentlich am 22. 9. 2015)

https://www.youtube.com/watch?t=146&v=M1H9YKdwMOo (ab min 32:15)

"Jede Person, die Syrien verlässt, ist ein Verlust für die Heimat, unabhängig von Position oder Fähigkeiten. Das beinhaltet natürlich keine Terroristen, es beinhaltet alle Bürger mit Ausnahme der Terroristen, darum: JA, DIE EMIGRATION IST EIN GROSSER VERLUST.
[...]"

[https://www.sunshine.it/wp-content/uploads/2015/05/refugees-welcome.jpg]

"Was Europa betrifft: Natürlich ist es schuldig. Heute versuchen sie zu sagen, Europa sei schuldig, weil sie kein Geld gegeben oder ihnen [nicht] erlaubt haben, legal zu emigrieren. Darum kamen sie über das Meer und ertranken. Wir sind traurig wegen jedes unschuldigen Opfers. Aber ist uns das Opfer, das im Meer ertrinkt, teurer als das im Krieg getötete Opfer? Sind sie uns teurer als unschuldige Menschen, denen von Terroristen die Köpfe abgeschnitten werden? Können wir ein totes Kind im Meer betrauern, aber nicht Tausende von Kindern, die in Syrien von Terroristen getötet wurden, und die Männer und Frauen und Alten. DIESE EUROPÄISCHEN DOPPELSTANDARDS SIND NICHT LÄNGER AKZEPTABEL. Sie wurden unverhohlen offen gelegt. Es macht keinen Sinn, den Tod einiger Leute zu betrauern, den anderer aber nicht. Die Prinzipien sind die gleichen: EUROPA IST SCHULDIG, WEIL ES DEN TERRORISMUS UNTERSTÜTZT HAT, wie ich vor Kurzem sagte*: Sie unterstützen noch immer den Terrorismus und decken ihn, sie nennen ihn noch immer moderat, kategorisieren ihn, obwohl alle diese Gruppen in Syrien Extremisten sind."

*"Es ist bekannt, dass die Türkei enge Beziehungen zum Westen hat. Erodagan und Davutoglu können keinen einzigen Schritt unternehmen, ohne das vorher mit den USA und anderen westlichen Staaten zu koordinieren. Al-Nusra und der IS operieren mit westlicher Deckung [...]" (min 13:07)

Nemo Obligatur

23. September 2015 18:37

Den Artikel über Camus habe ich schon letzte Woche in der FAZ entdeckt und mich gefragt, wann und wo das Buch wohl erscheinen wird. Heute dann die Rezension des Heerlagers von Jäger. (In seiner Bescheidenheit hat Herr Lichtmesz glatt unterschlagen, dass Herr Jäger seine Übersetzung nachdrücklich und namentlich gelobt hat.) Dass die von Michael Wiegel angedeutete deutsche Ausgabe von Camus bei Antaios erscheint, ist sozusagen mit der FAZ über Bande gespielt (wenn auch wohl unbabsichtigt).

Damit jedenfalls haben Anataios/Sezession und all die fleißigen Hände und rauchenden Köpfe, die damit verbunden sind, ihre - meiner Ansicht nach - eigentliche Berufung nachdrücklich unterstrichen: Als Austragungsort und vor allem Anreger für kulturelle und metapolitische Debatten von rechts.

Dag Krienen

23. September 2015 19:08

@ Waldgänger

Die historische Parallele sollte noch etwas weiter ausgezogen werden.
376 flüchteten beträchtliche Teile der Ostgoten vor den heranrollenden Hunnen über die Donau in das noch weitgehend intakte römische Reich. Sie wurden dort unter unklaren Bedingungen zunächst aufgenommen (vielleicht auch, weil die autochtone Reichsbevölkerung unter Geburtenschwund litt) und ihnen Wohnsitze im Balkanraum angewiesen. Schwierigkeiten bei der Alimentierung der neuen "Mitbürger" sowie Unfähigkeit oder auch Korruption der für ihre "Integration" zuständigen Verwaltung führten bald darauf zur Rebellion der enttäuschten Neuankömmlinge. Diese verlief sehr erfolgreich. 378 wurde das aus Konstinopel ausrückende römische Heer mit Kaiser Valens an der Spitze bei Adrianopel von den neuen Mitbürgern vollständig vernichtet.
Der Nachfolger Valens, Theodosius I., konnte das Schlimmste nur noch dadurch verhüten, daß er mit den Goten einen Föderationsvertrag abschloß, der ihnen faktisch Teile des römischen Reichsbodens als Siedlungsgebiet unter autonomer Verwaltung überließ, auch wenn dieser formal noch Teil des Imperiums blieb. Dieses später auch gegenüber anderen germanischen Völkerwanderungs-Stämmen angewandte Verfahren erlaubte es noch für einige Jahrzehnte, die Fiktion vom Fortbestand des Imperiums aufrecht zu erhalten (und milderte in manchen Fällen auch einige Härten bei der Landnahme der Invasoren ab). Für einige Jahrzehnte mochten die herrschenden Eliten des Reiches sogar noch die Illusion gepflegt haben, mit derlei Tricks die Situation noch beherrschen zu können. Die Plünderung Roms durch die mit dem Reich "föderierten" Westgoten Alarichs im Jahre 410 machte diesen Illusionen aber ein Ende, auch wenn sie noch relativ gimpflich verlief (die Goten schonten anders als die Vandalen ein halbes Jahrhundert später im allgemeinen das Leben der Römer, nahmen aber von ihrem Besitz mit, was ihnen gefiel).
Schon die Aufnahme der gotischen Massen in das Reich 376 ist ein Beispiel für den plötzlichen Umschlag von Quantität in Qualität. Denn an sich war die Praxis, kleineren Barbarengruppen von jenseits der Grenze im Imperium Zuflucht und Ansiedlung zu erlauben, durchaus etablierte Praxis gewesen. Sie hatte auch keine gravierenden Nachteile für das Reich mit gebracht. 376 war die Zahl der aufgenommenen Barbaren aber zu groß geworden, um sie in hergebrachter Art in das Reich zu integrieren. Dieser erste Umschlag von Quantität in Qualität stellte so den Ausgangspunkt für einen Prozess dar, in dem der westliche Teil des römischen Reiches und damit die antike Zivilisation in Europa zunächst noch langsam, dann aber mit immer mit immer mehr beschleunigtem Tempo zerfiel.

Aber heute ist natürlich alles ganz anders, historische Parallelen, gar die große zum Untergang Roms, verbieten sich von selbst. Kassandra hat ja bekanntlich immer unrecht behalten, unsere Politiker hingegen immer die Zukunft treffgenau beschrieben.

Marja

23. September 2015 19:14

Vor kurzem habe ich das "Heerlager" bei meinem Stammbuchhändler (viel von Studenten frequentiert) abgeholt. Verwundert wollte er wissen, ob es derzeit eine Veranstaltung an der Uni zu diesem Buch gibt, es werde so oft nach diesem Titel gefragt...

FFlecken

23. September 2015 19:18

Bin schon sehr gespannt auf die neue ,,Revolte''. Eine Revolte älteren Datums hatte bei mir eine äußerst prägende Wirkung.

Und Raspail ist ja sowieso grandios, gilt sowohl für das Heerlager, aber auch für Sire und besonders die Sieben Reiter.
Man wird ja doch noch überrascht, hätte nicht gedacht, daß die Invasionsbeschwichtiger der FAZ das Werk rezensieren...Gut so!

Beteigeuze

23. September 2015 19:37

@Waldgänger @Dag Krienen
Eine historische Parallele erster Güte sehr ausführlich und sehr recht beschrieben.
Der einzige wirkliche Unterschied zur heutigen Situation besteht darin, daß die spätrömische Führungsschicht, bei aller Dekadenz und Verschleißerscheinungen, ihre Töchter nicht mit dem Schild "Vandals welcome" zu den Stadttoren geschickt, und Alanen, Goten, Skiren, Allemannen, Franken, Vandalen, Sueben, Burgunden etc. nicht mit einer umfangreichen Propaganda als "kulturelle und wirtschaftliche Bereicherung" gepriesen hat.

Frenchman

23. September 2015 20:24

Das Camus-Buch ist soeben bei Antaios bestellt.

Das Heerlager habe ich bereits zweimal verschenkt und in beiden Fällen positive Rückmeldungen bekommen. Demnächst werde ich es der Lokalzeitung mit einem Begleitbrief zukommen lassen. Die haben mich dort wieder einmal in der Kommentarfunktion gesperrt, u.a. weil ich von "Pathologischem Altruismus" geschrieben habe.

Hier noch was zu den Brigandes:

https://www.counter-currents.com/2015/09/les-brigandes-french-nationalist-pop/

jak

23. September 2015 20:31

In Frankreich ist derzeit offenbar einiges in Bewegung geraten. Und das auch noch in die richtige Richtung. Alain de Benoist sagt in dem verlinkten Interview mit Zemmour:

„Die grundsätzliche Spaltung besteht doch heute zwischen dem Volk und den globalisierten Eliten, die, wie du [=Zemmour] sagst, „nie die Souveränität des Volkes geschluckt und sich stattdessen einer weltweiten Wirtschaft und nicht dem Interesse der Nation verschrieben haben. Hier sind wir sehr weit von der Paarung rechts-links entfernt, aber im Grunde genommen sehr nahe bei einem neuen Klassenkampf. „Die Rechte hat den Staat im Namen des Liberalismus aufgegeben, die Linke hat die Nation im Namen des Universalismus aufgegeben, beide haben das Volk verraten“ schreibst du doch.“

Sehr gut! Das dürfte in etwa der Kurs des FN gegenüber den Alt- bzw Blockparteien sein. Hoffentlich orientiert sich auch die AfD in diese Richtung nachdem die Lucketruppe ja glücklicherweise weg ist. Ex occidente lux?

Meier Pirmin

24. September 2015 09:46

Der berühmte Schweizer Historiker Jean-Rodolphe von Salis über den zwischenzeitlich berühmten, dann wieder vergessenenen hochbegabten Autor Hermann Burger, als dieser in der FAZ gelobt worden war: "Jetzt hat er den Durchbruch geschafft." Mit anderen Worten: Die FAZ scheint, aus welchem Lager auch immer, das Mass aller Dinge. Ich wurde im letzten Jahrtausend auch etwa zwei oder dreimal dort gelobt. Überbewerten sollte man es nicht. Sie müssen nun mal ihre grossflächigen Seiten füllen, und schreibt man mal als fast einziger was Relevantes zu einem aktuellen oder bedeutenden Thema, schafft man es endlich dorthin. Es tut einem aber ohne Zweifel gut, ist auch gut für die Sache.

Ein gebürtiger Hesse

24. September 2015 16:52

Für die, die französisch können: Der ausgezeichnete Internet-Kanal "TV libertés" machte erst neulich ein langes Gespräch mit Renaud Camus (leider ohne Untertitel):

https://www.youtube.com/watch?t=7&v=ePfIZIYkecI

Frederick van Portshoven

24. September 2015 17:02

Nicht nur die gestrige FAZ nimmt sich des Heerlagers an, auch auf Tichys Einblick ist ein Artikel hierzu erschienen:
https://www.rolandtichy.de/gastbeitrag/asylkrise-die-letzten-franzosen/

M.L: Das stammt von Alexander Pschera, ist auch im Vatican-Magazin in einer kürzeren Fassung erschienen:
https://vatican-magazin.de/images/vatican/ausgaben/2015/6-2015/50-56essay.pdf

Lars Geier

24. September 2015 18:29

Man könnte meinen, Raspail sei ein Blick in die Zukunft gestattet gewesen, so viele beängstigende Parallelen zur Gegenwart wie das "Heerlager der Heiligen" aufweist. In der Tat - ein Kultbuch, und die Neuübersetzung erscheint genau zur richtigen Zeit. Dieses Werk gehört als Pflichtlektüre an unsere Schulen. Aber um deutschen Schülern den Schuldkomplex aus den Köpfen zu treiben, ist es wohl schon zu spät...

Frenchman

24. September 2015 20:39

Wer sich wissenschaftlich etwas aufrüsten will, dem seien eine Reihe englischsprachiger Fachbücher empfohlen:

https://www.ulsterinstitute.org/publications.html

https://www.washsummit.com/shop/

Es ist unerläßlich, sich hier fundierte wissenschaftliche Kenntnisse anzueignen. Das sind sehr scharfe geistige Waffen.

Das ändert allerdings nichts an meiner Einschätzung und Erfahrung, daß wir mit dem "Heerlager" an viel größere und weitere Kreise herankommen, als mit diesen (überwiegend) wissenschaftlichen Werken.

deutscheridentitärer

24. September 2015 20:57

Mit anderen Worten: Die FAZ scheint, aus welchem Lager auch immer, das Mass aller Dinge. Ich wurde im letzten Jahrtausend auch etwa zwei oder dreimal dort gelobt

Ich pack Sie einfach nicht.

Der_Jürgen

24. September 2015 21:07

@Lars Geier
"um deutschen Schülern den Schuldkomplex aus den Köpfen zu treiben, ist es wohl schon zu spät."

Nein, es ist noch nicht zu spät, aber es bedarf dazu eines radikalen Paradigmenwechsels. Das System, das Deutschland umvolken will, beruht auf Lügen, die es mit dem Strafgesetz verteidigt. Da ein rapid wachsender Teil des Volkes den Lügen des Regimes und seiner Medien nicht mehr glaubt, wird es hoffentlich nicht mehr allzu lange möglich sein, eine offene Debatte über die jüngere Vergangenheit mit grobschlächtigen Methoden zu verhindern. Alles weitere ergibt sich dann von selbst.

Raspails Roman, den ich in den späten siebziger Jahren las und der auf mich einen nachhaltigen Eindruck hinterliess, spiegelt die heutige Lage zwar beklemmend wider, entspricht dieser aber in einem zentralen Punkt nicht. Raspail ging davon aus, dass Europa seinen Ueberlebenswillen durch einen natürlichen Alterungsprozess verloren habe. Dies ist nicht der Fall.

Der Verlust des Ueberlebenswillens, vor allem bei den Deutschen, aber auch bei anderen Völkern, ist das Ergebnis einer viele Jahrzehnte lang penetrant betriebenen, heimtückischen Propaganda, deren Ziel darin bestand und besteht, den Europäern - sowie den weissen Amerikanern - Schuldkomplexe wegen ihrer angeblich kriminellen Vergangenheit einzuimpfen, damit sie freiwillig in einem "multikulturellen" Völkerbrei verschwinden. "Die weisse Rasse ist das Krebsgeschwür der Menschheit", schrieb Susan Sontag, die als eine der einflussreichsten amerikanischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts galt.

M.L.: Nochmal lesen, der Roman behandelt diese Art von Propaganda ausführlich als einen der Hauptschuldigen.

Faszinierend und beängstigend ist, dass die Zerstörung des Ueberlebenswillens sogar bei einem Volk wie den Schweden bisher sehr gut funktioniert, obgleich man diesen weder eine NS-Vergangenheit noch eine Verstrickung in die Sklaverei vorwerfen kann.

Doch wer weiss, vielleicht geht der Krug nur so lange zum Brunnen, bis er bricht - in Deutschland, Oesterreich, Schweden und anderswo. Die letzte Schlacht um Europa, glaube ich, ist noch nicht verloren. Um in ihr zu siegen, müssen wir die Herzen und Hirne jener gewinnen, die nicht hoffnungslos paralysiert sind. Hierzu können neben politischer Aufklärung durchaus auch grosse Romane wie "Das Heerlager der Heiligen" beitragen; dieses Buch für den des Französischen Unkundigen vollständig und sprachlich untadelig übersetzt zu haben, ist ein nicht geringes Verdienst von Martin Lichtmesz.

Ein gebürtiger Hesse

24. September 2015 23:05

@ Lars Geier

Man könnte meinen, Raspail sei ein Blick in die Zukunft gestattet gewesen, so viele beängstigende Parallelen zur Gegenwart wie das „Heerlager der Heiligen“ aufweist.

Ja, diese Art Wahrwerdung von Raspails Vision über 40 Jahre später ist ebenso erstaunlich wie beunruhigend. Was für ein seltsames Schicksal sein Buch hat! Ich fragte mich beim Lesen mehrmals, ob Raspail es wirklich hat kommen sehen, daß die Realität mit seinem Schreckensbild einmal geradezu gleichziehen würde. Und ich dachte: nein, das ist zu abgedreht, das kann selbst Raspail nicht vorausgesehen haben. Interessant wäre es, ihn heute danach zu fragen.

marodeur

25. September 2015 08:56

@Ein gebürtiger Hesse
Es gab im April ein Interview mit Raspail:
https://www.civitas-institut.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2408:jean-raspail-masseneinwanderung-und-der-zustand-europas

Eisenhans

25. September 2015 09:13

@ Meier Pirmin
Auch ich wurde schon mehrere Male im letzten Jahrtausend von der
"Ostfriesischen Wattrundschau" erwähnt.....

Meier Pirmin

25. September 2015 10:35

@Deutscher Identitärer. Falls Sie mich nicht verstehen wollen: Ich bilde mir nichts drauf ein, von der FAZ auch schon mal gelobt worden zu sein, wiewohl ich ohne dieses Lob Literaturpreise hätte vergessen können. Hoffe von Ihnen deswegen nicht verbal nochmal eins "auf die Fresse" zu bekommen. Natürlich ist es wichtig, dass ein Autor wie Raspail auch in Deutschland nicht nur als Untergrundliteratur gehandelt wird. Desgleichen ein Übersetzer und Publizist wie Lichtmesz.

Meier Pirmin

25. September 2015 10:46

@ML. Ihre Ausdrucksweise "Genderdeppen". Hatte direkt mit denen zu tun, unterschrieb ein österreichisches Manifest dagegen und verwahrte mich gegen sie in der meistverbreiteten Schweizer Gratiszeitung "20 Minuten" mit über 600 meist positiven Rückmeldungen. Da die Genderdiktatoren aber in Ämtern und Universitäten fest installiert sind, sogar Sprachreglemente verfassen, kurz: an der Macht sind (ich wurde trotz beachtlichem öffentlichen Ansehen nur deswegen als Lehrerfortbildner nicht weiterbeschäftigt), müssen wir uns doch einer anderen Sprache befleissigen. Die Ohrfeigensprache ist wie die Gendersprache eine Machtgebärde, die sich erst zufrieden gibt, wenn sie den Gegner totgeschlagen sieht. "Gender" wäre dann in den richtigen Proportionen, wenn ihre gesellschaftliche Stellung und ihr Ansehen in Deuschland etwa auf dem Niveau der fast harmloseren Scientology-Sekte wäre. Unter dieser Bedingung würde ich mich sogar für die Meinungs- und Glaubensfreiheit der Gendersekte verwenden und sie dann nicht als "Genderdeppen" bezeichnen. Ich hoffe, wir verstehen uns.

Ein gebürtiger Hesse

25. September 2015 11:00

@ marodeur

Gut, dann will ich den Link mal selbst legen ... ;-)

https://www.youtube.com/watch?v=Kfx3-kSXK8o

In diesem Gespräch stellt Raspail ausdrückliche Bezüge zwischen "Heerlager" und heute her. Ähnliches kann man außerdem in dem vorzüglichen Kaplaken-Band "Der letzte Franzose" nachlesen. Ich dachte jedoch eher an den "Schicksals-"Aspekt des Buches und seine dunkle Orakelhaftigkeit, die ja womöglich den Autor selbst frappiert. Der Umstand, daß die Realität den Roman nach so langer Zeit in zig Details einholt, erscheint mir einzigartig (oder kennt man Vergleichbares aus der Literaturgeschichte?) und ich würde Raspail daraufhin gern noch mehr befragen. Gerade auch in dem Maße, wie sich die Lage zuspitzt.

Volker Spielmann

25. September 2015 11:54

Europa dürfte unter der Völkerwanderung recht schnell zusammenbrechen

Der Zustand der europäischen Staaten läßt keinen Zweifel aufkommen: Länder wie Italien, Spanien oder Griechenland leiden schon heute unter einer Jugendarbeitslosigkeit von 50% und grundsätzlich darf man die allgemeinen Arbeitslosenzahlen getrost verdoppeln, da es auszuschließen ist, daß die anderen europäischen Regierungen ihre Aufstellungen weniger schönen als dies die hiesigen Parteiengecken tun, hinzu kommen ein gewaltiger Schuldenberg und eine erdrückende Steuerlast. Den europäischen Staaten werden also schon sehr bald die milden Gaben zur Besänftigung der Eindringlinge ausgehen und Arbeit gibt es für diese wie schon gesagt eben keine und so werden diese zum Erlkönig werden: „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“ Sprich die europäische Bevölkerung niedermetzeln und sich deren Besitz gewaltsam aneignen, zumindest verliefen so mehr oder weniger alle geschichtlichen Völkerwanderungen und mit der morgenländisch-afrikanischen wird es wohl kaum anders sein.

Im Übrigen bin ich dafür, daß der Euro zerstört werden muß!

Meier Pirmin

25. September 2015 14:06

@Volker Spielmann. Zu historischen Analogien: Man weiss nie, was kommt. Der Rest ist wahnhafter Historismus oder Historizismus. Zu Ihrem Cato-Spruch ceterum censeo Eurum esse delendum: Solche Sachen werden nur durch Selbstzerstörung zerstört.

Volker Spielmann

27. September 2015 02:15

@Meier Pirmin

Man kann aber Eins und Eins zusammenzählen und dabei hilft ihnen die Geschichte gar sehr. Ich für meinen Teil würde gern an einem geschichtlichen Wahn leiden, fürchte aber dabei Recht zu behalten. Doch lasse ich mich gern von der Wirklichkeit widerlegen und vielleicht verwandelt sich der deutsche Rumpfstaat durch die morgenländisch-arabische Völkerwanderung wirklich in ein kosmopolitisches Buntland und ein irdisches Paradies. Zur Zerstörung des vermaledeiten Spielgeldes Euros bedarf es der Selbstzerstörung nicht, ganz im Gegenteil: Dessen Fortbestand bedeutet nämlich die Selbstzerstörung des deutschen Rumpfstaates, der Niederlande und des Herzogtums Österreichs und damit Deutschlands insgesamt.

Thomas Wawerka

27. September 2015 08:44

Volker Spielmann: des deutschen Rumpfstaates, der Niederlande und des Herzogtums Österreichs und damit Deutschlands insgesamt

Nicht zu vergessen Flandern, Südtirol und die Mark Krain!

Meier Pirmin

27. September 2015 11:11

@Volker. Der Begriff "Selbstzerstörung" meint, um es einmal mit einem Begriff von Karl Marx auszudrücken, dass der Euro allenfalls an seinen eigenen Widersprüchen zugrunde geht. Hoffentlich sind Sie jung genug, um es noch zu erleben.

Ich dachte, wir hätten uns auf das "Erzherzogtum" Österreich geeinigt. Dabei bin ich mir sicher, dass keines der lebenden Mitglieder des Hauses Habsburg mit der Tendenz, die Sie mit dem Ausdruck "Herzogtum Oesterreich" ausdrücken, einverstanden sein dürfte. Ich habe auf www.portal-der-erinnerung.de Otto von Habsburg und seinen Bruder porträtiert. Nicht ohne Abstand, aber doch mit Ehrerbietung. Ich gehe davon aus, dass Erzherzog Otto mit der heutigen Politik der Europäischen Union wie auch mit dem Euro alles andere als glücklich wäre. Es ist leider schon 42 Jahre her, seit ich diesen bedeutenden Mann zum letzten Mal gesehen habe.

Unvergesslich seine damalige Kritik an den Vereinigten Nationen. Er war, bei universalem Horizont, mit Sicherheit kein Internationalist. Aus dieser seiner speziellen Position kannte er auch die dunklen Seiten des Nationalismus. Sie sind dem Habsburgischen k.u.k.-Reich fürwahr nicht wohl bekommen. Noch interessant die traditionelle Einstellung der Habsburger zum Islam: Nicht feindlich, aber mit selbstbewusster Repräsentation dessen, was sie unter Leitkultur verstanden haben und immer eingedenk von Prinz Eugen und Don Juan d'Austria. Nie war diese Tradition vielleicht so wertvoll wie heute: die Erinnerung an die Schlacht von Lepanto, an einem Wallfahrtsort bei Wil/St.Gallen, nämlich Maria Dreibrunnen auf einem Deckenfresko grossartig dargestellt. Wahrscheinlich gibt es auch in Deutschland, ganz sicher in Oesterreich noch solche Bilder. Nie zu vergessen und eher wegweisend für eine metapolitische Orientierung als Demonstrationen eines beschränkten Mobs.

M.L.: Bei Thema bleiben! Und nun: Badeschluß, Dank an alle!

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