Zwar gibt es auch in Deutschland Bedürftige, stehen unsere Soldaten am Hindukusch und werden einzelne abweichende Meinungen mit Ächtung bestraft. Doch verglichen mit den existentiellen Bedrohungen vergangener Zeiten (oder anderer Länder) gibt es wenig Grund, sich zu sorgen. Der gemeine bundesrepublikanische Wähler teilt diese Einschätzung. Gewählt wird, wer Wohltaten verspricht, ob nun Sozialleistungen, Konfliktvermeidung oder eine florierende Wirtschaft.
Doch: “Von der Gestalt der künftigen Tragödie wissen wir nichts.” Man kann nur ahnen und die Zeichen deuten, daß ein Verlust an Substanz und Qualität, verbunden mit einer Kultur der Konfliktvermeidung, unserem Land seine Identität und seine Kraft raubt. So mancher kann nicht mitfeiern auf der konsumfreudigen Party, weil ihn das Gefühl nicht verläßt, daß hier und heute das verpraßt wird, was man morgen zum Überleben brauchen wird.
Eine politische Rechte, die hier gegenhalten könnte, spielt in der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich nur die Rolle des Bösewichts in einer dramatischen Inszenierung. Die Rechte in Deutschland, bei Lichte betrachtet… ein Kleingruppen-Sammelsurium, bestehend aus Rechtskonservativen, Neokonservativen, Anti-Islamisten, Regionalisten, Rechtsliberalen, Patrioten, Christen, Monarchisten, Libertären. Dazu werden noch die Extremisten mit in den Topf geworfen, der Kontamination halber.
Die Rechte ist nicht nur bedeutungslos, weil die Gegenkräfte dies anstreben, sondern auch und vor allem, weil sie selbst nicht ihre Lehren aus der Geschichte gezogen haben. Nicht nur 1945, sondern auch 1789, 1871, 1918, 1933, 1934 und natürlich 1968, 1989 und 2001 markieren Eckdaten, welche die Rechte hätte verarbeiten müssen.
Doch es ist ein dürrer Boden, in dem der rechte Geist mittlerweile wurzelt. Unendlich fruchtbar einst, doch zu vieles ist erstarrt und abgestorben.
Was ist geblieben, außer den Schriften großer Denker? Kleine Zeitungen und Zeitschriften, kleine Parteien und kleine Reservate. Verbände, Militär, Medien, Verwaltung, Universitäten und Justiz werden längst von anderen Kräften dominiert. Die Rechte ist seit Jahrzehnten am Nullpunkt.
Unsere Zeit ist geprägt von der Globalisierung, sich anbahnenden Verteilungskämpfen um Rohstoffe und dem Verlust der herausragenden Stellung der europäischen Staaten. Im Lande selbst erleben wir demografische und ethnische Umwälzungen, einen Staat, der von seinen Bürgern als Dienstleister verstanden wird und den Wohlstand als verbindende Gemeinsamkeit. Die politischen Kräfte beschränken sich auf die Verwaltung eines Zustandes, und es sind nicht nur die Linken, die mit irdischen Verlockungen Wähler ködern. Von Nachhaltigkeit des politischen Handelns ist wenig zu sehen, obwohl man viel davon spricht. Womöglich sogar deswegen.
Die Verschuldung der öffentlichen Hand vermacht unseren Kindern eine Erblast, wie sie nur Rabeneltern geben können. Viel zu viele Ausländer identifizieren sich nicht mit unserem Land, selbst wenn sie hier geboren sind und einen deutschen Paß besitzen. Die Absenkung der Bildungsstandards, die Entstehung von Parallelgesellschaften, der antifaschistische (nicht herrschaftsfreie) Diskurs, die Apperzeptionsverweigerung, die mediale Ersatzrealität, etc. Die Liste ist lang und der Befund wird sich nicht ändern.
Die alten prägenden politischen Kräfte sind verschwunden. Sozialismus, Liberalismus und Konservatismus waren einmal. Jetzt haben wir die Neue Linke, die Neue Mitte und die Neue Bürgerlichkeit, dazu noch ein paar Faschingsgestalten aus dem braunen und roten Gruselkabinett. Bewegungen, passend zu unserem heutigen Land und seiner Kultur, in dem Straßen nach Rosa Luxemburg benannt werden, während Paula Müller-Otfried vergessen ist.
In diese Festveranstaltung ist ab und an in den letzten Jahrzehnten die „alte” Rechte gestolpert. Wie ein großmäuliger Ritter, der die Erfindung des Schießpulvers verschlafen hat und trotzdem selbstgewiß an die Futternäpfe der Macht will und auf dem Weg dahin über seine eigenen Füße stolpert, weil die Rüstung, die er aus alten Zeiten noch trägt, zu schwer geworden ist.
Die gute alte Zeit hat gerade auf der Rechten eine schwere Erblast hinterlassen. Veraltete Systeme spuken dort immer noch als Alternativen, obwohl weder die damalige Kultur noch die politischen Subjekte, welche die Träger einer solchen Ordnung waren, noch verfügbar sind. Und auch nicht reproduziert werden können. Auch der Trend zu einer verstärkten Individualisierung ist an der Rechten nicht spurlos vorübergegangen. An Modellen fehlt es nicht: Waldgänger, Anarchen, oder man lebt minimale Gemeinschaft und maximale Abkehr vom Mainstream im kleinen abgeschotteten Kreis. Viele Rechte wollen so ganz anders sein und sind doch immer Kinder ihrer Zeit.
Die Rechte hat drei Probleme. Es fehlt ihr an Ideen, an Kultur und an Organisation. Wo sind die zeitgemäßen Konzepte, wo die modernen Ausdrucksformen, wo die schlagkräftigen und widerstandsfähigen Strukturen? Es gibt sie nicht. Und weil auch noch ein Gravitationszentrum fehlt, zersplittern die Teile der Rechten bis hinunter zum Individuum und in die Bedeutungslosigkeit.
Immerhin – auf dem dürren Boden der Gegenwart wachsen vereinzelt kleine Setzlinge heran. Es sind oft junge Menschen, „die an Temperaturerhöhung leiden”. Ihre Gesinnung ist meist angelesen, weil es an greifbaren Vorbildern und Strukturen fehlt. Sie leben im Hier und Jetzt und sind bereit, sich dem linkslastigen Mainstream entgegenzustellen. Man könnte sie näherungsweise als radikale oder rechte Konservative bezeichnen, doch sie sind anders. Sie schätzen die Theorie und sind bereit für das 21. Jahrhundert.
Einige dieser Typen gruppieren sich um das Institut für Staatspolitik (IfS) und um die Zeitschriften Sezession und das online-Portal blauenarzisse. Vordenker dieser neuen Rechten sind Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann, die Typus und Gestalt einer möglichen neuen Rechten ausgebildet haben.
Götz Kubitschek prägt den neurechten Stil. Als Bild hat er das des Gärtners entworfen, der seinen Garten hegen und pflegen, pflanzen und bebauen will. Doch wenn es sein muß, wenn er das Eigene und die Ordnung bedroht sieht, dann kämpft er. Diese Stunde sieht Götz Kubitschek gekommen. Zu lange habe die Rechte in der Passivität verharrt, zu lange beide Wangen hingehalten. Offensiv und aggressiv müsse man den Kampf (nicht als Gewaltakt verstanden) aufnehmen. Hoffnung hat man wenig, den Lauf der Dinge noch zu ändern, doch man will es wenigstens versucht, wenigstens selbst eine deutliche Spur hinterlassen haben. Der Feind soll erkannt werden, und ihm ist mit einer klaren Sprache provokativ entgegenzutreten. Ernst, kalt und mit dem Willen zur Form.
Hier zitierte Götz Kubitschek ein Bild aus Stanley Kubricks Film „2001”. Das Bild des kalten, schwarzen, kantigen Monolithen, der plötzlich inmitten einer Affenhorde auftaucht und den maximal denkbaren Gegensatz zu dem „Feldlager aus Kot, Kopulationsgeräuschen und Nahrungsresten” darstellt.
Karlheinz Weißmann liefert das Fundament für den neurechten Inhalt. Die Neue Rechte (wie er sie und sich selbstbewußt nennt) ist für ihn das notwendige Gegenstück zur Neuen Linken und zur Neuen Mitte. Neu ist sie im Vergleich zur alten Rechten, weil sie weder nostalgisch noch klassengebunden ist. Rechts ist sie deshalb, weil sie den Menschen als Mängelwesen sieht, der auf Ordnung angewiesen ist und dessen Existenz historisch bestimmt ist. Sie soll zeitgemäß sein, an der Wirklichkeit orientiert, offen für die Moderne mit dem Bewußtsein für deren Gefahren. Man schätzt das Leben und verachtet die Abstraktion. Man schätzt den Begründer und die von ihm geschaffene Ordnung und die von ihm geschaffenen Institutionen, ist aber auch bereit zu Veränderungen, wenn sie notwendig sind. Als Kern des Problems sieht man die Dekadenz, also Bedrohung durch Perversion und inneren Zerfall.
Auch bei Karlheinz Weißmann trifft man wieder auf das Motiv der Kälte, welche hier den kühlen Blick auf einen Sachverhalt meint. Man betrachtet Probleme nicht im Hinblick darauf, was sein soll, sondern hinsichtlich dessen, was ist. Es werden die Auswirkungen beurteilt, nicht, ob sie in ein vorgefertigtes Weltbild passen.
Gleichsam aus mehr oder weniger verstreuten Elementarteilchen hat sich hier, mit dieser Neuen Rechten, eine Masse mit eigener Schwerkraft gebildet, die in dem oben beschriebenen Planetensystem aus rechten Kleingruppen eine gewisse Anziehungskraft gewonnen hat. Manche Teilchen stoßen hinzu, manche kreuzen nur die Bahn, andere laufen parallel – es ist weniger eine Frage der Gleichheit als der Ähnlichkeit.
Diese Neue Rechte hat sich gebildet, um Eigenständigkeit zu gewinnen, um sich von Tendenzen anderer rechter Gruppen – seien sie zu reaktionär, zu restaurativ, zu liberal – abzugrenzen; doch ohne einen Graben aufzuwerfen, hat man doch gemeinsame Vorstellungen, gemeinsame Ideen und gemeinsame Feinde.
Damit dieses fragile und sich noch in der Wachstumsphase befindliche Konstrukt, dieses Biotop des rechten Pluralismus, erhalten bleibt, ist jedoch Distanz nötig zu den Schwarzen Löchern, deren Sogwirkung danach trachtet, Masse in seine Nähe zu ziehen und am Ende aufzusaugen. Schwarzen Löcher sind für die Neue Rechte zuvorderst die bürgerlichen und die extremistischen Kräfte, die einen locken mit Harmonie und Karriere, die anderen mit der reinen Lehre. Und selbst bei noch größerer Distanz, wer mag abstreiten, daß selbst zur Linken hin kleine, oft geheime Verbindungen bestehen?
Doch wenn man sich solchen Kräften anschließt, verliert man seine eigenen (rechten) Wurzeln, wird von den bestimmenden Kräften aufgesogen oder versinkt im totalitären braunroten Sumpf.
Diese Neue Rechte hat den Ansatz einer Ideenschmiede, eines Kraftzentrums, eines Leitbilds. Man will die Speerspitze einer rechten Gegenrevolution (besser: Gegenevolution) sein, welche den Staat und das Gemeinwesen vor der Tragödie bewahren will – so die Zielsetzung. Karlheinz Weißmann hat das Konservative Minimum formuliert, auf dessen Basis die Zusammenarbeit verschiedenster Rechter grundsätzlich möglich ist. Es geht um das Erreichbare, um das Anstreben des Möglichen. Innerhalb der Rechten erlebt man zu oft, daß – oh, die Linke hat auch rechts ihre Spuren hinterlassen – fertige Entwürfe der zukünftigen Staatsordnung präsentiert werden und eine zwingende Ablehnung derselben gleichbedeutend ist mit dem Abbruch der Verständigung. Ist es wirklich sinnvoll, eine politische Utopie anzustreben? Auch in der Politik gilt: keine Wiederbelebungsversuche an Leichen oder an Ungeborenen.
Was konservativ ist, „entscheidet sich im Getümmel des Tages”, hat ein kluger Kopf im vergangenen Jahrhundert geschrieben. Dieser Satz gilt immer noch, jetzt im 21. Jahrhundert, für die Neue Rechte. Er verbindet zweierlei: originäres rechtes Denken und das Fundament für die Zusammenarbeit der Rechten.
Es gibt eine ewige Rechte, die zu allen Zeiten rechtes Denken gepflegt hat. Es gab immer Menschen, die Veränderung im Gleichklang mit dem Leben höher schätzten als den revolutionären Umsturz, die um den Wert von Ordnung und Tradition wußten und deren Denken sich nicht in den Nebelschleiern der Abstraktionen verlor.
Eine gemeinsame Basis für die Kooperation der Rechten findet sich im Konkreten. Nicht in der Utopie, nicht in der Nostalgie und ganz bestimmt nicht in der Destruktivität. Verneinung ohne Alternative ist schließlich eine originäre Domäne anderer Kräfte. Schätzt man die Phänomene, spricht man konkret von der Wirklichkeit des Lebens, dann verschwinden die Gegensätze untereinander. Unerheblich ist, wer was warum verehrt. Grundgesetz, Nation, Volk, Gott… Es geht nicht um Empfindungen, sondern um ein funktionales Verhältnis zum Objekt, ohne einen Fetisch daraus zu machen. Es geht darum, ob etwas nützlich, notwendig und sinnvoll ist.
Doch das Konzept der Neuen Rechten ist nicht technokratisch. Es beinhaltet ebenso Verortung, eine Einbindung des Einzelnen. Menschlich in der Gemeinschaft, in der Familie, in den Freundeskreis. Räumlich in der Nachbarschaft, in der Heimat oder in der Nation. Und zeitlich in der Nostalgie, in der Erinnerung an vergangene Zeiten. Nostalgisch: nicht im reaktionären Sinne. Die Vergangenheit kann und soll nicht wieder zurückgeholt werden. Doch sie ist der „Wiederanschluß an die lange Zeit … und ist ihrem Wesen nach Tiefenerinnerung”. Sie ist romantische „Versenkung in die Vergangenheit; sie ist die Sehnsucht nach dieser und zugleich der realistisch anerkennende Sinn für alles wirklich Gewesene in seinem Eigenrecht, mit seiner Lokalfarbe und Atmosphäre”.
Aus dem Gesagten ergeben sich die groben Konturen dessen, was die Neue Rechte politisch vertreten könnte. Kernpunkte wären somit das Erhalten des bewahrenswerten, das evolutionäre Beseitigen der Mißstände und die unabdingbare Möglichkeit der Dezision. Die Eigenständigkeit und Eigenheit der Gemeinschaften verschiedenster Ebenen (ob Familie, Region oder Nation), die Sonderwege, sollen bewahrt bleiben. Dazu müssen Demos, Ordnung und Staat erhalten und gestärkt werden. Der bindungs- und traditionslose Materialismus wird abgelehnt, sowohl in der sozialistischen Variante der Umerziehung nach Plan, als auch in seiner liberalen Ausprägung der Umwandlung der Bürger zu Konsumenten und Ziffern. Sozialismus und Liberalismus gemeinsam ist die Ausbeutung von Ressourcen, welche die Neue Rechten erhalten will. Dies ist nicht nur die Natur, sondern es sind auch Sprache, Tradition und Kultur.
Die Neue Rechte ist auch sozial und weiß um die Wohlstand schaffenden Kräfte von Märkten, gleichwohl steht man gegen staatliche Vollversorgung ebenso wie gegen schrankenlosen Kapitalismus. Man will die Entscheidungen wieder in die Politik zurückführen, zurück aus den Hinterzimmern der Lobbyisten und zurück aus den medialen Scheininszenierungen.
Die Neue Rechte ist zwar ein politisches Projekt, jedoch nicht als Vorstufe zu direkter politischer Einflußnahme zu sehen. Dies nicht nur deshalb, weil die derzeitigen Kräfteverhältnisse ein solches erfolgreiches Unterfangen unmöglich machen. Auch nicht, weil eine Partei kreative Kräfte bindet und erlahmen läßt. Sondern, weil die Kultur in unserem Land das eigentliche Problem ist. Die Politik ist letztendlich nur die Fortsetzung der Kultur auf einer anderen Ebene.
Die Neue Rechte ist ein kulturelles Projekt. Diese Keimzelle versucht, durch das Wiederanknüpfen an rechte Traditionen diese für unsere Tage fruchtbar zu machen. Zu viele Traditionen sind erloschen. Doch „Bücher sind dickere Briefe an die Freunde”. Die Freunde aus vergangenen Tagen haben wertvolles hinterlassen. Nicht als Programmschrift, wohlgemerkt! Sondern als Beispiel für rechtes Denken in alten Zeiten.
Ein literarisches Projekt also, ein Kreis bibliophiler Sonderlinge? Mitnichten. Die Bücher sind der Impuls, welcher der Tat vorausgeht. Die Einheit von Feder und Schwert. Die Neue Rechte hat durch die direkten Aktionen der konservativ-subversive aktion (ksa), durch Autorenabende und Blogs die ersten vorsichtigen Schritte hin zur Entwicklung einer eigenen Szene gewagt. Einer Szene mit vielfältigen Aktions- und Ausdrucksformen, und mit eigenen Symbolen und Geschichten? Man wird sehen.
Als Name steht der Begriff „Neue Rechte” im Raum. Kein neuer Begriff, bereits vielfach benutzt, ob im Inland (durch die Aktion Neue Rechte ANR und durch Antifaschisten, die darunter zusammenfassen, was nicht zusammenpaßt) oder im Ausland (New Right, Nouvelle Droite). Doch der Begriff hat sich in Deutschland noch nicht konkretisiert, ist noch nicht unabänderlich an bestimmte Personen oder Organisationen gebunden. Stigmatisiert ist so mancher in diesem Land, selbst wenn er sich nicht zur Neuen Rechten bekennen mag (und selbst wenn es einen besseren Begriff gäbe, so würde auch dieser umgehend durch die antifaschistische Denunziationsindustrie verwurstet werden). Doch darin – in der Stigmatisierung – liegt auch ein unschätzbarer Vorteil. Die magische Aura des rechten Typus könnte für junge Menschen um vieles verlockender sein als die der profanen Empörer der Linken und die der fanatisierten Extremisten (deren mediale Präsenz und deren struktureller Vorsprung jedoch die Wirkung umkehren).
Doch der Begriff Neue Rechte bietet noch etwas weit wichtigeres: Identität. Die Namensgebung selbst ist die Erschaffung des Geistes aus der Maschine, die Selbstdefinition, die Selbstfindung, letztlich also Verortung und Tiefenerinnerung im 21. Jahrhundert.
Hesperiolus
Eine panoramatisch scheinbar zutreffende Lagebeurteilung, deren zwischen Traditionsstube und nüchternem Funktionalismus oszillierende Gesinnungs-Pragmatik absehbar aber gradewegs in die Harmlosigkeit einer neuen, zweifelsohne für sehr kurze Zeit besseren "CDU" führen würde. Und, abgesehen vom schönen Kubitschek-Kubrick-Bild, das völlige Dementi der in vorausgehender Debatte schmerzlich vermissten "sexiness"! Ich habe den Eindruck, auf diese Weise läßt man die endlich zusammengerufene Truppe als erstes zum Platzpatronen-Empfang antreten. Als im Namen anthropo- und soziologischer Konstanten erhaltungsdienliches Korrektiv ihrer "Konservation" unwürdiger Zustände bin ich mir als Rechter zu schade. Was mir hier fehlt, sind die Elemente von Verachtung und Ekel, von Hohn und Zorn, von Treue und Transzendenz, die eine solche Gegenkultur entflammen müßten. Worum es meiner unmaßgeblichen Einschätzung nach vorläufig nur gehen kann, ist sich nicht als andienliches Gesellschaftskorrektiv zu bestreben, sondern einen Gegen-Kosmos zur herrschenden Anomie schaffen, der von Generation zu Generation Anamnes und Katamnese des Verfalls aufnimmt und weitergibt. Mehr Don Quijoterie!