von außerhalb Europas, damit wir unseren Wohlstand bewahren könnten. Nur weil die Bundesregierung ernsthaft von der Notwendigkeit dessen überzeugt ist, ließ sie den Asylansturm zu und verlor letztendlich die Kontrolle darüber.
Merkel wird nun bis zur Bundestagswahl 2017 dafür sorgen, dieses angeblich optimale Niveau der außereuropäischen Zuwanderung zu erreichen und dann aufrechtzuerhalten.
Dahinter steckt eine technokratische Logik, die mit mathematischer Genauigkeit ein Optimum an Arbeitskräften und Konsumenten anstrebt. Anfängliche Investitionen für die Integration dieser Neuankömmlinge von 30, 50 oder am Ende vielleicht auch 80 Milliarden Euro pro Jahr erachtet die Regierung deshalb als sinnvoll, weil sie an die beliebige Formbarkeit dieser Menschen glaubt, obwohl die Wirtschaftsgeschichte lehrt, daß weder diese Einwanderer noch ihre Vorfahren in den letzten Jahrhunderten in der Lage waren, auch nur annähernd so produktiv zu arbeiten wie die Europäer.
Für die tagespolitische Auseinandersetzung reicht es aus, dies in aller Kürze mit der Ergänzung zu schildern, daß wir – wenn es so weitergehen sollte wie derzeit – in zehn Jahren zur Minderheit im eigenen Land werden. Wer dies nicht glaubt, sollte einfach mal seinen Taschenrechner zur Hand nehmen. Nun stellt sich aber darüber hinaus die Frage, welche Kraft unsere Regierung, Öffentlichkeit und – so traurig das ist – Mehrheit des Volkes antreibt, ein so absurdes Experiment wie die Masseneinwanderung zum Zweck der Wohlstandsförderung, die scheitern wird, durchzuführen. Ist es Selbsthaß? Fremdsteuerung? Oder schlichtweg Inkompetenz, die ein Resultat der inhaltlichen Gleichgültigkeit unserer Politiker ist, die sich nur noch auf Machtkämpfe um Posten im System konzentrieren müssen?
Sicherlich spielen hier alle genannten Punkte eine Rolle, reichen aber nicht aus, um die Unbelehrbarkeit der Mehrheit der Deutschen in Bezug auf die Nachteile der Masseneinwanderung zu erklären. Ist es deshalb möglich, daß die Antriebskraft sehr viel tiefer in unserer europäischen Mentalität verankert ist, als wir dies selbst zugeben möchten? Europa gelangte zu seiner einzigartigen Stärke aufgrund eines kapitalistischen Geistes, der eine asketische Ethik voraussetzte. Grob vereinfacht lautete das Motto: Wir verzichten heute auf Reichtum, um morgen etwas Großes zu schaffen und wenn wir dieses Große erschafft haben, verprassen wir das Geld nicht einfach, sondern investieren es in das nächste riskante Vorhaben, weil wir eine Berufung zu unserem Beruf fühlen.
Wie der Wirtschaftshistoriker David Landes in seinem Buch Wohlstand und Armut der Nationen aufgezeigt hat, ist es bisher einzig und allein den Japanern gelungen, ein konkurrenzfähiges Äquivalent zu der von Max Weber so betonten protestantischen Arbeitsethik zu entwickeln. Für Migrationen ist ein solches Selbstverständnis nun von höchster Bedeutung, weil dann das Risiko des eigenen Wagnisses, in die weite Welt hinauszuziehen, selbst und nicht etwa von irgendeinem fremden Sozialstaat übernommen wird. Zum anderen haben die Migranten ein klares Ziel. Landes beschreibt dies so:
Menschen ziehen hinaus, um ihre Situation zu verbessern, und indem sie das tun, vergrößern sie zugleich die Wirtschaftskraft der Daheimgebliebenen; in ihrer neuen Heimat schaffen oder erbeuten sie Güter (Lebensmittel, Holz, Mineralien oder handwerkliche Produkte), die sie dann in die alte Heimat verschiffen oder mit denen sie dorthin zurückkehren.
Voll zum Tragen kamen diese Vorteile bei der Auswanderung unzähliger Europäer nach Nordamerika. Die Migranten waren bereit, sich den äußeren Bedingungen anzupassen, weil sie sonst untergegangen wären. Zugleich waren sie anspruchslos und ermöglichten so Massenproduktion und ‑konsum. Sichtbar geworden ist dies z.B. in der Architektur. Während sich die europäischen Auswanderer in den USA mit Häusern zufriedengaben, die alle gleich aussahen, gab es in Europa aufgrund architektonischer Traditionen viel größere Widerstände gegen diese Entwicklung.
Auch wenn es zu einem Kulturverfall kommt, können Massenmigrationen also zumindest funktionieren und zu einem enormen ökonomischen Fortschritt führen. Das wissen aufgrund ihrer Flexibilität gerade die Europäer, denen es lange Zeit gelang, ihre Fortschrittlichkeit auch tatsächlich in politische Macht umzuwandeln. Ihr effektives, eigennütziges Verhalten hat jedoch nicht – wie in der liberalen Theorie angenommen – zu gesellschaftlicher Harmonie geführt, sondern als Nebenprodukt der Geschichte immer Verdrängung und Unterdrückung mit sich gebracht. Klar sollte dabei sein, daß Europa durch andere Mächte unterdrückt worden wäre, hätte es nicht selbst die Macht zum Unterdrücken gehabt.
Vielleicht läßt sich so erklären, warum die Europäer der Gegenwart und dabei insbesondere die Deutschen der Masseneinwanderung so positiv gegenüberstehen. Zum einen haben sie Schuldkomplexe aufgrund ihrer früheren Überlegenheit, zum anderen aber halten sie es prinzipiell für machbar, sich an einem fremden Ort der Welt eine eigene Zukunft aufzubauen, weil sie selbst ein solches Abenteuer mit größtem Engagement und einer professionellen Einstellung angehen würden, die es als selbstverständlich erscheinen läßt, daß man die neue Sprache lernt, sich sofort in die neue Gesellschaft integriert, die erstbeste Arbeit annimmt und ansonsten bereit ist, auf den Luxus der eigenen Kultur und Traditionen zu verzichten.
Max Weber hat nun bereits vor 100 Jahren auf den letzten Seiten seines vielbeachteten Werkes Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus den Fortbestand des von ihm gesuchten religiösen Impulses bezweifelt, der die Europäer motivierte, aus einer traditionellen Bedarfsdeckungswirtschaft ein asketisches Fortschrittssystem zu entwickeln. Er befürchtete gerade mit Blick auf die Vereinigten Staaten ein „seines religiös-ethischen Sinnes entkleidete(s) Erwerbsstreben“, das dem „Charakter des Sports“ ähnlich sei.
Trotz aller Überlieferungs- und Herkunftsschwäche der „schrecklichen Kinder der Neuzeit“ (Peter Sloterdijk) dürfte sich Weber jedoch geirrt haben, was den Verlauf der Deformation der asketischen Ethik betrifft. Auch heute noch ist die europäische Mentalität geprägt durch ein irrationales Moment, das zu risikoreichen und manchmal größenwahnsinnigen Projekten und Gesellschaftsexperimenten verführt. Die positive Nachricht davon lautet: Die wirtschaftliche und technische Überlegenheit gerade des deutschen Volkes hat sich dadurch bis heute erhalten. Es dürfte deshalb, wie von Hans-Werner Sinn bereits vermutet, darauf hinauslaufen, daß nicht etwa die Flüchtlinge den Deutschen irgendwann die Rente bezahlen, sondern im Gegenteil die Deutschen länger arbeiten müssen, um die Flüchtlinge zu ernähren.
Zu diesem Verzicht sind wir durch unsere kulturell-religiöse Prägung selbstverständlich bereit. Auch in der Vergangenheit waren schließlich die größenwahnsinnigen Projekte der Europäer keineswegs durch die Bank rentabel. Gerade der Kolonialismus war für viele europäische Staaten unterm Strich ein Verlustgeschäft, weil am Ende die notwendigen Investitionen höher waren als die Einnahmen. Das, was hier fehlschlug, könnte nun mit der Masseneinwanderung eine weitere Eskalationsstufe erreichen. Ziel war die Anwerbung von Fachkräften. Resultat wird etwas völlig anderes sein.
Die europäische Mentalität bietet beste Voraussetzungen für Fortschritt. Diese pragmatische Veranlagung, bereit zu sein, hohe Risiken einzugehen, Probleme technisch lösen zu wollen und dabei kurzfristig große Entbehrungen in Kauf zu nehmen, kann allerdings auch sehr schnell zu Machbarkeitsfantasien führen, die – im günstigsten Fall – zulasten der eigenen Kultur gehen, im schlimmsten Fall jedoch zur eigenen Vernichtung führen könnten.
ingres
Inhaltlich gut geschrieben.
Aber was die Politik antreibt den Massenzustrom zu initiieren vermute ich entweder eine Verschwörung im Sinne des Globalismus oder eine Befriedigung des Schuldkultes durch humanistisch getriebenen Moralismus. Warum auch die Schweden das mitmachen ohne speziellen Schuldkult? Nun die sind halt das sozialistisch geprägte Volksheim. Die EU macht das ja insgesamt nicht mehr mit. Australien und Übersee auch nicht, bzw. noch nie (jedenfalls nicht im Wahn wie Deutschland und Schweden).
Und auch die Bevölkerung, soweit ich die kenne, meint ebenfalls, dass wir eine moralische Verpflichtung haben diese Menschen aufzunehmen. Dass man annimmt, die seien wie wir ist nebensächlich, bzw. diese Argumentation kenne ich nicht, außer von exponierten "Anti-Rassisten", für die ist es ideologische Pflichtprogramm anzunehmen, dass alle Menschen gleich sind.
Insofern ist der Beitrag zwar eine inhaltlich gute Darstellung der Basis des westlichen ökonomischen Erfolges. Aber die Gründe für Multikulti liegen in einem psychopathologischen Wahn. Die Annahme, dass alle gleich sind, bzw. alle anderen sich diesem System anpassen können spielt zwar eine Rolle, die dominante Größte ist m. E. der Schuldkult. Es ist eher so, dass der Schuldkult auch der Annahme der Gleichheit zugrunde liegt, weil das Gegnteil halt rassistisch wäre.