“Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich” – eine Rezension

aus Sezession 69 / Dezember 2015

Daß Hitler drogenabhängig und die Wehrmacht auf Meth gewesen sein soll,...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

daß Auf­putsch- und Sedie­rungs­mit­tel gang und gäbe waren unter Natio­nal­so­zia­lis­ten, ist kei­ne The­se mit Neu­ig­keits­wert. Aller­dings gal­ten sol­che Befun­de bis­lang als Auf­be­rei­tun­gen aus der Gerüch­te­kü­che und als Ver­such, durch Patho­lo­gi­sie­rung sowohl Durch­hal­te­wil­len und ‑kraft als auch die Bru­ta­li­tät der Akteu­re zu begründen.

Unvor­ein­ge­nom­men­heit wird man Nor­man Ohler, der als Brot­be­ruf dem Roman- und Dreh­buch­schrei­ben nach­geht, eben­so­we­nig attes­tie­ren kön­nen wie eine Aus­bil­dung zum Historiker.

Er hat­te für ein Roman­vor­ha­ben recher­chiert, wovon zahl­rei­che flap­si­ge Über­schüs­se im Stil (»Deutsch­land sucht den Super­jun­kie«; Rom­mel als »Crys­tal-Fuchs«; Hit­ler mit »Laber­flash«; ein­gangs wer­den rei­ße­risch »Gefah­ren und Neben­wir­kun­gen« der Lek­tü­re – »für Kin­der unzu­gäng­lich« – genannt) zeu­gen. Die Fül­le des teils ent­le­ge­nen, zuvor unge­sich­te­ten Mate­ri­als hat aus Ohlers Bel­le­tris­tik­plan ein Sach­buch wach­sen las­sen – und das hat es in sich.

Daß es sich span­nend wie ein Kri­mi liest, bedeu­tet nicht, daß der Autor eine wil­de Geschich­te aus Indi­zi­en strickt, (bei­na­he) alles ist gut belegt. Nach der Lek­tü­re ist zu kon­sta­tie­ren: Hin­ter die­sen For­schungs­stand kann man nicht zurück. Dies gilt für das Kern­su­jet des Buchs; zahl­rei­che Neben­be­haup­tun­gen (bei­spiel­haft Ohlers Behaup­tung, beim Luft­an­griff auf Lon­don 1940 han­del­te es sich um den »ers­ten sys­te­ma­ti­schen Ter­ror­an­griff des Krie­ges«) sind zwei­fel­haft oder unzutreffend.

Das ers­te von vier Groß­ka­pi­teln wid­met sich der »Volks­dro­ge Metham­phet­amin«. Ohler zeigt, wie sehr Pro­duk­te wie Maria­ni­wein, Mor­mo­nen­tee und die per­vi­tin­hal­ti­gen Hil­de­brand-Pra­li­nen (»mehr Freu­de bei der Haus­ar­beit!«) in sämt­li­chen Schich­ten der Bevöl­ke­rung ver­brei­tet waren. Klei­ne Dosen Per­vi­tin gal­ten für unbe­denk­li­cher als Kof­fe­in; Hero­in, so warb der Phar­ma­kon­zern Bay­er, kön­ne bei Hus­ten und Darm­ko­li­ken selbst Säug­lin­gen ver­ab­reicht wer­den. Sowohl Natio­nal­so­zia­lis­ten als auch Kom­mu­nis­ten nah­men in den drei­ßi­ger Jah­ren den Kampf gegen »Dege­ne­ra­ti­ons­gif­te« auf. Die ab 1933 eta­blier­ten Kar­tei­en, in denen Abhän­gi­ge erfaßt wur­den, bezeich­net Ohler als Instru­men­te »zum Aus­bau eines Spit­zel­staats«. Man hät­te es auch als Maß­nah­me zur För­de­rung der Volks­ge­sund­heit neh­men kön­nen – die spä­te­re Kon­ter­ka­rie­rung wäre ent­lar­vend genug.

Das zwei­te Kapi­tel titelt ätzend »Sieg High – Blitz­krieg ist Metham­phet­aminkrieg«. Otto Ran­ke, Chef des Wehr­phy­sio­lo­gi­schen Insti­tuts, kann­te den Haupt­feind der Wehr­macht: die Müdig­keit. Ermü­dungs­be­kämp­fung galt ihm als Chef­sa­che. Per­vi­tin wirk­te in Ver­su­chen so durch­schla­gend, daß Ran­kes spä­te­re War­nun­gen unge­hört ver­hall­ten. 1939 bahn­te sich die Dro­ge rela­tiv unkon­trol­liert ihren Weg. Per­vi­tin hielt wach, dämpf­te Hun­ger, bes­ser­te die Stim­mung und besei­tig­te Hem­mun­gen. Obgleich es unter Rezept­pflicht gestellt wur­de, stieg der Ver­brauch rasant an.

Ob Heu­schnup­fen oder als Geburts­hil­fe – Metam­phet­amin griff immer. Gott­fried Benn fand, man kön­ne Per­vi­tin »für die Zere­bral­os­zil­la­tio­nen an höhe­ren Schu­len« ein­set­zen, bedie­ne es doch das »uralte Mensch­heits­ver­lan­gen nach Über­win­dung uner­träg­lich gewor­de­ner Span­nun­gen«. Abge­bil­det ist ein Brief Hein­rich Bölls von 1939: »Ihr müßt ver­ste­hen, wenn ich nur alle zwei bis vier Tage schrei­be. Heu­te schrei­be ich haupt­säch­lich um Per­vi­tin!« Pri­va­te Bit­ten erüb­rig­ten sich bald: Für Heer und Luft­waf­fe hat­te die Wehr­macht 35 Mil­lio­nen Tablet­ten bestellt, »in Che­mie­ge­wit­tern« läßt Ohler die Armee agie­ren. Er meint es pole­misch – sei­ne Nach­wei­se spre­chen eine deut­li­che Spra­che. Die Archi­ve reden für Ende 1940 von über einer Mil­li­on Dosie­run­gen pro Monat.

Das drit­te Kapi­tel nimmt Hit­lers Dro­gen­kon­sum und sein Ver­hält­nis zu Leib­arzt Theo Morell unter die Lupe. Wo His­to­ri­ker wie Ian Kers­haw schrie­ben, 90 Mit­tel wäh­rend des Krie­ges, 28 pro Tag, hät­ten Hit­lers Ver­fall nicht auf­hal­ten kön­nen, attes­tiert Ohler eine Umkeh­rung von Ursa­che und Wir­kung. Hit­ler ließ sich (meist intra­ve­nös) einen sol­chen Medi­ka­men­ten­cock­tail ver­ab­rei­chen, daß Wir­kun­gen und Neben­wir­kun­gen sich ein unauf­halt­sa­mes Ren­nen lie­fer­ten. Ohler treibt eini­gen Auf­wand, um her­aus­zu­fin­den, ob sich hin­ter dem omi­nö­sen täg­li­chen »x« in Morells Auf­zeich­nun­gen Trau­ben­zu­cker­in­jek­tio­nen oder (wahr­schein­li­cher) das star­ke Opio­id Euko­dal verbarg.

Im vier­ten Kapi­tel wid­met sich Ohler »spä­ten Exzes­sen«. Hier (»Der tau­send­jäh­ri­ge Rausch«) will er sen­sa­tio­nis­tisch »auf­räu­men« mit dem »Mythos der sau­be­ren Wehr­macht« und vor allem der Mari­ne. Admi­ral Heyes Name nennt Ohlers ulki­ger­wei­se »laut­ma­le­risch« – einer­lei: Heye seg­ne­te in Zusam­men­ar­beit mit Ober­sturm­bann­füh­rer Otto Skor­ze­ny den Ein­satz einer »Ham­mer­dro­ge« ab, die aus einer Mix­tur aus Euko­dal, Koka­in und Metham­phet­amin bestand. Der Spe­zi­al­ein­satz der Mari­ne wur­de (Neben­wir­kun­gen!) zum Fias­ko. Vom berüch­tig­ten Schuh­läu­fer­kom­man­do in Sach­sen­hau­sen wur­den – hier arbei­te­ten Mari­ne und SS Hand in Hand – neue Dro­gen­kom­bi­na­tio­nen getes­tet. Der­weil wur­de Hit­ler im Bun­ker dro­gen­ge­sät­tigt zu »einer Art leib­li­chem Seis­mo­gra­fen für die sich abzeich­nen­de Niederlage«.

Nor­man Ohler: Der tota­le Rausch. Dro­gen im Drit­ten Reich, Köln: KiWi 2015. 363 S., 19.99 €.

Ellen Kositza

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Kommentare (16)

KJ

8. Dezember 2015 18:37

Auch heute sind Führungseliten, vor allem in den Medien, auf Drogen.

Das macht es besonders schwierig, weil hier die Tendenz zum Wahn ja immer ein Problem ist. Geht doch mal in ein großes Medienhaus und beordert die Verantwortlichen zum Drogentest.

Danny

8. Dezember 2015 19:47

An sich steht in dem Artikel (oder auch dem Buch) sicher nicht viel falsches. Allerdings erweckt er zu Unrecht den Eindruck, dass das Geschilderte negativ zu bewerten ist.

Methamphetamin wurde und wird im Militär eingesetzt, weil es Sinn macht, sprich, weil es in Gefechten die Chance erhöht zu gewinnen und mit seinem Leben davonzukommen. Man fragt sich, ob es den Kritikern lieber gewesen wär, wenn die Kampfflugzeugpiloten, etc. öfter grundlos abgestürzt wären.
Der Krieg wär vllt harmonischer verlaufen, wenn alle Seiten auf Aufputschmittel verzichtet hätten, aber das ist genausowenig realistisch wie bzgl. Waffen, Panzern oder anderen Methoden die eigenen Chancen zu erhöhen.

Übrigens wirkt Amphetamin tatsächlich gut gegen Asthma und IST (neben Ritalin) heute Standardmittel für "Zerebraloszillationen an höheren Schulen" (deren Abwesenheit man wohl heute mit ADHS bezeichnet) und zwar v.a. in Amerika.
Fast alle beteiligten Staaten des WK2 haben Aufputschmittel mehr oder weniger flächendeckend eingesetzt. Mittlerweile geht halt es über Rezept, aber die abgegebene Gesamtmenge liegt heute mit Sicherheit deutlich über dem WK2 Niveau. Das gilt vermutlich sogar für Methamphetamin seitdem man in Amerika (wieder-)entdeckt hat, dass es harmloser ist als Übergewicht und entsprechend die Zulassung erweitert hat.

Davon ab haben die heutigen Verbote ohnehin nichts mit der Gefährlichkeit zutun sondern sind Ergebnis der Bestrebungen der USA puritanische Werte global per UN durchzusetzen. Drogen werden nicht verboten, weil sie schädlich sind, sondern weil sie Spass machen. Natürlich sind auch manche schädlich, aber seltsamerweise kam das Christentum zumindest bis zur Reformation sehr gut ohne Verbote aus und mir fehlt irgendwie der Glaube, dass Ärzte heute verantwortungsvoller damit umgehen als die normalen Leute früher. Zumindest wüsste ich nicht, dass man früher in dem Ausmass Kindern Amphetamin gegeben hat wie es heute der Fall ist.

Grau

8. Dezember 2015 20:13

"hier bestellen!"

Nö, eine gute Besprechung, aber kein Buch, das mir den Kauf zu lohnen scheint.
Solch krampfig-locker kritische Abarbeitungen am Thema gibt es zu viele auf der Welt.

jack

8. Dezember 2015 20:48

Junkies also, high Hitler, so ein Glück, da recherchierter Maßen unzurechnungsfähig, ergo strafunmündig. Der Persilschein nach 70 Jahren.
Das Wissen um gedopte Armeen, Vietnam-> Afghanistan-> Guantanamo etc. mit Heroin erklärt die Nichtbestrafung heute.
Gibt es eigentlich noch ein unentdecktes Negativum?

Ostelbischer Junker

8. Dezember 2015 22:08

Drogen sind nicht per se böse, oder schädlich - oft sind sie nützlich. Wenn man sie verantwortlich nimmt. Schaut auf Ernst Jünger, wie man das tut und trotzdem kein Junkie wird. Ich bin überzeugt, dass einer der Gründe für den wirtschaftlichen und vor allem wissenschaftlichen und intellektuellen Erfolg in Deutschland, Europa und Amerika am Beginn des 20. Jahrhunderts die Verfügbarkeit von Legal-Highs war. Damals haben freie Menschen nach ihrem eigenen Gusto Drogen konsumiert. Heute wird man für das rauchen eines Naturprodukts brachial bestraft, während sich meine Generation jetzt verstärkt Badesalz und solches Zeug reinzieht. Nur um nicht in die Fänge dieses Staates zu geraten, ruinieren sie sich die Gesundheit. Was für eine perverse Zeit.

Marcus Junge

9. Dezember 2015 01:50

Das ist alles sooooooo eine Neuheit, daß über all die Themen schon ZDF-Knopp berichtet hat, schon vor Jahren.

Pervitin und Co. - Siehe Youtube "Die pharmazeutische Waffe", eingestellt 2011 oder "Die Wunderpille der Wehrmacht" 2014.

Und das Hitler "high" gewesen sein soll, wird von anderen energisch bestritten, eben weil er keine Drogen / Suchtmittel bekommen haben soll, sondern nur harmlose Sachen.

Dann dieser durchscheinende Pseudomoralismus im Stile von: "Damals haben die bösen Nazis selbst Säuglingen Drogen gegeben". Coca Cola enthielt wirklich mal Kokain, Kiffen war ganz normal und wurde gerade Frauen verordnet, Rauchen sei gut für die Gesundheit, Opium gab es in der "Höhle" nebenan und nur wer süchtig wurde, bekam ein gesellschaftliches Problem, Pervitin gab es in der BRD zu kaufen und wurde massenhaft benutzt. Aber ja, da fand man in den 30'ern eine neue Wirkstoffart und verwendete diese, was aus heutiger Sicht sooooooooo böse ist, da muß der geneigte Zeitgenosse mit BRD-Dachschaden sich ja drüber echauffieren, weil er ein moralisch so viel besseres Wesen ist, wissenschaftlich viel gebildeter. Weshalb man auch wieder bei der Buntewehr über die erneute Einführung von Pervitin-Zeug nachdenkt, es US-Piloten massenhaft schlucken oder gerade beim Kiffen (bin kein Freund davon) die Legalisierungswelle sich auftürmt.

Aber Hitler = Junkie (Gähn) und Wehrmacht = Dauerhigh (Doppelgähn).

Dinkie

9. Dezember 2015 09:09

Der Föhrer auf Amphetamin (Speed), das würde auch seine "Laberflashes" während der nächtlichen "Tischgespräche" erklären.

Allerdings hat Speed einen Haken: Man muss die geborgte Euphorie mit Depressionen zurückzahlen. Dauerhaft ist die körperliche Auszehrung durch Schlafmangel, Appetitlosigkeit etc. auch nicht ganz ohne. Zudem kommt die psychische Abhängigkeit sehr schnell, anders als beim Heroin. Manche Naturen scheinen aber selbst jahrzehntelangen Gebrauch zu überstehen, siehe Lemmy Kilmister (Motörhead).

Kreuzweis

9. Dezember 2015 12:12

Ja, was für eine Überraschung!

Als ein Bekannter berufsbedingt oft lange Fahrten nachts bewältigen mußte (können sich Sozialarbeiter und ihre Brüder im Geiste sicher kaum vorstellen), war er sehr dankbar für die "Pilotenpillen", die ihm ein befreundeter Apotheker empfohlen hatte. Die Pillen wurden irgendwann vom Markt genommen, weil jemand entdeckt hatte, daß sie Amphetamine enthielten. Schlimm-schlimm, er war also einige Jahre ein Drogenkonsument. Lieber wegen Sekundenschlaf in den Graben fahren - dafür rein von Drogen sein!

Liebe Frau Kositza, nun sollten aber auch Sie ihre Weihnachtsbäckerei mal auf den Prüfstand stellen, denn viele Naschereien erhalten ihren besonderen Kick durch (apage satana!) natürliche DROGEN:
www.rowohlt.de/taschenbuch/andrea-fock-opium-fuers-volk.html
(Was waren Mohnspeisen für ein Genuß, als sie noch aus UNBEHANDELTEM Mohn hergestellt waren!)

Und was ist mit den vielen Pillen, die die BRD-Zombies zur Stimmungskorrektur so alles schlucken? Ach so: die sind zugelassen, werden verschrieben und firmieren als Arzneien. Ja dann ist die Welt ja in Ordnung!

Allerlei Drogen in kleinen Mengen machten früher dem Volk das irdische Jammertal erträglicher. Nur all die puritanischen Genußwächter dieser Welt schnuppern in allen Ecken und Winkeln nach der letzten Drogenspur - auf daß man ihnen ihre Paradiesangebote umso williger abkauft.

Demnach wäre das Dritte Reich AUCH nach dem Kriterium Drogenpolitik ein recht liberaler Staat gewesen!

L.

9. Dezember 2015 22:02

Dafür haben die Nazis einen intensiven Kampf gegen Krebs und (normale) Zigaretten geführt. Und nicht nur bezüglich ihrer Bemühungen um die Drogenfreigabe (und dem Kampf gegen Zigaretten jeder Art) wandeln die Grünen heutzutage auf braunen Spuren.

Grundsätzlich war in den 20er und 30er Jahren nicht nur der Antisemitismus sondern auch die Eugenik ein allgemeines Thema in allen westlichen Nationen. Die Nazis haben diese beide Themen "nur" miteinander verbunden und zu vorher ungeahnten extremen Ausformungen geführt. Damit haben sie dann das Feld der Eugenik im Westen für alle Zeiten vergiftet, während die Chinesen traditionell sehr frei und umfassend mit diesem Thema umgehen.

Wenn man so will haben die Nazis nicht nur in ihrer Drogenpolitik Sachen, die eigentlich Konsens waren, derart auf die Spitze getrieben, daß sie den Boden jeglicher Ethik einfach so hinter sich gelassen haben..

Hugo

10. Dezember 2015 00:37

Wenn ein gesitig starker Mensch in der richtigen Umgebung (Raum, Menschen) und unter den richtigen Umständen (Wissen, Begleitung, Nachbearbeitung) bestimmte Drogen nimmt, so kann ihn das wirklich weiter bringen, ohne ihm zu schaden. Schulgin's Buch "Phikal" ist ein klarer Beweis dafür.

Hitler wußte auch hier nicht, was er tat.

Andreas Walter

10. Dezember 2015 03:39

Kann mir kaum vorstellen, dass es in Deutschland auch nur einen einzigen Schriftsteller gibt, der ein neutrales, nüchternes Buch über dieses Thema schreiben könnte, womöglich sogar bei ebensolcher Betrachtung des Gebrauchs und Missbrauchs von psychisch wie auch physisch wirksamen Substanzen auch bei Truppengattungen der Alliierten wie beispielsweise deren Bomberpiloten.

Alles in der Richtung an Propaganda verfolgt jedoch auch in Deutschland oft eine Doppelstrategie mit zweifach negativer Konnotation für die Identitätsgruppe Deutscher, Deutsche oder Deutsches Volk. Wer die Ziele und durchgeführten Experimente an Menschen von Projekten wie MKUltra und ähnlichem kennt, der kann daher über solche verkappten, einseitigen Diffamierungsversuche unserer Vorfahren nur unbeeindruckt und befremdet den Kopf schütteln.

Ein bisschen dieses Jugendkulturmarxismus mit doppelter Botschaft gefällig?

https://www.youtube.com/watch?v=0fRB27kFOG0

"Als Rauschmittel ist Amphetamin aufgrund seiner Wirkungen wie Unterdrückung von Müdigkeit und der Steigerung des Selbstbewusstseins vor allem in der Partyszene verbreitet. Es wird auch als Dopingmittel gebraucht. Die Menge an beschlagnahmtem Amphetamin in der Europäischen Union nimmt seit 1985 mehr oder weniger ständig zu; während ab 1999 eine gewisse Stagnation erreicht wurde, stieg die Zahl in den skandinavischen Ländern weiter an.[9][10]" Wikipedia, Amphetamin

Aus dem gleichen Artikel:

"- Im Zweiten Weltkrieg wurden Amphetaminderivate in den Armeen Deutschlands (Methamphetamin „Pervitin“), der Vereinigten Staaten („Benzedrin“), Großbritanniens und Japans eingesetzt, um Soldaten wach, motiviert und aggressiv zu halten.[11]"

"- 1941 wurde es in Deutschland aufgrund sich häufenden Missbrauchs und Suchtfällen dem Reichsopiumgesetz unterstellt, wodurch der Verkehr mit dem Stoff reglementiert wurde."

Ach, wieso denn das, mitten im Krieg? Da mussten doch alle hellwach sein.

"Ab Mitte 1941 war das Medikament durch das geänderte Reichsopiumgesetz nicht mehr frei, sondern nur noch auf Rezept erhältlich. Dadurch reduzierte sich der Einsatz der Droge merklich.[20] Wikipedia, Methamphetamin

Als Vater der Party-Droge gilt übrigens, seltsame Ironie des Schicksals, Lazăr Edeleanu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lazăr_Edeleanu

Aristoteles.

10. Dezember 2015 21:04

Hier ein kleine Gegendroge gegen Untergangsdepressionen:

https://eulenfurz.wordpress.com/2015/12/09/der-endsieg/

Ist zwar etwas off topic,
passt aber zu den unvergänglichen zwölf Jahren.

Danny

11. Dezember 2015 01:57

Die Entstehung der BTM-Gesetzgebung ist recht interessant.

Die deutsche BTM-Gesetzgebung geht auf den Versailler Vertrag zurück (Artikel 295).
Vorher gab es nur ein Gesetz was den Opiummangel im erstem WK beseitigen sollte, also quasi Rationierung des wichtigsten Schmerzmittels für die Bevölkerung, damit die Soldaten genug hatten.

1920 kam man der Verpflichtung zu Beitritt zum Opiumabkommen durch Gesetz nach ("Gesetz zur Ausführung des Internationalen Opiumabkommens vom 23. Januar 1912"). Kurz vorher fing man auch mit der Alkoholprohibition an, und wo man nun schon Europa erobert hatte lag es natürlich nah auch den Rest der Welt an der eigenen moralischen Überlegenheit teilhaben zu lassen. Instrument natürlich der Völkerbund und später die UN mit dem UN Drogenabkommen. Auch wenn es im Versailler Vertrag stand hat es wohl nicht den zweiten WK verursacht, einfach weil es kaum umgesetzt wurde.
1929 wurd die Verbotsliste um Kokain und Heroin erweitert. Nach dem zweiten WK hat man dann richtig losgelegt und im eigenem Machtbereich auch strenger darauf geachtet dass es durchgesetzt wurde.
Ich vermute in den Niederlanden hat es nicht sogut geklappt weil es so viele sich gegeneinander abgrenzende Religionsgruppen gab (diverse Protestantismen) und man das zurecht als Religionsfrage sah und damit nicht als Staatsangelegenheit.
Mittlerweile hat man auch die Cannabisprohibition in den meisten Bundesstaaten aufgehoben, aber wohl vergessen auch den Rest der Welt an den neusten religiösen Erkenntnissen teilhaben zu lassen. Sprich selbst nimmt man es, aber per UN schreibt man weiterhin allen unterworfenen Ländern das Verbot vor.

Man kann Cannabis mittlerweile vielleicht sogar als "Droge der herrschenden Klasse" bezeichnen, weil es sind ja überall vorallem Linke, die es nehmen. Kurioserweise denken heute viele Drogenprohibition wär ein konservatives anliegen, obwohl es ein Projekt der modernen demokratischen US-Puritaner war. Der kath. Kirche sind Drogen ziemlich egal; steht auch im kath. Morallexikon (nur Sünde wenn zuviel, wie mit Essen).

Auch intressant, dass v.a. protestantische Länder Probleme mit Komasaufen und anderen ungesunden Praktiken haben, während katholische zwar tlw. den ganzen Tag saufen, in der Summe auch mehr, aber keine Gesundheitsprobleme auftreten und weniger negative Externalitäten in Form von pöbelnden Besoffenen.

Konservativer

11. Dezember 2015 14:13

Einen Irrtum muß ich ausräumen, die Nationalsozialisten praktizierten, im Gegensatz zum Kaiserreich und der Weimarer Republik bis 1930, keine "liberale" Drogenpolitik.

Einen kurz gefassten Überblick bietet der folgende Beitrag:

Rauschmittel im Nationalsozialismus. Die gesetzliche und therapeutische Entwicklung 1933–1939

https://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-30288/04_Haverkamp_Rauschmittel.pdf

Danny

11. Dezember 2015 16:27

Allerdings liberaler als die BRD. Den Stgb §42 gibt es immer noch und heute gibt es wesentlich mehr Zwangseinweisungen als die genannte Zahl. Ebenso wurde die Eugenik stark ausgebaut, wie man an der Entwicklung der Drogentoten sieht.

Eigentlich sieht man von der Weimarer Republik bis heute eine kontinuierliche Zunahme der Betreuungs- und Besserungsmentalität von der man mittlerweile sicher weiss, dass sie absurd und schädlich ist.

Das gleiche gilt auch für fast alle "psychischen Krankheiten". Alles Sachen, die man früher als Charaktermerkmal und tlw. als unmoralisch gesehen hat, aber nicht als Krankheit. Entsprechend unwirksam sind die Therapien.

Bei einigen Fällen scheint es zyklisch, zB Homosexualität: unmoralisch -> Krankheit/Verbrechen -> Zeichen moralischer Hochwertigkeit (aktuell).
Ebenso bei Cannabis und bindungsfreier Sexualität.

Wahr-Sager

17. Dezember 2015 23:09

Die größte (Mode-)Droge der BRD ist zweifellos Hitlerin.

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