bei Antaios lieferbar (hier geht es zur Artikelseite des Buches), und wer sich nicht mit Apostrophierungen wie »Le Pens heimlicher Vordenker« (FAZ) begnügen und eine eigene Meinung über den Schöpfer des Schlagworts vom “Großen Austausch”, der kommt an diesem Band nicht vorbei:
Das beginnt schon mit dem Menschen Renaud Camus und seinem persönlichen Werdegang, den Martin Lichtmesz in seinem Vorwort ausführlichst nachzeichnet. Wie der ursprüngliche Sozialist und Bohémien den Sprung hinein in das »wahrhaftigere Sein« schaffte, aus einer »Melancholie der Historie« heraus, ist bereits eine spannende Geschichte für sich. Dazu kommt seit Camus’ politischer Wende noch das Leben als intellektueller Partisan, der sich seitwärts von der Front-National-Kolonne durch vermintes Gelände bewegt.
Der Einführung in Leben und Werk folgt ein Interview mit dem umtriebigen französischen Polemiker, das exklusiv für diese deutschsprachige Erstveröffentlichung geführt wurde. Besonders erkenntnisreich sind dabei Camus’ Gedanken über sein eigenes »Leben im Abseits« und die ruhige Beobachterposition, die der soziale Tod eröffne – überraschend kommen daneben seine Inspirationen daher: Lichtenberg und Brecht sollen es gewesen sein, die das identitäre Denken des Schriftstellers und dementsprechend auch seine Auffassung vom »Großen Austausch« maßgeblich beeinflußt haben.
Das Herzstück der Sammlung bilden die beiden programmatischen Aufsätze »Revoltiert!« und »Der Große Austausch oder: Die Auflösung der Völker«. Hinzugekommen ist außerdem die Geschichte »Ørop«, in der Camus im Stile Hans Christian Andersens die Geschichte des reformistischen Reichs Ørop, einer wahren Insel der Guten, erzählt – wer Gulliver im Zwergenland kennt, mag ahnen, was ihn erwartet.
Ein Erfahrungsbericht Martin Sellners über den Großen Austausch selbst, die titelgebende Revolte dagegen und die Wertigkeit eines solchen Kampfbegriffs beschließt den Grundlagenband. Nach Richard Millet ist nun mit Renaud Camus ein weiterer bedeutender Denker aus Frankreich bei Antaios eingekehrt – wenn Volker Weiß einen »Theorieimport aus Frankreich« beklagt, dann bleibt dazu nur zu sagen, daß die Franzosen eben wichtige Anstöße zu bieten haben.
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Renaud Camus: Revolte gegen den Großen Austausch, Schnellroda 2016. 224 Seiten, 19 Euro – hier bestellen!
Desprecio
Wer im Zusammenhang mit Camus´ "Revolte gegen den großen Aus-
tausch" auch auf Richard Millet als weiteren bedeutenden Denker aus
Frankreich hinweist und dazu bemerkt, "daß die Franzosen eben wich-
tige Anstöße zu bieten haben", der sollte in diesem Zusammenhang
nicht darauf verzichten, auch Dominique Venner und dessen kurz nach
seinem Freitod erschienenes Buch "Ein Samurai aus Europa. Das Bre-
vier eines Unbeugsamen" zu erwähnen (Freitod am 21. Mai 2013 vor
dem Altar der Pariser Kathedrale "Notre Dame").
In der Rezension zur deutschen Ausgabe in SiN vom 23.Mai 2014 ist
u.a. zu lesen: In Ihm erblickt der Leser, wie immer er auch zur letzten Tat Venners stehen mag, das Bevier eines Unbeugsamen.
Im Hinblick auf seinen zu diesem Zeitpunkt wohl schon geplanten Frei-
tod schrieb Venner:
"Der freiwillige Tod hat den Sinn, dem man ihm gibt, auch wenn er
keinen praktischen Nutzen hat."
Für mich als national-konservativer rechter Patriot (mit dieser "Selbst-
bezichtigung" schließe ich hoffentlich alle ein, die mit mir (uns) in einer
Front stehen und schließe gleichzeitig jegliche Distanzeritis meinerseits
in diesem Lager aus) ist Venner´s Buch, noch mehr als das von Millet,
eine sprudelnde Quelle europäischen Wissens, europäischer Geschichte
und europäischer Kultur von der Antike bis zur Gegenwart. Es dient
nicht zuletzt als umfangreiche Argumentationshilfe gegenüber unseren,
sowohl geschichts-, kultur- und traditionslosen als auch realitätsverges-
senen Zeitgenossen.