ist spät eingefallen, daß er den Björn Höcke mal kannte. Nun wird für DIE ZEIT alles längst Vergessene ausgegraben, alles sehr unspektakulär, bis hin zur (ebenfalls völlig unspektakulären) Höckeschen Traueranzeige für die verstorbene Oma. Der Doppelnamen-„Journalist“ gibt sich melancholisch, auch, weil er erst so spät auf dieses Monster aus seiner Vergangenheit gestoßen ist:
Nun sitze ich am Schreibtisch und starre auf dieses Foto. Ich bin Journalist und schreibe viel über Flüchtlingspolitik. Warum habe ich nicht sofort gemerkt, wer da seit einem halben Jahr die Republik empört? Es brauchte eine E‑Mail, um mich darauf zu stoßen. Es war die Antwort auf eine Einladung zur 25-Jahr-Feier unseres Abiturs. Sehr freundlich [sic!] schrieb jemand etwa so: Vielen Dank für die Einladung, aber sie ging auch an unseren ehemaligen Mitschüler Björn Höcke und ich möchte mit niemandem feiern, der rassistisches Gedankengut verbreitet.
Achso? Solche anonyme Kleinkleindenunziation gibt es wohl öfters?
DIE ZEIT fordert unter dem wirklich langatmigen „Höcke-inside“-Artikel ihre Leser auf:
Haben Sie Informationen zu diesem Thema? Wir sind dankbar für jeden Hinweis. Dokumente, Daten oder Fotos können Sie hier in unserem anonymen Briefkasten deponieren.
Fleißige Leute. In der Tat weiß bislang niemand Genaueres über Höckes Schuhgröße, sein Lieblingsessen und die Sternzeichen seiner Töchter. Wird schon!
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20. Februar 2016 – Betätige mich als Konsument. Probiere Klamotten in einem (hier: in Westdeutschland gelegenen) schwedischen Bekleidungshaus an.
Plötzlich wird es laut. Dann lauter. Ich höre fremdsprachige Schreie. Ich identifiziere Frauennamen. Atme durch. Okay, jetzt ist es also soweit. Ich streife mir schnell ein Kleidungsstück über, lächerliche Aktion, aber halbnackt will ich weder als Opfer noch als Überlebende aufgefunden werden. Nun gellen Rufe aus mehreren Kehlen (Arabisch? Türkisch? Panisch! Alarmierend!) in meine Umkleide.
Ich überlege einen Plan, ich habe keinen. Die Stimmen draußen überschlagen sich. Man hat es geahnt! Man ist dennoch nicht vorbereitet. Rosenkranz? Warum nicht. Nach zwei, drei Minuten ebbt der Geräuschterror ab. Ich linse aus dem Vorhang hervor: Uff, es war nur eine Großfamilie, die ein besonders spektakulär sitzendes Kleid feierte. Was haben wir gelacht.
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24. Februar 2015 – So viele Kippfiguren dieser Tage! Heute flattert die Emma ins Haus. Alice Schwarzer warnt natürlich seit Urzeiten vor dem islamischen Menschenimport, aber nach „Silvester, Köln, Domplatte“ lavierte sie ordentlich hin und her (“Rechtsfeminismus“ wäre schon ein hartes Stigma!), aktualisierte ihre Stellungnahmen teilweise im Stundentakt.
Die aktuelle Emma nun findet deutliche Worte: „Sexuelle Gewalt ist eine traditionelle Kriegswaffe, und die Islamisten haben dem Westen den Krieg erklärt“; „die Silvesternacht hat die Omertà gebrochen“; „Im Lichte dieser unbarmherzigen Realitäten erweist sich der linke, akademische Kulturrelativismus als elitär, ja reaktionär“; Schwarzer spricht von „blinder Fremdenliebe“.
In einem anderen Artikeln erzählt eine Frau, daß sie als „Rassistin“ bezichnet wurde, als sie von ihrem Silvester-Alptraum erzählte: „Wenn mir Männer begegnen, die arabisch aussehen, wechsele ich jetzt die Straßenseite“.
Weitere Artikelüberschriften: „Islam-Kitas im roten Wien“ (nämlich 150 an der Zahl!) sowie „Die Linke hat uns Frauen verraten“. Auszug:
“Wenn sich große Teile der Linken und viele Feministinnen weiter an die Theorie halten, dass die Verteidigung der Migranten gegen die westliche kapitalistische Rechte Vorrang hat vor allem anderen, dann begehen sie einen verhängnisvollen Irrtum, für den sie sich vor der Geschichte werden verantworten müssen.“
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25. Februar 2016 – Mit meiner kleinen Schwester verbinden mich viele gemeinsame Erlebnisse. Aufgrund der räumlichen Distanz ist seit Jahren unser „gemeinsames Erlebnis“ das Staatsfunkhören am frühen Morgen. Regelmäßig schicken wir uns das „Best of“ des Tages zu – falls eine von uns mal den Propagandaschallkasten aushatte…
Heute war’s diese Sequenz, mail-Betreffzeile: In der Not den Stinkefinger zeigen! Spengler ist der Moderator, Wenk-Ansohn eine befragte Psychotherapeutin.
Spengler: Wenn dann einer im Bus – der wurde ja dann gebrandmarkt als einer, der provoziert hätte – in seiner Not einen Stinkefinger zeigt, ist das nicht jemand, um den Sie sich weniger kümmern müssen, der vielleicht noch am wenigsten Ihre Hilfe braucht, weil er nämlich zeigt, dass er sich nicht völlig einschüchtern lässt?
Wenk-Ansohn: Na ja, manchmal. Genau, wenn Menschen sich noch irgendwie zur Wehr setzen, irgendetwas sagen können, aktiv sind, ist das ein Schritt, der ihnen helfen kann, nicht in die Depression zu verfallen, während die Menschen, die dann gar nicht mehr reagieren, wie gelähmt reagieren, die sind dann oft gar nicht mehr aktiv.
Ich gestehe, daß ich erst durch dieses Interview und nach entsprechender Recherche erfahren habe, daß die „traumatisierten Geflüchteten“ durch ausgestreckten Mittelfinger und Kopf-ab-Gesten auf ihr Bleiberecht aufmerksam gemacht haben.
Spielhahn
Aus dem Focus konnten wir im Januar ja auch bedenkliche Dinge über Höcke erfahren:
"Manche wundern sich über die germanischen und nordischen Namen seiner vier Kinder. Die Söhne tragen kämpferische Namen, ein Mädchen heißt wie die Tochter eines ranghohen Nationalsozialisten."
Schrecklich. Neulich bekam ich fast einen Weinkrampf als ich merkte, daß unsere Jüngste wie eine Schwester des ranghöchsten Nationalsozialisten heißt.