Der Bauer ist kein Spielzeug

PDF der Druckausgabe aus Sezession 56 / Oktober 2013

von Sebastian Hennig

Mit der Ballade Das Riesenspielzeug (1831) hat Adelbert von Chamisso eine alte elsässische Sage aufgegriffen.

Bei einem unbe­treu­ten Streif­zug durch die klei­ne Men­schen­welt klaubt das Rie­sen­fräu­lein einen Bau­ern samt Gespann vom Acker in ihre Schür­ze und nimmt ihn zum Zeit­ver­treib mit nach Hau­se auf die väter­li­che Burg Nie­deck. Dort ver­weist ihr der Vater unver­züg­lich die Leicht­fer­tig­keit und gebie­tet, den Raub sorg­lich an Ort und Stel­le zu bringen:

»Sollst gleich und ohne Mur­ren / erfül­len mein Gebot; / denn wäre nicht der Bau­er, / so hät­test du kein Brot; / es sprießt der Stamm der Rie­sen / aus Bau­ern­mark her­vor, / der Bau­er ist kein Spiel­zeug, / da sei uns Gott davor.«

Auf reiz­vol­le Wei­se ergän­zen sich in die­sen Ver­sen Vor­stel­lun­gen von Schön­heit und Nut­zen des Bau­ern­stan­des. Der schaf­fen­de und bewah­ren­de Land­mann ergibt selbst einen schö­nen Anblick. Wie ein Klein­od wird der Mensch von der durch ihn gestal­te­ten Land­schaft ein­ge­faßt. Inni­ger kann ein Boden nicht Hei­mat sein, als wenn ihm mit der Hän­de Arbeit die Nah­rung für den Leib ent­nom­men wird.

Vie­ler­orts sind wir von die­ser ansehn­li­chen und über­schau­ba­ren Tätig­keit inzwi­schen weit ent­fernt. Der Hüter der Flu­ren hat sich vom Acker gemacht. Bereits 1949, mehr als hun­dert Jah­re, nach­dem Cha­mis­so sei­ne Ver­se ver­faßt hat­te, gab Mar­tin Heid­eg­ger in sei­nem Bre­mer Vor­trag einen »Ein­blick in Das Was Ist« und ver­mit­tel­te eine ganz ande­re Erfah­rung: »Acker­bau ist jetzt moto­ri­sier­te Ernäh­rungs­in­dus­trie, im Wesen das Sel­be wie die Fabri­ka­ti­on von Lei­chen in Gas­kam­mern und Ver­nich­tungs­la­gern, das Sel­be wie die Blo­cka­de und Aus­hun­ge­rung von Län­dern, das Sel­be wie die Fabri­ka­ti­on von Wasserstoffbomben.«

Mit die­ser Zuspit­zung zielt der Phi­lo­soph Heid­eg­ger auf die grund­sätz­li­che Ände­rung des Blick­win­kels auf Mensch und Land. So, wie sich der mas­sen­haf­te Mord durch die Zer­set­zung des Bil­des vom Men­schen ankün­digt, hebt die Ver­wüs­tung des Lan­des an mit dem Wahr­neh­mungs­ver­lust des uni­ver­sel­len Zusam­men­halts. Wo und wann wur­de die­ser Weg ein­ge­schla­gen, der dazu führ­te, daß die Bear­bei­tung des Hei­mat­bo­dens, der einst bei für­sorg­li­cher Pfle­ge Jahr für Jahr in schwan­ken­dem Rah­men eine zuver­läs­si­ge Men­ge an Nah­rung bot, inzwi­schen mehr Ener­gie bin­det als spendet?

In sei­nem in vie­ler Hin­sicht ein­leuch­ten­den Buch Geschich­te der Land­schaft in Mit­tel­eu­ro­pa führt Hans­jörg Küs­ter im Kapi­tel »Öko­lo­gi­sche Kri­sen, Wan­del des Bau­ern­tums« aus, daß die Auf­ga­be von Sied­lungs­räu­men und die Zusam­men­le­gung von Feld­flu­ren sich schon im 14. Jahr­hun­dert häu­fig ereignete.

Als Ursa­che dafür wer­den in der Regel Kriegs­zü­ge und Pest­epi­de­mien ange­nom­men, doch Küs­ter meint: »Die­ser Schluß ist nicht immer rich­tig. Man muß sich dar­über im Kla­ren sein, daß nicht nur die Grün­dung, son­dern auch die Auf­ga­be länd­li­cher Sied­lun­gen und ihrer Flu­ren bis zum frü­hen Mit­tel­al­ter ein nor­ma­ler Vor­gang im Sied­lungs­ge­sche­hen war.«

Wesent­lich anders ist in neue­rer Zeit der Wir­kungs­grad der Mit­tel, die schwer­kraft­mä­ßig durch alle Ein­sich­ten hin­durch ihre Bahn bre­chen. Tro­ja­ni­sche Trak­to­ren und Zyklo­pen­hän­de haben den klein­tei­li­gen Lebens­raum ent­grenzt und vergröbert.

1948 kehr­te ein geschwäch­ter Mann aus der rus­si­schen Kriegs­ge­fan­gen­schaft heim. Her­mann Prie­be wur­de 1907 in Ber­lin gebo­ren. Nach dem Gym­na­si­um absol­vier­te er eine land­wirt­schaft­li­che Leh­re, stu­dier­te dann die­ses Fach in Königs­berg, Greifs­wald und Ber­lin und habi­li­tier­te sich nach Diplom und Pro­mo­ti­on 1942 in Gießen.

Er war Refe­rent im Reichs­ku­ra­to­ri­um für Tech­nik in der Land­wirt­schaft und zuletzt bis Kriegs­en­de Direk­tor der Ver­suchs- und For­schungs­an­stalt Pots­dam-Bor­nim. Nach dem Krieg lehr­te er bis 1958 wie­der in Gießen.

Als Hein­rich Lüb­ke, der bereits 1926 Geschäfts­füh­rer der »Deut­schen Bau­ern­schaft« war, das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ernäh­rung und Land­wirt­schaft über­nahm, stärk­te er die bäu­er­li­che Eigen­in­itia­ti­ve gegen­über den behörd­li­chen Len­kungs­ab­sich­ten. In die­sem Geist über­trug er Prie­be 1957 die Grün­dung und Lei­tung der For­schungs­stel­le für bäu­er­li­che Fami­li­en­wirt­schaft an der Frank­fur­ter Universität.

In sei­ner Eigen­schaft als Pro­fes­sor für Agrar­we­sen (seit 1959) und Lei­ter des Insti­tuts für länd­li­che Struk­tur­for­schung, wie die For­schungs­stel­le spä­ter benannt wur­de, hat­te Prie­be Gele­gen­heit, sei­ne Erfah­run­gen, die er vor dem Krieg bei der Bera­tung bäu­er­li­cher Fami­li­en­be­trie­be in der Rhön gesam­melt hat­te, wirk­sam wer­den zu lassen.

Die For­schungs­stel­le hat­te und hat den Anspruch, die gesell­schaft­lich-wirt­schaft­li­che Ein­heit des Bau­ern­tums als einer für Mensch und Land not­wen­di­gen Lebens­form im Blick zu behal­ten und zu bewah­ren. Sie grenz­te sich dadurch ent­schie­den ab von der zeit­gleich ent­ste­hen­den rei­nen Agrar­öko­no­mie, die sich zuneh­mend von allen her­kömm­li­chen Bezü­gen löste.

Nach Ein­füh­rung der Euro­päi­schen Wirt­schafts­ge­mein­schaft 1958 wur­de Prie­be dort zum Bera­ter für Land­wirt­schaft. Der Pfar­rer­sohn teil­te dabei in jeder Hin­sicht die Hal­tung des Rie­sen­va­ters aus Cha­mis­sos Bal­la­de. Es gab für ihn kei­ne Ablö­sung des Nütz­li­chen vom Schö­nen. Dabei wies er die Ver­än­de­run­gen und Erleich­te­run­gen durch tech­ni­sche Hilfs­mit­tel nicht pau­schal zurück.

Doch waren es die Bedin­gun­gen der Arbeit per Hand und mit Zug­tie­ren, wodurch sich über lan­ge Zeit der Lebens­raum auf dem Land sinn­voll ord­ne­te. Die Maße der Fel­der, die Frucht­fol­ge, die Ver­bin­dung zwi­schen Fut­ter­an­bau und Vieh­zucht, das Wege­netz, die Gehölz­strei­fen, Bäche, Tei­che und Wei­her waren bestimmt durch die Bewäl­ti­gungs­span­ne, die der mensch­li­che Leib, die Arbeits­stär­ke des Viehs und die Geo­gra­phie des Ortes verhängten.

Für Groß­bri­tan­ni­en hat W. G. Hos­kins 1955 in dem auf­se­hen­er­re­gen­den Buch The Making of the Eng­lish Land­scape die Ent­ste­hungs­ge­schich­te einer Land­schaft nach­ge­zeich­net. Was der sen­ti­men­ta­le Aus­flüg­ler aus der Stadt als Natur fei­ert, ist nichts ande­res als die Signa­tur jahr­hun­der­te­lan­ger Bearbeitung.

Die­se Prä­gung ist nicht nur ein tra­di­tio­nel­ler Wert. Sie hat sich auch in vie­len Kri­sen bewährt. Die­se Erfah­rung ließ Prie­be immer wie­der zum Ver­fech­ter von – bei flüch­ti­gem Blick – wirt­schaft­lich mar­gi­nal erschei­nen­den Posi­tio­nen werden.

Die Erfah­rung eines hal­ben Jahr­hun­derts »moto­ri­sier­te Ernäh­rungs­in­dus­trie« (Heid­eg­ger) hat inzwi­schen erwie­sen, daß die klei­nen Fami­li­en­be­trie­be, von der land­pfle­ge­ri­schen Neben­wir­kung ein­mal ganz abge­se­hen, tat­säch­lich ein deut­lich bes­se­res Ver­hält­nis von Auf­wand und Ertrag auf­wei­sen als die gro­ßen Agrar­be­trie­be. Das hängt damit zusam­men, daß der ratio­nel­le Ein­satz der schwe­ren Tech­nik an Kul­tu­ren gebun­den ist, die im Ver­hält­nis zur Nutz­flä­che eine gerin­ge Aus­beu­te bescheren.

Die Hun­ger­win­ter nach Kriegs­en­de und die zu ver­sor­gen­den Flücht­lings­strö­me aus dem Osten Deutsch­lands lie­ßen geziel­te Anrei­ze für eine linea­re Stei­ge­rung der land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ti­on erfor­der­lich werden.

Bald schon zeich­ne­te sich ab, daß die­se För­de­rung ten­den­zi­ell zu dau­er­haf­ten Defek­ten in der Ord­nung der Land­wirt­schaft füh­ren wür­de. Doch der ein­mal for­mu­lier­te pro­pa­gan­dis­ti­sche Vor­teil wur­de im §1 des »Deut­schen Land­wirt­schafts­ge­set­zes« von 1955 fest­ge­schrie­ben. Die Rede ist von angeb­li­chen »natur­be­ding­ten und wirt­schaft­li­chen Nachteile[n] der Land­wirt­schaft gegen­über ande­ren Wirtschaftsbereichen«.

Das soge­nann­te »Pro­fes­so­ren­gut­ach­ten« von 1962, an dem Prie­be wesent­lich betei­ligt ist, emp­fiehlt hin­ge­gen maß­vol­le­re Aus­gleichs­re­ge­lun­gen als bis­her, um einen Par­al­lel­markt zu verhindern.

In der Fol­ge der Aus­ein­an­der­set­zung ent­zie­hen Bau­ern­ver­band und Raiff­ei­sen­ver­band der For­schungs­stel­le ihre Unter­stüt­zung, die über ein Drit­tel des Etats aus­mach­te. Der Spie­gel unter­ti­telt ein Bild­nis Prie­bes in einem Bericht über die Aus­ein­an­der­set­zung vom 14. Febru­ar 1962: »Agrar­pro­fes­sor Prie­be – nicht ost­elbisch genug«. Denn Prie­be beton­te immer wie­der, daß die Agrar­pro­tek­ti­on mit den Stein- und Har­den­berg­schen Refor­men begon­nen habe.

In der Tat war auf Druck eini­ger ein­fluß­rei­cher ost­elbi­schen Groß­grund­be­sit­zer der Aus­füh­rungs­er­laß vom Mai 1816 dahin­ge­hend geän­dert wor­den, daß Land­über­tra­gun­gen nur an spann­fä­hi­ge Bau­ern erfol­gen durf­ten. Für die bis­her schon land­lo­sen Kleinst­bau­ern erlosch dadurch jedes Recht am Boden, weil auch die her­ge­brach­ten Gemein­de­flä­chen, auf denen die Dorf­ärms­ten bis­lang ihr Vieh wei­de­ten, nun den grö­ße­ren, eben spann­fä­hi­gen Bau­ern zufielen.

Prie­be wer­te­te nicht dif­fe­ren­ziert genug: Die Gemein­de­flä­chen fie­len eben nicht den frü­he­ren Lehns­her­ren zu, son­dern den nun­mehr frei­en Bau­ern, denen auf die­se Wei­se ein Aus­gleich für die Ent­schä­di­gungs­ab­ga­ben an die ehe­ma­li­gen Guts­her­ren gewährt wurde.

Die preu­ßi­schen Refor­men zogen dem Land also eine lebens- und wirt­schafts­fä­hi­ge Schicht unab­hän­gi­ger Bau­ern ein und zwan­gen den Adel zu soli­dem Wirt­schaf­ten. Daß er dies oft­mals nicht ver­moch­te, beweist der Besit­zer­wech­sel: Bis 1880 gerie­ten fast zwei Drit­tel der ehe­mals pri­vi­le­gier­ten, adli­gen Güter in bür­ger­li­che Hand, wäh­rend im sel­ben Zeit­raum drei­vier­tel aller neu­en selb­stän­di­gen Bau­ern­hö­fe in der Fami­lie verblieben.

Daß die nun nicht mehr pri­vi­le­gier­ten Groß­guts­be­trie­be ins­ge­samt in Schwie­rig­kei­ten gerie­ten, beschrieb Prie­be indes zutref­fend: Die begin­nen­de Kon­kur­renz aus Über­see führ­te 1878 zur Agrar­pro­tek­ti­on, die seit­her wie eine anste­cken­de Seu­che die Land­wirt­schaft überzieht.

Als nächs­tes wur­den aus­län­di­sche Wan­der­ar­bei­ter zuge­las­sen. Die­sen ent­schei­den­den Schritt zur Ver­elen­dung der hei­mi­schen Land­be­völ­ke­rung hat Fried­rich Aere­boe als »eines der fol­gen­schwers­ten Ver­bre­chen an der deut­schen Volks­wirt­schaft« bezeich­net. Zur mani­pu­la­ti­ven Sen­kung der Kos­ten von unsin­ni­gem Trans­por­ten wur­den Staf­fel­prei­se bei der Reichs­bahn erzwun­gen. Nach dem Welt­krieg gab es dann die Osthilfe.

Auf die­ser schie­fen Bahn geht es bis heu­te wei­ter. In den Anfangs­jah­ren der EWG führ­ten die län­der­über­grei­fen­den Abnah­me­prei­se zu einer unsin­ni­gen Mobi­li­sie­rung von Pro­duk­ti­ons­re­ser­ven bei­spiels­wei­se in Frank­reich. Das Behar­ren auf ver­gleichs­wei­se hohen Getrei­de­prei­sen ver­hin­der­te fast die Ein­füh­rung der Wirtschaftsgemeinschaft.

Jeder Ver­such, die unsin­ni­gen Erwerbs-Pri­vi­le­gi­en wie­der zu beschnei­den, stößt bis heu­te auf erbit­ter­ten Wider­stand bei den Funk­tio­nä­ren der Bau­ern­ver­bän­de. Auch das war frü­her schon so: Im natio­nal­so­zia­lis­ti­schen »Reichs­nähr­stand« über­nah­men die Groß­bau­ern die Füh­rung und nutz­ten die Gunst der Stun­de, um die Kon­zen­tra­ti­on wei­ter­zu­trei­ben. 1942 kamen die Bestre­bun­gen eines gelenk­ten Struk­tur­wan­dels für die gro­ßen Erb­hö­fe und zuun­guns­ten der selb­stän­di­gen Land­be­völ­ke­rung kriegs­be­dingt zum Erliegen.

Für die Nach­kriegs­zeit kon­sta­tiert Prie­be, daß eine vor­ei­li­ge Moto­ri­sie­rung unnö­tig Arbeits­plät­ze zer­stör­te. Was zuvor die »Erb­hö­fe« waren, ent­deck­te man nach 1945 in den »ent­wick­lungs­fä­hi­gen Betrie­ben«. Aus der »Erb­hof­gren­ze« ist die »För­der­schwel­le« gewor­den. Prie­be sprach von »gespens­ti­scher Per­fek­tio­nie­rung«, »struk­tur­po­li­ti­schen Wider­sinn« und bezeich­ne­te die Phra­se von der »grund­le­gen­den Neu­ord­nung der Agrar­struk­tur« als einen »Umwelt­zer­stö­rungs­plan«.

Sein 1985 im Sied­ler Ver­lag erschie­ne­nes Buch Die sub­ven­tio­nier­te Unver­nunft – Land­wirt­schaft und Natur­haus­halt zieht das ernüch­tern­de Fazit eines Lebenswerks.

1980 hat sich mit der Arbeits­ge­mein­schaft bäu­er­li­che Land­wirt­schaft (AbL) eine Oppo­si­ti­on der klei­nen und mitt­le­ren Land­wir­te gebil­det gegen die Agrar-Indus­trie und ihre Ver­bands-Appa­rat­schiks im EU-Rückenwind.

Die Kol­lek­ti­vie­run­gen der mit­tel­deut­schen Land­wirt­schaft in der DDR hat sich unter­des­sen als Zwi­schen­stu­fe für die Bil­dung neu­er Rie­sen­be­trie­be ent­puppt, die nur dem Namen nach »Arg­ar­ge­nos­sen­schaf­ten« hei­ßen. Im Namen des öko­lo­gi­schen Umwelt­schut­zes wird die Zer­stö­rung des Lebens­raums vorangetrieben.

Ein dras­ti­sches Bei­spiel dafür sind die »unbe­denk­li­chen« Her­bi­zi­de. Ob Klein­gar­ten, Wein­berg oder Raps­feld: Mons­an­tos »Roun­dup« ist omni­prä­sent wie die brau­ne Limo­na­de in der roten Büch­se und die Imbiß­bu­de mit dem gel­ben Buch­sta­ben. Und der Her­stel­ler lie­fert gleich das gene­tisch ver­än­der­te, pas­sen­de Saat­gut. Die Zulas­sung läuft in der Euro­päi­schen Uni­on 2015 wie­der tur­nus­mä­ßig aus. Aber nichts ist wahr­schein­li­cher als die Neubewilligung.

Der Land­wirt und Publi­zist Micha­el Belei­tes hat als Umwelt­schüt­zer in den acht­zi­ger Jah­ren sei­ne Erfah­run­gen mit der SED-Dik­ta­tur gemacht. Den Ver­nich­tungs­kampf der Kom­mu­nis­ten gegen den frei­en Bau­ern­stand erlebt er noch heu­te als ein Tabu­the­ma, weil des­sen Voll­stre­ckung ihren Höhe­punkt erst nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung erreich­te und unver­min­dert anhält.

In sei­ner Unter­su­chung zur Ent­wick­lung der länd­li­chen Räu­me in Sach­sen mit dem Titel »Leit­bild Schweiz oder Kasach­stan?« betont Belei­tes die Not­wen­dig­keit von Nut­zung statt Pfle­ge und weist auf das Ver­häng­nis der Tren­nung der Hof­stät­ten von den zuge­hö­ri­gen Flä­chen, wel­che befris­tet an die von den Sub­ven­tio­nen bevor­zug­ten Groß­be­trie­be ver­pach­tet sind. Hier steht die Wei­che für die Zukunft.

Mit dem lan­gen Hebel der Agrar-Sub­ven­tio­nen geht die Rei­se für unse­re frucht­ba­ren Gefil­de­land­schaft eines Tages unum­kehr­bar nach Kasach­stan. Wel­che Kon­se­quen­zen sich dar­aus erge­ben läßt sich schon heu­te erfah­ren. Micha­el Belei­tes bedient sich dafür eines Ver­gleichs, in dem Heid­eg­gers bedroh­li­che Ana­lo­gie nach­klingt: »Eine aus­ge­räum­te Acker­land­schaft, in der man nir­gend­wo mehr sei­nen Kin­dern einen Hasen, ein Reb­huhn oder eine Blu­men­wie­se mit Schmet­ter­lin­gen zei­gen kann, ist in kul­tu­rel­ler Hin­sicht mit einer zer­bomb­ten Stadt vergleichbar.«

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