Das war’s. Diesmal mit: Juniorwahl, 3sat und Neuem geistlichen Lied

9. März 2016 -- Sogenannte Juniorwahl am Gymnasium. A. (Klassenbester) vor der Auszählung zu unserer Tochter:

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

„AfD, pah, ich schätz mal: 2%. Weil: hier bei uns sind kei­ne Dum­men.“ Sie: „Ich halt dage­gen: 20%. Weil: Hier sind sie klug genug.“ Er, an-die Stirn-tip­pend: „Klar, als Fascho…“ Aus­ge­zählt: FAST 20%, direkt hin­ter CDU. „Faschos“? Ach­wo, man ist Schu­le-gegen- Ras­sis­mus-Schu­le mit Cou­ra­ge.

10. März 2016 – Lie­be Güte, was der 3sat- Bei­trag über „uns“ aus­ge­löst hat (und jetzt gabs ja gleich noch einen im ZDF)! Man weiß gar nicht, wie man’s ein­ord­nen soll… Im Kom­men­tar­be­reich unter unse­rem Hin­weis auf die Fern­seh­sen­dung war bereits eini­ges zu lesen – aller­dings das wenigs­te. Viel wur­de von uns „zen­siert“ (immer wie­der selt­sa­mer Vor­wurf übri­gens, als sei­en wir eine öffent­lich-amt­li­che Stel­le…), zahl­rei­che wei­te­re mails gin­gen in unse­ren Post­fä­chern ein.

  • Das bes­te zuerst: 9 Ein­läs­se mit unge­fähr dem Wort­laut: „Har­har, Typen mit voll­sla­wi­schen Nach­na­men wie Kubi­zec, Kositz­ka und Licht­mesz bemü­hen sich um das Wohl des deut­schen Vol­kes. Ich lach mich schlapp. Bleibt wo ihr hin­ge­hört!“ (Unser der­zei­ti­ger Haus­gast von der IB Öster­reich hat mich dar­auf hin­ge­wei­sen, daß dies die belieb­tes­te Schmä­hung von geschichts­blin­der links­ra­di­ka­ler Sei­te sei.)
  • 17 inter­es­san­te Wort­mel­dun­gen (die ver­öf­fent­lich­ten nicht mit­ge­zählt) dazu, daß wir wohl sich für was Bes­se­res haltende/ dünkelhafte/erotisch sicher perverse/ ver­klemm­te Typen sei­en, weil wir uns siezen.
  • 14 Anpfif­fe wegen undeutschen/gesundheitsschädlichen/verboten gehö­ren­den Ziga­ret­ten­rau­chens. (Mit­ge­zählt: Anruf von Mama.)
  • 7 Zuschau­er las­sen sich über den in die Hose gesteck­ten Pull­over von G.K. aus.
  • 2 wol­len erkannt haben, daß ich mich schmin­ke und fra­gen, ob ich das nötig habe. Des wei­te­ren: Patch­work­fa­mi­lie – die armen Kin­der; das mit der Zie­ge war doch gestellt; „Rich­tig hoch­deutsch spricht bei Euch ja keiner.“

Den 3sat-Leu­ten hab ich nun einen Bei­trag über die wirk­lich gru­se­li­gen Lei­chen im Rit­ter­gut­kel­ler ver­ein­bart: Löcher in den Strümp­fen, Kind mit 3- im Mathe­test, Schlamm­fle­cken am Auto, Toch­ter mit bos­ni­scher Freun­din, ange­schla­ge­ne Tas­sen, unge­zo­ge­nes Kin­der­ge­zap­pel am Tisch. Bücher mit Esel­oh­ren. Alles muß raus!

– – – – –

11. März 2016 – Küchen­tisch. Er: regt sich auf, (meta)politisch. Ich: „Mensch, blei­ben Sie halt mal auf dem Boden, das ist doch(…)!“ Er: legt noch einen Zahn zu. Ich: „Mensch, ja! Sie haben recht, aber (…)“ Er: „Mensch, Mensch, Mensch! Was wol­len Sie mir mit Ihren Ein­wän­den eigent­lich… ?““ Toch­ter 2, Nietz­schea­ne­rin, tro­cken ins Wort fal­lend: „Ruhig. Er ist kein Mensch, er ist Dynamit.“

– – – – –

12. März 2016 – Freund M. hat lan­ge mit den katho­li­schen Tra­di­tio­na­lis­ten gelieb­äu­gelt. (Will mei­nen: wie fast jeder erneut Glau­bens­be­rei­te.) Nun sieht er sich vor Pro­ble­me gestellt, theo­re­ti­sche, hoch­phi­lo­so­phi­sche; er wird die­sen Weg wohl nicht wei­ter­ge­hen. (Auch das: kenn ich gut.)

Selt­sam – oder soll ich sagen: typisch weib­lich?, daß ich mich hier­bei fast völ­lig auf die Para­me­ter Intui­ti­on und Ver­trau­en ver­las­se. Wie könn­te ich ohne den Pfei­ler der Tra­di­ti­on katho­lisch sein? Heu­te wie­der (wie meist) in der „Neu­en“ (Vorabend)Messe, deren Qua­li­tät bekannt­lich mit der Auto­ri­tät und dem Cha­ris­ma des jewei­li­gen Pfar­rers steht oder fällt. Der Pfar­rer hier nun ist bekann­ter­ma­ßen gran­di­os und über­aus klug: ein Kunst­stück, eine Pre­digt zu hal­ten, die mich intel­lek­tu­ell anspricht und zugleich die Kin­der beschäf­tigt! Nur, in der durch- und-durch­de­mo­kra­ti­sier­ten Nach­kon­zils­kir­che ist der Pfar­rer ein klei­nes Räd­chen im umwäl­zen­den Getrie­be. Heu­te hat des­halb hier das „Neue Geist­li­che Lied“ das Sagen.

Wie immer bei mir: kur­zer, jäher Wil­le, sich „drauf ein­zu­las­sen“, auf all die songs vom „fai­ren, ehr­li­chen Han­deln“, von „gewalt­frei gegen Gewalt“ und die­sen kum­pe­li­gen „Hey, mach doch mit!“-Ton.

Geht nicht! Die Wor­te und Töne blie­ben mir in der Keh­le ste­cken. Mei­ne Aver­si­on gegen Män­ner im Ren­ten­al­ter, die sich in Jack-Wolfs­kin klei­den (seit einem Drei­vier­tel­jahr die Pen­sio­närs­kla­mot­te schlecht­hin), erfährt hier eine Stei­ge­rung: End­sech­zi­ger, die Jack-Wolfs­kin-Jacken tra­gen und zu Flin­ke Hän­de, flin­ke Füße ener­gisch wip­pen und laut­stark sin­gen – es ersetzt jeden Horrorfilm.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (50)

Aaron

13. März 2016 00:02

Die Ziege ist doch echt süss! Ich fand den Beitrag ganz nett..
Als mittel-sechziger, noch nicht am Ende, möchte ich nur mitteilen, NEIN
ums verrecken nicht und wenn ich es mir leisten könnte NIE würde ich eine Jack Wolfskin Jacke tragen; einfach nur zu albern dieses Pfödchen!
Mein Füsse wippen noch beim Rockkonzert auch wenn mich die Teenies entgeistert, nach dem Motto
anschauen: " was der Friedhof hat Ausgang ?" Das ist das schöne am Alter
man ist einfach nur sich selber.
Meine Füsse wippen -gott-sei-dank auch noch bei J.S. Bach, der damals schon fetziger war, als die heutigen spät-pubertierenden Stars der Musik-
Industrie.
Also bitte nicht über die Mitte-bis Endsechziger meckern, keep on rockin!

Rainer Möller

13. März 2016 00:26

Vom neuen geistlichen Lied ist bei mir auch nicht viel hängengeblieben. Aber: "Ich möchte nicht zum Mond gelangen, jedoch vor meines Feindes Tür" - das beherzige ich und kann ich weiterempfehlen.

Werner Ulrich

13. März 2016 00:42

Mensch, Ihr seid Dynamit!
Fröhliche Grüße und danke für die Lektüre.

Johann Sebastian

13. März 2016 01:12

Sehr geehrte Frau Kositza,

das "Neue Geistliche Lied" ist, maßlos polemisch ausgedrückt, nichts anderes als "Alle meine Entchen" mit Synkope. Da das neue Gotteslob weiterhin die Möglichkeit bietet, problemlos die groovenden Entchen zu umschiffen, wäre zu überlegen, ob nicht jemand aus Ihrer Familie allmählich für die Kirchenmusik vor Ort zuständig wird. So könnten Wolfshaut-Gewandete mangels hipper Wipp-Anlässe einen Teil ihrer Würde zurückerlangen, und Ulrich Dausiens Abendmahl-Erlebnis mit einem Bären aus dem Jahr 1981 erstrahlte gar in neuem, transzendenten Licht. S.D.G.

Winston Smith 78699

13. März 2016 02:25

Geehrte Frau Kositza,

über das Elend, dass meine Kritik in Ihrer Liste der Nicht-Veröffentlichten nicht veröffentlicht wurde, darf ich mich jetzt logischerweise nicht aufregen, denn aufgeregt hatte ich mich ja eben über die Anhimmelei Ihrer Person und Ihres Gatten aus dem Kommentarbereich heraus, und was anders wäre ein solche Kränkung wiederum selbst als Aufschau?

Diese Liste der verachteten Kommentare also ohne mich. Wie soll ich das ertragen? Eine elegante Akrobatik muß her: Ich will die Verachtung noch genießen, nicht mal anständig verachtet zu werden. Welcher Masochist mag sich noch messen an solcher Meisterschaft?

Aber was hatte ich mir auch ausgemalt, was mir meinerseits und ebenso anhimmelnd, in die pittoresken Leitfiguren hineingewünscht? Eine falsche Demut etwa, ein theatralisches Leugnen der Leitfigürlichkeit, eine Spiegelung meiner eignen Schäbigkeit somit, um nicht so allein zu sein mit dem flüsternden Buckelgeist der Bescheidenheit?

Aber ach, welch ein Schauspiel der Beleidigung das doch geworden wäre: die Jünger von den Meistern selbst weg ins Eigne gesandt, ins Denken und die Tat ohne Elternersatz!

https://www.youtube.com/watch?v=QereR0CViMY

Nein, dieses nicht. Tränenreicher müßte sich das schon zutragen, die Hysterien (sic.) jedoch nur Eingeweihten offenbarend, nur indirekt von Connaisseurs vernehmbar in Duktusfehlern hinter sorgsamst auf grimmig getrimmten Tragödienlarven der so recht nachdenkenden Veranda-Auguren.

Werde vom Shakespeare im Kommentarbereich weiter träumen dürfen. Geißeln Sie mich doch fürderhin und schalten Sie dies einfach nicht frei. In Demut. Winston.

Platten

13. März 2016 08:02

Das beste zuerst: 9 Einlässe mit ungefähr dem Wortlaut: „Harhar, Typen mit vollslawischen Nachnamen wie Kubizec, Kositzka und Lichtmesz bemühen sich um das Wohl des deutschen Volkes. Ich lach mich schlapp. Bleibt wo ihr hingehört!“ (Unser derzeitiger Hausgast von der IB Österreich hat mich darauf hingeweisen, daß dies die beliebteste Schmähung von geschichtsblinder linksradikaler Seite sei.)17 interessante Wortmeldungen (die veröffentlichten nicht mitgezählt) dazu, daß wir wohl sich für was Besseres haltende/ dünkelhafte/erotisch sicher perverse/ verklemmte Typen seien, weil wir uns siezen.14 Anpfiffe wegen undeutschen/gesundheitsschädlichen/verboten gehörenden Zigarettenrauchens. (Mitgezählt: Anruf von Mama.)7 Zuschauer lassen sich über den in die Hose gesteckten Pullover von G.K. aus.2 wollen erkannt haben, daß ich mich schminke und fragen, ob ich das nötig habe. Des weiteren: Patchworkfamilie – die armen Kinder; das mit der Ziege war doch gestellt; „Richtig hochdeutsch spricht bei Euch ja keiner.“

Da gingen wohl einigen die Argumente aus.
Ich red immer volle Kanne Dialekt und lasse mir auch den Dialekt immer anmerken wenn ich Hochdeutsch rede. Lass ich mir nicht nehmen. Gibt nichts schöneres als unsere deutsche Dialektvielfalt. Immer Gezwungen Hochdeutsch reden ist was für "Linksintellektuelle".
Wie hieß es noch vor ein paar Jahren: Haters gonna hate."

Raucher bin ich auch.

Heiko Sprang

13. März 2016 09:03

Die "3sat-Leute" werden wohl jetzt in der Branche als die Einzigen gelten, die in Schnellroda vorgelassen werde. Umgekehrt bürgen sie persönlich dafür, daß kein allzu verzerrter Beitrag entsteht. Guter Deal! Da kann man drauf aufbauen.

Hans

13. März 2016 09:41

Endsechziger, die das Lied vom Teilen singen...
wie die 80% Altparteien-Wähler, dir ihren eigenen Untergang unterstützen. Mir bleibt da auch der Ton im Hals stecken, diese Gehirnwäsche kann ich nicht ruhigen Blutes mitmachen.
Eine Bekannte, Religionslehrerin, überlegt ernsthaft Flüchtlinge einzuquartieren. Ein Gesprächsversuch über Migration und die Abgründe zwischen Kulturen und Kompetenzen verhallt schnell im Nichts.
Mangelnde intellektuelle Konsequenz gepaart mit der Inszenierung guten Willens... Sind es Kinder im Körper von Erwachsenen?
Das würde die Liedauswahl erklären.

Lars Geier

13. März 2016 09:53

Einen ZDF-Beitrag gab es auch? Oder handelte es sich dabei nur um eine Wiederholung des 3sat-Beitrages? Ich schaue eindeutig zu wenig Staatsfernsehen.

Die Jack Wolfskin - Uniformisten wurden bei uns schon vor geraumer Zeit abgelöst: Von den noch individuelleren Wellensteyn-Individualisten. Ob sich das gesanglich positiv auswirkt, vermag ich nicht zu beurteilen; mein eigener Gesang klingt furchterregend genug.

Monika

13. März 2016 09:54

Liebe Frau Kositza,

Wieso sieht sich Ihr Freund M. vor theoretische , hochphilosophische Probleme gestellt und wird diesen Weg nicht weitergehen ? Den der katholischen Traditionalisten.
Das ist kein hochphilosophisches Problem und theoretisch schnell abgehandelt:

Das, was die Piusbruderschaft und andere traditionalistische Gruppen vertreten, ist nicht konservativ im Sinne eines Bewahrens der Ursprünge, sondern lediglich die Bewahrung des mittelalterlichen Katholizismus.

schreibt ein Robin Classen dort:
https://www.blauenarzisse.de/index.php/gesichtet/item/5551-die-beichte-im-christentum

Auch ich habe Probleme ( emotionaler Art) mit der durchdemokratisierten Nachkonzilskirche und dem Neuen geistlichen Lied.
Gerade, weil mir das vorkonziliare Lateinische Hochamt an Fronleichnam in einer Frankfurter Kirche als Paradies auf Erden vorkam.
Ja, ich bin so leidenschaftlich katholisch, wie ich vor vierzig Jahren katholisch war. ( Sage ich in Abwandlung eines Zitates von Matthias Matussek.: " wie ich vor vierzig Jahren Marxist war)
Ich bestehe auf diesem feinen Unterschied:
Man kann nicht so leidenschaftlich Marxist sein wie Katholik.

Die Qualität der Messe sollte auch nicht von der Qualität des Priesters abhängen , sondern der Blick sollte auf das Allerheiligste gerichtet sein.
Das vermisse ich als "Heimatlose Katholikin". Und ,daß die Sakramente noch immer an die Kirchensteuer gebunden sind.
Es verbleibt dieser Trost ( Meeresrauschen und Vogelgezwitscher stören etwas, aber der Cellopart macht das wett):

https://m.youtube.com/watch?v=r3H5f7oePQE

P. S. Zur Aversion gegen katholische Rentner:
Was ist besser ?
Ein Endsechziger in Jack-Wolfskin-Jacke fußwippend in der Kirche oder ein achtzigjähriger katholischer Rentner mit Batschkapp und Rüsselsheimer Mundart auf einem Zeltplatz in Idomeni ?
Ich bin mir da nicht sischer ...

Hanns

13. März 2016 09:54

Heine Heinrich

Nachtgedanken

Denk' ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen.
Und meine heißen Tränen fließen.

Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn,
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

Mein Sehnen und Verlangen wächst.
Die alte Frau hat mich behext,
Ich denke immer an die alte,
Die alte Frau, die Gott erhalte!

Die alte Frau hat mich so lieb,
Und in den Briefen, die sie schrieb,
Seh ich, wie ihre Hand gezittert,
Wie tief das Mutterherz erschüttert.

Die Mutter liegt mir stets im Sinn.
Zwölf lange Jahre flossen hin,
Zwölf lange Jahre sind verflossen,
Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen.

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land;
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Seit ich das Land verlassen hab,
So viele sanken dort ins Grab,
Die ich geliebt - wenn ich sie zähle,
So will verbluten meine Seele.

Und zählen muß ich - Mit der Zahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist, als wälzten sich die Leichen
Auf meine Brust - Gottlob! sie weichen!

Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.

Nicht unterkriegen lassen. Wir werden gewinnen!

Aristoteles.

13. März 2016 10:09

„Ruhig. Er ist kein Mensch, er ist Dynamit.“

Dieser Nietzscheanismus gepaart mit "ruhig" ist so genial, dass sich die nächsten Beiträge hier vermutlich lange die Zähne daran ausbeißen werden in Bezug auf Genialität.

RL

13. März 2016 10:37

Das mit dem Siezen wird in Bayern eh nicht so streng genommen, insbesondere auf dem Land. Deswegen ist mir das zwischen Eheleuten unverständlich.
Gestern hatte ich ein Gespräch mit einem Bekannten aus NRW. Er hält die AfD für rechtspopulistisch, hat bisher SPD gewählt. Und jetzt kommt der Witz an der Geschichte, er ist Alter Herr einer katholischen Studentenverbindung und somit für die Linken sowieso ein Fascho.
NRW halt, von klein auf wird man dort verblödet.

Leser

13. März 2016 10:53

Liebe Frau Kositza, die Kritik am Rachen bitte ich wirklich ernst zu nehmen, zumal in geschlossenen Räumen, wo auch ihre Kinder leben. Die Schäden, die durch Zigarettenqualm verursacht werden, kann man gar nicht alle aufzählen, so viele sind es. Vor allem sind die kommerziellen Filterzigaretten ja ein Monster an Chemie. Bei selbst gezogenen Tabakpflanzen hätte ich noch ein Auge zugedrückt.

Arminius Arndt

13. März 2016 11:32

Immer wieder erstaunlich, wie sich an letztlichen Oberflächlichkeiten (Nachnamen, Pullover, Rauchen, Siezen etc.) hoch gezogen wird. Jack Wolfskin wäre an und für sich ja auch nur eine Oberflächlichkeit, aber wir alle brauchen wohl manche Oberflächlichkeit, um uns daran reiben zu können (Bei mir langt es finanziell nicht für Jack Wolfskin - ich trage alten Parka oder eine m65 Kopie).

Interessant ist das Schulphänomen, dass trotz aller pädagogisch-didaktischer Kniffe immer ein guter Prozentsatz an Schülern übrig bleibt, der dennoch eigenständig denken kann bzw. der zwar in der Schule mitläuft, aber trotzdem seinen eigenen Kopf hat. War bei mir (in den 70er und 80er Jahren in der Schule) damals auch schon so und die konservativen Lehrer, die klare Ansagen gemacht hatten, was, wie verlangt wird und im Übrigen einen in Ruhe gelassen haben, waren am Ende beliebter als die sich ran schmeißenden Ex-68er Lehrer, die einem ab der 10. Klasse das Du angeboten haben, bei denen man dann aber nie so recht wusste, was in der Prüfung dran kommen wird und die aber dann teilweise noch strenger gesiebt haben, als die alten Herren mit z.T. noch Kriegserfahrung (die einen aber ab der 10. Klasse gesiezt haben). Letztlich will ein Schüler auch nur seinen Abschluss machen und seine Ruhe haben. Die Totalität moderner Menschenbildung erzeugt automatisch bei einem nicht geringen Teil junger Menschen eine, zumindest innerliche, Abwehrhaltung. Das ist es, was einen dann wieder ein Stück weit beruhigen kann und auf das man hoffen darf.

Zum Abschluss, mein Zitat der Woche:

Etwas ist nur in seiner Grenze und durch seine Grenze das, was es ist. Man darf somit die Grenze nicht als dem Dasein bloß äußerlich betrachten ... (Hegel)

Rüdiger

13. März 2016 11:42

Ein paar kleine Sonntagsgedanken zum angesprochenen Problem des 150%igen Konvertiten:

Ein grundsätzliches Problem von Konvertiten und Wiedereintretenden: sie kommen nach einer oft langen spirituellen Irrfahrt wieder im Hafen der Kirche an, haben einen Haufen Unsinn in ihrem biographischen Gepäck, den sie mit Mühe im Laufe der Jahre ausgemistet haben. Sie können nicht mit der gleichen Sorglosigkeit Katholik sein wie jemand, der nie abgewichen ist und einfach mit bewundernswerter Schlichtheit den Glauben annimmt und lebt, den ihm seine Vorfahren mitgegeben haben.

Eintretende nehmen die Themen viel ernster, sind auch - aufgrund von Enttäuschungen - misstrauisch geworden im Laufe der Jahre, haben Vorbehalte, selbst wenn sie nun dran glauben wollen. :-)

In den Jahrzehnten, in denen sie nicht da waren, ist die Kirche heruntergekommen: die Kleriker vermischen schamlos die politische mit der spirituellen Ebene, trivialisieren und verkürzen die ewigen Wahrheiten, streichen das Geheimnis aus der Botschaft heraus, deuten das individuelle Heilsversprechen in ein kollektives menschheitliches Heilsversprechen um, gehen - wie alle anderen in der Gesellschaft - der modischen politisierenden Hypermoral auf den Leim, geben Wahlempfehlungen, verdammen nicht das Böse, sondern Frau Petry usw. Aus der Erinnerung haben die Rückkehrer noch ein anderes Bild von der Kirche.

Und dann wird auf einmal alles auf die Goldwaage gelegt: Die Kirche als Ganzes soll einem Unfehlbarkeitsanspruch genügen (und nicht bloss der Papst, wenn er Glaubenswahrheiten im feierlichen ex cathedra verkündet). Wie wäre es mal eine Nummer kleiner? Die theologischen Fragen sind keine kleinen Muckerfragen - diese Fragen wurden in den letzten zwei Jahrtausenden von den größten Geistern des Abendlands bewegt. Und ich als Heutiger verschränke die Arme und will alle Antworten fixfertig auf dem Tablett gereicht bekommen! Wie wäre es stattdessen, sich mal auf die Fragen einzulassen? In die Geistesgeschichte einzutauchen. Mal die Summa Theologica eines Thomas von Aquino zu studieren, zum Beispiel, und dessen Gedanken durchzuarbeiten, bevor es ans Weiterdenken und ans Antworten geht?

Eines ist klar: Der Glaube ist kein Fürwahrhalten, keine statische, denkerische Gewissheit wie die eines mathematischen Beweises. Die Glaubensüberzeugung gehört auch einer anderen Kategorie an als etwa im Politischen die Bildung einer konsistenten, wirklichkeitgsgemäße Sicht auf die Welt (wie sie in diesem Forum geübt wird). Der Glaube ist vielmehr eine Bewegung, eine Öffnung zum Geistigen hin. Im Sich-Einlassen auf das Göttliche erscheint die Glaubensgewissheit.

Rainer Gebhardt

13. März 2016 12:25

Ihre Beiträge sind immer eine Einladung (vade mecum) zum Mitbeobachten und Nachdenken.
Zum Thema Religion fällt mir eine Anmerkung Benns ein: Wie „Leben immer provoziertes Leben ist“, sei Religion, wo sie auf den existenziellen Grund geht, immer provozierte Religion. Heißt für mich: Es geht nicht ohne Exerzitien. Die rituelle Form der alten Messe, die strengen liturgischen Prozeduren, der ganze ästhetische Aufwand des Katholizismus gehörte einmal zur Einübung und Einfühlung in das rational nicht fassbare Verhältnis: hier bist DU und dort ist GOTT. Annäherungen also, Steigerungsversuche. Das gibt es in der Verbraucherkirche nicht mehr, statt dessen platte Liedchen und viel Ringelpiez – als wollte man mit dem lieben Gott schunkeln. Das ist angeblich authentisch, soll direkt sein. Dabei ist diese Unvermittelheit zudringlich und geschmacklos. Kommt mir manchmal vor, als würden mir Kundenberater und Animateure auf die Pelle rücken. Oft kann ich mir das nicht antun.

Cheruskerländer

13. März 2016 12:42

Die Jack Wolfskins ruinieren nicht nur Kirchen, sondern ganze Innenstädte...

https://zwetschgenmann.de/ohne-renate-ware-prag-noch-zauberhafter-2/

Wilhelm II.

13. März 2016 13:56

Tut mir leid, aber das mit dem Rauchen finde ich jetzt auch nicht eben toll. Jeder, wie er es gerne mag - sicher! Aber wenn Kinder in der Nähe sind, gehört sich das einfach nicht. Und ob Rauchen jetzt soooo wahnsinnig konservativ ist, oder ob man sich nicht doch nur etwas in der Pose des qualmenden Revolutionärs gefällt, sei denn auch mal dahin gestellt...

Kositza: Nur zur Beruhigung: die Kinder erleben mich nie rauchend.

Hansi Dampf

13. März 2016 14:09

Glauben ist für mich Gefühl-haben-dürfen.
Und das haben sie uns ausgetrieben.
Du hast so die Heimat verloren.

Aber vielleicht gehört das
zum Älterwerden...

Teresa

13. März 2016 14:24

Ich habe allzu viele Strohfeuer vorschneller Begeisterung für die katholischen Traditionalisten - in deren Reihen ich mich selbst einordne - wieder verlöschen sehen, als das ich unglücklich wäre, dass Ihr Freund M. (ich denke vermutlich an dieselbe Person wie Sie) diesen Weg vorläufig nicht weitergeht. Besser so! Gott hat unendliche Geduld und wichtiger ist, dass Ihr Freund M. redlich bleibt. Not kennt kein allgemeines Gesetz!

Sie werden das im politischen Bereich jetzt ähnliches erleben: Die Piusbruderschaft zieht seit den Medienkampagnen gegen sie (ab 2009), leider immer mehr Menschen an, die eine sektiererische Struktur suchen, ein "Wir-gegen-den-Rest-der-Welt"-Gefühl. Das macht sie für differenziert denkende Intellektuelle leicht abstoßend.

Außerdem ergeben sich viele strukturelle Schwächen aus der Tatsache, dass diese Gemeinschaft sich von Anfang an als "Notlösung" verstanden hat und sich einer auf Dauer angelegten Strategie verweigert. Die Notzeiten in der Kirche während jetzt aber schon fast drei Generationen, wenn man deren Wurzeln bereits in der Zeit vor dem Konzil erkennt.

Man muss über den Zustand der katholischen Kirche ersteinmal desillusioniert genug sein, um zu wissen, dass bei aller menschlichen und intellektuellen Unzulänglichkeit und Kleinkariertheit zur Zeit leider nichts an Lebenspraxis zu finden ist, was "katholischer" wäre als das, was die Piusbruderschaft und deren Mitstreiter einem mit Liturgie, Sakramenten und Exerzitien bieten. Es steht einem ja immer noch frei, als Individuum über den Tellerrand dieser Angebote hinauszudenken und zu -handeln.

Thomas Wawerka

13. März 2016 14:30

Rainer Gebhardt: Das gibt es in der Verbraucherkirche nicht mehr, statt dessen platte Liedchen und viel Ringelpiez – als wollte man mit dem lieben Gott schunkeln. Das ist angeblich authentisch, soll direkt sein.

Churching. - Weil man den Eindruck hat, dass die Leute die christliche Wahrheit nicht (mehr) verstehen, will man ihnen wenigstens ein gutes Gefühl in der Kirche vermitteln.
Der Eindruck täuscht ja oft auch nicht.

Olle

13. März 2016 14:48

Lassen Sie sich nicht durch Stilvorwürfe der von Ihnen zitierten Art irremachen. Wir leben in einer gänzlich extravertierten Zeit, und da ist dann durchaus mal die Frage im Fokus, wer seinen Pullover wie trägt. Dagegen hilft nur konsequentes Selbstsein. Dies ist im Massenzeitalter eine Haltung, mit der man kaum noch rechnet, weshalb an ihr auch jeder echte Erfolg hängt. Der Dichter sagt dazu: "Was die Schwachmaten einem so raten, daß ist egal! Und dann bist Du Dir immer treu geblieben und roomservice wird mit U und H geschrieben."
Im übrigen muß man sich der Aussage von @ Werner Ulrich im Vollsinne anschließen.

Waldschrat

13. März 2016 15:03

@Platten

Ich red immer volle Kanne Dialekt und lasse mir auch den Dialekt immer anmerken wenn ich Hochdeutsch rede. Lass ich mir nicht nehmen. Gibt nichts schöneres als unsere deutsche Dialektvielfalt. Immer Gezwungen Hochdeutsch reden ist was für „Linksintellektuelle“.

Ist ein bißchen abseits vom Thema, aber da möchte ich mal ausdrücklich zustimmen. Mach ich genauso. Es gibt für mich nichts schöneres als meinen heimischen Ascheberjer Dialekt, und die Krönung ist, wenn jemand gebildet, gepflegt und rhetorisch beschlagen mit Dialekteinschlag parliert. Mir kommt da immer der selige Walter Sedlmayr in den Sinn, der konnte das mit seinem Münchner Idiom vortrefflich.

Die heutige allzeit mobile Gesellschaft, die nur noch zwischen Arbeitswelt und Konsum dahinvegetiert, hat leider eine Unmenge von Zombies hervorgebracht, die überhaupt keine greifbare Identität mehr besitzen. Gestochenes Hochdeutsch und auch sonst nur noch Abziehbilder ohne Charakter und Meinung. Perfekte Bundesbürger halt.

Rainer Gebhardt

13. März 2016 15:25

Thomas Wawerka: Churching - sagt man das jetzt? Kenne nur die Bedeutung, die es im Englischen hat, den zeremoniellen Zusammenhang. Könnte mir aber vorstellen, daß es im Deutschen Karriere macht, mit einer anderen Bedeutung; hat so was Unverbindliches, klingt nach Event, Party, Chillout-Kirche.
Gegen die Vermittlung eines guten Gefühls ist freilich nichts einzuwenden.

Teresa

13. März 2016 15:39

Geht nicht! Die Worte und Töne blieben mir in der Kehle stecken. Meine Aversion gegen Männer im Rentenalter, die sich in Jack-Wolfskin kleiden (seit einem Dreivierteljahr die Pensionärsklamotte schlechthin), erfährt hier eine Steigerung: Endsechziger, die Jack-Wolfskin-Jacken tragen und zu Flinke Hände, flinke Füße energisch wippen und lautstark singen – es ersetzt jeden Horrorfilm.

Nehmen Sie etwa die Kinder mit, wenn Sie solche Veranstaltungen besuchen!?

...und man meint, Sie wären deshalb eine schlechte Mutter, weil Sie sich in der Wohnküche ab und zu eine Zigarette anzünden?

Da sehen Sie doch, dass den Leuten nicht mehr zu helfen ist!

KW

13. März 2016 15:41

Wir lassen uns alle freiwillig durch Markennamen uniformieren. Auf jedem Fensterbrett stehen Orchideen [E.K.: witzig: diese Orchidee am Stützstängelchen ist für die Augen meiner Kinder ein spruchreifes Zeichen: hier wohnt ein guter, deutscher Spießbürger. Diese traurige Blume ist ein bißchen das, was früher die selbstgehäkelten Klorollenüberwürfe waren, die man damals durch die Heckscheiben von Automobilen sah... ], in jedem Garten Trampolins, Plastikspielplatz, ein immer leeres Gewächshaus und oft ein Strandkorb, in dem nie einer sitzt.

Peter Niemann

13. März 2016 15:43

Schland hat ausgedient und stirbt, so einfach ist das. Von den Fieberenden werden im Hochtemperaturwahn Kommentare die nur so vor Miszgunst und Ignoranz strotzen, getaetigt: Andeutungsweise slawische Namen als scheinbares Indiz einer Gesinnung (Also darf namenstechnisch Trump sich nicht fuer USA, Sarkozy fuer Frankreich oder Johannis fuer Rumaenien einsetzen?), Kleiderwahl (Pulli steckt, oder: Stiefel sind dunkel, oder: Hose ist zu leger etc.), Kritik an Umgang und Sprache ("Wie unmodern - die duzen sich"), Lustigmachung der Idylle (die Ziege als schauspielendes Wundertier) usf.
Wenn ich all diesen Bloedsinn lese empfinde ich tiefstes Mitleid mit diesen blinden, tauben und stumpfen Bundesdeutsche bzw. Schlaender - sie schlafwandeln in die Krise hinein und wachen dann in einem Alptraum auf. Traurig wie armselig so ein Leben ist, und ich wuenschte ich koennte ihnen helfen bzw. sie wuerden sich helfen lassen. Es steckt sehr viel Frustration in meinen Worten, bin ich es ja gewohnt Menschen taeglich zu helfen und zu heilen.
An K&K: Sie machen das sehr gut, Danke fuer die dauernden Eindruecke auch wenn ich in manchen Nuancen anders agiere. Aber auf der Rechten ist man einfach gesitteter, kultivierter, intelligenter und lebt, hier gibt die Empirie einem recht, gluecklicher.

Eisenhans

13. März 2016 15:59

Jetzt reichts aber, ein Ziegen melkender Rechter, Pullover in der Hose,
die Bude ungeheizt. Die Konfusion der Gutmenschen ist als
nachhaltig anzusehen. Also, das nächste Mal Seitenscheitel,
Monokel, Springer- statt Gummistiefel und die Reichskriegsflagge
im Ziegenstall, dann ist Welt für unsere Empörungsdienstleister
wieder in Ordnung !

Monika

13. März 2016 16:31

Man muss über den Zustand der katholischen Kirche ersteinmal desillusioniert genug sein, um zu wissen, dass bei aller menschlichen und intellektuellen Unzulänglichkeit und Kleinkariertheit zur Zeit leider nichts an Lebenspraxis zu finden ist, was „katholischer“ wäre als das, was die Piusbruderschaft und deren Mitstreiter einem mit Liturgie, Sakramenten und Exerzitien bieten. Es steht einem ja immer noch frei, als Individuum über den Tellerrand dieser Angebote hinauszudenken und zu -handeln.

Teresa

Danke an Teresa, Rüdiger, Thomas , Rainer u.a. für diese Sonntagsplaudereien.

Völlig desillusioniert ist auch der Pfarrer Thomas Frings über den Zustand der katholischen Kirche:
https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/so-kann-es-nicht-weitergehen
Aber, aus dieser Desillusionierung erwächst eine große Kraft für einen Neuanfang. Wir müssen warten können:

Der wartende Mensch weiß: Das Tiefste, Beste kann man überhaupt nicht machen, es wird. Gott schafft es, und die Natur, seine Magd. Dem muß man Raum geben. Auch das heißt, warten können.

Solange der Mensch nur vom Gestern zum Morgen hastet, ist er der Zeit verfallen. Weiß er aber zu ruhen, taucht die Gegenwart in seiner Seele auf, dann ist er mit der Ewigkeit verbunden. Ruhen können, heißt offen sein nach der Seite der Ewigkeit hin.

Romano Guardini, Briefe über Selbstbildung

Gustav Grambauer

13. März 2016 16:59

Cheruskerländer

Habe herzlich gelacht. Aber der Name Renate als Inbegriff ist schon für die Beschreibung eines noch höheren Gipfels der Verpöbelung vergeben:

https://www.salmoxisbote.de/Bote06/Jordan.htm

Übrigens ist "Renate" nicht politkorrekt: Renate nennt sich seit 1968 bitte "Reni", Ursula bitte "Uschi", Marie-Luise "Malu", Hans-Joachim (wiederum der Inbegriff des Preußen aus dem Busch) bitte "Hajo" usw. (nur Ute, sofern sie Adornos Brief überlebt hat, läßt sich nicht mehr verkürzen).

https://blog.bazonline.ch/blogmag/index.php/33642/geht-das/

Hier noch mein bescheidener Beitrag zum Hype um Kubitscheks Pullover:

https://blog.bazonline.ch/blogmag/index.php/33642/geht-das/

- G. G.

Karl Brenner

13. März 2016 17:02

Köstlich!

Und das Siezen finde ich gut. Man lernt eben nie aus.

Weltversteher

13. März 2016 17:45

dass trotz aller pädagogisch-didaktischer Kniffe immer ein guter Prozentsatz an Schülern übrig bleibt, der dennoch eigenständig denken kann bzw. der zwar in der Schule mitläuft, aber trotzdem seinen eigenen Kopf hat.

Wenn sie denken könnten, würden sie Wahlen, bzw. daran teilzunehmen, ablehnen.

Gustav

13. März 2016 18:26

Der Einsame

Wer einsam ist, der hat es gut,
Weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
Und niemand gibt ihm weise Lehren,
Die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen, geht er still
In Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
Bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot,
Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
Geschützt vor fremden Späherblicken,
Kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
Um angenehm die Zeit zu töten,
Und laut und kräftig darf er prusten,
Und ohne Rücksicht darf er husten,
Und allgemach vergißt man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot,
Ich dachte längst, er wäre tot.
Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
Läßt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.

Wilhelm Busch

Unke

13. März 2016 21:52

Jack Wolfskin (aus der Gegend hier, Idstein i.Ts. -früher bekannt wegen der Irrenanstalt-)... die Marke ist doch einigermaßen prominent geworden, als in einem Artikel der Zeit (oder war es die Achse?) über die "Stuttgart21"- Demos berichtet wurde und die spießigen Rentner, die selbige maßgeblich befeuert hatten. Die bekamen ihr Fett weg (à la "wohlstandsverwahrloste Jack Wolfskin- Träger").
Naja.
Nach der Übernahme durch eine amerikanische Heuschrecke (preivet äquitie Fonds) soll es mit der Qualität rapide bergab gehen.
.
@Hans

Eine Bekannte, Religionslehrerin, überlegt ernsthaft Flüchtlinge einzuquartieren

Das wiederum wundert mich überhaupt nicht. Es kann auch gar nicht verwundern, bei der Schwachsinnsdosis hoch drei: Frau, im Staatsdienst (musste ihr ganze Leben NIE für einen [echten!] Kunden arbeiten), Religionslehrerin...
Würde der Laden nach meinen Vorstellungen laufen gäbe es 2 Vorkehrungen die so etwas verhindern würde: 1. kein Wahlrecht für Frauen 2. kein staatliches Bildungswesen (wobei 2. noch wichtiger ist als 1.).

Gerhard Meier

13. März 2016 22:17

Frau Kositza, Sie retten mit Ihren Berichten aus dem Alltag wie immer ein verhageltes Wochenende und bauen einen auf. Zusammen mit der Lektüre des letzten Beitrags Ihres Hausgastes Martin Sellner entwickelt sich das Rittergut Schnellroda zu einer Art Sehnsuchtsort. Machen Sie weiter so!

Urwinkel

14. März 2016 00:26

Vor allem sind die kommerziellen Filterzigaretten ja ein Monster an Chemie. Bei selbst gezogenen Tabakpflanzen hätte ich noch ein Auge zugedrückt.

Jetzt stellen Sie sich mal die K. pfeifestopfend oder selbstdrehend vor... Ansonsten völlig richtig: Reiner Tabak hinterlässt nicht diesen ekelhaften Geruchsschleier im Raum, den die Indistriekippen hängenlassen. Deshalb verbiete ich z.B. meinen rauchenden Gästen in der Wohnung ihre Automatenkippen und biete stattdessen Drehutensilien und Tabak an - auf das sie es lernen. Vom Anbau an ist das ein weites Feld - rein in den Genuß. Zudem wirkt Tabakqualm desinfizierend. Das Rauchen entspannt zudem gereizte Gemüter.

Urwinkel

14. März 2016 02:07

Der ganze halbe neue 3Sat-Beitrag wirkt provozierend - und darum geht es: Rauchen (PI/PC). Sehr subtitil reingeflechtet. Ist meine subjektive Wahrnehmung. In Wirklichkeit achtet man in Schnellroda schon darauf, das die Kinder nicht zugequalmt werden, oder? Das selbe mit dem Siezen/Duzen... - Für die Filmmacher inszeniert. Ihr seid so surreal! Kaum zu glauben. Die Sendungsmacher sind euch auf den Leim gekrochen. Genauso die meisten Antworter hier. Falls ich richtig liege, ist das das beste Guerillamarketing seit langem.

(ich kann mich auch irren; dann irgenoriert die paar Zeilen bitte)

Trouver

14. März 2016 03:22

Das beste zuerst: 9 Einlässe mit ungefähr dem Wortlaut: „Harhar, Typen mit vollslawischen Nachnamen wie Kubizec, Kositzka und Lichtmesz bemühen sich um das Wohl des deutschen Volkes. Ich lach mich schlapp. Bleibt wo ihr hingehört!“

Huh! Wie haben die den Klonovsky vergessen?

Marc_Aurel

14. März 2016 10:16

Das beste zuerst: 9 Einlässe mit ungefähr dem Wortlaut: „Harhar, Typen mit vollslawischen Nachnamen wie Kubizec, Kositzka und Lichtmesz bemühen sich um das Wohl des deutschen Volkes. Ich lach mich schlapp. Bleibt wo ihr hingehört!“ (Unser derzeitiger Hausgast von der IB Österreich hat mich darauf hingeweisen, daß dies die beliebteste Schmähung von geschichtsblinder linksradikaler Seite sei.)

Witzig, das ausgerechnet "Linksradikale" einen "Ariernachweis" einfordern, auf demselben Niveau könnte man ja argumentieren das einer aufgrund seines Nachnamens zu deutsch, nach deren Verständnis also zu "braun" bzw. "rassistisch vorbelastet" sei aufgrund seiner Vorfahren, um "Antifaschist" zu sein.

Das der 3sat-Beitrag, aufgrund dessen was 3sat daraus gemacht hat, eher kontraproduktiv sein könnte in der Außenwirkung, hatte ich ja bereits bei der letzten Debatte geahnt/befürchtet. Es hätte schlimmer sein können ja, aber es wäre auch deutlich besser gegangen.

Unabhängig davon hätte es natürlich trotzdem Kritik von bestimmter Seite gehagelt, egal wie man gut oder schlecht man in den Medien wegkommt - man bauscht dann eben Kleinigkeiten künstlich auf oder zieht sich irgendwas an den Haaren herbei, wenn man keine echten Angriffsflächen findet - insofern, was soll's.

Thomas Wawerka

14. März 2016 10:50

Rainer Gebhardt: Churching – sagt man das jetzt? Kenne nur die Bedeutung, die es im Englischen hat, den zeremoniellen Zusammenhang. Könnte mir aber vorstellen, daß es im Deutschen Karriere macht, mit einer anderen Bedeutung; hat so was Unverbindliches, klingt nach Event, Party, Chillout-Kirche.
Gegen die Vermittlung eines guten Gefühls ist freilich nichts einzuwenden.

Ich kenne es in diesem Zusammenhang: In der Predigt keine schweren dogmatischen Inhaltliche übermitteln, sondern viele Signalworte und -phrasen verwenden, also "Liebe", "Trost", der "mitgehende Gott" usw. Natürlich sind das richtige Worte und Bilder, aber sie verlieren durch inflationären Gebrauch jegliche Relevanz. (Ich verzichte meist darauf.) Einfache Lieder singen, die Liturgie so knapp wie möglich halten, nach dem Abendmahl fassen wir uns alle an der Hand, der Pfarrer ist leutselig und nahbar. - Churching scheint also alles zu umfassen, was ein positives Gemeinschaftsgefühl vermittelt, wozu auch der Abbau der Distanz zwischen Pfarrer und Gemeinde gehört.

Ob die Leute die christliche Wahrheit je verstanden haben? Ob sie je leicht, zu- und eingänglich war? Ich glaube das nicht. Sie war vielleicht selbstverständlicher gültig als heute, allgemeiner anerkannt. Aber darum wohl kaum verständlicher.

Folgendes kann ich nur von mir selbst sagen: Als ich ins Amt kam, stellte ich nach kurzer Zeit mit Erschrecken fest, dass die Struktur des Amts eigentlich von mir verlangt, ein Geistlicher zu sein - im vollen und tiefen Sinn des Wortes. Ich begann zu begreifen, was das überhaupt ist - ein Geistlicher. Darauf war ich nicht vorbereitet. Als ev. Pfarrer wird man zum professionellen Seelsorger ausgebildet und hat im Gemeindeleben das weite, nicht konkret abgegrenzte Feld zwischen der aufgegebenen Beichtpraxis und der Psychotherapie zu bearbeiten (nebst Gebäude-, Friedhofs-, Personal-, Finanz- und Kundenmanagement und ein paar anderen organisatorischen und verwaltungstechnischen Bereichen). Die Diakonie ist sozusagen die professionalisierte Pflege der Kranken, das Pfarramt die professionalisierte Begleitung der Gesunden ... etwas sehr vereinfacht, aber im Grunde stimmig. In der Hauptsache soll man für die Menschen da sein.
Das alles ist ja auch richtig und wichtig. Dennoch scheint mir die grundlegende Dimension zu fehlen. Vor aller Pflege und Begleitung, vor der professionellen, "kundenorientierten" Ausübung der Amtsgeschäfte sollte doch der Bezug zum Heiligen stehen. Das ist es doch, was einen Geistlichen ausmacht: er ist Priester, Brückenbauer, Mittler zwischen dem Heiligen und der profanen Welt. Die Kirche soll doch kein Kundenservice sein, sondern zuerst Gott dienen - für die Menschen, gewiss, aber manchmal eben auch gegen die Menschen.
Damit einhergehend müsste auch eine bestimmte Distanz zwischen Gemeindeglied und Pfarrer gewahrt bleiben. Das heutige Leitbild ist: "Ich bin einer von euch." Das biblische Leitbild wäre: "Ich bin ausgesondert."
Das alles ist fast verschwunden und vergessen. - Churching ist Symptom und Resultat des Verlusts dieser Dimension des Heiligen. Aber es gibt Hoffnung, kleine Pflänzchen hier und da - das Heilige lässt sich nicht ausrotten, es drängt immer wieder ins Bewusstsein und findet Leute, die ihm Asyl gewähren.

Renate

14. März 2016 11:20

Wenn andre klüger sind als wir,
Das macht uns selten nur Pläsier,
Doch die Gewißheit, daß sie dümmer,
Erfreut fast immer.

W.B.

Nur lasst mir doch meinen popelgrünen Parka. Von ADLER. Oder die beigen Löcherschuhe. Oder die fuchsiafarbenen Orchideen mit Stützstengelchen.
Auf meiner Fensterbank. Von Aldi. Für 4,99.
Es lebe der Spießer in uns allen.
Warum glaubt ihr , wurde dieser Grüne Kretzschmann in BaWü gewählt?
Eben.

Thomas Wawerka

14. März 2016 13:05

Ellen Kositza: Er: regt sich auf, (meta)politisch. Ich: „Mensch, bleiben Sie halt mal auf dem Boden, das ist doch(…)!“ Er: legt noch einen Zahn zu. Ich: „Mensch, ja! Sie haben recht, aber (…)“ Er: „Mensch, Mensch, Mensch! Was wollen Sie mir mit Ihren Einwänden eigentlich… ?““ Tochter 2, Nietzscheanerin, trocken ins Wort fallend: „Ruhig. Er ist kein Mensch, er ist Dynamit.“

Ein Fall von thymotischer Überversorgung?

Urwinkel

14. März 2016 13:11

Die ZDF-aspekte Sendung lässt einen Vorzeigeausländer live rappen und vorher rumlabern. Wen kümmerts? Im Hintergrund jazzt später eine Musiktruppe munter mit dazu. Der affige Moderator der Sendung kommt in diesem Aufzug und mit diesem, seinem Habitus nur bis über die Fernsehstudiogrenze rein. Aber nicht in einen Nachtclub. Das erste Thema der Sendung ist psychologisch interessant. Es geht darin um Mütter-wider-Willens. Stichwort - "Regretting Motherhood". Ist das eine neue Gender-Sparte? Muß ich davon ausgehen, daß mich meine liebe, alternde Mutter haßt? Und wie stehts dann um die Väter? Die kommen in diesem ersten Beitrag der Aspekte-Sendung nicht zur Sprache. Auch nicht indirekt. Die Sendung ist ein verschrobenes Ding vorabendlicher Unterhaltungskultur für Ü-60 Leute.

Westpreuße

14. März 2016 13:37

@ Thomas Wawerka

Eine nachvollziehbare Darstellung Ihrerseits, wie christliches Dasein heutzutage erlebt wird. Aus Gemeindesicht UND aus Sicht eines...nun ja...Hirten eben...

Mich persönlich stört heutzutage, wie schnell und oberflächlich "Gott" vereinnahmt wird. Als hätten wir aus der Wirkungsgeschichte des christlichen Glaubens nichts gelernt:
Im wilhelminischen Kaiserreich "Thron und Altar", in der Weimarer Republik "Irrungen und Wirrungen", im Dritten Reich dann einerseits die "Deutschen Christen", die sozusagen Jesus von Nazareth am liebsten nachträglich "arisiert" hätten und andererseits die "Bekennende Kirche" um Dietrich Bonhoeffer und andere, denen ich mich verbunden fühle.

Und heute? Die kumpelhafte Anbiederung an Gott; und die wie selbstverständliche Vereinnahmung für sehr persönliche und institutionelle Zwecke. Gott wird für alles und jedes in Anspruch genommen...

Die Dimension des Heiligen, wie Rudolf Otto sie anspricht, fehlt heutzutage:
"Ich habe das Sanctus, Sanctus, Sanctus...in St. Peter...und das Swiat, Swiat, Swiat...in der Kathedrale im Kreml...und das Hagios, Hagios, Hagios...in Jerusalem gehört.
Diese erhabensten Worte...greifen...in die tiefsten Gründe der Seele, aufrührend... mit mächtigem Schauer das Geheimnis des Überweltlichen, das dort unten schläft." (Das Heilige, 1917)

Das, lieber Herr Wawerka, ist heutzutage abhanden gekommen.
Gott ist zu einer Füll- und Leerformel verkommen.

Beispiel:
Ein Fernsehpfarrer, so bin ich auf ihn gekommen, in seinem "blogspot".
Ein katholischer Kollege von Ihnen, aus Nordrhein-Westfalen, im Münsterland wohl...
So wird den Gläubigen ein MEINUNGS-JOCH ganz besonderer Art auf die Schultern gelegt. Ich bin immer dagegen gewesen, daß Pfarrer parteipolitisch "politisieren" oder gar in einer Partei sind..
WARUM eigentlich sind so viele Pfarrer, Superintendenten, Bischöfe usw.
in einer politischen Partei? Ein Ärgernis...Diese wissen doch, daß, wenn sie auf der Kanzel stehen und das Wort Gottes verkünden, Menschen aller politischen Anschauungen vor sich haben...
DAS richtet sich aber nun nicht gegen Sie:
Sie kommentieren ja eher nachdenklich und behutsam.

Musterbeispiele von ZEITGEIST - PREDIGTEN:
https://landpfarrer.blogspot.de/
> Taborstunden für die Politik, 20.2.2016 (und etwas weiter drunter:)
> Geld, Gene - oder Gott, 1.11.2015
In dieser Predigt, inspiriert von der Tagespolitik und der AfD, schreibt Pfarrer Stefan Jürgens, daß er selbstverständlich keine parteipolitischen Empfehlungen aussprechen könne, um dann wenige Sätze später zu schreiben:
"Die AfD ist für Christen nicht wählbar."

DIESE Art von Predigten, völlig egal, ob von evangelischer oder katholischer Seite, sind ein wirkliches Übel. Der Pastor (Hirte) ist auf ALLE hingewiesen.
Fühlen Sie sich aber nun bitte nicht "angegangen";
Ihr Kommentar ist Anlaß, nicht Ursache für meinen Unmut...
: Grüße von der Weichsel

Hesperiolus

14. März 2016 15:27

Churching? - Damit ist es geraten, wie Evelyn Waugh vorausgesagt hat, that church-going will become irksome but still a duty we shall all perform. Oder man hält es mit Philip Larkins Poem "Church Going": Once I am sure there`s nothing going on I step inside....

Wahrheitssucher

14. März 2016 15:56

@Arminius Arndt

"Etwas ist nur in seiner Grenze und nur durch seine Grenze das, was es ist..."

Dank für dieses Hegel-Zitat!

Wahrheitssucher

14. März 2016 16:59

@Arminius Arndt

"Etwas ist nur in seiner Grenze und durch seine Grenze das, was es ist..."

Dank für dieses Hegel-Zitat!

Roland Winkhart

14. März 2016 17:28

Hallo Frau Kositza,

Danke für Ihren herzerfrischenden Kommentar!

Viele Grüße
Roland Winkhart

Ellen Kositza

14. März 2016 21:48

Danke, Ende!

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