„AfD, pah, ich schätz mal: 2%. Weil: hier bei uns sind keine Dummen.“ Sie: „Ich halt dagegen: 20%. Weil: Hier sind sie klug genug.“ Er, an-die Stirn-tippend: „Klar, als Fascho…“ Ausgezählt: FAST 20%, direkt hinter CDU. „Faschos“? Achwo, man ist Schule-gegen- Rassismus-Schule mit Courage.
10. März 2016 – Liebe Güte, was der 3sat- Beitrag über „uns“ ausgelöst hat (und jetzt gabs ja gleich noch einen im ZDF)! Man weiß gar nicht, wie man’s einordnen soll… Im Kommentarbereich unter unserem Hinweis auf die Fernsehsendung war bereits einiges zu lesen – allerdings das wenigste. Viel wurde von uns „zensiert“ (immer wieder seltsamer Vorwurf übrigens, als seien wir eine öffentlich-amtliche Stelle…), zahlreiche weitere mails gingen in unseren Postfächern ein.
- Das beste zuerst: 9 Einlässe mit ungefähr dem Wortlaut: „Harhar, Typen mit vollslawischen Nachnamen wie Kubizec, Kositzka und Lichtmesz bemühen sich um das Wohl des deutschen Volkes. Ich lach mich schlapp. Bleibt wo ihr hingehört!“ (Unser derzeitiger Hausgast von der IB Österreich hat mich darauf hingeweisen, daß dies die beliebteste Schmähung von geschichtsblinder linksradikaler Seite sei.)
- 17 interessante Wortmeldungen (die veröffentlichten nicht mitgezählt) dazu, daß wir wohl sich für was Besseres haltende/ dünkelhafte/erotisch sicher perverse/ verklemmte Typen seien, weil wir uns siezen.
- 14 Anpfiffe wegen undeutschen/gesundheitsschädlichen/verboten gehörenden Zigarettenrauchens. (Mitgezählt: Anruf von Mama.)
- 7 Zuschauer lassen sich über den in die Hose gesteckten Pullover von G.K. aus.
- 2 wollen erkannt haben, daß ich mich schminke und fragen, ob ich das nötig habe. Des weiteren: Patchworkfamilie – die armen Kinder; das mit der Ziege war doch gestellt; „Richtig hochdeutsch spricht bei Euch ja keiner.“
Den 3sat-Leuten hab ich nun einen Beitrag über die wirklich gruseligen Leichen im Rittergutkeller vereinbart: Löcher in den Strümpfen, Kind mit 3- im Mathetest, Schlammflecken am Auto, Tochter mit bosnischer Freundin, angeschlagene Tassen, ungezogenes Kindergezappel am Tisch. Bücher mit Eselohren. Alles muß raus!
– – – – –
11. März 2016 – Küchentisch. Er: regt sich auf, (meta)politisch. Ich: „Mensch, bleiben Sie halt mal auf dem Boden, das ist doch(…)!“ Er: legt noch einen Zahn zu. Ich: „Mensch, ja! Sie haben recht, aber (…)“ Er: „Mensch, Mensch, Mensch! Was wollen Sie mir mit Ihren Einwänden eigentlich… ?““ Tochter 2, Nietzscheanerin, trocken ins Wort fallend: „Ruhig. Er ist kein Mensch, er ist Dynamit.“
– – – – –
12. März 2016 – Freund M. hat lange mit den katholischen Traditionalisten geliebäugelt. (Will meinen: wie fast jeder erneut Glaubensbereite.) Nun sieht er sich vor Probleme gestellt, theoretische, hochphilosophische; er wird diesen Weg wohl nicht weitergehen. (Auch das: kenn ich gut.)
Seltsam – oder soll ich sagen: typisch weiblich?, daß ich mich hierbei fast völlig auf die Parameter Intuition und Vertrauen verlasse. Wie könnte ich ohne den Pfeiler der Tradition katholisch sein? Heute wieder (wie meist) in der „Neuen“ (Vorabend)Messe, deren Qualität bekanntlich mit der Autorität und dem Charisma des jeweiligen Pfarrers steht oder fällt. Der Pfarrer hier nun ist bekanntermaßen grandios und überaus klug: ein Kunststück, eine Predigt zu halten, die mich intellektuell anspricht und zugleich die Kinder beschäftigt! Nur, in der durch- und-durchdemokratisierten Nachkonzilskirche ist der Pfarrer ein kleines Rädchen im umwälzenden Getriebe. Heute hat deshalb hier das „Neue Geistliche Lied“ das Sagen.
Wie immer bei mir: kurzer, jäher Wille, sich „drauf einzulassen“, auf all die songs vom „fairen, ehrlichen Handeln“, von „gewaltfrei gegen Gewalt“ und diesen kumpeligen „Hey, mach doch mit!“-Ton.
Geht nicht! Die Worte und Töne blieben mir in der Kehle stecken. Meine Aversion gegen Männer im Rentenalter, die sich in Jack-Wolfskin kleiden (seit einem Dreivierteljahr die Pensionärsklamotte schlechthin), erfährt hier eine Steigerung: Endsechziger, die Jack-Wolfskin-Jacken tragen und zu Flinke Hände, flinke Füße energisch wippen und lautstark singen – es ersetzt jeden Horrorfilm.
Aaron
Die Ziege ist doch echt süss! Ich fand den Beitrag ganz nett..
Als mittel-sechziger, noch nicht am Ende, möchte ich nur mitteilen, NEIN
ums verrecken nicht und wenn ich es mir leisten könnte NIE würde ich eine Jack Wolfskin Jacke tragen; einfach nur zu albern dieses Pfödchen!
Mein Füsse wippen noch beim Rockkonzert auch wenn mich die Teenies entgeistert, nach dem Motto
anschauen: " was der Friedhof hat Ausgang ?" Das ist das schöne am Alter
man ist einfach nur sich selber.
Meine Füsse wippen -gott-sei-dank auch noch bei J.S. Bach, der damals schon fetziger war, als die heutigen spät-pubertierenden Stars der Musik-
Industrie.
Also bitte nicht über die Mitte-bis Endsechziger meckern, keep on rockin!