Er ist vermutlich das eindringlichste Beispiel für die Herrschaft des Verdachts und die Macht der zivilcouragierten Gutmenschen.
Irgendwann war der Druck, auch aus der eigenen Partei so groß, daß Krause seine Kandidatur von sich aus zurückzog. Danach erschienen in einigen Zeitungen Kommentare, die ihn verteidigten und den Mechanismus, der zu seinem „Fall” geführt hatte, viel zu spät anprangerten. Krause scheint dennoch an die Möglichkeit der Aufklärung zu glauben. Sonst hätte er jetzt kaum einen Sammelband veröffentlicht, der u.a. Texte aus der Jungen Freiheit und der Etappe enthält.
Es ist klar, worum es geht: Ich habe nichts zu verbergen, jeder soll sich selbst ein Urteil bilden, über das, was ich damals geschrieben hat. Und, wir haben es alle gewußt oder vermutet, es sind gute Texte. Texte, die etwas auf den Punkt bringen, die frei von Ressentiments sind und aus denen eine Ernsthaftigkeit spricht, die unter heutigen Politikern so selten ist. Neben diesen „umstrittenen” Stücken findet sich einiges zur Romantik und Rhetorik, den Themen, zu denen Krause als Germanist geforscht hat, zu Hannah Arendt und zu Ernst Jünger. Den Abschluß bildet ein ausführliches Interview, in dem Krause seine heutigen Grundpositionen bezeichnet:
beinahe melancholische Existentialismus, Skeptizismus, ein Bild vom Menschen als zoon politikon, doch besser nicht zu überforderndes Wesen, ein realistischer Politikbegriff, antiideologischer Impuls, emphatische Vorstellung von Freiheit, Abschied von der Utopie, Verteidigung der Institutionen, mein Vertrauen auf die verantwortliche Kraft der Persönlichkeit, auf das Individuum…, was diese politischen Existenzialien angeht, stehe ich nicht – zumindest im simpel gemeinten Sinn – “links”.
Auch im nicht simpel gemeinten Sinn ist Krause offenbar nicht links – aber die Erfahrung lehrt, daß man das nicht zu laut sagen sollte.
Peter D. Krause: Angepasste Welt. Studien, Reden, Essays über rhetorische Kultur und romantische Politik, Bucha bei Jena: Quartus 2009 (= Palmbaum Texte; 27). 251 S., Ebr, 14.90 €