“Flüchtlinge” unterwegs – Michael Köhlmeier: “Das Mädchen mit dem Fingerhut”

aus Sezession 71 / April 2016

Der Schriftsteller Michael Köhlmeier schreibt wie ein Besessener, mehrere Bücher pro Jahr.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Klar, daß nicht jedes eine furio­se Meis­ter­leis­tung wie sein Joel Spa­zie­rer sein kann. Sein neu­es ist vor allem merkwürdig:

Das klei­ne Mäd­chen mit dem Fin­ger­hut nun ist, zwar mär­chen­haft gefaßt und nie dezi­diert so benannt, in Wahr­heit ein »min­der­jäh­ri­ger unbe­glei­te­ter Flücht­ling« (MuFl), wie sie der­zeit zu Zig­tau­sen­den durch deut­sche Lan­de trei­ben. Mit zwei grö­ße­ren MuFl-Jungs ist sie aus dem Kin­der­heim ausgerissen.

Sie irren durch Städ­te und Wäl­der, frie­rend, hun­gernd, sich dem nur halb­her­zi­gen staat­li­chen Zugriff vehe­ment ent­zie­hend, aber kei­nes­wegs ziel­los: Irgend­wo soll da ein Haus ste­hen, deren rei­che Eigen­tü­mer im Süden über­win­tern. Da könn­te man sich es gut­ge­hen las­sen: die Spei­se­kam­mer plün­dern, gam­meln, zocken!

Bald ver­blaßt auch die­ser dum­me Traum, die Kin­der ver­lie­ren sich. Das arme, süße Mäd­chen hat es qua Alter und Geschlecht leich­ter als sei­ne bei­den wort­kar­gen Kum­pa­nen: In der her­an­wach­sen­den Viri­li­tät, den dun­keln, buschi­gen Augen­brau­en der Kna­ben wird selbst für mit­lei­di­ge Auto­chtho­ne (ja, man gibt gern Almo­sen!) eine stil­le, düs­te­re Gefahr fühl­bar. Sie sind »bereits zu alt für Mit­leid und Rührung«.

Eine Frau nimmt sich der krank gewor­de­nen, im win­ter­li­chen Gewächs­haus auf­ge­fun­de­nen Klei­nen an: »Mein armes Kind, sag­te die Frau, gut, daß du zu mir gekom­men bist.« Das Mäd­chen darf baden, essen, ler­nen: »Sag Oma zu mir. Das ist leich­ter als Rena­te. Oma. Sag Oma.« Oma Rena­te hat nun einen Schatz.

Und wie sie den hütet! Über Mona­te bleibt die Zim­mer­tür ver­schlos­sen, das nied­li­che Objekt wird gehegt und gepflegt. Doch der Schatz glänzt nur durch das gestärk­te Hemd­chen und die Perl­mutt­knöp­fe, nach innen ist er stumpf.

Die­ses Mäd­chen und sei­ne Freun­de sind See­len­brü­der der Zwil­lin­ge aus Ágo­ta Kris­tófs Das gro­ße Heft oder der kind­för­mi­gen Krie­ger aus dem Film Die Frau, die singt (2010): Kin­der, die nie spie­len, die rauh sind und roh, die nur eines wol­len: durchhalten.

Sol­che Kin­der glei­chen jenen Muscheln, die gele­gent­lich an den Strand geschwemmt wer­den, fest ver­schlos­sen, kaum zu öff­nen. Gelingt die Öff­nung, sieh da: Das Inne­re ist faul und stinkt bereits. Oma Rena­te kann es nicht abwen­den, und ihren ego­ma­nen Traum nach einem duf­ten­den Schätz­chen als Kindersatz muß sie bit­ter bezahlen.

Am Ende liegt sie leb­los »über der Schwel­le wie ein lan­ger fla­cher grau­er Hügel«. Und das Mäd­chen? Ist wie­der unter Sei­nes­glei­chen. »Noch sind die Nägel­chen weiß und rosa und sau­ber abge­zwickt und rund gefeilt.«

Micha­el Köhl­mei­er hat uns eine in mehr­fa­cher Hin­sicht merk­wür­di­ge Geschich­te erzählt.

+ Micha­el Köhl­mei­er: Das Mäd­chen mit dem Fin­ger­hut. Roman, Mün­chen: Han­ser 2016. 140 S., 18.90 €.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (18)

Der Gutmensch

13. April 2016 11:56

Irgendwo soll da ein Haus stehen, deren reiche Eigentümer im Süden überwintern. Da könnte man sich es gutgehen lassen: die Speisekammer plündern, gammeln, zocken!

Merkwürdig, sagen Sie? Kann schon sein:

Die Bremer Stadtmusikanten waren eigentlich alte Gesellen auf der Suche nach einem gemütlichen Altersheim ohne Repressalien. Hat ihnen auch jeder gegönnt, als sie eines fanden und die Eigentümer (Reiche sind ohnehin bloß Räuber) mit Gewalt daraus vertrieben.

Aber wenn die Bremer Stadtmusikanten Kinder oder Jugendliche sind, die nicht mal vertreiben müssen, sondern einfach nur in Besitz nehmen, scheint sich die Sympathie in Antipathie zu wandeln.

Und "Oma Renate" erinnert mich irgendwie an die böse Hexe aus dem Knusperhäuschen - jedenfalls angesichts der hier vorliegenden Rezension. Früher hätte man Gretel den an einer solchen Oma verübten, heimtückischen Raubmord gegönnt und es als ganz natürlich empfunden, dass sie mit ihrem Spießgesellen anschließend unbehelligt von dannen zieht. Von wegen - gestärktes Hemdchen und Bildung! Krebsschalen und Sklavenarbeit!!

Heute wiederum stellt man sich auf den Standpunkt, dass so ein Gretel - wie war das? "Im Inneren faul und stinkend" ist (komische Assoziation). Und noch dazu verschlossen - auch Gretel hat sich ja doof gestellt, statt sich der Hexe als offenes Buch zu präsentieren.

So ändern sich die Standpunkte ...

Alter Hut - aber immer wieder lustig. Hab auch noch irgendwo ein Buch rumliegen, das Grimms Märchen konsequent auf Straftaten untersucht.

d. G.

niekisch

13. April 2016 13:05

"Am Ende liegt sie leblos »über der Schwelle wie ein langer flacher grauer Hügel«. Und das Mädchen? Ist wieder unter Seinesgleichen."

S o liegen am Ende auch unser Land und Volk leblos über der Schwelle zum Hades...und die sog. Migranten? Sie sind für immer unter ihresgleichen. Ohne lästige Konkurrenz durch Einheimische.

erlebnisorientierter Patriot

13. April 2016 14:29

Immigranten sind KEINE Familienmitglieder, sondern Gäste. Zumindest waren sie das einmal, als man sie uns so vorgestellt hat. Die ungebetenen Gäste werden plündernd weiterziehen. Es ist ihre Natur. Hier eine kleine Verbildlichung:
https://www.youtube.com/watch?v=-f7cb05lUEE

Heinrich Brück

13. April 2016 16:58

Die falsche Oma wurde abgemurkst. Von der falschen Gretel. Herrlich!
Aber ist es nicht irgendwie legitim, sich einen Platz in der Welt zu erobern? Dabei war die Renate wohl keine Konkurrenz, aber was dann?
Klingt jedenfalls nach einer gelungenen Adoptionsgeschichte.
Richard Wagner hat in "Das reiche Mädchen" einen ähnlich gelagerten Ehefall beschrieben; der noch nicht verfilmt wurde.
Für mich laufen solche Geschichten unter der Kategorie "Mißhandelte Literatur". Sprachlich sogar eine Demütigung für den Leser, wenn überhaupt je sprachlich zu erfassen - schließlich paßt es nicht, es widerstreiten sich die Lügenwelten. Falsches Mitleid.

Gustav Grambauer

13. April 2016 17:30

Heute Tag des literaturwissenschaftlichen Werkvergleichs bei SiN?! Da komme ich auf den Prof.-Higgins-Komplex zurück, der einen Gutteil der "Willkommenskultur" erklärt, heutzutage von weiblicher Seite gepflegt, diesmal in der Version der Tragödie:

"Sag Oma zu mir. Das ist leichter als Renate. Oma. Sag Oma."

https://www.youtube.com/watch?v=xmADMB2utAo

- G. G.

Monika

13. April 2016 18:13

Sie wollten doch keine Märchenbücher vorstellen, Frau Kositza, und haben es doch getan.
Ja, das ist ein merkwürdiges Buch.
@Gutmensch
Daß die Bremer Stadtmusikanten die ersten Hausbesetzer waren, hat Iring Fetcher anschaulich beschrieben ( in: "Wer hat Dornröschen wachgeküßt")

Merkwürdig ist das Schweben zwischen brutaler Wahrheit und literarischer Verklärung von wahren Geschichten.
Wem ist mit solchen Büchern geholfen ? Wer schreibt so etwas und warum ?

1. Es gibt die authentischen Fluchtbeschreibungen, etwa hier:
https://www.amazon.de/Allein-auf-Flucht-tamilischer-Deutschland/dp/3894582413

2. Es wird medial unterschieden zwischen süßen Flüchtlingskindern, die zur Projektionsfläche von Gutmenschen werden:
https://www.compact-online.de/sueueueuess-diese-asylanten-der-spiegel-setzt-auf-kindchenschema/ und denjenigen Kindern, "die zu alt für mitleidige Authochthone" sind.
Merkwürdig: Ich kenne drei Frauen, die sich um die älteren männlichen Flüchtlinge kümmern. ( Sprachunterricht, Hilfe bei Behördengängen) . Diese Frauen haben selber erwachsene Kinder. Wovon eine Tochter bei der AfD ist. Diese Kümmererfrauen schwärmen von den dankbaren und motivierten jungen "Flüchtlingen" aus Afghanistan und Syrien. Die drei Frauen
sind gewiß keine Oma-Renate Typen ( mit grauer jack-wolfskin jacke).
3. Merkwürdig: Ein Lehrer aus Celle, der sich um Migranten kümmerte, wurde von einem solchen in seinem eigenen Haus erschlagen. Der Lehrer hatte selbst einen Migrationshintergrund.

Das sind nur drei Merkwürdigkeiten. Wie soll man da noch durchblicken ?

Ein merkwürdiges Märchen fällt mir ein: Die 7 Mädchen vom Rittergut...
Auf einer Ost-Erwerbung taucht ein reizendes armes Mädchen mit dunklen Kulleraugen auf und wird von sechs blonden Mädchen liebevoll aufgenommen . Nicht als Kind-Ersatz, sondern mit einem Kinder-Satz:
"............"

Im Ernst: Fluchtgeschichten gab es auch schon vor der Einwanderungswelle. Etwa die Beschreibungen von Ayan Hirsi Ali " Ich bin eine Nomadin":

Sie schreibt über ihre Mitflüchtlinge etwa:
Menschen, die auf diesem Weg nach Europa kommen, lassen sich schließlich dort nieder, weil es das Einfachste ist, nicht etwa, weil sie unbedingt Bürger werden wollen, manchmal verstehen sie noch nicht einmal, was es bedeutet, Bürger zu sein. Diese Menschen sind deshalb nicht im Geringsten motiviert, Bürger zu sein, die Werte und Lebensweise der Länder anzunehmen, in die sie geflohen sind.
Keiner von uns war auch nur im Entferntesten darauf vorbereitet, neue Werte anzunehmen. Fast alle gerieten in diesem Land, in dem Milch und Honig fließen und in das wir durch einen glücklichen Zufall eingelassen worden waren, in Schwierigkeiten. Und von den vielen Herausforderungen, die dort auf uns warteten, war Geld die allergrößte.

Zwischen Märchen und nüchternen Realitäten liegen Welten.

Westpreuße

13. April 2016 19:10

Frau Kositza,

zu den minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen (MuFl).
Ich dachte einen kurzen Moment beim Lesen, da wäre irgendetwas durcheinandergeraten. Beim Autor des Buches, bei Ihnen:

DAS haben wir alles schon einmal gehabt...in Deutschland.
Aber härter, grausamer, folgenreicher, existentieller.

Das von Ihnen vorgestellte Buch kenne ich nicht. Ich werde es auch nicht lesen, wiewohl mir Mitleid nicht fremd ist.
Hinzu kommt:
Was soll man denn noch dazu "sagen"? Was "fühlen"? Was "denken"? Wie "reagieren"? Ich sehe es doch "zwangsverordnet" fast täglich in den ÖR-Anstalten, lese es in den Medien...
Ich bin erstaunt über das Medienecho über das von Ihnen besprochene Buch, habe im Internet geguckt...

Gestatten Sie mir bitte eine Anmerkung zu den minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen (MuFl):

Deutschland im Frühjahr 1945. Vor und nach der Kapitulation. Etwa 5.000 (?) deutsche Kinder, 5, 8, 10, 14 Jahre sind auf der Flucht von ihren Eltern, meistens der Mutter, getrennt worden. Die Mutter ist tot, der Vater irgendwo...; die sogenannten Wolfskinder müssen sich durchschlagen.
Es beginnt eine Hatz der sowjetischen Armee auf diese Kinder. Diese leben 1945, 1946, 1947, 1948 in den Wäldern Nord-Ostpreußens. Alleine, in Kleinstgruppen. Betteln, stehlen, immer auf der Flucht. Sie merken, daß man ihnen im benachbarten Litauen zumindest nicht ans Leben will.
So gehen sie über die Memel und andere Flüsse, durch Sperrgebiete, Wälder, sommers wie winters...
Litauische Bauern nehmen sie auf. Nicht uneigennützig. Billige Arbeitskräfte. Was man ihnen sonst noch "antut"; wer will es wissen...?!
Sie verlernen ihre Sprache, vergessen ihre Identität, sind sich ihrer selbst nicht mehr gewiß, wer sie denn überhaupt sind...
Schnitt.
Nach 1990 erscheinen sie ansatzweise und kurz im Bewußtsein der deutschen Öffentlichkeit. Ein nur wenig erforschtes Thema. Die Bundesrepublik Deutschland als Staat der Deutschen und Nachfolgestaat des Deutschen Reiches hat sich nie um diese Kindern, nun also erwachsene Menschen, gekümmert.

Begründung: Mit dem Verlassen des deutschen Territoriums ab Kapitulation hätten diese Menschen (Kinder!) die deutsche Staatsangehörigkeit freiwillig aufgegeben. Muß man sich mal vorstellen...
Im "Wiedergutmachungssystem" der BRD werden diese Menschen nicht erwähnt.
Es gibt heute noch etwa 80 (?) lebende Wolfskinder, alt, krank, gebrechlich. Litauen zahlt ihnen eine kleine Rente. Löblich...!
Es gibt/gab (?) einen Hilfsverein.

Einen "Platz im Himmel" hat sich der Freiherr > Wolfgang von Stetten
(* 1941) erworben. Er kümmerte sich praktisch und politisch (CDU) um die Wolfskinder. Daß ihnen Gerechtigkeit widerfährt und die wirtschaftliche Not etwas gemildert wird...
Ziel ist/war, daß die Wolfskinder zumindest 35 Euro im Monat bekämen.
Und "unser" Staat?
BP Roman Herzog und BP Christian Wulff haben auf Initiative von Herrn von Stetten jeweils eine kleine Gruppe von Wolfskindern empfangen. Immerhin. Es gab warme Worte, die Medien und die Menschen schreckten kurz auf, dann war das Thema wieder vom Tisch...

https://www.youtube.com/watch?v=8by5l-UngH8
WOLFSKINDER/Trailer & Filmclip 5:23 Minuten.
Der Spielfilm ist vor 2 (?) Jahren erschienen. Lief er nur in den Programmkinos? Auch auf YouTube ganz zu sehen...

Es gibt auch einen sehr sehenswerten Dokumentarfilm über die Wolfskinder. Mit Augenzeugen, die ihr Schicksal erzählen. Auf YouTube...
Von > Eberhard Fechner. Der Name sagt mir etwas im Zusammenhang mit Walter Kempowski.

Liebe Frau Kositza, paßt das alles zu Ihrer Buchbesprechung?
Ja und nein. Entscheiden Sie bei der möglichen Freischaltung!...
Grundsätzlich: in der Gewichtung des Mitgefühls und der Motive der "Helfer und Helferinnen" heutzutage stimmt etwas nicht...

Zum Mädchen mit dem Fingerhut: Mir ist lediglich von den Brüdern Grimm das Märchen "Der Trommler" (?) bekannt. Da soll jemand einen Teich mit dem Fingerhut bis abends leerschöpfen. Was natürlich nicht gelingt, aber aber...es gibt ja noch andere, gute Mächte...
: Patriotische Grüße von der Weichsel

Kositza: Den "Trommler" kenn ich gut, danke für die Parallelführung, hätt ich nicht dran gedacht! Ich selbst hatte mich ausführlich sowohl zum Film "Wolfskinder", als auch zum (damit nicht in Zshg. stehenden) Jugendbuch "Wolfskinder" als auch zu dem herzzerreißenden, überaus empfehlenswerten Buch "Wolkskind" von Ingeborg Jacobs geäußert. Warum Köhlmeier in seinem aktuellen Roman nun darauf (nicht auf meine Rezn., sondern auf die Wolfskindthematik) eingehen sollte, erschließt sich mir nicht.

Der Gutmensch

13. April 2016 21:32

@Monika, @Westpreuße -

Vorab: Mir hat heute zufällig jemand erzählt, dass sein Vater aus Westpreußen stammte, dann in den Danziger Korridor gezogen ist und `45 ausgebombt wurde und was die Familie dann in Berlin und Hamburg widerfuhr. Zehn Minuten Zeitreise (unterbrochen von zornigen Bemerkungen, wie unsinnig heute alles ist), und ich war auch ehrlich dankbar dafür. - Danach mir war indessen wieder völlig klar, wie anders gelagert unsere heutigen Probleme sind und dass die alten Rezepte davor nur versagen können.

Der Wert des vorliegenden Buches mag in der Dokumentation liegen. So bizarr es klingt - es scheint die Zustände ja einigermaßen zutreffend zu beschreiben.

Man kann eben keine "Renate" dazu bewegen, sich ihrer eigenen Enkel anzunehmen oder der Nachbarskinder. Deutsche Gretel mag die heutige Feinschmeckerhexe nicht mal mehr fressen, geschweige denn, dass sie sich der Mühe unterzöge, den dazugehörigen Hänsel erstmal zu mästen - soviel Dekadenz muss man sich mal vorstellen. Wenn es jemals einen Generationenabriß gegeben hat, dann drückt er sich wohl so aus: Die eigenen Nachkommen sind von alleine nicht mal interessant genug, sie zu schlachten.

Verdorbene Muscheln (da muss ich an Harry Potters Aunt Marge denken, die vom Genuß einer "welk" krank wurde; also einer Muschel, die in GB als Unterschichtenessen gilt) munden den heutigen Renates also besser - überrascht das noch wen? Ehrlich? Nun - jeder Hexe sein eigenes mordlustiges Gretel, ich werde es nicht an seinem Auftritt hindern, denn das liegt nämlich ganz offensichtlich nicht in meiner Macht; die Renates würden mich nämlich gnadenlos alle machen, bevor ich noch das erste Wort der Warnung herausgebracht hätte! Und wieso sollte ich sie auch warnen? Am Ende will das fremde Gretel, nachdem es der Hexe bestimmungsgemäß die Tour vermasselt hat, offenbar auch nur: Wieder nach Hause, mit Hänsel. So möge es sein.

d. G.

Poströmische Dekadenz

13. April 2016 23:28

Die Geschichte ist keineswegs außergewöhnlich.
So wurde in der Schweiz ein Rentner von Jugendlichen „tamilischer und tibetischer Herkunft“ ausgeraubt und umgebracht, denen er regelmäßig geholfen hat.
https://www.blick.ch/news/schweiz/taeter-wollten-handy-rechnungen-zahlen-rentner-wegen-110-franken-totgepruegelt-id3263576.html

Typisch ist allerdings diese Geschichte nicht.
Normalerweise werden männliche „Kinder“, die keine Kinder mehr sind, von ihren Clans nach Europa geschickt, damit sie später die Clan-Mitglieder holen.
So lassen sie sich registrieren (da Papier fehlen, kann man ein passendes Alter angeben), betreuen (Kosten: 60 000 Euro / Jahr) und stellen den Antrag auf Familiennachzug von Rabeneltern, die sie alleine in fremde Länder geschickt haben (ist eigentlich ein kriminelles Verhalten, das den Entzug der Elternrechte als Folge haben muss).

Der bunte Staat weiß es zwar (diese Personen werden „Ankerkinder“ genannt), spielt trotzdem mit, da er politisch korrekt degeneriert ist.

Poströmische Dekadenz

13. April 2016 23:30

Ost-deutsche Omas wollen keine „Schätze“.

https://www.naumburger-tageblatt.de/mitteldeutschland/unterkunft-fuer-minderjaehrige-fluechtlinge-video-zeigt-eskalation-bei-infoveranstaltung-23864210
Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge
Video zeigt Eskalation bei Infoveranstaltung

Westpreuße

13. April 2016 23:39

Frau Kositza,

mir erschließt sich auch nicht, warum Michael Köhlmeier auf die "Wolfskind-Problematik" eingehen sollte. Wäre ja auch "komisch"...
Habe ich auch nicht moniert, oder?

Es ist nur so: Der Mensch nimmt auf, filtert, versucht zu verstehen, deutet, zieht Schlußfolgerungen IMMER auf dem Hintergrund seines Vor-wissens UND seiner eigenen Lebensgeschichte...
Meine Ausgabe von Schopenhauers "Die Welt als Wille und Vorstellung" umfaßt 989 Seiten. Und doch ist alles im ersten Satz gesagt, betont Schopenhauer ja selbst:

"Die Welt ist meine Vorstellung."

Und daher kommt es dann zu solchen "Selbst-Mißverständnissen" wie:
Sie schreiben eine Rezension über Flüchtlingskinder heute; ich dagegen lande bei den "Wolfskindern"...
Über das rezensierte Buch kann ich ja nichts schreiben. Habe es ja nicht gelesen. Ich "lese" und verstehe es nur bruchstückhaft durch Ihre Augen...

@ Der Gutmensch: Ja, "so isses", nix wiederholt sich...
JEDER Kommentar hier lebt von: "Die Welt ist meine Vorstellung."
: Grüße von der Weichsel

Der Gutmensch

14. April 2016 09:15

Oh, lieber Westpreuße - das war keine Kritik; ich habe es vollkommen ernst gemeint, als ich schrieb, dass ich gestern dankbar war, auf jemanden getroffen zu sein, der mir seine Erfahrungen schilderte. Hätte er es nicht getan, hätte ich die Differenz zu den heutigen nicht so deutlich empfinden können. Man braucht einen anderen Standpunkt, um den eigenen bestimmen zu können, und zwar einen auf den man sich mal kurz ... einlassen ... kann! Der Mann war einigermaßen sympathisch und das hat es mir ermöglicht, die Dinge aus seiner Perspektive wahrzunehmen; für zehn volle Minuten, die auf ihre Weise die Dinge beleuchtet haben, die mir in meinem eigenen, ganz anders strukturierten Leben sauer aufstoßen. Die Differenz zwischen uns war greifbar, ohne dass da jemand über den anderen urteilte. Vielleicht könnte man formulieren, dass das zerrissene Band zwischen den Generationen wieder für einen Augenblick geflickt/überbrückt war?

Und vielleicht haben Sie genau das auch versucht, als Sie auf die Wolfskinder eingingen.

Gruß zurück!

d. G.

Monika

14. April 2016 09:41

Es ist nur so: Der Mensch nimmt auf, filtert, versucht zu verstehen, deutet, zieht Schlußfolgerungen IMMER auf dem Hintergrund seines Vor-wissens UND seiner eigenen Lebensgeschichte…

Dieser reflektierte Zugang zur Lebenswirklichkeit von Westpreuße gefällt mir sehr gut !
Und wie Westpreuße empfinde ich :

in der Gewichtung des Mitgefühls und der Motive der „Helfer und Helferinnen“ heutzutage stimmt etwas nicht…

Dieses Un-stimmige zu benennen und herauszuarbeiten halte ich für eine vornehme Aufgabe. Es ist befreiend.

Nur ein paar Überlegungen|

1. Zitat von Ayaan Hirsi Ali ( Ich bin eine Nomadin)

Andererseits praktizieren westliche Regierungen einen Rassismus der niedrigen Erwartungen: Sie gehen davon aus, dass Menschen aus traditionellen Ländern wie Kleinkinder sind, die Angst haben, erwachsen zu werden, die sich nicht entwickeln können, die nie fähig sein werden, sich zu lösen. Aber ich weiß, dass sie es können, denn ich habe es selbst getan.

2. Meine Bekannte, die "alleinreisenden jungen Männern " Deutsch unterrichtet, habe ich gefragt, wieso sie nicht etwas einheimischen Kindern aus prekären Familien Nachhilfeunterricht gibt. Ihre Antwort: " Diese Hartzer-Familien sind dumpf und wollen das gar nicht. Die jungen minderjährigen Flüchtlinge dagegen sind freundlich und dankbar."
Frage: Warum geht man davon aus, das Hartz-Familien sich nicht entwickeln wollen ?
3. Der Anthropologe Roger Sandall spricht von einem " designer tribalism" :

Man geht automatisch davon aus, dass nichtwestliche Kulturen entsprechend den ursprünglichen, tief im Menschen angelegten Geboten in Harmonie mit Tieren und Pflanzen leben und eine elementare Spiritualität pflegen

Warum gefällt "Oma Renate" der designer tribalism besser als der Proll-tribalism der Hartzer ( Tatoo, piercing, tunnel ) ?
4. "Erschlagt die Armen " , dieses Buch von Shumona Sinha hat Frau Kositza bereits besprochen, sozusagen als Gegenstück zu dem modernen Märchen vom "Mädchen mit dem Fingerhut". Hier werden die Tricks der Migranntencommunitiers aufgezeigt. Von hilflosen jungen Männern wird da eher nicht berichtet.
usw, usw....
.......
P. S. ich erwarte jetzt keine vorschnellen Antworten und schon gar keine psychologischen Erklärungen !

Nero

14. April 2016 14:49

@ Monika

Man sieht nur, was man weiß. Eigentlich: Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht

- Goethe

----------
Zu 1.

Zu Ihrem Rassismus der niedrigen Erwartungen: Ayaan Hirsi Ali wirft hier wieder mit BeSCHULDigungen um sich.
Erstens diffamiert sie traditionelle Länder in dem sie diese als zurückgeblieben darstellt, bzw als infantil. Dann springt sie auf den Zivilisationszug auf und meint, das eine Weiterentwicklung sich nur davon weg entwickeln könne.

Aber das ist genau das was wir nicht wollen! Als anständige Rechte wollen wir doch Traditionen und Brauchtum und das von außen so belachte Hinterwäldlertum erhalten. Diese Anti-Islam Subjekte werden mir immer mehr suspekt.

Zu 2. und 3.

Diese Hartzer-Familien sind dumpf und wollen das gar nicht. Die jungen minderjährigen Flüchtlinge dagegen sind freundlich und dankbar.

Der edle Wilde. Deutsche sind halt nicht exotisch genug. Ist mir öfter aufgefallen als bei der Bundeswehr Aussiedler aufgeschlagen sind, die erst seit einem Jahr oder so in Deutschland waren. Die konnten sehen wo sie bleiben, aber für den Mohammad hat man sehr viel Verständnis.
Heute weiß ich, dass das nichts anderes als Rassismus gegenüber allem westlichen ist. Insbesondere die Träger der westlichen Kultur:
You are a fucking white male!

eulenfurz

14. April 2016 15:05

Renate, die kinderlose, teddybärwerfende Refugee-Welcome-Oma ... Hatte früher einen Hund gehabt, damals in jenem Alter, in welchem ihre Mutter und Großmutter schon Kinder hatten. Einen Dackel. Den konnte sie knuddeln, füttern und einsperren.

Heute geht Renate manchmal in die Refugeekaserne, bringt Sperrmüll und die ausrangierten Lumpen vorbei, um den Ärmsten zu helfen, und versteht deren Sorgen wegen der schlechten Unterbringung und dem viel zu wenigen Taschengeld. Deshalb wählt sie auch grün und links, damit die mehr bekommen. Es gibt so viele reiche Arschlöcher auf dieser Welt, die sollen ruhig etwas abgeben!

Am liebsten würde sie so ein Refugeekind mit großen Kulleraugen in ihre Dreizimmerwohnung mitnehmen, es täglich füttern und Gassi führen, damit auch Birgit und Claudia sehen, daß Renate ein großes Herz hat. Oder vielleicht doch lieber so einen knackigen Nordafrikaner, der - zwar 30 Jahre jünger - ihr so viele Avancen macht, daß sie schön sei? Mit dem könnte sie sich zeigen lassen in der Communitiy: Schau mal, die Renate, die kann's immer noch, die ist wohl doch attraktiv. Und so anspruchslos, wie der ist, kostet der auch nicht viel. Und süß ist er!

Ach, diese Refugees sind den Renates dieses Landes ein Gewinn, ja, es sind Engel, und ihr faltiges Leben bekommt wieder Sinn und Farbe.

Jürg Rückert

14. April 2016 15:07

niekisch: So waren auch meine Gedanken.

"Der Papst reist von Lampedusa nach Lesbos" - könnte das der Titel einer Erzählung sein? Da hatte ich doch schon eine Vision in "Die Krezzügler gegen das Eigene":
Ich sah, wie ein Bischof von „unbegleiteten Jugendlichen“ ans Kreuz geschlagen wurde. Er seufzte: Was habe ich falsch gemacht? Er erkannte, dass er einfach nicht lieb genug war!
Seine letzten Worte an die tobende Rotte waren: „Ich flehe euch an um Verzeihung dafür, dass ihr mich ans Kreuz schlagen musstet! Was war ich doch für ein schlechter Mensch! (So endete auch der Roman „1984“.)
Ein Geräusch ließ ihn sterbend den Kopf wenden: Hinter ihm hingen in einem Wald von Kreuzen jene, die ihm vertrauten!
Gegen ein derart morbides Christentum kämpft selbst ein St. Michael vergebens.

Der Gutmensch

14. April 2016 18:00

P. S. ich erwarte jetzt keine vorschnellen Antworten und schon gar keine psychologischen Erklärungen !

Dann nehmen Sie die literarische, liebe Monika: Die alte Hexe giert nach Abwechslung; sie will auch mal Frischfleisch zwischen die alten Kiefern kriegen! Nichts, das sie schon x-mal gefressen hat ... wer kann schon immer Lebkuchen mampfen, das ödet an ... und irgendwann öden auch immer dieselben Hänsel und Gretel an .... vermute ich! Habe ja hoffentlich noch ein paar Tage, bis mir mein finales Gretel erscheint.

d. G.

Rumpelstilzchen

15. April 2016 07:16

Irgendwie märchenhaft identitär:

"Flüchtlinge " spielen Flüchtlinge. Und Österreicher spielen Österreicher.

https://www.krone.at/Oesterreich/Jelinek-Stueck_im_Audimax_von_Identitaeren_gestuermt-Rechte_Stoeraktion-Story-505575

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