SEZESSION: Rund 800 Teilnehmer bei der Identitären-Demo in Wien? Ist das viel, ist das wenig, paßt das in Ihren Fahrplan?
SELLNER: Es waren 800 bis 1000 Teilnehmer, laut eigenen und polizeilichen Schätzungen. Wenn man einen Linie zwischen den drei europäischen Demos in Wien zieht, merkt man Jahr für Jahr eine deutliche Steigerung. Wir sind damit zufrieden. Das Wichtigste ist es, gerade im roten Wien den Linken nicht die Straße zu überlassen und sich nicht zurückzuziehen. Trotz der massiven Gewalt und dem nicht zu leugnenden Risiko, dem man sich auf der Demo aussetzt, kommen jedes Jahr mehr junge und alte Teilnehmer. Das macht uns Mut.
SEZESSION: Es gab Verletzte auf Ihrer Seite, Sie haben Bilder direkt von der Demo und aus dem Krankenhaus veröffentlicht. Was genau ist passiert, wie ist die Lage?
SELLNER: Die Linksextremen haben uns zeitweise mit einem Hagel aus Geschossen eingedeckt, darunter Glasflaschen, Böller und faustgroße Steine. Die Polizei war völlig unterbesetzt und damit unfähig, diesen Attacken Einhalt zu gebieten. Ein junger Aktivist und ein älterer Herr erlitten schwere Schnittwunden, ein 26 Jahre alter Hamburger brach unter einem Steinwurf zusammen. Er mußte notoperiert werden. Sein Schädelknochen wurde aufgeschnitten; er liegt im Moment noch im Spital und ist gottseidank am Weg der Besserung. Ein junger Teilnehmer erlitt durch einen Steinwurf eine Fraktur des Unterarms. Weiters wurde ein Pensionist mit einem Böller getroffen und erlitt dadurch einen schweren Hörschaden, der bis jetzt anhält. Das ist im Jahr 2016 der Preis, wenn man im Zuge einer angemeldeten Demo gegen den Asylwahnsinn auf die Straße geht. Wir werden das nicht vergessen, und wir werden auch nicht vergessen, wer dafür verantworlich ist.
SEZESSION: Sie haben im Vorfeld stark mit internationaler Beteiligung geworben – was ist das für ein Konzept? Klingt ja gut, aber was trägt’s am Ende aus?
SELLNER: Diese Demo ist, gerade weil sie nicht direkt auf akute politische Fragen reagiert, bereits eine Art Fixpunkt der europäischen Identitären Bewegung geworden. Jedes Jahr treffen junge Aktivisten aus ganz Europa zusammen und bilden die erste Reihe der Bewegung, die in Österreich mittlerweile die patriotischen Massen erreicht hat. Die Demo in Wien ist für uns jedes Jahr aufs Neue eine Vergewisserung, daß wir alle an einem Strang ziehen, daß uns von Paris bis Belgrad, von Berlin bis Rom ein Zeichen und eine Aufgabe vereint. Jedes Jahr zeigen wir so aufs Neue, daß wir die Phase des Nationalismus und Chauvinismus hinter uns gelassen haben und, anders als die EU, eine echte europäische Zukunftsvision in uns tragen. Die Einheit in der Vielfalt, die Verteidigung des Eigenen und die Achtung des Fremden: Das ist der Geist des neuen Europa, und es ist kein Fehler, daß er in den Hexenkesseln auf Wiens Straßen geformt wird.
SEZESSION: Warum ist die Identitäre Bewegung in Österreich so stark, warum arbeitet sie dort so erfolgreich und mobilisierend, woraus speist sich ihre Anziehungskraft? In Deutschland zieht das ja längst nicht so durch.
SELLNER: Unsere Stärke liegt vor allem im rastlosen und unbedingten Einsatz eines kleinen Kreises an „Vollzeitaktivisten“, die dafür ihr Privat- und Berufsleben sowie ihr Studium geopfert haben. Nur das gegenseitige Vertrauen auf die Zuarbeit und den Zusammenhalt ermöglicht die langfristige Planung von Strategien und kurzfristig umgesetzen Aktionen. Vor allem findet sich in vielen einzelnen Personen in Österreich auch die seltene Verbindung von theoretischer Tiefe und Bereitschaft zur Tat, einer ehrlichen, neurechten Einstellung und einer volksnahen Sprache. Die neue patriotische Bewegung in anderen Gegenden leidet oft darunter, daß diese Befähigungen in verschiedenen Personen immer nur einzeln auftreten oder nur einzeln ausgebildet werden. Den Aktionisten fehlt es manchmal an theoretischer Überzeugung und einem echten weltanschaulichen Aufbruch. Theoretiker, welche die Sache grundsätzlich verstanden haben, sind oft keine Aktivisten. Der entscheidende Mittelweg ist allerdings nicht angeboren, sondern eine innere Haltung, die sowohl die theoretische Gleichgültigkeit des bloßen Aktionismus als auch die intellektuelle Eitelkeit des Theoretikers bricht. Gottseidank gibt es aber auch in Deutschland einige wichtige Leute, die diesen Typus verkörpern oder ihn verkörpern könnten. Ich hoffe, daß sie mehr und mehr den entscheidenden Schritt tun und ihr gesamtes Potential in die Waagschale werfen werden. Und das Potential in Deutschland ist insgesamt groß. Gerade die begeisterte und opferbereite Teilnahme vieler junger Deutscher bei der Demo in Wien zeigt, wie viel Kraft und Energie in ihrem Land liegt: Es ist noch lange nicht am Ende. Ich hoffe, das ist der Geist, den sich viele Aktivisten mit auf den Heimweg nahmen.
Reaktionär (Julius)
Polizei und Verfassungsschutz ermitteln wegen Moderversuchs:
https://www.polizei.gv.at/wien/presse/aussendungen/presse.aspx?prid=5A69593852483571624F383D&pro=0
Der linke Standard (derstandard.at) berichtet darüber:
Identitären-Demo: Ermittlungen wegen Mordversuchs
https://derstandard.at/2000039074436/Ermittlungen-gegen-Demo-Steinwerfer-wegen-Mordversuchs
In diesem Artikel im Standard lautete der erste Satz - bevor er offenbar aufgrund massiver Proteste richtig gestellt wurde - wie folgt:
Und da soll man nicht von "Lügenpresse" sprechen?