wie eh und je ihre Wirkung tut. Wir sehen einen unbescholtenen Mann, der vor einigen Jahren seine Arztpraxis geschlossen und anschließend zwei kulturkritische Bücher geschrieben hat.
Mittlerweile sitzt Wolfgang Gedeon für die AfD als Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg und seine Publikationen sind zum Problem geworden.
Die Bücher haben deutliche Titel (z.B. Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten, 2012), sind umfangreich und dürften bislang kaum jemanden interessiert haben. Auf das erste, dreibändige Werk, Christlich-europäische Leitkultur (2009), gab es gar keine Reaktionen, über das zweite äußerte sich zumindest die Junge Freiheit im Erscheinungsjahr positiv, hat sich aber mittlerweile von der eigenen Annotation distanziert: „Wir müssen mit Bedauern einräumen… haben deshalb die Rezension aus dem Archiv genommen.“
Genau dieser Mechanismus könnte zu der Einsicht verführen, daß die Antisemitismuskeule sogar besser funktioniert als jemals zuvor. Das würde insbesondere dann eindeutig sein, wenn wir den Fall Gedeon mit dem Fall Hohmann vergleichen. Damals gab es von derselben Zeitung, die sich heute von Gedeon distanziert, einen entrüsteten Sturmlauf gegen das Establishment, um Hohmann zu rehabilitieren.
Zur Erinnerung: Der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann hatte bei einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit 2003 über die Frage räsoniert, ob, wenn man die Deutschen ein Tätervolk nennt, nicht auch die Juden als solches bezeichnet werden müßten, da diese überproportional an den kommunistischen Verbrechen beteiligt gewesen seien.
Auch wenn er die Frage verneinte und den Begriff Tätervolk als unbrauchbar zurückwies, folgte der „soziale Tod“. Hohmann wurde der „Griff in die allerunterste Kiste des widerlichen Antisemitismus“ (Paul Spiegel) vorgeworfen und seine politische Karriere war beendet. Aber: Obwohl Hohmann sich positiv auf problematische Äußerungen Henry Fords über Juden bezog, fand er im gesamten nationalen Lager Rückhalt.
Obwohl es also so aussieht als seien die Mechanismen dieselben wie damals, hat sich doch fast alles verändert. Nicht nur, daß die Junge Freiheit mit in der Front der Antisemitenriecher steht, sie steht dort auch ziemlich allein. Im Grunde interessiert der ganze Fall Gedeon vorwiegend die AfD und sonst eigentlich niemanden. Jedenfalls ist der mediale Druck, verglichen mit dem Fall Hohmann, absolut lächerlich und kommt vor allem von den eigenen Parteigenossen. Gedeon soll aus Fraktion und Partei ausgeschlossen werden.
Marc Jongen, stellvertretender Sprecher der AfD Baden-Württemberg, stellt kategorisch fest: „Es steht mit dem Fall Gedeon nicht weniger auf dem Spiel als die Glaubwürdigkeit der AfD als bürgerliche Alternative zu den austauschbar gewordenen Deutschland immer mehr zum Unheil gereichenden Altparteien.“ Er ist sich auch nicht zu schade, Gedeon in eine Reihe mit den Antisemiten Theodor Fritsch und Alfred Rosenberg zu stellen.
Bei Hohmann klang das noch ganz anders, man forderte „kritische Solidarität“ und eine zweite Chance für Hohmann. Nicht zuletzt, so der Initiator der Pro-Hohmann-Kampagne, Fritz Schenk, weil man fürchtete, „daß sich durch die derzeitige Antisemitismus-Hysterie eine allgemeine anpasserische, bei vielen sogar verlogene, Haltung herausbildet“.
Was hat sich verändert? Ist die Antisemitismuskeule zum Selbstläufer geworden, so daß sich der politische Gegner gar nicht mehr die Hände schmutzig machen muß, weil die Parteifreunde das Geschäft von ganz allein besorgen? Ganz offensichtlich ist das zumindest das Kalkül des politischen Gegners, der vermutlich hofft, von dem schwelenden Problem Gedeon zu profitieren und deshalb nichts unternimmt, den Druck entsprechend zu erhöhen. Die AfD-Spitzen reagieren wie die damaligen CDU-Spitzen: Bloß keine Angriffsfläche bieten.
Es gibt jedoch auch Entwicklungen, die das metapolitische Hantieren mit der Antisemitismuskeule für die üblichen Ankläger deutlich schwieriger gemacht hat. In der deutschen Mehrheitsbevölkerung spielt das Thema laut Umfragen kaum noch eine Rolle, wohingegen der dramatisch wachsende muslimische Bevölkerungsanteil durchaus etwas gegen Juden hat. Da dieser Bevölkerungsanteil mittlerweile auch medial bestens vernetzt ist, verfehlen etwa Äußerungen des Zentralrats der Juden, die 2003 noch ausschlaggebend waren, ihre Wirkung.
Obwohl sich der Zentralrat der Juden und sogar der israelische Botschafter zum Fall Gedeon äußerten, blieb der große Sturm aus. Die Islamisierung Deutschlands zeigt sich auch an dieser Front.
Albert
Auffällig ist schon, daß Dieter Stein den Fall "Gedeon" richtig pusht. Bisher hat er bestimmt 5 Kommentare dazu verfasst. Auffällig ist auch, daß die Mainstream-Presse, für die der Fall "Gedeon" eigentlich ein gefundenes Fressen wäre, das Thema gänzlich ignoriert.
Lehnerts Begründung für diese Diskrepanz klingt logisch... Hmm, ich weiss nicht.