Das war’s. Diesmal mit: Che, Trüby, Sitte und – Schnellroda

2. September 2016 -- Irgendwann hatte ich das schon mal berichtet:...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Unse­re Toch­ter wur­de freund­lich ermahnt, weil sie im Sport­un­ter­richt ein Hemd mit „dem Kon­ter­fei von Rudolf Heß“ getra­gen habe. Leh­re­rin (wohl­ge­merkt eine ech­te Päd­ago­gin, der man die Kin­der gern anver­traut): „Der Heß, naja, er war defi­ni­tiv eine zwie­lich­ti­ge Per­son.“ In Wahr­heit trug die Toch­ter dies (in Schwarz), und die Cau­sa lös­te sich in Wohl­ge­fal­len auf.

Nun, da die Schu­le eine „ohne Ras­sis­mus“ gewor­den ist, wur­de die Schul­ord­nung um einen Klei­dungs­punkt ergänzt. Man darf nichts tra­gen, was geeig­net ist, die Gefüh­le ande­rer zu ver­let­zen. Klar, fühlt sich gut an. Ein kur­zer Dis­put mit einer Mut­ter, die sich schwer dafür einsetzte.

Ich: „Ja, das ist rich­tig und trägt zum Schul­frie­den bei. Nur müß­te das kon­se­quen­ter­wei­se wirk­lich für alle gel­ten. Ich mein, ich seh hier – guck mal kurz nach links, dort hin­ten – eine Sechst­kläß­le­rin mit einem Vale­rie-Sol­a­nas Zitat auf der Brust…“

Ich hebe mit einer Erklä­rung an, wer Sol­a­nas war, da unter­bricht sie mich: „Naja, man­ches ist halt so… so popu­lär, sag ich mal. Ich mein, wir wür­den jetzt nie­man­den den Che ver­bie­ten. …“ – „Was? Che Gue­va­ra, den Mas­sen­mör­der?!“ – „… naja, müs­sen wir jetzt nicht dis­ku­tie­ren. Kanns­te nicht brin­gen, den tra­gen heu­te so vie­le… Da wür­den wir uns pein­lich machen…“

Das war vor den gro­ßen Feri­en. Ein Mäus­chen hat mei­nem Sohn nun berich­tet, daß im Ethik­un­ter­richt dar­über dis­ku­tiert wur­de, was man dazu sagen sol­le, daß der Sohn ein Hit­ler­por­trait auf dem Hemd tra­ge. Ich: „Aber der Herr P. hat die Klas­se wohl auf­ge­klärt, was der Unter­schied zwi­schen Hit­ler und Stauf­fen­berg ist und daß bei­de eigent­lich kaum zu ver­wech­seln sind??“ – „Na, weiß nicht. Hoff ich doch.“ Ich auch.

– – – – –

3. Sep­tem­ber 2016 – In der aktu­el­len ZEIT ein Arti­kel über „Rech­te Räu­me“ von einem Herrn Trüby, der sich für Archi­tek­tur inter­es­siert. Es geht um „völ­ki­sche Sied­lun­gen“, die die „Rech­ten“ errich­te­ten, um gegen den „Volks­tod“ anzu­le­ben. Leu­te, die „neu­rechts sie­deln“ (komi­scher­wei­se füh­le ich mich bis dahin nicht betrof­fen, ein „Siedler“gedanke ist mir zwar nicht unsym­pa­thisch, wur­de von uns aber nie ange­strebt), grif­fen, sagt Herr Trüby, „auf Denk­fi­gu­ren zurück, die, bevor sie im Natio­nal­so­zia­lis­mus und sei­ner Tötungs­ma­schi­ne­rie scharf gemacht wur­den, auf die aus­ge­hen­de Kai­ser­zeit (….) zurückdatieren.“

Dann geht’s wei­ter im Text mit Udo Pas­törs von der NPD, André Pog­gen­burg (AfD), Wehr­sport-Hoff­mann und- „uns“, Schnell­ro­da. Allen gemein (und wie gemein!): Daß sie im lee­ren Osten „sie­deln“. Man könn­te natür­lich auch sagen: ein Eigen­heim bewoh­nen. Zu Schnell­ro­da: Geta­delt wird vom Herrn Trüby unter ande­rem die „Her­un­ter­ge­kom­men­heit des Anwe­sens, des­sen Mobi­li­ar an Ver­eins­gasts­tä­ten mit Drau­ßen-nur-Känn­chen-Tris­tesse gemahnt“.

Kul­tur­freund Trüby zählt zu den Unter­zeich­nern eines offe­nen Brie­fes „Gegen die Salon­fä­hig­keit neu­er Rech­ter an der HFG Karls­ru­he“ von Okto­ber 2015, in dem es spe­zi­ell gegen den lang­jäh­ri­gen Slo­ter­di­jk-Assis­ten­ten Marc Jon­gen ging. Ich äuße­re mich sehr sel­ten zu sol­cher Art „Bericht­erstat­tung“. Hier ging mir eini­ges auf den Keks, und ich war schlecht­ge­launt. Ich schrieb dem Herrn Trüby drei, vier Punk­te auf mit dem Hin­weis, doch mal zu „goog­len“. Es kam kei­ne Ant­wort. Typi­sche Tratsch­tan­ten­men­ta­li­tät: das Mäul­chen plap­pernd auf­rei­ßen, aber nur „über“ reden wol­len, gern gerüch­te­ge­spickt, aber nicht „mit“.

Irgend­wann im Früh­jahr (ist schon län­ger her,wie gesagt: nur jeder x‑te Bei­trag for­dert mei­nen Wider­spruch her­aus) hat­te ich übri­gens den Deutsch­land­funk geta­delt, weil er unse­re Kin­der teil­wei­se nament­lich genannt hat­te. Was kön­nen Kin­der für ihre im Zwei­fels­fall blö­den Eltern? Ich wies dar­auf hin, daß etwa die Hälf­te der Kin­der­na­men weder „nor­disch“ noch „ger­ma­nisch“ sei­en, die rau­nen­de Insi­nua­ti­on mit­hin nicht mal zutref­fe. Ant­wort des DLF, voll und ganz im Sin­ne der klas­si­schen „Lügen­pres­se“ (das harmlosere„Lückenpresse“ trifft hier nicht zu):

„Die Namens­nen­nung ist aus unse­rer Sicht zuläs­sig. In unse­rem Bei­trag ging es um die Dar­stel­lung Ihrer Lebens­wei­se, die Sie selbst als “deutsch” bezeich­nen. Im Rah­men des zwi­schen Herrn Rich­ter und Ihnen geführ­ten Inter­views beschrie­ben Sie, was Sie unter solch einem ‘deut­schen Leben’ ver­ste­hen. [in Wahr­heit wur­de ich nie danach gefragt, E.K.] Sie stell­ten hier­bei mehr­fach her­aus, dass Sie auch Ihre Kin­der im Sin­ne der Wer­te die­ses ‘deut­schen Lebens’ erzö­gen. [Was man even­tu­ell begrün­den könn­te, es aber nicht getan hat, weil man auch nicht danach gefragt wur­de!, E.K.!] In die­sem Zusam­men­hang ver­wie­sen Sie ins­be­son­de­re auf die Vor­na­men Ihrer Kin­der, die alle­samt kon­se­quen­ter­wei­se ger­ma­ni­schen Ursprungs seien.[Bullshit , E.K.]“

Aus rei­nem „Ent­ge­gen­kom­men“ hat der Deutsch­land­funk dann doch die Kin­der­na­men getilgt.

– – – – –

4. Sep­tem­ber 2016 – Ganz unpo­li­tisch, aber ich muß­te so lachen: Toch­ter nimmt ihr Phi­lo­so­phie­stu­di­um sehr ernst. Das deu­te­te sich früh an. Sobald wir bei Tisch dis­ku­tier­ten, pfleg­te sie Ein­halt zu gebie­ten: „Moment, was heißt genau ‘man selbst’?“ Oder: „Ja…aber was exakt meinst Du mit ‘Dis­kurs’?“ „Was heißt ‘modern’, von wel­cher Moder­ne reden wir?“ Eine anstren­gen­de Gesprächs­part­ne­rin – die Toch­ter wur­de auf­grund ihres Genau­ig­keits­stre­bens inner­fa­mi­li­är oft par­odiert. Der Sohn hin­ge­gen, deut­lich jün­ger, hat es mit flau­en Wit­zen. Dies­mal brach­te er einen guten, auf die Schwes­ter gemünzt: „Sagt der Phi­lo­soph zu sei­ner Phi­lo­so­phen­freun­din: ‘Wir soll­ten mal wie­der aus­ge­hen!’ Fragt die Freun­din: ‘wovon?’“

– – – – –

5. Sep­tem­ber – „Übri­gens, auch die Petra Sit­te [Lin­ke, MdB, E.K.] ruft zur Demo gegen ‘Schnell­ro­da’ auf!“ – „Was, die Sit­te? Die fand die Mama doch immer so sym­pa­thisch!“ – „Was? Die Sit­te die Mama?“- „Nein, die Mama die Sit­te.“ – „Naja. Die Mama fin­det öfter mal selt­sa­me Leu­te sym­pa­thisch. Mama, magst Du die jetzt immer noch?“- „Ach… [leicht pein­lich berührt], schon. Ich sag mir, die kennt mich nur nicht rich­tig, und viel­leicht muß sie ja so han­deln, weil sie doch bei den Lin­ken ist. Irgend­wie tut die mir leid.“

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (70)

Unke

5. September 2016 22:55

DLF: Auf PI folgt in solchen Fällen die Angabe einer Email-Adresse, an die sich der ...besorgte Leser wenden kann. Ich halte diese Tradition für löblich und nachahmenswert ;-)

F.L.

5. September 2016 23:56

1.
danke für die schönen zeilen, sie sind tatsächlich köstlich. der philosophenwitz hat was, den sollte man mal einem paartherapeuten erzählen.

2. wenn die damen und herren vom deutschlandfunk denken, sie würden tatsächlich die menschliche gattung vetreten, dann entscheide ich mich hiermit aus freien stücken zur Hirsch*in und bestimme fortan nicht nur mein geschlecht, sondern auch meine spezies.

3. sitte, das die immer wieder sitte heißen. und auch noch sitte. kann man da nicht einen sketch drausmachen? ich wünsche mir die hauptrolle.

Ostelbischer Junker

6. September 2016 00:28

Die Hyänen versammeln sich gerade um die Uckermarkerin.....

Egmont Breitenschmalkirch

6. September 2016 01:09

Valerie Solanas? War mir gänzlich unbekannt. Wohl Bildungslücke bei mir oder altersbedingt oder beides. Diese Frau ist bei der zarten Jugend bekannt (wenigstens zitatweise), Jahrgang ´34? Sieh mal an. Seltsam.

@Kositza
Leute, die „neurechts siedeln“ [...], griffen, sagt Herr Trüby, „auf Denkfiguren zurück, die, bevor sie im Nationalsozialismus und seiner Tötungsmaschinerie scharf gemacht wurden, auf die ausgehende Kaiserzeit (….) zurückdatieren.“

Ja, diese Gleichsetzung ist mittlerweile normal. Kaiserreich und Drittes Reich, Bismarck und Hitler, alles gleich braun. Es gibt diesbezüglich keinen Unterschied mehr, jedenfalls nicht bei den deutschen progressiven Mitbürgern. Im Kommunismus, in der DDR fand diese Gleichsetzung sowieso immer statt, immerhin dort noch etwas differenzierter. Langsam fange ich fast an, mich nach den guten alten Beton-Kommunisten zu sehnen, die wollten zwar nichts begreifen und begriffen auch nichts, aber man konnte mit ihnen reden. Gab ja auch viele sehr gebildete Leute darunter, während unsere heutigen Progressiven… lassen wir das.

@Kositza
Zu Schnellroda: Getadelt wird vom Herrn Trüby unter anderem die „Heruntergekommenheit des Anwesens, dessen Mobiliar an Vereinsgaststäten mit Draußen-nur-Kännchen-Tristesse gemahnt“.

Fein beobachtet von Hern Trüby, und politisch entlarvend, denn wo es das unergründliche Mysterium des "Draußen-nur-Kännchen" gibt, da sitzt zweifellos und sicherlich der braune Feind, alte weiße Männer mit wanderplaketten-gespicktem Gehstock, Omis mit Hütchen und Pudel, Kuckucksuhren, Heuballen als Wanddekoration, Butzenscheiben, doitsche Jugend usw., alle vereint im menschenverachtenden Verlangen nach Bockwurst, Buttercremetorte und unfairem Kaffee.

Ostelbischer Junker

6. September 2016 01:24

Immer wieder heißt es, die AfD mobilisiere Wähler, die sich fremd im eigenen Land fühlten...wie wäre es, wenn sie die mobilisierte, die sich in ihm nich wirklich heimisch fühlten?

Rheinländer

6. September 2016 07:11

Frau Dr. Petra Sitte: geboren am 01.12.1960, ledig, keine Kinder. Was will man ...

Kositza: Ah, hatte ich gar nicht nachgeschaut! Gleicher Geburtstag wie ich, vielleicht mochte ich sie deshalb... Obwohl, Woody Allan mochte ich nie, dabei hat der nicht nur mit mir Geburtstag, sondern heißt auch noch so wie ich...

Meier Pirmin

6. September 2016 07:29

Ein Hinweis für die "Frauenseite": Gestern ist im Alter von 92 Jahren Phyllis Schlafly verstorben, eine der bedeutendsten Frauen der amerikanischen rechten Szene, auch eine der wichtigsten Antifeministinnen der letzten 50 Jahre. Ihr erstes wichtiges Buch schrieb sie schon 1964. Was an ihr und ihrer Familie dran ist, beweist schon die gegen Wikipedia gerichtete Alternativenzyklopädie www.conservapedia.com. welche von ihrem Sohn gegründet wurde. Gegenüber dem "mässig moralischen" Donald Trump ist man von dieser Seite her zurückhaltend. Abgesehen vom Antifeminismus und der Ablehnung der Abtreibung war man hier traditionell antikommunistisch, weswegen Phyllis 1964 in ihrem Buch den Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater mit Nachdruck unterstützte, für den damals auch Hillary Rodham, heute Clinton eintrat. Wie auch immer, es gibt auch die amerikanische Rechte, und es scheint mir nicht richtig, sich mit dieser Richtung aus purem Antiamerikanismus nicht auseinanderzusetzen.

Carsten

6. September 2016 09:12

Besuchen Sie doch mal mit einem Fotografen irgendwelche Linken. Ich wünsche mir in der nächsten Sezession eine Reportage darüber, wie und wo solche Linken wohnen und was man alles in ihren Hausrat hineininterpretieren könnte... ;-)

quarz

6. September 2016 09:44

Nett ist, dass das "wovon" im Philosophenwitz gleich zwei Deutungsebenen zulässt: den Bezug auf Prämissen eines Diskurses und den Bezug auf die desolate finanzielle Situation der brotlosen Philosophie.

Karl Eduard

6. September 2016 09:52

Das ist ja das Gefährliche an der neurechten Frau Kositza, daß sie so sympatisch und humorvoll rüberkommt, als wäre sie ein normaler Mensch und hinten, im Hof, liegen bereits die Rollen Stacheldraht, die Pfähle für den Elektrozaun, während die Kinder im Stechschritt an den Ziegen und Hühnern vorbeidefilieren und "Heute hört uns Schnellroda ..." grölen.

Ich mußte jetzt mal googeln und tatsächlich, Petra Sitte schürt den Volkszorn gegen Schnellroda. Läuft das übrigens bereits unter Verhetzung von Volksteilen gegen Minderheiten, wie sie die Familie Kositza in Schnellroda darstellt?

Winston Smith 78699

6. September 2016 10:14

Dann geht’s weiter im Text mit Udo Pastörs von der NPD, André Poggenburg (AfD), Wehrsport-Hoffmann und- „uns“, Schnellroda.

Wenn einmal diese Listenschreiberei losgeht, ist das ein gutes Zeichen, denn das ist Rhetorik auf dem letzten Loch, und es geht ziemlich schnell nach hinten los, indem es rückwirkend dann noch die bekannten (und hier schamlos benutzten) Bösewichte rehabilitiert - ein Bärendienst, gerade weil einen Tick raffinierter sein will, als dem Kubitschek einfach Hörner ranzumalen, weil es konstruktivistisch mit Vervollständigungsleistungen spielt. (Ich erkläre mir das mit Mengenlehre [Bündeltheorie] und Zeichentheorie [Barthes - Mythosverzerrung] - ähnlich wie wenn man ein surrealistisches Stilleben oder eine Collage macht.)

Hartwig aus LG8

6. September 2016 10:51

Brauchen Sie am 16.09. eigentlich etwas "Zusatzpersonal", einfach zum Hin- Gegen- oder Dazwischenstellen???

antwort kubitschek:
aber nein. wir werden diese leute in ihrer teilhabe an einem gemütlichen freitag in schnellroda kaum beachten. nur filmen werden wir sie, und zwar sehr gründlich, hautnah sozusagen. auf das video dürfen Sie gespannt sein, Sie werden nichts verpassen.

Arminius Arndt

6. September 2016 11:12

Im Moment scheint eine Art von Rightploitation-Welle durch die Medien und Feuilletons zu rauschen - und da dort einer nur noch vom anderen via Google Suche abschreibt bzw. seine Ideen organisiert, landen die meisten eben bei der Familie Kübitschek/Kositza. Haben ja auch den meisten Sexappeal für Schreiberlinge, alleine diese wunderbaren Worte bzw. Sätze wie "Rittergut", "Ziegen melken", "Schnellroda", "blond" etc. - einfach nur herrlich für jeden Stereotypen-Drescher und Drittverwerter.

Da müssen Sie jetzt wohl oder übel durch und ich wünsche Ihnen dabei viel Kraft, Geduld und auch gute Freunde und Unterstützer (ggf. auch einen guten Anwalt, denn manches sollte man auch juristisch angehen bzw. dieses Mittel auf jeden Fall auch auf Lager haben). Was sich aber der DLF hier als Rechtfertigung geleistet hat, ist schlicht unterirdisch und entbehrt jeglichen - falls so etwas jemals vorhanden war - journalistischen ethischen Standards. Selbst wenn Sie selber ihre Kinder bewusst nach vorne gestellt hätten und darauf bestanden hätten, dass ihre Kinder medial verwertet werden sollen, hätte ein verantwortungsvoll handelnder Journalist selbstredend zum Schutz der minderjährigen Kinder diese nicht für seinen Beitrag verwendet oder deren Namen genannt. Jetzt aber die Nummer von wegen der Eltern zu ziehen, zeigt, dass selbst beim DLF jegliche Standards verloren gegangen sind. Im Kampf gegen Rechts ist offenbar alles erlaubt.

@Pirmin Meier,

Wie auch immer, es gibt auch die amerikanische Rechte, und es scheint mir nicht richtig, sich mit dieser Richtung aus purem Antiamerikanismus nicht auseinanderzusetzen.

Ich gebe Ihnen da vollkommen recht (bei Sezession und SiN tauchen die ja auch immer wieder mal auf) und möchte, an den mittlerweile sehr großen Debattenstrang zum Beitrag von M.L. zuvor zaghaft anknüpfend erwähnen, dass man sich mittlerweile in Deutschland im privaten Umfeld einiges an Asyl- und Islamkritik erlauben kann. Was aber ernsthaft für richtigen Zorres sorgt, ist jegliche Form von USA-Apologie, selbst wenn es nur die dortigen Rechten sind. Dabei gilt es auch selbstverständlich dieses Phänomen mit der natürlichen Neugier und Emotionslosigkeit zu behandeln und zu diskutieren - aber hier scheint es etwas Lagerübergreifendes an Ablehnung zu geben (und damit: Seitenstrang Ende).

Der_Jürgen

6. September 2016 12:40

@Ellen Kositza

Viel Glück am 16. September. Sie werden es brauchen, um sich den Abschaum vom Leibe zu halten.

@Pirmin Meier @Arminius Arndt

Sie haben beide recht: Es gibt im rechten Lager einen Antiamerikanismus, den man nur als primitiv bezeichnen kann. Ich denke da etwa an den verstorbenen Joachim Fernau, der die Geschichte der USA als ein einziges Verbrecheralbum darstellte.

Die weissen US-Amerikaner und wir Europäer sitzen letztlich im gleichen Boot. Wir haben denselben Feind und sind denselben Gefahren ausgesetzt.

masseltov

6. September 2016 12:47

verehrte frau kositza,

es m u ß ihnen doch klar gewesen sein, daß
sie -früher oder später- von der "sitte" heimgesucht
würden - bei 7 kindern....

küss' die hand !

ihr

masseltov

KW

6. September 2016 14:51

Von den Medien erwähnt zu werden, bedeutet nicht unbedingt etwas Schlechtes. Immerhin wird man anderen Rechten bekannt und man kann Netzwerke knüpfen. So wurde ich 2009 mit Hinrich Rohbohm von der JF persönlich bekannt. Seine 2 von ihm gegründeten
Stammtische existieren bis heute, obwohl er schon Jahre nicht mehr teilnimmt. Es kann nur besser werden.

Jana L.

6. September 2016 15:42

Ich habe den Link zu Solanas angeklickt. Ich hätte es lieber lassen soll. Mit welchem Satz wird Solanas zitiert? Auf einem Pullover für Kinder?

Hajo Blaschke

6. September 2016 16:07

Petra Sitte. Die in Magdeburg in einer Drogerie Parfüm geklaut hat. Kommt die am 16.09. nach Schnellroda? Habe ich da was verpasst?

masseltov

6. September 2016 16:18

postscriptum:
in der zeit online suchfunktion ist kein
einziger vermerk über "trüby/rechte räume"
zu finden.
(die print-ausgabe der zeit ist bei mir schon
seit jahren ausgestorben).
ob "sie" wohl über ihre eigene dummdreistigkeit
erschrocken sind ?
;-)

v. Korsch

6. September 2016 18:26

Mit einer Mischung aus Bestürzung, Ärger und Fassungslosigkeit lese ich die Aufrufe zur "Demonstration" nebst anderer, hier ungenannter "Vorschläge" anlässlich des IfS Kongresses am 16. September auf den einschlägigen Online-Postillen des Gegners.

Ich hoffe dringend, daß die von @Kubitschek angekündigte Filmaufzeichnung "ausreichend" sein wird. Gespannt bin ich auf das Material allemal, hoffe jedoch, daß die ganze Geschichte nicht aus dem Ruder laufen wird.

Die Stellungnahme des Deutschland-Funks (nomen est omen?) haut dem Faß mal wieder den Boden ´raus. Also ich erziehe meine Kinder auch "deutsch" - bewohne ein "heruntergekommenes Anwesen" nach trüby´scher Lesart. Zu melkende Ziegen habe ich zwar noch nicht, dies ist aber für´s kommende Jahr angedacht. Ich sitze, da ich diese Zeilen schreibe, in meinem Garten und beobachte meine artreinen Gänse bei dem, was Gänse so tun. Die vermutlich letzten 6 Tomaten dieser Saison (von 11,5) nehmen zarte Röte an, die braunen Kaninchen genießen die letzte Sommersonne, demnächst ist Schlachtezeit. Für mich und die Meinen die normalsten Dinge der Welt, ohne jeglichen politisch-ideologischen Überbau. Reicht aber dieser Tage zur Stigmatisierung? Hut ab!

Gut - ich bin ein unwichtiges, kleines Licht und betreibe auf meinem (natürlich heruntergekommenen!) "Anwesen "auch keinen Verlag oder ein politisches Institut - dennoch bekomme ich massive Bauchschmerzen bei dem Gedanken, daß es der Gegener nicht (mehr) scheut, vor dem privaten Wohnbereich, welches das Rittergut ja für Familie Kubitschek darstellt, aufzumarschieren zu wollen und in einschlägigen Foren des DeepWeb darüber fabuliert, was man da noch so alles anstellen müsste.

Nun denn. Für den heutigen Tag habe ich mich genug geärgert. Die ersten Äpfel und Pflaumen dieses Jahres sind erfolgreich eingekocht - die Kinder sind gesund und neuer Nachwuchs kündigt sich an. Wird dann auch deutsch erzogen.

PS: Man muß zugeben, daß der Spruch mit dem "Draußen nur Kaffeekännchen" gar nicht mal schlecht ist.

Mit bestem Gruß

v. Korsch

Desprecio

6. September 2016 18:54

@ "Der_Jürgen"

"Die weißen US-Amerikaner und wir Europäer sitzen letztlich im glei-
chen Boot. Wir haben denselben Feind und sind denselben Gefahren
ausgesetzt.

Daß ich diese Worte von Ihnen lesen muß, hätte ich wirklich nicht er-
wartet. Vor wenigen Tagen hatte ich mich in einem meiner wenigen
Kommentare in SiN noch fast enthusiastisch uber Ihre Art und Weise,
wie gerade Sie die Kommentarfunktion bei SiN wahrnehmen, geäußert.
Man sollte halt den Tag nicht vor dem Abend loben.

Sie haben insofern recht, daß Fernau sich mit an Sicherheit grenzen-
der Wahrscheinlichkeit mit US-Amerikanern nie in ein und dasselbe Boot gesetzt hätte. Auch ich werde nie in ein gemeinsames Boot mit
US-Amerikanern einsteigen bzw. mich einem solchen anvertrauen.

Da ich Sie bisher als recht belesen eingestuft hatte, wage ich es kaum,
Ihnen Verfasser und dazugehörige Buchtitel als Lektüre vorzuschlagen,
nicht zuletzt natürlich auch solche von Fernau, die es bisher seit 1945 fast immer geschafft haben, die Rolle der Geschichte der USA in einem Lichte darzustellen, daß "kein aufrechter Deutscher von denen auch nur ein Stück Brot annehmen könnte".

Ich kann es nicht glauben, eine Person, der ich bisher zugetraut hatte,
die Weltgeschichte und die Rolle der USA darin besser zu verstehen,
als ich selbst, läßt einen solchen Kommentar vom Stapel. Das offenbart
Lücken hinsichtlich Ihres Weltverständnisses, die ich in diesem Forum
nicht mehr für möglich gehalten hätte.

Aber ich komme ganz langsam wieder von meinem "hohen Roß" herun-
ter: Es muß möglich sein, einen Rechten, Neurechten, Konservativen,
patriotisch Gesinnten mit Hilfe einschlägiger Literatur, nicht zuletzt auch
vom Antaios-Verlag, auf einen Weg zu bringen, der ihn auch in diesem Forum, im Sinne einer revisionistischen Geschichtsbetrachtung, als ak-
zeptabel hinnehmen läßt.

Sollten Sie daran interessiert sein, bin ich gerne bereit, weiterzuhelfen.

Dennoch, ich bin zutiefst erschüttert. Es ist geradezu unmöglich, Lite-
raturhinweise anzubieten, die im Hinblick auf die deutsch-amerikani-
sche Geschichte etwas Positives aussagen könnte (vieleicht das Merkel-
Bücherregal ?).

Westpreuße

6. September 2016 18:55

Frau Kositza,

mitunter können Verwechslungen so einiges anrichten in der Erwartung:
Ich las in Ihrer Überschrift den Namen "Sitte". Sofort erschien der Maler Willi SITTE aus dem Nichts. Ich dachte: Oh, was hat sie denn mit dem zu tun...interessant...

...kannte ich ihn doch unter der Bezeichnung "Schamhaar-Sitte"...
Da zieht man ja gleich die Augenbraue hoch, nicht wahr...

Und das kam so: Vor 1989 war ich mehrmals in der DDR. Das waren so Begegnungstage, organisiert von der evangelischen Kirche (EKD) oder dem Gesamtdeutschen Institut, das nach der Wiedervereinigung aufgelöst wurde. Präsident war damals Detlef KÜHN; er schrieb wohl auch mal für die JF...Eigentlich ging es um die notwendigen Devisen gegen Begegnung. Wir waren immer eingehegt und umsorgt...

Irgendwo im Thüringischen wurden uns im Gespräch die Prinzipien sozialistischer Kunstauffassung erklärt...Anwesende DDR-Künstler murmelten sich still zu: Ja ja, der "Schamhaar-Sitte"...

Das verwirrte mich sehr. Abends im lockeren Gespräch bei einem Bier (oder zwei) wurde ich aufgeklärt. Er war berühmt und berüchtigt für seine weiblichen Akte, wuchtige Frauengestalten...:
z.B. "Drei Grazien in Vitrine, 1982"

https://willi-sitte-galerie-merseburg.de/bilder/werke
Ob er noch bleibende Bedeutung hat, kann ich nicht beurteilen...
Soweit also zu "Sitte und Sitte"...

Erlaubt sei noch folgende wirklich wahre Begebenheit:
Einmal war ein DDR-Lehrer-Kabarett zu Gast. Wir mußten viel lachen, verstanden aber nicht immer die DDR-Bezüge. Die anwesenden Bürger der DDR aber schon...
Ein Kabarettist erzählte mir abends leise und vorsichtig: Wir müssen die Texte über die Schulleitung der Staatssicherheit vorlegen. Einiges bleibt drin, anderes wird gestrichen. Wir wissen nie was und sind oftmals erstaunt...
Aber, aber...die Staatssicherheit fügt eigene Textteile ein, insbesondere zur Versorgungslage. Die sind so witzig und hintergründig, richtige Schenkelklatscher: Würden wir uns nie trauen.
Diente wohl der "Dampfablassung"...
: Grüße von der Weichsel

Westpreuße

6. September 2016 19:06

@ v. Korsch:

Nur zur Information, keine Besserwisserei:
"Draußen nur Kaffeekännchen" ist geklaut...
Äußerst interessant, amüsant und lesenswert. Ein scharfsinniger Beobachter deutscher Eigentümlichkeiten...

Hier:
https://t3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQNlpM0o5V5tZsPaUcTcVkpKvF7IPg2aBlHpkGQHCZ7sZfR8Jjy

: Grüße von der Weichsel

Langsax

6. September 2016 19:08

Sehr geehrte Frau Kositza,
die Frau Sitte kenne ich aus "uralten" Tagen. Sie war Anfang der 80er Jahre Mitglied der FDJ-Kreisleitung der Uni Halle. Wir (d.h. Frau Sitte und ich) sind mal mächtig aneinander geraten, weil ich ihr Verhalten in einer bestimmten Sache ,die meine Freunde und mich betraf, Betrug vorwarf. Jahre später, als sie schon Abgeordnete der Landtages zu Sachsen-Anhalt war, hat sie Kosmetik geklaut (ich glaube, es war ein Lippenstift). Als ich dieses in der Zeitung lesen durfte, war mein Gedanke: "Die Frau kann nix dafür, dass ist ihr verdorbener Charakter".
Man sollte sich vor Frau Sitte in acht nehmen, sie geht auch über Leichen, wenn es ihr nützt.
Soweit meine bescheidene Meinung zu dieser Dame.

Winston Smith 78699

6. September 2016 20:02

@ v. Korsch

Fröstel, grusel ...Der eine ein "von", der andere aufm Rittergut, beide auf heruntergekommenen Anwesen, das hat morbiden Stil, behalten Sie das bei. Und sägen Sie DAS REICH aus Sperrholz, stellen Sie damit in den gerümpelfreundlichen Hinterhöfen der mittleren Ödlande fleißig Entscheidungsschlachten nach, pflegen Sie die Exzentrik unbekümmert als Marke - das hatten die Franzmänner und die Insulaner (nichts von Affen hier!) uns immer voraus, am Knaufstocke und im Gehrocke des Edelmannes. (Gewagt auch das Argument von der Liste in der ZEIT, aber in der einzig wahren Liste aller Argumente in demselben Hausbuch des gepflegten Narren war es gleichwohl nicht zu finden.)

Gustav Grambauer

6. September 2016 20:44

Bekomme einen Anfllug von Mitgefühl mit dieser Frau, die offenbar vor allem Probleme mit sich selbst hat. Immerhin ist sie ein Mensch mit allen Ecken und Kanten, sicher kein Dickfisch im Polit-Haifischbecken, keine aalglatte Intrigantin und und auch kein Polit-Zombie wie so viele andere:

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/petra-sitte-seit-1995-fuer-die-linke-im-bundestag-13621150-p2.html

Man wird ihr noch zeigen, daß ihr Löffel nicht lang genug ist, um beim BAK Shalom mit dem Teufel zu speisen; ihr wird noch klar(gemacht) werden, daß sie dort nur benutzt wird. Warum verrät sie dort alles, für das sie einmal angetreten war?!

- G. G.

Solution

6. September 2016 21:10

Der_Jürgen

Da stimme ich voll zu: Wir Weißen sind überall, wo es uns gibt, in unserer Existenz bedroht. Gut, daß Antaios schon Franzosen und einen Italiener herausgebracht hat. Mit Donovan bleibt es hoffentlich nicht beim ersten und einzigen Amerikaner.
Wie wäre es als nächstes mit F. Roger Devlins "Sexual Utopia in Power?"Oder mit dem Briten Derek Turner, der "Sea Changes" geschrieben hat. Es ist ein Buch. das gewissen Ähnlichkeiten mit dem "Heerlager der Heiligen" hat.
Da gibt es noch viel zu übersetzen und zu veröffentlichen. Wie läuft übrigens Donovans "Der Weg der Männer", Frau Kositza?

antwort kubitschek:
"der weg der männer" geht seinen weg, und die übersetzung von "sexual utopia in power" hat nils wegner letzte woche abgeschlossen. auch die rechte an donovans "become a barbarian" haben wir. und der nächste raspail erscheint im oktober: "der ring des fischers". mehr aber wird nicht verraten ...

Obi Wan Kenobi

6. September 2016 21:50

Mal einige Worte zur Ikone Che:

Der Mann war ein Apokalyptiker, der erklärtermaßen den Atomkrieg herbeisehnte, um aus den nuklearen Schlacken endlich den "Hombre Nuevo", den "Neuen Menschen" zu formen.

Gegenüber der Zeitung "Verde Olivo" erklärte er:

"Wir müssen den Weg der Befreiung auch dann gehen, wenn er Millionen atomarer Opfer kosten sollte, weil in einem Kampf auf Leben und Tod zwischen zwei Systemen das Einzige, was zählt, der endgültige Sieg des Sozialismus oder seine Rückbildung nach dem nuklearen Sieg einer imperialistischen Aggression wäre."

Schon in der Sierra Maestra, dem ersten von der von Che und Castro geleiteten Guerilla kontrollierten Gebiet, war systematischer Terror Teil des eigenen Herrschaftssystems. Che exekutierte dabei auch einen seiner erprobtesten Kämpfer, Eutimio Guerra, eigenhändig, wobei es fast schon ins Bild revolutionär-kommunistischer Bewegungen des 20. Jahrhunderts gehört, dass der Delinquent am Ende des Standgerichts ganz in der Manier von Brechts "Maßnahme" seine eigene Hinrichtung forderte.

Schon in den ersten Wochen nach der Machtergreifung gab es an die 1000 Hinrichtungen von "Konterrevolutionären" (meist kleine Mitläufer des Batista-Regimes und auch viele Schwarze), die als Verhaftete erst in Ches Kommandatur eingeliefert wurden. Am anderen Ende der Insel, in Santiago, stellte Raúl Castro erstmal 70 Militärs und Zivilisten vor ein Massengrab, ließ sie mit Maschinengewehren ummähen und mit Bulldozern zuschütten. Aus dieser Zeit rührt auch ein kubanisches Kinderlied her mit dem Text "Paredón! Paredón! Paredón!" ("An die Wand! An die Wand! An die Wand!")

Ideologisch war der Geuvarismus alles andere als eine reformkommunistische Variante, sondern er propagierte eine besonders schnelle und radikale Verstaatlichung und roch überall Abweichler und "Revisionisten", auch bei seinem letzten Besuch in Chruschtschows Sowjetunion. Nach dem Besuch einer dortigen Fabrik erklärte er: "Dies ist eine kapitalistische Fabrik wie in Kuba vor der Nationalisierung". Den sowjetischen Fabriken kreidete er das geringe Maß an Autonomie an, das sie noch hatten, während Che in seiner Zeit als kubanischer Industrieminister von der Vorstellung besessen war, dass sämtliche Einnahmen aller Betriebe zuerst an sein Ministerium zu fließen hätten.

Der donquichotteske Veruch Ches, dann ausgerechnet vom Kongo aus Afrika zu revolutionieren, um den Endkrieg der Trikontinentale, also der Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, gegen den US-Imperialismus, auszulösen, war natürlich wieder ein blutiger Feldzug, wobei die kubanischen Truppen Ches nur "normale Exekutionen" vornahmen, während die afrikanischen Truppen beider Seiten unsägliche Gräueltaten begingen.

Klar, in einem freien Land kann man Che-T-Shirts tragen oder ihn mit Wolf Biermann für "Jesus mit der Knarre" halten, man möchte nur hoffen, dass die Einfaltspinsel, die sein Konterfei auf dem Leibchen tragen, ihn nicht gerade für ein Urbild lateinamerikanischer Lebensfreude halten.

deutscheridentitärer

6. September 2016 22:15

Daß ich diese Worte von Ihnen lesen muß, hätte ich wirklich nicht er-
wartet. Vor wenigen Tagen hatte ich mich in einem meiner wenigen
Kommentare in SiN noch fast enthusiastisch uber Ihre Art und Weise,
wie gerade Sie die Kommentarfunktion bei SiN wahrnehmen, geäußert.
Man sollte halt den Tag nicht vor dem Abend loben.

Sie dürften den Jürgen falsch verstanden haben.

Es ist natürlich zu unterscheiden zwischen dem amerikanischen "Establishment", und dem amerikanischen "Volk", sprich den dort lebenden Menschen europäischer Abstammung.

Eine gewisse Problematik ist im liberalistischen Selbstverständnis des USA natürlich von Anfang angelegt gewesen, aber letztlich liegt die eigentliche Problematik doch darin, dass der Staatsapparat von einer fremden Macht gekapert wurde (die mit "die Juden" unzureichend bestimmt wäre).

Die Amerikaner an sich sind nicht nur sehr oft sehr germanophil, sondern auch allgemein von einer einnehmenden Freundlichkeit und Offenheit und im Vergleich zu den Europäern vital und unberührt von Dekadenzphänomenen.

Gustav Grambauer

6. September 2016 22:20

Westpreuße, v. Korsch

In Preußen gab es noch eine Steigerung der Gemütlichkeit:

https://www.kunstbilder-galerie.de/kunstdrucke/hans-baluschek-bild-785308.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Hier_können_Familien_Kaffee_kochen

Wer sich mit dem Kleinbürgertum auszusöhnen hat, der lese:

https://www.amazon.de/Kitsch-Konrad-Paul-Liessmann/dp/3854981708/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1473192876&sr=1-1&keywords=Kitsch

Und zum Selbstbild-Fremdbild-Abgleich für Leute wie Trüby

https://antaios.de/grossist/25596/linker-kitsch

- G. G.

Solution

6. September 2016 22:42

@ Deutschidentitärer

Danke für die Klarstellung. Die Weißen in den USA sind noch stärker unter Druck, als wir. Wir gehören zusammen, weil wir in unseren Staaten, unseren Heimatländern, zu einer Minderheit werden.

Gerade erlebt die "Alt Right", auch wegen Trump einen enormen Zuwachs an Zustimmung. Wir sind weltweit dabei, uns zu organisieren und zu wachsen.

Lesen Sie die Beiträge von VDARE, Amren, Counter Currents Publishing, The Occidental Observer und vielen anderen. Man muß nicht allem zustimmen, doch da bekommen Sie unglaublich viel an Anregungen und Wissen.

Unsere Gegner sind international. Wir müssen es auch werden.

hildesvin

6. September 2016 22:44

Wahrlich, @ Der_Jürgen: Ich schätze Sie sehr, Ihre Kundigkeit fremder Zungen zeugt von ungewöhnlich hohem Verstand, aber gelegentlich wird es mir etwas bange um Sie. Dennoch: Nichts für ungut.
Desprecio möchte ich hiermit beipflichten.

hildesvin

6. September 2016 22:54

Um Mißverständnissen gleich vorzubeugen: Die Wertschätzung _Jürgens übertrifft das Bangewerden um, sagen wir, zwei Zehnerpotenzen.
Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen...(Hiob 40.4 ff...)

Observer

6. September 2016 23:16

@ Der_Jürgen, deutschidentitärerer, Solution

Sie sehen das genau richtig. Es wird Zeit, über den Tellerrand zu schauen. Wer nur BRD-zentriert denkt, wird der komplexen Realität nicht gerecht.

Irrlicht

6. September 2016 23:26

@deutscheridentitärer
Für die USA ist die Masseneinwanderung, bis vor einigen Jahrzehnten mit dem Schmelztigel und seidem mit dem Ideal einer multikulturellen Gesellschaft als primärem Integrationskonzept, konstituierend. Der Export derartiger Ideologeme in ihren Macht- und Einflussbereich nach Europa und in andere Teil der Welt ist insofern folgerichtig und bedarf keiner Annahme einer Kaperung des Staatsapparats durch eine "fremde Macht". Davon abgesehen ist die Aussage über die angebliche Germanophilie der Amerikaner (abseits derjenigen deutscher Herkunft) absurd. Lesen Sie zur Erbauung den Artikel aus dem Spiegel "Auf dünnem Eis" ( https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25327080.html ) aus dem Jahr 2002, zur Zeit des Irak-Krieges, der sich aus mir unbekanntem Grund in meiner Linksammlung befindet. Dort wird u.a. der damalige deutsche Botschafter in den USA Wolfgang Ischinger mit der Aussage "Das Eis, auf dem wir Deutschen uns in Amerika bewegen, ist dünner als bei anderen." zitiert.

Michael B.

7. September 2016 00:58

Bei "Sitte" dachte ich ausnahmsweise nicht an die speziellen Abteilungen der Kripo, sondern an den "Nationalpreisträger der SBZ", Willi Sitte, dem man nachsagte, es sei besser, vom Leben gezeichnet zu sein als vom ihm gemalt.

Im Auge des Betrachters...

Taunusadler

7. September 2016 03:25

Die Weißen in den USA sind noch stärker unter Druck, als wir.

Definitiv nicht. Waffengesetze und Meinungsfreiheit sprechen eine eindeutige Sprache. Ich bin ein Freund des amerikanischen Volks (immerhin haben 50 % der weißen Amerikaner deutsche Vorfahren), aber zu behaupten, dass die Amis stärker unter dem "Druck" zu leiden haben als wir Deutsche, grenzt an Realitätsverweigerung. Wir Deutschen leiden stärker als alle anderen. Darum werden wir irgendwann auch stärker sein als alle anderen.

H. M. Richter

7. September 2016 06:59

Frau Sitte, die als SED-Mitglied 1986 die Bücherwelt um ihre Promotionsschrift "Die Führungstätigkeit der SED-Bezirksorganisation Halle bei der Weiterentwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der Industrie und der Herausbildung der Kombinate (sechziger und siebziger Jahre)" zu bereichern versuchte, "ruft also zur Demo gegen 'Schnellroda' auf". (s. o.)

Heutzutage ist Frau Sitte nicht nur stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion Die Linke, Obfrau im Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Vorsitzende des Fraktionsarbeitskreises Innovation, Bildung, Wissenschaft, Kultur und Medien, sondern zugleich auch Kuratoriumsmitglied der Stiftung Lesen.

Was mögen wohl die anderen Kuratoriumsmitglieder dieser Stiftung, darunter Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, Dr. Karl Graf zu Eltz, Dr. Florian Langenscheidt, Dr. Bianca-Amalia Prinzessin von Preußen, davon halten, wenn sie wüßten, daß ihre Kuratoriumskollegin Sitte einer Verlegerfamilie samt Lese-Ort Schnellroda auf die beabsichtigte Weise nahe zu kommen versucht ?!

Siehe:
https://www.stiftunglesen.de/ueber-uns/gremien/kuratorium/

Rumpelstilzchen

7. September 2016 07:30

Noch ein Philosophenwitz für Ihre Kinder:

Rene Descartes sitzt in einem Cafe. Die Kellnerin fragt ihn:
"Möchten Sie noch eine Tasse Tee?"
Descartes: "Ich denke nicht." - und verschwindet...

Der_Jürgen

7. September 2016 08:24

Da zwar der Nachtrag zu meiner Antwort an

@desprecio

freigeschaltet wurde, nicht aber diese selbst, weise ich kurz darauf hin, dass Freund desprecio mich in der Tat falsch verstanden hat, wie mehrere Kommentatoren festhalten. Ich zitierte in meiner Antwort Armin Mohler, der festhielt, dass man die USA als politischen Feind sehen kann, ohne den individuellen Amerikaner deshalb zur Schiessbudenfigur degradieren zu müssen, und wies darauf hin, dass die "dispossessed majority" (entrechtete Mehrheit) der Amerikaner, von der Wilmot Robertson schon anno 1972 schrieb, für uns kein Feind sein kann. Mit der entrechteten Minderheit meinte Robertson natürlich die europäischstämmigen, christlichen Amerikaner.

Mohler verwendete für diese den Ausdruck "WASPS" (White Anglosaxon Protestants), der aber mittlerweile überholt ist, denn die polnisch- oder italienischstämmigen US-Bürger sitzen mit den englisch-, irisch- oder deutschstämmigen heute im gleichen Boot.

@Hildesvin
Danke für die Blumen, aber die haben andere mehr verdient.

Pasquill

7. September 2016 08:36

Ausgerechnet Linke beschweren sich über den "runtergekommenen" Zustand eines großen Familienanwesens mit großem Garten? Es macht eben viel Arbeit, so etwas instandzuhalten und zu pflegen, und noch dazu eine Familie mit sieben Kindern auf breiter Selbstversorgerbasis zu versorgen. Möglicherweise sieht solch ein Anwesen nicht aus wie im Ikea-Katalog oder in "Schöner Wohnen".

Aber schauen Sie sich mal linke "Wohnprojekte" an: in der Regel völlig chaotische, verdreckte, unwohnliche Areale, bewohnt von ebenso verwahrlosten Freaks. Mit Schaudern erinnere ich mich selbst an meine "linken WG-Zeiten", in denen so etwas wie eine ordentliche und solide Haushaltsführung als spießig und "bürgerlich" galt und geradezu lächerlich demonstrativ jedwede regelmäßige und gründliche Hausarbeit abgelehnt wurde. Entsprechend "heruntergekommen" waren denn auch die öffentlichen Räume wie Küche, Bad, Toilette. Ich habe leider lange gebraucht, zu meinem Unbehagen an "linker Verwahrlosung" (die sich auch bei anderem zeigte) und meinem Gefallen an spießiger Organisiertheit und Behaglichkeit zuhause zu stehen.

Und im Grund haben auch damals schon die "unspießigen" Mitbewohner genossen, dass mein Zimmer aufgeräumt, mein Kühlschrankfach voll und der Tisch mit leckerem selbstgekochtem Essen gedeckt war.

Das könnte auch mal ein Thema sein: die äußere Verwahrlosung der Links-Alternativen, die in der Regel auch auf weitere Verwahrlosungen schließen lässt (sprachlich, geistig, wenig Bemühung um Kompetenz oder gar Brillanz zum Beispiel in Ausbildung und Beruf).

Die wenigen Fotos übrigens, die hier aus SiN vom Gut Schnellroda zu sehen waren, offenbaren meines Erachtens nichts Heruntergekommenes.

Herzlichst

Pasquill

Solution

7. September 2016 08:57

@ Taunusadler

Leider ist hier nicht der Platz, um über alle Aspekte des Drucks auf die Weißen in den USA zu schreiben. Daher ein paar Punkte, wo es ihnen definitiv schlechter geht, als bei uns. Das fängt an mit den zahlreichen tödlichen Black-on-White-Verbrechen (auch den expliziten Hatecrimes), geht über die Affirmative Action bis zum Schulmonat, der den Schwarzen gewidmet ist. Die Benachteiligung Weißer ist dort weit vorangeschritten.

Vergessen Sie auch nicht eine Justiz, die z.B. Edgar Steele und Bill White in einer Art und Weise behandelt (hat), die unglaublich ist. Hätten wir amerikanische Verhältnisse, wären wir mit viel mehr professionellen Agenten durchsetzt, die alles tun dürfen, um politisch dissidente Gruppen zu zerstören. Es gibt da eine ganze Reihe von staatlichen Programmen, die den Widerstand bekämpfen, aber z.B. auch Arbeitgeber, die in den lächerlichsten Fällen ihre Mitarbeiter aus politischen Gründen sofort an die Luft setzen.

Was nützen denn Waffen und eine theoretisch freie Rede in einem System, das gerade in diesen Jahren die Mehrheit zur Minderheit macht und diese psychisch und physisch schädigt?

Gustav Grambauer

7. September 2016 09:21

H. M. Richter

Die Stiftung Lesen steht unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Bundespräsidenten, mehr muß ich darüber gar nicht wissen. Man muß keine Stamokap-Theorien aus der Mottenkiste holen, aber daß alle Kultusminister im Kuratorium sitzen, zeigt zusätzlich auf, daß es sich um ein verkapptes kleines Propaganda-Ministerium der Bunten Republik handelt.

Lesen Sie sich auch mal diese Liste

https://de.wikipedia.org/wiki/Stiftung_Lesen#Stifterrat

durch, da haben Sie einen guten Querschnitt des kulturbolschewistischen Blocks und zugleich einen Beleg der Einigkeit darüber, wie dem deutschen Volk gegenüber ein Kaspertheater mit verteilten Rollen vorgegau(c)kelt wird.

Die Stiftung zeigt auf ihrem Portal nette Fotos von Inklusionsklassen und allerhand kleiner Aptulahs und Zuleikas - genau dahin geht die Stoßrichtung der "Lesekompetenz". Ganz übel: sie arbeiten eng, "genetzwerkt" über ihre Kinderärzte-Klüngel (und das sind großteils die übelsten Systemschergen, ich erinnere an den Vortrag von Rath über das Pharma-Kartell), mit Wort & Bild Konradshöhe zusammen:

https://www.stiftunglesen.de/service/leseempfehlungen/lese-und-medienempfehlungen/buch/586

https://www.wortundbildverlag.de/Verlagsnachrichten/GesundheitsMagazine-aus-der-Apotheke-4915.html

https://www.youtube.com/watch?v=V--TdxLSjKM

Und noch eines: wie kommen Sie darauf, daß die nicht sehr gründlich ausloten würden, wen sie in ihr Kuratorium holen, und daß es dabei nicht um Milieu-Proporze gehen würde (und im Fall von Frau Sitte sicher auch um die Stärkung eines bestimmten Flügels der Linkspartei)?! Dabei können Sie sich vielleicht gar nicht vorstellen, wie verkommen der deutsche Adel ist, so verkommen, daß im Vergleich sogar v. Weizsäcker noch als "Lichtgestalt" durchgehen könnte.

- G. G.

ene

7. September 2016 09:22

Philosophenwitz - vor längerer Zeit an einer Wand gelesen:

"Gott ist tot"
Nietzsche

"Nietzsche ist tot"
Gott

Meier Pirmin

7. September 2016 10:37

Zu Che Guevara. "Das Geschlecht der Edlen von Guevara hat der Kirche manchen Grossinquisitor geschenkt" steht in einem Gedicht, das ich 1986 in einer Zeitschrift veröffentlicht habe. So war auch das berühmte Porträt von El Greco "Der Grossinquisitor" ein Guevara. Wir müssen bei Che den Genotyp und den Phänotyp unterscheiden. Vom Phänotyp her war er Revolutionär. Im Gegensatz zu Himmler, der Hinrichtungen nicht ertrug, hat er seine Opfer noch zum Teil direkt und selber produziert, wozu das gute Gewissen des Mannes mit dem historisch legitimierten richtigen Bewusstsein gehört, siehe auch Robespierre. Vom Genotyp her war Che Guevara Katholik. Darum waren seine letzten Worte gemäss Hans Magnus Enzensberger: "Ave Maria Purissima." Es ist ein Bekenntnis zur Unbefleckten Empfängnis, welche 1854 von Papst Pius IX. zum Dogma erhoben wurde und 1858 als Weisse Frau mit den Worten "Ich bin die Unbefleckte Empfängnis" dem Mädchen Bernadette in Lourdes erschien, worüber dann Franz Werfel, ein konvertierter Jude, ein bedeutendes Buch geschrieben hat.

Im Tode also scheint bei Che Guevara der Genotyp über den Phänotyp gesiegt zu haben. Das sogenannte Unauslöschliche Merkmal des Sakraments. In Bolivien wollte Guevara ein Volk befreien, dessen Sprache er nicht verstand. Sein Flatterbart erinnert an die Conquistadoren des 16. Jahrhunderts. Auch bei zahlreichen Nationalsozialisten triumphierte bei Kriegsende und danach oft der religiös fundierte Genotyp über den quasi-revolutionären Phänotyp.

@Deutscher Identitärer und andere. Von einem amerikanischen Volk würde ich im gleichen Sinn wie Sie das deutsche Volk verstehen nicht sprechen, wenn auch die WASP-Amerikaner, White Anglosaxon Protestants, sicher ein Spezialfall sind und eine Art Erstgeburtsrecht als Eroberer und Staatsgründer beanspruchen. Hochbeeindruckend finde ich diverse youtube-Aufnahmen über den amerikanischen Bürgerkrieg noch mit späten Überlebenden. Zu den grandiosesten Liedern der Kriegsgeschichte gehört "When Johnny comes marching home", am besten mit dem Originaltext mit dem Besingen der Jahreszahlen von 1861 bis 1865. Die ganz grossen Helden sind indes wie so oft die Verlierer. Beeindruckend auch, mit welcher Tapferkeit und Aufopferung und Treue zum Teil Sklaven an der Seite ihrer Herren gekämpft haben. Solche Sachen kann man kaum analysieren, fast nur erzählen.

Noch ein Leckerbissen auch für Antiamerikaner: Film "Full metall Jacket" von Stanley Kubrick, nicht nur mit der nur fast satirischen Darstellung der Ausbildung von Marines mit dem unübertrefflich schweinischen Sergeant, natürlich auch die Soldatenlieder ganz am Schluss. Die Substanz des Films liegt in der Bedeutung und im Wert des gezielten Einzelschusses, jeweils abgefeuert durch eine Vietcong-Soldatin. Jeder Schuss ein Treffer. Nach jedem solchen Schuss aus dem Hinterhalt verbrauchen die Amerikaner etwa dreimal so viel Munition wie in Stalingrad an einem Grosskampftag von beiden Seiten zum Einsatz kam. Die Trefferquote blieb aber fast bis zum Schluss Null. Ein Beispiel, dass der Widerstand eines Einzelnen, mag er im metaphysischen Sinn auch sinnlos sein, im Einzelfall beeindruckend effizient sein kann. Am Schluss singen sie den Mickey-Mouse-Song. Es muss nicht immer Beethoven sein.

Thomas Wawerka

7. September 2016 11:26

Jean-Paul Sartre sitzt in einem Café und korrigiert "Das Sein und das Nichts". Die Kellnerin kommt, und Sartre bestellt einen Kaffee - "aber bitte ohne Sahne."
"Monsieur, ich bin traurig", antwortet sie, "aber wir haben keine Sahne mehr. Wie wäre es mit einem Kaffee ohne Milch?"

Der_Jürgen

7. September 2016 11:28

@Pirmin Meier

Wir beide haben ja gelegentlich unsere Meinungsverschiedenheiten, doch Ihre Wortmeldung zu Che Guevara ist ein kleines Meisterwerk. Chapeau!

deutscheridentitärer

7. September 2016 11:51

Für die USA ist die Masseneinwanderung, bis vor einigen Jahrzehnten mit dem Schmelztigel und seidem mit dem Ideal einer multikulturellen Gesellschaft als primärem Integrationskonzept, konstituierend. Der Export derartiger Ideologeme in ihren Macht- und Einflussbereich nach Europa und in andere Teil der Welt ist insofern folgerichtig und bedarf keiner Annahme einer Kaperung des Staatsapparats durch eine „fremde Macht“.

Das stimmt schon; ich habe das ja auch angedeutet, dass die USA gewissermaßen einen liberalistischen Geburtsfehler aufweisen.

Aber das greift dennoch zu kurz, denn obgleich sich die USA stets als Nation von Einwanderern verstanden haben, war doch selbstverständlich, dass es sich dabei um Europäer handeln würde, und selbst hier wurden bekanntlich Einwanderer aus den katholischen Teilen Europas bereits als Bedrohung der nationalen Identität wahrgenommen, von Nicht-Europäern ganz zu schweigen.

Heute, wo diese Rückbindung an die Tradition schachmatt gesetzt wurde, kann dieses Selbstverständnis seine ganze zerstörerische Wirkung entfalten.

Es ist vielleicht vergleichbar mit der deutschen Asygesetzgebung, die auch eine grundsätzlich gute, menschenfreundliche Einrichtung ist und sich sogar auf eine gewisse Tradition berufen kann, aber durch den Verlust ihrer impliziten, früher selbstverständlichen Vorraussetzungen ein Hebel zur Zerstörung unseres Volkskörpers geworden ist.

Davon abgesehen ist die Aussage über die angebliche Germanophilie der Amerikaner (abseits derjenigen deutscher Herkunft) absurd.

Selbst wenn das so wäre, wäre damit die Mehrheit der weißen US Amerikaner mit inbegriffen, es ist geradezu en vogue deutsche Vorfahren vorzuweisen, auch wenn es sich nur um ein Urgroßvater handelt.

Lesen Sie zur Erbauung den Artikel aus dem Spiegel „Auf dünnem Eis“ ( https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25327080.html ) aus dem Jahr 2002, zur Zeit des Irak-Krieges, der sich aus mir unbekanntem Grund in meiner Linksammlung befindet. Dort wird u.a. der damalige deutsche Botschafter in den USA Wolfgang Ischinger mit der Aussage „Das Eis, auf dem wir Deutschen uns in Amerika bewegen, ist dünner als bei anderen.“ zitiert.

Nun ja. Als Botschafter bewegt man sich natürlich gerade in Kreisen des Establishments, nicht in denen des normalen Volkes.

Zudem ist NY nicht repräsentativ.

Außerdem muss man hier die Enttäuschung, die die Amerikaner im Zuge der nationalen Aufwallung im Nachgang von 9/11 über den Loyalitätsbruch der Deutschen angesichts einer vermeintlich gerechten Sache empfunden haben in Rechnung stellen.

Das ist heute, mehr als ein Jahrzehnt später, vollständig anders.

Der Irakkrieg ist verhasst und als Lügenkonstrukt der Neocons entlarvt.

Was damals zum Vorschein kam war der Gegensatz zwischen dem (positiven) Bild, dass die Amerikaner von uns hatten und dem verlotterten Zustand, den wir heute abgeben (denn der Widerstand gegen den Irakkrieg war nicht aus Gründen der Souveränität oder dem Gedanken der Achtung des Selbstbestimmungsrechts der Völker so stark, sondern aus albernem Pazifismus und Feigheit).

Besonders stark wurde dieser Gegensatz allerdings in der Flüchtlingskrise 2015 empfunden; seitdem ist Mitleid und auch Geringschätzung für die Deutschen tatsächlich eher gestiegen.

Obi Wan Kenobi

7. September 2016 13:39

@Meier Pirmin:

Der Argentinier Che stammte ja mütterlicher- wie väterlicherseits von kolonialspanischen Familien ab. Er war Urenkel des letzten spanischen Vizekönigs von Peru, des Generals José de la Serna, und hat sich dennoch als messianisch durchglühter Sendbote der Befreiung des kolonialisierten Lateinamerikas gesehen. Seine Bewunderung für den "Don Quijote" des Miguel de Cervantes passt jedenfalls, man könnte ihn ja auch als Don Quijote der Weltrevolution bezeichnen. Klar, er war kein feiger Schreibtischtäter, sondern hat sich den Hinrichtungen ausgesetzt oder sie sogar selbst durchgeführt. Klar, er hat ein abenteuerliches Leben geführt und es am Ende im Kampf für seine Sache gegeben. Das waren sicherlich notwendige Vorbedingungen für seine Ikonisierung, die dann dennoch denkbar eindimensional verlief.

Martin Lichtmesz

7. September 2016 14:01

Noch ein Leckerbissen auch für Antiamerikaner: Film „Full metall Jacket“ von Stanley Kubrick, nicht nur mit der nur fast satirischen Darstellung der Ausbildung von Marines mit dem unübertrefflich schweinischen Sergeant, natürlich auch die Soldatenlieder ganz am Schluss.

Siehe auch hier:
https://www.sezession.de/40709/dreimal-stanley-kubrick-3-full-metal-jacket.html

Westpreuße

7. September 2016 14:08

Herr @ Meier Pirmin,

"Im Gegensatz zu Himmler, der Hinrichtungen nicht ertrug...".

Ich denke, wir sollten nicht von "Hinrichtungen", sondern von "Ermordungen" sprechen. Es gibt ja die historisch gesicherte Begebenheit, daß er sich eine Ermordungsaktion (durch Zyklon B ?) in einem KZ persönlich von außen ansah. Er blickte durch ein Fenster (?), seine Knie wurden weich, er wandte sich ab und mußte sich übergeben...
Vor Zeugen natürlich...

"Hinrichtung" klingt mir zu militärisch knapp und kurz, sozusagen. Himmler reagierte und spielte in einer seiner beiden Posener Reden (einmal vor hohen SS-Führern, einmal vor Gauleitern und Verwaltungsspezialisten), ja darauf an und sprach sinngemäß... von den verständlichen Momenten menschlicher Schwäche...

Nein nein, es war fabrikmäßige Ermordung...
In Posen sprach mich mal eine sehr alte Jüdin in einem Park an, etwas über 90, und klagte mir ihr Leid. Der Verlust ihrer Familie, ihre eigenen Erlebnisse. Sie ließ mich gar nicht gehen. So saßen wir auf der Bank. Ich konnte nur zuhören...

Ich hätte ihr sagen können, daß unsere Familie zu Beginn des Krieges aus etwa 40 Personen in Ost- und Westpreußen bestand, Ende der 1940-er- Jahre nur noch aus 15...Ich sagte etwa: Gute Frau, ich kann es doch nicht ändern. Ich war damals doch noch ein Kind und habe auch allerlei gesehen und erlebt...Vertreibung und Flucht...z.B. die Wehrmacht sprengte im Winter 1944/45 die zugefrorene Weichsel auf. Die toten Kinder wurden unter das Eis geschoben. Und gerettet wurde meine Mutter mit ihren Kindern von der Waffen-SS, die uns als aller-allerletzte aus dem Raum Thorn mitnahm... in einem Wagen der Funker...:
---Was machen Sie denn noch hier?---Wir durften nicht weg---die Partei verbot es---aber die waren schon Tage vorher abgehauen---
: Grüße von der Weichsel

Westpreuße

7. September 2016 14:17

Herr @ Meier Pirmin

Bitte jetzt keine ellenlange Erwiderung, Erläuterung, kein Referat
usw. Ihrerseits.
Einfach so stehen lassen. Sie haben es ja nicht böse gemeint. Ich kenne Sie ja als Humanisten aus Ihren Kommentaren...und schätze diese durchaus...
: Grüße von der Weichsel

Meier Pirmin

7. September 2016 14:47

Noch eine Präzisierung zum Porträt von Che Guevara: Im Gegensatz zu Che Guevara und ähnlich wie Himmler war Robespierre, der Vorsitzende des Wohlfahrtsausschusses der Französischen Revolution (bis 1794, als er selber hingerichtet wurde), ein Schreibtischtäter. Aber Robespierre stand nun mal, ähnlich wie Che Guevara aus der Sicht der Linken, auf der richtigen Seite der Geschichte. Darum empfinden sich die Linken als Demokraten, sagen sie zum Beispiel "Wir Demokraten" oder "die demokratischen Parteien sollten Farbe bekennen". So tönte es jetzt sogar bei Franz Müntefering. Beeindruckend, wie erklärte einstige Funktionäre einer Diktatur wie Frau Dr. Sitte unter diesem Dach der Demokraten Platz zu finden scheinen.

Die von Che Guevara organisierten und durchgeführten Massenhinrichtungen tragen seinem Heldentum keinen Abbruch, so dass ein Che-Guevara-T-Shirt in keiner Weise mit einem Bekenntnis zum Massenmord gleichgesetzt und als verfassungsfeindlich verfolgt wird. Da nützt es im Hinblick auf einen analogen Kult von Rudolf Hess buchstäblich nichts, dass er nie jemanden umgebracht hat und auch keine Liste von Hinzurichtenden unterzeichnet. Ein Hess-Emblem ist und bleibt verfassungsfeindlich und scheint jegliches Berufsverbot zu rechtfertigen. Ein Unschuldslamm war er natürlich nicht, wobei ihm jedoch auch nur ein einziges nachgewiesenes direktes Opfer in Nürnberg das Todesurteil bewirkt hätte. Wie ich an anderer Stelle ausgeführt habe, erklärte sich Hess am 30. Juni 1934 bereit, Ernst Röhm und allenfalls noch andere "Verräter" zu erschiessen, was ihm nun aber nicht ermöglicht wurde. Im Sinne des Evangeliums fehlte es ihm also nicht am bösen Willen. Er hätte - wohl nur auf Befehl - mit Begeisterung ebenso viele Leute umgebracht wie Linkenheld Che Guevara. Hätte man ihm aber Taten in der Art der späteren von Che Guevara nachweisen können, er wäre mit Sicherheit hingerichtet worden und in Berlin-Spandau, dem Kriegsverbrechergefängnis, hätte nach 1966 (Jahr der Freilassung von Speer und Schirach) viel Geld gespart werden können. Dass Che Guevara Kult wurde, ikonografische Verehrung von Hess jedoch als verfassungsfeindlich gilt, bleibt historisch und geschichtsphilosophisch und natürlich auch politisch erklärbar. Che repräsentiert nun mal aus linker Sicht den fortschrittlichen Teil der Menschheit, wobei ins Gewicht fällt, dass er nie als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Vor allem aber kommt es auf die Gesinnung an, den Fortmarsch in der richtigen Richtung des Weltgeistes.

Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sich über die "Benachteiligung" der Verehrer von Rudolf Hess im Vergleich zu den Fans von Che Guevara im Hinblick auf die Legalität des Kultes den Kopf zerbrechen. Es handelt sich in beiden wenn auch unterschiedlichen Fällen um eine Frage der politischen Zurechnungsfähigkeit. Wunsidel ist für mich nicht die Stadt von Rudolf Hess, sondern der Geburtsort von Jean Paul, einem der grössten deutschen Prosadichter. Spanien hatte seinen Glauben, Italien seinen blauen Himmel, Deutschland hatte Jean Paul, schwärmte Ludwig Börne bei der Totenrede auf den Dichter. Aus Wunsidel kam noch ein mehr oder weniger demokratischer Terrorist. Der Student Sand oder wie er hiess, der 1819 den Erfolgsautor August von Kozebue ermordete, eine Geschichte, die mit "Demagogenverfolgungen" zu tun hatte bzw. solche auslöste. Dieses Thema hat sehr viel mehr als Vergleichbarkeiten und Unterschiede zwischen Che Guevara und Rudolf Hess mit der aktuellen Politik zu tun. Gemäss der heutigen Debatte im Bundestag wird nämlich gegen die AfD nicht mehr so sehr die Nazikeule geschwungen als die Demagogenkeule. Man hat sich diesbezüglich auf den Begriff "Populismus" geeinigt.

PS, Der Ausdruck "Demagogen" war zur Zeit der politischen Romantik, einer Inkubationszeit auch der deutschen Rechten, fast präzis bedeutungsgleich wie heute der modernere Begriff "Populisten". Der Vorwurf, die Partei sei "populistisch", bedeutet zwar, sie sei schlecht, aber noch zu tolerieren. Gemäss den sogenannten Analysen von der ZEIT bis zu Focus läuft es im Moment darauf hinaus, zur wahren Aussonderung der Undemokraten Kriterien für die Identifikation eines extremistischen Flügels zu entwickeln. Ein Hauptkritierium bis jetzt scheint zu sein, ob Leute die Identitären meiden oder nicht. Darum gilt der Abgeordnete A. als Extremist, weil er es nicht tut. Auch bedeutete es offenbar einen Verrat an den akademischen Prinzipien einer Hochschule, einen als Gesinnungskriminellen Verdächtigten zum Doktorat zuzulassen. Deswegen "gehört" Professor W. seinerseits zu den "Extremen", da hilft ihm sein Direktmandat wenig. Wenn aber der Kontakt zu den Identitären das hauptsächliche Extremistenmerkmal ist und bleibt, bedeutet dies gleichzeitig, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit auch "Sezession" als politisch verdächtig einer permanenten Beobachtung unterstellt und die Ausgrenzung aus dem Mainstream des Geisteslebens noch verstärkt wird.

Meier Pirmin

7. September 2016 15:19

@Lichtmesz. Ich zähle Ihre Analyse von "Full metal jacket", auf die Sie verweisen, zu Ihren besten publizistischen Leistungen. Wissen Sie, wie ich auf Kubrick gekommen bin? Als ich 14 Jahre alt war, war sein Film "Paths of Glory", Wege zum Ruhm, wegen Antimilitarismus und Beleidigung der französischen Armee in der Schweiz verboten. Ich war also völlig darauf erpicht, diesen Film zu sehen, habe ihn mir dann in Frankreich erstmals angesehen, ich glaube in Paris. Das Kriegsmotiv ist auch in "Barry Lyndon" sehr stark, wie hier breite Kolonnen in farbigen Uniformen ohne mit der Wimper zu klimpern aufeinander losmarschieren und von Salven noch und noch hingemäht werden. Unglaublich stark ist in jenem Film auch noch das Motiv des Duells gestaltet, zu schweigen von der absolut einzigartigen Darstellung der vorrevolutionären Gesellschaft in Grossbritannien und auch noch in Preussen. Kubricks Schwiegervater Veit Harlan hatte grossen Einfluss auf ihn. Gegen dessen Film "Jud Süss" wurde in der Schweiz demonstriert.

M.L.: Er war genauer gesagt nicht sein Schwiegervater, sondern sein Schwieger"onkel", wenn es sowas gibt. Ja, "Barry Lyndon" ist mein Lieblings-Kubrick, auch wenn er zu Unrecht weniger Ruhm genießt als die anderen Filme!

Irrlicht

7. September 2016 15:35

@deutscheridentitaerer
Wenn sich die USA, wenigstens in Form einer impliziten Voraussetzung, als Einwanderergesellschaft von Europäern verstanden, warum importierten sie Millionen von Afrikanern als Sklaven? Und warum sollte man der Ansicht sein, aus dem Schmelztigel, in dem sich die nationalen Identitäten der eingewanderten Europäer auflösten, sei eine eigene "weiße Identität" hervorgegangen? Ein grundsätzliches Problem des europäischen Projekts besteht gerade darin, dass es keine vorgängige, substanzielle europäische Identität gibt, auf die es sich stützten könnte.

Zum Artikel im Spiegel: Er beschreibt ein wiederkehrendes Muster, das zuletzt beim Konflikt zur Beilegung der Eurokrise zu beobachten war, von der öffentlichen Meinung bis herunter zum Nazigeschrei in Chatforen, das fast ausschließlich von Amerikanern kommt, sofern auch nur ein deutscher Bezug vorhanden ist. Und Schröders Politik war durchaus ein Versuch der Selbstbehauptung. Es gab den Widerstand gegen den Irak-Krieg, er forderte eine Reform des Sicherheitsrats mit deutschem Veto-Recht, ein von den USA torpediertes Ansinnen, und versuchte als letzter deutscher Kanzler zusammen mit seinem japanischen Amtskollegen Koizumi die Feindstaatenklausel aus der UN-Charta zu tilgen.

autochthoner

7. September 2016 15:38

Liebe Frau Kositza, vielen Dank für den mir neuen Witz.: „Sagt der Philosoph zu seiner Philosophenfreundin: ‚Wir sollten mal wieder ausgehen!‘ Fragt die Freundin: ‚wovon?‘“

Schönen Gruß aus Berlin-Wedding ( vermulich das genaue Gegenteil von Schnellroda )

Meier Pirmin

7. September 2016 16:02

@Lichtmesz. Von den Kostümen her und der Architektur ist "Barry Lyndon", welchen Film ich mir in den Kinos damals siebenmal angesehen habe, wohl bis zum heutigen Tag unerreicht. Dabei war wohl "Kolberg" teilweise Kubricks Vorbild, aber ohne nationalen und propagandistischen Pomp.

Zu Veit Harlan. Natürlich wurde zu meinen Lebzeiten "Jud Süss" in der Schweiz nicht aufgeführt. Die Demonstration galt einem neueren Film von Harlan, ich glaube sogar seiner Storm-Verfilmung von "Viola Tricolor"- Die Demonstration galt nicht dem Film, sondern der Person Harlan. Obwohl seither mehr als 55 Jahre vergangen sind, erinnere mich an den Slogan der Demonstranten bzw. das Transparent: "Heim ins Reich mit Nazi-Seich". Der katholische Filmberater, nach dem ich mich ab 1960 orientierte, überschlug sich mit Warnungen vor Harlan. "Mit ernsten Reserven, abzuraten" hiess es, wobei der Werbewert solcher Negativempfehlungen unterschätzt wurde. Bei einem anderen Film von Harlan wurde bei der Negativempfehlung darauf aufmerksam gemacht, dass ein Mädchen sich als Aktmodell betätige. (Gegen einen der ersten Filme in der Schweiz, in dem eine nackte Frau gezeigt wurde oder zumindest eine Brust, es war ein Bergman-Film, engagierten sich Gebetsgruppen.) Auffällig ist aber zumal, dass die Nachkriegsfilmkritik Harlans Filme ziemlich flächendeckend verriss. Umso bemerkenswerter ist sein Einfluss auf einen der grössten Könner der Filmgeschichte überhaupt, den von Ihnen Ihrerseits geschätzten Kubrick. Das Fehlen von Kubrick, Fellini, Kurosawa und Tarkovski konnte trotz besserer technischer Möglichkeiten in den letzten Jahrzehnten nicht mehr wettgemacht werden. Zumal Hollywood liefert mehr und mehr nur noch Konfektionsware. Spielberg bleibt für mich im Vergleich zu obigen Meistern das Mittelmass schlechthin. Eines der letzten wirklichen Meisterwerke war wohl das "Kuckucksnest".

M.L.: Hm, also ich glaube nicht wirklich, daß der Einfluß von Harlan auf Kubrick so groß war, weitaus geringer als etwa etwa von Ophüls oder Fritz Lang. Die Zinnsoldaten aus "Kolberg" haben für mein Empfinden auch wenig Ähnlichkeit mit den Preußen von "Barry Lyndon". Was ihn fasziniert hat, war die Idee, einen Film über den Alltag eines Regisseurs im Dritten Reich zu machen, da gab es sogar schon konkrete Pläne, und Harlan wäre das Vorbild gewesen. Die Nachkriegsfilme von Harlan sind wirklich furchtbar, mit einer Ausnahme: "Hannah Amon" ist ein Knaller, gerade weil er so wahnwitzig überdreht ist. Auf einer Camp-Ebene ist "Anders als du und ich" ziemlich spaßig, aber eher unfreiwillig komisch. Seine besten sind wohl "Immensee" und "Opfergang", die Seite an Seite gedreht wurden, auf Agfacolor und mit demselben Cast. Aber zu den wirklich Großen zählt er nicht.

Meier Pirmin

7. September 2016 16:33

@Lichtmesz. O Schreck! Als einer der letzten ganz grossen Hollywoodfilme in die Kinos kam, "Einer flog über das Kuckucksnest" von Milos Forman, 1975, waren Sie noch gar nicht geboren! Im gleichen Jahr kam "Barry Lyndon". Bleiben Sie aber als Filmfreund dran!

M.L.: Ich sehe das nicht so pessimistisch wie Sie, seit 1975 gab es so viele gute Filme aus Hollywood, ob große Produktionen oder Independent: Network, Sorcerer, Days of Heaven, Alien, Raging Bull, Once Upon a Time in America, Blade Runner, Down by Law, Blue Velvet, Mishima, GoodFellas, Basic Instinct, Dangerous Liasions, Bad Lieutenant, Casino, Pulp Fiction, The Player, Short Cuts, Lost Highway, Dead Man, Ed Wood, Heavenly Creatures, Fight Club, Miller's Crossing, Fargo, 12 Monkeys, Happiness, Mulholland Drive, No Country for Old Men, Passion of the Christ, The Thin Red Line, The Tree of Life, The Hurt Locker, Zodiac, Herr der Ringe, American Sniper...

Meier Pirmin

7. September 2016 16:41

@Westpreusse. Ich habe Ihren beeindruckenden Ausführungen gar nichts hinzuzufügen, ausser dass ich ein Projekt, meinen Schweizer Landsmann Leonardo Conti betreffend, abgesetzter Reichsgesundheitsführer und Präsident der deutschen Paracelsus-Gesellschaft, in die Aktion T4 und anderes involviert, als Forschungsprojekt bis auf weiteres preisgegeben habe. Ich danke Ihnen für diese präzisierenden Hintergründe, auch den Begriff "Ermordungen" betreffend.

Meier Pirmin

7. September 2016 17:10

@Lichtmesz. Sie sehen wohl richtig, dass man die persönlichen Beziehungen zwischen Harlan und Kubrick nicht als "Einfluss" überschätzen sollte. Ihre qualitative Einschätzung zu Barry Lyndon im Vergleich zu Kolberg, wo sich das Kolossale selbständig macht, teile ich vollends.

M.L.: "Kolberg" hatte ich mir hier auch mal vorgenommen.

Obi Wan Kenobi

7. September 2016 18:07

@Meier Pirmin

Ich mache mir jetzt auch keine Gedanken über eine mögliche Gleichstellung des Hess-Kults mit dem Guevara-Kult, das sollte jetzt auch nicht die Stoßrichtung meiner Ausführungen gewesen sein. Ich finde es aber zugegebenermaßen verstörend - einen weniger drastischen Begriff finde ich nicht - wie es der politischen Linken bis heute gestattet wird, ihre Verbrechensgeschichte im 20. Jahrhundert zu verdrängen. Das hat bis heute große Auswirkungen auf die politische Kultur.

Winston Smith 78699

7. September 2016 18:28

@ Martin Lichtmezs

Sie unterschlagen "True Romance" - trotz der umwerfenden Sizilianerszene?

M.L.: Haha, die ist die einzige, die darin wirklich gut ist!

Hinsichtlich Filmmusik vergleiche ich sie gerne mit der aus Hunger: https://www.youtube.com/watch?v=L_2D3Wxoprc

Rumpelstilzchen

7. September 2016 19:11

Wie stilisieren sich Linkspopulisten in Zukunft zu Widerstandskämpfern, wenn hier Che so gnadenlos demontiert wird ?
Was, wenn sich die Verbrechensgeschichte nicht mehr verdrängen läßt ?
Zu welchen "Idolen" greift man dann ? Doch nicht zu ...

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-instrumentalisiert-bewegung-des-20-juli-um-graf-stauffenberg-14423288.html

Und kann es überhaupt linke Vorbilder geben ?
Wenn Gewalt zur Erreichung des Ziels conditio sine qua non ist ?
Und das Ziel unerreichbar .

Winston Smith 78699

7. September 2016 20:28

@ M.L.

M.L.: Haha ...

Das stimmt sicher. Aber was mögen Sie an Reservoir Dogs nicht, dass Sie zwar PF erwähnen, aber diesen unverzichtbaren Prolog und Kommentar dazu in den drei Punkten am Satzende verstecken?

M.L.: Ich mag's eh, hab viele andere nicht erwähnt...

(Dass dies eigentlich kein Film ist, sondern ein Bühnenstück, lasse ich nicht gelten. Weil er sich zur blutigen Komödie neigt, nur nicht so deutlich wie PF oder Sexy Beast oder sogar Things to do in Denver when you're dead?)

Übrigens: ich suche seit Jahren die Szene aus irgendeinem Gangsterfilm, in der ein Schießereimassaker in einem Lokal ganz kontrapunktisch mit so etwas wie romantischer Klaviermusik unterlegt wird, mit Chopin oder Schumann oder dergleichen. Nein, es ist nicht die Schießerei aus "Revolver", das muss älter sein, eher wie Casino oder Goodfellas. Ich hatte die Szene mal gefunden und natürlich nur den Titel auf "einer Festplatte" ... womit alles erklärt ist, denke ich.

Meier Pirmin

7. September 2016 22:08

An Martin Lichtmesz

Den Ausgangspunkt des Artikels von E.K. nicht vergessen, gilt zuletzt auch für Winsto Smith. Es ist keine Kleinigkeit, wie gemäss Kositza und Kubitschek weniger eine Demonstration als eine Mobbing-Aktion auf die Institution zukommt.

Dabei verdanken wir Frau Kosizas Vorgabe das Stichwort Che Guevara. Sehr in die Tiefe geht der Hinweis von @Obi Kenobi im Hinblick auf das aggressive kriminelle Potential kommunistischer Extremisten, das in keiner Weise aufgearbeitet ist, weshalb etwa Massenmörder wie Lenin und Che Guevara noch referenzfähig sind, während kein halbwegs denkender Rechter sich noch auf die Gespenster des Nationalsozialismus beruft, auch wenn diese Haltung als Verdacht noch längst im Raum steht. Danke, @Rumpelstilzchen, auf den Hinweis auf Stauffenberg, den ich mit anderen nicht überschätzen würde und den man überschätzt hat. Es ist richtig, dass Stauffenberg, wie es in der FAZ stand, nichts hielt von den sogenannten Idealen der Französischen Revolution, was indes in allerbester freiheitlicher Tradition steht, vgl. den Briten Edmund Burke und auch die Westschweizer Tradition des Naturrechts usw. Der reinste Ausdruck des Jakobinismus war und blieb bekanntlich Robespierre, der tatsächlich gut zu Lenin und Che Guevara passt, teilweise auch zu Himmler, der in Posen Wert darauf legte, dass man viele tausend Tote produzieren könne und dabei "anständig geblieben ist". Diese Tugendrevolutionäre, bei der Linken weit verbreitet, bei der Rechten ebenfalls jederzeit möglich, sind die Schlimmsten.

Zum Abschluss: @Lichtmesz. Dass wir uns einst, wenn ich mich richtig erinnere, über Kaltenbrunner unterhielten und jetzt über bedeutende Filme, zeigt, dass Sie weit davon entfernt sind, sich in vordergründiger Tagespolitik zu verlieren. Ehrlich, Sie gefallen mir mit Ihrer gesunden Neugier zunehmend besser als Altrechte, die ich vor 45 bis 55 Jahren kennenlernte. Von der damaligen Generation, mit der ich zum Teil jung in Kontakt kam, habe ich mich mit Gründen losgesagt oder dann sind die verbliebenen guten Leute weggestorben. Mit dem gottlosen Landsmann Mohler habe ich es gerade gar nie gekonnt.

Sie aber erinnern mich, auch was Ihre Bemerkungen zum Wehrdienst betrifft bei Full Metal Jacket, an ein Wort von Reinhold Schneider aus dem Jahre 1958 (erinnere mich noch an dessen Todesmeldung): "Die noch nicht eingebürgerlichte, noch nicht einmilitarisierte Jugend wagt vielleicht ein neues Denken." Das Interessante an Schneider war, dass er einen nichtlinken, monarchischen und konservativen Pazifismus vertrat und sich nicht mal - als strenger Katholik - zu Adenauers freiheitlich-demokratischer Grundordnung bekennen wollte. Er war schlicht ein unabhängiger Geist, was dann auch zum Beispiel dem Schriftsteller Arnold Stadler aufgefallen ist. Sie aber, Herr Lichtmesz, scheinen mir zur Jugend des 21. Jahrhunderts zu gehören. Wer weiss, wohin Sie Ihr Weg noch führen wird.

M.L.: Ich danke Ihnen, aber so jung bin ich leider auch nimmer!

eulenfurz

7. September 2016 22:19

Frl. Sittes Promotion zum Dr. oec. erfolgte 1987 mit der Arbeit "Die Führungstätigkeit der SED-Bezirksorganisation Halle bei der Weiterentwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der Industrie und der Herausbildung der Kombinate (sechziger und siebziger Jahre)." Man wird davon ausgehen können, daß das Elaborat weder einen wissenschaftlichen Wert noch irgendeine Inspiration für die Gesellschaft hat(te). Nach dem Zusammengeschreibsel war sie bis 1989 Zweiter Sekretär der FDJ-Kreisleitung an einer Universität, danach PDS-LINKE-Abgeordnete auf Steuerzahlers Gnaden.

Den Doktortitel hat sie immer noch, aber keine Kinder. Hat sie eigentlich irgend etwas im Leben geleistet?

Meier Pirmin

7. September 2016 22:29

PS. Ich habe mich vor 5 oder 6 Jahren nicht mit Ihnen, sondern mit Martin Johannes Grannenfeld per Mail über Kaltenbrunner unterhalten.

Winston Smith 78699

8. September 2016 00:00

@ Meier Pirmin

O du meine Güte, schäme ich mich jetzt aber was her, weil ich an manchen Abenden zur Ablenkung vom großen Sterben Europas auch ein wenig über Filmkunst palavern will, anstatt ... was eigentlich? Kein Job, Kellerloch statt eigener Wohnstatt, lebe von Erspartem und Hilfe (aber nicht h4), eigene Familie auch futsch ... aber Unterschlupf und Unterricht für die Kinder der Identitären hab ich gleichwohl bereits angeboten, was mehr soll ich denn denn noch machen? Was denn? Sie hatten's auch nicht leicht, das hab ich kapiert, und vielleicht ungenügend Respekt gezollt. Hiermit hoffentlich getan. Aber was soll denn diese bescheuerte Maßregelei - sagen Sie mir in Gottes Namen einfach, was ich machen soll! Seit Jahren lese und lerne ich jeden Tag ganz alleine wie um mein Leben , um das zu begreifen, was da passiert, auf einer aberwitzigen Suche nach Lösungsideen - alles schüttelt den Kopf und erklärt mich für verrückt, aber der haben nicht das gesehen wie ich. Ich habe mein ganzes Leben wegen dieses Irrsinns und der Sucherein eingestellt, unterbrochen nur durch Mampfen gegen die Einsamkeit, manchmal Gefummel auf Instrumenten, öfters Pornos, zur Zeit rauche ich nicht mal mehr - außer wenn ich Besuch von den Kindern bekomme, dann gehe ich mit denen raus. Ich schlage Jobangebote aus, weil ich mich sowieso nicht auf sogenannt vernünftige Arbeit konzentrieren könnte, und lasse mich dafür beleidigen und angreifen. Manche kompetenten Leute sagen dagegen im Ernst, ich solle mich doch bei Google bewerben oder was in der Art, aber ich sehe eben gerade den ganzen Laden hier hochgehen - und das ist kein Spaß, Herr Meier, denn im Gegensatz zu Ihnen sitze ich mittendrin, und meine Kinder auch. Jeden Tag wünsche ich mir, ein windiger Gauner werden zu können, der aus der Lage noch Profit schlägt, ein verbrecherischer Oppportunist, ein Schacherer, Waffenhändler, Lude, Asylindustrieller; jeden Tag bitte ich die Gottheit, mich für meine Kinder zu so einer skrupellosen Sau zu machen und mir die Schläue des Betrügers zu verleihen, um die Lücke zu sehen, um noch was abzugreifen. Jeden Tag schmiede ich aus Verweiflung Pläne für krumme Dinger, um am Tag X die Ressourcen zu haben, die Kinder zu retten - und schäme mich dafür oder bin nur zu feige und lasse ab. Das Beresinalied singe ich Nacht für Nacht auf meine schäbige Weise, aber neuem Sinn für die Worte, und Sie aus der Schweiz maßregeln mich? Kommen Sie zu mir ins Germanental, ich lade Sie ein! Ich zeige Ihnen meine Gegend und die der vertriebenen Eltern, wo doch die zweite Vertreibung innerhalb von zwei Generationen mir längst nicht mehr ganz abwegig erscheint! Und ich erzähle Ihnen die Sagen auf meine Art. Ich würde mich freuen.

Meier Pirmin

8. September 2016 04:22

@ML. Vom Potential her finde ich Sie immer noch jung. In Ihrem Alter hatte ich, von der Dissertation abgesehen und einem fragwürdigen Gedichtband, noch kein "zählbares" Buch geleistet. Ich glaube, Ihr Hauptwerk liegt noch vor Ihnen.

Monika

8. September 2016 09:52

Skurrilität per se ist nicht komisch oder lustig, da komisch oder lustig von verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich empfunden wird. Da Skurrilität aber für den Beobachter meist mit einem Überraschungseffekt verbunden ist (Erkennen eines Andersseins), kann diese, analog zur überraschenden Pointe eines Witzes, zuerst neugierige Aufmerksamkeit und dann einen automatischen Lachreflex auslösen.

wikipedia

Dieser Strang löst nurmehr automatische Lachreflexe aus.
Seit Raskolnikow im Himalaya als Yeti-Darsteller rumirrt, häufen sich hier die Raskolnikow-Verschnitte.
Nun hat mein Genotyp über meinen Phänotyp gesiegt: Ich bin wütend.
Schlimmer als geschwätzige Weiber sind geschwätzige Männer !!!

Ganz kurz: Ich bin kein Cineast. Ich dachte als Kind ganz naiv, Filme müssen schön und unterhaltend sein. Mein erster Schock war "Uhrwerk Orange", kurz danach "Schreie und Flüstern" von Bergmann.
Da schwor ich mir, nie mehr ins Kino zu gehen. Habe ich lange durchgehalten.
Später gefallen hat mir nur "Nostalghia" von Tarkowskij und "Das Lied vom traurigen Sonntag" . Es soll in Neuseeland ( ?) ein Kino geben, wo nur dieser eine Film läuft. Weiß nicht, ob das stimmt.
Es würde mir reichen: Ein schönes Kino, wo immer der eine schöne Film läuft. Man verpasst nichts.

@Pirmin Meier
Witzig, dass Sie Herrn Lichtmesz vom Potential noch jung finden.
Und traurig, daß Männer immer etwas leisten müssen.
Mein Hauptwerk liegt Gott sei Dank hinter mir ( meine Kinder) .
Und ich kann mich den Fragwürdigkeiten des Lebens widmen.
Ich habe sogar in jungen Jahren einmal Gerd-Klaus Kaltenbrunner im Ölmättle besucht. Nach einem kleinen Schriftwechsel.
Zunächst war ich erschrocken, wie klein und zart der Phänotyp dieses Mannes war. Die Riesenbibliothek ( wunderschön angefertigt) hat mich sprachlos gemacht. Ob der Universalbildung dieses Mannes bin ich vor Scham fast im Boden versunken.
Und sehr einsam erschien er mir. Und verschwiegen. Das gefiel mir.

Auch ich denke, dass Herrn Lichtmesz' Hauptwerk noch vor ihm liegen könnte. "Kann nur ein Gott uns retten" halte ich persönlich für "ausbaubar".
Dafür müßte er sich allerdings länger in Klausur begeben.
Und dann würde uns hier ja ein intelligenter Moderator und Kommentator fehlen. Nach Raskolnikow ein weiterer Verlust...
...und ein noch skurrileres Forum...

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