Dort haben sich ganz erwartbare Dinge zugetragen.Ich erkenne darin eine Verfahrenheit, die sich nun beispielhaft für die politische Linke abzeichnet. Was ist passiert?
Das Leipziger Conne Island, im Volksmund auch Eiskeller genannt, ist ein wichtiger und berühmt-berüchtigter Treffpunkt der linksextremen Szene für Leipzig, Sachsen und Deutschland. Von hier aus werden Aktionen linksradikaler Gruppen geplant, Vernetzungstreffen wie etwa zu den jüngsten Feierlichkeiten der deutschen Einheit stehen ebenso auf dem Plan wie Konzerte einschlägiger Bands oder Disco-Abende.
Da im Zuge der Einwanderungswelle nun auch nach Leipzig zahlreiche Asylanten strömten, wollte man „nicht hinter der sich vor Hilfsbereitschaft überschlagenden Zivilgesellschaft zurückstehen“. Man beschloß also, den Zugewanderten den Eintritt quasi kostenlos zu gestatten, was sich wiederum als „recht naiver Plan“ herausstellte: Es kam zu massiven sexuellen Übergriffen, natürlich seitens der jungen Araber. Das wiederum wäre ein handhabbares Problem gewesen, wenn die im Hause zuständigen Security-Kräfte keine „Angst vor einem ungerechtfertigten Rassismusvorwurf“ gehabt hätten. Hatten sie aber! Denn „in vorauseilendem Antirassismus“ wurde „Einlaßpersonal zurechtgewiesen“, und zwar seitens der restlichen Besucherschaft, was immer das auch bedeuten mag.
Aber dem nicht genug. Es kam weiterhin zu derartig krassen Schlägereien zwischen Arabern und Einheimischen, daß man trotz aller Antipathie gegenüber der Polizei (auf dem Dach des Etablissements steht in großen Lettern KILL COPS) dennoch nach der Staatsmacht rufen mußte, um die Situation in den Griff zu bekommen.
Was ist da vorgefallen, daß sogar diese Klientel nach der Härte des so gehassten Staates ruft? Kölner Silvesternacht in Leipzig-Connewitz? Der weibliche Teil der Besucherschaft bleibt dem Treiben jedenfalls mittlerweile weitestgehend fern – wer will sich schon gerne sexuell belästigen lassen? Daraufhin hat man nun erst einmal beschlossen, das Problem als solches nicht mehr durch Schweigen zu umschiffen, denn das wäre nun „nicht mehr zweckdienlich“. Welchem „Zweck“ hat es denn bisher gedient? Und was macht es so attraktiv, ausgerechnet jetzt dieses Verhalten zu ändern?
Im Gegensatz zum Artikel der Jungen Freiheit möchte ich nun weniger die offensichtliche Doppelmoral anprangern, auch wenn dies mehr als berechtigt wäre. Dies halte ich vor allem deswegen für kontraproduktiv, weil ich der Meinung bin, daß die Betreiber des Eiskellers zum ersten Mal etwas Richtiges gemacht haben: Sie haben die Gewalt von Arabern gegen Frauen in Deutschland öffentlich angesprochen. Das diese sich mehr als schwertun, da sie sich nicht in eine Reihe wie ihre politischen Gegner stellen wollen,war erwartbar, und es spiegelt sich natürlich in der gestelzten Polit-Sprache wider. Man will mit jedem erdenklichen Mittel verleugnen, daß es eben keine buddhistischen, kanadischen oder isländischen, sondern arabische Horden waren, die das eigene Biotop pertubierten.
Dennoch hat man mit exakt der Reaktion aufgetrumpft, mit der bislang die besorgten Bürger, die von ihnen so vehement verachtet und terrorisiert werden, reagiert haben: der Verteidigung des Eigenen, oder wie es im Artikel selbst steht: „Dieser Ort mit seinen Grundsätzen, wie wir ihn uns in den letzten 25 Jahren erkämpft haben, muss bestehen bleiben […].“. Anders formuliert: Wer sich nicht an unsere Spielregeln hält, muß die Party verlassen.
Richtig so, aber unverständlich bleibt, warum eben dieser Ansatz nicht auch außerhalb des Conne Islands gültig sein soll? Ist die Wahrnehmung eines Hausrechts nun ein linkes Vorrecht oder die Menschen außerhalb des Eiskellers einfach Menschen zweiter Wahl? Und wie vereinbart sich das mit der Aussage, daß „keine doppelten Standards angelegt werden können“?
Nun denn, die Ideologie ist nicht aufgegangen, die politische Linke steht nicht nur in Leipzig vor einem Scherbenhaufen.Es ist ein Geist, der durch eine allzu notorische Anti-Haltung entstanden ist, die nun in eine unlösbare Situation mündet – was wiederum die Attraktivität des Schweigens und Ignorierens erklärt.
Systemtheoretisch gesehen gibt es nun zwei Wege: 1.) mehr desselben oder 2.) etwas Neues.
- Mehr desselben würde bedeuten, nun eine möglichst „diplomatische“ Sprache zu finden, um dann das sagen zu können, was man nicht sagen will oder das nicht sagen zu müssen, was man sagen könnte und vielleicht ja sogar müßte. Eine Sprache mit verschiedensten ‑Ismen und die Verlagerung des Problems auf eine Ebene, die nur im Allerentferntesten etwas damit zu tun hat, was man in langen Schachtelsätzen zu ver-klären versucht. Also vertuschen und verschleiern, schon allein, weil man als die „Unfehlbaren des Guten“ nun doch fehlbar gewesen ist und es nicht zugeben will, auch wenn man es könnte.
Mehr desselben bedeutet in diesem Fall auch mehr des Nicht-Funktionierenden und somit das Ausschalten der Rückkopplung, was zu einem immer offensichtlicheren Kollaps des ideologischen Systems führt, da man keine verwertbare Neuerkenntnisse zulässt. Die wären aber notwendig, um ein System lebendig und funktional zu halten. Das ist eine gute Nachricht für unsere Sache, ein Grund zur Freude. - Oder etwas Neues: Neu wäre, daß man zugeben würde, dem kapitalistischen Ultra-Liberalismus schlichtweg auf den Leim gegangen zu sein. Daß man sich aus hedonistischen Eigeninteressen hat instrumentalisieren lassen, ausgerechnet für die Leute, die man haßt – und gegen die Leute, für die man hätte eintreten sollen und auch eintreten können hätte. Das müßte nicht bedeuten, daß man nun alle Rechten lieben würde. Aber es würde bedeuten, den alltäglichen Terror gegen Andersdenkende umgehend einzustellen und Meinungsfreiheit auch dem politischen Gegner zuzubilligen, somit auch die Fähigkeit zum Dialog wieder herzustellen und auch dem einen Raum zu geben, das man selbst zunächst fürchtet. Es würde bedeuten, den schäbigen Verrat an der eigenen Gemeinschaft zugeben zu müssen, was wiederum charakterliche Größen wie Mut, Ehrlichkeit und Ethik erforderlich machen würde. Man müßte sich bei jenen entschuldigen, die man mit ihren Ängsten nicht nur allein gelassen, sondern diese auch noch verächtlich gemacht und ihnen absichtlich und ohne zwingende Notwendigkeit Schaden zugefügt hat. Man müsste die eigene Fehlbarkeit offenbaren und Wiedergutmachung leisten.
Das wird aber höchstwahrscheinlich nicht passieren, auch aus folgenden Gründen: Wenn sich politische Gruppen bilden, ist es eine Notwendigkeit, sie unterscheidbar zu machen. Logisch, denn ist man von seinem Kontrahenten emotional nicht differenzierbar, so wird man quasi „eins“. Der linke Connewitzer entdeckt also den besorgten Bürger in sich selbst: Das bedeutet die (gefühlte) Auflösung der eigenen Identität, zumindest für diesen kurzen Augenblick; ein massiv bedrohlich erlebter Umstand, der regelmäßig durch irrationales Abwehrverhalten umgangen wird („Trotzdem!“). Die brachial geleugnete Identität wird auf diese Weise paradoxerweise nun der Fallstrick für die Linke und ich darf es wohl keinen Zufall nennen, daß dem so ist. Ist dies einmal passiert, so gibt es keinen Weg zurück. Die Erfahrung ist gemacht und kann nun nur noch durch regelmäßige Verleugnung und Doppelmoral kaschiert werden. Womit wir wieder bei 1.) wären.
Machen wir uns nichts vor. Etwas Neues ist von der politischen Linken im bundesrepublikanischen Kontext natürlich nicht zu erwarten, zu sehr hat man sich (auch finanziell) abhängig gemacht. Gut so.
S. Fischer
Den Linken laufen die Weiber weg? Wären die linken Herren nicht so homophob dann wäre das ja kein Problem...
Wie auch immer, eben jene Damen die den Schutz des Mannes kategorisch ablehnen bleiben jetzt daheim? Wie nennt man das? Stubenhockerfeminismus?
Mal Spaß beiseite. Ja, das linke Luftschloß verliert rapide an Höhe. Und der Analyse zu den Gründen stimme ich vollkommen zu. Nur halte ich es hier eher mit FJS, er hat es prägnanter formuliert: "Everbodys Darling ist everybodys Depp." Das gilt wohl auch für Linke.