»Brandherd Syrien« – Tagung der Gesellschaft für Internationale Friedenspolitik

In diesen Tagen naht die heiße Phase der von allen Kriegsparteien in Syrien als »entscheidend«...

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

für den künf­ti­gen Kriegs­ver­lauf ange­se­he­nen Schlacht um die Metro­po­le Alep­po. Auf der einen Sei­te kämp­fen die Streit­kräf­te der regu­lä­ren syri­schen Armee mit ihren Ver­bün­de­ten bei rus­si­scher Luft­un­ter­stüt­zung, wäh­rend auf der Gegen­sei­te ein Kon­glo­me­rat aus sun­ni­tisch-dschi­ha­dis­ti­schen Ban­den mit Waf­fen aus dem Wes­ten und Finan­ziers aus den Golf­staa­ten zum Angriff über­ge­hen möchte.

Alep­po ist also Schau­platz eines seit 2011 immer wei­ter eska­lie­ren­den Krie­ges, der Syri­en zum »Brand­herd« wer­den ließ. Die Lage ist dabei für Beob­ach­ter kaum noch zu über­schau­en, weder mili­tä­risch noch poli­tisch oder stra­te­gisch. Wer mischt mit, wie wird des­in­for­miert, wie geht es wei­ter mit Syri­en? Eine Tagung der »Gesell­schaft für Inter­na­tio­na­le Frie­dens­po­li­tik e. V.« (GIF), die in Bad Soo­den-Allen­dorf statt­fand, ging am 22. und 23. Okto­ber genau die­sen (und vie­len wei­te­ren) Fra­gen auf den Grund. Die Ver­an­stal­tung, die mit etwa 150 Gäs­ten gut besucht war, zeich­ne­te sich ins­ge­samt durch ein hohes Niveau der Vor­trä­ge aus, wobei es eini­ge beson­ders ver­die­nen, her­vor­ge­ho­ben zu werden.

Schwes­ter Hatune Dogan

Die Non­ne aus einem nord­rhein-west­fä­li­schen Klos­ter wur­de 1970 in der Süd­ost­tür­kei – unweit der syri­schen Gren­ze – in eine christ­lich-ara­mäi­sche Groß­fa­mi­lie gebo­ren; 1985 erfolg­te auf­grund Mord­dro­hun­gen sun­ni­ti­scher Nach­barn die Flucht nach Deutsch­land. Ihr Weg führ­te in einen syrisch-ortho­do­xen Orden, sie mach­te meh­re­re Aus­bil­dun­gen, stu­dier­te Theo­lo­gie und Geschich­te und enga­gier­te sich in der Armen­hil­fe in Indi­en; 2010 erhielt sie das Bun­des­ver­dienst­kreuz. Ihre 2003 gegrün­de­te, kari­ta­ti­ve »Hatune Foun­da­ti­on« ver­fügt heu­te über 5000 ehren­amt­li­che Hel­fer, die sich ins­be­son­de­re um ver­folg­te Chris­ten, kon­kret: not­lei­den­de Mäd­chen und Frau­en, im Nahen Osten kümmern.

Dem­entspre­chend refe­rier­te Schwes­ter Hatune über »Die Lage der Chris­ten in Syri­en und im Irak«. Ihr mit viel Lei­den­schaft vor­ge­tra­ge­ner Bei­trag mach­te klar: Die Lage ist kata­stro­pha­ler als ange­nom­men. Mas­sen­ver­ge­wal­ti­gun­gen, Ent­füh­run­gen, Mor­de sind an der Tages­ord­nung. Schwes­ter Hatune bemän­gelt die feh­len­de euro­päi­sche Beschäf­ti­gung mit die­sem Elend, denn gera­de »aus christ­li­cher Sicht darf man nicht schwei­gen, was im Nahen Osten pas­siert«, so ihr Plä­doy­er. Statt des­sen schaue die west­li­che Welt weg und stüt­ze kon­se­quent die fal­schen Kräfte.

Grund­sätz­lich stark zu ver­neh­men waren ihre aus eige­nem Erle­ben genähr­ten Vor­be­hal­te gegen­über dem sun­ni­ti­schen Islam. Die Non­ne aus War­burg ver­wies wie­der­holt auf Suren, die von gläu­bi­gen Mus­li­men als Tötungs­be­feh­le gegen Min­der­hei­ten (Chris­ten, Ala­wi­ten, Ale­vi­ten, Schii­ten usw. usf.) ver­stan­den wer­den. Ihre zuge­spitz­te The­se »Moham­med war ISIS!« begrün­de­te sie mit einem kur­zen Streif­zug durch die his­to­ri­sche (sala­fis­ti­sche) Chris­ten­ver­fol­gung im Nahen und Mitt­le­ren Osten. Heu­te, wo mit dem »Isla­mi­schen Staat« und ver­gleich­ba­ren Ter­ror­struk­tu­ren wie der Nus­ra-Front eine neue Dimen­si­on anti­christ­li­cher Gewalt erreicht wur­de, müs­se end­lich etwas getan werden.

Unver­ständ­lich für sie ist dabei die Gleich­gül­tig­keit der Chris­ten Euro­pas ange­sichts des suk­zes­si­ven Geno­zids an christ­li­chen Min­der­hei­ten, eben­so unver­ständ­lich die euro­päi­sche und ins­be­son­de­re die bun­des­deut­sche Flücht­lings­po­li­tik: »Euro­pa hat die Wöl­fe her­ein­ge­las­sen und die Scha­fe vor der Tür ste­hen las­sen«, so ihr ent­täusch­tes Fazit.

Akt­ham Suliman

Der 1970 gebo­re­ne Jour­na­list Akt­ham Suli­man ist bekannt aus eini­gen Talk­shows: Er war es, der den füh­ren­den ara­bi­schen Nach­rich­ten­sen­der Al-Dscha­si­ra 2012 ver­ließ, da er die ten­den­ziö­se und unver­ant­wort­li­che Syri­en-Bericht­erstat­tung nicht mit­tra­gen woll­te. Der stu­dier­te Poli­tik­wis­sen­schaft­ler, der in Damas­kus gebo­ren wur­de und der­zeit in Ber­lin lebt, sprang für die deut­sche Syri­en­ex­per­tin Karin Leu­ke­feld ein, die aus unbe­kann­ten Grün­den der Tagung fern­blieb. Sein Vor­trag »Krieg und Cha­os. Eine ara­bi­sche Sicht« zeich­ne­te sich durch Sach­ver­stand und gekonnt gesetz­te Iro­nie glei­cher­ma­ßen aus.

Suli­man beton­te die sozio­öko­no­mi­schen Ursa­chen des Syri­en­kon­flikts und rela­ti­vier­te inso­fern die rein reli­gi­ös ori­en­tier­te Kri­tik sei­ner Vor­red­ne­rin: »Im Krieg geht es nicht um Reli­gi­on, son­dern um Inter­es­sen.« Wie die­se Inter­es­sen sei­tens der letz­ten ver­blie­be­nen Welt­macht USA und ihrer Ver­bün­de­ter ein­ge­setzt wer­den, um in Syri­en und den Nach­bar­län­dern hege­mo­ni­al zu agie­ren, mach­te er anhand zahl­rei­cher Bei­spie­le vom 11. Sep­tem­ber bis in die Gegen­wart deutlich.

Ob der Krieg nach Euro­pa kom­me, sei kei­ne hypo­the­ti­sche Fra­ge mehr. Der Krieg sei längst in Brüs­sel, Paris oder auch in Chem­nitz ange­kom­men; nur sei die Front eben einst­wei­len noch ruhig. Die sala­fis­ti­sche Gefahr, die nun auch den Wes­ten bedroht, wur­de vor­her dabei gekonnt ein­ge­setzt, um das sta­bi­le syri­sche Gefü­ge zu zer­stö­ren. Die soge­nann­te Freie Syri­sche Armee (FSA) – Lieb­lings­the­ma der west­li­chen Poli­tik und ihrer Pres­se – sei dabei nicht nur heu­te ein Phan­tom, son­dern war es von Beginn an. Der lang­jäh­ri­ge Al-Dscha­si­ra-Kor­re­spon­dent gab zu: »Wir haben die FSA erfunden!«

Ohne­hin sei die Macht der Medi­en im Rin­gen um den Nahen Osten unvor­stell­bar ver­werf­lich; man müs­se sich nur die unter­schied­li­che Wahr­neh­mung in Euro­pa bezüg­lich zwei­er der­zeit begin­nen­der Ope­ra­tio­nen ver­ge­gen­wär­ti­gen: Im ira­ki­schen Mos­sul, wo US-Kräf­te die loka­len Ver­bän­de gegen den dschi­ha­dis­ti­schen IS stüt­zen, hand­le es sich um eine »Befrei­ung« der Mil­lio­nen­stadt, wäh­rend die Befrei­ung Alep­pos von ande­ren, dem IS aber ver­wand­ten dschi­ha­dis­ti­schen Alli­an­zen als bru­ta­le »Bela­ge­rung« durch Assad und Putin ver­kauft wer­de. Wie so oft ent­schei­den also die west­li­chen Kräf­te je nach Inter­es­se vor Ort, ob eine Isla­mis­ten­mi­liz »gut« oder »böse« sei.

Vital Bur­ger

Der drit­te Refe­rent in die­sem Sams­tags­block war Vital Bur­ger. Der Vize­prä­si­dent der schwei­ze­ri­schen Wirt­schafts­kam­mer sprach in sei­ner Rol­le als Vor­sit­zen­der des »Freun­des­krei­ses Schweiz–Iran« über die ira­ni­sche Sicht auf den Syri­en­krieg. Sein visu­el­ler Rund­gang durch die Viel­falt des Lan­des gewähr­te einen ers­ten Ein­blick in die Geschich­te und Gegen­wart 7000 Jah­re persischer/iranischer Kultur.

Bur­ger ging kun­dig auf die Inter­es­sen der ein­zel­nen Akteu­re im Syri­en­krieg ein und beton­te ins­be­son­de­re die zuneh­men­de Akti­vi­tät der Volks­re­pu­blik Chi­na, die nicht nur öko­no­mi­sche Inter­es­sen ver­tre­te, son­dern der es über­dies an einer Eli­mi­nie­rung der sun­ni­tisch-uigu­ri­schen Ter­ro­ris­ten gele­gen sei, die in Syri­en für Angst und Schre­cken sor­gen und womög­lich eines Tages in ihre Hei­mat in West­chi­na zurück­keh­ren könn­ten, wo sie eine erheb­li­che Gefahr dar­stel­len würden.

Zur Rol­le des Iran ver­miß­te man indes eini­ge prä­zi­se Fra­ge­stel­lun­gen: Bur­ger ver­wies zwar auf die Bedeu­tung der Mit­tel­meer­an­bin­dung für Tehe­ran, stell­te unter­schied­li­che Tran­sit­stre­cken vor, und hob die geo­stra­te­gi­sche Lage Syri­ens als einen Aspekt der ira­ni­schen Syri­en-Soli­da­ri­tät her­vor (neben der schii­ti­schen Per­spek­ti­ve und dem Block­den­ken bezüg­lich Sau­di-Ara­bi­en/A­ra­bi­stan).

Indes wäre es gera­de inter­es­sant gewe­sen, zu erfah­ren, wel­che Wider­sprü­che in der ira­ni­schen Poli­tik ange­sichts der Inter­ven­ti­on in Syri­en auf­tre­ten: Immer­hin ster­ben zahl­rei­che ira­ni­sche Frei­wil­li­ge auf dem Schlacht­feld und auch im ira­nisch-theo­kra­ti­schen Estab­lish­ment gibt es durch­aus ver­ein­zel­ten Wider­spruch zur Ret­tungs­ak­ti­on für einen dezi­diert säku­la­ren Herr­scher. Gewiß: Das sind Min­der­hei­ten­po­si­tio­nen, aber auch über die­se Ant­ago­nis­men inner­halb des Iran zu berich­ten wäre auf­schluß­reich gewesen.

Dis­kus­si­on Schwes­ter Hatune, Suli­man, Burger

Im Anschluß an Vital Bur­ger gab es eine offe­ne Dis­kus­si­ons­run­de mit den drei Refe­ren­ten, mode­riert vom GIF-Mit­glied Oberst­leut­nant a. D. Jochen Scholz. Neben eini­gen Wort­mel­dun­gen aus dem Audi­to­ri­um mel­de­te sich mit Dr. Salem El-Hamid ein Refe­rent des Fol­ge­tags. Der Gene­ral­se­kre­tär der Deutsch-Syri­schen Gesell­schaft hob her­vor, daß die Dar­stel­lung eines Reli­gi­ons­kriegs nicht zuläs­sig sei. Das Zusam­men­le­ben aller Reli­gio­nen und Kon­fes­sio­nen habe in Syri­en in den letz­ten Jahr­zehn­ten funk­tio­niert; Syri­en sei schließ­lich wie ein Mosa­ik, bei dem jeder ein­zel­ne Bestandt­teil zum gro­ßen Gan­zen zählt. Erst die von außen gestütz­te Radi­ka­li­sie­rung der (sun­ni­tisch-waha­bi­ti­schen) Sek­tie­rer habe zur reli­giö­sen Prä­gung des Kon­flikts geführt.

An Schwes­ter Hatune rich­te­te Scholz die Fra­ge, wer denn den Chris­ten­mord im Nahen Osten decke – es sei­en schlech­ter­dings nomi­nell »christ­li­che« Staa­ten des Wes­tens, die die Regi­on desta­bi­li­sier­ten und für die Eska­la­ti­on der Lage sorg­ten. Eine Front­stel­lung Chris­ten­tum ver­sus Islam wür­de daher die wah­ren Front­ver­läu­fe ver­schlei­ern. Die­ser Ansicht sekun­dier­te ein Teil­neh­mer, der das Feind­bild Islam als »Köder« zur Ablen­kung bezeich­ne­te. Immer­hin sei die Syrisch-Ara­bi­sche Armee (SAA) das Mus­ter­bei­spiel für Soli­da­ri­tät jen­seits sek­tie­re­ri­scher Lini­en: Sun­ni­ten, Ala­wi­ten, Dru­sen, Chris­ten, Schii­ten oder auch Athe­is­ten kämp­fen gemein­sam für die Zukunft Syri­ens in einem säku­la­ren Natio­nal­staat, der allen Syrern die­sel­ben Mög­lich­kei­ten bie­ten solle.

Deut­lich wur­de hier auch eine wich­ti­ge Kon­flikt­li­nie inner­halb der (hete­ro­gen zusam­men­ge­setz­ten) Tagungs­teil­neh­mer, denn es ging immer wie­der um die Fra­ge: Wird hier Reli­gi­on miß­braucht oder ist Reli­gi­on der Motor des Kon­flikts? Einig war man sich weit­ge­hend dar­in, daß die neo­kon­ser­va­tiv-kul­tu­ra­lis­ti­schen Deu­tungs­mus­ter à la Samu­el Hun­ting­ton zuneh­men. Auf der Stre­cke bleibt dabei die ent­schei­den­de Ana­ly­se sozio­öko­no­mi­scher und geo­po­li­ti­scher Zusam­men­hän­ge. Ein dog­ma­ti­sches Ver­ständ­nis des syri­schen Krie­ges als »Reli­gi­ons­krieg« mache es aber unmög­lich, die ent­spre­chen­den Hin­ter­grün­de faß­bar zu machen. Man kon­zen­trie­re sich auf fun­da­men­ta­lis­ti­sche Hard­li­ner des IS und ver­ken­ne – geo­po­li­tisch – lang­fris­ti­ge­re Plä­ne der USA eines »Neu­en Mitt­le­ren Ostens« oder Hege­mo­nie­be­stre­bun­gen der Golf­staa­ten wie auch der neo­os­ma­nisch agie­ren­den Tür­kei, wäh­rend man – geo­öko­no­misch – die wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen der betei­lig­ten Mäch­te hin­ter dem Schlei­er der Reli­gi­on belasse.

Das wird nicht zuletzt in der kom­pli­zier­ten Schlacht um Alep­po deut­lich – eine Stadt, die im übri­gen mehr­heit­lich sun­ni­tisch und Assad-loy­al zugleich ist. Mit die­ser Wie­ge der mensch­li­chen Zivi­li­sa­ti­on beschäf­tig­te man sich Sonn­tag in einem her­aus­ra­gen­den Bei­trag des syri­schen Ana­lys­ten Kevork Almassian.

(Teil 2 des Tagungs­be­richts folgt.)

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Benedikt Kaiser

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Kommentare (30)

Anselm Urban

24. Oktober 2016 21:26

Danke für den ausführlichen Bericht!

la vie est belle

24. Oktober 2016 21:42

danke...man freut sich auf den zweiten Teil!

Der_Jürgen

24. Oktober 2016 22:01

Benedikt Kaiser, der schon früher mit einem kenntnisreichen Beitrag über Syrien positiv auffiel, sei Dank für diesen überfälligen Artikel.

Die Lügen der westlichen Medien über Syrien sprengen jedes Mass. Man sehe sich etwa folgendes Video an:

https://www.pi-news.net/

Man kann nur Bewunderung für Assad empfinden, der die Unverschämtheiten des Schweizer Schmutzfinken Sandro Brosz gelassen und souverän kontert.

Wer von einer „friedlichen Lösung“ in Syrien spricht, ist ein weltfremder Traumtänzer. Es gibt nur eine militärische Lösung, die Vernichtung der Terrorbanden. Dass weitere Waffenstillstände mit den Halsabschneidern nichts Gutes bringen, hat man in Moskau mittlerweile endlich begriffen

Unvermeidlicherweise wird der kommende Sturm auf Aleppo viele Opfer unter der Zivilbevölkerung fordern. Die Verantwortung hierfür tragen die Dschihadisten, welche die Zivilisten als Geiseln nehmen, sowie ihre Unterstützer in den USA, den Golfmonarchien und anderswo.

Den Berufslügnern, die Assad Massaker an seinem eigenen Volk vorwerfen, seien drei ganz einfache Fragen gestellt:

1) Wenn eine „Völkische Befreiungsarmee“ mit Unterstützung aus Russland und Ungarn in der BRD reihenweise Polizisten abknallen, Linken langsam den Kopf abschneiden oder sie lebend in Käfigen verbrennen, die Exekutionen auf Video aufnehmen und anschliessend eine ganze Stadt, sagen wir München, besetzen und der Zivilbevölkerung das Verlassen der Stadt verbieten würden, würde sich die BRD-Regierung dagegen zur Wehr setzen, die Stadt umzingeln und versuchen, die Terroristen aus der Stadt zu vertreiben?
2) Würden bei den Kampfhandlungen Zivilisten umkommen oder verletzt werden?
3) Wären die BRD-Verantwortlichen dann „Kriegsverbrecher“, die „ihr eigenes Volk abschlachten?"

Mit solchen Fragen bringt man das Lügnergesindel rasch zum Schweigen.

In Russland wird jeden Tag am Fernsehen ausführlich über Syrien berichtet. Der Kriegskorrespondent Evgeni Podubni ist, im Gegensatz zu den Memmen von den Westmedien, immer dort, wo am heftigsten gekämpft wird.

Als ein Flugzeug des Nato-Vasallenstaates Belgien unlängst in Syrien ein Dorf bombardierte und mehrere Zivilisten tötete, hatte ein komischer Schnösel, der sich "belgischer Verteidigungsminister" nennt, die Stirn, dies zu dementieren. Darauf wurde am russischen Fernsehen die ganze Flugroute der belgischen Maschine über Syrien mit genauen Zeitangaben gezeigt.

Jene Journalisten, die gegen Russland und Assad hetzen, sind Schwerverbrecher, die dazu beitragen können, dass Europa in einen nuklearen Winter hineinschlittert. Ohne Unterstützung seitens der Lügenmedien könnten die US-Marionettenregime in Europa ihre Politik nämlich nicht betreiben.

Wir sind einem atomaren Weltenbrand so nahe wie nie zuvor; nicht einmal während der Kubakrise war die Lage so dramatisch. Die unmittelbarste Hoffnung, einen Krieg zu vermeiden, ist Trump. Aber um dessen Wahl zu verhindern, werden am 8. November wohl Hunderttausende von illegalen Immigranten, denen man zwecks Ermögliichung ihrer Wahlteilnahme Füherscheine ausgestellt hat, zu den Urnen marschieren, und Hunderttausende von Toten werden ihre Gräber verlassen und für Hillary stimmen.

Showtime!

Karl

24. Oktober 2016 22:45

Vielen Dank für die hervorragende Zusammenfassung und Analyse. Das sind definitiv erhellendere Informationen als über die Systemmedien zu bekommen. Die Kontroverse ob dieser Konflikt nun ökonomisch oder religiös bedingt sei, kann vielleicht dahingehend aufgelöst werden, dass beide Faktoren gerade in ihrem Zusammenwirken relevant sind. Für Einige stehen evtl. die Pipeline-/Gasinteressen für Andere die religiösen im Vordergrund.

Antwort Benedikt Kaiser:
Ich glaube auch, daß es etwa bei den Saudis oder Katar genau diese Überlappung der Interessen ist, die für eine besonders intensive Konflikt-Dynamik sorgt.

Brandenburger Sandstein

25. Oktober 2016 00:46

Es sind reine geostrategische Interessen die hinter den Konflikten im nahen Osten stehen.
Ich empfehle folgende Lektüre

https://m.faz.net/;artikel_bereich=galerie/aktuell/feuilleton/syrien-und-ihr-denkt-es-geht-um-einen-diktator-11830492.html

Wir brauchen mehr kluge Köpfe mit fundiertem Geschichtswissen..wohlfeile Formulierung a la "Antagonie" und "Paradoxon" mögen zwar den ein oder anderen Autoren klüger erscheinen lassen, als er tatsächlich ist, bringen aber in der Sache rein garnichts. Man beachte die klare und einfache Sprache im oben stehenden Link: auf den Punkt und präzise, ich denke zu 90% richtig was er schreibt. Alles andere ist doch echt albern.. Und wären die Auswirkungen der USAmerikanischen Strategien für uns Deutsche seit 1941 nicht so dramatisch ich würde jetzt matt lächeln, das kann ich aber nicht mehr. Grüße..

Gustav Grambauer

25. Oktober 2016 01:09

"Die Lage ist dabei für Beobachter kaum noch zu überschauen ..."

Ich finde, taktisch ist sie das nicht und von hier aus sowieso nicht, aber strategisch ist sie das schon: Aleppo ist Stalingrad, die Wochenschau spricht von "Frontbegradigungen". Alles wie gehabt.

Sie waren sich sooo sicher, Rußland "einbinden" zu können, denn in Libyen hatte der Russe bei der "Flugverbotszone" sooo schön mitgemacht. Aber das war - ziemlich genau - vor Schoigus Zeiten und vor allem vor den Zeiten von S-3.000. Zuletzt hatte "Flugverbotszone" im westlichen Orwell-Sprech bedeutet: Morden und Schlachten wie in Libyen ohne lästige Störungen durch den Russen - war aber nicht mehr durchsetzbar, stattdessen steht Rußland heute kurz vor der Fertigstellung einer de-facto-Flugverbotszone ("Luftverteidigungsblase") für den Westen. Kohn-Kerry und Nudelmann-Nuland sowie ihresgleichen hatten schon geglaubt gehabt, das Wort "Völkerrecht" für immer aus dem kollektiven Gedächtnis ausgerottet zu haben und es nie wieder hören zu müssen, inzwischen ist an deren Körpersprache bei ihren Besuchen im Kreml ablesbar, daß sie dort wie trötzelnde Kindergartenkinder zurechtgewiesen werden - während Lawrow trocken anmerkt, wer von einem souveränen Staat um Hilfe gebeten wurde und wer nicht mal ein UN-Mandat zustandegebracht hat.

Herrlich auch gerade die Türkei, herrlich auch Saudi-Arabien. Der gesamte Großraum merkt jetzt: "Wer sich mit den Hunden schlafen legt, der wacht mit den Flöhen auf".

Der_Jürgen, klar tut es sehr weh, was jetzt auf die Aleppiner zukommt. Aber lieber eine Ende - wofür Moskau garantiert - mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

"Indes wäre es gerade interessant gewesen, zu erfahren, welche Widersprüche in der iranischen Politik angesichts der Intervention in Syrien auftreten ..."

Ach, Herr Kaiser, lesen Sie mal die Analysen von Pars Today, früher IRIB in Netz, immerhin das offizielle Portal des Iran. Da geht es intellektuell so wild zu, daß jeder "Verschwörungstheoretiker" hierzulande vor Neid über so viel politische Phantasie erblaßt (wobei sehr oft DDrs. schreiben).

Bin allerdings in meinem ketzerischen Quer-Denken auch etwas wild: ich sage den Niedergang des Islam voraus. Das ist aber kein Grund zur Freude, denn dann fangen die Probleme mit den "Brüdern" erst richtig an.

- G. G.

Terzauslage

25. Oktober 2016 08:23

Ein ganz hervorragender Bericht, den NeoCons wie Stürzenberger oder Mannheimer sehr genau studieren, ja vielleicht sogar unter ihr Kopfkissen legen sollten.

Ich beobachte diese Stürzenbergisierung der rechten Szene mit großer Sorge. Es ist vor diesem Hintergrund auch immer wieder unverantwortlich, derlei Personen bei PEGIDA aufzubauen und die "einfachen" Bürger, die sich von der Bühne Rat, Information und Hoffnung gleichermaßen erwarten, so zu desinformieren und fehlzuleiten.

Der Islam gehört in Form abertausender junger Männer definitiv nicht nach Europa. Die Verursacher (PI-News bietet ja sogar Reisen in das vermeintliche Traumland Israel an) aber zu ignorieren, paradoxerweise gar zu loben, ist unverantwortlich.

PS: Wer immer wieder auf die Suren im Islam verweist, sollte mal einen Blick in die Tors werfen...

Klopp

25. Oktober 2016 10:23

@Terzauslage: "Der Islam gehört in Form abertausender junger Männer definitiv nicht nach Europa. Die Verursacher (PI-News bietet ja sogar Reisen in das vermeintliche Traumland Israel an) aber zu ignorieren, paradoxerweise gar zu loben, ist unverantwortlich."

Welches Interesse sollte Israel haben, Europa mit Islamisten zu fluten? Ein stabiles Europa war immer ein guter Verbündeter Israels, während der nun in Europa wachsende Antisemitismus kaum in Israels Interesse liegen wird.

Burger

25. Oktober 2016 10:23

Guten Tag,

Sehr gute Zusammenfassung. Natürlich hätte ich noch einiges mehr über den Iran und Syrien sagen können. Gerne hätte ich Ihre diesbezüglichen Fragen am Samstag beantwortet.

Mit bestem Gruss aus Luzern

Vital

Der_Jürgen

25. Oktober 2016 10:34

@Terzsauslage

Ich habe auf ldiesem Forum schon wiederholt Kritik sowohl an Stürzenberger als auch an Mannheimer geäussert, vor allem wegen ihrer unbeirrt prozionistischen Haltung und ihren ständigen rituellen Bezugnahmen auf die pöhsen Naatzies ("Islamo-Faschismus", "rote SA", "Merkel ist fast so schlimm wie Hitler" etc.), aber als Neocons kann man sie (nicht) mehr bezeichnen. Auf PI wird längst immer wieder harte Kritik an den USA und ihrer Nahostpolitik geübt, obwohl der Blog seinen eigenen Richtlinien zufolge "proamerikanisch" ist. Das Assad-Interview mit dem Schweizer Lümmel Sandro Brosz, bei dem Assad sehr gut wegkommt, habe ich auf PI gefunden.

Michael Mannheimer schiesst schon seit langer Zeit scharf gegen die USA und spricht auch offen von "Umvolkung" und "Völkermord an den Deutschen", nur will er die entscheidend wichtige Rolle, die zionistische Kräfte bei dieser Umvolkung spielen, partout nicht zur Kenntnis nehmen - sei es aufgrund ideologischer Verblendung (Tunneldenken), sei es, weil ihm seine Sponsoren sonst den Geldhahn zudrehen. Dasselbe gilt fast mit Sicherheit auch für PI.

Meier Pirmin

25. Oktober 2016 12:21

_Der Jürgen. Es ist nun mal nicht dasselbe, wenn Sandro Brosz Assad interviewt als wenn er innenpolitisch Herrn Mörgeli, wie Sie schreiben, in der Art eines "Schmierfinks" und "Lümmels", in die Mange nimmt. Das Assad-Interview war, einschliesslich provozierender und zum Teil bewusst oppositioneller Fragestellungen, eine professionelle Leistung, zumal wenn man berücksichtigt, dass es im schweizerischen und im syrischen Fernsehen gleichzeitig ausgestrahlt wurde und dass Assad im Gegensatz zu Mörgeli für das Interview Bedingungen stellen konnte und er es so oder so als Erfolg für seine Öffentlichkeitsarbeit darstellen konnte. Auch Köppels beste Leute hätten es grundsätzlich nicht viel anders und vor allem nicht professioneller machen können und sich kaum dem Vorwurf ausgesetzt, Assad zu wenig eingeheizt zu haben, falls man überhaupt davon reden kann. Wären die Fragen zahmer gewesen, was jeweils ein Franz Josef Strauss gar nicht gebrauchen konnte, wäre Brosz wohl in den Linksforen noch stärker angegriffen worden als er es in dieser Sache ohnehin wird. Ich vermute, _derjürgen, dass Sie selber hauptberuflich nicht als Journalist tätig waren und auch keine Erfahrung in Fernseharbeit und politischer Beratung von Amtsträgern und Publizisten haben. Zum Wichtigsten gehört, wenn man über den Durchschnitt kommen will, die feindbildfreie Analyse, was eine klare Haltung und Perspektive nicht ausschliesst. (Ein vergleichsweise tüchtiger Journalist auf diesem Niveau war zur Zeit der Bundesrepublik zum Beispiel Werner Höfer. Dass er dann hochumstritten war und zuletzt ausgebootet wurde, hängt wohl damit zusammen, dass Berichte von ihm zur Zeit des 2. Weltkrieges noch vor Drucklegung im polemischen Sinn wertend umredigiert wurden, was er zu seiner Verteidigung vorschützte, aber nicht beweisen konnte. Ich glaube es ihm aber umso eher, als in meiner Tätigkeit als Tagesjournalist mehrmals. sogar bei konservativen und liberalen Organen, Artikel noch vor der Drucklegung mit politischer Tendenz nachbearbeitet wurden, wenn ich nicht selber das "Gut zum Druck" geben konnte.) Die beiden Schimpfwörter, die Sie gegen Brosz verwendeten, wurden öffentlich und in Blogs in zwanzigfacher Häufigkeit in der Regel gegen den von ihm damals angegriffenen Mörgeli verwendet, so dass es denselben am Ende die Abwahl bei der eigenen Wählerschaft kostete. Sicher scheint, dass die Polemik ein kurzfristig wirksames, auf lange Sicht aber unfruchtbares Genre ist. Selbst Schlamm und Hans Habe verheizten sich auf diese Weise langfristig selber. Nicht jeder wird ein Karl Kraus, dem wir den Begriff "Lügenpresse" aufrichtig verdanken sollten, der sich aber dann am Ende selbst entleibte, angeblich weil ihm "zu Hitler nichts einfiel".

Der_Jürgen

25. Oktober 2016 13:39

@Pirmin Meier

"Ich vermute, dass Sie, Jürgen, selber hauptberuflich nicht als Journalist tätig waren und auch keine Erfahrung in Beratung von Amtsträgern haben."

Ja, lieber Landsmann, das vermuten Sie ganz zu recht. Mir ist vieles zuzutrauen, aber das denn doch nicht...

Meier Pirmin

25. Oktober 2016 14:13

Nach Antwort an _derJürgen komme ich auf das Thema Syrien zurück

@Mörgeli hat diese Erfahrung, weswegen mit ihm als Publizist noch nicht aller Tage Abend ist. Und wer zum Beispiel Ulrich Schlüer kennt, weiss, dass er zu den bestinformierten Parlamentariern seines Landes gehörte, zumal aussenpoltisch, was in den entsprechenden Ausschüssen selbst von Andersdenkenden zur Kenntnis genommen wurde, auch an den von ihm organisierten Tagungen. Meines Erachtens hat ihm aber sein oft polemisch wirkender Auftritt und die entsprechende Feder in seiner Zeitung das Amt gekostet. Auch über den Islam ist er im Details besser im Bild als Broder und der einflussreiche Islamkritiker F.A. Meyer. Letzterer hat sich aber ebenfalls mit Polemik, zum Beispiel die immergleiche gegen Chr. Blocher, um eine vernünftige Wirkung gebracht. Ferner ist polemischer Antizionismus in keiner Weise ernstzunehmen. Einer, der Kritik an israelischer Siedlungspolitik und Dörfervernichtungspolitik auf ernst zu nehmende Weise geschildert hat, ist der christliche Palästinenser und Rechtshistoriker Sami Aldeeb, Gründer der Vereinigung zum Wiederaufbau von Emaus, in der Schweiz vor Jahren ein sehr gut informierter Unterstützer des Minarettverbotes. Meines Wissens lebt Aldeeb in oder bei Lausanne.

Gerade weil es nicht möglich ist, in Sachen Syrien völlig unparteiisch zu sein, gestehe ich, dass die anwaltschaftliche Vertretung der Anliegen der verbliebenen dortigen Christen von höchster Bedeutung wäre. Eine noch seriöse Informationsquelle wäre CSI, Christian Solidarity International, derzeit von einem ehemaligen Schweizer Rechtspolitiker präsidiert. Mein persönliches Wissen über Aleppo ist leider rein historisch. Das 8. Kapitel von "Paracelsus, Arzt und Prophet" (6. Auflage 2013), schildert den türkisch-arabischen Paracelsismus im 16. und 17. Jahrhundert mit Zentrum Aleppo. Der Held der berühmten Trilogie von Erwin Guido Kolbenheyer, sein "teutscher Arzt", hiess damals in Aleppo "Barakalsus". Sicher ist, dass durch den Krieg und die Bombardierungen auch gewaltige Kulturwerte kaputt gehen.

Benedikt Kaiser

25. Oktober 2016 14:19

Interessant bzgl. der scheinbar paradoxen Haltung der USA, Islamisten gewähren zu lassen oder gar auszurüsten, die zum selben Milieu zu zählen sind, das für 9/11 verantwortlich ist, ist m. E. eine These, die der (maoistische) Zambon Verlag im Zuge der vor wenigen Tagen beendeten Frankfurter Buchmesse verbreitete. In einem Flugzettel wird Efraim Inbar zitiert, Mitglied des Instituts für strategische Studien. Inbar führte – gemäß Zambon Verlag – im August 2016 aus, daß der Westen auf die Schwächung des IS hinarbeiten sollte, nicht aber auf seine völlige Zerstörung. Weiter heißt es: "Das mag zynisch klingen. Es ist aber sehr nützlich und durchaus ethisch, dass die Bösen die Bösen töten. (...) Die Instabilität und die Krisen können in sich etwas Positives enthalten." Weiter geht es dann um Schwächungsstrategien gegen den Iran...

la vie est belle

25. Oktober 2016 15:18

...vielleicht können Sie noch kurz ausführen, was die Eroberung Aleppos für die beteiligten Kombattanten so wichtig macht...es ist mir ehrlich gesagt ein wenig unklar.

Ist es die Lage, die infrastrukturelle Komponente, die Ölvorkommen oder einfach nur eine Variante, die öffentliche Aufmerksamkeit dauerhaft auf etwas zu verlagern, damit innenpolitische Themen in der westlichen Welt möglichst unbesprochen bleiben???

Denn meines Wissens hat die Atomindustrie letzte Woche die Altlasten für sage und schreibe lumpige 23 Milliarden abgeben an den Bund können, in Bremen haben Linksradikale Bundeswehrfahrzeuge für 15 Millionen Euro abgefackelt und und und...helfen Sie mir bitte mal kurz bei der kontextuellen Einordnung. Merci.

Antwort Benedikt Kaiser:

In aller Kürze: Aleppo ist das wirtschaftliche Zentrum Syriens, die zweitgrößte Agglomeration nach Damaskus und liegt benachbart zum islamistischen "Herzland" Idlib. Syrien ist zu weiten Teilen von Wüsten geprägt: Dort hat der IS die Hoheit. Die Mehrzahl der Einwohner lebt jedoch in und um Damaskus und Aleppo (und erst weit danach in Tartous und Latakia, Homs und Hama). Ein Sieg in Aleppo sichert nicht nur die Kontrolle über die gleichnamige, wirtschaftlich aber eben auch militärisch strategisch bedeutsam gelegene Provinz (Grenznähe Türkei, angrenzend an die Kurdengebiete, direkte Grenze mit dem IS-"Kalifat"), sondern ist auch ein moralischer Sieg für die Truppen. Denn dann würde die syrische Armee alle einwohnerstarken Städte kontrollieren (mit Ausnahme Idlibs und Teilen der Wüstenstadt Deir Ezzor).

Meier Pirmin

25. Oktober 2016 15:37

@Danke, Benedikt Kaiser, für Ihr kluges unterrichtendes Moderieren.

Hellweg

25. Oktober 2016 15:44

@ la vie est belle:

Es gibt Theorien, die besagen, dass Aleppo der syrische Endpunkt der geplanten katarisch-türkischen Pipeline darstellen soll. Die Pipeline soll auch durch Deir-ez-Zor verlaufen, weshalb auch diese Stadt so stark umkämpft ist. Wenn in Ost-Syrien im Bereich von Deir-ez-Zor ein (amerikanisch kontrollierter) islamistisch-sunnitischer Rumpfstaat entsteht und im Norden Syriens eine Art kurdisches Autonomiegebiet, ebenfalls von Amerika kontrolliert, dann würde damit dieses Pipelineprojekt möglich.

Eveline

25. Oktober 2016 18:49

https://www.schiller-institut.de/seiten/2016/dschaafari.html

Die Maske fällt, die Wahrheit kommt ans Licht

Von Botschafter Baschar Dschaafari,
Ständiger Vertreter der Mission der Syrischen Arabischen Republik bei den Vereinten Nationen

Botschafter Baschar Dschaafari, der syrische Botschafter bei den Vereinten Nationen, hielt bei der Konferenz des Schiller-Instituts in New York am 10. September 2016 die folgende Rede.

Finde ich unglaublich erhellend, ich habe es heute früh erstmalig auf Querdenken TV gelesen. Vielleicht paßt es.

Meier Pirmin

25. Oktober 2016 19:31

Extremistischer @Zambon-Verlag nennt Auschwitz und Palästina in einem Atemzug, was in anderem Kontext wohl zur Versiegelung eines deutschnationalen Verlags führen würde; im Gegensatz dazu zählen für die Maoisten weder der Grosse Sprung nach vorn noch die Chinesische Kulturrevolution für die Negativ-Liste. Solche Leute sollte man nicht zitieren mit Thesenverbreitung "gemäss Zambon-Verlag" usw. Auch dies zähle ich zu den falschen Solidaritäten, von denen ich jedem Politiker abraten würde, vgl. meine Antwort auf _derjürgen im zweiten Teil von "Brandherd Syrien". Nur so viel Solidarität scheint mir moralisch sinnvoll wie für eine halbwegs vernünftige, nach Frieden orientierte Politik mit möglichst wenigen Opfern angebracht ist. Internationale Solidarität ist ohnehin, wie Sartre deutlich gesagt hat, "Hass auf den gleichen Feind". Dabei sollten Solidaritäten stets nur bedingungsweise gelten, wohl auch die Solidarität mit dem Westen und dessen Verbündeten im Nahen Osten, mit den Homosexuellen und den von mir oben genannten Christen im Nahen und Mittleren Osten. Dass ich sie trotzdem oben zuerst nannte, so deshalb, weil sie in der Regel auf den routinemässigen und vorgeschriebenen Solidaritätslisten zuhinterst im Range stehen. Je abstrakter das Prinzip der Solidarität gehandhabt wird, umso schlimmer. Eines der absurdesten Beispiele von Solidarität nennt Hermann Lübbe in seinem Essay "Freiheit und Terror" : Es handelte sich um ein Mitglied der Gruppe für die Befreiung Hokaidos von Japan, der aber im Flughafen Lod bei Tel Aviv bei dreistelliger Opferzahl wild um sich schoss, um mehr als 10 000 Kilometer von zu Hause für das gleiche Prinzip zu demonstrieren: den weltumspannenden terroristischen Imperativ, der auf dem Pseudo-Grundwert und dem Prinzip der Solidarität beruht, oder zumindest auf einer paranoid zu verstehenden Solidarität. Eigentlich sollte man, wenn schon, auf die Solidarität mit der Kreatur setzen, zu der letztlich auch der Mensch gehört. Dies würde die Kultur der Lebensfeindlichkeit ausschliessen. "La vie est belle", wie oben jemand geschrieben hat.

Antwort Benedikt Kaiser:
Herr Meier, es ist Ihnen vielleicht nicht bekannt, aber wenn man eine Übersetzung eines englischen Aufsatzes zitiert, gibt man natürlich den Übersetzer an. In diesem Fall leistete diese Arbeit ein Verlag, keine konkret benannte Person. Es leuchtet Ihnen hoffentlich ein, daß man an der Stelle des Übersetzers also den Verlag zitiert, der die entsprechende Übersetzung anfertigte und verbreitete? Und: Natürlich kann man auch Maoisten zitieren, wenn es sich lohnt. Wenn man da schon weiche Knie bekommt, fehlt es bedauerlicherweise an geistiger Souveränität.

der Gehenkte

25. Oktober 2016 19:58

Es ist doch erstaunlich, mit welcher Selbstsicherheit hier einige Teilnehmer (haarsträubende) Urteile fällen, über einen Konflikt, von dem wir aus den Medien erfahren, voller Lügen auf allen Seiten, 2000 km entfernt, vollkommen andere mind sets, und der derart verworren ist, daß selbst die Teilnehmer - nicht selten mit kurzfristigen taktischen Interessen und Bündnissen - oft nicht mehr wissen, wer mit wem wann und wieso.

Hier gilt, was Friedrich Engels für den "Deutschen Bauernkrieg" festhielt:

Wir sehen, die verschiedenen Stände des Reichs: Fürsten, Adel, Prälaten, Patrizier, Bürger, Plebejer und Bauern bildeten im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts eine höchst verworrene Masse mit den verschiedenartigsten, sich nach allen Richtungen durchkreuzenden Bedürfnissen. Jeder Stand war dem andern im Wege, lag mit allen andern in einem fortgesetzten, bald offnen, bald versteckten Kampf.

Wer sich mit Syrern aus Aleppo oder Idlib unterhält, der erfährt ganz anderes.

Syrien ist nur als Gordischer Knoten noch zu lösen oder aber es ermattet irgendwann, sinkt in der eigenen Erschöpfung zusammen. Alle Politik scheint zum Scheitern verurteilt und solange das so ist, sind Meinungen nur Gerede. Erst wenn es vorbei ist, wird man sinnvollerweise dazu etwas Valides sagen können ...

Umso mehr ist Herrn Kaiser zu danken, ein paar profundere Meinungen vorzustellen.

la vie est belle

25. Oktober 2016 21:40

@kaiser

Danke für die kompetenten Informationen, da bin ich mehr als dankbar- schließlich sind fähige Personen ein kostbares Gut. Weiter so!

Meier Pirmin

25. Oktober 2016 22:14

"Der Prozess der Geschichte ist ein Verbrennen" (Novalis)

@der Gehenkte. "Haarsträubend" ist der richtige Begriff für die Sachferne, mit der über unwichtige Personen Erörterungen gemacht werden, siehe "Stürzenbergisierung" der Debatte und dergleichen. Was wissen diese Stürzenberger u. Cie und die von p.i. schon über Syrien, können die annähernd mit Scholl-Latour selig mithalten? Da geht es wohl vorrangig um eigene Weltbildstabilisierung, nicht um das Verständnis von Syrien. Können diese Leute überhaupt Arabisch? Natürlich ist beim Interview mit Brosz nur wichtig, was und wie Assad sich geäussert hat. Und meine eigenen Bemerkungen betreffend innenpolitische Intimfeinde von Brosz war auch nur ein Nebenstrang. Wenn im Weiteren vom Zionismus die Rede ist, gleitet die Sache, noch stärker im anschliessenden 2. Teil, wo ich mich lieber nicht mehr einmische, in eine reine Feindbilddebatte ab. Natürlich hat man Coudenhove-Kallergis Europa-Idee noch vor 50 Jahren massiv überschätzt, kann mich selber und damalige jugendliche Zeitschriftengründer von 1964 da nicht ausnehmen. Wir glaubten damals an das Abendland. Wenn schon Coudenhove-Kallergi, dann denke man an seine ihm intellektuell überlegene Schwester Ida Friederike Görres (1901 - 1971) , Schwägerin des wohl trefflichsten katholischen Kritikers der christlichen Moral, Albert Görres, und selber als Theologin in der Liga von Guardini, Rahner und Ratzinger, welch letzterer sie 1971 abdankte und beerdigte. Ida Friederike Görres, Guardini, Josef Pieper sowie der Wandervogelpionier und Liederbuchverfasser Clemens Neumann gehören bekanntlich alle zum Kreis um die Burg Rothenfels, ursprünglich mit dem kindischen Namen "Quickborn" versehen, wo Guardini zwischen 1933 und 1939, als er abgestellt wurde, Grundlegendes ausführte über Volk, Volkstum, Heimat, Vaterland und Reich, welche Begriffe er gegen den kollektivistischen Begriff der Nation abzugrenzen versuchte. Eine wahre Alternative für Deutschland ohne auch nur einen Hauch von Linksdrall! Ähnlich mutig machte Ida Friederike Görres dann mit Karl Ludwig von Guttenberg, Jochen Klepper, Reinhold Schneider, Klaus Bonhoeffer, den man keineswegs mit seinem ebenfalls hingerichteten glorifizierten Bruder verwechseln darf, dem Vater von Terrorist Andreas Baader und noch anderen mit den "Weissen Blättern" weiter, einer fundamental christlich-monarchische sezessionistischen Zeitschrift. Diverse dieser Leute wurden nach dem 20. Juli 1944 hingerichtet oder schon zuvor oder danach in den Selbstmord getrieben. Der grenzenlos loyale Remer hätte solche Repräsentanten des Heiligen Deutschland auf entsprechenden Befehl gewiss samt und sonders über den Haufen geschossen. Interessant ist, dass dieses alternative Geistesleben auf Schloss Rothenfels wie später in den Weissen Blättern sich in der Tradition Goethes und Hammer-Purgstalls für das geistige Geschehen im arabischen Raum interessierte und erst recht für Palästina zur Zeit Jesu, was sicher nicht mit dem damaligen und dem heutigen Zionismus zu verwechseln war.

Zu bedenken bleibt in diesem Grosszusammenhang der Hinweis von @Eveline, gemäss der Rede des syrischen Botschafters Dschaafari im Schiller-Institut, dass die Omajaden-Moschee in Damaskus, von wo nach Karl May dereinst Jesus Christus das Jüngste Gericht verkündigen wird, angeblich oder wirklich die Grabstätte von Johannes dem Täufer sei. Der Gesamtzusammenhang zu den Leuten auf Schloss Rothenfels und den Weissen Blättern ist die eschatologische Perspektive, das Denken von den Letzten Dingen her, woran die Ereignisse in Aleppo nun wirklich erinnern. Das Thema der Tagung, um mit einem konstruktiven Hinweis zu schliessen, "Brandherd Syrien", bestätigt die Geschichtsschau von Novalis, dem Philosophen des Christlichen Europa: "Der Prozess der Geschichte ist ein Verbrennen."

Der_Jürgen

25. Oktober 2016 23:01

@Meier Pirmin

Zu Ihrer letzten Wortmeldung eine Bemerkung. Sie fragen unter Hinweis auf gewisse Kommentatoren der Lage im Nahen Osten: "Können diese Leute denn überhaupt Arabisch?"

Eine wichtige Frage. Muss man, um sich an der Debatte über ein Land beteiligen zu können, dessen Sprache sprechen oder zumindest lesen können, um z. B. Zeitungen oder Fernsehberichte aus dem betreffenden Land auswerten zu können? (Im Fall Syrien wird die Situation durch die in allen arabischen Ländern herrschende Diglossie unsäglich erschwert. Wer eine in Hocharabisch geschriebene Zeitung lesen kann, versteht den syrischen Dialekt, der davon so verschieden ist wie z. B. Italienisch von Latein, deswegen noch lange nicht, und umgekehrt. Der marokkanische Dialekt ist für einen Syrer so unverständlich wie Isländisch für einen Deutschen, der nicht gerade Skandinavist ist.)

Um sich als FACHMANN für jenes Land bezeichnen zu dürfen, sind solide Sprachkenntnisse unabdingbar. Ich lache übereinen "Russland-Fachmann", der keine russischen Zeitungen lesen und keine russischen Fernsehdebatten verstehen kann. (Andererseits gibt es Leute, die das sehr wohl können, aber trotzdem Desinformation betreiben; ein Beispiel ist der unsägliche Andreas Umland, einer der übelsten antirussischen Hetzer.)

Ich habe - mit Verlaub, Gehenkter - eine klare Meinung zu Syrien, die auf der Lektüre sehr vieler Artikel zu diesem Land (sowie in zweiter Linie auf Gespräche mit Menschen, die dort waren) fusst. Ich schaue mir auch regelmässig russische Fernsehsendungen zu Syrien an, in denen, auf echt pluralistische Weise, jedesmal Assadgegner zu Wort kommen. Die absolute Erbärmlichkeit ihrer Argumente sowie die Tatsache, dass sie von den Pro-Assad-Leute stets mit Fakten und Zahlen widerlegt und zur Lachnummer gemacht werden, ist für mich der Beweis für die Richtigkeit meiner Position.

Ja, natürlich wird auch am russischen Fernsehen nicht alles gesagt. Ohne jeden Zweifel fordern auch die russischen Bombenangriffe auf Terroristen "Kollateralschäden", das ist nicht zu vermeiden. Trotzdem besteht für mich nicht der Hauch eines Zweifels daran, dass Russlands Intervention politisch wie moralisch gerechtfertigt ist und die Russen ihr Bestes tun, um zivile Opfer zu vermeiden.

Als "Syrien-Experte" würde ich mich aber nie und nimmer aufspielen, weil ich erstens nie dort war und zweitens kein Arabisch kann. Beides wäre unbdingbar für einen Fachmann.

Auch ohne ein solcher zu sein, kann man sich jedoch z. B. zum Koran äussern, weil der auch auf Deutsch existiert. Manfred Kleine-Hartlage wird kaum Arabisch lesen können, besitzt aber trotzdem sehr gute Kenntnisse der muslimischen Religion, wie er in einer Debatte mit einer jungen Muslima nachwies.

M.L.: Tilman Nagel und Manfred Schlapp z.B. lesen den Koran auf Arabisch.

der Gehenkte

25. Oktober 2016 23:05

@ Meier Pirmin

"Weltbildstabilisierung" - so ist es, mehr muß man dazu nicht sagen. Im Gegensatz zu Ihnen halte ich Poppers "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" für eine der größten philosophischen Katastrophen der Neuzeit, aber wo er die permanente Weltbilddestabilisierung lehrt, muß man ihm recht geben.

Monothematiker wie Stürzenberger, die nach ein oder zwei Koranlektüren alles begriffen haben und sich immer wieder nur bestätigen wollen, sind irrelevant. Wäre er wirklich daran interessiert, dann spräche er längst Arabisch und dann wäre ihm aufgegangen, daß man den Islam theologisch nur linguistisch aufschließen kann, dann gäbe es auch Sachttierungen.

So ist es selbst mit Syrien - wer die arabischen Quellen nicht verarbeiten kann, ist eigentlich außen vor.

Und an alle Assad-Freunde. Lassen Sie sich doch einfach mal von Syrern aus dem ganz normalen Leben erzählen. Einige, mit denen ich sprach, hingen tagelang an Stahlseilen in Kellern und wurden an den Genitalien bearbeitet ... andere haben nur ganz normale Straßensperren gerade so überlebt - alles hängt am richtigen Wort, Lächeln, Augenschlag udn der guten Laune des Mannes an der Knarre etc. Keiner, der nichts zu erzählen hatte ... Auch das ist der Vorteil der Begegnung. Da geht es um alles mögliche: Glauben, Ideologie, Geld, Sex, Macht, Ethnie ... you name it.

Und daß es "massive pro #Assad demonstration" gibt, wie von Partisangirl gezeigt, beweist nur, daß es auch das gibt ...

Wie gesagt: man muß in dieser Frage lernen und besser - schweigen ...

der Gehenkte

25. Oktober 2016 23:26

@Der_Jürgen

Kleine Hartlage hat ein großartiges Buch darüber geschrieben, wie der Islam funktioniert. Das ist legitim, vor allem wenn man emotionslos und logisch, "funktionalistisch" heran geht. Einer theologischen Diskussion mit einem gebildeten Muslim, könnte er vermutlich nicht standhalten, sobald es in die Scholastik geht - und das würde er, soweit ich ihn kenne, auch nicht tun.

Die Muslimin hatte deutsch gesprochen und war im Übrigen wohl eher ungebildet.

Natürlich kann auch jeder seine Meinung über Syrien haben und man kann die auch aus russischen Quellen formen, nur sollte man nicht annehmen, daß man der Wahrheit nahe käme. In der Aussage "Ich bin überzeugt" stecken mindestens zwei Unsicherheitsfaktoren: "Ich" und "Überzeugung" ...

Der_Jürgen

26. Oktober 2016 00:12

@Der Gehenkte

Begreifen Sie denn nicht, dass jeder "Flüchtling" erzählen kann, was ihm gerade in den Sinn kommt? Dass er etwas, was er von anderen gehört hat (die es ihrerseits von anderen gehört haben), oder was er in einer Anti-Assad-Schrift gelesen hat, als eigene Erfahrung ausgeben kann, um Asyl zu ergaunern?

Ich behaupte nicht, dass es in syrischen Gefängnissen keine Folterungen gab oder gibt. In einem ungeheuer brutalen Krieg, besonders einem Bürgerkrieg, wird erfahrungsgemässs von beiden Seiten gefoltert. Auch die bekanntlich ganz besonders ziviliserten Briten haben während des Bürgerkriegs in Nordirland IRA-Verdächtige brutal gefoltert, das wird längst eingeräumt.

Doch erstens kann sich jeder Wirtschaftsflüchtling als politisch Verfolgter ausgeben und sich frei erfundene Folterstorys aus den Fingern saugen, und zweitens wurden die syrischen Kriegsflüchtlinge in den jordanischen, libanesischen und türkischen Flüchtlingslagern, in denen sie nach der Ausreise aus Syrien landeten, ganz bestimmt NICHT gefoltert. Und drittens sind rabiate Assadgegner fast immer islamische Fundamentalisten Brauchen wir die in Deutschland?

der Gehenkte

26. Oktober 2016 01:57

@Der_Jürgen

Begreifen Sie denn nicht, dass jeder „Flüchtling“ erzählen kann, was ihm gerade in den Sinn kommt?

Natürlich begreife ich das. Aber begreifen Sie, daß auch jeder SiN-Forist erzählen kann, was ihm gerade in den Sinn kommt (solange der Bademeister nicht pfeift)? Trotzdem machen es nur einige.

Wenn man Menschen zur Genüge kennt, dann baut man Vertrauen auf - sogar, kaum zu glauben, zu Arabern. Man achtet auf die Stimme, schaut in die Augen, bemerkt das Zittern, vergleicht, läßt sich Bilder zeigen, Dokumente, Narben , liest zum Thema, googelt, diskutiert ... und wenn alles schlüssig ist, dann glaubt man das. Klar, theoretisch kann der morgen mit dem Sprengstoffgürtel ...

In Ihren Äußerungen offenbart sich eine wesentliche Crux eines Teiles der Rechten - es ist das Problem der Orthodoxie: Man weiß a priori und sucht nur noch Belege. Es folgen Verallgemeinerungen, Vorurteile, Indifferenzen.

Wäre alles nicht so schlimm, wenn es nicht das ideale Rezept fürs Scheitern wäre: Wir haben vermutlich recht - zumindest mehr als links, aber wir werden an unserer Rechthaberei scheitern. Rechthaberei beginnt dann, wenn man mit "jeder", mit "alle" usw. argumentiert, also mit Absolutheit. Die gibt es nur in der Phantasie ...

Vexillifer

26. Oktober 2016 08:27

@ Kaiser:
Sie wollen doch wohl nicht etwa unterstellen, DEM Pirmin Meier, über den es immerhin ZWEI Wikipediaartikel gibt, sei irgendetwas nicht bekannt! :D

Eveline

26. Oktober 2016 09:12

@Pirmin Meier

Das Thema der Tagung, um mit einem konstruktiven Hinweis zu schliessen, „Brandherd Syrien“, bestätigt die Geschichtsschau von Novalis, dem Philosophen des Christlichen Europa: „Der Prozess der Geschichte ist ein Verbrennen.“

Novalis´s Feststellung ist schon richtig, aber nichts auf Erden ist in Stein gemeißelt.
Genau das hat Jesus Christus uns als Kraft mitgegeben. Wir sind - nur mit dem Herzen- selber Schöpfer.
Und so drehe ich den Satz, und sage, der Prozess der Geschichte ist ein Loslassen, ein lösen von den alten kriegstreibenden verknöcherten Strukturen.

Putin hat es erkannt und fordert eine multipolare Welt, da fällt mir die heilsame König Arthus Sage und seine Tafelrunde ein. 12 Ritter und Er ist der 13.

Die USA dürfen Platz nehmen, als ein Ritter unter 12. Hoffentlich lernen die das noch, und lassen die verbrennende Monopolstellung endlich mal fallen.

Dieses Warten auf den Messias - ich bin im Sozialismus / Kommunismus groß geworden - ist für mich nicht zielführend. Uns wurde auch immer erzählt, bald ist der Mensch soweit.
Wie diese Spielrunde für wen ausging, ist bekannt.

Dabei hätten nur die alten Sagen studiert werden müssen.

Gustav Grambauer

26. Oktober 2016 10:18

der Gehenkte

Wenn Sie Friedrich Engels zitieren, dann darf ich Ihnen auch das von den Politniks aus W. I. Lenins "Materialismus und Empiriokritizismus" herausdestillierte geflügelte Wort vom "dünkelhaften Skeptizismus und Agnostizismus der Bourgeoisie" entgegenhalten.

Früher haben diejenigen, die nicht wollten, daß jemand die Lage peilt, einfach gesagt: "Ihr seid sowieso zu dumm, etwas davon zu verstehen, laßt die Finger davon, das ist Experten-Sache." Heute heißt es: "Wer behauptet, die Lage zu peilen, ist ein komplexitätsreduzenter Banause, der Feingeist distinktiert sich in seiner Demut vor der Komplexität".

Diese Diskussion hatten wir hier zu Nassehi.

"Amboß oder Hammer ...", Dimitroff hat`s gewußt.

Sie erinnern mich ein wenig an Oberinspektor Derrick, der alle Kriminalfälle aus den Seelenwindungen der Beteiligten heraus gelöst hat. Das funktioniert aber nur im BRD-Fernsehen. Gerade wenn Sie eine Mafia im Hintergrund haben, kommen Sie damit gelinde gesagt nicht sehr weit. Rechtsdogmatisch sind wir auf Aleppo übertragen hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Tatherrschaft

Damit werden Sie auch nicht verstehen, daß Aleppo aus den Ruinen auferstehen wird so wie Grosny aus den Ruinen auferstanden ist.

- G. G.

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