Das war’s. Diesmal mit Weltspartag, veganem Shampoo und Bob Bjergs Herrn Feilchenfeldt

3.11. 2016 -- Immer wieder, er: „Aber was spricht denn dagegen, daß Du einen vlog zu einem Stück Schöner Literatur drehst?“-

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

„Also noch­mal: Daß wir nicht das Publi­kum dafür haben. Emp­feh­le ich ein Sach­buch über die soge­nann­te Asyl­kri­se oder über lin­ke Wei­ber oder sowas, kau­fen das noch am glei­chen Tag hun­dert Leu­te. Emp­feh­le ich einen wirk­lich groß­ar­ti­gen Roman, wer­den in den kom­men­den Wochen fünf Stück ver­kauft! Die Neu­en Rech­ten haben wenig Sinn oder Nerv für Bel­le­tris­tik, Punkt.“

„Stimmt doch gar nicht! Denk doch mal an… XY oder Z!“ – „Klar. Wenn sich der Roman um Zuwan­de­rung, radi­ka­len Islam oder sowas dreht, dann ja, dann ist auch die lite­ra­ri­sche Qua­li­tät zweit­ran­gig, ich weiß…“ – „Komm! Du bist unge­recht!“- „Nö, realistisch.“

Also gut. Ich vlog­ge nicht über Bov Bjergs „Geschichten“-Band Die Moder­ni­sie­rung mei­ner Mut­ter. Aber erwäh­nen, daß es ein extrem unter­halt­sa­mes, klu­ges Buch ist, will ich durch­aus & unbe­dingt. Bov Bjerg (Künst­ler­na­me) hat­te sich im ver­gan­ge­nen Jahr mit sei­nem Roman Auer­haus Meri­ten erwor­ben, ein Ver­kaufs­hit. Nost­al­gi­sche Geschich­ten aus der Jugend in den Acht­zi­gern hat man (seit Flo­ri­an Illies) schon zum Erbre­chen gehört, eigent­lich wäre mal gut damit. Außer, einer schreibt wie Bjerg!

Nichts da mit erin­ne­rungs­se­li­gem „Weißt du noch, Wet­ten daß..? Oder Die Drei???
Bjerg stammt aus dem Schwä­bi­schen wie Kubit­schek, und ich hab ihm (letz­te­rem) das hal­be Buch vor­ge­le­sen. Jäher Wie­der­erke­nungs­ef­fekt: „Ich kenn das! Und wie ich das kenne!!“

Eine der bes­ten der 22 Geschich­ten heißt „Der eine, der ande­re“. Einer ist ein nor­ma­ler schwä­bi­sche Kerl, ein eher erfolg­lo­ser Jour­na­list, der sich unter dem Namen sei­ner Frau neu erfun­den hat: Feil­chen­feldt. Er, plötz­lich ein viel­ge­frag­ter Refe­rent zu allen Fra­gen der jüdi­schen Geschich­te, erzählt dem Prot­ago­nis­ten all die­ser hier ver­sam­mel­ten Geschich­ten: „Cape­si­us [KZ-Arzt aus Peter Weiss: Die Ermitt­lung, E.K.] hat ihr Gold gestoh­len, ich ver­sil­be­re ihre Geschich­ten. Wenn dir das erst ein­mal klar wird, weißt du. Dann wird’s haa­rig. Die Hau­fen von abge­schnit­te­nen Haa­ren. Die Ber­ge von Schu­hen. Jeder Tote eine Sto­ry. Dann wird’s echt haa­rig. Mil­lio­nen Stories.“

Feil­chen­feldt pro­fi­tiert und lei­det zugleich unter sei­nem neu­en Namen: „Ver­stehst du, ich stand nachts am Wasch­be­cken und dach­te: So sieht einer aus, der sei­nen Daseins­zweck aus den Lei­chen zieht. Der eine hat ihr Gold gestoh­len, der ande­re ver­sil­bert ihre Geschich­ten. Der eine, der andere.“

Soll ich auf­ru­fen: Kauft die­se wun­der­ba­re Geschich­ten­samm­lung von Bov Bjerg? Kauft sie bei Antai­os? Oder wäre ich dann der ter­tiä­re Nutznießer?

4. 11. 2016 – Das Leben ist so kom­pli­ziert. „Mama, wie­so steht auf dem Sham­poo ‘vegan’? Gibt es Leu­te, die Sham­poos essen?“ Ande­re Toch­ter (ich nen­ne sie hier Toch­ter 5) wirft Beden­kens­wer­tes ein: „Die Vivi­an hat gesagt, daß die Zoe erzählt hat, daß die Jen­na im Fern­se­hen gese­hen hat, daß man­che Leu­te Kat­zen­fut­ter essen. Weil sie arm sind und weil es ihnen auch ganz gut schmeckt.“ Jün­ge­re Schwes­ter: „Aber Sham­poo!! Das ißt auch in den Fern­seh­sen­dun­gen von Jan­na kein Mensch! Außer­dem: vegan!! Nor­ma­les Kat­zen­fut­ter ist sicher nicht vegan!“

Ich will in die­sem Moment zu einem klei­nen, kind­ge­rech­ten Refe­rat über 1) Tier­ethik , 2) über die Maschen der Wer­be­indus­trie anhe­ben. Toch­ter 5 kommt mir nach­denk­lich zuvor: „Aber es könn­te ja schon sein, daß ein Vega­ner wirk­lich sehr arm ist. Und der will trotz­dem vegan leben, also ohne Sachen vom Tier. Viel­leicht ist er sogar so arm, daß er Sham­poo essen muß. Kann doch gut sein, daß das für den wich­tig ist, daß das Sham­poo vegan ist.“

Toch­ter 6, über­le­gen: „Na, dann wür­de der sich zum Essen aber ein bil­li­ge­res Sham­poo kau­fen. Guck mal, die bil­li­gen Sham­poos sind doch alle auch ‘vegan’. Oder? Die schrei­ben es nur nicht drauf. Ich glaub eh, daß es nur sehr weni­ge Men­schen gibt, die wirk­lich Sham­poo essen.“ – „Naja, viel­leicht aber, wenn sie sehr betrun­ken sind.“ – „Na, dann ist ihnen aber egal, ob vegan.“ – „Wie­so, auch Betrun­ke­ne kön­nen sehr tier­lieb sein!“ Usw., usf. So kann’s gehen. Logik? Ethik? Rabu­lis­tik? Sol­che Pro­ble­me hat­ten wir frü­her nicht!

– – – – –

5.11. 2016 – Apro­pos „sol­che Pro­ble­me“: Die­se Kurz­ge­schich­ten­samm­lung der letz­ten Tage wird hier nicht publi­ziert, obwohl sie sehr hei­te­re Anek­do­ten ent­hält. Es begann vor einer Woche mit der eher sinn­frei­en rhe­to­ri­schen Fra­ge eines Fami­li­en­mit­glieds: „Was ist das eigent­lich für ein Wet­ter?!“ Was soll man da schon sagen? „Irgend­wie… Welt­spar­tag­wet­ter, oder?“

WELTSPARTAG! Wir haben in den fol­gen­den Tagen immer mal hier & dort die Fra­ge auf­ge­wor­fen: „Kennt ihr das noch – Welt­spar­tag? Gibt’s den eigent­lich noch?“ Und sofort hagelt es Erin­ne­run­gen. An die guten, alten Acht­zi­ger. An das Auf­kom­men der Zähl­ma­schi­ne. Der aner­ken­nen­de oder miß­bil­li­gen­de Blick vom Kas­sie­rer (hat man sich viel­leicht nur ein­ge­bil­det, aber emp­fun­den hat ihn jeder.). Der ganz spe­zi­el­le Griff ins Spar­schwein, um pro­fes­sio­nell nach­zu­for­schen, ob noch Schei­ne am Schlitz klem­men. Die vie­len gran­dio­sen Bil­lig­gim­micks von der Bank. Tau­send Geschich­ten, jedes west­deut­sche Kind der Schmidt- und Kohl-Ära kennt ein paar. Ange­sichts von dräu­en­dem Bar­geld­ver­bot und Nega­tiv­zin­sen: seli­ge Zei­ten, damals.

– – – – –

7.11. 2016 – Jaja, die Wüs­te wächst! Auch die Ser­vice-Wüs­te! „Ihr Anruf ist uns sehr wich­tig. Bit­te legen Sie nicht auf!“ Wäh­rend ich hier schrei­be, hän­ge ich bei Minu­te 28:16 in der War­te­schlei­fe des FAZ-Abo­diens­tes. Dabei will ich nur wis­sen: „Wie wich­tig genau?“ Ich pro­bie­re die Zei­tung etwa ein­mal pro Jahr für 2 Wochen. Wenn sie jemals zuver­läs­sig zehn Tage am Stück (minus Sonn­tag) gelie­fert wor­den wäre – wer weiß, viel­leicht hätt’ ich mich zu einem Abo hin­rei­ßen lassen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (28)

Wahrheitssucher

7. November 2016 13:02

"Die neuen Rechten haben wenig Sinn oder Nerv für Belletristik, Punkt".

Liebe Frau Kositza, das mag stimmen und trifft wohl übewiegend zu, aber es ist nicht die Haupt-Scheidelinie.
Die verläuft eindeutig (Ausnahmen bestätigen fast immer die Regel) zwischen Männern und Frauen überhaupt.
Das ist meine (auch persönliche) Erfahrung und vielleicht auch die Ihre?
Warum preisen Sie und gerade Sie als Frau die Romane Ihres Hauses an?
Und das ist doch auch gut so, kann es doch nur in und an der Natur liegen...
Vive la difference!

Kositza: Interessante Überlegung! Angeblich wird tatsächlich in D Belletristik zu 65-70% von Frauen gekauft. Dazu zählen aber auch all jene Schinken (die einen Großteil des Marktes ausmachen), die unter "Bahnhofskioskliteratur" firmieren, "Die Hebamme von Braunschweig", "Wilde Leidenschaft" oder wie sie alle heißen. Gehobene Lit. (und ich stelle ja nie Trivia vor) macht doch nur ein schmales Marktsegment aus, und dort geh ich nicht davon aus, daß mehr F als M Leser sind. Ein bißchen ist es wie beim Reitsport: In den Hobbyreitställen tummeln sich zu 95% Mädchen. Ab einer gewissen Turnierklasse ist das Geschl.verhältnis plötzlich ausgeglichen bzw. überwiegen die Männer.
Und apropos "Frau des Hauses": Kubitschek hat ja genau wie ich Germanistik studiert, aus Leidenschaft für die Literatur übrigens. Er liest selten (nur ganz gezielt) Sachbücher,zu 90% Belletristik. Daß er nicht so häufig Romane vorstellt, liegt daran (seufz), daß er Wichtigeres zu tun hat...

Gustav Grambauer

7. November 2016 13:38

Es hieß bei uns immer, die Viele-Viele-Bunte-Smarties-Werbung im Westfernsehen hätte einen größeren Psy-Op-Effekt als jeder Löwenthal oder Loewe. Auch wurde gesagt, bei "Wetten-Daß" würden die Leute nur erniedrigt und an ihrer Charakterstruktur manipuliert..

Die Lehrer "alter Schule", die solche Dinge gesagt haben, wurden damals erbarmungslos ausgelacht. Aber wer diesen Film anschaut, dem wird das Lachen schon noch vergehen.

Danke an rautenklause,

https://www.sezession.de/54044/kollateralschaeden.html#comment-314664

Hatte mir den Film sogleich vorgemerkt und jetzt nach Lieferbarkeit sofort bestellt: en Sprengsatz, den man zugleich mehrmals anschauen sollte, um sich den hintergründigen Feinsinn an keiner der vielen Stellen entgehen zu lassen.

- G. G.

ulex

7. November 2016 14:25

Wieso denn des mit der FAZ?

Bei 10 Personen im Haushalt die dann auch noch 2 Vornamen haben und 3 verschiedenen Verlagsbezeichnungen bekommt man doch locker nen dauerhaft kostenlosen Probebezug unter jeweils wechselnden Bezeichnungen hin.

Kositza: Lieber Ulex, ich glaube sogar, der Tip kam schon mal von Ihnen... Ganz im Ernst, da käm ich mir ein bisserl betrügerisch vor, im Namen der Kleinen Probeabos zu bestellen... Außerdem, nach 14 Tagen Tageszeitungslektüre langt's mit immer auch erst mal. Ich komm dann nämlich nicht umhin, auch den "Boulevard" zu lesen (im Netz bin ich da disziplinierter), und dann kommt´s einem summa summarum vor, als hätte man einen Zeitdieb im Haus.

Wobei einem ne Zeitung die erst am Folgetag mit der Post kommt natürlich wenig nutzt - das war bei der FAZ aber teils schon in den 90ern so dass die selbst im Rheinland kein funktionierendes Zustellnetz hatten.

Stil-Blüte

7. November 2016 14:44

Liebe Ellen Kositza,

wenn Sie obendrein nicht nur eine humorvolle Berichterstatterin über die Heim-Tücken es Alltags/Lebens wären, sondern eine reimende sarkastische Wilhelmine Busch, wäre, im Verbund mit Ihren aufgeweckten Töchtern ein Volksbuch mit Hunderten von Auflagen (Busch/Struwwelpeter brachten es so weit) garantiert. Ich sehe Sie als Verseschmied inmitten der Runde Ihrer Töchter, wobeiu sie sich alle gegenseitig die Bälle zuwerfen. Einzige Einschränkung: Kein Comic für Erstkläpsler, sondern für Alle.

Für A l l e , was Volksbücher so aan und in sich haben.

Julius Fischer

7. November 2016 15:08

Ach, zumindest die Konservativen hatten doch früher durchaus etwas für Schöne Literatur übrig. Der Rheinische Merkur bspw. bestach doch auch gerade durch seinen Kulturteil, in dem dauernd gute Belletristik vorgestellt wurde. Ich würde mich persönlich schon freuen, wenn dem hier mehr Platz eingeräumt werden würde.

herr k.

7. November 2016 15:35

...zum Glück kommen Ihre Kinder nicht auf die Idee, die Haustiere vegan zu ernähren, so wie meine politisch bekloppte Nachbarin. Deren epochal pupsender Hund windet sich nun dauerhaft mit Magenkrämpfen, was wiederum mir die offen gesagt sadistische Freude erlaubt, die Verantwortliche in die Welt der kognitiven Dissonanz einzuführen: Also was nun, gequälter Hund oder gequältes Futter...?

Der Rest ist Schweigen. Hehehehehe.

Torsten

7. November 2016 16:23

Bjerg ist vorgemerkt, danke.

Naja, schöne Literatur geht wohl nie so gut, aber in der Tat könnte man mal die Herren Kubitschek oder Lichtmesz zur Literaturkritik verdonnern. Kann auch daran liegen, dass hier gestandene Mannsbilder mitlesen, die beruflich voll im Leben stehen und immer noch am im letzten Jahr gekauften Roman lesen (kauen), während das Sachbuch (vor allem, wenn es Weltbilder bestätigt) viel schneller zu verdauen ist.

Monika

7. November 2016 16:56

Liebe Frau Kositza,
ich wollte, Ihre aufgeweckten Töchter hätten seinerzeit meinen Jüngsten in die Veganer-Mangel genommen.
Ich kann es jetzt gestehen:
Mein Sohn war der erste Veganer meines Lebens. Da war er 16 Jahre und kein Schwein ( !) redete von veganer Ernährung usw.
Er aß von heute auf morgen kein Fleisch mehr, keine Milchprodukte.
Mein Söhnchen, das so wild auf das Stück Fleischwurst beim Metzger gewesen war.
Keine Ahnung, wie er auf diesen Trip gekommen ist. Das ist 10 Jahre her.
Und für eine Mutter, die gerne kocht, ein Supergau.
Es gab keine veganen Produkte in Supermärkten, kein einzig veganes Kochbuch. Noch keinen Attila Hildmann. Und ich war am verzweifeln.
Er machte alles selber. Vegane Schneckennudeln, vegane Käskuchen. Einmal bestellte er 10 Kg Gluten bei einem dubiosen Versand und stellte in meiner Küche Seitan her. Eine Riesenaktion. Die Küche sah aus.
Voller Zorn schmiß ich die Kiste mit dem verbliebenen Gluten in den Müll.
Im Zivildienst brachte er die nahegelegene Eisdiele dazu, veganes Zimteis herzustellen. Das wurde ein Renner.
Die ganze Ideologie hinter dem Veganismus ging mir auf den Nerv.
Ich ärgerte ihn: "Tritt an die Stelle von Tierleid nun Mütterleid ?"
Natürlich macht man sich als Mutter Sorgen. Vitamin B 12 Mangel, usw.
Mein Sohn mußte mir versprechen, sein Blut regelmäßig untersuchen zu lassen . Und dies von seinem Taschengeld bezahlen.
Er machte sich sogar seine Schuhe selber. Vegan. Waren in seiner Klasse ein Hit. Hat sie in größeren Mengen verkauft. Und auch vegane Klamotten hat er genäht usw. usw. Ich reagiere auf Vegan nur gereizt.
Heute ist es vorbei. Nicht mehr so rigide. Mehr vegetarisch. Selten Fleisch.
Im Rückblick macht mir das aber immer noch Magengrummeln.
So geht es mir mit jeder zum Exzess getriebenen "Weltanschauung" .
Produkte ohne " Gentechnik" sind auch ein Reizthema für mich. Vor allem Produkte, die auch vor diesem Aufdruck keine Gentechnik enthielten.
Oder Schulen ohne Rassismus. Also Schulen, die vor diesem Label auch nicht rassistisch waren. Oder Kindergärten ohne Schweinefleisch. Weil Kinder ja eh nicht so viel Fleisch essen sollen.
Und die Spaghetti Bolognese kann man auch mit Sojasschnetzel machen.
Und veganes Shampoo ist Shampoo ohne Ei.
So schnell kann eine heile Mütterwelt zerbrechen. Auch der Weltspartag ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Ein veganer Weltspartag. Vom Fleisch gefallen.
Ich bekam als Kind noch ein stabiles Lineal. Darauf stand:
Spare, lerne, leiste was, dann hast du, kannst du, bist du was !
Das wurde lange zu meinem Lebensmotto.
Heute denke ich so nicht mehr..
Auf dem Lineal sollte eher stehen:
Sammelt eure Schätze im Himmel, wo der Draghi sie nicht stehlen kann.

Brandenburger Sandstein

7. November 2016 18:29

Liebe E.K. ,

Vielen Dank, das mal wieder nett zu lesen - einfach gute Unterhaltung. Wiedererkennung aber mit Doppel-"N" ..konnte es mir schlicht nicht verkneifen, Sie haben (ganz zu recht übrigens) einmal meine Kommasetzung kritisiert. Hach tut das jetzt gut :>

stijl

7. November 2016 19:06

frau kositza, nun mag ich vielleicht kein waschechter neuer rechter sein, aber zumindest ein begeisterer leser ihrer kolumne und, (das behaupte ich mal) ganz und gar männlich! allein weil letztens von ihnen in einem nebensatz erwähnt, bin ich sofort zur buchhandlung los und habe mir melles "welt im rücken" besorgt. am wochenende angelesen und für gut befunden. von mir aus also gerne mehr davon, die didaktischen sachen (von l. und r.) finde ich seltener bis nie reizvoll in romanform (monsieur houellebecq ausgenommen). gruß, stijl

Solution

7. November 2016 19:34

Bis 1945 haben die Rechten Massen an Belletristik gelesen. Heute sind diese Schriftsteller, die von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhundert viele geniale Bücher geschrieben haben, vergessen oder verfemt.

Heute gibt es definitiv kaum gute Belletristik. Schon gar nicht mit politischem oder historischem Inhalt.

In den USA z.B. gibt es wenigstens ein paar gute Bücher von Autoren, die allerdings niemals in der BRD gedruckt werden könnten.

Ich bin überzeugt davon, daß man auch in der BRD Belletristik schreiben könnte, die trotz der faktischen Zensur interessant genug wäre.

Belletristik ohne jeglichen weltanschaulichen Inhalt zu lesen, mag zwar ein Vergnügen sein, das man sich ab und zu gönnen sollte, doch die wirklich guten Bücher sind für mich nun einmal politisch. Wo wäre ich heute, hätte ich in meiner Jugend nicht Bücher wie "Vogt Bartold", "Volk ohne Raum" oder "Soll und Haben" gelesen?

ulex

7. November 2016 21:11

@Kositza

Naja, so genau kam der Hinweis glaub ich nicht von mir - das war soweit ja auch nur ein Extrembeispiel.

Was ich aber erschütternd, wirklich erschütternd finde, ich wie mit sicherlich ehrlicher Empörung in patriotischen Kommentarspalten immer wieder mal verkündet wird, dass man nun nach 10, 15 oder 50 Jahren endlich das xyz-Abo kündige.

Da frag ich mich in der Tat weshalb man sowas sich nicht jedes Jahr tut und per Neukunden-Rabatt ("Sie brauchen nicht selber Abonennt zu sein...") sich wieder neu für 0 Euro der 50% des Preise zu werben.

Diesbezügliche Angeboten für Spiegel, Stern, Focus, Bild am Sonntag, Welt am Sonntag etc gibt es zuhauf und dann eben kostenfreie Probeabos für Süddeutsche, FAZ, Bild, örtliche Tageszeitung etc

Aber es soll ja auch Leute geben die nicht jedes Jahr ihre KfZ-Versicherung vergleichen oder ihren Strompreis...

Aber wie gesagt - muss man nicht verstehen.

(GEZ zahlen wir allerdings seit der Neuregelung mittlerweile - haben wir dafür 15 Jahre lang davor nicht getan sondern einfach alle Mahnschreiben weggeworfen)

Eckesachs

7. November 2016 22:03

Die Veganerei hat mehrere Gründe.

1. Verstädtertes Modeaffentum. Entfremdung von der Natur. Als Kind nicht am Graben gespielt. Bauernsöhne sind nie Vegetarier.

2. Ein massives Eßproblem. Veganismus als versteckte Diät. Die Weiber können jetzt moralisch tun, statt zu sagen, daß sie sich zu dick fühlen.

3. Dekadenz. Zuviel Zeit für Blödsinn. Nix besseres zu tun. Besonders sein wollen. Es sich leisten können. Sich aus der Masse herausheben.

Gustav Grambauer

7. November 2016 22:40

Für manche der asiatischen Völker mag anderes gelten, aber hier bei uns soll mit veganer Ernährung ein neuer Typ, man kann nicht einmal mehr sagen: Menschentyp, hochgezüchtet werden - in sich verhärtet, spröde, verkopft, bindungslos, kulturlos, fanatisiert, dem eigenen Sinnessystem enthoben, nicht geerdet, sogar den Kräften der Erde entfremdet, aus dem - weit über die Mutterliebe hinausgehenden - Liebes-Strom herausgesetzt, ja sogar entmenschlicht.

Im SJW und in der Kampflesbe, beide leben idealtypisch vegan, haben wir bereits zwei Prototypen in einem frühen Experimentalstadium vor Augen. Deren Earth-Lover-Speek, soweit gegeben, ist reiner Mindfuck und reine politisch-instrumentalisierte Heuchelei, im besten Falle noch ein hilfloser Versuch der projektiven Kompensation des Mangels an Verbundenheit, Getragen-Sein, Aufbau und Substanz bzw. alles in allem Liebe, die die Milch ihnen geben würde.

- G. G.

CS

7. November 2016 22:57

Ich verstehe immer nicht ganz, was das soll, diese Diskussion um Schöne Literatur und triviale Literatur zum Einen, Lesegewohnheiten von Männern und Frauen zum Anderen.
Es ist wohl Fakt, daß in den Höhen Männer erfolgreicher sind als Frauen, ob beim Reiten, Kochen oder in anderen Disziplinen, aber Frauen haben oft den Luxus nicht, sich spezialisieren zu dürfen. Und abgesehen vom spontanen Feminismus; manch ehrlicher Trivialroman ist überraschend gut recherchiert und um Klassen besser als ein 1000 Seiten starker Wälzer, der dreimal die Perspektive und zehnmal die Stilrichtung wechselt - immer mit verstohlenenem Blick auf den nächsten Literaturpreis. Wer aus der jeweiligen Lektüre, ob Roman oder Sachbuch, Hanser oder Kopp, für sich richtige und wichtige Impulse zieht, hat das Buch ausgewählt, das paßt. Und ansonsten: von Verkaufszahlen nicht irre machen lassen, sondern die richtigen Romane auswählen und mit Esprit und Sachverstand präsentieren, dann klappt das schon.

Unke

7. November 2016 23:28

Die FAZ?
Abonnieren?
Das geht mir jetzt aber an die Nieren...

Eckesachs

7. November 2016 23:41

Dürfen Veganermütter stillen?

Einen vierten Punkt , den vielleicht wichtigsten, hatte ich vergessen:

Gottlosigkeit.

Ist der Naturentfremdung sehr ähnlich, Gottlosigkeit bezieht sich jedoch auf das Eigentliche, während die Naturentfremdung mehr ein Symptom ist.

Ein städtischer Mann mit Glauben mag keine Bäume und Fische kennen, er wird aber nie ganz von der Schöpfung getrennt sein, wie es bei dem Gottlosen der Fall ist, da er mit dem Ursprung vertraut ist.

Der Gottlose ist eine ganz bedauernswerte Kreatur. Er muß sich einen Ersatz suchen, weil etwas in ihm drängt und verlangt. Also stellt er fanatische Essenregeln auf, hängt sich an die Veganersekte oder wird Kommunist (hier kann man vieles einsetzen, entscheidend ist der Dogmatismus).

Normalerweise muß man solchen Menschen helfen. Dem Mitleid müssen Taten folgen, ansonsten hat das Mitleid keine Bedeutung und ist ohne Zweck.
Leider wird von den Opfern gleichzeitig mit der Fanatisierung ein Schutzschild aus Arroganz und Verachtung für Nichtsektenmitglieder aufgebaut, welcher undurchdringlich erscheint. Ich für meinen Teil bin nicht gut genug, um hier mit Langmut und Rücksicht zu helfen. Gegenüber dieser Klientel ist Härte angezeigt. Keine Rücksicht bei Einladungen und Familienfeiern (,,Ach so, Vegetarier bist du...dann kannst du die Kartoffeln essen."), zurechtstutzen wenn sie Sonderbehandlungen fordern, lächerlich machen und von oben nach unten mustern und wieder zurück, von unten nach oben: so sieht so einer also aus....

Nehmt ihnen die Besonderheit. Bekämpft ihren Dünkel.

Eine andere Medizin weiß ich nicht.

enickmar

8. November 2016 01:38

Die Neuen Rechten haben wenig Sinn oder Nerv für Belletristik, Punkt.

Ich hab’ schon mit Jünger meine Probleme. Schmitt dagegen lese ich mit Genuß.

Er liest selten (nur ganz gezielt) Sachbücher,zu 90% Belletristik.

Götz war mir schon immer verdächtig …

Marjell

8. November 2016 08:43

Nach der Wende gab es den Weltspartag auch bei uns. Als Kind gefiel er mir. Einmal im Jahr wurde die Spardose ausgeschüttet, im Gegenzug gab es ein Kuscheltier, das zwar keiner brauchte, aber man bekam ja sonst nichts geschenkt und war deshalb froh. Anfang der 90er wollte ich bei der Verwandschaft im Westen auch nicht glauben, daß man im Laden etwas geschenkt bekommt. Ich sagte konsequent "nein, danke", bis die Großtanten mich aufklärten. Übrigens bekommt man in Mitteldeutschland bis heute keine Luftballons, Bonbons, Brötchen, Wurst, usw. an allen Ecken geschenkt. Man behält die Kontrolle über den Grad der Verwöhnung des eigenen Kindes.

Heute muß man sich bei der Bank schon rechtfertigen, wenn man ein Comic-Heft mitnehmen möchte, wie es vergangene Woche meiner Schwiegermutter widerfuhr. Dafür gab es den Hinweis, auf Sparkonten für Kinder gäbe es dreimal so viel Zinsen! Ah, wieviel denn? - Da muß ich erst nachschauen...

Otto

8. November 2016 09:34

Vor einiger Zeit gab es ja einmal diese Lektüre-Listen:

https://www.sezession.de/1354/lektuere-liste-1-romane.html
https://www.sezession.de/1564/lektuere-liste-2-romane-ergaenzung.html
https://www.sezession.de/2471/lektuere-liste-3-erzaehlungen.html
https://www.sezession.de/5142/lektuere-liste-4-jugendbuecher.html

Da gab es ein paar schöne Empfehlungen, auch in den Leserkommentaren. Werden diese einmal fortgesetzt? Bisher wurde ja nur deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts abgedeckt.

Monika

8. November 2016 13:46

Wie findet der Mensch, wenn er jeder Autorität, die seine Vernunft vereinnahmt, mißtraut, sich obrigkeitlich nicht mehr leiten läßt und religöse Tradition als soziales Umfeld ihn nicht mehr bestimmt, Gott ? -
Er muß sich selbst auf den Weg machen.

Paul Konrad Kurz , Gott in der modenen Literatur

In seinem lesenswerten Buch beschreibt Paul Konrad Kurz die Aufgabe von Literatur als intensive Bewußtsseinsarbeit, die dem Autor abverlangt wird, der den Unfaßbaren in der Welt sucht.
Ich lese in der Tat zu 90 Prozent Sach-und Fachbücher. Und wenig Belletristik. Mir fehlt Gott in der modernen Literatur. Nicht als Idee oder Religion. Sondern als Erfahrung.
Die moderne Literatur ist mir zu seicht.
Mir fällt nur Arnold Stadler ein. Sein neues Buch "Rauschzeit" kenne ich nicht, die "Unterwerfung" von Houellebecq gefiel mir auch gut. Aber auch " Hirnhunde" hatte Tiefgang.
Für Empfehlungen bin ich dankbar.
@ Eckesachs
Das mit der Veganen Mode wird vorbeigehen. Ein großer Auslöser dieser Welle war sicher der Film We feed the world

https://www.critic.de/film/we-feed-the-world-481/

Natürlich kreischen die teenies, wenn in diesem Film die süßen Hähnchen geschreddert werden. Und werden spätestens da Vegetarier.
Interessant auch, wie ein Ernährungstrend die Massen erobern kann. Und Frau Kositza auf der Buchmesse über 300 Titel zum Thema entdeckt hat.
Wer weiß, was in 10 Jahren aktuell ist.
Wäre ja nicht schlecht, wenn Mac Donald und andere Konsumketten wenigstens aus historischen Städten verschwinden würden. Und regionale Restaurants und regionale Manufakturen eine Renaissance erleben würden. Nicht nur in Florenz. link folgt.

Monika

8. November 2016 13:51

Vielleicht entsteht ihr ein regionaler Gegentrend zum globalen Fraß:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/mcdonald-s-verklagt-florenz-auf-18-mio-euro-schadenersatz-14517802.html

Winston Smith 78699

8. November 2016 14:40

@ Otto

Da gab es ein paar schöne Empfehlungen, auch in den Leserkommentaren. Werden diese einmal fortgesetzt?

Ich habe hier die Reclam-Ausgabe von Das einsame Land von Valdemar Lindholm. Wenn Sie wollen und SiN das erlaubt, tippe ich die ersten Zeilen als Zitat ab. Leider ist das kaum zum Kauf erhältlich und nicht oder nicht vollständig im Netz, ebenso wie Ernst Wiecherts "Der Totenwolf" (nicht verwechseln mit Totenwald oder Totenmesse).

Caroline Sommerfeld

8. November 2016 17:07

Dürfen Veganermütter stillen?

Auf der Bushaltestellenbank ein Pickerl mit einer Kuh drauf "Not your mom. Not your milk." Alles klar?

Bei mir in der Schulküche schlug am Adventbasar eine Dame auf, mit forderndem Ton - sie wollte artgerechtes Futter - sprach sie über sich und ihre Familie: "Wir sind vegan!" Ich entgegnete, daß ich dies bezweifle, sie sähe ganz so aus, als bestehe sie wie wir alle aus Fleisch.

Veganer Wein ist übrigens insofern eine nur auf den ersten Blick hirnrissige Erfindung, weil aller herkömmliche Wein durch Gelatine gefiltert wird. Könnte man sich jenseits des Veganismus überlegen, ob das appetitanregend ist.

Der Nimbus des Ich-hab-die-Zusammenhänge-Durchschaut ziert den Veganer, ebenso den "check-your-privilege"-SJW, den Esoteriker und die Genderin.
Manchen Rechten, Hochbegabten und Verschwörungstheoretiker allerdings auch.
Der Unterschied ist nur der, so meine Erfahrung, daß die Erstgenannten hinzufügen: "Und mir geht's jetzt viel besser!", während letztere meist davon schweigen, daß das Gegenteil der Fall ist.

Eckesachs

8. November 2016 20:55

@Monika

,,Natürlich kreischen die Teenies, wenn in diesem Film die süßen Hähnchen geschreddert werden. "

Weil sie selber nie gesehen haben, wie ein Hähnderl geschlachtet wird und schon gar nicht jemals selber getötet haben.

Verstädterung - Naturentfremdung

Dieser Film wird ganz sicher kräftig bei dieser Mode mitgewirkt haben. Das konnten die Filmemacher, diese gutherzigen naiven, ja nicht ahnen!
Das ist ein Propagandafilm.

@Caroline Sommerfeld

,,Der Nimbus des Ich-hab-die-Zusammenhänge-Durchschaut ziert den Veganer, ebenso den „check-your-privilege“-SJW, den Esoteriker und die Genderin.
Manchen Rechten, Hochbegabten und Verschwörungstheoretiker allerdings auch.
Der Unterschied ist nur der, so meine Erfahrung, daß die Erstgenannten hinzufügen: „Und mir geht’s jetzt viel besser!“, während letztere meist davon schweigen, daß das Gegenteil der Fall ist."

Ganz genau.
Vielleicht ist es für den Rechten und den Esoteriker doch eher Gottsuche und Selbstkasteiung und weniger Politik?

Diese Leute sind oft weiß im Gesicht und nicht belastbar, ungesund dünn und haben einen verkniffenen Gesichtsausdruck. Jemand, der gerne lebt und fröhlich ist, sieht anders aus.

Rabenkrähe

8. November 2016 22:48

“Wer weiß, vielleicht hätt‘ ich mich zu einem Abo hinreißen lassen.“

Nanana, es werden keine Gefangenen gemacht. Die FAZ ist wie alle Massenmedien den Deutschen gegenüber gleichgültig bis bösartig eingestellt.

Auch die FAZ ist nicht abonnierbar. Frau Kositza, das geht wirklich nicht.

hildesvin

8. November 2016 23:29

Wahrlich, so vor 4-5 Jahren kam mir eine Außerirdische von der Wega unter, mit der Hautfarbe von Magerquark und fortgeschrittenen neurologischen Ausfällen - auf gelehrt Funikuläre Myelose genannt, kommt sonst noch bei Alloholikern vor, welche sich nur noch von Schnappes nähren, so wie Oden laut der Edda nur von Vino. Gewaltige Beredsamheit hat mir Oden nicht gegeben, aber ich habe mein bestes versucht.
Auch ER, der Unnennbare, soll doch ab und wann eine Leberknödelsuppe genossen haben...

Winston Smith 78699

10. November 2016 07:11

@ Solution

Belletristik ohne jeglichen weltanschaulichen Inhalt zu lesen, mag zwar ein Vergnügen sein, das man sich ab und zu gönnen sollte, doch die wirklich guten Bücher sind für mich nun einmal politisch.

Nennen Sie mir irgendein gutes belletristisches Buch, welches nicht politisch wäre. Weltanschaulich sowieso. Umgekehrt: wie stellen Sie sich ein politisches Buch vor, das nicht auch zumindest ein wenig belletristisch wäre - in den Bildern, der Sprache, den Prognosen, der Gedankenführung, in den Problemstellungen - das nicht Keime von Erzählungen in sich bereithält? Wie liest man Zahlen über Massen, ohne sich darin Einzelne zu denken?

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