Buchtips zu Weihnachten- Schmökern, Teil II

Folgend fünf weitere Geschenkschmöker! Donovan-Sellner, Nolte-Kaiser, Raspail-Kubitschek, myself-Tenenbom, Wirzinger-Borrmann. Voilà:

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Mar­tin Sell­ner:
Jack Dono­van: Der Weg der Män­ner, Schnell­ro­da: Antai­os 2016. 232 S., 16 €

Dono­van beschreibt, wie mir Mar­tin Licht­mesz unlängst etwas lako­nisch anver­trau­te, „eigent­lich Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, Din­ge die man sich so immer schon selbst irgend­wie gedacht hat“. Kraft, Mut, Kom­pe­tenz, Ehre und vie­le ande­re männ­li­che Tugen­den wer­den von Dono­van mit Ver­wei­sen auf die Evo­lu­ti­ons­psy­cho­lo­gie abge­han­delt. Er tut das aber, wie Licht­mesz hin­zu­füg­te: „auf eine der­art ein­gän­gi­ge und kla­re Wei­se“, das im Gesamt­bild ein Kom­pen­di­um ent­steht, das gera­de für Iden­ti­tä­re wie mich unver­zicht­bar ist. Denn nicht nur die eth­no­kul­tu­rel­len, son­dern auch die Iden­ti­tä­ten der Geschlech­ter ste­hen heu­te auf dem Spiel.

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Bene­dikt Kai­ser:
Ernst Nol­te: Faschis­mus. Von Mus­so­li­ni zu Hit­ler – Tex­te, Bil­der, Doku­men­te, Schnell­ro­da: Antai­os 2016. 389 S., 28 €

Man muß Ernst Nol­tes frag­wür­di­ge Theo­rie über den Natio­nal­so­zia­lis­mus als »Radi­kal­fa­schis­mus« nicht tei­len, um die­ses nun wie­der auf­ge­leg­te Werk jedem Leser wärms­tens zu emp­feh­len. Der Geschichts­den­ker Nol­te durch­dringt die Essenz der ein­zel­nen phi­lo­fa­schis­ti­schen, faschis­ti­schen und natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Bewe­gun­gen Euro­pas, bet­tet sie in den his­to­ri­schen Kon­text ein und stellt den »kau­sa­len Nexus« zum Klas­sen­mord der Bol­sche­wi­ki als trei­ben­des Movens (vor allem des NS) her­aus. Über 400 sel­te­ne Abbil­dun­gen aus Bewe­gungs- und (evtl.) Regime-Pha­se der faschis­ti­schen Par­tei­en und Grup­pen gewäh­ren einen Ein­blick in die »Epo­che des Faschis­mus«, wie er von kei­nem zwei­ten Werk gebo­ten wird. Nol­tes Faschis­mus-Band soll­te daher in kei­ner Biblio­thek zum kur­zen 20. Jahr­hun­dert fehlen.

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Götz Kubit­schek:
Jean Ras­pail: Der Ring des Fischers, Roman, Schnell­ro­da: Antai­os 2016. 351 Sei­ten, 22 €

Ich will – als Ver­le­ger – aus­schließ­lich auf die Früch­te unse­rer Arbeit aus den letz­ten Mona­ten hin­wei­sen: Vie­les, was in ande­ren Ver­la­gen an Emp­feh­lens­wer­tem erscheint, erhält Auf­merk­sam­keit genug. Jüngst schloß ich die Lek­tü­re des neu­en Romans von Chris­toph Rans­mayr ab, Cox oder Der Lauf der Zeit, ein sprach­lich-kom­po­si­to­ri­sches Meis­ter­werk, aber er ist lei­der wie­der nicht bei Antai­os erschienen.
Daher aus unse­rem Haus: Der Ring des Fischers von Jean Ras­pail, der drit­te Roman, den wir aus sei­ner Feder ver­öf­fent­li­chen durf­ten. Es geht um die Avi­gnon-Linie der Päps­te, die gegen die römi­sche letzt­lich den Kür­ze­ren zog und nach dem Kon­zil von Kon­stanz (1417) an ihr Ende kam. Ras­pail – ein für ihn typi­scher Gedan­ke! – spinnt den Faden wei­ter: Nichts sei an sein Ende gekom­men, eine unun­ter­bro­che­ne Linie von Bene­dikts zöge sich bis in unse­re Gegen­wart, von weni­gen treu­en Gläu­bi­gen unter­stützt, das Papst­tum des ver­lo­re­nen Pos­tens, wider­stän­dig bis zur Armut der Land­strei­cher. Wie dann der aller­letz­te die­ser Bene­dikts von einem Agen­ten des Vati­kan auf­ge­spürt und qua­si nach Rom heim­ge­holt wird, ist sehr schön komponiert.

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Ellen Kositza:
Tuvia Tenen­bom: Allein unter Ame­ri­ka­nern. Eine Ent­de­ckungs­rei­se, Ber­lin: Suhr­kamp 2016. 463 S., 16.95 €

Tenen­bom war bereits Allein unter Deut­schen und Allein unter Juden, bei­de Rei­se­be­rich­te wur­den Ver­kaufs­schla­ger. Inter­es­sant, daß Suhr­kamp einen der­art poli­tisch unkor­rek­ten Autoren hält! Tenen­bom ist alles ande­re als ein Klug­schei­ßer, wie­wohl er womög­lich etwas weni­ger naiv ist, als er tut bei sei­nen Rei­sen durch’s Land. Sei­ne bewähr­te Metho­de: Den Leu­ten ein­fach auf’s Maul schau­en, sie unge­schminkt zu Wort kom­men zu las­sen. Und ab und an ein net­tes Foto zu schie­ßen. Wir ler­nen viel, ganz zwang­los. Lachen/weinen inklusiv.

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Sig­rid Wirzinger:
Mech­tild Borr­mann: Trüm­mer­kind, Mün­chen: Droe­mer 2016, 304 S., 19.99€

Mech­tild Borr­mann ist eine mehr­fach aus­ge­zeich­ne­te deut­sche Kri­mi­au­to­rin; ihr Mar­ken­zei­chen sind klu­ge, vor einem gut recher­chier­ten his­to­ri­schem Hin­ter­grund gestell­te Kri­mi­nal­ro­ma­ne. Mit “Trüm­mer­kind” ist ihr wie­der ein sehr guter Wurf gelun­gen:  Ein Fin­del­kind in den Trüm­mern Ham­burgs 1946; eine Fami­lie auf ihrem Gut in der Uckerm­arck, Hin- und Her­ge­ris­sen zwi­schen Blei­ben und Gehen; meh­re­re Trüm­mer­mor­de, die nicht auf­ge­klärt wer­den kön­nen; eine Ham­bur­ger Fami­lie, die ums Über­le­ben kämpft; Kriegs­heim­keh­rer zwi­schen Trau­ma und Sinn­su­che und letzt­lich 1992 zwei jun­ge Men­schen auf Spu­ren­su­che in ihrer Ver­gan­gen­heit. – In die­sem Roman wer­den auf span­nen­den Art und Wei­se und in einer schö­nen Spra­che jen­seits der Schuld­fra­ge die Schä­den auf­ge­zeigt, die zwei Krie­ge, Besat­zungs­zeit und Schwei­gen im Volk hin­ter­läßt. Ein loh­nens­wer­ter Kri­mi, für Frau­en und Män­ner gleichermaßen!

 

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (6)

Der_Jürgen

24. November 2016 22:39

@Benedikt Kaiser

Ich habe Noltes Buch über den Faschismus schon vor sehr langer Zeit, als ich noch ein braver Konservativer und Sympathisant des rechten Unionsflügels war, mit Gewinn gelesen. Noltes Definition des Nationalsozialismus als "Radikalfaschismus" leuchtete mir schon damals ein, und ich finde sie heute noch zutreffend. Können Sie bitte kurz erklären, weswegen Sie diese Theorie als "fragwürdig" einstufen? Die Frage interessiert bestimmt nicht nur mich, so dass sich eine Antwort lohnen würde. Besten Dank.

Benedikt Kaiser

25. November 2016 09:17

@Der_Jürgen: Danke für die Nachfrage. Mangels Zeit verweise ich an dieser Stelle auf meine zusammengefaßte Argumentation in einem Beitrag der Neuen Ordnung (II/2014).

Der_Jürgen

25. November 2016 13:22

@Benedikt Kaiser

Verbindlichen Dank für den Hinweis auf Ihren kenntnisreichen Artikel, den ich mit grossem Interesse las.

Stil-Blüte

25. November 2016 16:51

@ Tuvia Tenenbom, 'Allein unter Amerikanern'

Ich kann Ellen Kositzas Einschätzung nur bestätigen - das Schmökern wird zum kurzweiligen Vergnügen.

Obwohl es um Amerika geht, wird man auch auf fast jeder, wirklich fast jeder Seite daran erinnert, daß jüdisches Erzählen, Berichten, Dokumentieren nicht selten ein lockeres Plaudern ist, ich möchte es phantasievolles Augenzwinkern statt Flunkern nennen, eine jüdische Begabung, die die eigene jüdische Identität mit Humor und Chupze nicht aus dem Blick lässt, und uns auf diese Art und Weise so viele komische jüdische Witze, Legenden, Anekdoten beschert hat und immer wieder aufs Neue beschert.

Nicht einmal dann wird er sie aus dem Sinn verlieren, wenn er sich auf die Suche nach den 80 Millionen Deutschstämmigen macht und sie nicht so recht finden kann, was nach meiner Meinung wiederum für die Unfähigkeit der Deutschen sprechen könnte, die eigene Sache und Sprache nicht nur in einem fremden Land, sondern, wie wir sehen, sogar im eigenen, so zu bewahren, daß das Eigene erhalten bleibt. Oder ist es gar keine Unfähigkeit, sondern eine sehr deutsche Fähigkeit aufzugehen bzw. aufzugeben, eine spezielle Eigenschaft diametral zur jüdischen einer eigenen Präsenz?

In diesem Buch kann man sich über diese Frage ganz nebenbei hermachen, ohne Amerika und die Amerikaner aus dem Blick zu verlieren.

Peter Voit

26. November 2016 16:04

Wie wäre es zudem mit den Werken von Theodor Storm? In dessen Erzählung "Ein grünes Blatt" (1850) etwa heißt es:

"So leb denn wohl, Regine!" sagte er und reichte ihr die Hand. Aber sie trat zurück und sagte zögernd: "Sag mir noch eines . . . ; weshalb mußt du in den Krieg?"
"Weißt du es nicht, Regine?"
Sie schüttelte den Kopf. "Großvater spricht nicht davon", sagte sie und sah wie ein Kind an ihm herauf.
Er verlor sich stumm in ihren Augen; eine Nachtigal schlug plötzlich neben ihnen aus den Büschen (...) Sie stand ihm gegenüber, ohne Regung, kaum belebt von lindem Atmen; nur in ihren Augen, im tiefsten Grunde regte sich die Seele; er wußte nicht, was so ihn anschaute.
"Sprich nur!" sagte sie endlich.
Er ergriff einen Zweig, der ihr zu Häupten hing, und brach ein Blatt herab.
"Es ist für diese Erde", sagte er, "für dich, für diesen Wald - - - - damit hier nichts Fremdes wandle, kein Laut dir hier begegne, den du nicht verstehst, damit es hier so bleibe, wie es ist, wie es sein muß, wenn wir leben sollen - unverfälschte, süße, wunderbare Luft der Heimat!"

K. R.

27. November 2016 15:35

Man nehme es mir bitte nicht übel, aber bisher finde ich die Buchtips zu einfallslos. Bisher waren fünf von neun Empfehlungen aus dem Antaios-Verlag, aber deren Bücher dürfte jeder Leser von sezession.de kennen. Besteht die Hoffnung, dass in den nächsten Teilen etwas unbekanntere Bücher empfohlen werden?

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