Götz Kubitschek:
Armin Mohler: Lieber Chef … Briefe an Ernst Jünger 1947–1961. Schnellroda: Antaios 2016. 556 S., 44 €
Armin Mohler habe ich noch kennenlernen dürfen, die Festschrift zu seinem 80. Geburtstag war, von Ellen Kositza, Karlheinz Weißmann und mir zusammengestellt, das erste Buch unseres Verlags. Mohlers Schreibstil ist ungemein inspirierend, er hat etwas situatives an sich, etwas bis zur Grobheit ehrliches, experimentelles, treibendes. Sein Briefwechsel mit Ernst Jünger, dessen Sekretär er war, beweist diesen Befund: Hier schrieb einer aus Augenhöhe, wo andere den Stiefellecker und Adlatus gespielt hätten.
Der Plan, diesen wichtigen Briefwechsel zu edieren, ist zehn Jahre alt. Aber zehn Jahre lang haben wir vergeblich um die Rechte an Jüngers Briefen gekämpft, und dann haben wir auf sie verzichtet und in Absprache mit der Witwe Mohlers nur seinen Anteil veröffentlicht, Jüngers Schreiben aber für das Verständnis jeweils kurz zusammengefaßt.
Ein Buch zum Nachdenken – und eines, das als seltsames Stück über die geistige Borniertheit der Gegenwart allein durch seine Existenz viel erzählt.
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Martin Sellner:
Friedrich-Wilhelm von Herrmann: Die zarte, aber helle Differenz: Heidegger und Stefan George, Frankfurt a.M.: Klostermann 1999. 328 S., 50,11 €
Es ist keine einfache Lektüre und auch kein Buch für Heidegger-Einsteiger. Doch Das Buch des Adepten ist ein großartiger Schlüssel zum tieferen Verständnis des Meisters vom Todtnauberg. In überraschend klarer Sprache und im ähnlichen, einprägsam-wiederholenden Ductus seines Lehrers gibt von Hermann anhand des Themas einen selten klaren Überblick über Heideggers Denken, der von schönen Hölderlin, George und Rilke-Interpretationen gesäumt ist. Für alle, die im Thema etwas tiefer gehen wollen, bestens geeignet.
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Sigrid Wirzinger:
Staatspolitisches Handbuch, Bd. 4: Deutsche Orte, hg. von Erik Lehnert und Karlheinz Weißmann, Schnellroda: Antaios 2014. 220 S., 15 €
Die Reihe der Staatspolitischen Handbücher, herausgegeben vom Institut für Staatspolitik, dürfen in keiner konservativen Bibliothek fehlen, und es fällt schwer, einen Band hervorzuheben. Der vierte Band allerdings, Deutsche Orte, regt nicht nur zum Denken an, sondern auch zum Nachspüren. Wo sind sie, die Orte, an denen deutsche Geschichte greifbar wird? Warum ist dieser Ort ein besonderer für uns Deutsche? Von Aachen bis Xanten, von den Externsteinen auf den Brocken… Ein Einblick in die Geschichte und in die Volksseele: und vielleicht gleich Anregung für die nächste Reise…! Übrigens: die Reihe findet ihren Abschluß im 5. Band, Deutsche Daten, der im Dezember erscheint.
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Nils Wegner:
Oliver Jens Schmitt: Căpitan Codreanu. Aufstieg und Fall des rumänischen Faschistenführers, Wien: Zsolnay 2016. 336 S., 26 €
Die autoritären und faschistischen Bewegungen im Europa zwischen den Weltkriegen haben eine Reihe schillernder Führer hervorgebracht. Eine der herausragendsten und – nicht zuletzt aufgrund seiner starken orthodoxen Spiritualität – bis heute mystifizierten Persönlichkeiten war Corneliu Codreanu, der von 1927 bis 1938 die Bewegung »Legion Erzengel Michael« bzw. die Miliz »Eiserne Garde« leitete. Diese »heilige Bruderschaft des Kampfes« (Codreanu) mit mehr als einer Viertelmillion Mitgliedern nannte Ernst Nolte einst die radikalste faschistische Bewegung des 20. Jahrhunderts, wohl insbesondere aufgrund ihres bis zum Fanatismus gesteigerten Nationalchristentums, für das sich die Legionäre anstandslos als Märtyrer zu opfern bereit waren. Der Schweizer Historiker Oliver Jens Schmitt legt mit Căpitan Codreanu die erste Biographie dieses Charismatikers vor – der Lebenswandel eines jungen Anwalts in einem ethnisch und politisch zum Zerreißen angespannten Land, zwischen Terror (der Garde) und Gegenterror (der Regierung) auf der einen, tiefer Armut (der ländlichen Bevölkerung) und zügelloser Selbstbereicherung (der politischen und wirtschaftlichen Eliten) auf der anderen Seite. Ein spannendes, informatives Werk!
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Benedikt Kaiser:
Didier Eribon: Rückkehr nach Reims, Berlin: Suhrkamp 2016. 240 S., 18 €
Daß Didier Eribons bereits 2009 in Frankreich erschienenes Werk ein solcher Erfolg wurde, hatte man im Hause Suhrkamp wohl nicht erwartet, denn dann hätte man – wie im Verlag durchaus üblich – zunächst eine gebundene, preisintensive Fassung der Rückkehr nach Reims gewagt. Nun liegt zumindest das Taschenbuch vor und man kann es, dank einer hervorragenden Übersetzung, problemlos in einem Zuge durchlesen. Der linksintellektuelle Soziologe Eribon kehrt zurück in seine »proletarische« Heimat, wo sich die populären Klassen längst von linken Parteien abgewandt und dem Front National zugewandt haben. Weil sich die linken Parteien von den prekarisierten Gesellschaftsklassen abgenabelt haben, sei es gewissermaßen »eine Art politische Notwehr der unteren Schichten«, sich einer nun sozial aufgestellten Rechten anzunähern. Frankreich könnte sich auch hier als politisches Laboratorium erweisen, dessen Erfahrungen wenig später in anderen europäischen Ländern nacherlebt werden.