… die ihren Texten irgendeine politische Botschaft verpassen wollen. Doch jetzt will der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg das Groebenufer an der Spree in May-Ayim-Ufer umbenennen und in dem Zusammenhang taucht diese ominöse “Wissenschaft” wieder auf.
Den Beschluß faßte das Bezirksparlament vor zwei Wochen auf Antrag der Grünenfraktion.
Mit dieser Umwidmung werde zum ersten Mal in Berlin ein kolonialer Straßenname ersetzt, sagte ein Fraktionssprecher. Statt Otto Friedrich von der Gröben (1656–1728), den Pionier des deutschen Kolonialismus, zu ehren, solle das Ufer nahe der Oberbaumbrücke nun den Namen der verstorbenen Berliner Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung, May Ayim (1960–1996), tragen.
1895 wurde die neu angelegte Uferstraße an der Spree nach Otto Friedrich von Groeben benannt, den man weniger als Kolonialpionier (das 1683 im heutigen Ghana gegründetes Großfriedrichsburg verkaufte der Soldatenkönig bereits 1717 an die Holländer) denn als Forschungsreisenden ansah; ganz im Gegensatz zu Peters, Lüderitz, Woermann oder Wissmann. Für die Umbennung ist aber letztlich egal, wer Groeben war, da es offenbar um die mir bislang unbekannte Aktivistin geht.
Das Besondere an dieser Umbenennung sei, dass sie die Erinnerungsperspektive umkehre, sagte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion und Vorsitzende des bezirklichen Kulturausschusses, Elvira Pichler. Mit May Ayim bekomme die Straße am Kreuzberger Spreeuferstraße eine Namenspatronin, die sich in den 1980er und 1990er Jahren wissenschaftlich, politisch und literarisch mit dem engen Zusammenhang zwischen Kolonialismus und Rassismus in unserer heutigen Gesellschaft auseinandergesetzt habe.
Wenn man jetzt nach May Ayim googelt, kommt man darauf, daß sie als eine der Pionierinnen (!!!) der “Kritischen Weißseinsforschung” (die es offenbar wirklich gibt) in Deutschland gilt. Was ist das? Kurz gesagt: Ein Zweig der sog. Rassismusforschung, der den Blick auf den Ursprung der “Rassifizierung”, die gesellschaftliche Norm des “Weißseins” richtet. Mit anderen Worten: Der Weiße ist grundsätzlich rassistisch, weil er weiß ist und er ist immer rassistisch, weil die “Kategorie des Weißseins” ja auch ohne Rassismus-Objekt (den “Schwarzen”) vorhanden ist.
So nützt auch die schönste Obama-Begeisterung nichts, wenn man die falsche Hautfarbe hat. Mich würde interessieren, wie die “Dekonstruktion” des Weißseins funktionieren soll, wenn wir einmal davon ausgehen, daß ja frühestens unsere jeweiligen Nachkommen “Afrodeutsche” sein können. Mit Lippenbekenntnissen (“Ich bin zwar weiß, fühl mich aber nicht so.”) werden sich die Kritischen Weißseinsforscher wohl nicht zufriedengeben.